Susanne Abel
eBook, ePUB
Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104 (eBook, ePUB)
Roman »Wichtig und herzzerreißend« Elke Heidenreich
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Es gibt keinen Weg, der nicht irgendwann nach Hause führt Am Ende des Zweiten Weltkriegs wird mitten in Deutschland ein kleiner Junge gefunden, der nichts über sich selbst und seine Herkunft weiß. Sein Alter wird geschätzt, er bekommt den Namen Hartmut und wächst in einem katholischen Kinderheim auf, in dem viel Ordnung und noch mehr Zucht herrscht. Wer ist man, wenn man niemand ist? Dort lernt er die etwas ältere Kriegswaise Margret kennen, die ihn Hardy nennt und schon im Heim zu beschützen versucht. Die beiden werden zu einer unverzichtbaren Stütze füreinander und beschließen, sic...
Es gibt keinen Weg, der nicht irgendwann nach Hause führt Am Ende des Zweiten Weltkriegs wird mitten in Deutschland ein kleiner Junge gefunden, der nichts über sich selbst und seine Herkunft weiß. Sein Alter wird geschätzt, er bekommt den Namen Hartmut und wächst in einem katholischen Kinderheim auf, in dem viel Ordnung und noch mehr Zucht herrscht. Wer ist man, wenn man niemand ist? Dort lernt er die etwas ältere Kriegswaise Margret kennen, die ihn Hardy nennt und schon im Heim zu beschützen versucht. Die beiden werden zu einer unverzichtbaren Stütze füreinander und beschließen, sich nie wieder loszulassen. Klug, einfühlsam und berührend erzählt Susanne Abel in ihrem neuen Roman von der lebenslangen Liebe zweier Heimkinder. Doch während sie mit aller Kraft versuchen, gemeinsam das Geschehene zu vergessen und ein normales Leben zu führen, werden die Folgen ihrer Vergangenheit auch für die nachkommenden Generationen bestimmend. Eindringlich und aufrüttelnd. Ein bewegender Familienroman über den Einfluss unserer Vergangenheit auf unsere Nachkommen. Die kleine Emily leidet unter dem hartnäckigen Schweigen ihrer Urgroßeltern Margret und Hardy, bei denen sie wegen des unsteten Lebenswandels ihrer Mutter aufwächst. Als Jugendliche beginnt sie schließlich, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Wird es ihr gelingen, das Erbe der unverarbeiteten Traumata ihrer Familie endlich aufzubrechen? »Susanne Abel schreibt unterhaltsame, sogar humorvolle Romane aus dem Elend, in das wir alle hineingeboren werden, ohne es uns aussuchen zu können. Chapeau!« stern »Seit Tagen wechselten sich Schnee und Regen ab, und es war glatt. Deshalb musste jedes größere Kind ein kleineres an die Hand nehmen. Und so marschierten die Heimkinder in Zweierreihen im Dunkeln hinunter nach Drolshagen. Der Zug wurde angeführt von zwei größeren Jungs, die mit Marschtrommeln den Rhythmus vorgaben. Dahinter schritt die Oberin, gefolgt von den übrigen Nonnen. Anders als sonst nahm es an diesem 24. Dezember 1947 niemand mit dem üblichen Redeverbot so genau. Doch mit wem hätte Margret sprechen sollen? Der kleine Kerl neben ihr, von dem sie nur die Nummer und nicht den Namen kannte, war dafür zu dumm. Er rutschte aus und Margret konnte nur durch beherztes Zugreifen verhindern, dass er stürzte und am Ende auch noch sie zu Fall brachte. >Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104<, ermahnte sie ihn. Der Kleine gab keine Antwort und setzte tapfer einen Fuß vor den anderen.«
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Susanne Abel arbeitete als Erzieherin und realisierte nach ihrem Filmstudium als Regisseurin zahlreiche Dokus für das deutsche Fernsehen. Seit 2017 konzentriert sie sich ganz auf das Schreiben. Ihr gefeiertes Romandebüt >Stay away from Gretchen< stürmte bis an die Spitze der SPIEGEL-Bestsellerliste und war ein sensationeller Erfolg, genau wie sein Nachfolger >Was ich nie gesagt habe<. Die gebürtige Badenerin lebt nach Stationen in Bochum, Berlin und Hamburg überwiegend in Köln.
Produktdetails
- Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
- Seitenzahl: 544
- Erscheinungstermin: 14. August 2025
- Deutsch
- ISBN-13: 9783423443913
- Artikelnr.: 73840737
Wichtig und herzzerreißend. Elke Heidenreich Kölner Stadt-Anzeiger 20250901
Ein Roman, der zutiefst bewegt
Schon mit den ersten Seiten wurde mir klar, dass dieses Buch noch lange in meinem Herzen bleiben wird. Susanne Abel erzählt die Geschichte von Hartmut und Margret so eindrücklich, dass ich beim Lesen oft innehalten musste – bewegt, betroffen, …
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Ein Roman, der zutiefst bewegt
Schon mit den ersten Seiten wurde mir klar, dass dieses Buch noch lange in meinem Herzen bleiben wird. Susanne Abel erzählt die Geschichte von Hartmut und Margret so eindrücklich, dass ich beim Lesen oft innehalten musste – bewegt, betroffen, berührt. Ihre Sprache ist klar und warm zugleich. Trotz des schweren Hintergrunds – Nachkriegszeit, Heimerziehung, traumatische Wurzeln – bleibt der Ton respektvoll, ehrlich und niemals pathetisch.
Die Szenen im Heim, besonders an Weihnachten 1947, sind erschütternd. Doch inmitten der Härte leuchtet Margrets Stärke, die mich tief beeindruckt hat. Die Bindung zwischen ihr und Hartmut ist zart und kraftvoll zugleich, so notwendig, dass ich das Gefühl hatte, die beiden säßen direkt neben mir. Diese Mischung aus Schutz, Verletzlichkeit und lebenslanger Verbundenheit hat mich sehr bewegt.
Ich habe selten ein Buch gelesen, das so still erzählt und dennoch eine so starke Wirkung entfaltet. Jede Seite wirkt echt, ohne Übertreibungen oder unnötige Ausschmückungen. Nur das pure Leben zweier Menschen, die sich trotz aller Umstände nicht loslassen wollen. Wenn schließlich Emily, die Urenkelin, vor dem Schweigen ihrer so sehr geliebten Urgroßeltern steht, spürt man, wie sehr alte Geheimnisse noch in die Gegenwart hineinwirken.
Am Ende blieb ich mit Tränen in den Augen zurück, nachdenklich und voller Dankbarkeit für diese Geschichte. Dieses Buch verdient nicht nur fünf Sterne – es hätte noch mehr verdient, so sehr hat es mich berührt. Es ist ein Familienroman, der leise bleibt und gerade deshalb lange nachhallt.
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Inhalt: Am Ende des zweiten Weltkrieg wird ein Junge gefunden, bei dem man nichts über die Herkunft weiß und ihn Hartmut nennt. Hartmut wächst ab sofort in einem katholischen Kinderheim auf und lernt dort nicht unbedingt die guten Seiten des Lebens kennen. An seiner Seite ist …
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Inhalt: Am Ende des zweiten Weltkrieg wird ein Junge gefunden, bei dem man nichts über die Herkunft weiß und ihn Hartmut nennt. Hartmut wächst ab sofort in einem katholischen Kinderheim auf und lernt dort nicht unbedingt die guten Seiten des Lebens kennen. An seiner Seite ist Margret, die ihn jederzeit zu beschützen versucht und ein paar Jahre älter als er ist. Eines Tages wird Margret aber durch einen Teil ihrer Familie wieder aufgefunden und verlässt das Heim in eine schöne Zukunft. So ist zumindest der Plan, doch es kommt alles anders als sie denkt. Hartmut und Magret begegnen sich viele Jahre später wieder und beginnen eine Zweckgemeinschaft aus der sich irgendwann eine Ehe ergibt. Doch das Leben meint es nicht immer gut mit ihnen. Lest gerne selbst, warum und wie die beiden immer ihren gemeinsamen Mut behalten.
Fazit: Dieses Buch hat mich nachhaltig tief bewegt. Ich habe mich dauerhaft in einem Zustand befunden, den ich als unwohl bezeichnen würde. Es gab unzählige Szenen, die mir Übelkeit beschafft haben und mich stocken ließen und doch hat es die Autorin geschafft, mich dauerhaft bei sich zu behalten. Ich wollte und musste unbedingt wissen, wie es mit den Protagonisten weitergeht, auch wenn diese viel Grauen in ihrem Leben erleben mussten. Der Leser taucht ein in deutsche Zeitgeschichte und erfährt neben der normalen Erzählhandlung noch sehr viel mehr Wissenswertes. Das Buch bietet zwei Zeitstränge und zeigt einmal mehr was es mit Menschen macht, die keine gute Kindheit hatten. Dies zieht sich bis in die Gegenwart und wird sogar an die eigenen Kinder und Kindeskinder weitergegeben. Der Leser bekommt eine Familiengeschichte, die meiner Meinung nach dennoch viel Liebe auch in sich trägt. Viele Entscheidungen sind nicht gerechtfertigt wie beispielsweise dem eigenen Ehemann das Lesen und Schreiben nicht beizubringen, wodurch es immer wieder zu Problemen kommt und dennoch sind die Charaktere alle so stark ausgearbeitet, dass der Leser die Beweggründe nachvollziehen kann. Das Ende des Buches war für mich besonders emotional und die Tränen liefen mir so über die Wangen. Dieses Buch ist absolut nichts für schwache Nerven und sicherlich auch nicht für Jedermann geeignet. Wer sich aber an die Lektüre traut und sich in den Sog hinein bewegt, der wird sehr lange unterhalten werden! Im übrigen liebe ich Bücher, bei denen der Titel innerhalb der Geschichte eine bedeutende Rolle spielt und dies ist hier absolut gegeben. Versucht euch gerne, wenn ihr mutig genug seid.
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Am Ende des Zweiten Weltkrieges wird mitten in Deutschland ein kleiner Junge gefunden. Da er ohne Begleitung und nicht fähig ist zu sprechen wird er Hartmut genannt und in ein katholisches Kinderheim gesteckt. Dort lernt er die etwas ältere Margret kennen, die sich seiner annimmt. Margret …
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Am Ende des Zweiten Weltkrieges wird mitten in Deutschland ein kleiner Junge gefunden. Da er ohne Begleitung und nicht fähig ist zu sprechen wird er Hartmut genannt und in ein katholisches Kinderheim gesteckt. Dort lernt er die etwas ältere Margret kennen, die sich seiner annimmt. Margret wird eine wichtige Stütze in dieser schweren Zeit und die beiden beschließen, immer füreinander da zu sein. Doch die vielen Schicksalsschläge hinterlassen bei beiden Spuren, die auch noch Generationen später beeinflussen. Die verdrängten Erlebnisse haben bei beiden große psychische Schäden hinterlassen, die beide aber verleugnen.
Die kleine Emily leidet unter dem Schweigen ihrer Urgroßeltern Hartmut und Margret. Als Teenager fängt sie an Fragen zu stellen und als sie keine Antworten bekommt, beginnt sie zu recherchieren. Aber ob es ihr gelingt, mit ihrem neu gewonnen Wissen, die Traumata in ihrer Familie zu durchbrechen?
Das Buch „Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104“ von Susanne Abel ist hoch emotional geschrieben. Das Schicksal vieler Heimkinder in der Nachkriegszeit bis in die 70er Jahre rührt zu Tränen und es ist unglaublich, dass es so lange totgeschwiegen wurde. Das Buch hat mich sehr bewegt und die Geschehnisse werden mich auch noch lange beschäftigen. Es ist in zwei Zeitepochen geschrieben, in der Gegenwart sind Margret und Harmut schon Urgroßeltern und in der Vergangenheit erfahren wir, was ihnen als Kinder widerfahren ist.
Susanne Abels Recherchen haben mich tief beeindruckt und ihr spannender und auch berührender Schreibstil hat mich total gefangen genommen. Ich konnte das Buch irgendwann nicht mehr aus der Hand legen. In ihrem Buch beschreibt Susanne Abel sehr deutlich, wie wenig Fürsprache die Kinder damals erfahren haben. Das ist nur schwer zu verstehen und beim Lesen war ich öfters fassungslos. Auch wenn das Thema nicht einfach ist, kann ich das Buch wirklich sehr empfehlen. Dieses Stück Geschichte darf nicht einfach vergessen werden!
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Gebundenes Buch
Hardy und Magret sind ein liebevolles Ehepaar aus Köln, die schon Urgroßeltern sind und sich rührend um ihre Urenkelin Emily kümmern. Beide würden alles tun, um sie zu beschützen, werden von eigenen Dämonen und Traumata verfolgt und bestimmt. Die beiden haben sich …
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Hardy und Magret sind ein liebevolles Ehepaar aus Köln, die schon Urgroßeltern sind und sich rührend um ihre Urenkelin Emily kümmern. Beide würden alles tun, um sie zu beschützen, werden von eigenen Dämonen und Traumata verfolgt und bestimmt. Die beiden haben sich einst in einem Heim für Waisen kennengelernt, die nach dem Zweiten Weltkrieg auf der Flucht oder während des Krieges ihre Familien verloren haben. Was die beiden im Heim und danch in "Erziehungsanstalten" erleben, ist bedrückend und kaum in Worte zu fassen. Der Erzähler berichtet darüber fast schon sachlich und in einer Art auch pragmatisch, aber dennoch hinterlassen diese Misshandlungen beim Leser Sprachlosigkeit. Darüber zu sprechen und zu schreiben, fällt dem Leser schwer, noch schwerer aber ist es für Hardy und Margret, die diese Traumata weder verarbeiten noch loslassen können. So bestimmt ein Margrets Vergewaltigung durch ihren Stiefvater ihr gesamtes Leben und eben auch das ihrer Familie, schließlich kann sie darüber nicht sprechen, sie fühlt sich für ihre Familie verantwortlich und zwingt sich zum Durchhalten, ohne Betreuung, ohne Aufarbeitung.
Hardy versucht ihr Stütze zu sein, seine liebevolle Art berührt und stimmt gleichzeitig traurig, da er weder lesen noch schreiben kann, sein Geburtsdatum weiß er auch nicht. Er ist entwurzelt, misshandelt - einzig die tiefe Liebe und Vertrautheit zu Margret, seine kleine Familie gibt ihm Halt, lässt ihn ein Haus bauen und das Leben so annehmen, wie es ist.
Das Buch ist keineswegs leichte Kost, obwohl der Stil wirklich flüssig ist. Aber die Verletzungen, die die beiden Protagonisten in der Kindheit erlitten haben, wirken bis in die Gegenwart, wirken sich auf Tochter und Enkeltochter aus, die Traumata werden vererbt, auch weil sich Margret ihres eigenen kaum bewusst ist. Ungerechtigkeiten gegenüber Kindern, auch in Schulen heutzutage, werden hier ebenso zum Thema wie Liebe und Verantwortung.
Was rettet Menschen vor der völligen Verzweiflung? Wer hilft schwer traumatisierten Kindern, die vor Gewalt und Terror fliehen mussten? Wer kümmert sich um deren Bedürfnisse, die über ein Bett zum Schlafen weit hinausgehen? Wer hilft Kindern, die ihre Eltern durch Krieg verloren haben? Wer kümmert sich liebevoll um diese Kinder, hilft ihnen in der Schule, ermöglicht ihnen Zugang zu Bildung? Mit diesen Fragen gewinnt der Roman auch Aktualität, denn Flüchtlinge gab es eben nicht nur nach dem Zweiten Weltkrieg. Und damit ist der Roman auch ein Apell an Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft.
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Gebundenes Buch
Bedrückend und berührend: Das Schicksal der Heimkinder
Susanne Abel hat in ihrem Roman “Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104” ein realistisches Werk über die Behandlung von Heimkindern in der Nachkriegszeit geschrieben. Schon der kleine, traurig und verloren …
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Bedrückend und berührend: Das Schicksal der Heimkinder
Susanne Abel hat in ihrem Roman “Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104” ein realistisches Werk über die Behandlung von Heimkindern in der Nachkriegszeit geschrieben. Schon der kleine, traurig und verloren aussehende Bub auf dem Cover hat bei mir tiefstes Mitleid hervorgerufen. Die Autorin schreibt in ihrem Nachwort, dass sie dieses Bild immer vor Augen hatte, als sie das Buch schrieb. Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen: Im Jahr 1945 und den folgenden und zu der Zeit, als Margret und Hardy, die ehemaligen Heimkinder, bereits Urgroßeltern sind.
Margret und Hardy kommen beide in ein katholisch geführtes Kinderheim. Margret ist Kriegswaise, Hardy hat in den Kriegswirren seine Familie verloren. Die Nonnen und Ärzte entmenschlichen die Kinder, degradieren sie zu Nummern. Die Kinder werden geschlagen, gedemütigt, missbraucht und alle repressiven Maßnahmen werden damit begründet, dass die Kinder Zucht und Ordnung lernen müssen. Doch das Einzige, das diese Kinder kennen lernen, sind Qualen. Margret, die sechs Jahre älter ist als Hardy, versucht ihn zu beschützen. Denn Hardy gilt als debil, doch Margret weiß, dass das nicht stimmt. Als Margret zu einer Tante zieht, erlebt sie weitere Gräueltaten. Später arbeitet Margret selbst in einem Kinderheim, als sie Hardy wiederfindet…
Die zweite Zeitebene stellt die Familie von Margret und Hardy im Jahr 2006 vor. Ihre Tochter Sabine und ihre Enkelin Julia finden sich in einem verantwortungsvollen Leben nicht zurecht. Als Emily, Julias Tochter, ihr vom Jugendamt abgenommen wird, erreicht Margret, dass Emily bei ihren Urgroßeltern bleiben darf. Doch Emily fühlt sich zunehmend durch die Verbote ihrer Urgroßmutter eingeschränkt, die von der Angst getrieben ist, Emily könnte dasselbe wie ihr zustoßen. Und Enkelin Julia, die selbst leichtlebig ist, wirft Margret vor, dass sie dafür sorgen müsse, ihre eigenen Probleme zu bewältigen, die für die Probleme der ganzen Familie verantwortlich seien.
Susanne Abel hat ein ungeheuer berührendes Buch über die auch heute noch nicht aufgearbeitete Geschichte der ehemaligen Heimkinder geschrieben. An ihnen wurden unvorstellbare Gräueltaten begangen und sie wurden bei Medikamententests missbraucht. Hunger war ein Erziehungsmittel und Schwerarbeit an der Tagesordnung. Es ist gut und wichtig, diesen Kindern auch heute noch eine laute Stimme zu geben, denn die Bewältigung des Geschehenen geht nur langsam vonstatten.
Durch die Familiengeschichte stellt sich auch die Frage, ob sich Traumata durch Generationen vererben können. Enkelin Julia wirft das Großmutter Margret vor, ohne den Hintergrund zu kennen, denn Hardy und Margret haben nie darüber gesprochen, dass sie in einem Heim aufgewachsen sind. Erst ein Zufall bringt diesen Fakt ans Licht. Das Buch endet trotzdem versöhnlich, auch wenn man während des Lesens oft nicht weiß, wie man diese Schilderungen weiter ertragen kann.
Der Schreibstil von Susanne Abel ist ergreifend, die Schilderungen der Qualen der Kinder einfach realistisch, Gefühle und Gedanken drücken die Kinder aus und man fühlt die Hilflosigkeit mit ihnen. Die Autorin hat akribisch recherchiert, am Ende das Buches findet sich ein ausführliches Quellenverzeichnis. Auch wenn der Buch- und Filmmarkt derzeit das Thema Epigenetik- wie vererben sich Traumata auf nachfolgende Generationen- besonders beachtet, ist “Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104” ein ganz besonderes Buch. Auch wenn die Autorin das nicht selbst ausdrückt, spürt man auf jeder Seite des Buches das Mitgefühl für diese misshandelten Kinder. Susanne Abel hat ein Buch wider das Vergessen geschrieben, ein Buch, das man lesen muss, ein Buch, bei dem man weinen darf und ein Buch, das ich nachdrücklich empfehlen kann.
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Gebundenes Buch
Hardy ist drei Jahre alt, als er auf der Flucht aus dem Osten 1945 seine Familie verliert. Er landet in einem von Nonnen geführten Kinderheim und muss dort absolut grausames erfahren. In dieser Hölle lernt er die sechs Jahre ältere Margret kennen. Sie ist sein Rettungsanker und …
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Hardy ist drei Jahre alt, als er auf der Flucht aus dem Osten 1945 seine Familie verliert. Er landet in einem von Nonnen geführten Kinderheim und muss dort absolut grausames erfahren. In dieser Hölle lernt er die sechs Jahre ältere Margret kennen. Sie ist sein Rettungsanker und beschützt ihn. Doch auch die junge Margret muss viel Elend und Grausamkeit erfahren. In einer zweiten Zeitebene begegnen wir den beiden als Ehepaar wieder, die sich rührend um ihre Urenkelin Emily kümmern. Doch schon bald merkt man, dass in dieser Familie viel Sprachlosigkeit und Ruhelosigkeit herrscht. Susanne Abel führt die beiden Zeitebenen immer weiter zusammen und die Lücke füllt sich mit Geschichte, die wirklich unfassbar ist. Ich war beim Lesen immer wieder fassungslos. Sowohl über die Unverfrorenheit mit der in den 50er-70er Jahren, Gesellschaft, Kirche, Ärzte aber auch Pharmaunternehmen mit Kindern umgegangen sind, als auch über die heutige Gesellschaft wie sie mit den Folgen und dem Generationstrauma umgeht. Bei mir sind oft die Tränen geflossen, aus Mitleid, Wut aber auch Erkenntnis. Dieses Buch kann verstörend wirken, aber es sollte eher aufrütteln. Gerade in einer Zeit in der Machthungrige und Größenwahnsinnige mit Krieg liebäugeln, sollte unser Augenmerk darauf liegen die Traumata des letzten Krieges zu heilen, anstatt sie von Generation zu Generation weiterzuschleppen. Susanne Abel hat einen ganz wunderbaren, ruhigen und eher sachlichen Schreibstil. Gerade dieses klar benennen der Geschehnisse, ohne sie weiter zu dramatisieren machen sie so lebensecht, dass ich Gänsehaut bekam. Der Leser muss sich hier auf einiges gefasst machen. Und dennoch trägt es zur Heilung bei, weil es sagt, was unbedingt gesagt werden muss. Unglaublich berührend!
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Gebundenes Buch
Zutiefst bewegend und absolut schockierend
Susanne Abel schafft es wirklich mit einer unglaublichen Intensität zu schreiben und so war „Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104“ für mich eine echte emotionale Achterbahnfahrt. Thematisch ist das Buch ehrlich gesagt …
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Zutiefst bewegend und absolut schockierend
Susanne Abel schafft es wirklich mit einer unglaublichen Intensität zu schreiben und so war „Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104“ für mich eine echte emotionale Achterbahnfahrt. Thematisch ist das Buch ehrlich gesagt ziemlich heftig und viele Szenen sind kaum auszuhalten. Dennoch widmet sich die Autorin in ihrem Roman so einem wichtigen Thema, dass Jede:r dieses Buch lesen sollte. Die Protagonist:innen sind zwar fiktiv, ihre Leidensgeschichte bleibt aber nah an der Realität und die Autorin hat sehr genau recherchiert, was beachtlich. Zwischen zwei Zeitsträngen zeichnet sie dabei ein beeindruckendes Familienporträt. Eindrucksvoll zeigt sie auf, wie sich erlebte Traumata auf das gesamte weitere Leben und auch auf zukünftige Generationen auswirken. Egal ob Vergangenheit oder Gegenwart, die Geschichte zog mich absolut in ihren Bann und obwohl sie durch ihre Heftigkeit sicherlich kein Lesevergnügen war, konnte ich nicht aufhören weiterzulesen. Geschichtliche Details werden hier auf einmal sehr persönlich und lebendig und treffen mitten ins Herz. Was den Erzählstil betrifft steht „Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104“ den früheren Romanen in nichts nach. Da es in diesem Fall aber nun um Verbrechen an Kindern ging, war die Geschichte nochmal eine ganz andere Nummer für mich. Wer eigene belastende Themen hat, sollte sich auf jeden Fall zunächst die Triggerwarnung ansehen. Ansonsten kann ich dieses außergewöhnliche Werk nur weiterempfehlen! Es ist keine locker-leichte, dafür aber eine wichtige Lektüre über ein erschreckendes Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte.
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Gebundenes Buch
Das Schicksal zweier Heimkinder, das tief berührt
Susanne Abel erzählt die Geschichte zweier Heimkinder, die gegen Ende des Zweiten Weltkrieges nichts mehr haben außer sich selbst. Der Junge ist 1942 geboren, mehr geben seine Ausweispapiere nicht her. Auch der Familienname …
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Das Schicksal zweier Heimkinder, das tief berührt
Susanne Abel erzählt die Geschichte zweier Heimkinder, die gegen Ende des Zweiten Weltkrieges nichts mehr haben außer sich selbst. Der Junge ist 1942 geboren, mehr geben seine Ausweispapiere nicht her. Auch der Familienname ist bis auf die ersten Buchstaben unleserlich, also wird er ab sofort als Willeiski geführt. Die Liste mit den Vornamen steht bei Hartmut, seine neue Identität steht somit fest. Wir schreiben das Jahr 1945. Zu dem Zeitpunkt ist Margret Tucke elf Jahre alt, ihre Eltern sind im Krieg umgekommen. Beide wachsen in einem Kinderheim auf, in dem Nonnen für Zucht und Ordnung sorgen.
Die Handlung und die Personen – bis auf wenige Ausnahmen – sind fiktiv, die Schicksale jedoch sind es nicht. Die Autorin hat viel Zeit in die Recherche investiert, viele Zeitzeugenberichte fließen mit ein. Alles, was sie schreibt, was sie beschreibt, entspricht den Tatsachen. Wenn man bedenkt, dass beim Suchdienst des DRK in den Nachkriegsjahren 1945 bis 1950 14 Mio Suchanfragen eingingen und davon 300.000 Kinder betrafen, die von ihren Eltern gesucht wurden oder selbst gesucht haben, wird erst das ganze Ausmaß dieser verlorenen Kinder sichtbar. Das Nachwort gibt darüber Auskunft.
Es sind zwei Zeitebenen, die im Wechsel erzählt werden. Von 2006 bis 2017 ist es Emily, die bei ihren Urgroßeltern Margret und Hardy aufwächst wie zuvor schon ihre Oma Sabine und ihre Mama Julia. Die beiden Letztgenannten sind sehr jung Mutter geworden, beide waren sie überfordert, beide haben sie ihr Kind an Margret und Hardy abgeschoben. Emilys Nachfrage nach ihrem Vater beantwortet Julia nicht, dabei wäre dies für ihre Tochter so wichtig. Das Schweigen, das Verschweigen, zieht sich wie ein unsichtbares Band durch die Generationen.
Die Zustände in den Heimen waren alles andere als christlich, die Kinder werden körperlich und seelisch grausam misshandelt. Von Nächstenliebe keine Spur. An den wehrlosen Kindern werden Medikamententests durchgeführt, sie werden als Nummern geführt und auch so angesprochen, jede kleinste Verfehlung wird mit Schlägen und Einsperren geahndet. Mit dem kleinen Hardy durchlebe ich seine Odyssee, es verschlägt ihm regelrecht die Sprache. Was den Nonnen einen weitern Grund gibt, ihn zu bestrafen. Die etwas ältere Margret ist es, die sich seiner annimmt und auch sie ist es, die ihn fest an der Hand hält, wann immer es ihr möglich ist. Aber auch sie durchlebt ihre persönliche Hölle, auch sie erlebt Missbrauch, geglaubt wird ihr jedoch nicht. Die Nachwirkungen dieser schrecklichen Jahre ziehen sich durch ihrer beider Leben.
„Manchmal hilft es, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, damit die alten Wunden heilen können“ meint eine Ärztin, die Margret wegen eines Rezeptes aufsucht. Hört sich gut an, ist aber nicht einfach. Sollen all diese schrecklichen Jahre wieder präsent sein? Da ist Verdrängen oft der einzige Ausweg.
Das Buch hat mich tief berührt und es hat mich erschüttert ob dieser unfassbaren Härte, die Heimkinder ertragen mussten, die sie für ihr weiteres Leben gezeichnet haben. Die Figuren sind feinfühlig gezeichnet, man spürt ihre innere Zerrissenheit und auch die Liebe und die Fürsorge, die sie verbindet. Ein wiederum sehr lesenswertes Buch von Susanne Abel, das ich jedem ans Herz legen möchte.
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Gebundenes Buch
“Die Eindrücke der Kindheit wurzeln am tiefsten.” – Karl Emil Franzos
Emily ist manchmal übrig wie ein Stück Brot - ihre Mutter fliegt im wahrsten Sinne des Wortes lieber in der Weltgeschichte herum, statt sich um ihre Tochter zu kümmern. Auch ihre …
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“Die Eindrücke der Kindheit wurzeln am tiefsten.” – Karl Emil Franzos
Emily ist manchmal übrig wie ein Stück Brot - ihre Mutter fliegt im wahrsten Sinne des Wortes lieber in der Weltgeschichte herum, statt sich um ihre Tochter zu kümmern. Auch ihre Großmutter Sabine kann mit ihrem Enkelkind wenig anfangen. Einzig bei ihren Urgroßeltern kann Emily Kind sein, jedoch mit Einschränkungen, die sie nicht verstehen kann. Warum gibt es in dieser Familie so viel emotionale Kälte und so viel Schweigen ?Erst als Emily älter wird, erhält sie Antworten auf ihre bohrenden fragen, die ihr niemand beantworten will, denn Emily versucht auf eigene Faust, ihre Familiengeschichte aufzuklären. Sie ahnt nicht, was sie alles zum Vorschein bringen wird....
Sabine Abel hat mit "Du misst meine Hand fester halten, Nr. 104" einen sehr eindringlichen und emotionalen Roman vorgelegt, der Wahrheit mit Geschehnissen, die so nicht stattgefunden haben ,zu einer neue gelebten Realität verwebt. Dabei beweist sie ganz viel Fingerspitzengefühl wenn es darum geht, die Missstände in den Kinderheimen im Nachkriegsdeutschland aufzuzeigen.
Statt christlicher Nächstenliebe praktizieren die Nonnen Misshandlungen und Missbrauch jeglicher Art an den ihnen anvertrauten Jungen und Mädchen, brechen somit ihre kleine Kinderseelen. Die Rückblenden sind grausam, die schockierenden Ereignisse ätzen sich wie Säure ins das Herz der Lesenden und manchmal fällt es unglaublich schwer, die Bilder loszulassen.
Abel gelingt es, ihre Leser;innen an die Seiten zu fesseln, um hautnah mitzuerleben, wie die Traumata der Kindheit von Hardy und Margret unbewusst auf die nachfolgenden Generationen vererbt werden, die Familiengeschichte immer wieder negativ beeinflussen und subtile Verhaltensmuster prägen, die nachhaltig das Leben alle Familienangehörigen bestimmen. Die Schreibende findet immer den richtigen Ton für diese sensible Thematik , hat akribisch recherchiert und kreiert somit eine Geschichte, die lange nachwirkt.
Ihre Figuren sind authentisch, sehr nahbar und erzählen nicht nur ihre Vita, sondern vermitteln den Lesenden, dass sie eben jetzt in diesem Augenblick an ihrer Seite stehen, alles hautnah mit erleben, mitfühlen und verarbeiten können/dürfen/müssen.
Dabei wächst Emily über sich hinaus und wird fast zur Überfigur, was manchmal nicht ganz so glaubhaft wirkt. Das Mädchen scheint die ganze Last der posttraumatischen Erlebnisse auf ihren Schultern zu tragen, zieht die Fäden im Hintergrund und deckt nach und nach alle Geheimnisse auf. Daher wirkt das Ende auch m.E etwas kitschig und unpassend, denn plötzlich haben sich alle lieb und Ungesagtes wird ausgesprochen. Das Gedankengefängnis wird aufgebrochen und Hardy kann endlich seine Selbstzweifel und Ängste, sein Gefühl der Wertlosigkeit und die Fragen nach dem "Wer bin ich wirklich ?" abstreifen bzw. lösen.
Die Handlung ist fesselnd geschrieben, geht unter die Haut und beweißt, dass noch lange nicht alle Geschichten unserer Vorfahren erzählt sind, um die Kriegs- & Nachkriegsgeneration zu verstehen. Abel legt einen wichtigen Grundstein, um die Gespenster der Vergangenheit aus ihren Ecken zu holen und betreibt mit ihrem neuen Buch wichtige Aufklärungsarbeit.
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Gebundenes Buch
Margret und Hardy lernen sich im Dezember 1947 in einem Kinderheim kennen. Beide haben ihre Angehörigen verloren und sind auf sich allein gestellt. Während Margret mit zwölf Jahren schon etwas älter ist und Erinnerungen an ihre Familie hat, wird Hardys Alter geschätzt und …
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Margret und Hardy lernen sich im Dezember 1947 in einem Kinderheim kennen. Beide haben ihre Angehörigen verloren und sind auf sich allein gestellt. Während Margret mit zwölf Jahren schon etwas älter ist und Erinnerungen an ihre Familie hat, wird Hardys Alter geschätzt und ihm ein Name ausgesucht. Namen spielen in dem katholischen Heim aber ohnehin keine Rolle, denn hier sind die Kinder nur Nummern, denen Gehorsam beigebracht wird. Margret wird zu Hardys Beschützerin, bis sie gewaltsam auseinandergerissen werden.
Knapp 60 Jahre später sind Margret und Hardy verheiratet und bereits Urgroßeltern. Sie kümmern sich um die kleine Emily, nachdem ihre Enkelin bereits mit 17 Jahren Mutter wurde und mit der Erziehung und Fürsorge eines Kindes überfordert ist.
Je älter Emily wird, desto mehr Fragen beginnt sie sich zu stellen. Sie fühlt sich zunehmend unverstanden, ausgeschlossen und leidet unter dem beharrlichen Schweigen ihrer Urgroßeltern und unter dem Desinteresse ihrer Mutter und Großmutter.
Der Roman schildert auf zwei Zeitebenen eine bewegende Geschichte, wobei Vergangenheit und Gegenwart thematisch und emotional eng miteinander verknüpft werden.
Die Vergangenheit handelt ab Kriegsende bis ins Jahr 1966 und schildert darin, wie Margret und Hardy zusammen und getrennt voneinander als Kinder in verschiedenen Heimen aufgewachsen sind und Margret die Rolle einer Beschützerin für Hardy übernommen hat. Die Kinder sind nicht nur unter der strengen Aufsicht von Nonnen aufgewachsen, sondern waren Erniedrigungen, Gewalt und Missbrauch ausgesetzt. Die Szenen erschüttern, auch wenn sie nicht zu sehr ins Detail gehen und sensibel geschildert sind. Das gemeinsame Schicksal verbindet und führt dazu, dass sich Margret und Hardy nie wieder loslassen möchten.
In der Gegenwart, die von 2006 bis 2017 erzählt wird, gibt es immer wieder Trigger, die Flashbacks bei Margret und Hardy auslösen und zeigen, dass sie die Erlebnisse nicht verarbeitet haben und seelisch belastet sind. Ihre Traumata und das beharrliche Schweigen über die Vergangenheit wirken sich auf die gesamte Familie aus und haben bei der Tochter und der Enkelin Spuren hinterlassen.
Urenkelin Emily ist die erste, die Fragen stellt und wissen möchte, was ihre Urgroßeltern erlebt haben, dass sie bis heute offensichtlich quält.
Die Geschichte ist so empathisch geschildert, dass man sich sehr gut in die Hauptfiguren hineinversetzen kann. Zudem schreibt die Autorin lebendig, dass man die Schauplatze vor Augen hat und sich anschaulich in die jeweilige Zeit versetzt fühlt. Reale politisch und gesellschaftlich relevante Ereignisse werden mit der fiktionalen Geschichte verbunden, so dass diese noch authentischer wirkt.
"Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104" ist ein bewegendes Zeitzeugnis, das ein Stück dunkle deutsche Vergangenheit schildert. Neben den erschütternden Erlebnissen in den Kinderheimen sind es auch die lebenslangen Folgen, die den Alltag und das Familienleben bestimmen, die berühren und nachdenklich stimmen. Trotz überwiegend belastender Themen gibt es auf beiden Erzählenden Zeichen von Hoffnung und Zuversicht - insbesondere in Bezug auf Freundschaft, Loyalität und den Mut zur Veränderung.
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