Peter Høeg
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Durch deine Augen (ungekürzt) (MP3-Download)
Gekürzte Lesung. 497 Min.
Sprecher: Stieren, Frank / Übersetzer: Urban-Halle, Peter
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Wie wäre es, wenn wir in das Bewusstsein eines anderen schlüpfen könnten? Was sähe ich, wenn ich die Welt durch deine Augen sähe? Um diese Fragen kreist dieser spannende Roman von Peter Høeg, mit dem er auf sehr persönliche Weise an den Bestseller "Der Susan-Effekt" anknüpft . "Von meinem ersten Buch an habe ich versucht, ein Fenster in eine andere Wirklichkeit aufzustoßen. Immerzu habe ich nach Bildern dafür gesucht. Zuvor waren es der Schnee, die Musik, der Humor, jetzt sind es Hirnscans und echte Begegnungen zwischen Menschen." Peter Høeg
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Peter Høeg, 1957 in Kopenhagen geboren, ist mit dem Roman Fräulein Smillas Gespür für Schnee (Hanser 1994) zum internationalen Bestsellerautor geworden. Bei Hanser liegen außerdem vor: Vorstellung vom zwanzigsten Jahrhundert (Roman, 1992), Der Plan von der Abschaffung des Dunkels (Roman, 1995), Die Liebe und ihre Bedingungen in der Nacht des 19. März 1929 (Erzählungen, 1996), Die Frau und der Affe (Roman, 1997), Das stille Mädchen (Roman, 2007), Die Kinder der Elefantenhüter (Roman, 2010), Der Susan-Effekt (Roman, 2015) und Durch deine Augen (Roman, 2019). Peter Høeg lebt in der Nähe von Kopenhagen.
Peter Urban-Halle arbeitet auch als Kritiker und Herausgeber. Er übersetzte u.a. Naja Marie Aidt, Georg Brandes, Leif Davidsen, Jens Christian Grøndahl und Per Højholt. Zuletzt erhielt er den Förderpreis des Europäischen übersetzerpreises Offenburg 2010.
Peter Urban-Halle arbeitet auch als Kritiker und Herausgeber. Er übersetzte u.a. Naja Marie Aidt, Georg Brandes, Leif Davidsen, Jens Christian Grøndahl und Per Højholt. Zuletzt erhielt er den Förderpreis des Europäischen übersetzerpreises Offenburg 2010.
Produktdetails
- Verlag: AUDIOBUCH
- Gesamtlaufzeit: 497 Min.
- Erscheinungstermin: 26. Februar 2019
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783958624511
- Artikelnr.: 55131064
Führ mich in die wirkliche Wirklichkeit
Ein schlaues Spiel auf mehreren Ebenen: Peter Høegs Roman "Durch deine Augen" erzählt Science-Fiction von gestern mit Bedenken von heute. Es geht um den Zugang zum kollektiven Bewusstsein.
Er ist nicht nur der Mann für Geschichten im Grenzbereich der Vernunft, sondern auch der Spezialist für starke Frauen. Nach Peter Høegs Geschmack müssen die allerdings eine Doppelbegabung haben. Sie müssen über eine außergewöhnliche Auffassungsgabe für die Fachrichtung Naturwissenschaften verfügen, bei gleichzeitiger ungewöhnlicher Empfänglichkeit für im weitesten Sinn übersinnliche Phänomene. Dafür dürfen sie auf dem Feld der eher alltäglichen Emotionen leicht zu kurzgekommen sein. Das war
Ein schlaues Spiel auf mehreren Ebenen: Peter Høegs Roman "Durch deine Augen" erzählt Science-Fiction von gestern mit Bedenken von heute. Es geht um den Zugang zum kollektiven Bewusstsein.
Er ist nicht nur der Mann für Geschichten im Grenzbereich der Vernunft, sondern auch der Spezialist für starke Frauen. Nach Peter Høegs Geschmack müssen die allerdings eine Doppelbegabung haben. Sie müssen über eine außergewöhnliche Auffassungsgabe für die Fachrichtung Naturwissenschaften verfügen, bei gleichzeitiger ungewöhnlicher Empfänglichkeit für im weitesten Sinn übersinnliche Phänomene. Dafür dürfen sie auf dem Feld der eher alltäglichen Emotionen leicht zu kurzgekommen sein. Das war
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schon so bei seinem Erstling "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" aus dem Jahr 1992, mit dem der Däne, Jahrgang 1957, einen Weltbestseller landete. Und das zeichnete auch die Protagonistin seines bisher letzten Romans, "Der Susan-Effekt", 2015 aus. Nun gibt es in "Durch deine Augen" eine Lisa, die diese Komplexität perfekt in sich vereinigt.
Lisa leitet in der Nähe von Kopenhagen ein "Institut für neuropsychologische Bildgebung", in dem bei strengster Geheimhaltung und staatlicher Millionensubventionierung Versuchsreihen mit Menschen stattfinden. Sie ist keine gewöhnliche Therapeutin, denn sie erforscht das Bewusstsein dieser Menschen mit Hilfe einer hypertechnischen Apparatur, die Bewusstseinsströme dreidimensional, in einer Art Hologramm, darstellen kann. Das geschieht mittels einer etwas altmodisch anmutenden Kostümierung, einem verkabelten Helm und Kittel, die es Lisa möglich machen, in das Bewusstsein ihrer Patienten virtuell einzutreten, mit ihnen dort auch durch Sprache zu kommunizieren und so deren verschüttete Traumata zugänglich zu machen. Und Høeg geht es um noch weiterreichende Perspektiven, die sich mit dieser Methode eröffnen: "Wir können uns ins Bewusstsein eines Menschen begeben und haben von dort aus möglicherweise auch Zugang zum kollektiven Bewusstsein. Zum Bewusstsein der Menschheit als solcher. Die Konsequenzen sind zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt nicht zu ermessen. Wenn wir sie ermessen können, geben wir die Ergebnisse frei. Vorher nicht."
Die Geschichte, die in Lisas Institut kulminiert, ist, wie bei Høeg nicht anders zu erwarten, mit beachtlicher Spannung aufgeladen. Zwei Handlungsstränge sind verflochten; einer liegt drei Jahrzehnte zurück, der andere findet in der Gegenwart statt. Im Mittelpunkt stehen eben Lisa, der Ich-Erzähler Peter und Simon, Peters einstiger Pflegebruder. In ihrem Kindergarten heißen die drei der "Club der schlaflosen Kinder", weil sie keine Mittagsruhe finden können. Allerdings können sie auf spirituelle Weise in die dritte Dimension von Bildern eindringen - wie, sinnreich genug, in einen "Dschungel" des dänischen Malers Hans Scherfig -, und sie können in die Träume anderer hineingehen, damit sogar eine noch nicht eingetretene, künftige Wirklichkeit beeinflussen. Das Leben, ein Traum? Oder umgekehrt? Schon auf der Wahrnehmungsebene der Kinder geht es um Angst und Tod, auch wenn sie dafür noch keine Begriffe haben. Ohne den zarten Hauch von Esoterik macht es Høeg auch diesmal nicht. Das muss man nehmen wollen, dann hat man einiges Vergnügen an der Story.
"Durch deine Augen" beginnt damit, dass der Ich-Erzähler als Erwachsener seinen Kinderfreund Simon in einer psychiatrischen Klinik besucht, nach dessen Selbstmordversuch. Peter bringt ihn in Lisas Institut; Lisa akzeptiert Simon als Patient. Vor allem aber erwählt sie Peter zum Begleiter bei ihren Forschungen. Es kommt im Versuchsraum zu immer mehr holographischen Begehungen des Bewusstseins anderer Menschen. Zunehmend wird Peter klar, dass Lisas Forschung nicht nur dem Segen der Menschheit dient, sondern mindestens ebenso der Suche nach dem Erinnerungsvermögen an ihre Kindheit, das ausgelöscht wurde. Høeg macht aus Lisa das faszinierende Zentralgestirn seines Romans, mit aller Schärfe ihrer Ambivalenzen.
Etwas zu ausführlich fallen diese "Sitzungen" aus, an denen Peter schließlich in dichtem Rhythmus teilnimmt. Es sind mitunter brutale Schilderungen von Vergewaltigung oder Notzucht an Kindern, von Kriegsszenarien, die im Bewusstsein der Patienten auftauchen. Man versteht Høegs Absicht, ein Schlaglicht auf "Dunkeldänemark" zu werfen, wie schon in "Fräulein Smillas Gespür für Schnee", auf die hinter der blitzsauberen Fassade verborgene Schattenseite seines Heimatlands. Und man muss durch ausgedehnte Gespräche zwischen Lisa und Peter, in denen, neben den Kindheitserzählungen Peters, jene "wirkliche Wirklichkeit" vorkommt, jenseits rationalen Zugriffs: "Es hatte nichts mit Verständnis und Sinn zu tun. Verständnis und Sinn sind Flaschenhälse, Verengungen, und zuweilen ist die Wirklichkeit zu groß, um durch so eine Verengung schlüpfen zu können." Manchmal ist sie aber auch so klein, dass Høeg Banalitäten und gutmenschlichen Sentenzen nicht entkommt.
Einigen Reiz entfaltet der Roman im ständigen Ineinandergleiten der Geschehnisse in Raum und Zeit, das ihm seinen Suspense gibt; man kommt nicht leicht weg davon. Dazu gehört das schlaue Spiel, wie es der Autor auf mehreren Ebenen betreibt. So heißt es immer wieder, die aktuelle Handlung ereigne sich "dreißig Jahre später", nämlich nach der gemeinsamen Zeit der siebenjährigen Kinder. Als einschneidendes Ereignis erinnert sich der Ich-Erzähler Peter an die Kubakrise; die Welt stand gleichsam still vor dem drohenden Atomkrieg. Die Kuba-Krise datiert auf den Oktober 1962. Das Wiedersehen von Lisa, Peter und Simon als Erwachsene muss also - jedenfalls in der realen Zeitachse - bereits Anfang der neunziger Jahre angesiedelt sein. Womit, unter der Hand, auch auf der Erzählebene das Feld der vergangenen Zukunft aufgemacht wäre; Lisas Institut ist dann Science-Fiction von gestern.
Und es geht Høeg wieder um die Sprache und ihren Zugriff auf das, was Wirklichkeit heißt. Wie die Erinnerung bloß ein Konstrukt des einzelnen Menschen, gar der Menschheit sein kann, findet der Ich-Erzähler in "Durch deine Augen" ständig neue Ansätze, andere Formulierungen, um sich dem Phänomen der "wirklichen Wirklichkeit" anzunähern. Damit verweist der Autor Høeg auf die Fiktionalität seines Romans. Er treibt dieses Flirren noch weiter, indem er dem Ich-Erzähler - dessen eigentlichen Beruf man nicht erfährt - seinen eigenen Vornamen "Peter" gibt. Damit nicht genug, lässt er den kleinen Simon Peters Mutter, gegen deren Wunsch, als "Frau Høeg" ansprechen. Er provoziert nachgerade die Gleichsetzung von Autor und Ich-Erzähler, die er schon mehrfach zurückgewiesen hat.
Dass Peter Høeg so schreiben kann, dass ihm schwer entkommt, wer nur ein wenig Sinn für paranormale Phänomene hat, ist keine Neuigkeit. Er schafft eine Benutzeroberfläche - eine Matrix, wenn man so will -, unter der die Phantasien im Leser befeuert werden. Das Konzept, dafür ein brennendes Thema wie den Fortschritt in der Neuropsychologie und deren Anwendungsgebiet zu wählen, geht durchaus auf. Allerdings lässt Høeg das Problem der Macht und mithin des Machtmissbrauchs weitgehend aus, das in transpersonalen Versuchsanordnungen liegt, würden sie erst real. Peter stellt sich solche Fragen zwar mitunter. Doch seine Erwägungen schweifen dann eher ab in den zwischenmenschlichen Bereich. Denn Lisa ist, wie gesagt, eine starke Frau. Und auch im Spannungsfeld der schwierigen Liebe kennt sich Peter Høeg recht gut aus.
ROSE-MARIA GROPP
Peter Høeg: "Durch deine Augen". Roman.
Aus dem Dänischen von Peter Urban-Halle. Hanser Verlag, München 2019. 336 S., geb., 24,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Lisa leitet in der Nähe von Kopenhagen ein "Institut für neuropsychologische Bildgebung", in dem bei strengster Geheimhaltung und staatlicher Millionensubventionierung Versuchsreihen mit Menschen stattfinden. Sie ist keine gewöhnliche Therapeutin, denn sie erforscht das Bewusstsein dieser Menschen mit Hilfe einer hypertechnischen Apparatur, die Bewusstseinsströme dreidimensional, in einer Art Hologramm, darstellen kann. Das geschieht mittels einer etwas altmodisch anmutenden Kostümierung, einem verkabelten Helm und Kittel, die es Lisa möglich machen, in das Bewusstsein ihrer Patienten virtuell einzutreten, mit ihnen dort auch durch Sprache zu kommunizieren und so deren verschüttete Traumata zugänglich zu machen. Und Høeg geht es um noch weiterreichende Perspektiven, die sich mit dieser Methode eröffnen: "Wir können uns ins Bewusstsein eines Menschen begeben und haben von dort aus möglicherweise auch Zugang zum kollektiven Bewusstsein. Zum Bewusstsein der Menschheit als solcher. Die Konsequenzen sind zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt nicht zu ermessen. Wenn wir sie ermessen können, geben wir die Ergebnisse frei. Vorher nicht."
Die Geschichte, die in Lisas Institut kulminiert, ist, wie bei Høeg nicht anders zu erwarten, mit beachtlicher Spannung aufgeladen. Zwei Handlungsstränge sind verflochten; einer liegt drei Jahrzehnte zurück, der andere findet in der Gegenwart statt. Im Mittelpunkt stehen eben Lisa, der Ich-Erzähler Peter und Simon, Peters einstiger Pflegebruder. In ihrem Kindergarten heißen die drei der "Club der schlaflosen Kinder", weil sie keine Mittagsruhe finden können. Allerdings können sie auf spirituelle Weise in die dritte Dimension von Bildern eindringen - wie, sinnreich genug, in einen "Dschungel" des dänischen Malers Hans Scherfig -, und sie können in die Träume anderer hineingehen, damit sogar eine noch nicht eingetretene, künftige Wirklichkeit beeinflussen. Das Leben, ein Traum? Oder umgekehrt? Schon auf der Wahrnehmungsebene der Kinder geht es um Angst und Tod, auch wenn sie dafür noch keine Begriffe haben. Ohne den zarten Hauch von Esoterik macht es Høeg auch diesmal nicht. Das muss man nehmen wollen, dann hat man einiges Vergnügen an der Story.
"Durch deine Augen" beginnt damit, dass der Ich-Erzähler als Erwachsener seinen Kinderfreund Simon in einer psychiatrischen Klinik besucht, nach dessen Selbstmordversuch. Peter bringt ihn in Lisas Institut; Lisa akzeptiert Simon als Patient. Vor allem aber erwählt sie Peter zum Begleiter bei ihren Forschungen. Es kommt im Versuchsraum zu immer mehr holographischen Begehungen des Bewusstseins anderer Menschen. Zunehmend wird Peter klar, dass Lisas Forschung nicht nur dem Segen der Menschheit dient, sondern mindestens ebenso der Suche nach dem Erinnerungsvermögen an ihre Kindheit, das ausgelöscht wurde. Høeg macht aus Lisa das faszinierende Zentralgestirn seines Romans, mit aller Schärfe ihrer Ambivalenzen.
Etwas zu ausführlich fallen diese "Sitzungen" aus, an denen Peter schließlich in dichtem Rhythmus teilnimmt. Es sind mitunter brutale Schilderungen von Vergewaltigung oder Notzucht an Kindern, von Kriegsszenarien, die im Bewusstsein der Patienten auftauchen. Man versteht Høegs Absicht, ein Schlaglicht auf "Dunkeldänemark" zu werfen, wie schon in "Fräulein Smillas Gespür für Schnee", auf die hinter der blitzsauberen Fassade verborgene Schattenseite seines Heimatlands. Und man muss durch ausgedehnte Gespräche zwischen Lisa und Peter, in denen, neben den Kindheitserzählungen Peters, jene "wirkliche Wirklichkeit" vorkommt, jenseits rationalen Zugriffs: "Es hatte nichts mit Verständnis und Sinn zu tun. Verständnis und Sinn sind Flaschenhälse, Verengungen, und zuweilen ist die Wirklichkeit zu groß, um durch so eine Verengung schlüpfen zu können." Manchmal ist sie aber auch so klein, dass Høeg Banalitäten und gutmenschlichen Sentenzen nicht entkommt.
Einigen Reiz entfaltet der Roman im ständigen Ineinandergleiten der Geschehnisse in Raum und Zeit, das ihm seinen Suspense gibt; man kommt nicht leicht weg davon. Dazu gehört das schlaue Spiel, wie es der Autor auf mehreren Ebenen betreibt. So heißt es immer wieder, die aktuelle Handlung ereigne sich "dreißig Jahre später", nämlich nach der gemeinsamen Zeit der siebenjährigen Kinder. Als einschneidendes Ereignis erinnert sich der Ich-Erzähler Peter an die Kubakrise; die Welt stand gleichsam still vor dem drohenden Atomkrieg. Die Kuba-Krise datiert auf den Oktober 1962. Das Wiedersehen von Lisa, Peter und Simon als Erwachsene muss also - jedenfalls in der realen Zeitachse - bereits Anfang der neunziger Jahre angesiedelt sein. Womit, unter der Hand, auch auf der Erzählebene das Feld der vergangenen Zukunft aufgemacht wäre; Lisas Institut ist dann Science-Fiction von gestern.
Und es geht Høeg wieder um die Sprache und ihren Zugriff auf das, was Wirklichkeit heißt. Wie die Erinnerung bloß ein Konstrukt des einzelnen Menschen, gar der Menschheit sein kann, findet der Ich-Erzähler in "Durch deine Augen" ständig neue Ansätze, andere Formulierungen, um sich dem Phänomen der "wirklichen Wirklichkeit" anzunähern. Damit verweist der Autor Høeg auf die Fiktionalität seines Romans. Er treibt dieses Flirren noch weiter, indem er dem Ich-Erzähler - dessen eigentlichen Beruf man nicht erfährt - seinen eigenen Vornamen "Peter" gibt. Damit nicht genug, lässt er den kleinen Simon Peters Mutter, gegen deren Wunsch, als "Frau Høeg" ansprechen. Er provoziert nachgerade die Gleichsetzung von Autor und Ich-Erzähler, die er schon mehrfach zurückgewiesen hat.
Dass Peter Høeg so schreiben kann, dass ihm schwer entkommt, wer nur ein wenig Sinn für paranormale Phänomene hat, ist keine Neuigkeit. Er schafft eine Benutzeroberfläche - eine Matrix, wenn man so will -, unter der die Phantasien im Leser befeuert werden. Das Konzept, dafür ein brennendes Thema wie den Fortschritt in der Neuropsychologie und deren Anwendungsgebiet zu wählen, geht durchaus auf. Allerdings lässt Høeg das Problem der Macht und mithin des Machtmissbrauchs weitgehend aus, das in transpersonalen Versuchsanordnungen liegt, würden sie erst real. Peter stellt sich solche Fragen zwar mitunter. Doch seine Erwägungen schweifen dann eher ab in den zwischenmenschlichen Bereich. Denn Lisa ist, wie gesagt, eine starke Frau. Und auch im Spannungsfeld der schwierigen Liebe kennt sich Peter Høeg recht gut aus.
ROSE-MARIA GROPP
Peter Høeg: "Durch deine Augen". Roman.
Aus dem Dänischen von Peter Urban-Halle. Hanser Verlag, München 2019. 336 S., geb., 24,- [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Änne Seidel bedauert, dass Peter Høeg sein spannendes Thema der Bewusstseinserkundung nicht ohne Kitsch, Esoterik, langatmige Weisheiten und die "Untiefen des Zwischenmenschlichen" zu verhandeln weiß. Was sich zwischen Bewusstseinsforschung und Imagination abspielt, hat Seidel schon besser beschrieben gefunden, in Sci-Fi-Filmen etwa. Der philosophierende Erzähler im Text namens Peter Høeg geht Seidel jedenfalls mächtig auf den Keks. Mit den großen Themen Liebe, Tod und Gewalt, auf die die Bewusstseinreisen der Protagonisten zusteuern, übernimmt sich das Buch außerdem hoffnungslos, findet die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Ein Roman ..., der einen großen Sog entfaltet. ... Selten hat jemand die Innenseite unseres Selbst so neugierig ausgeleuchtet. Das perfekte Buch für Psychologie-Fans." Andrea Huss, emotion, April 2019 "Ein schlaues Spiel auf mehreren Ebenen: Peter Hoegs Roman erzählt Science-Ficiton von gestern mit Bedenken von heute. ... Dass Peter Hoeg schreiben kann, dass ihm schwer entkommt, wer nur ein wenig Sinn für paranormale Phänomene hat, ist keine Neuigkeit. Er schafft eine Benutzeroberfläche - eine Matrix, wenn man so will -, unter der die Phantasien im Leser befeuert werden." Rose-Maria Gropp, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.03.19 "Peter Hoeg verknüpft recherchiertes Material aus den Neurowissenschaften ... mit geradezu magisch wirkenden Seltsamkeiten und vor allem mit einer imposanten Frauenfigur. Mit der Grundfrage, was es ... bedeuten würde, die Gedankenwelten anderer betreten und manipulieren zu können, sowie mit einer raffinierten Erzähltechnik hat er einen bis zum Schlussam Haken." Andrea Gerk, Deutschlandfunk Kultur, 19.02.19 "Magisch, mit vielen Räumen zwischen den Sätzen, die vom Leser aufgefüllt werden müssen." Annemarie Stoltenberg, NDR Kultur, 19.02.19
Das Hörbuch ist sehr spannend und fesselnd. Man hört gespannt der Stimme und zu Beginn, weiß man noch nicht worauf das alles hinausläuft. Zwischendrin wird es auch teils mysteriös und man blickt in viele tiefe Abgründe, nichts für zart besaitete Menschen. Auch das …
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Das Hörbuch ist sehr spannend und fesselnd. Man hört gespannt der Stimme und zu Beginn, weiß man noch nicht worauf das alles hinausläuft. Zwischendrin wird es auch teils mysteriös und man blickt in viele tiefe Abgründe, nichts für zart besaitete Menschen. Auch das Ende ist sehr offen und lässt einen etwas verwirrt und nachdenklich zurück. Die Spannung hält sich von Beginn an und es regt zum Nachdenken an. Es hat mich im Großen und Ganzen recht gut unterhalten, nur über das Ende muss ich noch etwas grübeln. Der Sprecher hat mir sehr gut gefallen. Er hat eine sehr angenehme Stimme und ein gutes Sprechtempo. Das hat mir gut gefallen.
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Gebundenes Buch
Gewollt surreal
Durch deine Augen von Peter Høeg
Peter Høeg bringt dem Leser diesen fiktionalen Roman aus eigener Erzählperspektive näher.
Peter hat eine Trennung hinter sich, als er von dem versuchten Selbstmord seines Freundes Simon aus Kindertagen hört. Lisa, …
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Gewollt surreal
Durch deine Augen von Peter Høeg
Peter Høeg bringt dem Leser diesen fiktionalen Roman aus eigener Erzählperspektive näher.
Peter hat eine Trennung hinter sich, als er von dem versuchten Selbstmord seines Freundes Simon aus Kindertagen hört. Lisa, die Peter auch aus dieser Zeit kennt, hat eine Maschine entwickelt, die ins Unterbewusstsein des Menschen blicken kann, um dort alte Erlebnisse wieder hervorzuholen, um Traumata erkennen und beseitigen zu können. Eine interessante Vorstellung, die während des gesamten Hörbuchs immer wieder zu neuen Denkansätzen anregt.
Kontrovers empfand ich die Tatsache, dass Lisa, die renommierte Wissenschaftlerin auf diesem Gebiet, hat selbst keine Erinnerungen mehr an ihre eigene Kindheit. Stück für Stück gelangt sie während des Buches aber zu neuen Erkenntnissen.
Eine leichte Handlung liegt nicht vor, man muss sich konzentrieren und bereit sein, über den Tellerrand zu schauen. Man sollte dem Gedankenkarussel des Autors folgen können, ansonsten erschließen sich einige Dinge sicher nicht.
Viele Erinnerungen sind sehr schmerzhaft, ich gelangte oft an meine Grenzen und musste erstmal meine Eindrücke verarbeiten.
Dieser Roman setzt sich auf eine interessante Art und Weise mit dem Bewusstsein des Menschen auseinander. Wird einiges irgendwann vielleicht sogar umsetzbar sein? Ich hoffe nicht, denn ich persönlich wäre mit den Informationen definitiv überfordert. Mir reicht es, wenn ich es hören oder lesen kann und mir auf meiner Couch meine eigenen Gedanken zu diesem Thema machen kann, das ist dem Autor gelungen. Eine interessante Reise ins menschliche Unterbewusstsein und vielem mehr.
Der Sprecher dieser Hörbuchfassung, Frank Stieren, hat eine sehr wohlklingende Stimme und erzählt im angemessenen Tempo, mir hat es sehr gut gefallen.
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"Durch deine Augen" von Peter Høeg, ist ein sehr intensiv erlebtes, faszinierend und traumhaft-unwirkliches Abtauchen in das Unterbewusstsein eines anderen Menschen.
Nach einem Selbstmordversucht will Peter seinem Pflegebruder Simon helfen seine Vergangenheit aufzuarbeiten. In …
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"Durch deine Augen" von Peter Høeg, ist ein sehr intensiv erlebtes, faszinierend und traumhaft-unwirkliches Abtauchen in das Unterbewusstsein eines anderen Menschen.
Nach einem Selbstmordversucht will Peter seinem Pflegebruder Simon helfen seine Vergangenheit aufzuarbeiten. In einer Forschungseinrichtung trifft er auf Lisa, die er aus seiner Kindheit kennt. Sie lässt Peter Teilhaben an einer speziellen Art von Therapiesitzung, in der sie durch Hirnscans und Hologramme in das Bewusstsein ihrer Patienten eintauchen kann.
Schon bald ist auch Simon ein Teil ihrer Forschung, der sie tief in die Vergangenheit eintauchen lässt.
Peter Høeg hat ein sehr intensiv durchlebtes Hörbuch erschaffen, das total spannend und faszinierend zugleich eine überaus eindringliche Wahrnehmungen gewährt. Man wird selbst Teil der visuellen Wahrnehmung und fühlt fast hautnah die durchlebten Bewusstseinsbegegnungen mit.
Auf zwei Ebenen erfährt man zum einen, mehr über die Vergangenheit, die Kindheit, die tiefe Einblicke in dunkle Abgründe gewähren das nichts für schwache Nerven war. Zum anderen aber auch die visuelle Traumwahrnehmungen das Abtauchen in eine surreale Welt die eine grosse Faszination für mich darstellen konnte.
Die Charaktere werden authentisch mit ihren Abgründen und Ängsten aus ihren Vergangenheiten beschrieben.
Ich war total begeistert von dem Verfahren, dem Abtauchen in ein anderes Bewusstsein, dem ich jedoch auch etwas mehr Zeit zum verstehen geben musste. Denn obwohl Frank Stieren mit seiner unglaublich angenehmen und beruhigenden Erzählstimme hervorragend die düstere Atmosphäre aufgreifen konnte haben die Rückblenden in die Kindheit der Protagonisten eine sehr eindringlich
Wahrnehmung gewährt.
Die Thematik ist total interessant und nah an der Realität die durchaus realistisch vielleicht schon heute in der Umsetzung ist.
Im Gesamten ein faszinierendes Hörbuch zwischen Hirnscans und dem Abtauchen in ein anderes Bewusstsein. Spannend und empfehlenswert.
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Die wirkliche Wirklichkeit
Peters Pflegebruder Simon wollte sich das Leben nehmen. Peter will Simon in das Programm im „Institut für neuropsychologische Bildgebung“ von Lisa bringen. Diese hat dort eine Methode gefunden, das Bewusstsein der Menschen in einen Hologramm sichtbar zu …
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Die wirkliche Wirklichkeit
Peters Pflegebruder Simon wollte sich das Leben nehmen. Peter will Simon in das Programm im „Institut für neuropsychologische Bildgebung“ von Lisa bringen. Diese hat dort eine Methode gefunden, das Bewusstsein der Menschen in einen Hologramm sichtbar zu machen. Doch auch Lisa zieht Nutzen aus dem Wiedersehen – denn sie war als Kind mit Simon und Peter befreundet. Schon dort hatten sie den Grundstein zu Lisas jetzigem Beruf gelegt, auch wenn Lisa sich an die ersten sieben Jahre ihres Lebens durch ein traumatisches Ereignis nicht mehr erinnern kann. Nach und nach graben sie Erinnerungen aus, die so vieles erklären, das bisher unerklärlich war.
Das Buch hat mich auf einer Ebene berührt, die ich nicht rational erklären kann. Die Scans sind reine Fiktion, funktionieren in der Geschichte aber perfekt. Sie lösen nicht nur schöne Reaktionen aus, ganz im Gegenteil. Das, was sie sehen lassen, geht ganz tief und gäbe es solche Maschinen tatsächlich, wäre es für viele Opfer – gleich welcher Untaten – ein Segen, nicht nur darüber zu sprechen, sondern andere sehen und sogar spüren zu lassen, was mit ihnen geschah. Peter Hoeg hat so viele Themen angeschnitten, sie so gekonnt in dieser Geschichte eingewebt, dass ich völlig überwältigt bin. Ein paar autobiografische Details sind ebenfalls eingewebt, sodass die Fiktion fast schon wahr erscheint. Auffallend ist auch, dass er selbst (Peter) eine der Hauptfiguren ist. Seine Mutter (Frau Hoeg) wird benannt und taucht auch auf. Von seiner Exfrau spricht er immer nur als „die Mutter meiner Kinder“. Einen Namen bekommt sie nicht.
Hoegs Sprache ist so poetisch, dass sie oft zum krassen Widerspruch zum Erzählten steht, und doch passt sie perfekt. Die Geschichte entwickelt einen gigantischen Sog. Ich schwankte zwischen Faszination und Unglaube, zwischen unbedingt mehr erfahren wollen und dringend eine Pause einlegen müssen, zwischen lachen und weinen. Die Lebensgeschichten der Probanden des Programms erzählen fast durchweg von schwersten Missbrauchserfahrungen – hauptsächlich in der Kindheit. Teils erinnern sich die Probanden „verschlüsselt“ und die Scans helfen, diese Codes zu knacken. Das geht an die Nieren, aber es ist auch schön, die Erleichterung zu erleben und den Wunsch von Peter und Lisa, wirklich helfen zu können.
Auf eine gewisse Weise hat das, was Hoeg seine drei Hauptfiguren erinnern lässt, etwas in mir berührt und mich mein eigenes Selbst aus der Kindheit „wieder treffen lassen“. Seine Kindheits-Figuren kämpfen mit der Anerkennung durch Erwachsene. Sie wissen, dass Erwachsene Kinder nicht für voll nehmen, und machen das Beste aus ihrer Situation. Das ist bewegend und faszinierend für mich. Die Erlebnisse in der Kindheit und dann im Programm zeigen, wie fern man sich trotz aller Nähe doch sein kann und leider oft ist – sie zeigen ganz oft Einsamkeit. In all ihren Formen.
Die Erinnerungen von Peter und Lisa an die Zeit im Kindergarten, in der sie einen Weg fanden, in die Träume anderer zu gelangen, sind phantastisch, fast schon esoterisch. Quasi der erste Schritt zu Lisas jetzigem Beruf und Wirken. Und dennoch ist es so in sich stimmig, dass es mir den Atem raubt. Besonders erstaunlich ist das, weil „solche Bücher“ eigentlich gar nicht in mein Leseschema passen und mir arg widerstreben. Dennoch – dieses Buch ist so völlig anders, so wunderbar gemacht, mit all seinen Traurigkeiten, auch brutalen Szenen, phantastischen Momenten, surrealen Passagen, esoterischen Einschüben, dass ich absolut begeistert bin.
Das Ende kam dann – aufs ganze Buch gesehen – etwas plötzlich. Ich muss aber dazusagen, dass ich mit den Enden von Büchern sehr oft ein kleines bis mittleres Problem habe. Deshalb stört es mich insgesamt nicht so sehr. Da ich so fasziniert bin, wäre ein mir genehmes Ende wohl auch sehr schwer zu machen gewesen. Von mir aus hätte es noch lange weitergehen können und dürfen!
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