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3 Kundenbewertungen

Meisterhaft und mit großer Dringlichkeit erzählt Natascha Wodin vom Fremdsein im eigenen Leben und schenkt ihren Figuren eine Heimat in der Literatur. «Hat sie Muscheln am Strand gesammelt, den schreienden Möwen nachgeschaut und im Sand gelegen?» In der Titelgeschichte von Natascha Wodins neuem Buch zieht die Erzählerin eine Spur von Mariupol am Asowschen Meer, an dem ihre Mutter aufwuchs, bis hin zur Regnitz in Franken, dem Fluss, in dem diese sich das Leben nahm. In einer anderen Geschichte beobachtet sie ihre Nachbarin, die in ihrem baufälligen Haus buchstäblich verfault, und andernorts,…mehr

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Produktbeschreibung
Meisterhaft und mit großer Dringlichkeit erzählt Natascha Wodin vom Fremdsein im eigenen Leben und schenkt ihren Figuren eine Heimat in der Literatur. «Hat sie Muscheln am Strand gesammelt, den schreienden Möwen nachgeschaut und im Sand gelegen?» In der Titelgeschichte von Natascha Wodins neuem Buch zieht die Erzählerin eine Spur von Mariupol am Asowschen Meer, an dem ihre Mutter aufwuchs, bis hin zur Regnitz in Franken, dem Fluss, in dem diese sich das Leben nahm. In einer anderen Geschichte beobachtet sie ihre Nachbarin, die in ihrem baufälligen Haus buchstäblich verfault, und andernorts, auf Sri Lanka, begegnet sie extremem sozialen Elend und einer bedrohlichen, alles verschlingenden Natur. Zurück in Deutschland, geht es um das Schicksal eines Unbekannten, der als psychisch kranker Patient entmündigt in einer Klinik im Fichtelgebirge lebt. Dorthin, «in die dunkelsten deutschen Wälder», schickt die Erzählerin ihm eine Nachricht, und es entwickelt sich eine Brieffreundschaft, dann eine Liebe, deren Anker die verbindende, rettende Kraft der Musik ist. Natascha Wodin führt uns auf die Nachtseite des Lebens, zu den Außenseitern, den Einsamen, den Verwundeten. «Ihr Schreiben ist ein Joint Venture aus gewaltigem Schmerz und ungeheurer Kraft, von Verletzung, Lebenswillen, Angst und Wut und Dazugehörigkeitsverlangen.» Arnold Stadler «Natascha Wodins Bücher fragen, hinterfragen, suchen und entwickeln eine Erzählhaltung ganz eigener Art, deren Sog den Leser in den Glutkern politischer und menschlicher Abgründe führt.» Jury des Joseph-Breitbach-Preises

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, CY, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, IRL, I, L, M, NL, P, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Natascha Wodin, 1945 als Kind sowjetischer Zwangsarbeiter in Fürth/Bayern geboren, wuchs erst in deutschen DP-Lagern, dann, nach dem frühen Tod der Mutter, in einem katholischen Mädchenheim auf. Auf ihr Romandebüt Die gläserne Stadt, das 1983 erschien, folgten zahlreiche Veröffentlichungen, darunter die Romane Nachtgeschwister und Irgendwo in diesem Dunkel. Ihr Werk wurde unter anderem mit dem Hermann-Hesse-Preis, dem Brüder-Grimm-Preis und dem Adelbert-von-Chamisso-Preis ausgezeichnet, für Sie kam aus Mariupol wurde ihr der Alfred-Döblin-Preis, der Preis der Leipziger Buchmesse und der Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil 2019 verliehen. 2022 wurde sie mit dem Joseph-Breitbach-Preis für ihr Gesamtwerk ausgezeichnet. Natascha Wodin lebt in Berlin und Mecklenburg.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Autofiktionale Prosa von großer Klarheit schreibt Natascha Wodin laut Rezensentin Katharina Granzin auch in diesem Band, der Erzählungen versammelt, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten entstanden sind. Fünf an der Zahl sind es, sie spielen zu unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Orten, aber, findet Granzin, sie setzen sich durchaus zu einem einzigen Leben zusammen. Granzin fasst die Handlungen der Erzählungen kurz zusammen, es geht unter anderem um den Blick der Erzählerin auf ihre zunehmend verwahrloste Nachbarin und um eine Liebesgeschichte, die sich über Briefe entfaltet. Hochemotional und eindringlich sind viele der Situationen, von denen Wodin erzählt, beschreibt Granzin, aber die Untiefen bleiben hinter dem skeptischen Blick der Erzählerin weitgehend verborgen. Eben darin, in der Darstellung des Unbekannten, der nicht greifbaren Verzweiflung, sieht die Rezensentin die große Stärke dieses Buchs.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.01.2024

Es werden wieder Katzen und Hunde gegessen
Das zentrale Motiv ist eine durch nichts aus der Welt zu schaffende Angst: Natascha Wodins Erzählband "Der Fluss und das Meer"

Überschaubare vierundsechzig Kilometer lang ist die Regnitz. Sie fließt von Fürth nach Bamberg, um dort in den Main zu münden. Stark gefährdeten Fischarten bietet sie eine Heimat: Der Waller schwimmt in ihren Wassern, die Barbe und sogar die Nase (aus der Familie der Karpfenfische). An den Ufern kann man Knäk- und Pfeifenten beobachten. Und bei Bruck tut ein altes Wasserschöpfrad seinen Dienst.

In diesem fränkischen Idyll ertränkte sich 1956 die Mutter von Natascha Wodin. Unter Stalin wegen ihrer adeligen Herkunft verfolgt, von den Nazis zur Zwangsarbeit verschleppt, Displaced Person in der Nachkriegszeit und als eine jener "Bestien aus dem Osten" von den guten Deutschen auch nach dem Krieg fortwährend angefeindet, nahm sie sich das Leben, als ihre Tochter zehn Jahre alt war (oder elf, die Angaben weichen voneinander ab).

In "Der Fluss und das Meer", dem titelgebenden, zuerst in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung abgedruckten Text von Wodins neuem Erzählband, stellt sich die Autorin vor, dass ihre Mutter, auch wenn deren Leiche aus dem Fluss gefischt wurde, über die Regnitz, den Main und den Main-Donau-Kanal in Spurenelementen doch wieder zurückgekehrt ist in ihre Heimat, ans Asowsche Meer, nach Mariupol.

Keine wirklich tröstliche Vorstellung, denn die Stadt ist heute zerstört durch "die Bomben eines wahnsinnigen russischen Hegemons. Es ist wie ein dritter Mordversuch an meiner Mutter. Sie kennt das vom Krieg verheerte Mariupol: die Steinhaufen der zertrümmerten Häuser in den Straßen, die leise brennenden Möbel in den Häusern mit den abgerissenen Fassaden, das ständige Sirenengeheul. Kein Trinkwasser, kein Strom, keine Nahrungsmittel. Es werden wieder Katzen und Hunde gegessen. Die verwaisten, ausgehungerten Hunde fressen unterdessen die Menschenleichen an, die in den Straßen liegen. Zum Glück muss sie das alles nicht noch einmal erleben. Die Geschichte wiederholt sich, sie bewegt sich nicht linear, sondern dreht sich im Kreis."

Das gilt auch, so Natascha Wodin jüngst in einem langen biographischen Gespräch für die Zeitschrift "Sinn und Form", für das Bild der Russen als "Bestien aus dem Osten". Bei allem Verständnis für den Freiheitswillen der Ukraine (wenngleich sie Waffenlieferungen skeptisch sieht), beklagt Wodin den Russenhass, der aus der Ukraine zu uns, so meint sie, herüberschwappe: "In Wahrheit fühle ich mich jetzt in Deutschland immer weniger zu Hause - ein bitteres Ende meiner Geschichte in diesem Land."

So beginnt "Der Fluss und das Meer" mit einer in vielerlei Hinsicht bitteren, aktuellen Note. Die folgenden Erzählungen wurden ebenfalls früher zuvor veröffentlicht und reichen weit zurück in die Geschichte der Bundesrepublik. In "Nachbarinnen" erzählt Wodin von den Sechzigerjahren, als ihr Alter Ego alles daransetzt, das Schandmal der Herkunft vergessen zu machen, und das neue Reihenhaus-Glück (im wirklichen Leben mit einem NPD-Funktionär) durch eine verwahrloste Nachbarin gefährdet sieht.

Chronologisch fortschreitend geht es in "Notturno" um die Liebe zu einem im psychiatrischen System gefangenen Musikliebhaber und zugleich um die eigene, pathologische Züge tragende Obsession des Schreibens.

In "Das Singen der Fische", der zentralen und längsten Erzählung des Bandes, bilden wieder ein anderer Mann und ein gänzlich anderes Umfeld, die linke WG-Kultur Münchens der Siebzigerjahre, den Ausgangspunkt. Mit diesem Mann und seiner Schwester reist die Erzählerin nach Sri Lanka in die vermeintliche große Freiheit: "Mein Deutschland war nie das ihre gewesen, sie rebellierten gegen Verhältnisse, die ich nicht kannte, gegen Täter-Eltern, die nicht die meinen waren, gegen Wohlstandseltern, die ich nie gehabt hatte. Ich wollte so sein wie sie, ich wollte dazugehören, aber ich konnte nicht zu etwas gehören, das ich in seinem Wesen weder kannte noch verstand. Ich gehörte zu gar nichts. Weder zu Deutschland noch zu Russland oder zur Ukraine und immer weniger auch zu mir selbst. Ich gehörte zu Sri Lanka. Hier war ich in meiner eigenen inneren Wildnis angekommen, in genau jener Fremde, in der ich immer schon war."

Den Ton dieser Erzählungen kennt man in Wodins Romanen: Durch die scheinbare Kunstlosigkeit wird sogleich ein Vertrauensverhältnis zwischen Erzählerin und Leser hergestellt. Nähe und Distanz tariert Wodin dabei genau aus: Man erfährt von den prägenden Gewalterfahrungen, den Traumata, Obsessionen und Zwangsvorstellungen auf eine so sachliche, zuweilen fast lapidare Art, dass man nie das Gefühl hat, einer Beichte, einer unangenehmen Offenbarung beizuwohnen. Das zentrale Motiv dieser Texte aber ist die Angst. Die namenlose Angst, die Angst, die allem innewohnt, das grundlegende Gefühl, der Welt und den Menschen fremd zu sein.

Diese Angst erfährt in der abschließenden Erzählung "Les Sables-d'Olonne" eine Analyse, wie nur die Literatur in der Lage ist sie zu vorzunehmen: "Durch nichts, was ich in einem Jahrzehnt unternommen habe, konnte ich dem Unerklärlichen auf die Spur kommen. In einer Psychotherapie habe ich jahrelang meine Kindheit seziert, ich habe mehrere Kilo psychologischer Bücher gelesen und viel über mich gelernt, ich habe es mit der Philosophie versucht, mit der Theologie, mit Gestalttherapie, mit Biodynamik, mit Yoga, mit Meditation, mit Psychopharmaka, ich habe es mit Gott und mit dem Teufel versucht, aber die Angst lachte." TOBIAS LEHMKUHL

Natascha Wodin: "Der Fluss und das Meer". Erzählungen.

Rowohlt Verlag, Hamburg 2023. 192 S., geb., 22,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.01.2024

Es kommen keine
besseren Tage
Im Erzählband „Der Fluss und
das Meer“ umkreist Natascha Wodin
das Motiv des Unglücks.
VON THOMAS STEINFELD
Wie, wenn am Grund des Daseins nur Unglück wäre, ein Unglück, so unermesslich groß und tief wie das Meer? Wie, wenn nur wenige Menschen darum wüssten? Während für die anderen, die vielen, das Unglück in Portionen einzutreffen scheint, manchmal mächtig und brutal, manchmal wohldosiert und gerade noch erträglich, scheint es Fachkräfte zu geben, denen das Unglück gleichsam in kosmischen Dimensionen entgegentritt.
Während das Unglück gewöhnlich auf die seelischen Möglichkeiten eines einzelnen Menschen bemessen zu sein scheint, mit der Aussicht, es möge vorübergehen – „Kopf hoch, es kommen auch wieder bessere Tage“ –, gibt es offenbar Seelen, die um einen „allerletzten, grenzenlosen Horror“ wissen, gegen den jeder Widerstand zwecklos ist. Er ist überall, er wartet im Supermarkt, wenn man eine Tüte Milch braucht, wenn man in ein Auto steigt, sitzt er schon darin, und es hilft nicht, wenn man Zeitungen in die Ritzen des Hoftores steckt, damit er nicht eindringen kann. Er ist immer schon da, und sein Name ist Angst.
Fünf Erzählungen enthält das jüngste Buch der Berliner Schriftstellerin Natascha Wodin. Sie fügen sich in ein Werk, in dem sich Autorin und Erzählerin nicht immer unterscheiden lassen und das immer wieder um dieselben Themen zu kreisen scheint: die Herkunft aus einer Familie sowjetischer Zwangsarbeiter, die nach dem Krieg in Deutschland blieb (das Motiv ist aus dem Buch „Sie kam aus Mariupol“ aus dem Jahr 2017 bekannt), die materielle Not, die sie als junge Frau erfuhr, der allmähliche Aufbau einer halbwegs bürgerlichen Existenz als Stenotypistin und Übersetzerin, die Allianz mit einem Schriftsteller, Arzt, Intellektuellen, die den Weg in das absolute Unglück verhindern soll, aber am Ende nur vollendet (siehe „Nachtgeschwister“, 2009).
Natascha Wodin umkreist diese Motive, wenn sie schreibt, sie erforscht die Entstehung und Entfaltung des Unglücks, und wenn sie dabei mehrmals in ähnlicher Weise verfährt, so liegt das an ebendiesem Unglück: Es braucht keine Variation, im Gegenteil, zu viel Umformung wäre Mäßigung. Und vor allem kennt es keine Hoffnung, schon gar nicht in der Liebe. Denn dass die Liebe, allen landläufigen Ansichten zum Trotz, keinen Ausweg aus der Krankheit zum Tode bildet, sondern eine Art komplementären Wahn, auch davon handeln die Erzählungen.
Die fünf Geschichten erzählen von der Herkunft der Familie aus Mariupol und vom Tod der Mutter, von einer Nachbarin in einem Münchner Vorort, die ihrer Verwahrlosung überlassen wird und stirbt, von der Liebe zum Insassen einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt, die sich über das Hören von Kompositionen Franz Schuberts vermittelt, von der katastrophalen Reise einer jungen Frau nach Sri Lanka und, schließlich, von einem Versuch, sich in der Abgeschlossenheit eines alten Hofes in der Südpfalz vor dem Leben zu retten. Dass auch dieses Unternehmen scheitert, ist gewiss.
Wenn die Geschichten von unterschiedlicher Qualität sind, liegt das an der Intensität, mit der das Unglück nachvollziehbar wird: Die Katastrophen von Mariupol wurden in den vergangenen zwei Jahren zu oft beschworen, als dass die Geschichte sich von der Nachrichtenlage befreien könnte (vielleicht muss ein wenig Zeit vergehen), in der Anrufung Franz Schuberts wird die Gefahr erkennbar, die Gewissheit des Unglücks zur Attitüde und damit zum Kitsch werden zu lassen. Doch in der fünften Geschichte, in der Beschreibung der Schwalben auf dem südpfälzischen Hof, wird erkennbar (auch dieser ist aus „Nachtgeschwister“ bekannt), was diese Schriftstellerin kann: im Bild der Vögel, die nur in der Luft leben können und auf dem Boden verenden. In dieser letzten Geschichte sucht die Erzählerin Hilfe bei einem Psychotherapeuten, hat aber zunächst Schwierigkeiten, einen zu finden. „Was glauben Sie eigentlich, wie viele Notfälle es gibt, wie viele Leute auf dem letzten Loch pfeifen?“ Denn so ist der Unglückliche: nach eigener Vorstellung völlig allein, der „Unglücklichste“ in absoluter Einsamkeit. Aber dann doch häufig anzutreffen.
Der Philosoph Søren Kierkegaard widmete ihm in seinem Buch „Entweder / Oder“ aus dem Jahr 1843 eine Reflexion, die an einem angemessenen Ort wäre, würde man sie dem Werk Natascha Wodins voranstellen: nicht nur, weil Kierkegaard erklärt, man müsse sich für einen „Auserwählten“ halten, um das absolute Unglück zu erfahren, nicht nur, weil er schreibt, das Leben sei für einen solchen Menschen das Unglück schlechthin, sondern der Tod (denn dieser erscheine ihm als Erlösung), sondern vor allem in der Bindung des Unglücks an die Erinnerung: Der (oder in diesem Fall: die) Unglücklichste kann sich nicht selber gegenwärtig werden als in der nicht aufhören wollenden gedanklichen Wiederholung des Erlebten. Bei Natascha Wodin, so scheint es, schlägt dieses Erinnern unmittelbar in Literatur um.
Rezensieren lässt sich ein Buch, nicht ein Leben. Dass beides, die Erzählung und das Unglück, in diesem Fall ineinander übergehen, lässt eine Besprechung nicht unmöglich werden, aber es setzt ihr eine Grenze. Vom Schicksal lässt sich nicht sagen, es habe zuletzt den Stoff für eine gute Geschichte geliefert, und es hilft auch nicht, auf die großen schriftstellerischen Fähigkeiten Natascha Wodins zu verweisen (es gibt sie, zweifellos). Man kann einem solchen Werk am Ende nicht anders als moralisch entgegentreten. Und das heißt: mit Respekt.
Natascha Wodin:
Der Fluss und das Meer. Erzählungen.
Rowohlt Verlag, Hamburg 2024. 192 Seiten, 22 Euro
Die Schriftstellerin Natascha Wodin wurde im Jahr 1945 in Deutschland geboren – als Kind sowjetischer Zwangsarbeiter. Foto: Julius Schrank / Agentur Focus
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Da ist es wieder, das Wodin-Paradox. Denn gerade dieses unberechenbare Dunkle, das oft Quelle der schlimmsten Verzweiflung ist, diese unbekannte Dimension kann, in Literatur gefasst, ungeheuer interessant sein. Hier jedenfalls ist das so. Katharina Granzin Frankfurter Rundschau 20240409