Sofi Oksanen
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Der russische Angriffskrieg in der Ukraine ist in hohem Maße ein Geschlechterkrieg: Russland setzt sexuelle Gewalt in der Ukraine als Waffe ein, aber Frauenfeindlichkeit ist auch ein Instrument der internen Zentralisierung der Macht in Russland. Und sie ist ein Werkzeug des Imperialismus. Das Grauen, das Familien des Baltikums bereits einmal erleben mussten und das bis heute Wunden in den Familien hinterlassen hat, Deportationen, Besetzungen, Terror, Folter, Nazibeschuldigungen, Vergewaltigung, wiederholt sich, aber wie nie zuvor können Kriegsverbrechen dokumentiert werden, weil Journalistin...
Der russische Angriffskrieg in der Ukraine ist in hohem Maße ein Geschlechterkrieg: Russland setzt sexuelle Gewalt in der Ukraine als Waffe ein, aber Frauenfeindlichkeit ist auch ein Instrument der internen Zentralisierung der Macht in Russland. Und sie ist ein Werkzeug des Imperialismus. Das Grauen, das Familien des Baltikums bereits einmal erleben mussten und das bis heute Wunden in den Familien hinterlassen hat, Deportationen, Besetzungen, Terror, Folter, Nazibeschuldigungen, Vergewaltigung, wiederholt sich, aber wie nie zuvor können Kriegsverbrechen dokumentiert werden, weil Journalistinnen, Richterinnen, Staatsanwältinnen und Anwältinnen beteiligt sind. Die Hoffnung besteht, dass die Straffreiheit Russlands ein Ende haben wird. In diesem sorgfältig recherchierten Essay zeigt sich Sofi Oksanen erneut als absolute Kennerin Russlands, seiner Geschichte und seiner strategischen Frauenfeindlichkeit.
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Sofi Oksanen, geboren 1977, Tochter einer estnischen Mutter und eines finnischen Vaters, studierte Dramaturgie an der Theaterakademie von Helsinki. Ihr dritter Roman, »Fegefeuer«, war monatelang Nummer eins der finnischen Bestsellerliste und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. dem Finlandia-Preis, dem Literaturpreis des Nordischen Rates und dem Prix Femina. Der Roman erschien in über vierzig Ländern und machte die Autorin auch in Deutschland zu einer der wichtigsten Vertreterinnen der internationalen Gegenwartsliteratur. Sofi Oksanen lebt in Helsinki. Angela Plöger hat in Berlin, Budapest, Helsinki und Hamburg Finno-Ugristik und Slawistik studiert. Sie lebt als freiberufliche Übersetzerin vor allem finnischer Literatur und Dramatik in Hamburg. 2016 wurde sie für ihre herausragende Übersetzungsarbeit mit dem "Ritterkreuz des Orden des Löwen von Finnland" ausgezeichnet. Maximilian Murmann, 1987 geboren, ist Literaturübersetzer und Sprachwissenschaftler. Er übersetzt aus dem Finnischen, Estnischen und Englischen ins Deutsche und lebt mit seiner Familie in München.
Produktdetails
- Verlag: Kiepenheuer & Witsch GmbH
- Seitenzahl: 336
- Erscheinungstermin: 8. Februar 2024
- Deutsch
- ISBN-13: 9783462312942
- Artikelnr.: 69126374
Perlentaucher-Notiz zur 9punkt-Rezension
Neben die Holocaust-Leugner, die Corona-Leugner und die Klimawandel-Leugner sind jetzt auch die Missbrauchs-Leugner getreten, schreibt Salonkolumnist Bernd Rheinberg mit Blick auf die Vergewaltigungen am 7. Oktober, aber auch die Vergewaltigungen im Krieg gegen die Ukraine. Er empfiehlt Sofie Oksanens Essay "Putins Krieg gegen die Frauen", den man unbedingt auch auf den 7. Oktober übertragen sollte.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Sie weiß, wovon sie schreibt
Leidenschaftliche Anklage: Die Gräuel, die Russland heute in der Ukraine verübt, sind Teil einer jahrhundertealten Politik der Unterdrückung.
Dieses Buch hätte ein reines "Ich hab's euch doch gesagt" sein können. Eine 300-Seiten-Besserwisserei über die Naivität und Ignoranz des Westens. Sofi Oksanen, finnisch-estnische Starautorin, hätte jedes Recht dazu gehabt. Vor fast zehn Jahren stand sie in der Frankfurter Festhalle, Finnland war Gastland der Buchmesse 2014, und warnte vor der totalitären Herrschaft Russlands, vor Putins Unterdrückung anderer Völker, sie erinnerte an die brutale Kolonialisierungsgeschichte Moskaus. Ihre Rede stand in Kontrast zu der von Frank-Walter Steinmeier,
Leidenschaftliche Anklage: Die Gräuel, die Russland heute in der Ukraine verübt, sind Teil einer jahrhundertealten Politik der Unterdrückung.
Dieses Buch hätte ein reines "Ich hab's euch doch gesagt" sein können. Eine 300-Seiten-Besserwisserei über die Naivität und Ignoranz des Westens. Sofi Oksanen, finnisch-estnische Starautorin, hätte jedes Recht dazu gehabt. Vor fast zehn Jahren stand sie in der Frankfurter Festhalle, Finnland war Gastland der Buchmesse 2014, und warnte vor der totalitären Herrschaft Russlands, vor Putins Unterdrückung anderer Völker, sie erinnerte an die brutale Kolonialisierungsgeschichte Moskaus. Ihre Rede stand in Kontrast zu der von Frank-Walter Steinmeier,
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damals noch Außenminister. Der heutige Bundespräsident warb für ein Verstehen Russlands (auch wenn er es mied, Putin und sein Land beim Namen zu nennen), sprach von der Möglichkeit eines "gedeihlichen Zusammenlebens" und umschrieb die kurz zuvor erfolgte Annexion der Krim mit "die dramatischen Umbrüche in der Ukraine".
Zu diesem Zeitpunkt hatte Oksanen schon längst schwere Waffen an der Grenze zu Russland gefordert, weil sie jeden Morgen aufwachte in der Erwartung einer neuerlichen Invasion.
Seit diese Invasion mit dem Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 Realität geworden ist, hat Oksanen eine neue Chance erkannt, den Westen von der Gefährlichkeit Russlands überzeugen zu können. "Sei nicht gleichgültig, wende den Blick nicht ab", fleht sie in ihrem ersten, gerade erschienenen Sachbuch "Putins Krieg gegen die Frauen" den europäischen Leser an.
Ihr gedruckter Versuch, gehört zu werden, ist - anders als es der Titel vermuten lässt - keine reine Analyse von Putins Misogynie, sondern eine hilfreiche Erklärung über die Beweggründe Russlands und die Hintergründe eines Kriegs, der zwar für den Westen, aber keineswegs für die nord- und osteuropäischen Länder überraschend entbrannte. Oksanen bettet die Gräueltaten Russlands in der Ukraine in eine jahrhundertealte Politik der Unterdrückung und erzählt dabei, wie so oft, von ihrer eigenen Familiengeschichte.
Sie beginnt mit Oksanens Großtante, die schon der Anstoß für ihren erfolgreichsten Roman "Fegefeuer" gewesen war. Während der zweiten Besatzung Estlands durch die Sowjetunion wurde besagte Großtante eine ganze Nacht lang verhört. Am nächsten Tag kehrte sie äußerlich wohlbehalten nach Hause zurück. Doch hatte sie aufgehört zu sprechen. Alle hätten gewusst, schreibt Oksanen, dass sie vergewaltigt worden war.
Sexuelle Gewalt ist eine alte Waffe in Kriegen. Sie wird immer wieder eingesetzt, weil sie kaum thematisiert und verurteilt wird. Das prangern die UN, das prangert aber auch Oksanen an. Sie versucht, so präzise wie möglich über Russlands Methoden und die Auswirkungen zu schreiben: "Die Folterer verwendeten Elektroden und schlugen die Geschlechtsorgane der Männer mit einem zu diesem Zweck entwickelten Rohr, bis sie anschwollen wie bei einem Stier." Oksanen erklärt außerdem, wie Russland versucht, die Fortpflanzungsfähigkeit der Ukrainerinnen und Ukrainer zu zerstören, und dass sie deshalb von "genozidalen Vergewaltigungen" spricht. Wie unter anderem die Parlamente Litauens, Kanadas und Irlands nennt sie Russlands Vorgehen in der Ukraine schon jetzt einen "Genozid".
Die Gewalt der russischen Besatzer durchzieht die Leben von Oksanens Vorfahren. Deswegen kann man von ihr nicht die Sachlichkeit erwarten, die in Deutschland so oft bei der Bewertung der russischen Politik angemahnt wurde. Das mindert jedoch nicht die Glaubwürdigkeit ihrer Worte. Ihre Quellen sind seriös, ihre Expertise unumstritten und die Erfahrungen ihrer Familie aufschlussreich.
Dass die Vehemenz, mit der viele russischsprachige Ukrainer ihre eigene Sprache abgelegt haben, eine Verteidigung gegen eine jahrhundertealte Demütigungspolitik Russlands ist, erfährt man durch Oksanens estnische Großmutter. Auch sie und ihre Landsleute wurden, wie die Ukrainer heute, von den Russen als "Faschisten" beschimpft.
Während der sowjetischen Besatzung waren die meisten Lebensmittelverkäuferinnen Russinnen. Doch Oksanens Großmutter hatte nie Russisch gelernt. "Eine Estnisch sprechende Kundin bekam von der Verkäuferin oft ein Knurren zur Antwort wie: 'Sprich gefälligst eine Menschensprache!'", schreibt Oksanen. Es habe zum Alltag gehört, dass Estnisch Sprechende zu Tieren erklärt wurden. Das Gleiche sei im Winterkrieg der Finnen gegen die Rote Armee geschehen. Und: "Jetzt schnauzen die Folterer in der Ukraine ihre Ukrainisch sprechenden Opfer an: 'Sprich nicht diese Schweinesprache!'"
Oksanen lebt in Helsinki, aber sie kennt die Ukraine gut. Schon als Kind begleitete sie ihren finnischen Vater, der dort als Elektriker auf Baustellen arbeitete. Für zwei ihrer Bücher hat die 47-Jährige über die Leihmutterschaft-Industrie der Ukraine vor Ort recherchiert. Nach der Annexion der Krim hatte sie das Bedürfnis, dem von Putin bedrohten Staat mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen, und veröffentlichte 2019 den in der jüngeren ukrainischen Geschichte spielenden Roman "Hundepark".
Für "Putins Krieg gegen die Frauen" hat Oksanen weit weniger Zeit gehabt, als sie es sonst bei ihren Büchern gewohnt ist. Sie nannte den Zeitplan "fast unmöglich" und sprach in den sozialen Medien offen über ihre Sorge, das Geschriebene sei nicht klar und zugänglich genug.
Tatsächlich ist die Sprache der Schwachpunkt des Werks. Die Atemlosigkeit beim Schreiben merkt man. Viele Sätze sind unnötig umständlich formuliert, Aussagen doppeln sich an zahlreichen Stellen, es gibt wenig Struktur. So ist nicht nur das Thema, sondern auch der Schreibstil so schwer, dass man "Putins Krieg gegen die Frauen" am besten nicht am Stück, sondern immer wieder in einzelnen Kapiteln liest. Dabei kann man ruhig hin und her springen, denn die verschiedenen Abschnitte bauen kaum aufeinander auf. Die deutsche Übersetzerin Angela Plöger - das liest man - wird einen ähnlich engen Zeitplan wie die Autorin gehabt haben.
Bei der englischen Ausgabe konnten sich Oksanen und ihre Verleger ein "Ich hab's euch doch gesagt" übrigens nicht ganz verkneifen. Im Titel "Same River Twice - Putin's War Against Women" widersprechen sie dem griechischen Philosophen Heraklit: Man kann sehr wohl zweimal in denselben Fluss steigen. SARAH OBERTREIS
Sofi Oksanen: Putins Krieg gegen die Frauen.
Kiepenheuer & Witsch, Köln 2024. 336 S., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Zu diesem Zeitpunkt hatte Oksanen schon längst schwere Waffen an der Grenze zu Russland gefordert, weil sie jeden Morgen aufwachte in der Erwartung einer neuerlichen Invasion.
Seit diese Invasion mit dem Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 Realität geworden ist, hat Oksanen eine neue Chance erkannt, den Westen von der Gefährlichkeit Russlands überzeugen zu können. "Sei nicht gleichgültig, wende den Blick nicht ab", fleht sie in ihrem ersten, gerade erschienenen Sachbuch "Putins Krieg gegen die Frauen" den europäischen Leser an.
Ihr gedruckter Versuch, gehört zu werden, ist - anders als es der Titel vermuten lässt - keine reine Analyse von Putins Misogynie, sondern eine hilfreiche Erklärung über die Beweggründe Russlands und die Hintergründe eines Kriegs, der zwar für den Westen, aber keineswegs für die nord- und osteuropäischen Länder überraschend entbrannte. Oksanen bettet die Gräueltaten Russlands in der Ukraine in eine jahrhundertealte Politik der Unterdrückung und erzählt dabei, wie so oft, von ihrer eigenen Familiengeschichte.
Sie beginnt mit Oksanens Großtante, die schon der Anstoß für ihren erfolgreichsten Roman "Fegefeuer" gewesen war. Während der zweiten Besatzung Estlands durch die Sowjetunion wurde besagte Großtante eine ganze Nacht lang verhört. Am nächsten Tag kehrte sie äußerlich wohlbehalten nach Hause zurück. Doch hatte sie aufgehört zu sprechen. Alle hätten gewusst, schreibt Oksanen, dass sie vergewaltigt worden war.
Sexuelle Gewalt ist eine alte Waffe in Kriegen. Sie wird immer wieder eingesetzt, weil sie kaum thematisiert und verurteilt wird. Das prangern die UN, das prangert aber auch Oksanen an. Sie versucht, so präzise wie möglich über Russlands Methoden und die Auswirkungen zu schreiben: "Die Folterer verwendeten Elektroden und schlugen die Geschlechtsorgane der Männer mit einem zu diesem Zweck entwickelten Rohr, bis sie anschwollen wie bei einem Stier." Oksanen erklärt außerdem, wie Russland versucht, die Fortpflanzungsfähigkeit der Ukrainerinnen und Ukrainer zu zerstören, und dass sie deshalb von "genozidalen Vergewaltigungen" spricht. Wie unter anderem die Parlamente Litauens, Kanadas und Irlands nennt sie Russlands Vorgehen in der Ukraine schon jetzt einen "Genozid".
Die Gewalt der russischen Besatzer durchzieht die Leben von Oksanens Vorfahren. Deswegen kann man von ihr nicht die Sachlichkeit erwarten, die in Deutschland so oft bei der Bewertung der russischen Politik angemahnt wurde. Das mindert jedoch nicht die Glaubwürdigkeit ihrer Worte. Ihre Quellen sind seriös, ihre Expertise unumstritten und die Erfahrungen ihrer Familie aufschlussreich.
Dass die Vehemenz, mit der viele russischsprachige Ukrainer ihre eigene Sprache abgelegt haben, eine Verteidigung gegen eine jahrhundertealte Demütigungspolitik Russlands ist, erfährt man durch Oksanens estnische Großmutter. Auch sie und ihre Landsleute wurden, wie die Ukrainer heute, von den Russen als "Faschisten" beschimpft.
Während der sowjetischen Besatzung waren die meisten Lebensmittelverkäuferinnen Russinnen. Doch Oksanens Großmutter hatte nie Russisch gelernt. "Eine Estnisch sprechende Kundin bekam von der Verkäuferin oft ein Knurren zur Antwort wie: 'Sprich gefälligst eine Menschensprache!'", schreibt Oksanen. Es habe zum Alltag gehört, dass Estnisch Sprechende zu Tieren erklärt wurden. Das Gleiche sei im Winterkrieg der Finnen gegen die Rote Armee geschehen. Und: "Jetzt schnauzen die Folterer in der Ukraine ihre Ukrainisch sprechenden Opfer an: 'Sprich nicht diese Schweinesprache!'"
Oksanen lebt in Helsinki, aber sie kennt die Ukraine gut. Schon als Kind begleitete sie ihren finnischen Vater, der dort als Elektriker auf Baustellen arbeitete. Für zwei ihrer Bücher hat die 47-Jährige über die Leihmutterschaft-Industrie der Ukraine vor Ort recherchiert. Nach der Annexion der Krim hatte sie das Bedürfnis, dem von Putin bedrohten Staat mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen, und veröffentlichte 2019 den in der jüngeren ukrainischen Geschichte spielenden Roman "Hundepark".
Für "Putins Krieg gegen die Frauen" hat Oksanen weit weniger Zeit gehabt, als sie es sonst bei ihren Büchern gewohnt ist. Sie nannte den Zeitplan "fast unmöglich" und sprach in den sozialen Medien offen über ihre Sorge, das Geschriebene sei nicht klar und zugänglich genug.
Tatsächlich ist die Sprache der Schwachpunkt des Werks. Die Atemlosigkeit beim Schreiben merkt man. Viele Sätze sind unnötig umständlich formuliert, Aussagen doppeln sich an zahlreichen Stellen, es gibt wenig Struktur. So ist nicht nur das Thema, sondern auch der Schreibstil so schwer, dass man "Putins Krieg gegen die Frauen" am besten nicht am Stück, sondern immer wieder in einzelnen Kapiteln liest. Dabei kann man ruhig hin und her springen, denn die verschiedenen Abschnitte bauen kaum aufeinander auf. Die deutsche Übersetzerin Angela Plöger - das liest man - wird einen ähnlich engen Zeitplan wie die Autorin gehabt haben.
Bei der englischen Ausgabe konnten sich Oksanen und ihre Verleger ein "Ich hab's euch doch gesagt" übrigens nicht ganz verkneifen. Im Titel "Same River Twice - Putin's War Against Women" widersprechen sie dem griechischen Philosophen Heraklit: Man kann sehr wohl zweimal in denselben Fluss steigen. SARAH OBERTREIS
Sofi Oksanen: Putins Krieg gegen die Frauen.
Kiepenheuer & Witsch, Köln 2024. 336 S., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Oksanens feministische und baltische Perspektive auf den Ukraine-Krieg ist erhellend.« Gina Bachmann NZZ am Sonntag 20240331
Die finnisch-estnische Autorin Sofi Oksanen legt ein Buch über "Putins Krieg gegen die Frauen" vor. "Sexuelle Gewalt ist das am meisten vernachlässigte Kriegsverbrechen", sagt sie im Gespräch mit Nadine A. Brügger von der NZZ. Zur Perfidie gehört dabei vor allem die psychische Wirkung der Verbrechen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Gebundenes Buch
Beim Lesen dieses Buches friert man, so gruselig, so beängstigend ist das, was die finnische Autorin hier schildert. Wenn auch der Titel des Buchs ein wenig in die Irre führt, geht es doch nicht nur um das, was Frauen geschieht, so ist es trotzdem ein wichtiges Buch.
Sofi Oksanen, in …
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Beim Lesen dieses Buches friert man, so gruselig, so beängstigend ist das, was die finnische Autorin hier schildert. Wenn auch der Titel des Buchs ein wenig in die Irre führt, geht es doch nicht nur um das, was Frauen geschieht, so ist es trotzdem ein wichtiges Buch.
Sofi Oksanen, in Finnland aufgewachsene Tochter einer Estin und eines Finnen, hat tiefen Einblick in die tragischen und erschreckenden Vorgänge in Russland und der früheren Sowjetunion. Was sie beschreibt, jagt einem beim Lesen Schauer über den Rücken und lässt umso mehr darauf hoffen, dass es der Ukraine gelingt, den Aggressor zu besiegen.
Die Schilderungen der Gräueltaten russischer Soldaten an ukrainischen Frauen und Männern, die diese bei voller Kenntnis und Zustimmung sowohl ihrer Vorgesetzen wie auch ihrer Ehefrauen und Mütter begehen, sind kaum zu ertragen. Man spürt die Wut und die Verzweiflung der Autorin in jedem ihrer Worte. An mancher Stelle ist es dann fast etwas zu subjektiv, wünschte man sich etwas mehr Distanziertheit.
Es scheint unfassbar, dass diese russischen Soldaten in der Tat von den eigenen Frauen motiviert werden, die Ukrainerinnen zu vergewaltigen, ihnen ihre Würde zu nehmen, sie zu bestehlen und zu töten. Sofi Oksanen gelingt es, begreiflich zu machen, wie dieses für uns unverständliche Handeln begründet ist, was die russische Propaganda, die Erziehung und vor allem die Geschichte damit zu hat.
Doch auch wenn man erkennt, was diese Menschen zu ihrem Handeln führt, macht es diese unbegreiflichen Taten nicht begreifbarer. Dass Russen auch ihre eigenen Frauen nicht mit Samthandschuhen anfassen, dass sich ihre Männlichkeit darin manifestiert, dass sie Frauen schlagen und misshandeln, das kann man einfach nicht verstehen.
Sofi Oksanen beschreibt all das anschaulich, ohne irgendetwas zu beschönigen. Sie führt viele Beispiele an, sie verweist auf die geschichtlichen Zusammenhänge, beispielsweise bezüglich der Situation der Krim. Man bekommt beim Lesen den Eindruck, sie drückt sich an mancher Stelle besonders drastisch aus, weil sie will, dass man sie versteht. Als hätte sie Sorge, dass gerade wir hier im Westen alles immer noch durch eine zu rosa gefärbte Brille sehen. Als wolle sie uns nun endlich die Augen öffnen.
Hoffen wir, dass es ihr und anderen endlich gelingt.
Ein Buch, das nicht einfach ist, aber gelesen werden sollte.
Sofi Oksanen - Putins Krieg gegen die Frauen
aus dem Finnischen von Angela Plöger und Maximilian Murmann
Kiepenheuer & Witsch, Februar 2024
Gebundene Ausgabe, 326 Seiten, 24,00 €
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Gebundenes Buch
Gleich vorweg, dieses Buch schildert die extreme Brutalität, die russische Soldaten mit Wissen und Billigung von Wladimir Putin gegen die ukrainische Bevölkerung einsetzt und ist daher nichts für Zartbesaitete. Dabei geht es vor allem um die Zivilbevölkerung, also Kinder, Frauen …
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Gleich vorweg, dieses Buch schildert die extreme Brutalität, die russische Soldaten mit Wissen und Billigung von Wladimir Putin gegen die ukrainische Bevölkerung einsetzt und ist daher nichts für Zartbesaitete. Dabei geht es vor allem um die Zivilbevölkerung, also Kinder, Frauen und alte Menschen, die tagtäglich unvorstellbaren Kriegsverbrechen ausgesetzt sind.
In folgenden Kapiteln schreibt Sofi Oksanen über die extreme Gewalt gegen Frauen und Kinder:
Der Einsatz sexueller Gewalt als Waffe
Von Soldaten zu Kriegsverbrechern
Homo putinicus
Crashkurs in russischem KoloniaIismus
Exportartikel
Sofi Oksanen berichtet über Vergewaltigungen von Frauen, Kindern und auch Männern, die an der Tagesordnung stehen. Extreme Brutalität durch russische Soldaten werde auch und vor allem gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt, um sie in den neu besetzten Gebieten einzuschüchtern. In den russisch besetzten Gebieten werden die Menschen vertrieben oder, wer sich wehrt, getötet, die ukrainischen Sprache verboten und Russen werden neu angesiedelt. Wir lesen über das Déjà-vu in den baltischen Staaten, die Terror und Russifizierung sowie Deportationen erleben mussten.
Sofie Oksamen zählt zahlreiche Beispiele vom Einsatz sexueller Gewalt gegen Kinder und Frauen, die ein „übliches Mittel“ zur Einschüchterung der Zivilbevölkerung durch feindliche Armeen ist, auf. Es darf hier nicht länger der Mantel des Schweigens über diese Kriegsverbrechen gebreitet werden. Heute ist es möglich, die Gräueltaten zu dokumentieren. Die Hoffnung und die Chancen, dass Russlands Straffreiheit ein Ende haben wird, bestehen. Die Kriegsverbrecher von Bosnien oder in Afrika sind letztlich verurteilt worden.
Welche Folgen die sexuelle Gewalt an Frauen und Kindern hat, kann u.a. in „Meine Stimme für das Leben“ des Friedensnobelpreisträgers Denis Mukwege sowie in anderen in dem ausführlichen Literaturverzeichnis angegebenen Werken nachgelesen werden.
Fazit:
Niemand sollte nach der Lektüre dieses Buches der finnisch-estnischen Autorin Zweifel an den Kriegsverbrechen von Putins Armee haben. Gerne gebe ich diesem erschütternden und aufwühlenden Buch 5 Sterne.
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