Jonas Lüscher
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Richard Kraft, Rhetorikprofessor in Tübingen, unglücklich verheiratet und finanziell gebeutelt, hat womöglich einen Ausweg aus seiner Misere gefunden. Sein alter Weggefährte István, Professor an der Stanford Uni versity, lädt ihn zur Teilnahme an einer wissenschaftlichen Preisfrage ins Silicon Valley ein. In Anlehnung an Leibniz¿ Antwort auf die Theodizeefrage soll Kraft in einem 18-minütigen Vortrag begründen, weshalb alles, was ist, gut ist und wir es dennoch verbessern können. Für die beste Antwort ist eine Million Dollar ausgelobt. Damit könnte Kraft sich von seiner anspruchsvo...
Richard Kraft, Rhetorikprofessor in Tübingen, unglücklich verheiratet und finanziell gebeutelt, hat womöglich einen Ausweg aus seiner Misere gefunden. Sein alter Weggefährte István, Professor an der Stanford Uni versity, lädt ihn zur Teilnahme an einer wissenschaftlichen Preisfrage ins Silicon Valley ein. In Anlehnung an Leibniz¿ Antwort auf die Theodizeefrage soll Kraft in einem 18-minütigen Vortrag begründen, weshalb alles, was ist, gut ist und wir es dennoch verbessern können. Für die beste Antwort ist eine Million Dollar ausgelobt. Damit könnte Kraft sich von seiner anspruchsvollen Frau endlich freikaufen ¿ Komisch, furios und böse erzählt Jonas Lüscher in diesem klugen Roman von einem Mann, der vor den Trümmern seines Lebens steht, und einer zu jedem Tabubruch bereiten Machtelite, die scheinbar nichts und niemand aufhalten kann.
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Jonas Lüscher, geboren 1976 in der Schweiz, lebt in München. Seine Novelle „Frühling der Barbaren" (C.H.Beck 2013) entwickelte sich zum Bestseller, stand auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis und war nominiert für den Schweizer Buchpreis. Sie wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und fürs Theater adaptiert. Lüscher erhielt u. a. die Literarische Auszeichnung des Kantons Bern, den Hans-Fallada-Preis und den Prix Franz Hessel.
Produktdetails
- Verlag: C.H. Beck
- Seitenzahl: 237
- Erscheinungstermin: 3. Februar 2017
- Deutsch
- ISBN-13: 9783406705328
- Artikelnr.: 47190547
"Jonas Lüscher erzählt mit Furor, Sinn für Komik und düsterer Wucht (...) Er zeigt, wie eindringlich Literatur sein kann."
Manfred Papst, Neue Zürcher Zeitung am Sonntag, 24. September 2017
"Neben seiner Klugheit ist 'Kraft' auch noch ein überaus witziges Buch."
Paul Jandl, Neue Zürcher Zeitung, 23. September 2017
"Lüschers sense of humour and willingness to poke fun at his characters combined with his skill as a writer make this novel that is both intellectually challenging and a pleasure to read."
New Books in German Nr. 41.1, 2017
"Das Buch der Stunde, das Buch zu unserer Zeit."
Dina Netz, Deutschlandfunk, 07. März 2017
"Ein großer Wurf mit
Manfred Papst, Neue Zürcher Zeitung am Sonntag, 24. September 2017
"Neben seiner Klugheit ist 'Kraft' auch noch ein überaus witziges Buch."
Paul Jandl, Neue Zürcher Zeitung, 23. September 2017
"Lüschers sense of humour and willingness to poke fun at his characters combined with his skill as a writer make this novel that is both intellectually challenging and a pleasure to read."
New Books in German Nr. 41.1, 2017
"Das Buch der Stunde, das Buch zu unserer Zeit."
Dina Netz, Deutschlandfunk, 07. März 2017
"Ein großer Wurf mit
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philosophischen Exkursen und umwerfend komischen Szenen."
Karin Großmann, Sächsische Zeitung, 11. Februar 2017
"Eine kühl-heitere Gelehrtensatire mit Zeitgeistkritik."
Welt am Sonntag kompakt, 12. Februar 2017
"Jonas Lüschers fulminantes Romandebüt Kraft erzählt vom Clash zwischen Old Europe und New Economy [] Die kühle Intellektualität dieses Autors ist ein schöner Fremdkörper in einer Zeit, in der Reflexionsprosa nicht allzu hoch im Kurs steht."
Süddeutsche Zeitung, 04. Februar 2017
"Ein ironisch gebrochener intellektueller Diskurs und eine spannende, sinnliche Geschichte."
Manfred Papst, Neue Zürcher Zeitung am Sonntag, 4. Februar 2017 Platz 1 der SWR-Bestenliste Februar 2017
"Jonas Lüschers neuer Roman Kraft gehört zum Besten, was die Schweizer Literatur seit Jahren zu bieten hat."
Peter Bruni, Basler Zeitung, 31. Januar 2017
"Eine Geschichte über einen Mann und eine Million Dollar, die einen gleich mit Haut und Haar ergreift und regelrecht hineinsaugt in die existentielle Bredouille unseres Helden."
Denis Scheck, Das Erste "druckfrisch", 29. Januar 2017
"Es ist die Mischung aus Pfeifenraucherjargon und vor fast nichts zurückschreckender Ironie, die 'Kraft' zu einem jener Bücher macht, nach dessen Lektüre man intuitiv nach Platz sucht im Regal, nicht nur für dieses, sondern auch für alle anderen, die von Lüscher noch kommen."
Sebastian Hammelehle, LiteraturSPIEGEL, 28. Januar 2017
"Bilder, Szenen, Dialoge, die viel wissen lassen von dem, worum es in der Welt geht."
Simon Strauss, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 29. Januar 2017
"Ein aufregender, komischer und vor allem hoch politischer Roman (...) Ein Glücksfall."
Heide Soltau, NDR Kultur, 26. Januar 2017
"Lüscher erweist sich auch in diesem Roman als außergewöhnlich präziser Beobachter, der mehrschichtig ein Psychogramm mit der Zeitgeschichte und dem Zeitgeist verbindet."
Hansruedi Kugler, St. Galler Tagblatt, 26. Januar 2017
"Nach Frühling der Barbaren hat man Großes von Jonas Lüschers erstem Roman erwartet. Er liefert es."
Martin Ebel, Der Bund, 27. Januar 2017
"Ein hochintelligenter Lesegenuss, der an vielen Stellen sogar saukomische Wendungen bereithält."
Holger Ehling, Buchkultur, Februar/März 2017
"Dieses Buch wird für Furore sorgen."
Anne-Sophie Scholl, Berner Zeitung, 22. Januar 2017
"Lüscher is a perceptive commentator on Silicon Valleys heady and hubristic ideological climate, with its smug boasts of disruption and death-denying (or rather posthuman transtheotechnist) longings.
The New York Times, Rob Doyle
Karin Großmann, Sächsische Zeitung, 11. Februar 2017
"Eine kühl-heitere Gelehrtensatire mit Zeitgeistkritik."
Welt am Sonntag kompakt, 12. Februar 2017
"Jonas Lüschers fulminantes Romandebüt Kraft erzählt vom Clash zwischen Old Europe und New Economy [] Die kühle Intellektualität dieses Autors ist ein schöner Fremdkörper in einer Zeit, in der Reflexionsprosa nicht allzu hoch im Kurs steht."
Süddeutsche Zeitung, 04. Februar 2017
"Ein ironisch gebrochener intellektueller Diskurs und eine spannende, sinnliche Geschichte."
Manfred Papst, Neue Zürcher Zeitung am Sonntag, 4. Februar 2017 Platz 1 der SWR-Bestenliste Februar 2017
"Jonas Lüschers neuer Roman Kraft gehört zum Besten, was die Schweizer Literatur seit Jahren zu bieten hat."
Peter Bruni, Basler Zeitung, 31. Januar 2017
"Eine Geschichte über einen Mann und eine Million Dollar, die einen gleich mit Haut und Haar ergreift und regelrecht hineinsaugt in die existentielle Bredouille unseres Helden."
Denis Scheck, Das Erste "druckfrisch", 29. Januar 2017
"Es ist die Mischung aus Pfeifenraucherjargon und vor fast nichts zurückschreckender Ironie, die 'Kraft' zu einem jener Bücher macht, nach dessen Lektüre man intuitiv nach Platz sucht im Regal, nicht nur für dieses, sondern auch für alle anderen, die von Lüscher noch kommen."
Sebastian Hammelehle, LiteraturSPIEGEL, 28. Januar 2017
"Bilder, Szenen, Dialoge, die viel wissen lassen von dem, worum es in der Welt geht."
Simon Strauss, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 29. Januar 2017
"Ein aufregender, komischer und vor allem hoch politischer Roman (...) Ein Glücksfall."
Heide Soltau, NDR Kultur, 26. Januar 2017
"Lüscher erweist sich auch in diesem Roman als außergewöhnlich präziser Beobachter, der mehrschichtig ein Psychogramm mit der Zeitgeschichte und dem Zeitgeist verbindet."
Hansruedi Kugler, St. Galler Tagblatt, 26. Januar 2017
"Nach Frühling der Barbaren hat man Großes von Jonas Lüschers erstem Roman erwartet. Er liefert es."
Martin Ebel, Der Bund, 27. Januar 2017
"Ein hochintelligenter Lesegenuss, der an vielen Stellen sogar saukomische Wendungen bereithält."
Holger Ehling, Buchkultur, Februar/März 2017
"Dieses Buch wird für Furore sorgen."
Anne-Sophie Scholl, Berner Zeitung, 22. Januar 2017
"Lüscher is a perceptive commentator on Silicon Valleys heady and hubristic ideological climate, with its smug boasts of disruption and death-denying (or rather posthuman transtheotechnist) longings.
The New York Times, Rob Doyle
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Kraft, eigentlich erfolgreicher Professor in Tübingen, braucht dringend Geld. Seine zweite Ehe steht kurz vorm endgültigen Scheitern, vier Kinder und zwei (Ex)-Ehefrauen müssen versorgt werden. Und die teure Wohnung ist auch noch nicht abbezahlt. So nimmt er sich in den USA bei seinem …
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Kraft, eigentlich erfolgreicher Professor in Tübingen, braucht dringend Geld. Seine zweite Ehe steht kurz vorm endgültigen Scheitern, vier Kinder und zwei (Ex)-Ehefrauen müssen versorgt werden. Und die teure Wohnung ist auch noch nicht abbezahlt. So nimmt er sich in den USA bei seinem ehemals besten Freund Ivan zwei Wochen Auszeit, um sich auf eine Preisfrage vorzubereiten, die als Gewinn eine Million Dollar bietet. Doch eine mögliche Antwort fällt ihm deutlich schwerer als er es sich vorgestellt hat.
Während sich Kraft in der Gegenwart mühsam mit der Beantwortung der Frage 'Why whatever is, is right und why we still can improve ist?' abmüht, wird parallel dazu sein Leben geschildert, das sich hauptsächlich an 'seinen' Frauen ausrichtete. Kraft ist ein Schwafler sondergleichen, was sich in seinem Berufsleben bislang eher positiv auswirkte, in seinem Privatleben hingegen verheerend. Obwohl in Wissenschaftskreisen seine Person hochgeschätzt wurde und wird, bleiben im Rückblick (so erschien es mir nach der Beendigung des Romans) in erster Linie für sein Leben seine Beziehungen bestimmend, die durchweg nicht glücklich endeten - seine Schwafelei hatte vermutlich keinen kleinen Anteil daran.
Der gesamte Roman ist in einem solch schwafelnden Tonfall geschrieben, wobei er durchaus mit einer Menge Ironie versehen ist wie in diesem Textauszug, als Kraft den Stanfordcampus durchquert, während dort ein Attentäter unterwegs sein soll:
"Andererseits, so rechnet er (Kraft) sich aus, wird er, wenn alles gut geht, den Schuss gar nicht mehr hören. Kraft versteht zwar nichts von Ballistik, aber er ist sich doch sicher, dass die Kugel schneller sein wird als der Schall ... Überlegungen dieser Art anstellend, gelangt er zum Shopping Center, um etwas enttäuscht festzustellen, dass dort reger Betrieb herrscht und der Alarm für diese Gegend nicht gilt … Allerdings so muss er zugeben, wäre es für seine Biographie kein besonders würdiger Schlusspunkt, zwischen Victorias Secret und einem Dunkin' Donut zu verbluten, zumindest wesentlich unpassender als der Tod auf einem Universitätscampus."
Doch irgendwann nutzt sich dieser Tonfall ab und die endlos langen Schachtelsätze (teilweise deutlich länger als eine Seite) wirkten trotz aller Ironie und Spott nur noch ermüdend. Schade, denn dem Autor gelingt es ohne jede Gehässigkeit zu zeigen, dass nicht hinter jedem erfolgreichen Start-up und Jungmillionär auch ein großer Geist steckt. Selbst in Silicon Valley findet sich jede Menge hohles Geschwätz und Geschwafel.
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„Theodicy and Technodicy: Optimism for a Young Millennium“ – diese Fragestellung ist es, die den Rhetorikprofessor Richard Kraft aus seiner finanziellen Not retten soll. In einer guten Viertelstunde soll in der ehrwürdigen Stanford Universität von den Bewerbern die Frage …
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„Theodicy and Technodicy: Optimism for a Young Millennium“ – diese Fragestellung ist es, die den Rhetorikprofessor Richard Kraft aus seiner finanziellen Not retten soll. In einer guten Viertelstunde soll in der ehrwürdigen Stanford Universität von den Bewerbern die Frage erörtert werden, dem Sieger winkt eine Million Dollar gestiftet von einem Internet Milliardär. Da er sich in seinem Tübinger Zuhause nicht in der Lage sieht, angemessen konzentriert an die Arbeit zu gehen, fliegt Kraft schon zwei Wochen vor der Veranstaltung nach Kalifornien und wohnt dort bei seinem Freund István, mit dem er einst in der Westberliner Enklave das Leben studierte und die Politik diskutierte. Bei der Suche nach der Frage, weshalb alles, das ist auch notwendigerweise gut ist, kehrt Kraft gedanklich auch immer wieder in seine Vergangenheit zurück und lässt seine Zeit mit István ebenso Revue passieren, wie die Zeit mit den drei Frauen, die sein Leben geprägt haben. Je näher der Tag der Präsentation rückt, desto weiter entfernt sich Kraft von der Überzeugung, dass in seinem Leben und in der Welt alles zum Besten steht.
Der Roman des Schweizer Autors Jonas Lüschers ist vom Feuilleton direkt nach Erscheinen begeistert aufgenommen worden. Es ist vermutlich die erstaunliche Verbindung, die Lüscher in „Kraft“ schafft zwischen der philosophischen Frage nach der Gerechtigkeit Gottes, der politischen Lage eines geteilten Deutschlands, das dem angloamerikanischen Neoliberalismus zu Beginn der 80er Jahre nur Helmut Kohl entgegensetzen kann, den weltbeherrschenden Internetgiganten des Silicon Valley und dem Leben eines einzelnen Mannes, der immer dann beruflich auf der Karriereleiter emporsteigt, wenn gleichzeitig die Frau an seiner Seite den Abstieg hinnehmen muss. Hierin Sinn zu finden und zu begründen, dass dies die bestmögliche aller Welten ist – kein leichtes Unterfangen, wie der Protagonist zunehmend verzweifelt feststellen muss.
Der sprechende Name des Protagonisten dient hervorragend als Ausgangspunkt zur Dekonstruktion des Romans. Richard Kraft – steht der Vorname für die Eigenschaften reich, mächtig und stark, fügt der Nachname diesen Einfluss, Wirkungsfähigkeit und Veränderungsfähigkeit hinzu. Sieht man sich die Figur an, so ist Kraft zunächst einmal finanziell abgebrannt. Zwei Ehen und vier Kinder haben ihn ruiniert, er ist dringend auf eine Geldspritze angewiesen. Macht und Stärke hat er eigentlich qua Profession, er war im frisch vereinten Deutschland eine Größe auf seinem Gebiet, scheint aber seine große Zeit hinter sich zu haben und nur wenige ergiebige Gedanken produzieren zu können. Mit dem Vortrag in Stanford erhält er die Chance seinen Einfluss geltend zu machen, eine positive Wirkung auszuüben und etwas an den bestehenden Verhältnissen zu ändern. Doch statt in der Ferne neue Gedanken zu kultivieren, sinkt er Grübelei und hängt der Vergangenheit nach. Eine Lücke klafft zwischen dem, was ist und dem, was sein könnte; ein Riss, der den Protagonisten selbst durchläuft und sehr passend auch auf dem Cover stilisiert ist.
Der eigentlich leistungsstarke und intelligente Mann wird überrollt – so wie in seinen Gedanken San Francisco von einer mörderischen und zerstörerischen Welle erfasst und zerstört wird, kann auch er den globalen Trends gesteuert durch die Ökonomie der Internetfirmen nichts entgegensetzen. Hat Gott den Menschen nach seinem Bild erschaffen, so erschafft nun der Mensch den Roboter, der alsbald droht die Macht zu übernehmen und als das bessere Wesen zu regieren. An dieser Stelle wird Kraft zum Sinnbild des modernen Menschen, der sich machtlos ausgeliefert fühlt und für den sich nicht erschließt, weshalb diese Welt, die bestmögliche sein soll.
Ein starker Roman, der sich nicht einfach nebenbei weglesen lässt, sondern immer wieder komplexe Diskurse mit dem Leser führt und ihn so mit der Ausgangsfrage konfrontiert.
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Gebundenes Buch
Ich will hier keine Inhaltsangabe mehr geben. Die Stärke dieses Buches liegt im Scheitern. Im Scheitern der Liebesverhältnisse des Hauptdarstellers Richard Kraft. Gescheitert ist auch manch ein Lebensentwurf, etwa der seines Freundes Istvas, der als Hemdwäscher einer ungarischen …
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Ich will hier keine Inhaltsangabe mehr geben. Die Stärke dieses Buches liegt im Scheitern. Im Scheitern der Liebesverhältnisse des Hauptdarstellers Richard Kraft. Gescheitert ist auch manch ein Lebensentwurf, etwa der seines Freundes Istvas, der als Hemdwäscher einer ungarischen Schachmannschaft im Hotel vergessen wurde und notgedrungen in den Westen flüchtet.
Gescheitert ist letztlich auch der Held selbst an der Millionenaufgabe, zu erklären, warum diese Welt die beste sei. Doch gerade hier liegt der kleine Schwachpunkt dieses Buches. Das Theodizee-Problem, das zu einem Oikodizee-Problem gewandelt wird enthält zu wenig Spannung.
Die Geschichte der Bonner Wende ist oft genug erzählt. Das Lambsdorff-Papier wurde erst unter dem Verräter Schröder umgesetzt, aber ist das neu?
Heute, 2017, könnte die Linkspartei mit dem Slogan „Wir wollen die Kohlzeit zurück!“ Werbung machen. Das steht nicht im Buch, muss es auch nicht, wir wissen es auch so.
Also die Hauptgeschichte leidet unter zu wenig Spannung, der Rest ist ohne Fehl und Tadel, grandios auch die Verbindung zwischen dem Provinzkaff Tübingen und der Weltstadt San Francisco.
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Skeptische Gelehrtensatire
Nach seinem Anfangserfolg mit der Novelle «Frühling der Barbaren» hat der Schweizer Schriftsteller Jonas Lüscher heuer, vier Jahre später, seinen ersten Roman unter dem Titel «Kraft» veröffentlicht. Aus seiner …
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Skeptische Gelehrtensatire
Nach seinem Anfangserfolg mit der Novelle «Frühling der Barbaren» hat der Schweizer Schriftsteller Jonas Lüscher heuer, vier Jahre später, seinen ersten Roman unter dem Titel «Kraft» veröffentlicht. Aus seiner dreijährigen Arbeit an einer Dissertation sei «leider nichts geworden, dafür ist nun der vorliegende Roman entstanden, in den einiges eingeflossen ist, über das ich im Rahmen meiner wissenschaftlichen Tätigkeit nachgedacht habe», heißt es in der Danksagung am Ende des Buches. Bei dieser Vorgeschichte ist es nahe liegend, dass der so entstandene Debütroman als wissenschaftsskeptische Gelehrtensatire angelegt ist, in der Fortschrittsglaube und Kapitalismus ebenso karikiert werden wie überholte Strukturen in Universität und Gesellschaft.
Protagonist des Romans ist Prof. Richard Kraft, Nachfolger von Walter Jens auf dem Lehrstuhl für Rhetorik in Tübingen. Der brillante Wissenschaftler steht vor den Trümmern seiner zweiten Ehe mit Heike, zudem plagen ihn Geldsorgen, denn die großzügige Versorgungsregelung für seine Exfrau Ruth und die beiden Kinder frisst fast sein gesamtes Einkommen als Hochschullehrer auf. Als er von einem Freund an der Stanford Universität zur Teilnahme an einem wissenschaftlichen Wettbewerb im Silicon Valley aufgefordert wird, bei dem ein Preisgeld von einer Million Dollar ausgesetzt ist, sieht er darin die Lösung aller seiner Probleme, auch Heike rät ihm, unbedingt teilzunehmen. Dem Problem der Theodizee von Leibnitz folgend, sollen die Konkurrenten in einem höchstens 18minütigen Vortrag vor einer Jury eine schlüssige Antwort auf die Preisfrage geben: «Warum alles, was ist, gut ist, und wie wir es trotzdem verbessern können».
Während einer dreiwöchigen Vorbereitungsphase, im Lesesaal des Hoover Tower auf dem Campus von Stanford sitzend, sucht Kraft vergeblich nach einer zündenden Idee; ihm fehlt jedwede Inspiration, der von ihm zu begründende Zukunftsoptimismus überfordert ihn als Skeptiker. Immer wieder verliert er sich in Grübeleien über sein Leben, denkt an seine frühen Studententage und seine politischen Jugendsünden als neoliberaler Wirrkopf. Er rekapituliert seine wissenschaftliche Karriere, sinniert über sein permanentes Scheitern bei Frauen, bedauert die fehlende familiäre Bindung. Der Autor wartet mit einem Feuerwerk von Ideen auf, verarbeitet gekonnt die jüngere Zeitgeschichte in klug ausgewählten Episoden, deren interessanteste für mich das konstruktive Misstrauensvotum gegen Helmut Schmidt war. Er spart jedenfalls nicht mit beißender Gesellschaftskritik, die auch den ausufernden Digitalismus unserer Tage einschließt. Der Theodizee stellt er beispielsweise für die Finanzmärkte den von Joseph Vogl geprägten Begriff der Oikodizee gegenüber, die Entzauberung und damit allfällige Bändigung der Finanzmärkte. In einer furiosen Traumsequenz malt er schließlich sehr realistisch das Inferno eines schweren Erdbebens in San Franzisko aus, ein düsteres Szenario, in dem er trickreich das Schicksal seines gescheiterten Helden spiegelt.
Jonas Lüscher ist ein sehr genauer Beobachter, er schreibt hier äußerst leichtfüßig, aber aus kritischer Distanz, im Modus Modestiae, dem Autorenplural, uns Leser damit einbeziehend in seine Betrachtungen. Bei denen dann sein Held, satirischer Inbegriff des intellektuellen Schwaflers, so gar nicht gut wegkommt. Die Fülle an Gedanken, die da vor uns ausgebreitet werden, ist beeindruckend, viele kluge Reflexionen und philosophische Exkurse sind trotz des mokanten Erzähltons, in dem sie vorgetragen werden, zweifellos ernst gemeint und durchaus bereichernd. Mit einem bildungssatten Schreibstil in langen Schachtelsätzen unterstreicht Lüscher süffisant seinen ironischen Duktus. Auch wenn er dabei so manches Klischee bedient, wird er zu Recht als hochaktuelle Stimme gelobt, die ihresgleichen nicht hat in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Auf den Leser wartet ein anregendes, amüsantes und zweifellos auch intellektuelles Lesevergnügen.
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