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Dr. Isidor Geller hat es geschafft: Er ist Kommerzialrat, Berater des österreichischen Staates, Multimillionär, Opernfreund und Kunstsammler und nach zwei gescheiterten Ehen Liebhaber einer wunderschönen Sängerin. Weit ist der Weg, den er aus dem hintersten, ärmlichsten Winkel Galiziens zurückgelegt hat, vom Schtetl in die obersten Kreise Wiens. Ihm kann keiner etwas anhaben, davon ist Isidor überzeugt. Und schon gar nicht diese vulgären Nationalsozialisten.
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Shelly Kupferberg, geboren 1974 in Tel Aviv, ist in Westberlin aufgewachsen und hat Publizistik, Theater- und Musikwissenschaften studiert. Sie ist Journalistin und moderiert für >Deutschlandfunk Kultur< und >RBB radio3< Sendungen zu Kultur und Gesellschaft. Ihr erstes Buch >Isidor< war ein Erfolg bei Publikum und Presse. Shelly Kupferberg lebt mit ihrer Familie in Berlin.
Produktdetails
- Verlag: Diogenes eBooks
- Seitenzahl: 256
- Erscheinungstermin: 24. August 2022
- Deutsch
- ISBN-13: 9783257613049
- Artikelnr.: 64004409
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Rezensentin Rose-Maria Gropp applaudiert Shelly Kupferberg für ein berührendes Buch über ihre eigene Familiengeschichte: Kupferbergs Urgroßonkel kam aus der tiefsten jüdischen Provinz, änderte seinen Namen von Israel zu Isidor und legte dann einen erstaunlichen und nahezu kometenhaften Aufstieg in der Wiener Haute Volée hin. Beeindruckt erzählt Gropp von der aufopferungsvollen Art, mit der sich der Kommerzienrat um seine Familie kümmerte: So zahlte er zum Beispiel dem Großvater der Autorin, Walter, sein Studium. Dieser hat ihr Isidors Lebensgeschichte erzählt und sie letztendlich motiviert, dieses Buch auch mithilfe von Archivmaterialien zu schreiben. Der Lebemann, einst geschätzt, beliebt und wohlhabend, wird Opfer der Nazis, er muss seinen ganzen Besitz aufgeben, wird gefoltert und stirbt schließlich entkräftet, bevor er die Flucht hätte antreten können, lernt die Kritikerin beinahe atemlos. Besonders erschüttert ist sie über eine Episode, die sich für Walter nach Kriegsende abspielt: Er kommt zum ersten Mal wieder nach Wien, die Nachbarn, die einige Möbelstücke der Familie haben, schlagen ihm, dem "Jud'", die Tür vor der Nase zu. Eine große Geschichte, die den ihr gebührenden Platz in der Holocaust-Literatur finden wird, schließt Gropp.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Behutsam tasted sich Shelly Kupferberg an Isidors Schicksal heran, erzählt nicht nur von ihm, sondern auch von den Menschen um ihn herum.« Bettina Baltschev / MDR Kultur MDR Kultur
Rezensentin Rose-Maria Gropp applaudiert Shelly Kupferberg für ein berührendes Buch über ihre eigene Familiengeschichte: Kupferbergs Urgroßonkel kam aus der tiefsten jüdischen Provinz, änderte seinen Namen von Israel zu Isidor und legte dann einen erstaunlichen und nahezu kometenhaften Aufstieg in der Wiener Haute Volée hin. Beeindruckt erzählt Gropp von der aufopferungsvollen Art, mit der sich der Kommerzienrat um seine Familie kümmerte: So zahlte er zum Beispiel dem Großvater der Autorin, Walter, sein Studium. Dieser hat ihr Isidors Lebensgeschichte erzählt und sie letztendlich motiviert, dieses Buch auch mithilfe von Archivmaterialien zu schreiben. Der Lebemann, einst geschätzt, beliebt und wohlhabend, wird Opfer der Nazis, er muss seinen ganzen Besitz aufgeben, wird gefoltert und stirbt schließlich entkräftet, bevor er die Flucht hätte antreten können, lernt die Kritikerin beinahe atemlos. Besonders erschüttert ist sie über eine Episode, die sich für Walter nach Kriegsende abspielt: Er kommt zum ersten Mal wieder nach Wien, die Nachbarn, die einige Möbelstücke der Familie haben, schlagen ihm, dem "Jud'", die Tür vor der Nase zu. Eine große Geschichte, die den ihr gebührenden Platz in der Holocaust-Literatur finden wird, schließt Gropp.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Nathan Sznaider
Soziologe
Eine gut geschriebene Geschichte hat die Fähigkeit, die finstere Nacht zu erhellen. Und es ist besser, gute Geschichten zu erzählen, als mit mahnenden Stimmen und ernster Miene bei Gedenkveranstaltungen zu konstatieren, dass Antisemitismus in Deutschland keinen Platz hat. Denn Antisemitismus, das Ressentiment gegen Juden, hat ja nie den Platz geräumt. Mein Buch des Jahres ist deshalb „Isidor. Ein jüdisches Leben“ (Diogenes, Zürich 2022, 256 Seiten, 24 Euro) von Shelly Kupferberg. „Isidor“ ist nicht nur die Geschichte eines jüdischen Kaufmanns in Wien, sondern auch jüdische Literatur par excellence. Es geht um Einwanderung, Tradition und Moderne, Vergangenheit und Gegenwart, den Verlust der Würde, allgemeine und jüdische Themen, die Shelly Kupferberg durch Leben und Tod ihres Urgroßonkels aufrichtig beschreibt.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Soziologe
Eine gut geschriebene Geschichte hat die Fähigkeit, die finstere Nacht zu erhellen. Und es ist besser, gute Geschichten zu erzählen, als mit mahnenden Stimmen und ernster Miene bei Gedenkveranstaltungen zu konstatieren, dass Antisemitismus in Deutschland keinen Platz hat. Denn Antisemitismus, das Ressentiment gegen Juden, hat ja nie den Platz geräumt. Mein Buch des Jahres ist deshalb „Isidor. Ein jüdisches Leben“ (Diogenes, Zürich 2022, 256 Seiten, 24 Euro) von Shelly Kupferberg. „Isidor“ ist nicht nur die Geschichte eines jüdischen Kaufmanns in Wien, sondern auch jüdische Literatur par excellence. Es geht um Einwanderung, Tradition und Moderne, Vergangenheit und Gegenwart, den Verlust der Würde, allgemeine und jüdische Themen, die Shelly Kupferberg durch Leben und Tod ihres Urgroßonkels aufrichtig beschreibt.
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Shelly Kupferberg holt ihre Vorfahren aus der Vergangenheit, stellt sie uns vor, lässt uns mit ihnen gemeinsam erleben. Die Beschreibungen sind liebevoll, und sehr ansprechend. Gleichzeitig gibt sie aber eine sachliche Einordnung in das Zeitgeschehen. Dieser schmale Grat ist Shelly Kupferberg …
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Shelly Kupferberg holt ihre Vorfahren aus der Vergangenheit, stellt sie uns vor, lässt uns mit ihnen gemeinsam erleben. Die Beschreibungen sind liebevoll, und sehr ansprechend. Gleichzeitig gibt sie aber eine sachliche Einordnung in das Zeitgeschehen. Dieser schmale Grat ist Shelly Kupferberg einfach großartig gelungen. Ich habe den Weg der Geschwister und der Mutter von Galizien nach Wien gespannt verfolgt, war beeindruckt von dem Willen für eine bessere Zukunft. Dieser immense Wille lässt sich auch an dem steilen Aufstieg von Isidor erkennen, immer wieder hatte ich unglaublich Respekt vor diesem Mann, der so wie viele andere der Willkür der Nazis zum Opfer fiel. Opfer, die vertrieben, ermordet wurden. Menschen, denen man alle Menschlichkeit aberkannte. Shell Kupferberg macht sie für uns wieder menschlich, danke für diesen Einblick!
Einzig schade finde ich, dass in dem Buch nicht die Fotos von Isidor und Walter und der anderen Geschwister abgebildet sind, ich hätte sie, nach dem ich ihren Lebensweg kennenlernen durfte, gern gesehen.
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Ein jüdisches Leben
Die Autorin Shelly Kupferberg ist 1974 in Tel Aviv geboren und in Westberlin aufgewachsen. Sie erzählt uns die Geschichte ihres Großonkels „Isidor“. Eigentlich hieß er Israel und wurde 1886 als eines von fünf Kindern eines …
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Ein jüdisches Leben
Die Autorin Shelly Kupferberg ist 1974 in Tel Aviv geboren und in Westberlin aufgewachsen. Sie erzählt uns die Geschichte ihres Großonkels „Isidor“. Eigentlich hieß er Israel und wurde 1886 als eines von fünf Kindern eines Talmud-Gelehrten im bettelarmen Galizien geboren. In Wien hat er sich zum Doktortitel, Kommerzienrat, Berater des österreichischen Staates, Multimillionär, Opernfreund und Kunstsammler hochgearbeitet.
Er war fest davon überzeugt, dass niemand ihm etwas anhaben kann, noch nicht einmal die Nationalsozialisten. Er wird diesen Irrtum teuer bezahlen, da er den Absprung in ein sicheres Land verpasst. Sein Neffe Walter, der Großvater der Autorin, schafft die Flucht nach Palästina und so kann seine Enkelin Jahrzehnte später die Geschichte der Familie zu Papier bringen. Ihr Schreibstil ist recht nüchtern und sachlich, trotzdem berührt das Schicksal der Protagonisten den Leser.
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Er war der Sohn orthodoxer Eltern und wurde mit dem Namen Israel getauft. Der Ort seiner Geburt lag im habsburgischen Galizien. Sein einziger Wunsch war, dass er dem armen Elternhaus entkommt und irgendwann einmal reich wird. Dass ihm das tatsächlich gelang, lag unter anderem daran, dass er …
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Er war der Sohn orthodoxer Eltern und wurde mit dem Namen Israel getauft. Der Ort seiner Geburt lag im habsburgischen Galizien. Sein einziger Wunsch war, dass er dem armen Elternhaus entkommt und irgendwann einmal reich wird. Dass ihm das tatsächlich gelang, lag unter anderem daran, dass er sein Elternhaus hinter sich ließ und nach Wien zog. Das war im Jahr 1908 und zu dem Zeitpunkt war die Welt in Österreich noch in Ordnung.
Isidor war der Onkel der Autorin Shelly Kupferberg. Er lebte in der Canovagasse in Wien. Durch schlaue Investitionen brachte er es zu einem beachtlichen Reichtum und konnte von den Zinserträgen seines riesigen Kapitals sehr gut leben. Zwei Ehefrauen trennten sich von ihm,
(oder er sich von ihnen). Danach heiratete er nicht mehr. Er genoss sein Leben mit hübschen Geliebten.
„Isidor“ ist ein unglaublich ergreifendes Buch. Die Autorin schaffte es, dass sie mich hautnah in das Geschehen rund um die Verfolgung von Juden involvierte. Sie zeichnet akribisch und nachvollziehbar auf, was damals mit ihrem Onkel geschah. Ein anerkannter und gerne besuchter Gastgeber, der niemals Kosten und Mühen scheute, seine Eingeladenen mit ausgesuchten Delikatessen zu bewirten. Er, der niemals gegen das Gesetz verstoß war plötzlich ein Verfolgter. Weder Isidor noch seine Geschwister wollten es wahr haben und trotzdem war es die Realität. Für mich unvorstellbar, das sich „Freunde“ von ihm abwandten, obwohl er ihnen nie negativ begegnete.
In eindrücklicher Art und mitreißender Sprache schildert Frau Kupferberg das Schicksal ihres Onkels. Und das nur aus Aufzeichnungen, die sie in mühevoller Kleinarbeit zusammensuchte und zu einem exzellenten Roman verarbeitete. Für dieses Buch gebe ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung.
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Shelly Kupferberg ist es mit „Isidor“ gelungen, die Geschichte ihres Großonkels in diesem kleinen Büchlein festzuhalten und auf unterhaltsame Weise ein faszinierendes Zeitdokument zu schreiben.
Erzählt wird die Geschichte von Isidor, der eigentlich Israel hieß …
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Shelly Kupferberg ist es mit „Isidor“ gelungen, die Geschichte ihres Großonkels in diesem kleinen Büchlein festzuhalten und auf unterhaltsame Weise ein faszinierendes Zeitdokument zu schreiben.
Erzählt wird die Geschichte von Isidor, der eigentlich Israel hieß und den es aus einem ostgalizischen Dorf in die Kulturmetropole Wien zog.
Dort gelang es ihm, in den von der Inflation geprägten 20er Jahren, einen beachtlichen Reichtum anzuhäufen und festen Bestandteil der Wiener Gesellschaft zu werden. Er ist ein Mann mit Einfluss in den gehobenen Kreisen und genießt das Leben in Saus und Braus.
Wie schnell ein aufgebautes Leben auch wieder in sich zusammenfallen kann, muss er nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland erfahren.
„Isidor“ ist ein Debütroman mit einer Aussage und eine klare Leseempfehlung für ALLE und nicht nur die Geschichtsinteressierten unter uns.
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Das Wort "toll" finde ich schwierig in diesem Zusammenhang zu verwenden. Grundlegend ist es ein sehr gut recherchiertes, gut lesbares und ein persönliches Buch, das uns Einblicke in eine der dunkelsten Zeiten der Geschichte gibt. Also grundlegend ein "tolles" Buch.
Wir …
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Das Wort "toll" finde ich schwierig in diesem Zusammenhang zu verwenden. Grundlegend ist es ein sehr gut recherchiertes, gut lesbares und ein persönliches Buch, das uns Einblicke in eine der dunkelsten Zeiten der Geschichte gibt. Also grundlegend ein "tolles" Buch.
Wir begleiten Isidor, ein erfolgreicher Geschäftsmann, der die Bedrohung durch das NS-Regime lange Zeit nicht wahrhaben wollte/konnte. Ein persönlicher Einblick in sein Leben, wie auch seine Beziehungen und ein etwas anderer Fokus als andere Bücher aus der damaligen Zeit (in Sicherheit wiegender bis zuletzt).
Ich ziehe meinen Hut vor der Recherche und der schmerzhaften Aufarbeitung der eigenen Familiengeschichte der Autorin! Entstanden ist ein so wichtiges, weiteres Buch, was uns erinnern und gedenken lassen sollte. Einen Stern Abzug gibt es lediglich, da ich mir "Isidor" im Vordergrund gewünscht hätte.
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"Isidor" von Shelly Kupferberg ist eine berührende und bewegende Familiengeschichte, die mir sehr gut gefallen hat.
Die Autorin erzählt hier die Geschichte ihres Urgroßonkels Isidor und ihrer Familie vor, während und nach dem Krieg.
Man erhält während …
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"Isidor" von Shelly Kupferberg ist eine berührende und bewegende Familiengeschichte, die mir sehr gut gefallen hat.
Die Autorin erzählt hier die Geschichte ihres Urgroßonkels Isidor und ihrer Familie vor, während und nach dem Krieg.
Man erhält während des Lesens einen authentischen Blick ins Wien dieser Zeit .
Der Jude Isidor führte in Wien ein wohlhabenes Leben, der dachte ihm könnte niemand etwas anhaben. Wie fürchterlich muss es dann für ihn gewesen sein von den Nazis in Gefangenschaft genommen zu werden .
Durch den flüssigen und anschaulichen Schreibstil der Autorin fliegt man nur so durch die Seiten und erhält einen guten Einblick.
Für dieses tolle Leseereignis vergebe ich eine klare Leseempfehlung und 5 Sterne.
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Ein Thema das die Menschen seit jeher bewegt und auch noch Generationen nach uns beschäftigen wird und schockiert zurückblicken lässt. Mit einem ergreifenden Schreibstil gelingt es der Autorin Shelly Kupferberg das Leben ihrer jüdischen Familie und vor allem ihres …
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Ein Thema das die Menschen seit jeher bewegt und auch noch Generationen nach uns beschäftigen wird und schockiert zurückblicken lässt. Mit einem ergreifenden Schreibstil gelingt es der Autorin Shelly Kupferberg das Leben ihrer jüdischen Familie und vor allem ihres Urgroßonkels Isidor aufzuarbeiten und das schreckliche Schicksal, das viele Juden in der Nazizeit erleiden mussten, bewegend darzustellen. Natürlich hat man schon viele tragische Geschichten und Schicksale aus der Zeit gehört und gelesen, aber in diesem Falle, ist es mir besonders nahe gegangen, denn die Autorin berichtet nicht über irgendjemanden, sondern über ihre Vorfahren, von denen nicht viel übrig blieb, als ein paar wenige Erinnerungsstücke. Für mich ist dieses Buch ein großartiges Andenken, an einen Mann, der zu Beginn seines Lebens nicht viel hatte, dann viel erreicht hat und am Ende seines Lebens wieder nahezu mittellos war.
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Vor ein paar Tagen saß ich mit „Isidor“ auf dem Freisitz eines Cafés und wartete auf einen Bekannten. Der kam aus einer anderen Richtung, sah das Buchcover und bemerkte lapidar: „Das mit dem Nazi-Kram nimmt auch kein Ende, oder?“
Nein. Tut es nicht. Und das …
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Vor ein paar Tagen saß ich mit „Isidor“ auf dem Freisitz eines Cafés und wartete auf einen Bekannten. Der kam aus einer anderen Richtung, sah das Buchcover und bemerkte lapidar: „Das mit dem Nazi-Kram nimmt auch kein Ende, oder?“
Nein. Tut es nicht. Und das ist auch gut so. Das jetzt mal vorneweg, als zentrale Botschaft. Und aus welchen Gründen das alles kein Ende nehmen darf, zeigt am aller besten die Lektüre dieses „Krams“.
„Isidor“ ist ein biographischer Roman. Oder eine Biographie? Also: historisches Sachbuch oder „schöne Literatur“? Wie gut, dass wir das nicht entscheiden müssen. Die Autorin Shelley Kupferberg ist in Tel Aviv geboren und arbeitet in Berlin als freie Journalistin.
Am Ende der knapp 250 Seiten finden die Leser*innen einen Stammbaum der Familie Geller und ein Interview mit der Autorin. Der Stammbaum ist ausgesprochen hilfreich, in der Mitte des Textes, wenn die Familie wächst, und sich in verschiedene europäische und außereuropäische Metropolen verteilt, muss man sehr gut aufpassen, um den Überblick über Mütter, Väter, zweite Ehemänner, Todesfälle und Nichten zu behalten. Ob Ihr das Interview vor oder nach der Geschichte lest, bleibt Euch überlassen, aber diese Entscheidung ist wichtig. Ohne die Kenntnis der Aussagen von Shelly Kupferberg könnt Ihr Euch der Illusion hingeben, hier sei doch das eine oder andere der Phantasie der Autorin entsprungen; danach seid Ihr „klüger“.
Kupferberg erzählt von der Metaebene der (all)wissenden Autorin die Geschichte ihres Großonkels Kommerzialrat Dr. Isidor Geller. Eigentlich „Israel“. Aber mit so einem Vornamen kommt man als Judenbengel Ende des 19. Jahrhunderts im Leben nicht aus der galizischen Armut. Und das will Isidor schon ganz früh in seiner Kindheit. Seine Brüder David, Nathan und Rubin machten es ihm vor, sogar seine Schwester schafft es, sich durch Heirat und viel Geschick bis nach Wien durchzuschlagen. Und so bleibt der orthodoxe Vater Eisik allein im Schtetl zurück.
Für Isidor geht es über Lemberg nach Wien. Er studiert Jurisprudenz, auch wenn ihn eigentlich Literatur und schöne Künste in ihren Bann geschlagen haben. Er tritt in eine Lederwarenfirma ein, macht dort Karriere. Isidor muss im 1. Weltkrieg nicht an die Front wie zwei seiner Brüder, der Lederhandel ist kriegswichtig. Seine finanzielle Verhältnisse entwickeln sich formidabel. Er ist großzügig, hilft in der Not, schenkt gern. Er liebt die Frauen, weniger die Ehefrauen. Er ist ein „Gänger“, ein Lebemann. Auch, wenn die Ernennung vom Kommerzialrat erst im zweiten Anlauf gelingt, der Herr Doktor ist Bestandteil der Wiener Gesellschaft. Er schwärmt für die Oper, sammelt Erstausgaben und bildende Kunst, trägt Maßgeschneidertes, wird von Personal umsorgt. Ein Mitteleuropäer. Dem antisemitischen Treiben im benachbarten Deutschland misst er wenig Bedeutung zu, auch dem Anschluss Österreichs und die Mutation zur „Ostmark“. Um ihn herum fliehen Verwandte und Freunde; sein Lieblingsneffe Walter, Großvater der Autorin, schafft es auf den buchstäblich letzten Drücker nach Palästina. Es dauert nicht lange, bis die Nazis auch Isidor abholen und in Haft stecken. Ins Lager müssen sie ihn gar nicht mehr deportieren. Isidor stirbt an den Folgen der Haft 1938 mit 52 Jahren. Verraten haben ihn mit kühlem Plane und sorgfältiger Vorbereitung sein Fahrer und das Haushälterehepaar.
Kupferberg erzählt in sachlich-journalistischem Stil, wenig psychologisierend, nichts beschönigend. Die Wirkung entfaltet der Text durch die Geschichte, die er erzählt. Und woher der Wind weht, erfahren wir schon ganz früh. Als Neffe Walter Mitte der 50er Jahre von Tel Aviv nach Wien fährt, um nach Spuren der Familie zu suchen, findet er auf dem Klingelschild seines eigenen damaligen Wohnhauses den Namen der ehemaligen Hauswartsfamilie. Als er dort klingelt, ist der Kommentar von drinnen: „Der Jud‘ is wieda doa! … Sag koa Wort!“
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Eine bewegende Familiengeschichte - „Vertreibung und Ermordung sind der Grund, warum sie [Erbstücke] fehlen. Umso wichtiger sind die Geschichten, die überlebt haben. Und weitererzählt werden.“
1908 wandert der damals 22-jährige jüdisch-orthodoxe Israel Geller …
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Eine bewegende Familiengeschichte - „Vertreibung und Ermordung sind der Grund, warum sie [Erbstücke] fehlen. Umso wichtiger sind die Geschichten, die überlebt haben. Und weitererzählt werden.“
1908 wandert der damals 22-jährige jüdisch-orthodoxe Israel Geller aus dem ostgalizischen Tlumacz nach Wien aus. Aus Israel wird Isidor. Er studiert, legt eine beachtliche Karriere in der Lederindustrie hin, wird zum Kommerzialrat und Wirtschaftsweisen benannt, kommt durch klugen Wertpapierhandel zu einem großen Vermögen. Er ist ein moderner, assimilierter, emanzipierter und „deutscher“ Jude. Er verehrt das Theater und die große Bühne, ist ein Lebemann, der die Zerstreuung und das Wiener Gesellschafts- und Kulturleben liebt.
Dem allgegenwärtigen Antisemitismus begegnet Isidor eher mit Gleichgültigkeit, „vorübergehende Erscheinungen“, mit denen man sich „arrangieren“ müsse. Bis sich Österreich im März 1938 dem Deutschen Reich anschließt.
Shelly Kupferberg schildert auf eindrucksvolle Weise das Leben ihres Urgroßonkels aber auch weiterer Mitglieder ihrer jüdischen Familie im Wien der 30er Jahre. Anhand von Tagebüchern, Briefen, Archiven und umfassenden Recherchen hat sie ihm und seinen Geschwistern wieder „Leben eingehaucht“ und Erinnerungen, ein Andenken gesetzt.
In einem kurzen Anhang erzählt die Autorin u.a., wie sie bei der Recherche zum Buch vorgegangen ist. Als besonders bedrückend und perfide empfand ich persönlich dabei die Tatsache, dass gerade die akribische Bürokratie der Nazis bei der systematischen Vernichtung der Juden dazu führte, dass Shelly Kupferberg einige Lücken in ihrer Recherche schließen konnte.
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Berührende Zeitgeschichte
"Isidor" der Autorin Shelly Kupferberg wird als Roman betitelt, meines Erachtens ist es eher eine Mischung aus Sachbuch und Biographie. Den Inhalt hatte ich mir anders vorgestellt, finde es so aber tatsächlich besser, da realistischer, beklemmender, …
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Berührende Zeitgeschichte
"Isidor" der Autorin Shelly Kupferberg wird als Roman betitelt, meines Erachtens ist es eher eine Mischung aus Sachbuch und Biographie. Den Inhalt hatte ich mir anders vorgestellt, finde es so aber tatsächlich besser, da realistischer, beklemmender, schockierend.
Die Autorin stellt uns das Leben ihres Urgroßonkels vor, der es geschafft hat, sich aus der Armut in seinem Schtetl in Ostgalizien zu befreien und es zum Selfmade-Millionär in Wien schaffte. Er lebte in den 1920-er und 1930-er in Wien. Er verkannte die Gefahr, die ihm vom Nationalsozialismus drohte, und musste dies letztendlich sehr teuer, mit seinem Leben, bezahlen.
Die Autorin schreibt sehr sachlich, ich hatte ein bisschen den Eindruck, sie hat erst über „Fremde“ recherchiert und "fand" in den Zeitzeugnissen ihre Familie. Absolut nachvollziehbar, wenn die Familie aufgrund der Nazis weit verstreut lebt.
Frau Kupferberg hat eine sehr sorgfältige, beeindruckende Recherchearbeit geleistet.
Sie prüfte offizielle Archive, suchte nach dem geraubten Eigentum von Isidor, las Familienbriefe, viele Dokumente und betrachtete alte Fotos. Der Leser erfährt dadurch sehr interessante, und recht unbekannte Informationen über "die Verwaltung" und Ausbeutung der Juden durch die Nazis (z. B. die zu zahlenden Gebühren, wenn jemand auswandern wollte).
Hier ist das Werk deutlich aufschlussreicher als andere Bücher, in denen zwar erwähnt wird, dass und was die Nazis ihren Opfern genommen haben, aber offen bleibt, was genau mit all diesen Sachen passiert ist.
Ich hatte erwartet, dass das Buch überwiegend von Isidor handeln würde. Stattdessen wird er als ein zentraler und schillernder Fixpunkt dargestellt, und um ihn herum seine Familie durchaus detailliert geschildert.
Zusammen mit dem Stammbaum am Ende des Buches erhält man ein recht detailreiches Geflecht aus Verwandten und Bekannten. Das macht dieses Werk vielschichtiger, und auch bedrückender als es ein reiner Roman gekonnt hätte.
Als Leser wird einem so deutlich, wie die Geschehnisse auch Familien entfremdeten, jeder verarbeitet die Eindrücke anders und gelangte zu unterschiedlichen Einschätzungen der sich nähernden Gefahr.
Das Cover mit dem Reh in einem reich verzierten, alten Saal hat anfangs keinen Bezug zum Inhalt. Am Ende des Buches gibt es ein Interview mit der Autorin, und dieses lüftet den Sinn des Covers. Mit dieser Kenntnis ein wunderschönes, berührendes Cover, welches mich erschauern ließ.
Absolute Leseempfehlung.
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