Alan Gratz
eBook, ePUB
Vor uns das Meer (eBook, ePUB)
Drei Jugendliche. Drei Jahrzehnte. Eine Hoffnung
Übersetzer: Piel, Meritxell Janina
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Ausgezeichnet mit dem Buxtehuder Bullen - Drei Jugendliche, drei Jahrzehnte, eine Hoffnung: ANKOMMEN. Drei packende und bewegende Fluchtgeschichten von 1939, 1994 und 2015 Wenn das eigene Zuhause zu einem Ort der Angst und der Unmenschlichkeit wird, ist es kein Zuhause mehr. Josef ist 11, als er 1939 mit seiner Familie aus Deutschland vor den Nazis fliehen muss. Isabel lebt im Jahr 1994 in Kuba und leidet Hunger - auch sie begibt sich auf eine gefährliche Reise in das verheißungsvolle Amerika. Und der 12-jährige Mahmoud verlässt im Jahr 2015 seine zerstörte Heimatstadt Aleppo, um in Deuts...
Ausgezeichnet mit dem Buxtehuder Bullen - Drei Jugendliche, drei Jahrzehnte, eine Hoffnung: ANKOMMEN. Drei packende und bewegende Fluchtgeschichten von 1939, 1994 und 2015 Wenn das eigene Zuhause zu einem Ort der Angst und der Unmenschlichkeit wird, ist es kein Zuhause mehr. Josef ist 11, als er 1939 mit seiner Familie aus Deutschland vor den Nazis fliehen muss. Isabel lebt im Jahr 1994 in Kuba und leidet Hunger - auch sie begibt sich auf eine gefährliche Reise in das verheißungsvolle Amerika. Und der 12-jährige Mahmoud verlässt im Jahr 2015 seine zerstörte Heimatstadt Aleppo, um in Deutschland neu anzufangen. Alan Gratz verwebt geschickt und ungemein spannend die Geschichten und Schicksale dreier Kinder aus unterschiedlichen Zeiten. Er erzählt unsentimental und gerade dadurch ergreifend. Ein zeitloses Buch über Vertreibung und Hoffnung, über die Sehnsucht nach Heimat und Ankommen.
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Alan Gratz ist Autor vieler von der Kritik gefeierter Bücher für Kinder und Jugendliche. Er wurde 1972 in Knoxville, Tennessee geboren und lebt mit seiner Frau und Tochter im westlichen North Carolina. Nach seinem erfolgreichen Kinderbuch Amy und die geheime Bibliothek (2019) erschien 2020 mit Vor uns das Meer sein erstes Buch für jugendliche Leserinnen und Leser bei Hanser, für das Alan Gratz mit dem Buxtehuder Bullen 2021 ausgezeichnet wurde und das für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2021 nominiert war.
Produktdetails
- Verlag: Carl Hanser Verlag
- Seitenzahl: 304
- Altersempfehlung: ab 12 Jahre
- Erscheinungstermin: 17. Februar 2020
- Deutsch
- ISBN-13: 9783446266988
- Artikelnr.: 58253992
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Fridtjof Küchemann bedauert, dass Alan Gratz in seinem Buch gleich über drei Schicksale junger Flüchtlinge erzählt. Statt eines mit mehr Tiefe zu erkunden, reiht der Autor die Geschichte einer Flucht aus Syrien 2015 an die einer Flucht aus dem kommunistischen Kuba 1994 und an eine weitere aus Nazideutschland 1939, erläutert Küchemann. Damit offenbart Gratz die eigene literarische Überforderung, meint der Rezensent, die sich für Küchemann auch in der Knappheit der Mittel zeigt. Dass Gratz für die Verzweiflung seiner jungen Helden exakt dieselben Worte wählt, scheint Küchemann dürftig. Hätte der Autor mehr auf Einfühlung und "emotionale Zeichnung" gesetzt und weniger auf Cliffhanger, das Buch hätte für den Rezensenten an Überzeugungskraft gewonnen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Wir müssen hier weg, wir müssen es schaffen
Aus Aleppo, Kuba oder Deutschland: In seinem Jugendbuch "Vor uns das Meer" verknüpft Alan Gratz Fluchtgeschichten aus drei Jahrzehnten
Einer will mit seiner Familie von Aleppo nach Deutschland fliehen, einer mit seiner aus Deutschland nach Kuba, eine mit ihrer von Kuba nach Florida. Was sie verbindet, ist in etwa das Alter: Die drei sind dabei, ihre Kindheit hinter sich zu lassen, als sie jäh in Situationen geworfen und vor Entscheidungen gestellt werden, vor denen es auch Erwachsenen graust. Sie verbindet eine schreckliche Situation zu Hause, die den Fluchtversuch als einzige Option erscheinen lässt, furchtbare Erlebnisse auf dem Meer, aber auch Erfahrungen der
Aus Aleppo, Kuba oder Deutschland: In seinem Jugendbuch "Vor uns das Meer" verknüpft Alan Gratz Fluchtgeschichten aus drei Jahrzehnten
Einer will mit seiner Familie von Aleppo nach Deutschland fliehen, einer mit seiner aus Deutschland nach Kuba, eine mit ihrer von Kuba nach Florida. Was sie verbindet, ist in etwa das Alter: Die drei sind dabei, ihre Kindheit hinter sich zu lassen, als sie jäh in Situationen geworfen und vor Entscheidungen gestellt werden, vor denen es auch Erwachsenen graust. Sie verbindet eine schreckliche Situation zu Hause, die den Fluchtversuch als einzige Option erscheinen lässt, furchtbare Erlebnisse auf dem Meer, aber auch Erfahrungen der
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Grausamkeit, Hilflosigkeit oder Gleichgültigkeit von Menschen, denen sie auf ihrer Flucht begegnen.
Was Mahmoud Bishara, Isabel Fernandez und Josef Landau voneinander trennt, sind nicht nur ihre Heimat- und die Zielorte ihrer Flucht, sondern auch Jahrzehnte: Josef flieht mit seinen Eltern und seiner Schwester 1939 aus Hitler-Deutschland, Isabel 1994 mit ihrem Vater, der hochschwangeren Mutter und den Nachbarn aus dem kommunistischen Kuba, Mahmoud 2015 mit Eltern und Geschwistern aus dem Krieg in Syrien.
Von Geschichte zu Geschichte springend, erzählt der amerikanische Autor Alan Gratz jugendlichen Lesern in seinem Buch "Vor uns das Meer" von diesen so unterschiedlichen Schicksalen. Warum er sie auf diese Weise miteinander verknüpft, liegt auf der Hand: Sich zur Flucht gezwungen zu sehen ist keine Frage des Landes, der Zugehörigkeit oder einer bestimmten Zeit, ist Gratz' Botschaft, es sind nicht zwangsläufig immer "die anderen", die flüchten, es sind Menschen wie wir. Wir könnten es selbst sein.
Man hätte diese Erkenntnis auch der Eindringlichkeit einer einzigen Geschichte anvertrauen können, hätte von ihr aus zeigen können, dass Flucht kein einmaliges Phänomen ist, sondern die unterschiedlichsten Menschen in den verschiedensten Situationen betrifft. Dass Alan Gratz stattdessen auf drei Erzählstränge setzt, zeigt literarische Ambition - oder mangelndes Vertrauen in jeden einzelnen. Das Ergebnis offenbart erzählerische Überforderung und ein Dilemma in Konsequenz dieser Konstruktion.
In der Reichspogromnacht 1938 haben sieben Männer die Wohnung der Landaus in Berlin verwüstet und den Vater mitgenommen. Sechs Monate später wird er aus dem Konzentrationslager Dachau entlassen, unter der Bedingung, das Land innerhalb von zwei Wochen zu verlassen. Die Familie schifft sich auf der St. Louis ein, jenem Passagierschiff, dessen Irrfahrt im Mai und Juni 1939 Geschichte geschrieben hat. Trotz gültiger Visa durften mehr als neunhundert jüdische Passagiere in Havanna nicht an Land gehen, auch die Vereinigten Staaten und Kanada verweigerten die Aufnahme der Flüchtenden. Schließlich musste das Schiff nach Europa zurückkehren, die Passagiere wurden auf die Länder Belgien, die Niederlande, Frankreich und Großbritannien verteilt und wenig später großenteils dort vom Zweiten Weltkrieg eingeholt. Bei Alan Gratz kann Familie Landau nicht verhindern, dass sich der verzweifelte Vater vor Havanna über Bord stürzt. Später wird die restliche Familie auf der Flucht durch Frankreich Richtung Schweiz von SA-Leuten gestellt.
Isabels Vater hatte schon einmal versucht, mit einem Boot nach Florida zu flüchten, war von der kubanischen Marine aufgegriffen und für ein Jahr ins Gefängnis gesteckt worden. Als er sich an Unruhen in Havanna 1994 beteiligt und Polizisten auffällt, ist klar, dass er es abermals versuchen muss. Kurz darauf kündigt der kubanische Präsident Castro in einer Fernsehansprache an, jeder, der gehen wolle, dürfe das Land verlassen, und Isabel kann die ganze Familie überzeugen, gemeinsam zu fliehen. Den Vater der Nachbarsfamilie, in deren selbstgebautem Boot sie mitfahren dürfen, kann sie noch retten, als er über Bord geht. Ihr bester Freund Iván wird die Flucht nicht überstehen und ihr Großvater nur mit Selbstaufopferung erreichen, dass die restlichen Fliehenden nicht im letzten Moment noch erwischt und zurückgeschickt werden.
Mahmouds Familie hingegen kämpft sich auf der Balkan-Route nach Deutschland durch. Sie verlieren das Auto, das meiste Geld, auf dem Meer schließlich die kleine Schwester, werden ausgenommen, erpresst, abgewiesen und eingesperrt. Als UN-Inspekteure das ungarische Flüchtlingslager einen Tagesmarsch von der österreichischen Grenze entfernt besuchen, ist es Mahmoud, der erkennt, dass die ungarischen Soldaten gerade ihrerseits unter Beobachtung stehen und sie nicht wie zuvor daran hindern können, die Lagerhalle zu verlassen.
So mustergültig Alan Gratz auch versucht, seine jungen Helden durch Eigenheiten zu konturieren, so entschieden er auch Familienangehörigen Charaktermerkmale zuordnet, die er regelmäßig abarbeitet: In der Reihenschaltung seiner Erzählung tritt unerbittlich zutage, wie knapp die Mittel sind, mit denen der Autor etwa wachsende Verzweiflung oder das Gefühl der Ohnmacht vermitteln kann: Nur vier Seiten, nachdem Josef "vor Wut und Scham" das Gesicht "heiß" geworden ist, geht es Isabel wortwörtlich genauso. Statt das Einfühlungsvermögen seiner jugendlichen Leser anzuspielen, setzt Alan Gratz auf Spannung. Kaum ein Kapitel endet ohne Cliffhanger, die Leser werden regelrecht von Spannungshöhepunkt zu Spannungshöhepunkt gehetzt. Im Nachwort merkt der Autor schließlich an, für Isabels Flucht zwei tatsächlich Monate auseinanderliegende politische Ereignisse zusammengezogen zu haben, "um die Geschichte ereignisreicher und spannender zu gestalten". Sorgfalt in der emotionalen Zeichnung und Geduld bei der Entwicklung der Geschichten hätten dem Buch eher gutgetan.
FRIDTJOF KÜCHEMANN
Alan Gratz: "Vor uns das Meer". Drei Jugendliche. Drei Jahrzehnte.
Eine Hoffnung.
Aus dem Englischen von Meritxell Janina Piel. Hanser Verlag, München 2020. 304 S., geb., 17,- [Euro]. Ab 12 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Was Mahmoud Bishara, Isabel Fernandez und Josef Landau voneinander trennt, sind nicht nur ihre Heimat- und die Zielorte ihrer Flucht, sondern auch Jahrzehnte: Josef flieht mit seinen Eltern und seiner Schwester 1939 aus Hitler-Deutschland, Isabel 1994 mit ihrem Vater, der hochschwangeren Mutter und den Nachbarn aus dem kommunistischen Kuba, Mahmoud 2015 mit Eltern und Geschwistern aus dem Krieg in Syrien.
Von Geschichte zu Geschichte springend, erzählt der amerikanische Autor Alan Gratz jugendlichen Lesern in seinem Buch "Vor uns das Meer" von diesen so unterschiedlichen Schicksalen. Warum er sie auf diese Weise miteinander verknüpft, liegt auf der Hand: Sich zur Flucht gezwungen zu sehen ist keine Frage des Landes, der Zugehörigkeit oder einer bestimmten Zeit, ist Gratz' Botschaft, es sind nicht zwangsläufig immer "die anderen", die flüchten, es sind Menschen wie wir. Wir könnten es selbst sein.
Man hätte diese Erkenntnis auch der Eindringlichkeit einer einzigen Geschichte anvertrauen können, hätte von ihr aus zeigen können, dass Flucht kein einmaliges Phänomen ist, sondern die unterschiedlichsten Menschen in den verschiedensten Situationen betrifft. Dass Alan Gratz stattdessen auf drei Erzählstränge setzt, zeigt literarische Ambition - oder mangelndes Vertrauen in jeden einzelnen. Das Ergebnis offenbart erzählerische Überforderung und ein Dilemma in Konsequenz dieser Konstruktion.
In der Reichspogromnacht 1938 haben sieben Männer die Wohnung der Landaus in Berlin verwüstet und den Vater mitgenommen. Sechs Monate später wird er aus dem Konzentrationslager Dachau entlassen, unter der Bedingung, das Land innerhalb von zwei Wochen zu verlassen. Die Familie schifft sich auf der St. Louis ein, jenem Passagierschiff, dessen Irrfahrt im Mai und Juni 1939 Geschichte geschrieben hat. Trotz gültiger Visa durften mehr als neunhundert jüdische Passagiere in Havanna nicht an Land gehen, auch die Vereinigten Staaten und Kanada verweigerten die Aufnahme der Flüchtenden. Schließlich musste das Schiff nach Europa zurückkehren, die Passagiere wurden auf die Länder Belgien, die Niederlande, Frankreich und Großbritannien verteilt und wenig später großenteils dort vom Zweiten Weltkrieg eingeholt. Bei Alan Gratz kann Familie Landau nicht verhindern, dass sich der verzweifelte Vater vor Havanna über Bord stürzt. Später wird die restliche Familie auf der Flucht durch Frankreich Richtung Schweiz von SA-Leuten gestellt.
Isabels Vater hatte schon einmal versucht, mit einem Boot nach Florida zu flüchten, war von der kubanischen Marine aufgegriffen und für ein Jahr ins Gefängnis gesteckt worden. Als er sich an Unruhen in Havanna 1994 beteiligt und Polizisten auffällt, ist klar, dass er es abermals versuchen muss. Kurz darauf kündigt der kubanische Präsident Castro in einer Fernsehansprache an, jeder, der gehen wolle, dürfe das Land verlassen, und Isabel kann die ganze Familie überzeugen, gemeinsam zu fliehen. Den Vater der Nachbarsfamilie, in deren selbstgebautem Boot sie mitfahren dürfen, kann sie noch retten, als er über Bord geht. Ihr bester Freund Iván wird die Flucht nicht überstehen und ihr Großvater nur mit Selbstaufopferung erreichen, dass die restlichen Fliehenden nicht im letzten Moment noch erwischt und zurückgeschickt werden.
Mahmouds Familie hingegen kämpft sich auf der Balkan-Route nach Deutschland durch. Sie verlieren das Auto, das meiste Geld, auf dem Meer schließlich die kleine Schwester, werden ausgenommen, erpresst, abgewiesen und eingesperrt. Als UN-Inspekteure das ungarische Flüchtlingslager einen Tagesmarsch von der österreichischen Grenze entfernt besuchen, ist es Mahmoud, der erkennt, dass die ungarischen Soldaten gerade ihrerseits unter Beobachtung stehen und sie nicht wie zuvor daran hindern können, die Lagerhalle zu verlassen.
So mustergültig Alan Gratz auch versucht, seine jungen Helden durch Eigenheiten zu konturieren, so entschieden er auch Familienangehörigen Charaktermerkmale zuordnet, die er regelmäßig abarbeitet: In der Reihenschaltung seiner Erzählung tritt unerbittlich zutage, wie knapp die Mittel sind, mit denen der Autor etwa wachsende Verzweiflung oder das Gefühl der Ohnmacht vermitteln kann: Nur vier Seiten, nachdem Josef "vor Wut und Scham" das Gesicht "heiß" geworden ist, geht es Isabel wortwörtlich genauso. Statt das Einfühlungsvermögen seiner jugendlichen Leser anzuspielen, setzt Alan Gratz auf Spannung. Kaum ein Kapitel endet ohne Cliffhanger, die Leser werden regelrecht von Spannungshöhepunkt zu Spannungshöhepunkt gehetzt. Im Nachwort merkt der Autor schließlich an, für Isabels Flucht zwei tatsächlich Monate auseinanderliegende politische Ereignisse zusammengezogen zu haben, "um die Geschichte ereignisreicher und spannender zu gestalten". Sorgfalt in der emotionalen Zeichnung und Geduld bei der Entwicklung der Geschichten hätten dem Buch eher gutgetan.
FRIDTJOF KÜCHEMANN
Alan Gratz: "Vor uns das Meer". Drei Jugendliche. Drei Jahrzehnte.
Eine Hoffnung.
Aus dem Englischen von Meritxell Janina Piel. Hanser Verlag, München 2020. 304 S., geb., 17,- [Euro]. Ab 12 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Die drei Geschichten sind so unterschiedlich wie ähnlich und bilden ein dreistimmiges Portrait über den Schrecken der Flucht. ... Ein spannendes, bewegendes und äußerst wichtiges Buch." Jurybegründung Hörbuch des Jahres 2022, hr2-Hörbuchbestenliste, 29.09.2022 "Aus der großen Zahl von Fluchtgeschichten, die in den vergangenen Jahren aus verschiedenen Ländern nach Deutschland kamen, ragt 'Vor uns das Meer' heraus. Denn Alan Gratz erzählt drei Fluchtgeschichten parallel. Er stellt somit nicht ein Einzelschicksal in den Mittelpunkt, sondern das Phänomen Flucht an sich - mit immer ähnlichen Ursachen wie Hunger, Unfreiheit oder Krieg und den schrecklichen Erfahrungen auf dem Weg in die Fremde, wie auch den möglichen Problemen bei der Ankunft in der neuen Heimat. ... 'Vor uns das Meer' ist beides: ein historischer und ein aktueller Roman. Und zudem spannende, fesselnde Unterhaltung." Sylvia Schwab, Deutschlandfunk Kultur, 28.02.2020 "Eine literarische Brücke zwischen den Fluchterfahrungen dreier Jugendlicher aus unterschiedlichen Zeiten." Roswitha Budeus-Budde, Süddeutsche Zeitung, 14.02.2020
Wie kann man sich ein Buch vorstellen, das in drei verschiedenen Jahrzehnten spielt? Ein Buch, mit drei verschiedenen Protagonisten und drei Fluchtgeschichten? Wie wird so ein Buch erzählt? Das habe ich mich jedenfalls gefragt und mir vorgestellt, dass sie vielleicht nacheinander in …
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Wie kann man sich ein Buch vorstellen, das in drei verschiedenen Jahrzehnten spielt? Ein Buch, mit drei verschiedenen Protagonisten und drei Fluchtgeschichten? Wie wird so ein Buch erzählt? Das habe ich mich jedenfalls gefragt und mir vorgestellt, dass sie vielleicht nacheinander in chronologischer Reihenfolge erzählt werden würden. Dadurch kam natürlich auch die Frage auf, ob es nicht wie eine Sammlung Kurzgeschichten rüber käme. Doch all meine Vermutungen erwiesen sich als vollkommen falsch. In diesem Buch werden die drei Geschichten, so viel Zeit auch zwischen den Charakteren liegt, gleichzeitig erzählt und finden im Verlauf immer wieder kleine Überschneidungen und Berührungspunkte, die die einzelnen Geschichten miteinander verknüpfen können. So fängt das Buch zwar aus Josefs Sicht an, wechselt im zweiten Kapitel aber schon zu Isabel und im dritten zu Mahmoud. So geht es das gesamte Buch weiter, immer in gleicher Reihenfolge. Da habe ich mich zwischendurch richtig geärgert, wenn es an einer besonders gemeinen Stelle endete und musste mich gerade Anfangs erst daran gewöhnen, dass mit jedem Kapitel ein völlig anderes Geschehen in anderer Zeit und an anderen Orten gezeigt wird. Gleichzeitig macht gerade dieser Wechsel das Buch zu etwas besonderem und lässt es zu einem sehr guten Buch werden. Es ist einfach nur faszinierend wie die einzelnen Schicksale sich berühren, obwohl so viele Jahre dazwischen liegen. Alles ist miteinander verbunden. Wie berühren mehr Leben als wir glauben.
Dieses Buch war einfach gut und konnte mich im Verlauf wirklich von sich überzeugen. Die Geschichten selbst sind natürlich alles andere als schön und werden auch nicht beschönigt, aber immer noch passend für die empfohlene Altersgruppe rüber gebracht. Dennoch ist es wirklich gut geschrieben und kann die Schicksale der drei Protagonisten glaubwürdig und gut rüberbringen. Man hat das Gefühl, als bekäme man tatsächlich einen Einblick in die Situationen, wenn auch in abgeschwächter Form. Denn ich bilde mir nicht ein, dass ich dadurch sehe, wie es in der Realität aussieht.
Es sind traurige Geschichten. Tragisch, gemein und ungerecht. Man fragt sich, warum das alles so sein musste, sein muss? Warum sind Menschen so? Die Aussichtslosigkeit kommt hier auf jeden Fall rüber, aber auch die Hoffnung kann man spüren. Denn Hoffnung haben sie alle gemeinsam. Allgemein hat das Buch meiner Meinung nach viele Emotionen rüberbringen können, leider auch viel Traurigkeit und Wut, denn es ist nun mal kein schönes Erlebnis. Aber für mich ist ein Buch, das Emotionen transportieren und auslösen kann, das einen berühren und sogar zum Weinen bringen kann, ein gutes Buch ist. Es zeigt doch, dass es etwas in einem anspricht, dass einem etwas nicht ganz gleichgültig ist und es einem nah geht. Dass es bewegt.
Diese Geschichten bedeuten etwas. Und sie sollten gelesen werden. Man muss sie sehen. Hören. Wenn man immer alles ignoriert, kann sich ja auch nichts ändern, oder?
Übrigens kann ich auch das Nachwort des Autors empfehlen zu lesen. Er erzählt noch ein bisschen was zu dem Buch, zu den Figuren. Denn an sich sind die Charaktere zwar frei erfunden, aber es gibt eben auch welche, die real existiert haben und andere, die reale Vorbilder hatten. Auch erfährt man noch zu den allgemeinen Geschehnissen Dinge, die wieder einen ganz neuen Blick auf das Buch geben und auch sehr interessant sind.
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Gebundenes Buch
Hoffnung auf ein Leben in Frieden
1938 Josef flieht zusammen mit seiner kleinen Schwester und den Eltern vor dem Naziterror. Sie hatten Glück und konnten Schiffspassagen für die St. Louis bekomme, die sie nach Kuba in die Freiheit bringen soll.
1994 Isabel lebt zusammen mit ihren Eltern …
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Hoffnung auf ein Leben in Frieden
1938 Josef flieht zusammen mit seiner kleinen Schwester und den Eltern vor dem Naziterror. Sie hatten Glück und konnten Schiffspassagen für die St. Louis bekomme, die sie nach Kuba in die Freiheit bringen soll.
1994 Isabel lebt zusammen mit ihren Eltern in der Nähe von Havanna. Mangel bestimmt ihr Leben. Als Isabels Vater mit seiner Verhaftung rechnen muss, macht sich die Familie zusammen mit Nachbarn in einem selbst gebauten Boot auf den Weg nach Miami.
2015 Mahmoud lebt mit seinen Geschwistern und Eltern in Aleppo. Als ihr Wohnhaus durch einen Bombenangriff zerstört wird, machen sie sich auf dem Landweg auf nach Deutschland.
Mich hat das Buch tief beeindruckt und berührt. Der Autor erzählt die Fluchtgeschichten aus der Sicht der Kinder, was an sich schon schwer auszuhalten ist, weil Kinder so etwas nicht erleben sollten. Die Ereignisse auf der Flucht sind bei allen drei sehr dramatisch und der Autor erhöht die Spannung noch zusätzlich, indem er die drei Schicksale abwechselnd erzählt. Was mich erschreckt und unglaublich wütend gemacht hat, wie viele Menschen die Not der Flüchtlinge ausgenützt und das Leid zusätzlich erhöht haben. Und das egal in welcher Zeit. Doch habe ich auch Hoffnung verspürt, gerade in Mahmouds Geschichte.
Das Buch bietet keine leichte Kost, sondern hat mich betroffen gemacht und aufgerüttelt. Im Grunde will doch jeder, egal woher er kommt, einfach nur in Frieden leben.
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Gebundenes Buch
Erschütternd, packend, lesenswert
„Vor uns das Meer“ ist ein packender und bewegender Roman des Autors Alan Gratz, empfohlen für Leser im Alter von 12 bis 15 Jahren. Aber ich bin der Meinung, dass sich dieses Buch für jeden lohnt, der sich traut der grausamen …
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Erschütternd, packend, lesenswert
„Vor uns das Meer“ ist ein packender und bewegender Roman des Autors Alan Gratz, empfohlen für Leser im Alter von 12 bis 15 Jahren. Aber ich bin der Meinung, dass sich dieses Buch für jeden lohnt, der sich traut der grausamen Realität ins Auge zu sehen.
Drei Jugendliche – Josef, Mahmoud und Isabel – müssen ihre Heimat verlassen. Sie leben in unterschiedlichen Jahrzehnten und an versschieden Orten. In ihrem Leben haben sie wenig Gemeinsamkeiten und doch haben sie das gleiche Schicksal.
Josef flieht 1939 mit seiner Familie vor den Nazis aus Deutschland.
Isabel begibt sich 1939 von Kuba in die Vereinigten Staaten.
Mahmoud flüchtet 2015 von Aleppo nach Deutschland.
Der Schreibstil von Alan Gratz liest sich einfach toll und ist sehr eindringlich. Durch die kurzen Kapitel und den stetigen Perspektivwechsel ist das Gelesene abwechslungsreich und man möchte einfach wissen, wie es bei den jeweils anderen weitergeht.
Es wird aus der Perspektive der Jugendlichen berichtet, wodurch man ihre Gefühle, Gedanken und Ängste gut nachvollziehen kann. Ihre Geschichten werden so authentisch erzählt, dass es beim Lesen richtig weh tut. Die Umstände sind hart, teils regelrecht bedrohlich. Egal welche Zeit oder welches Land, es gibt immer Menschen, die helfen, die Hoffnung geben, aber es gibt auch immer welche, die die Situation und die Not ausnutzen, um sich selbst zu bereichern.
Es sind drei ganz unterschiedliche Schicksale, die aber alle etwas gemeinsam haben und untermauern in was für einer grausamen Welt wir leben.
Mich hat das Buch sehr berührt, erschüttert und die Erlebnisse der drei haben mich wirklich mitgenommen.
Am Ende des Buches findet man drei Karten auf denen man die Wege von Isabel, Mahmoud und Josef nachvollziehen kann. Dadurch kann man sich die Reisen noch einmal besser vorstellen und hat sie bildlich vor Augen.
Die „Anmerkungen des Autors“ im Anschluss haben das Buch perfekt abgerundet. Auch wenn die Protagonisten erfunden sind, stehen sie für unzählige Schicksale.
Ich kann dieses Buch nur empfehlen, von daher: 5 Sterne.
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