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Leseratte
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Frankfurt

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Insgesamt 118 Bewertungen
Bewertung vom 25.04.2024
James
Everett, Percival

James


ausgezeichnet

„James“ ist ein bemerkenswertes Buch, das den / die Leser*in mit der Hauptfigur zusammen auf eine abenteuerliche Reise nimmt. Der Autor Everett hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte des Sklaven Jim, der in Mark Twains „Die Abenteuer des Huckleberry Finn“ eine wichtige Nebenrolle spielt, neu aufzurollen und gibt ihm dazu die verdiente Hauptrolle. Die ungewohnte Perspektive fügt dem amerikanischen Klassiker eine neue Dimension hinzu und lässt den / die Leser*in die Geschichte aus einer ungewohnten Perspektive betrachten.

Die Handlung setzt ein, als James von seinem bevorstehenden Verkauf erfährt und sich auf die Flucht begibt, um Frau und Tochter letztendlich zu befreien. Dabei trifft er auf Huckleberry Finn, der vor seinem gewalttätigen Vater davonläuft. Während ihrer Flucht treffen auf verschiedene Menschen, die ihnen nicht immer gut gesonnen sind, geraten in Lebensgefahr und in absurde Situationen, werden getrennt, treffen wieder aufeinander – es ist eine einzige Achterbahnfahrt und der / die Leser*in fiebert mit, was James denn nun als nächstes passieren und ob alles ein glückliches Ende nehmen wird.

Die Geschichte hat mich von Anfang bis Ende gefesselt. Sie lebt von spannungsreichen Wendungen und ihren lebendig und authentisch geschilderten Akteuren. Allen voran natürlich James, der ein intelligenter und hochgebildeter Mann ist. Daneben ist er aber auch clever – so clever, dass er weiß, dass er vor den Weißen den dummen Sklaven spielen muss, um zu überleben.

Für mich ist das ein hochaktuelles Thema in Zeiten, in denen Schwarze in den USA unvergleichlich oft Opfer von Polizeigewalt sind und schwarze Eltern jeden Tag um ihre Kinder fürchten.

In diesem Zusammenhang ist auch die spezielle Sprache – ein grammatikalisch vom Standardenglisch abweichender Jargon – zu nennen. Im Buch verwenden die Schwarzen diesen Jargon nur gegenüber den Weißen, untereinander bedienen sie sich des Standardenglisch. Die Übersetzung dieser speziellen sprachlichen Variante war sicher kein leichtes Unterfangen, aber dem Übersetzer ist es ausgezeichnet gelungen.

Fazit: Ein wichtiges Buch, das eine Leerstelle füllt und eine Bereicherung für alle, die sich für amerikanische (Literatur)geschichte interessieren.

Bewertung vom 22.03.2024
Malnata
Salvioni, Beatrice

Malnata


sehr gut

Der Roman „Malnata“ entführt uns in das faschistische Italien der 1940er Jahre. Das Buch erzählt die Geschichte der behüteten Francesca, die sich mit Maddalena anfreundet, die überall nur „Malnata“ – die Unglücksbringerin – genannt wird und außerhalb der Gesellschaft steht. Durch die Freundschaft mit Maddalena lernt Francesca, die Lügen der Erwachsenen zu durchschauen und fängt an, sich aus den engen Konventionen einer Gesellschaft, in der Frauen nichts gelten, zu befreien.

Es gelingt der Autorin ausgezeichnet, das Lebensgefühl jener Jahre zu vermitteln. Der / die Leser*in bekommt ein Gefühl für die politische Unterdrückung und die sozialen Einschränkungen, die besonders die Frauen betrafen. Die Beschreibungen der italienischen Gesellschaft, in der Scheinheiligkeit, Bigotterie und Aberglaube herrschen und in der die Frauen ihren Männern zu gehorchen haben, ist eindrücklich.

Die Charaktere sind ein wichtiger Bestandteil der Geschichte und hier liegt für mich auch eine gewisse Schwäche des Buches. Ich empfinde sie als ziemlich klischeehaft und nicht wirklich glaubwürdig. Maddalena ist viel zu reif für ihr Alter, ihre Einsichten in die Gesellschaft und ihre Rebellion dagegen wirken auf mich sehr konstruiert, auch die Entwicklung Francescas geht mir viel zu schnell und ist nicht wirklich glaubwürdig, ebenso wie Teile der Handlung.

Der Stil der Autorin ist flott und unterhaltsam, sodass ich den Roman trotz einiger Schwächen sehr gern und mit Interesse gelesen habe. Die Geschichte ist fesselnd, enthält tragische, spannende, berührende und Mut machende Elemente – was kann man von einem guten Unterhaltungsroman mehr verlangen?

Bewertung vom 22.03.2024
Trophäe
Schoeters, Gaea

Trophäe


ausgezeichnet

„Trophäe“ erzählt die Geschichte von Hunter, einem steinreichen Amerikaner und begeisterten Jäger, der nach Afrika reist, um dort ein Spitzmaulnashorn zu erlegen. Als ihm eine Gruppe Wilderer zuvorkommt, weist sein Jagdbegleiter ihn darauf hin, dass er es auch mal mit den „Big Six“ versuchen könne…

Schon lange habe ich kein Buch mehr gelesen, dass mich so aufgewühlt, fasziniert, abgestoßen und begeistert hat. Hunter zieht seinen Kick daraus, große und gefährliche Tiere zu töten und deren Trophäen zu sammeln. Somit ist die (Trophäen)jagd ein zentrales Thema des Buchs. Aber nicht nur! In Verbindung damit stehen Themen wie Kolonialismus, Maskulinität sowie Artenschutz, unser Umgang mit der Natur und fremden Ethnien. Die Autorin versteht es geschickt, diese Themen in eine spannende und atemberaubende Handlung einzubinden.

Neben dieser mitreißenden Handlung beeindruckt der Roman durch seine eindrucksvollen Schilderungen der afrikanischen Natur. Die Autorin schafft es, die Landschaften und Tierwelt in allen berückend schönen, aber auch schockierenden und brutalen Aspekte zu beschreiben. Die Natur ist nie einfach nur schön, sondern auch wild, gefährlich und todbringend. Die Charaktere sind nie nur gut oder böse, sie sind vielschichtig, spannend und oft rätselhaft. Es ist gerade diese differenzierte Sichtweise, die auch die zentralen Themen des Romans abdeckt, die die Qualität des Buchs ausmacht.

Insgesamt ist „Trophäe“ ein Buch, das mich tief berührt hat. Es hat viele Fragen in mir aufgeworfen und bietet reichlich Stoff zum Nachdenken und für Diskussionen. Eine ganz klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 17.03.2024
König von Albanien
Izquierdo, Andreas

König von Albanien


ausgezeichnet

„Der König von Albanien“ des vielfach ausgezeichneten Autors Andreas Izquierdo ist bereits 2007 erschienen und hat damals den Sir-Walter-Scott-Preis für den besten historischen Roman des Jahres gewonnen. Und das ganz zu Recht, obwohl ich das Buch nicht unter dem Blickwinkel des historischen Romans gelesen habe. Eher als unterhaltsamen, höchst amüsanten Schelmenroman, der mir viele vergnügliche Stunden bereitet hat.

In der Rahmenhandlung erzählt der geniale, des Lesens und Schreibens unkundige Otto Witte dem Arzt und den Patienten einer „Irrenanstalt“, in die er eingeliefert wurde, seine Lebensgeschichte und wie es dazu kam, dass er, der Schausteller und Analphabet, zum König von Albanien wurde.

Schon die Rahmenhandlung bietet interessante Einblicke in die Realität einer psychiatrischen Klinik am Anfang des 20. Jahrhunderts. Noch interessanter ist aber Ottos abenteuerliche Lebensgeschichte im Stil eines Schelmenromans. Vor dem Hintergrund der unruhigen Verhältnisse und Ringen um die politische Vorherrschaft auf dem Balkan, gelingt ihm sein sagenhafter Aufstieg. Mit seiner angeborenen Schlauheit gelingt es ihm, alle Hindernisse zu überwinden und die Menschen für sich einzunehmen.

Otto ist ein sympathischer Schindler, der trotz seiner fragwürdigen Methoden Sympathie in mir erweckt hat. Auch die Nebenfiguren sind überzeugend geschildert und tragen zur Lebendigkeit der Geschichte mit bei.

Diese lebt von den überraschenden Einfällen des Autors. Als Leser*in ist man von der ersten Seite an gefesselt, fiebert mit demProtagonisten und amüsiert sich über seine Einfälle. Der lockere, angenehm zu lesende Stil täuscht aber nicht darüber hinweg, dass die Geschichte auch einen ernsten Hintergrund hat und verstörende Elemente enthält. Die Zustände in der Klinik sind katastrophal, ebenso wie das Menschenbild der Ärzte, und der Aufstieg kann Otto nur gelingen, weil die Menschen zu verblendet sind, die Realität zu sehen und sich von dem äußeren Schein täuschen lassen.

„Der König von Albanien“ ist ein Buch, das mich mit seiner interessanten Handlung, den sympathischen Charakteren und seinem humorvollen Schreibstil begeistert hat. Eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 11.03.2024
Elyssa, Königin von Karthago
Vallejo, Irene

Elyssa, Königin von Karthago


ausgezeichnet

Elyssa, Königin von Karthago, ist ein faszinierende Neuerzählung des antiken Mythos. Die Autorin hat es geschafft, den Mythos von Elyssa, der sagenhaften Gründerin und Königin von Karthago, auf fesselnde und erfrischende Weise neu zu interpretieren. Anstatt sich auf eine einzelne Person und ihre Perspektive zu beschränken, präsentiert die Autorin verschiedene Blickwinkel auf die Ereignisse. Dadurch erhält der / die Leser*in ein umfassendes Verständnis und kann tief in die mythische Vergangenheit eintauchen.
Die Figuren sind lebendig und vielschichtig dargestellt. Elyssa selbst ist ein beeindruckender Charakter und eine starke Frau. Auch die Nebenfiguren sind gut ausgearbeitet und tragen zur Tiefe der Geschichte mit bei.
Durch ihre bildhafte Sprache schafft es die Autorin, die antike Welt zum Leben zu erwecken. Sie schafft es, mit ihren Worten zu malen, sodass bei der Lektüre Bilder der antiken Welt vor meinem inneren Auge erstanden sind. Die Handlung ist gut strukturiert und zieht den / die Leser*in von Anfang an in ihren Bann.
Fazit: Ein wunderbares Buch, das ich mit großem Vergnügen und Gewinn gelesen habe.
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Bewertung vom 06.03.2024
Die Entflammten
Meier, Simone

Die Entflammten


ausgezeichnet

Van Gogh ist heute einer der berühmtesten Maler der Welt und seine Bilder erzielen ein Vermögen. Dass er so bekannt ist, ist vor allem das Verdienst von Johanna van Gogh-Bonger, die den Briefwechsel der van Gogh-Brüder herausgab und das Werk des Malers international bekannt machte.
Die Autorin widmet sich nun dieser tüchtigen Frau und schafft es dabei sehr geschickt, Fakt und Fiktion miteinander zu verweben. Auf einer anderen Handlungsebene begegnen wir der Studentin Gina, die sich auf Johannas Spuren begibt. Mit der Zeit verschwimmen die beiden Frauengestalten und vor dem Hintergrund von Johannas Geschichte wird Gina zur Auseinandersetzung mit sich und ihrem eigenen Leben gezwungen.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm, Sie versteht es ausgezeichnet, die beiden Frauenfiguren zum Leben zu erwarten, sie wirken authentisch und ich konnte mich sehr gut mit ihnen identifizieren. Ganz nebenbei erfährt der / die Leser*in bei der Lektüre viel Interessantes über van Gogh und seine Zeit. Man merkt dem Buch die intensiven Recherchen der Autorin an und so habe ich das Buch mit großem Interesse und Gewinn gelesen.
Eine klare Leseempfehlung für alle, die sich für Kunst, van Gogh und für starke Frauengestalten interessieren.

Bewertung vom 29.02.2024
Das Philosophenschiff
Köhlmeier, Michael

Das Philosophenschiff


gut

In dem Buch „Das Philosophenschiff“ befasst sich der Autor Michael Köhlmeier mit einem wichtigen und bedrückenden Kapitel der sowjetischen Geschichte. Ein Schriftsteller, hinter dem unschwer der Autor Köhlmeier zu entdecken ist, wird von der 100jährigen Star-Architektin Anouk Perleman-Jacob eingeladen, ihr Leben als Roman niederzuschreiben. Sie wurde in Sankt Petersburg geboren, war Zeitzeugin des bolschewistischen Terrors und wurde als junges Mädchen zusammen mit ihrer Familie und anderen Intellektuellen auf Befehl Lenins zwangsexiliert, indem sie auf den so genannten „Philosophenschiffen“ ins Ausland deportiert wurde. Auf einem dieser Schiffe trifft sie dann auf Lenin selbst.

Da mich die Thematik sehr interessiert, bin ich voller Erwartungen an das Buch herangegangen, wurde aber enttäuscht. Das liegt auch am Stil und an der Form, die Köhlmeier - aus mir unverständlichen Gründen - gewählt hat. Innerhalb der Rahmenhandlung nimmt der Autor die Erinnerungen der Architektin mit seinem Handy auf und gibt sie in Originalton wieder. Das Ergebnis sind sprachlich sehr einfach strukturierte Monologe, die die mündliche Erzählweise heraufbeschwören, was für mich auf Dauer sehr ermüdend war. Perleman-Jacob erzählt seltsam unbeteiligt und distanziert und an keiner Stelle gelingt es Köhlmeier, dass ich „warm“ mit seiner Hauptfigur wurde. Dabei hat sie wirklich eine Menge zu berichten, die meisten auftretenden Personen sind – anders als die Protagonistin – historisch verbürgt und zeichnen sich durch ihre aufregenden Lebensgeschichten aus. Da diese mir zum größten Teil nicht bekannt waren, habe ich die Lektüre des Buchs immer wieder unterbrochen, um im Internet zu recherchieren, weil mir ansonsten die Zusammenhänge geworden wären. Es scheint, dass der Autor da eine Menge voraussetzt – oder sein Thema einfach nicht wirklich wichtig nimmt, um tiefer einzusteigen. Viel eher schien es ihm daran gelegen, Parallelen zu Putin und der aktuellen Situation in Russland zu ziehen.

Auch ein stringenter Handlungsbogen ist für mich nicht zu erkennen, die Geschichte springt immer zwischen verschiedenen Zeitebenen, der Autor (Köhlmeier?) flicht Elemente aus seiner eigenen Biographie mit ein und am Ende zerfasert die Geschichte vollständig. Trotz alledem habe ich einiges Interessante durch die Lektüre erfahren, aber ich hatte und habe ganz stark den Eindruck, dass hier eine Menge Potenzial verschenkt wurde.

Bewertung vom 20.02.2024
Die Königin
Conrad, Sebastian

Die Königin


ausgezeichnet

Sebastian Conrad, Professor für Neuere Geschichte an der Freien Universität Berlin, legt mit seinem Buch „Die Königin“ ein spannendes, hervorragende recherchiertes und sehr, sehr lesbares Buch über die berühmte Nofretete-Büste vor. Er nimmt uns mit auf eine Reise in das Alte Ägypten, er erzählt von der Entdeckung der Büste, den zweifelhaften Praktiken der Ausgräber sowie dem Kolonialismus. Weiterhin erfahren wir eine Menge über die Zeit Nofretetes, über Kultur und Religion des Alten Ägypten.
Sehr kundig analysiert der Autor auch, warum es gerade dieses Kunstwerk ist, das so viele und starke Emotionen bei den Menschen hervorruft. In engem Zusammenhang damit steht auch das Problem des Rassismus und dass verschiedene Gruppen versucht haben und immer noch versuchen, die Nofretete für sich zu vereinnahmen. In diesem Zusammenhang wird auch klar, warum die Rückgabe der Büste so ein heikles Thema ist.
Die Schreibweise des Autors ist flüssig und packend, er schafft es, sein Thema spannend darzustellen und von vielen Seiten zu beleuchten. Ich habe das Buch von Anfang bis Ende mit größtem Interesse gelesen und auch viel Interessantes dabei erfahren. Ich kann es jedem wärmstens empfehlen, der sich für Geschichte, Kultur und Kunstgeschichte interessiert.

Bewertung vom 10.02.2024
Vielfalt

Vielfalt


ausgezeichnet

„Vielfalt“ aus dem renommierten Dudenverlang versteht sich als „anderes Wörterbuch“ – so der Untertitel – in dem 100 Begriffe und in letzter Zeit ins Bewusstsein getretene Wörter von 100 Autor*innen hinsichtlich ihrer Entstehungsgeschichte und Verwendung erklärt und kommentiert werden. Das Buch bietet vielschichtige und umfassende Erklärungen zu Begriffen wie woke, Bias, Ally und vielen anderen, die in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen haben. Es dient somit als wertvolles Nachschlagewerk und bietet a gleichzeitig Stoff zum Nachdenken - hinsichtlich des eigenen Sprachgebrauchs, aber auch in bezug auf eigene Denkmuster und Einstellungen zu verschiedenen Themen.

Bemerkenswert ist die Vielfalt der fachkundigen Autor*innen aus den verschiedensten (Forschungs)bereichen. Durch die Einbeziehung von verschiedenen Fachleuten mit den unterschiedlichsten Hintergründen und Erfahrungen erhält der / die Leser*in eine breite Perspektive auf verschiedene Themen. Jede*r Autor*in bringt seine / ihre eigene Expertise ein und verleiht den Aufsätzen eine eigene Note.

Das Buch ist gut strukturiert und alphabetisch aufgebaut. Jeder Begriff wird auf einer Doppelseite erläutert, Infografiken, sowie kurze Infos zu den Autor*innen lockern die Aufsätze auf. Besonders hervorzuheben ist auch der Teil „Quellen und Medientipps“, in dem über 1100 Quellen angeführt werden. Das unterstreicht die wissenschaftliche Fundierung und ermöglicht es dem / der Leser*in, sich weiter in die Thematik einzuarbeiten.

„Vielfalt“ geht weit über ein Wörterbuch hinaus. Es ermutigt den Leser, eigene Vorurteile zu überdenken und zu hinterfragen und einen bewussteren Umgang mit Sprache zu pflegen, was das das Verständnis für Vielfalt und Inklusion erweitern kann.

Bewertung vom 31.01.2024
Blood on the Tracks Bd.1
Oshimi, Shuzo

Blood on the Tracks Bd.1


ausgezeichnet

„Blood on the Tracks 1“ ist ein japanischer Comic, der eine spannende Geschichte erzählt. Hauptfigur ist der schüchterne Sei, der von seiner Mutter übermäßig geliebt und behütet wird. Ein Zwischenfall lässt ihn an seiner Mutter zweifeln und wirft einen Schatten auf ihre Beziehung.

Die Geschichte entfaltet sich auf eine Weise, die den Leser mitreißt und unter die Haut geht. Die Spannung wird geschickt aufgebaut und der Leser wird immer mehr und tiefer in die Geschichte hineingezogen. Vieles wird nur angedeutet, es gibt keine offensichtlichen Antworten, sondern vielmehr subtile Hinweise, die Raum für eigene Interpretationen lassen. Dies ermöglicht es dem Leser, sich seine eigenen Gedanken zu machen und sich somit aktiv in die Geschichte einzubringen.

Der Zeichenstil ist angenehm und trägt zur Atmosphäre mit bei. Die Zeichnungen sind gut ausgearbeitet, dabei aber nicht überladen und die Emotionen der Figuren werden gut zum Ausdruck gebracht. Der Einsatz von Straffuren, Licht und Schatten verstärkt die Geschichte und verleiht ihr Tiefe.

Besonders beeindruckend ist die Darstellung der komplexen Beziehung zwischen Mutter und Sohn. Der abwehrende Sohn, die besitzergreifende Mutter, der (emotional) abweisende Vater, die konsternierte und Druck ausübende Verwandtschaft – es ist eine toxische Situation, die bald in eine Katastrophe mündet.

Insgesamt ist „Blood on the Tracks” ein sehr empfehlenswerter Comic mit Tiefgang, der eine emotionale und spannende Geschichte erzählt. Eine klare Leseempfehlung.