Ilija Trojanow
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Doppelte Spur (MP3-Download)
Ungekürzte Lesung. 431 Min.
Sprecher: Sarbacher, Thomas
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Im Labyrinth der Macht - Eigentlich hat Ilija viel Erfahrung. Als investigativer Journalist kennt er die zersetzende Wirkung der Macht und die subversiven Routinen der Aufdeckung. Aber diesmal ist es anders. Durch einen doppelten Leak der amerikanischen und russischen Geheimdienste entdeckt er ein undurchdringbares Netzwerk von Oligarchen, Mafiosi und Politikern, in das auch die Staatspräsidenten beider Länder involviert sind. Zusammen mit Boris, einem amerikanischen Wirtschaftsjournalisten, und Emi, die über Kindesmissbrauch in der Geldaristokratie forscht, folgt er der doppelten Spur der ...
Im Labyrinth der Macht - Eigentlich hat Ilija viel Erfahrung. Als investigativer Journalist kennt er die zersetzende Wirkung der Macht und die subversiven Routinen der Aufdeckung. Aber diesmal ist es anders. Durch einen doppelten Leak der amerikanischen und russischen Geheimdienste entdeckt er ein undurchdringbares Netzwerk von Oligarchen, Mafiosi und Politikern, in das auch die Staatspräsidenten beider Länder involviert sind. Zusammen mit Boris, einem amerikanischen Wirtschaftsjournalisten, und Emi, die über Kindesmissbrauch in der Geldaristokratie forscht, folgt er der doppelten Spur der Leaks, doch die Flut an Hinweisen ist schier grenzenlos. Um welchen Preis kann man die Dokumente veröffentlichen? Und lässt sich der Kampf gegen Korruption überhaupt gewinnen? Ilija Trojanow gelingt in diesem Roman ein virtuoses Spiel mit Fakten und Fiktionen, das uns vor Augen führt, wie sehr wir durch Fake News zu Komplizen der Macht werden.
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Ilija Trojanow, geboren 1965 in Sofia, floh mit seiner Familie 1971 über Jugoslawien und Italien nach Deutschland, wo sie politisches Asyl erhielt. 1972 zog die Familie weiter nach Kenia. Unterbrochen von einem vierjährigen Deutschlandaufenthalt lebte Ilija Trojanow bis 1984 in Nairobi. Danach folgte ein Aufenthalt in Paris. Von 1984 bis 1989 studierte Trojanow Rechtswissenschaften und Ethnologie in München. Dort gründete er den Kyrill & Method Verlag und den Marino Verlag. 1998 zog Trojanow nach Mumbai, 2003 nach Kapstadt, heute lebt er, wenn er nicht reist, in Wien. Seine bekannten Romane wie z.B. ¿Der Weltensammler¿ und ¿Macht und Widerstand¿ sowie seine Reisereportagen wie ¿An den inneren Ufern Indiens¿ sind gefeierte Bestseller und wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Zuletzt erschienen bei S. Fischer der literarisch-politische Essay ¿Nach der Flucht¿ und der Roman ¿Doppelte Spur¿.

Produktdetails
- Verlag: argon
- Gesamtlaufzeit: 431 Min.
- Erscheinungstermin: 14. August 2020
- Sprache: Deutsch
- ISBN-13: 9783732417940
- Artikelnr.: 59978958
Ilija Trojanows Roman fasziniert vor allem durch seine Realitätsnähe. Simon Langemann Stern 20201015
Die Frau mit dem Modigliani-Nacken
Wenn aus Geschichtlichem eine Geschichte werden soll: Ilija Trojanow verrennt sich in seinem Enthüllungsroman "Doppelte Spur"
Die Welten der Fiktion und des Dokumentarischen waren einmal voneinander getrennt. Aber inzwischen gibt es Dokumentarfilme mit fiktiven Szenen, Reality-TV und Romanreportagen, Dokufiction, Faction und andere Mischformen. Die Grenze zwischen Wahrheit und Erfindung, immer schon porös, hat sich aufgelöst.
Insofern ist das Kompliment, das Ilija Trojanow den Lesern seines neuen Romans nach knapp hundert Seiten macht, durchaus zwiespältig: "Wenn Sie dieses Buch gekauft haben, gehören Sie zu jenen, die die Augen offen halten." Offen halten wofür? Für die
Wenn aus Geschichtlichem eine Geschichte werden soll: Ilija Trojanow verrennt sich in seinem Enthüllungsroman "Doppelte Spur"
Die Welten der Fiktion und des Dokumentarischen waren einmal voneinander getrennt. Aber inzwischen gibt es Dokumentarfilme mit fiktiven Szenen, Reality-TV und Romanreportagen, Dokufiction, Faction und andere Mischformen. Die Grenze zwischen Wahrheit und Erfindung, immer schon porös, hat sich aufgelöst.
Insofern ist das Kompliment, das Ilija Trojanow den Lesern seines neuen Romans nach knapp hundert Seiten macht, durchaus zwiespältig: "Wenn Sie dieses Buch gekauft haben, gehören Sie zu jenen, die die Augen offen halten." Offen halten wofür? Für die
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Aktivitäten der Verbrecherkartelle und politischen Netzwerke, von denen in "Doppelte Spur" die Rede ist? Oder für die literarischen Qualitäten von Neuerscheinungen? Von Anfang an ist klar, dass es in diesem Buch um mehr geht als um Literatur, denn schon im Prolog werden der jetzige amerikanische und der russische Präsident erwähnt, die hier auf die Spitznamen "Schiefer Turm" und "Mikhail Iwanowitsch" hören - "zwei Männer, die uns täglich in den Nachrichten anstarren, mit den Augen toter Fische". Man hört die Wellen der Weltgeschichte rauschen. Aber was stand noch einmal auf dem Buchumschlag? "Roman". Also geht es eben doch um Literatur.
Die Geschichte beginnt am Frankfurter Flughafen. Der Passagier Ilija Trojanow, unterwegs nach Hongkong, empfängt zwei rätselhafte E-Mails in russischer Sprache. Nach der Landung folgen weitere Nachrichten mit angehängten Dateien, jemand steckt ihm eine Speicherkarte in die Jackentasche, und schließlich trifft er sich mit einer "kleinen drahtigen Frau" in einer schummrigen Bar. Die Kulisse für einen Agententhriller ist also aufgebaut, aber schon vier Seiten später ist Trojanow wieder zu Hause in Wien, wo ihm ein Paket mit einer Matrjoschka-Puppe geliefert wird, in der ein USB-Stick steckt. Die Dokumente, die der enthält, stammen vom KGB und seiner Nachfolgeorganisation SWR, und sie handeln von der Zusammenarbeit russischer Agenten, Oligarchen, Mafiosi und Politiker - mit starken Überschneidungen zwischen den vier Gruppen - mit "Schiefer Turm".
Dann folgen in kurzer Zeit sehr viele Namen: Witali Tschurkin, Mikhail Lessin, Tevfik Arif, Oleg Boyko, Jean-Claude Duvalier, Verina Hixon, Wjatscheslaw Iwankow, Boris Birshtein, Wilbur Ross. Man kann sie nicht alle aufzählen, die Liste ist endlos; aber man kann sie googeln. Manche waren Mieter im Trump Tower, andere Geschäftspartner, Freunde oder Günstlinge Trumps, wieder andere starben eines plötzlichen und gewaltsamen nächtlichen Todes. Je zwei oder drei von ihnen könnte man zu einem schönen Schurkenstück zusammenspannen, einem jener Enthüllungsdossiers, von denen es im Zeitalter der "alternative facts" leider immer noch viel zu wenige gibt. Aber dieser Kleinkram interessiert den Erzähler Trojanow nicht, er möchte das große Ganze aufdecken, die Weltverschwörung hinter der Herrschaft von Trump und Putin. Deshalb stößt er, als er erkennt, was ihm da ins Haus geflattert ist, den Siegesruf aller berühmten Entdecker aus: "Heureka!"
Der Leser möchte gern mitjubeln. Doch das Triumphgeheul bleibt ihm im Hals stecken. Die Bezeichnung "Roman" hat in ihm eine Erwartung geweckt, die im Verlauf des Buches grausam enttäuscht wird. Die Erwartung des Lesers bestand darin, dass Trojanow in "Doppelte Spur" eine Geschichte erzählen würde. Aber er breitet nur Material aus, Namen, Indizien, Fakten, Anekdoten, jede für sich aufregend und skandalös, lähmend jedoch als unausgegorene Masse. Und da, wo er der Recherche tatsächlich so etwas wie eine Erzählung unterlegt, bleibt sie blass und fragmentarisch. In New York lernt der Autor einen Mann namens Boris kennen, Kind russischer Emigranten, Weltverbesserer und Computer-Nerd, und später dessen Studentenfreundin Emi, die "schlanker als eine Modigliani-Statue" ist (gemeint ist wohl Giacometti), weshalb er bald strammer dasteht als eine altgriechische Herme: "Als ich ihren Nacken mit meinen Lippen berühre, weiß ich, dass wir den Cocktail, den sie viel zu lange umrührt, nicht trinken werden." Da guckt doch wieder James Bond um die Ecke, aber nicht als Schutzengel, sondern als Troll.
Das Buch, in dem neben solchen feinherben Erotika auch einige wertvolle Kalendersprüche stehen - "Gerechtigkeit ist so selten wie ein Lottogewinn" -, endet mit einer Selbstkritik. "Manche werden unsere Darstellung als Verschwörungstheorie abtun . . . Eine Mischung aus überhöhter Rechnung und Zechprellerei." Von Abzocke oder Betrug kann aber in diesem Fall keine Rede sein. Eher von Selbstbetrug. Man kann vieles in einen Roman hineinpacken, selbst Putin und Trump samt Helfershelfern, aber man muss etwas dazugeben, damit die Substanz flüssig wird, ein Wundermittel, den Zauber der Fiktion. Nur so wird das Geschichtliche zur Geschichte. Bei Ilija Trojanow bleibt es starr und steif wie eine Statue von Modigliani. Oder war es Giacometti? Ach, egal.
ANDREAS KILB
Ilija Trojanow: "Doppelte Spur". Roman.
Verlag S. Fischer, Frankfurt am Main 2020.
229 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Geschichte beginnt am Frankfurter Flughafen. Der Passagier Ilija Trojanow, unterwegs nach Hongkong, empfängt zwei rätselhafte E-Mails in russischer Sprache. Nach der Landung folgen weitere Nachrichten mit angehängten Dateien, jemand steckt ihm eine Speicherkarte in die Jackentasche, und schließlich trifft er sich mit einer "kleinen drahtigen Frau" in einer schummrigen Bar. Die Kulisse für einen Agententhriller ist also aufgebaut, aber schon vier Seiten später ist Trojanow wieder zu Hause in Wien, wo ihm ein Paket mit einer Matrjoschka-Puppe geliefert wird, in der ein USB-Stick steckt. Die Dokumente, die der enthält, stammen vom KGB und seiner Nachfolgeorganisation SWR, und sie handeln von der Zusammenarbeit russischer Agenten, Oligarchen, Mafiosi und Politiker - mit starken Überschneidungen zwischen den vier Gruppen - mit "Schiefer Turm".
Dann folgen in kurzer Zeit sehr viele Namen: Witali Tschurkin, Mikhail Lessin, Tevfik Arif, Oleg Boyko, Jean-Claude Duvalier, Verina Hixon, Wjatscheslaw Iwankow, Boris Birshtein, Wilbur Ross. Man kann sie nicht alle aufzählen, die Liste ist endlos; aber man kann sie googeln. Manche waren Mieter im Trump Tower, andere Geschäftspartner, Freunde oder Günstlinge Trumps, wieder andere starben eines plötzlichen und gewaltsamen nächtlichen Todes. Je zwei oder drei von ihnen könnte man zu einem schönen Schurkenstück zusammenspannen, einem jener Enthüllungsdossiers, von denen es im Zeitalter der "alternative facts" leider immer noch viel zu wenige gibt. Aber dieser Kleinkram interessiert den Erzähler Trojanow nicht, er möchte das große Ganze aufdecken, die Weltverschwörung hinter der Herrschaft von Trump und Putin. Deshalb stößt er, als er erkennt, was ihm da ins Haus geflattert ist, den Siegesruf aller berühmten Entdecker aus: "Heureka!"
Der Leser möchte gern mitjubeln. Doch das Triumphgeheul bleibt ihm im Hals stecken. Die Bezeichnung "Roman" hat in ihm eine Erwartung geweckt, die im Verlauf des Buches grausam enttäuscht wird. Die Erwartung des Lesers bestand darin, dass Trojanow in "Doppelte Spur" eine Geschichte erzählen würde. Aber er breitet nur Material aus, Namen, Indizien, Fakten, Anekdoten, jede für sich aufregend und skandalös, lähmend jedoch als unausgegorene Masse. Und da, wo er der Recherche tatsächlich so etwas wie eine Erzählung unterlegt, bleibt sie blass und fragmentarisch. In New York lernt der Autor einen Mann namens Boris kennen, Kind russischer Emigranten, Weltverbesserer und Computer-Nerd, und später dessen Studentenfreundin Emi, die "schlanker als eine Modigliani-Statue" ist (gemeint ist wohl Giacometti), weshalb er bald strammer dasteht als eine altgriechische Herme: "Als ich ihren Nacken mit meinen Lippen berühre, weiß ich, dass wir den Cocktail, den sie viel zu lange umrührt, nicht trinken werden." Da guckt doch wieder James Bond um die Ecke, aber nicht als Schutzengel, sondern als Troll.
Das Buch, in dem neben solchen feinherben Erotika auch einige wertvolle Kalendersprüche stehen - "Gerechtigkeit ist so selten wie ein Lottogewinn" -, endet mit einer Selbstkritik. "Manche werden unsere Darstellung als Verschwörungstheorie abtun . . . Eine Mischung aus überhöhter Rechnung und Zechprellerei." Von Abzocke oder Betrug kann aber in diesem Fall keine Rede sein. Eher von Selbstbetrug. Man kann vieles in einen Roman hineinpacken, selbst Putin und Trump samt Helfershelfern, aber man muss etwas dazugeben, damit die Substanz flüssig wird, ein Wundermittel, den Zauber der Fiktion. Nur so wird das Geschichtliche zur Geschichte. Bei Ilija Trojanow bleibt es starr und steif wie eine Statue von Modigliani. Oder war es Giacometti? Ach, egal.
ANDREAS KILB
Ilija Trojanow: "Doppelte Spur". Roman.
Verlag S. Fischer, Frankfurt am Main 2020.
229 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Ein Journalist erhält zwei kryptische Emails kurz hintereinander. Man will ihm geheime Unterlagen zuspielen. Offenbar derselbe Absender, doch nachdem er sein Interesse bekundet hat, muss er feststellen, dass ihm zeitgleich ein amerikanischer und ein russischer Whistleblower Informationen …
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Ein Journalist erhält zwei kryptische Emails kurz hintereinander. Man will ihm geheime Unterlagen zuspielen. Offenbar derselbe Absender, doch nachdem er sein Interesse bekundet hat, muss er feststellen, dass ihm zeitgleich ein amerikanischer und ein russischer Whistleblower Informationen zukommen lassen. So unterschiedlich das Material auch ist, bald schon lassen sich Verbindungen ziehen, die schlimmste Befürchtungen zu untermauern scheinen: noch viel tiefer als bislang geglaubt scheinen die Präsidenten der beiden Länder in Korruption und illegale Verstrickungen verwickelt zu sein.
Ilija Trojanow greift in seinem aktuellen Roman Themen auf, die seit Jahren die Schlagzeilen dominieren: Verstrickungen Trumps mit Moskau, sein manipulierter Wahlkampf 2016, die Affäre um Jeffrey Epstein, verdächtige Geldflüsse mit zweifelhafter Rolle auch deutscher Großbanken. Man hat den Eindruck als sei das Ende des Kalten Kriegs nur eine Randnotiz der Geschichte gewesen und die Welt heute von einer Allianz aus FBI, KGB, Oligarchen und dubiosen Investoren regiert. Nicht nur lenken diese das Weltgeschehen und den internationalen Geldfluss, viel wichtiger noch: sie steuern Kommunikation und Information und entscheiden darüber, was vermeintlich wahr ist bzw. welche Variante von Wahrheit der Öffentlichkeit präsentiert und von dieser geglaubt werden soll.
„Der [Anm: der Präsident der USA] malt jede schwarze Katze rosarot. Es ist kein Betrug, wenn man nicht erwischt wird. Das interpretiert er wortwörtlich. Auch im ethischen Sinn. Wenn du nicht erwischt wirst, bist du unschuldig. (...) Da alle bescheißen, darf jeder bescheißen. Wer’s nicht tut, ist ein Trottel, schlimmer noch, ein Verlierer.“
Die Grenze zwischen Realität und Fiktion ist fließend, gerade das Ende wirft weitere Fragen auf: der fiktive Journalist Ilija Trojanow flüchtet und versteckt sich, da er um sein Leben fürchtet. Legt er letztlich nur das schützende Mäntelchen der vermeintlichen Fiktion über das, was eigentlich wahr ist? Der Roman könnte ebenso ein Enthüllungsbuch sein. Vielleicht ist es aber auch nur die richtige Antwort auf all jene, denen mit Fakten und Tatsachen nicht beizukommen ist, die lieber an Fiktionen glauben und denen durch diese wiederum die Augen geöffnet werden sollen.
„Doppelte Spur“ ist ein doppeltes Spiel in jeder Hinsicht. Das Buch liest sich gerade in der ersten Hälfte nicht wirklich wie ein Roman, zu viele Fakten werden aneinandergereiht, um eine Grundlage für die Deutung zu schaffen. Es passt jedoch perfekt in eine Zeit, in der Fake News neben echten Nachrichten publiziert werden und jede Schlagzeile zugleich wahrgenommen wird als „könnte wahr sein – oder eben auch nicht“. Nach dem Lesen hegt man jedenfalls nicht weniger Zweifel an dem, was einem tagtäglich präsentiert wird.
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Von Ilja Trojanow halte ich eigentlich viel, da er in seinen bisherigen Büchern wichtige Themen behandelt. Doch sein neuer Roman enttäuscht mich durch den pseudodokumentarischen Stil. Dazu gehört, dass er selbst im Buch auftaucht, ohne als Figur Profil zu haben.
Recht beliebig …
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Von Ilja Trojanow halte ich eigentlich viel, da er in seinen bisherigen Büchern wichtige Themen behandelt. Doch sein neuer Roman enttäuscht mich durch den pseudodokumentarischen Stil. Dazu gehört, dass er selbst im Buch auftaucht, ohne als Figur Profil zu haben.
Recht beliebig werden Geheimdienste und Whistleblower in verschiedenen Länder und Zeiten durchgehechelt. Was soll man damit anfangen?
Später wird der Roman erzählerisch mehr ausgestaltet, ohne dabei wirklich zu überzeugen.
Fans von Agententhrillern werden vermutlich auch nicht angesprochen sein, den Action und Spannung fehlen. Also bleibt nur die Theorie, dass es sich um ein Enthüllungsbuch getarnt als Roman handelt. Aber das halte ich für banal.
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Packend, realistisch, beklemmend
„Weil die entscheidenden Fäden der Macht hinter den Kulissen gezogen werden, ist jede Entlarvung zunächst eine „Vermutung“ (darin das Wörtchen „Mut“), bis sie – oft erst Jahrzehnte später – bewiesen …
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Packend, realistisch, beklemmend
„Weil die entscheidenden Fäden der Macht hinter den Kulissen gezogen werden, ist jede Entlarvung zunächst eine „Vermutung“ (darin das Wörtchen „Mut“), bis sie – oft erst Jahrzehnte später – bewiesen wird.“ (Zitat Seite 229)
Inhalt
Dem erfahrenen Investigativ-Journalisten Ilija werden streng geheime Unterlagen angeboten. Erstaunlich ist nur, dass sie ihm zeitgleich von Informanten aus dem amerikanischen und auch aus dem russischen Geheimdienst angeboten werden. Auf Grund des Umfangs der Unterlagen schließt er sich mit Boris zusammen, einem amerikanischen Wirtschaftsjournalisten mit russischen Wurzeln, der die Unterlagen ebenfalls erhalten hat, allerdings nur den Teil des amerikanischen Geheimdienstes. Boris, Computerspezialist, kennt sich mit allen Formen der internationalen Finanzgeschäfte aus, inklusive aller dunklen Seiten, während Ilija im Bereich Politik und Machtstrukturen recherchiert. Sie finden unglaubliche Zusammenhänge, doch lassen sich diese auch beweisen, sodass eine Veröffentlichung möglich ist?
Thema und Genre
Dieser Roman ist eine Mischung aus Politthriller und Wirtschaftsthriller, in dem die internationale Macht der maßgeblichen Politiker, der Oligarchen und Wirtschaftsmagnate aufgedeckt wird. Es geht um eine Welt, in der Macht- und Geldgier über alles gestellt werden und in welcher die Menschen nur mehr manipulierbare Figuren auf dem internationalen Schachbrett jener sind, welche die Züge vorgeben. Weitere Themen sind investigativer Journalismus, Leaks und Geheimdienste.
Charaktere
Ilija und Boris ergänzen einander von den ersten Sätzen ihres ersten Treffens an. Beide sind hartnäckig und suchen nicht nur nach Spuren, sondern vor allem nach Beweisen. Unterstützt werden sie durch die engagierte Filmemacherin Emi, die umfassende Unterlagen zu einem anderen Thema gesammelt hat, das jedoch plötzlich weit in die ihnen vorliegenden Dokumente reicht.
Handlung und Schreibstil
Die Handlung führt von Hongkong zurück nach Wien, nach Moskau und New York und durch das dazwischenliegende, weltweite Netz. Ergänzt wird die aktuelle Geschichte einerseits durch persönliche Rückblenden, vor allem aber durch die Schilderung der Ereignisse, Gespräche und Vorfälle, die in den Unterlagen genau dokumentiert sind. Auch durch das Gespräch mit Boris und Emi erfährt der Ich-erzählende Ilija weitere Tatsachen, die er bisher nicht wissen konnte. Dadurch ergibt sich eine Kombination aus Fakten, fiktiven, aber glaubhaften Daten, interessanten Informationen einerseits, und einer sehr spannenden Geschichte andererseits, die mit jeder neuen Seite noch Fahrt aufnimmt und auch mit unvorhergesehenen Wendungen überrascht.
Fazit
Ein spannender Polit- und Wirtschaftsthriller, der auch sprachlich überzeugt. Die brisanten Fakten sind mit fiktiven Ergänzungen verknüpft, die jedoch eine beklemmende Realität aufweisen. In Verbindung mit den interessanten Themen und der Geschichte der intensiven Recherchetätigkeit ergibt dies einen packenden Pageturner.
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