Sebastian Conrad
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Die Königin (eBook, ePUB)
Nofretetes globale Karriere Shortlist NDR-Sachbuchpreis 2024
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Eine Weltreise auf den Spuren der sagenhaften Königin Ihre Entdeckung im ägyptischen Tell el-Armana war eine Sensation, ihre Präsentation 1924 in Berlin sorgte für Furore weit über Deutschland hinaus. Inzwischen reicht schon ihre Silhouette aus, und alle wissen, wer gemeint ist und wofür sie steht. Was aber ist der Grund dafür, dass die weltberühmte Büste der Nofretete heute an ganz unterschiedlichen Orten als Paradebeispiel für weibliche Schönheit verstanden wird? Und wie kommt es, dass Nofretetes Zauber mehr als drei Jahrtausende unbeschadet überstanden hat? Der Historiker Sebast...
Eine Weltreise auf den Spuren der sagenhaften Königin Ihre Entdeckung im ägyptischen Tell el-Armana war eine Sensation, ihre Präsentation 1924 in Berlin sorgte für Furore weit über Deutschland hinaus. Inzwischen reicht schon ihre Silhouette aus, und alle wissen, wer gemeint ist und wofür sie steht. Was aber ist der Grund dafür, dass die weltberühmte Büste der Nofretete heute an ganz unterschiedlichen Orten als Paradebeispiel für weibliche Schönheit verstanden wird? Und wie kommt es, dass Nofretetes Zauber mehr als drei Jahrtausende unbeschadet überstanden hat? Der Historiker Sebastian Conrad nimmt uns mit auf eine Reise in das alte Ägypten und die Welt der Pharaonen; er schildert, unter welch dubiosen Umständen die Büste im Zeitalter des Kolonialismus nach Berlin gelangte und wie seither um ihren Besitz gerungen wird. Seine weitgespannte historische Erzählung führt uns nicht nur nach Berlin und Kairo, sondern auch nach China, Indien und Brasilien, und wir erfahren, warum sich heute gerade Künstlerinnen wie Beyoncé und Rihanna als Wiedergängerinnen Nofretetes inszenieren.
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Sebastian Conrad, geboren 1966 in Heidelberg, ist Professor für moderne Geschichte an der Freien Universität Berlin. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die Geschichte von Kolonialismus und Postkolonialismus, die Geschichte¿Ostasiens und des historischen Denkens. Er hat in New York und Paris, Florenz und Tokyo gelehrt und ist heute einer der international renommiertesten Vertreter der Globalgeschichte sowie Autor zahlreicher Bücher, darunter Deutsche Kolonialgeschichte und Globalgeschichte: Eine Einführung.
Produktdetails
- Verlag: Ullstein Taschenbuchvlg.
- Seitenzahl: 384
- Erscheinungstermin: 1. Februar 2024
- Deutsch
- ISBN-13: 9783843731638
- Artikelnr.: 69175943
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Rezensent Ronald Düker kann Sebastian Conrads mit dem für den Deutschen Sachbuchpreis nominierte Darstellung der Faszinationsgeschichte der ägyptischen Königin Nofretete sehr zur Lektüre empfehlen. In "Die Königin. Nofretetes globale Karriere" setzt sich der in Berlin lehrende Historiker sowohl mit der historischen Gestalt Nofretetes, die zur Zeit der Kulturrevolution unter Pharao Echnaton, also ca. 1300 vor Christus, auf dem Gebiet des heutigen Ägypten als ihrem Mann gleichgestellte Herrscherin lebte, als auch mit ihrer 1920 von dem deutschen Archäologen Ludwig Borchardt ausgegrabenen, mittlerweile im Neuen Museum ausgestellten Büste und dem Hype, den sie auslöst, auseinander. Ägyptens Rückforderung des Kunstwerks wird dabei genauso diskutiert wie popkulturelle Aneignungen durch Beyoncé & Co. Düker zufolge gelingt es Conrad, als ausgezeichnetem Erzähler, den kriminalistischen Thrill der Nofretete einzufangen und dabei doch bei den Fakten zu bleiben. Ein Sachbuch, das sich für viele zur Lektüre eignet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Die Schöne ist geblieben
Vor hundert Jahren wurde die berühmte Büste der Nofretete in Berlin zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Historiker Sebastian Conrad erzählt die Umstände - und was dann geschah.
Der "Nofretete-Club" wurde in den 1930er-Jahren in Omaha, Nebraska gegründet. "Obwohl die meisten der Mitglieder gutaussehend sind", berichtete damals eine Zeitung, "haben sie alle einen Defekt an einem ihrer Augen. Doch wie Nofretete weigern sie sich alle zu glauben, diese Unzulänglichkeit mache sie weniger attraktiv."
Tatsächlich fehlt der berühmten Büste der Ägypterin im linken Auge die Einlage aus Bergkristall - und das machte ihr auch nichts. Als sie am 1. April 1924 im Neuen Museum in
Vor hundert Jahren wurde die berühmte Büste der Nofretete in Berlin zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Historiker Sebastian Conrad erzählt die Umstände - und was dann geschah.
Der "Nofretete-Club" wurde in den 1930er-Jahren in Omaha, Nebraska gegründet. "Obwohl die meisten der Mitglieder gutaussehend sind", berichtete damals eine Zeitung, "haben sie alle einen Defekt an einem ihrer Augen. Doch wie Nofretete weigern sie sich alle zu glauben, diese Unzulänglichkeit mache sie weniger attraktiv."
Tatsächlich fehlt der berühmten Büste der Ägypterin im linken Auge die Einlage aus Bergkristall - und das machte ihr auch nichts. Als sie am 1. April 1924 im Neuen Museum in
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Berlin zum ersten Mal von der breiten Öffentlichkeit bestaunt werden konnte, begann eine ikonographische Weltkarriere, die allenfalls mit jener der Mona Lisa zu vergleichen ist.
"Es gab so gut wie keine Beschreibung der Skulptur, die ohne das Wort 'schön' auskam", schreibt der Berliner Historiker Sebastian Conrad in seinem Buch, das dieser Karriere in allen ihren Dimensionen nachspürt, also nicht etwa nur den ästhetischen oder medienhistorischen, sondern auch den diplomatischen, weltgeschichtlichen und gesellschaftspolitischen.
Wie alle großen Karrieren hat auch diese eine Vorgeschichte, genauer zwei. Da wäre erstens die einer Königin aus der sogenannten Amarna-Epoche Ägyptens im vierzehnten Jahrhundert vor Christus. Nun ist diese für die spätere Karriere ihrer Büste nur partiell wichtig und obendrein ein Thema, über das in der Ägyptologie gestritten wird wie um kein anderes. Natürlich kann Conrad diese Debatte hier nicht umfassend abbilden, dennoch ist schade, dass die Leser beispielsweise nicht erfahren, dass die im Februar 2010 veröffentlichten Kairoer Genanalysen, mit denen man einige Verwandtschaftsbeziehungen mumifizierter Angehöriger der damaligen Königsfamilie glaubt aufgeklärt zu haben, die meisten der mit alter DNA befassten Forscher nicht überzeugen. Auch Details wie die Sache mit dem linken Auge der Büste sind keineswegs geklärt. Anders, als Conrad schreibt, "wissen wir" keineswegs, dass der Bildhauer es absichtlich nicht vollendet hat.
Die zweite Vorgeschichte zur Karriere der Büste ist die der weltpolitischen Bedingungen, unter denen sie 1912 bei Grabungen des deutschen Archäologen Ludwig Borchardt im mittelägyptischen Tell el-Amarna gefunden wurde, danach im Zuge der damals praktizierten Fundteilung nach Berlin gelangte und dort der Öffentlichkeit elf Jahre lang vorenthalten wurde. Hier ist Conrad als Professor für Neuere Geschichte eher in seinem Metier und kann primärquellengestützt dafür plädieren, die damalige Archäologie nicht unabhängig von der Praxis der europäischen Mächte zu sehen, die Welt in Einflussgebiete aufzuteilen. Conrad zieht aber auch Verbindungen zwischen dieser imperialen Politik und kulturellen Phänomenen, die der Karriere Nofretetes den Boden bereiteten, namentlich die Sicht auf das alte Ägypten als Teil der Genese einer westlichen Moderne.
Hinzu kam dann noch zweierlei. Zum einen die Besonderheit der von Nofretetes Gatten Echnaton geprägten Amarna-Epoche oder wie man sie am Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts deutete, zum anderen Trends der modernen Kunst jener Jahre. In der Kunst aus Amarna glaubte man Verwandtes zu spüren, sah einen "Kubismus der Ägyptik". In diese Atmosphäre trat 1913 die Eröffnung einer Ausstellung der Amarna-Funde Borchardts, allerdings noch ohne die Nofretete. Den Grund dafür, warum man sie nicht zeigte, sieht Conrad in Borchardts Befürchtungen, Ägypten könnten die Büste zurückfordern, wenn bekannt würde, was für ein bedeutendes Kunstwerk sie ist.
Sie waren begründet. Bis auf den heutigen Tag steht man in Ägypten auf dem Standpunkt, der damalige Leiter der Kairoer Altertumsbehörde sei von Borchardt bei der Fundteilung übers Ohr gehauen worden. Die Ausfuhrgenehmigung nach Berlin sei mithin vielleicht legal gewesen, aber nicht legitim. Sebastian Conrad unterstützt diese Position, zumal er schon in der Institution der Fundteilung ein Symptom imperialer Bevormundung der im Fundgebiet heute ansässigen Bevölkerung durch die europäischen Mächte sieht. Mit seiner Positionierung verweigert er sich allerdings der Maxime "sine ira et studio", also ohne Zorn und Eifer, die der römische Historiker Tacitus seiner Zunft einst ins Stammbuch schrieb - und das bekommt dem Buch nicht gut. Einerseits stilistisch. Wenn etwa der Aussage eines Museumsverantwortlichen "Kolonialherrenmanier" bescheinigt wird, passt das vielleicht in einen Meinungsbeitrag für eine Zeitung, aber nicht in ein wissenschaftliches Sachbuch. Aber die Positionierung färbt auch inhaltlich ab. So referiert Conrad die 2009 geäußerte Vermutung des angesehenen Berliner Ägyptologen Rolf Krauss, wonach Borchardt eine heute in Kairo aufbewahrte Stele aus Amarna gefälscht habe, damit die Antikenbehörde bei der Fundteilung diese wählte - und nicht die Nofretete. Was Conrad nicht erwähnt, ist, dass die Echtheit jener Stele für die Mehrheit der Fachleute nach wie vor außer Frage steht, einschließlich der des Kairoer Museums.
Das alles entwertet aber keineswegs den Hauptteil des Buches, der jene mehrdimensionale globale Karriere Nofretetes nach 1924 und ihre historischen Kontexte aufzeigt. Diese Karriere charakterisiert Conrad vor allem als eine Geschichte der Vereinnahmungen. Dabei verwendet er den im alltäglichen Sprachgebrauch zumeist moralisch aufgeladenen Begriff hier vor allem beschreibend, nun tatsächlich sine studio. Denn vereinnahmt wird und wurde Nofretete nicht nur von imperial gesinnten Europäern zur Eingliederung Ägyptens, insbesondere Amarnas, in die Vorgeschichte des modernen Westens oder von der Bundesrepublik zwecks Inszenierung ihrer selbst als kosmopolitischer Gesellschaft, nicht nur von den Berlinern, der Popkultur oder einer durchgeknallten Faschistin. Vereinnahmt wurde die Königin auch durch feministische Künstlerinnen, den ägyptischen Nationalismus, durch afrikanische Politiker und Intellektuelle. Vereinnahmt wurde sie in der indischen Provinz Bengalen und in Brasilien. Vereinnahmt wurde sie "als Ikone Schwarzer Schönheit und Symbol afroamerikanischer Ansprüche auf Gleichberechtigung" und "als Symbol für Black Pride und die Macht Schwarzer Frauen".
Manche dieser Rollen vermag die Königin problemlos nebeneinander zu spielen, viele aber auch nicht. So kann die Nofretete des ägyptischen Nationalismus in den Augen seiner Anhänger nicht die Nofretete der Dekolonialisierung Afrikas oder eines afroamerikanischen Empowerments sein - auch wenn beide gegen die Nofretete der imperialen Europäer und ihrer Rechtsnachfolger stehen. Conrad gehört zu den ersten Historikern, die sich in dieser Ausführlichkeit an das heikle Thema solcher Konflikte wagen. Und das, obwohl der "Pharaonismus" der Republik Ägypten, also die Inanspruchnahme antiker Größe für die heutige nationale Identität am Nil - ebenso wie die Kritik daran vonseiten derer, die dort lieber einer islamischen oder arabischen Identität anhängen -, eine nicht unerhebliche Rolle für die Debatte darüber spielt, wie legitim oder illegitim die Anwesenheit der Nofretete in Berlin denn nun ist.
"In welchem Maße können heutige postkoloniale Gesellschaften Ansprüche auf vergangene Kulturen erheben?", fragt Conrad denn auch. "Kann man sagen, dass ein unzertrennbares Band die antike ägyptische Kultur mit dem modernen Ägypten verbindet? Eine solche Kontinuität von Amarna bis heute, über 3400 Jahre hinweg, ist immer eine politisch motivierte Projektion." Allerdings, die Einordnung der Nofretete-Büste in die Vorgeschichte des Westens oder ihr Einsatz zum Aufweis eines kosmopolitischen Berlins oder der Bundesrepublik beruhten ebenfalls auf "erfundenen Traditionen". Am Ende also ein Patt. Käme die Büste nach Kairo, dann als Symbol oder Geste unter besonderen politischen Umständen, wie es schon zweimal, 1933 und 1952, fast passiert wäre. Dann brächte sie aber keine letztlich obwaltende Gerechtigkeit dorthin, nicht der Weltgeist, sondern wieder nur die Weltgeschichte.
Doch angesichts der globalisierten Präsenz der Königin wirkt die Frage nach ihrer Lokalisierung heute fast ein wenig anachronistisch. "Häufig spielt nicht nur ihr gegenwärtiger Aufenthaltsort im Berliner Museum keine Rolle mehr", schreibt Conrad, "auch ihre ägyptischen Ursprünge verlieren an Bedeutung." Spätestens im Internetzeitalter ist die Schöne in der ganzen Welt angekommen, und dort, in der digitalen Ikonosphäre, wird sie in jedem Fall bleiben. ULF VON RAUCHHAUPT
Sebastian Conrad:
"Die Königin".
Nofretetes globale Karriere.
Propyläen Verlag,
Berlin 2024, 384 S., Abb., geb., 29,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Es gab so gut wie keine Beschreibung der Skulptur, die ohne das Wort 'schön' auskam", schreibt der Berliner Historiker Sebastian Conrad in seinem Buch, das dieser Karriere in allen ihren Dimensionen nachspürt, also nicht etwa nur den ästhetischen oder medienhistorischen, sondern auch den diplomatischen, weltgeschichtlichen und gesellschaftspolitischen.
Wie alle großen Karrieren hat auch diese eine Vorgeschichte, genauer zwei. Da wäre erstens die einer Königin aus der sogenannten Amarna-Epoche Ägyptens im vierzehnten Jahrhundert vor Christus. Nun ist diese für die spätere Karriere ihrer Büste nur partiell wichtig und obendrein ein Thema, über das in der Ägyptologie gestritten wird wie um kein anderes. Natürlich kann Conrad diese Debatte hier nicht umfassend abbilden, dennoch ist schade, dass die Leser beispielsweise nicht erfahren, dass die im Februar 2010 veröffentlichten Kairoer Genanalysen, mit denen man einige Verwandtschaftsbeziehungen mumifizierter Angehöriger der damaligen Königsfamilie glaubt aufgeklärt zu haben, die meisten der mit alter DNA befassten Forscher nicht überzeugen. Auch Details wie die Sache mit dem linken Auge der Büste sind keineswegs geklärt. Anders, als Conrad schreibt, "wissen wir" keineswegs, dass der Bildhauer es absichtlich nicht vollendet hat.
Die zweite Vorgeschichte zur Karriere der Büste ist die der weltpolitischen Bedingungen, unter denen sie 1912 bei Grabungen des deutschen Archäologen Ludwig Borchardt im mittelägyptischen Tell el-Amarna gefunden wurde, danach im Zuge der damals praktizierten Fundteilung nach Berlin gelangte und dort der Öffentlichkeit elf Jahre lang vorenthalten wurde. Hier ist Conrad als Professor für Neuere Geschichte eher in seinem Metier und kann primärquellengestützt dafür plädieren, die damalige Archäologie nicht unabhängig von der Praxis der europäischen Mächte zu sehen, die Welt in Einflussgebiete aufzuteilen. Conrad zieht aber auch Verbindungen zwischen dieser imperialen Politik und kulturellen Phänomenen, die der Karriere Nofretetes den Boden bereiteten, namentlich die Sicht auf das alte Ägypten als Teil der Genese einer westlichen Moderne.
Hinzu kam dann noch zweierlei. Zum einen die Besonderheit der von Nofretetes Gatten Echnaton geprägten Amarna-Epoche oder wie man sie am Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts deutete, zum anderen Trends der modernen Kunst jener Jahre. In der Kunst aus Amarna glaubte man Verwandtes zu spüren, sah einen "Kubismus der Ägyptik". In diese Atmosphäre trat 1913 die Eröffnung einer Ausstellung der Amarna-Funde Borchardts, allerdings noch ohne die Nofretete. Den Grund dafür, warum man sie nicht zeigte, sieht Conrad in Borchardts Befürchtungen, Ägypten könnten die Büste zurückfordern, wenn bekannt würde, was für ein bedeutendes Kunstwerk sie ist.
Sie waren begründet. Bis auf den heutigen Tag steht man in Ägypten auf dem Standpunkt, der damalige Leiter der Kairoer Altertumsbehörde sei von Borchardt bei der Fundteilung übers Ohr gehauen worden. Die Ausfuhrgenehmigung nach Berlin sei mithin vielleicht legal gewesen, aber nicht legitim. Sebastian Conrad unterstützt diese Position, zumal er schon in der Institution der Fundteilung ein Symptom imperialer Bevormundung der im Fundgebiet heute ansässigen Bevölkerung durch die europäischen Mächte sieht. Mit seiner Positionierung verweigert er sich allerdings der Maxime "sine ira et studio", also ohne Zorn und Eifer, die der römische Historiker Tacitus seiner Zunft einst ins Stammbuch schrieb - und das bekommt dem Buch nicht gut. Einerseits stilistisch. Wenn etwa der Aussage eines Museumsverantwortlichen "Kolonialherrenmanier" bescheinigt wird, passt das vielleicht in einen Meinungsbeitrag für eine Zeitung, aber nicht in ein wissenschaftliches Sachbuch. Aber die Positionierung färbt auch inhaltlich ab. So referiert Conrad die 2009 geäußerte Vermutung des angesehenen Berliner Ägyptologen Rolf Krauss, wonach Borchardt eine heute in Kairo aufbewahrte Stele aus Amarna gefälscht habe, damit die Antikenbehörde bei der Fundteilung diese wählte - und nicht die Nofretete. Was Conrad nicht erwähnt, ist, dass die Echtheit jener Stele für die Mehrheit der Fachleute nach wie vor außer Frage steht, einschließlich der des Kairoer Museums.
Das alles entwertet aber keineswegs den Hauptteil des Buches, der jene mehrdimensionale globale Karriere Nofretetes nach 1924 und ihre historischen Kontexte aufzeigt. Diese Karriere charakterisiert Conrad vor allem als eine Geschichte der Vereinnahmungen. Dabei verwendet er den im alltäglichen Sprachgebrauch zumeist moralisch aufgeladenen Begriff hier vor allem beschreibend, nun tatsächlich sine studio. Denn vereinnahmt wird und wurde Nofretete nicht nur von imperial gesinnten Europäern zur Eingliederung Ägyptens, insbesondere Amarnas, in die Vorgeschichte des modernen Westens oder von der Bundesrepublik zwecks Inszenierung ihrer selbst als kosmopolitischer Gesellschaft, nicht nur von den Berlinern, der Popkultur oder einer durchgeknallten Faschistin. Vereinnahmt wurde die Königin auch durch feministische Künstlerinnen, den ägyptischen Nationalismus, durch afrikanische Politiker und Intellektuelle. Vereinnahmt wurde sie in der indischen Provinz Bengalen und in Brasilien. Vereinnahmt wurde sie "als Ikone Schwarzer Schönheit und Symbol afroamerikanischer Ansprüche auf Gleichberechtigung" und "als Symbol für Black Pride und die Macht Schwarzer Frauen".
Manche dieser Rollen vermag die Königin problemlos nebeneinander zu spielen, viele aber auch nicht. So kann die Nofretete des ägyptischen Nationalismus in den Augen seiner Anhänger nicht die Nofretete der Dekolonialisierung Afrikas oder eines afroamerikanischen Empowerments sein - auch wenn beide gegen die Nofretete der imperialen Europäer und ihrer Rechtsnachfolger stehen. Conrad gehört zu den ersten Historikern, die sich in dieser Ausführlichkeit an das heikle Thema solcher Konflikte wagen. Und das, obwohl der "Pharaonismus" der Republik Ägypten, also die Inanspruchnahme antiker Größe für die heutige nationale Identität am Nil - ebenso wie die Kritik daran vonseiten derer, die dort lieber einer islamischen oder arabischen Identität anhängen -, eine nicht unerhebliche Rolle für die Debatte darüber spielt, wie legitim oder illegitim die Anwesenheit der Nofretete in Berlin denn nun ist.
"In welchem Maße können heutige postkoloniale Gesellschaften Ansprüche auf vergangene Kulturen erheben?", fragt Conrad denn auch. "Kann man sagen, dass ein unzertrennbares Band die antike ägyptische Kultur mit dem modernen Ägypten verbindet? Eine solche Kontinuität von Amarna bis heute, über 3400 Jahre hinweg, ist immer eine politisch motivierte Projektion." Allerdings, die Einordnung der Nofretete-Büste in die Vorgeschichte des Westens oder ihr Einsatz zum Aufweis eines kosmopolitischen Berlins oder der Bundesrepublik beruhten ebenfalls auf "erfundenen Traditionen". Am Ende also ein Patt. Käme die Büste nach Kairo, dann als Symbol oder Geste unter besonderen politischen Umständen, wie es schon zweimal, 1933 und 1952, fast passiert wäre. Dann brächte sie aber keine letztlich obwaltende Gerechtigkeit dorthin, nicht der Weltgeist, sondern wieder nur die Weltgeschichte.
Doch angesichts der globalisierten Präsenz der Königin wirkt die Frage nach ihrer Lokalisierung heute fast ein wenig anachronistisch. "Häufig spielt nicht nur ihr gegenwärtiger Aufenthaltsort im Berliner Museum keine Rolle mehr", schreibt Conrad, "auch ihre ägyptischen Ursprünge verlieren an Bedeutung." Spätestens im Internetzeitalter ist die Schöne in der ganzen Welt angekommen, und dort, in der digitalen Ikonosphäre, wird sie in jedem Fall bleiben. ULF VON RAUCHHAUPT
Sebastian Conrad:
"Die Königin".
Nofretetes globale Karriere.
Propyläen Verlag,
Berlin 2024, 384 S., Abb., geb., 29,- Euro.
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»Nofretete ist vom archäologischen Fundstück zum globalen Phänomen geworden: Diese Wandlung beschreibt und ergründet der Historiker Sebastian Conrad in seinem so kennnisreichen wie zugänglichen Buch« Claudia Mäder Neue Zürcher Zeitung 20240810
»Sebastian Conrad ist ein glänzender Erzähler« Ronald Düker Die Zeit 20240529
Gebundenes Buch
Sachbücher lese ich zu jedwedem Thema immer wieder gerne. Dieses Mal eins um die Büste der Nofretete passend zu ihrem Fund vor 100 Jahren und was ihr Fund damals und auch noch heute für Veränderungen in der Welt gebracht hat.
Informativ geschrieben und mit tollen Bildern …
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Sachbücher lese ich zu jedwedem Thema immer wieder gerne. Dieses Mal eins um die Büste der Nofretete passend zu ihrem Fund vor 100 Jahren und was ihr Fund damals und auch noch heute für Veränderungen in der Welt gebracht hat.
Informativ geschrieben und mit tollen Bildern gepickt, enthält das Buch alles, was ein gutes Sachbuch ausmacht. Die Inhalte wurden gut recherchiert und interessant verfasst, sodass man gar nicht damit aufhören kann weiter zu lesen. Obwohl man vermuten könnte, dass es vielleicht "trocken" geschrieben ist, da es von einem Historiker verfasst ist, ist dies ein Glück, nicht der Fall.
Mein Wissen über Nofretete und den dazugehörigen Thematiken bin ich jetzt um viele Informationen schlauer und werde sicher öfters zu dem Buch zurückfinden, um bestimmte Zeilen nochmal zu lesen oder um mir die Bilder erneut anzugucken.
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Gebundenes Buch
Das Buch "Die Königin" ist eine aussergewöhnliche Lektüre, welche der Altägyptischen Königin Nofretete gewidmet ist.
Vor exakt 100 Jahren kam die Büste der Königin Nofretete in die Bundeshauptstadt nach Berlin. Die Besucherschlangen vor dem …
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Das Buch "Die Königin" ist eine aussergewöhnliche Lektüre, welche der Altägyptischen Königin Nofretete gewidmet ist.
Vor exakt 100 Jahren kam die Büste der Königin Nofretete in die Bundeshauptstadt nach Berlin. Die Besucherschlangen vor dem Ägyptischen Museum waren so lang, wie noch nie. Von Anfang an war die Faszination für die neue Errungenschaft riesengroß. Und diese Faszination hält bis heute und genau dieser Faszination ist Prof. Conrad in seinem Buch auf der Spur.
Der Autor gibt einen umfassenden und für den Laien sehr gut lesbaren Überblick über die berühmte Königin am Nil. Wer war Nofretete? Wie und durch wen wurde sie entdeckt und vor allem, warum befindet sie sich heute noch immer in deutschen Besitz? Dies sind nur einige der spannenden Fragen denen sich der Autor Sebastian Conrad nachgeht.
Selbstverständlich geht es in diesem Buch auch um das Thema, wohin gehört die weltberühmte Büste überhaupt? Haben wir Deutsche als Entdecker überhaupt einen Anspruch? Der Autor geht auch auf dieses Thema sachlich ein.
Selten habe ich durch ein Buch soviel gelernt.. Der Schreibstil war sehr gut verständlich, die Kapitel waren logisch gegliedert und durch Bilder, war das Geschriebene noch besser nachvollziehbar.
Ich kann dieses Buch wärmstens all jenen Leser*Innen empfehlen, die sich für ägyptische Kunst und Geschichte interessieren, die Freude an spannenden Hintergründen haben und einfach ungewöhnliche Geschichten einer archäologischen Entdeckung mögen.
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Gebundenes Buch
Ein wahnsinnig spannendes Buch über Nofretete ... ihre Entdeckung, ihre politischen Ausmaße, ihre Inspirationsquelle und natürlich ihre Schönheit.
Eine ganz gute Zusammenfassung findet man auf S. 167: "Letztlich gibt es auf die Frage, wem die Nofretete gehört, eine …
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Ein wahnsinnig spannendes Buch über Nofretete ... ihre Entdeckung, ihre politischen Ausmaße, ihre Inspirationsquelle und natürlich ihre Schönheit.
Eine ganz gute Zusammenfassung findet man auf S. 167: "Letztlich gibt es auf die Frage, wem die Nofretete gehört, eine ganz einfache Antwort", erklärte Neumann: "Uns allen." Was nichts anderes heißen sollte als: Sie muss in Berlin bleiben."
Seit der Entdeckung ist die Büste der Nofretete ein polarisierender Streitpunkt im Kampf um Macht, Ansehen und Respekt im Konflikt um Kunstobjekte und wem sie eigentlich gehören. Sebastian Conrad, der Autor dieses Meisterwerks, versteht es dabei hervorragend, auf die verschiedenen Standpunkte einzugehen und sie auch kritisch zu hinterfragen bzw. darzustellen. Ganz häufig saß ich vor dem Buch und konnte nur zustimmend nicken. Obwohl ich absolut kein Fan von Markierungen in Büchern bin, habe ich doch so einige Zeilen mit kleinen Heftnotizen hervorheben müssen. "Die Königin" ist ein Buch, das man sich für eine Facharbeit während des Abis oder Studiums unbedingt anschaffen sollte und über das man sich nur zu gerne mit anderen Leuten austauschen möchte.
Unterstützt wird der Text durch mehrere Abbildungen, zum Teil auch in Farbe, für deren Betrachtung man sich unbedingt Zeit lassen sollte.
Besonders interessant fand ich, dass man während des Lesens noch so viel dazugelernt hat. Wir denken ja immer, schon alles zu wissen, aber Sebastian Conrad hat mich da eines Besseren belehrt. Auf knapp 300 Seiten stieg meine Begeisterung für den Verfasser dieses Texts ins Unermessliche und ich wünsche mir sehr, dass er noch viele weitere solcher Bücher herausbringen wird.
Abschließend lässt sich sagen: "Nofretete, wie wir sie kennen, wurde nicht einfach ausgegraben: Sie wurde gemacht."
Wer also noch auf der Suche nach spannender Geschichtslektüre ist, der wird mit "Die Königin" einen wahren Schatz in der Buchhandlung finden.
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Gebundenes Buch
Auf dem Cover strahlt eine unbekannte Schönheit und doch scheint sie jeder zu kennen. Die erstaunlichen Leistungen der Ägypter und der Fund der Büste der Nofretete, haben die Aufmerksamkeit der ganzen Welt erregt. Der Autor legt mit großer Sorgfalt und Detailtreue das …
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Auf dem Cover strahlt eine unbekannte Schönheit und doch scheint sie jeder zu kennen. Die erstaunlichen Leistungen der Ägypter und der Fund der Büste der Nofretete, haben die Aufmerksamkeit der ganzen Welt erregt. Der Autor legt mit großer Sorgfalt und Detailtreue das Ausmaß einer paradoxen Projizierung auf ein Artefakt dar. Es war erstaunlich zu lesen, welchen geschichtlichen und politischen Einfluss, ein solches Kunstwerk über eine Zeitraum von über 100 Jahre nehmen konnte. Der Autor glänzt dabei nicht nur mit seinem enormen Wissen über Geschichte und Politik sondern beleuchtet auch die Interpretationen und Assoziationen verschiedener Gruppierungen aus Musik, Gesellschaft und Subkultur. Hier spielt immer wieder die menschliche Psyche eine große Rolle, denn die Büste scheint eine Ausstrahlung zu haben, die Menschen in ihrer Fantasie beflügelt und Emotionen entstehen lässt. Eine Faszination wie sie - m. M. nach - auch von der Mona Lisa ausgeht. Das Buch ist für jeden eine große Bereicherung, der sich für die ägyptische Kultur aber auch für die neuere Geschichte interessiert.
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Gebundenes Buch
Sebastian Conrad, Professor für Neuere Geschichte an der Freien Universität Berlin, legt mit seinem Buch „Die Königin“ ein spannendes, hervorragende recherchiertes und sehr, sehr lesbares Buch über die berühmte Nofretete-Büste vor. Er nimmt uns mit auf eine …
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Sebastian Conrad, Professor für Neuere Geschichte an der Freien Universität Berlin, legt mit seinem Buch „Die Königin“ ein spannendes, hervorragende recherchiertes und sehr, sehr lesbares Buch über die berühmte Nofretete-Büste vor. Er nimmt uns mit auf eine Reise in das Alte Ägypten, er erzählt von der Entdeckung der Büste, den zweifelhaften Praktiken der Ausgräber sowie dem Kolonialismus. Weiterhin erfahren wir eine Menge über die Zeit Nofretetes, über Kultur und Religion des Alten Ägypten.
Sehr kundig analysiert der Autor auch, warum es gerade dieses Kunstwerk ist, das so viele und starke Emotionen bei den Menschen hervorruft. In engem Zusammenhang damit steht auch das Problem des Rassismus und dass verschiedene Gruppen versucht haben und immer noch versuchen, die Nofretete für sich zu vereinnahmen. In diesem Zusammenhang wird auch klar, warum die Rückgabe der Büste so ein heikles Thema ist.
Die Schreibweise des Autors ist flüssig und packend, er schafft es, sein Thema spannend darzustellen und von vielen Seiten zu beleuchten. Ich habe das Buch von Anfang bis Ende mit größtem Interesse gelesen und auch viel Interessantes dabei erfahren. Ich kann es jedem wärmstens empfehlen, der sich für Geschichte, Kultur und Kunstgeschichte interessiert.
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Gebundenes Buch
Im Buch „Die Königin – Nofretetes globale Karriere“ erzählt der Historiker Sebastian Conrad die aufregende Geschichte der Büste der Nofretete, der Hauptgemahlin des Pharaos Echnaton, die im 14. Jahrhundert vor Christus lebte. Das Kunstwerk aus Kalkstein und Gips …
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Im Buch „Die Königin – Nofretetes globale Karriere“ erzählt der Historiker Sebastian Conrad die aufregende Geschichte der Büste der Nofretete, der Hauptgemahlin des Pharaos Echnaton, die im 14. Jahrhundert vor Christus lebte. Das Kunstwerk aus Kalkstein und Gips wurde 1912 gefunden und mit weiteren Exponaten der ägyptischen Fundstätte Tell el Amarna nach Berlin gebracht, wo sie nach dem Herrichten von Räumlichkeiten im Neuen Museum 1924 dem Publikum präsentiert wurde. Nach wechselnden Aufenthalten an anderen Orten ist sie seit 2009 dort wieder ausgestellt. Auch ich habe sie dort bereits bewundert.
Der Autor hinterfragt, wieso die Schönheit der Nofretete einen Zeitraum von weit mehr als über dreitausend Jahre überdauern konnte, wobei Schönheit bekanntlich nicht objektiv ist. Noch dazu entfaltet sich ihre Ausstrahlung an den verschiedensten Orten auf der Welt, der von verschiedenen Gruppierungen weltweit interpretiert wird. Die Büste zeigt beispielhaft, wie die Globalisierung Einfluss auf die kulturellen Normen der Welt nimmt. Sebastian Conrad erzählt vom Fund des Kunstwerks ebenso wie über die Besitzansprüche und die Ausstellung, aber auch vom Leben der Nofretete in ihrer Zeit. Die Ergebnisse seiner Recherchen werden vom Autor fachkundig dargeboten und sind flüssig lesbar.
Das Buch wird durch 32 Tafeln in drei Einschüben und 23 Abbildungen im Text aufgewertet. Außerdem bietet eine Karte auf der Innenseite der vorderen Klappe, auf der Ägypten um 1350 vor Christus abgebildet ist, und eine weitere auf der hinteren Klappe, auf der das heutige Ägypten mit den wichtigsten geschichtlich relevanten Stätten wiedergegeben wird, Orientierung beim Lesen. Auf über achtzig Seiten finden sich am Ende des Buchs Anmerkungen zu den Seiten, ein Quellen und Literaturverzeichnis, Bildnachweis und Personenregister. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung für dieses beeindruckende Buch an alle, die an ägyptischer Geschichte interessiert sind.
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Gebundenes Buch
Nofretete - allein bei diesem Wort hat man gleich das Bild der wunderschönen ägyptischen Königin in ihrem Glasschrein vor Augen. Sie ist eine Symbol - für was denn eigentlich? Schönheit? Feminismus? Kolonialismus? Kulturelle Aneignung?
Das alles spielt mit bei der …
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Nofretete - allein bei diesem Wort hat man gleich das Bild der wunderschönen ägyptischen Königin in ihrem Glasschrein vor Augen. Sie ist eine Symbol - für was denn eigentlich? Schönheit? Feminismus? Kolonialismus? Kulturelle Aneignung?
Das alles spielt mit bei der präzisen Analyse des Mythos, den Sebastian Conrad in diesem Buch zu ergründen versucht. Dabei geht er aus von der Entdeckung der Büste durch Heinrich Borchardt in Tell el Amarna im Jahr 1912 bis hin zu modernen Adaptionen wie der von der Sängerin Beyoncé.
Mit akribischer Recherchearbeit und einem profunden Wissen um die Zusammenhänge begleitet uns Conrad durch die mehr als hundert Jahre von Nofretetes neuer Geschichte.
Das Buch ist ein Sachbuch auf wissenschaftlicher Grundlage, kein Roman, und deshalb auch teilweise etwas anspruchsvoll zu lesen. Auch der umfangreiche Anhang verweist auf den wissenschaftlichen Charakter. Trotzdem fand ich es spannend und es hat mir neue Zusammenhänge vor Augen geführt, die ich bisher noch nicht im Fokus hatte.
Hervorzuheben ist auch das sehr gelungene Cover, das Nofretete zwar modern, aber auch sofort erkennbar präsentiert.
Ein lesenswertes Buch!
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Gebundenes Buch
Sebastian Conrad gibt ungeahnte Einblicke in die Geschichte der Büste der Nofretete und wie deren Bedeutung sich im Laufe der Zeit verändert hat. Das Cover des Buches hat mich sofort überzeugt und auch der Titel macht sehr viel Lust auf dieses. Conrad erzählt in seinem Buch nicht …
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Sebastian Conrad gibt ungeahnte Einblicke in die Geschichte der Büste der Nofretete und wie deren Bedeutung sich im Laufe der Zeit verändert hat. Das Cover des Buches hat mich sofort überzeugt und auch der Titel macht sehr viel Lust auf dieses. Conrad erzählt in seinem Buch nicht nur die dubiose Geschichte, wie Nofretete, nachdem sie während einer Grabung von Borchardt gefunden wurde, durch die Fundteilung nach Berlin kam, sondern auch wie ihr Image sich in den Letzten Hundert Jahren verändert hat und sie großes globales Interesse weckte. Dabei geht er nicht nur auf die guten Dinge ein, sondern beleuchtet auch alle Ungerechtigkeiten und setzt sich mit der Frage auseinander, ob die Nofretete wirklich noch in Berlin stehen sollte oder eher in Ägypten. Ich war sehr gespannt auf den Ansatz von Conrad und wurde positiv überrascht. Selten habe ich durch ein Buch soviel gelernt und mir in einem Buch soviel markiert. Besonders gefallen hat mir auch, dass Provenienzforschung eine große Rolle im Buch gespielt hat, da diese zwar immer mehr betrieben wird, es jedoch immer noch Lücken gibt. Der Schreibstil war sehr gut verständlich und die Kapitel waren sinnvoll gegliedert und durch Bilder, war das Geschriebene noch besser nachvollziehbar.
Ich würde dieses Buch allen empfehlen, die sich für das alte Ägypten, Provenienzforschung, Nofretete und die Amarnazeit interessieren.
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Gebundenes Buch
Zum Inhalt:
Wer kennt sie nicht, die berühmte Büste der Nofretete, doch die wenigsten kennen ihre Geschichte. Wie ist sie eigentlich aus Ägypten nach Berlin gekommen, wieso sorgte sie von Anfang an für Begeisterung selbst als sie noch gar nicht ausgestellt war. Und wieso gilt …
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Zum Inhalt:
Wer kennt sie nicht, die berühmte Büste der Nofretete, doch die wenigsten kennen ihre Geschichte. Wie ist sie eigentlich aus Ägypten nach Berlin gekommen, wieso sorgte sie von Anfang an für Begeisterung selbst als sie noch gar nicht ausgestellt war. Und wieso gilt sie an so vielen Orten als Beispiel für die Schönheit und inspiriert noch heute?
Meine Meinung:
Vor kurzem erst einen Roman über den Weg der Nofretete nach Berlin gelesen und jetzt passend dazu ein Sachbuch, dass weitergehende Informationen liefert, besser geht's gar nicht. Das Buch hat mich echt überrascht, denn es ist so gar nicht dröge sondern richtig spannend erzählt ohne langweilig zu werden. Toll fand ich auch die vielen Bilder im Buch, die nicht nur Nofretete sondern auch andere Motive zeigen und noch mehr Einblicke geben. Der Literaturnachweis nimmt einen ungeheuren Raum ein, aber daran sieht man auch, wie sehr sich der Autor mit der Thematik beschäftigt hat.
Fazit:
Sehr informativ
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Gebundenes Buch
Die Schöne, die da kommt
Die Königin: Nofretetes globale Karriere von Prof. Dr. Sebastian Conrad, erschienen im Propyläen Verlag am 1. Februar 2024.
Eigentlich hätte die Büste der Nofretete nie wieder das Licht dieser Welt sehen sollen wäre alles wie geplant …
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Die Schöne, die da kommt
Die Königin: Nofretetes globale Karriere von Prof. Dr. Sebastian Conrad, erschienen im Propyläen Verlag am 1. Februar 2024.
Eigentlich hätte die Büste der Nofretete nie wieder das Licht dieser Welt sehen sollen wäre alles wie geplant verlaufen. Stattdessen wird sie in el-Amarna entdeckt, aus ihrem Heimatland quasi entführt und als sie 1924 in Berlin gezeigt wurde, erlangte sie Weltruhm. Nach 3000 Jahren ist Nofretete ein Weltstar, der bis jetzt ein Vorbild ist und Menschenmassen in Bewegung setzt.
Der Autor bringt uns zu den Grabungsstätten in Ägypten genau so wie zu Pop-Konzerten. Manchmal springt er mir etwas zu weit vor, um dann wieder sehr weit zurückzugehen.
Dieses Buch handelt von der Wirkung, die die Büste der Nofretete auf die Betrachter ausübt, über die dubiosen Umstände, die das Kunstwerk nach Berlin brachte und was der Kult um die schönste Berlinerin alles so ausgelöst hat. Obwohl es nicht wirklich etwas Neues über die Königin zu erzählen gibt, lässt der Autor Tatsachen im neuen Licht erscheinen. Ein Buch, das unterhält und gleichzeitig Informationen vermittelt, die bisher so nicht gesammelt wurden. Klare Kaufempfehlung
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