London im Frühjahr 1851: Über der Weltmetropole liegt eine angespannte Erwartung, die Nervosität eines drohenden Unglücks, die wage Vorahnung von etwas Grossem und das Lufholen vor dem Ausbruch selbstgefälligen Jubels.
300,000 Glasscheiben und Unmengen an Eisen haben ihn empor wachsen lassen, wie
die real gewordene Prophezeiung eines wahnsinnigen Genies. Der Kristallpalast. Londons neues…mehrLondon im Frühjahr 1851: Über der Weltmetropole liegt eine angespannte Erwartung, die Nervosität eines drohenden Unglücks, die wage Vorahnung von etwas Grossem und das Lufholen vor dem Ausbruch selbstgefälligen Jubels.
300,000 Glasscheiben und Unmengen an Eisen haben ihn empor wachsen lassen, wie die real gewordene Prophezeiung eines wahnsinnigen Genies. Der Kristallpalast. Londons neues Prestigeobjekt Nr. 1 und Ort einer Ausstellung von nie dagewesenen Ausmassen. „The great Exhibition“ präsentiert Kunstwerke, Kulturdarstellungen und technische Errungenschaften, revolutionäre wie bewährte und utopische, deren Kern die Vorherrschaft des britischen Imperiums aller Welt verdeutlichen soll. Doch hinter der Konstruktion des Kristallpalastes steckt eine weitere, unscheinbar in ihrer Architektur verborgen…
Mit Oliver Plaschka, Matthias Mösch und Alexander Flory hat sich Gespann gefunden, das es versteht aussergewöhnliche und eindrucksvolle Phantastik zu schreiben. Wie es sich für einen guten Roman gehört sind hier Individualisten am Werk und so glänzen übliche Floskeln, sowie Standartformulierungen durch ihre Abwesenheit. Mit Miss Niobe, dem Niederländer Frans und Captain Royle prallen drei äusserst interessante Figuren und Vertreter geheimnisvoller Organisationen aufeinander, welche in eine sich steigernden Konfrontation nebulöser Interessen treten. Es kann hier weder von Helden, noch von Antihelden gesprochen werden, weder von Sympathieträgern, noch von Antipathieträgern, Oliver Plaschka und seine Co-Autoren bewegen sich über diesen berechenbaren Mustern und vollziehen den Akt eigenständiger Charakterbildungen, dessen Resultat anzusprechen und zu überzeugen weiss.
Als Steampunk Roman beinhaltet Der Kristallpalast nur eine Priese Magie, weiss diese jedoch wohl zu platzieren und allerlei skurrile, wie düstere Ranken um sie wachsen zu lassen.
Als sehr atmosphärischer und höchst spannender Kniff entpuppt sich der Zeitsprung in die Tagebücher der Arakan Expedition, welche dem Mythos eines verborgenen Schatzes von unermesslichem Wert nachgehen und den Wahnsinn finden. Hier strickt das Autoren Trio eine Mixtur aus klassischer Abenteuerliteratur allererster Güte, dem Flair geheimnisvoller Entdeckerreisen und dem sanftem Horror skurriler Ungeheuerlichkeiten, der dem Leser eine fast schon cthuloide Gänsehaut beschert.
Eingesponnen in ein Netz aus Intrigen, Halbwahrheiten und Mysterien erweist sich Der Kristallpalast als ein Werk spannungsvoller Action, mit detailreichen Kenntnissen des Englands um 1851. Hier kann in Tat von einem Eintauchen in jene Epoche britischen Glanzes gesprochen werden, welche auf diesem Niveau nur selten in der heutigen phantastischen Literatur zu finden ist und somit eine ganz eigene Entdeckungsreise mit spannenden Offenbarungen darstellt.
Der Kristallpalast ist ein Steampunk Roman, dem auf jeder seiner Seiten deutlich anzumerken ist, das hier wirklich mühevolle Arbeit drin steckt. Ein perfektionistisches Werk, das diesem Anspruch jedoch gerecht wird, individueller Fantasten und Autoren, die sich nicht scheuen quer zu denken, wo andere der Geradlinigkeit folgen. Steampunk at its best.
Oliver Plaschka, Matthias Mösch und Alexander Florys „Der Kristallpalast“ – Phantastik mit Anspruch und Individualität, von drei Autoren, die perfekt harmonieren und in allen Facetten des Romans zu überzeugen wissen. Ein spannender Ausflug in das viktorianische London und seine Kolonien, mit dem düsteren Überbau eines Palastes, wie er schöner und bedrohlicher nicht sein kann.