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»Ich wollte ein Sachbuch schreiben, aber es ist ein Entwicklungsroman geworden. Meine ganze Sicht aufs Leben hat sich geändert« Karen Duve Irgendwann beschloss Karen Duve, fortan anständig zu essen. Sie beschloss, ihre ganze Ernährung umzustellen. Aber wie? Grillhähnchenpfanne im Supermarkt für 2,99 Euro, weil es so schnell und lecker und praktisch ist? Damit sollte nun Schluss sein. Karen unternahm einen Selbstversuch, um herauszufinden, wie sie am besten gesund und ethisch korrekt einkaufen, kochen, essen und leben sollte. Sie verzichtete zwei Monate auf konventionell hergestellte Leb...
»Ich wollte ein Sachbuch schreiben, aber es ist ein Entwicklungsroman geworden. Meine ganze Sicht aufs Leben hat sich geändert« Karen Duve Irgendwann beschloss Karen Duve, fortan anständig zu essen. Sie beschloss, ihre ganze Ernährung umzustellen. Aber wie? Grillhähnchenpfanne im Supermarkt für 2,99 Euro, weil es so schnell und lecker und praktisch ist? Damit sollte nun Schluss sein. Karen unternahm einen Selbstversuch, um herauszufinden, wie sie am besten gesund und ethisch korrekt einkaufen, kochen, essen und leben sollte. Sie verzichtete zwei Monate auf konventionell hergestellte Lebensmittel, dann zwei Monate auf Fleisch, anschließend auf alle tierisch hergestellten Produkte - und am Ende sogar auf Kartoffeln und Möhren, weil bei deren Ernte die Pflanzen zerstört werden. Sie stellt fest: Gewohnheiten zu verändern muss sich lohnen ... Schonungslos und mit der ihr eigenen knochentrockenen Komik setzt sie sich jenseits aller Ideologien mit der Frage auseinander: Wie viel gönne ich mir auf Kosten anderer?
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Karen Duve, 1961 in Hamburg geboren, lebt in der Märkischen Schweiz. Sie wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Ihre Romane Regenroman (1999), Dies ist kein Liebeslied (2002), Die entführte Prinzessin (2005) und Taxi (2008) waren Bestseller und sind in 14 Sprachen übersetzt. 2011 erschien ihr Selbstversuch Anständig essen, 2014 ihre Streitschrift Warum die Sache schiefgeht. Die Verfilmung ihres Romans Taxi kam 2015 in die Kinos. 2016 sorgte sie mit ihrem Roman Macht für Aufruhr und wurde mit dem Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor (2017) ausgezeichnet. Für ihren Roman Fräulein Nettes kurzer Sommer (2018) wurde Karen Duve mit dem Carl-Amery-Preis, dem Düsseldorfer Literaturpreis und dem Solothurner Literaturpreis ausgezeichnet.
Produktdetails
- Verlag: Kiepenheuer & Witsch GmbH
- Seitenzahl: 336
- Erscheinungstermin: 29. Dezember 2010
- Deutsch
- ISBN-13: 9783462300765
- Artikelnr.: 37448769
Stark sein, wenn der Duft von Bratwurst in die Nase steigt
Nicht länger auf Kosten gequälter Kreaturen leben: Nach der viel diskutierten Streitschrift von Jonathan Safran Foer gegen die Massentierhaltung schildert Karen Duve, wie ihr geschah, als sie versuchte, ein besserer Mensch zu werden.
Deutschland hat wieder einen Lebensmittelskandal: krebserregende Dioxine in Eiern. Mastbetriebe wurden geschlossen, Bauern fürchten um ihre Existenz, Verbraucher um ihre Gesundheit. Was bis gestern noch gesichert schien, hat ein einziger Futterhersteller durch Profitgier aufs Spiel gesetzt.
Dass Tausende von Hühnern, denen man das mit Abfällen aus der Biodiesel-Herstellung verseuchte Futter vorgesetzt hatte, vorsorglich
Nicht länger auf Kosten gequälter Kreaturen leben: Nach der viel diskutierten Streitschrift von Jonathan Safran Foer gegen die Massentierhaltung schildert Karen Duve, wie ihr geschah, als sie versuchte, ein besserer Mensch zu werden.
Deutschland hat wieder einen Lebensmittelskandal: krebserregende Dioxine in Eiern. Mastbetriebe wurden geschlossen, Bauern fürchten um ihre Existenz, Verbraucher um ihre Gesundheit. Was bis gestern noch gesichert schien, hat ein einziger Futterhersteller durch Profitgier aufs Spiel gesetzt.
Dass Tausende von Hühnern, denen man das mit Abfällen aus der Biodiesel-Herstellung verseuchte Futter vorgesetzt hatte, vorsorglich
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geschlachtet wurden, erregt hingegen niemanden. Die deutsche Landwirtschaft, so heißt es, brauche bessere Kontrollen. Das mag stimmen. Vielleicht aber braucht sie auch noch etwas ganz anderes, nämlich ein grundsätzlich anderes System. Denn von einer Landwirtschaft, für die "artgerecht" ein Fremdwort ist, die Tiere nur als Rädchen einer Produktionsmaschine für Eier, Milch und Wurst begreift, die möglichst kostengünstig funktionieren will, damit sie vor der Konkurrenz bestehen und dem Kunden jeden Wunsch jederzeit durch Dumpingpreise im Supermarkt erfüllen kann, ist kein plötzlich gesteigertes Verantwortungsbewusstsein zu erwarten.
Die Konsumenten bestätigen ihr schließlich beim täglichen Einkauf, dass sie auch so einverstanden sind - ansonsten würden sie nicht zu den zu Schleuderpreisen verkauften Lebensmitteln greifen. Dass diese nicht immer mit sauberen Mitteln arbeitet, weiß jeder, der zu Hause einen Fernseher oder Internet hat - und zwar schon vor dem Dioxin-Skandal.
Auch Karen Duve hat es gewusst. Sie kannte die Schreckensbilder aus Legehennen- und Hühnerfarmen, sie kannte die Berichte über Gammelfleisch. Sie ahnte, dass es besser wäre, beim Einkauf auf die "Hähnchen-Grillpfanne" für 2,99 Euro zu verzichten: "Irgendwo in der Peripherie meines Bewusstseins wusste ich, dass die Bedingungen, unter denen dieses Huhn einmal gelebt hatte, wohl eher unfreundlich waren." Doch es schmeckt ihr, also greift Karen Duve zu. Bis ihre neue Mitbewohnerin, die sich nur von Bio-Produkten ernährt, sie eines Tages beim Einkaufen mit berechtigten Vorwürfen konfrontiert. Die Autorin gelobt, nicht länger Diskrepanz walten zu lassen zwischen dem, was sie weiß, und dem, was sie einkauft. Ob sich diese in dem Buch beschriebene Szene in Wahrheit so zugetragen hat oder nicht, ist dabei gar nicht entscheidend. Wichtig ist, was offenbar aus einer Bewusstwerdung folgte: Duves Entscheidung, ein besserer Mensch zu werden.
Sie startet einen Selbstversuch: Zwei Monate lang wird sie nur noch Lebensmittel essen, die das EU-Bio-Siegel tragen; zwei Monate wird sie ganz auf Fleisch verzichten; dann zwei Monate als Veganerin leben und sich danach als Frutarierin ernähren - auch wenn sie erst einmal googeln muss, was das ist: Frutarier sind Menschen, die nur solche Pflanzenteile essen, deren Ernte nicht die gesamte Pflanze zerstört - Salat, Kartoffeln oder Wurzeln sind also nicht erlaubt, Äpfel, Sonnenblumenkerne und Tomaten aber schon. Was sie dabei erlebt, hat Karen Duve in einem großartigen Buch aufgeschrieben. Nach der viel diskutierten Streitschrift "Tiere essen" von Jonathan Safran Foer (F.A.Z. vom 13. August 2010) liegt mit "Anständig essen" nun ein ähnlich aufrüttelndes Plädoyer gegen die Massentierhaltung vor.
Als Bio-Neukundin stellt die Autorin zunächst erfreut fest, dass sie so gut wie jedes liebgewonnene Lebensmittel (bei Duve sind das vor allem Kekse, Schokolade, Fleisch und fetter Käse) auch mit Bio-Siegel kaufen kann. Das vergleichsweise übersichtliche Markenangebot in Bio-Läden empfindet sie sogar als psychische Erleichterung. Und schlägt trotz der hohen Preise ungehemmt zu - sie blickt schließlich entbehrungsreichen Monaten entgegen. Schnell sind vier Kilo mehr auf der Waage. Duves Fazit: "Auch mit Bio-Ernährung kann man fett werden. Man muss es sich nur leisten können." Duve belässt es jedoch nicht einfach dabei, anders einzukaufen. Sie will sich damit konfrontieren, was in deutschen Landwirtschaftsbetrieben vor sich geht, studiert Veröffentlichungen von Tierschutzorganisationen und Schriften des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Sie recherchiert im Internet und bricht sogar in eine Legehennenfarm ein. Da sie in ihrem Garten in Brandenburg gern den eigenen Hühnern beim Herumrennen, Aufplustern, Scharren und Picken zuschaut, gilt dem Federvieh ihr besonderes Interesse. Was sie herausfindet, lässt schaudern. Bei Käfighaltung ist in Deutschland die sogenannte Kleingruppenhaltung vorgeschrieben. Das klingt besser, als es ist: Bis zu sechzig Hühner sitzen in einem Käfig; der Platz, der jedem zusteht, ist so groß wie ein DIN-A4-Blatt plus Postkarte. Es gibt Sitzstangen in einer bestimmten Höhe, die eine Einladung zum Afterpicken ist - ein unter Hühnern in Gefangenschaft verbreitetes Aggressionsverhalten; oftmals ziehen sich die Tiere dabei gegenseitig die Eingeweide aus dem Bauch. Zum Glück gibt es die Bodenhaltung, denkt der Leser entrüstet, und wird wie Karen Duve schnell enttäuscht: Sind Hühner zu Tausenden zusammengepfercht, kann sich keine Rangordnung bilden. Jedes Huhn hackt deshalb auf jedes andere ein. Die Sterblichkeitsrate in Boden-, Freiland-, aber auch in Bio-Haltung liegt bei 11,8 Prozent - in einer Halle mit 20000 Hühnern sterben also täglich bis zu sieben Tiere. Nach einem Jahr voller Stress, Schmerzen, Turbofutter, schlechter Gesundheit und Bewegungsmangel werden die überlebenden Tiere umgebracht. Um sie zu betäuben, hängt man sie an den Füßen auf und zieht sie mit dem Kopf durch ein unter Strom gesetztes Wasserbad. Da viele Hühner aufgeregt flattern, verlassen viele nur unzureichend oder gar nicht betäubt das Wasser und erleben den maschinell durchgeführten Kehlenschnitt mit.
Angesichts der von ihr recherchierten Ungeheuerlichkeiten fällt Karen Duve der Abschied vom Fleisch nicht besonders schwer. Und auch zum veganen Leben ist es nur noch ein kleiner Schritt - für Duve ist Veganismus die einzig konsequente Daseinsform, wenn man Umweltzerstörung und Grausamkeit am Tier tatsächlich vermeiden will. Soweit die Theorie. Denn trotz des moralischen Überlegenheitsgefühls, das sich auf ihrem Weg zu einem ethisch korrekten Leben einstellt, wird die Autorin sich für ihren Selbstversuch auch verfluchen: Wenn ihr bei Freunden der Duft von Bratwurst in die Nase steigt; wenn ihre Mutter etwas ganz Besonderes gekocht hat, das die Tochter nicht einmal kosten kann; in der Bäckerei, wo sie immer fragen muss, ob das Backblech nicht mit Butter eingeschmiert wurde; beim erfolglosen Versuch, sich an ein veganes, daunenloses Kissen, und ihr Maultier Bonzo an einen veganen Sattel aus Kunststoff zu gewöhnen - weil alles andere inkonsequent wäre, lässt sie das Reiten irgendwann sein. Wie im Fieberwahn schaut sie zu Beginn ihres acht Monate dauernden Selbstversuchs im Fernsehen jeden Tierfilm und jede Dokumentation über Mastbetriebe und genießt es, beim Einkauf nach dem leckersten Fleischersatz zu jagen. Am Ende aber ist sie geradezu süchtig nach Kochshows und fühlt sich dabei, als gucke sie heimlich einen Pornofilm. Vor allem das Dasein als Frutarierin macht ihr zu schaffen. Es ist eine Lebensform, für die sie zwar Verständnis, aber nicht genügend Überzeugung und Energie aufbringt.
Karen Duves Buch stellt in Frage, ob die Besonderheit und Intelligenz des Menschen tatsächlich eine ausreichende Berechtigung dafür ist, der Tierwelt Mitgefühl und Rechte zu verweigern. Es regt an darüber nachzudenken, ob Grausamkeit gegenüber Tieren nicht zu ächten ist, auch wenn sie innerhalb einer Norm stattfindet. "Wenn der Skandal alltäglich ist, ist es verführerisch zu denken, man bräuchte ihn deshalb nicht zu beachten. In Wirklichkeit heißt das aber, dass unser Alltag ein Skandal ist und dass etwas grundsätzlich falsch ist an der Art, wie wir leben", schreibt sie.
Manchmal ist ihr Ton lax, dann aber wieder scharf und wütend, was der Sache aber durchaus angemessen ist - das Buch ist kein wissenschaftlicher Aufsatz, auch wenn zweifelsohne zahlreiche wissenschaftliche Erkenntnisse darin eingeflossen sind. Es ist eher eine mit ebenso viel Selbstironie gespickte und deshalb auch amüsant zu lesende Langzeitreportage über den Versuch, den eigenen ethischen Ansprüchen gerecht zu werden.
Karen Duve scheitert, und sie scheitert wiederum auch nicht: Am Ende ist sie sich sicher, dass sie nicht die Radikalität der von ihr getesteten Lebensformen übernehmen wird. Sie wählt einen für ihre Person realistischen Kompromiss: Den Fleisch- und Milchkonsum auf ein Minimum reduzieren, möglichst Bio einkaufen, jedoch auf keinen Fall Produkte aus der Massentierhaltung, auch keine Daunen- und Lederwaren. Die Autorin nutzt damit eine Fähigkeit, die der Mensch den Tieren voraus hat. Sie übernimmt Verantwortung für das, was sie weiß und wählt. Es ist der erste Schritt, um ein System zu ändern.
KAREN KRÜGER.
Karen Duve: "Anständig essen". Ein Selbstversuch.
Galiani Verlag, Berlin 2010. 335 S., geb., 19,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Konsumenten bestätigen ihr schließlich beim täglichen Einkauf, dass sie auch so einverstanden sind - ansonsten würden sie nicht zu den zu Schleuderpreisen verkauften Lebensmitteln greifen. Dass diese nicht immer mit sauberen Mitteln arbeitet, weiß jeder, der zu Hause einen Fernseher oder Internet hat - und zwar schon vor dem Dioxin-Skandal.
Auch Karen Duve hat es gewusst. Sie kannte die Schreckensbilder aus Legehennen- und Hühnerfarmen, sie kannte die Berichte über Gammelfleisch. Sie ahnte, dass es besser wäre, beim Einkauf auf die "Hähnchen-Grillpfanne" für 2,99 Euro zu verzichten: "Irgendwo in der Peripherie meines Bewusstseins wusste ich, dass die Bedingungen, unter denen dieses Huhn einmal gelebt hatte, wohl eher unfreundlich waren." Doch es schmeckt ihr, also greift Karen Duve zu. Bis ihre neue Mitbewohnerin, die sich nur von Bio-Produkten ernährt, sie eines Tages beim Einkaufen mit berechtigten Vorwürfen konfrontiert. Die Autorin gelobt, nicht länger Diskrepanz walten zu lassen zwischen dem, was sie weiß, und dem, was sie einkauft. Ob sich diese in dem Buch beschriebene Szene in Wahrheit so zugetragen hat oder nicht, ist dabei gar nicht entscheidend. Wichtig ist, was offenbar aus einer Bewusstwerdung folgte: Duves Entscheidung, ein besserer Mensch zu werden.
Sie startet einen Selbstversuch: Zwei Monate lang wird sie nur noch Lebensmittel essen, die das EU-Bio-Siegel tragen; zwei Monate wird sie ganz auf Fleisch verzichten; dann zwei Monate als Veganerin leben und sich danach als Frutarierin ernähren - auch wenn sie erst einmal googeln muss, was das ist: Frutarier sind Menschen, die nur solche Pflanzenteile essen, deren Ernte nicht die gesamte Pflanze zerstört - Salat, Kartoffeln oder Wurzeln sind also nicht erlaubt, Äpfel, Sonnenblumenkerne und Tomaten aber schon. Was sie dabei erlebt, hat Karen Duve in einem großartigen Buch aufgeschrieben. Nach der viel diskutierten Streitschrift "Tiere essen" von Jonathan Safran Foer (F.A.Z. vom 13. August 2010) liegt mit "Anständig essen" nun ein ähnlich aufrüttelndes Plädoyer gegen die Massentierhaltung vor.
Als Bio-Neukundin stellt die Autorin zunächst erfreut fest, dass sie so gut wie jedes liebgewonnene Lebensmittel (bei Duve sind das vor allem Kekse, Schokolade, Fleisch und fetter Käse) auch mit Bio-Siegel kaufen kann. Das vergleichsweise übersichtliche Markenangebot in Bio-Läden empfindet sie sogar als psychische Erleichterung. Und schlägt trotz der hohen Preise ungehemmt zu - sie blickt schließlich entbehrungsreichen Monaten entgegen. Schnell sind vier Kilo mehr auf der Waage. Duves Fazit: "Auch mit Bio-Ernährung kann man fett werden. Man muss es sich nur leisten können." Duve belässt es jedoch nicht einfach dabei, anders einzukaufen. Sie will sich damit konfrontieren, was in deutschen Landwirtschaftsbetrieben vor sich geht, studiert Veröffentlichungen von Tierschutzorganisationen und Schriften des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Sie recherchiert im Internet und bricht sogar in eine Legehennenfarm ein. Da sie in ihrem Garten in Brandenburg gern den eigenen Hühnern beim Herumrennen, Aufplustern, Scharren und Picken zuschaut, gilt dem Federvieh ihr besonderes Interesse. Was sie herausfindet, lässt schaudern. Bei Käfighaltung ist in Deutschland die sogenannte Kleingruppenhaltung vorgeschrieben. Das klingt besser, als es ist: Bis zu sechzig Hühner sitzen in einem Käfig; der Platz, der jedem zusteht, ist so groß wie ein DIN-A4-Blatt plus Postkarte. Es gibt Sitzstangen in einer bestimmten Höhe, die eine Einladung zum Afterpicken ist - ein unter Hühnern in Gefangenschaft verbreitetes Aggressionsverhalten; oftmals ziehen sich die Tiere dabei gegenseitig die Eingeweide aus dem Bauch. Zum Glück gibt es die Bodenhaltung, denkt der Leser entrüstet, und wird wie Karen Duve schnell enttäuscht: Sind Hühner zu Tausenden zusammengepfercht, kann sich keine Rangordnung bilden. Jedes Huhn hackt deshalb auf jedes andere ein. Die Sterblichkeitsrate in Boden-, Freiland-, aber auch in Bio-Haltung liegt bei 11,8 Prozent - in einer Halle mit 20000 Hühnern sterben also täglich bis zu sieben Tiere. Nach einem Jahr voller Stress, Schmerzen, Turbofutter, schlechter Gesundheit und Bewegungsmangel werden die überlebenden Tiere umgebracht. Um sie zu betäuben, hängt man sie an den Füßen auf und zieht sie mit dem Kopf durch ein unter Strom gesetztes Wasserbad. Da viele Hühner aufgeregt flattern, verlassen viele nur unzureichend oder gar nicht betäubt das Wasser und erleben den maschinell durchgeführten Kehlenschnitt mit.
Angesichts der von ihr recherchierten Ungeheuerlichkeiten fällt Karen Duve der Abschied vom Fleisch nicht besonders schwer. Und auch zum veganen Leben ist es nur noch ein kleiner Schritt - für Duve ist Veganismus die einzig konsequente Daseinsform, wenn man Umweltzerstörung und Grausamkeit am Tier tatsächlich vermeiden will. Soweit die Theorie. Denn trotz des moralischen Überlegenheitsgefühls, das sich auf ihrem Weg zu einem ethisch korrekten Leben einstellt, wird die Autorin sich für ihren Selbstversuch auch verfluchen: Wenn ihr bei Freunden der Duft von Bratwurst in die Nase steigt; wenn ihre Mutter etwas ganz Besonderes gekocht hat, das die Tochter nicht einmal kosten kann; in der Bäckerei, wo sie immer fragen muss, ob das Backblech nicht mit Butter eingeschmiert wurde; beim erfolglosen Versuch, sich an ein veganes, daunenloses Kissen, und ihr Maultier Bonzo an einen veganen Sattel aus Kunststoff zu gewöhnen - weil alles andere inkonsequent wäre, lässt sie das Reiten irgendwann sein. Wie im Fieberwahn schaut sie zu Beginn ihres acht Monate dauernden Selbstversuchs im Fernsehen jeden Tierfilm und jede Dokumentation über Mastbetriebe und genießt es, beim Einkauf nach dem leckersten Fleischersatz zu jagen. Am Ende aber ist sie geradezu süchtig nach Kochshows und fühlt sich dabei, als gucke sie heimlich einen Pornofilm. Vor allem das Dasein als Frutarierin macht ihr zu schaffen. Es ist eine Lebensform, für die sie zwar Verständnis, aber nicht genügend Überzeugung und Energie aufbringt.
Karen Duves Buch stellt in Frage, ob die Besonderheit und Intelligenz des Menschen tatsächlich eine ausreichende Berechtigung dafür ist, der Tierwelt Mitgefühl und Rechte zu verweigern. Es regt an darüber nachzudenken, ob Grausamkeit gegenüber Tieren nicht zu ächten ist, auch wenn sie innerhalb einer Norm stattfindet. "Wenn der Skandal alltäglich ist, ist es verführerisch zu denken, man bräuchte ihn deshalb nicht zu beachten. In Wirklichkeit heißt das aber, dass unser Alltag ein Skandal ist und dass etwas grundsätzlich falsch ist an der Art, wie wir leben", schreibt sie.
Manchmal ist ihr Ton lax, dann aber wieder scharf und wütend, was der Sache aber durchaus angemessen ist - das Buch ist kein wissenschaftlicher Aufsatz, auch wenn zweifelsohne zahlreiche wissenschaftliche Erkenntnisse darin eingeflossen sind. Es ist eher eine mit ebenso viel Selbstironie gespickte und deshalb auch amüsant zu lesende Langzeitreportage über den Versuch, den eigenen ethischen Ansprüchen gerecht zu werden.
Karen Duve scheitert, und sie scheitert wiederum auch nicht: Am Ende ist sie sich sicher, dass sie nicht die Radikalität der von ihr getesteten Lebensformen übernehmen wird. Sie wählt einen für ihre Person realistischen Kompromiss: Den Fleisch- und Milchkonsum auf ein Minimum reduzieren, möglichst Bio einkaufen, jedoch auf keinen Fall Produkte aus der Massentierhaltung, auch keine Daunen- und Lederwaren. Die Autorin nutzt damit eine Fähigkeit, die der Mensch den Tieren voraus hat. Sie übernimmt Verantwortung für das, was sie weiß und wählt. Es ist der erste Schritt, um ein System zu ändern.
KAREN KRÜGER.
Karen Duve: "Anständig essen". Ein Selbstversuch.
Galiani Verlag, Berlin 2010. 335 S., geb., 19,95 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Respekt hat Karen Krüger vor diesem Selbstversuch, Respekt auch vor dem realistischen Kompromiss, den Karen Duve nach den hier mal zornig, mal gelassen aufgeschriebenen Erfahrungen als Bio-Esserin, Vegetarierin, Veganerin und Frutarierin schließlich wählt: Wissen und Handeln so gut es geht zur Übereinstimmung zu bringen und Verantwortung zu übernehmen dem Tier gegenüber. Für Krüger ein großartiges Buch, auch weil Duve es zu einem immer wieder auch mit wissenschaftlichen Erkenntnissen bereichertem Plädoyer veredelt, das die Rezensentin aufrüttelt mit gut recherchierten Szenen aus der Welt der Massentierhaltung. Und weil es sie zu einer grundsätzlichen Frage führt: Ob nämlich wirklich nur der Fehler im System das Problem ist, wenn wieder mal ein Lebensmittelskandal die Runde macht, oder nicht doch das System selbst.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Gebundenes Buch
Dieses Buch ist nichts für bequeme überwiegend "fleischfressende" Menschen, da es einen wachrüttelt- jedoch ohne erhobenen Zeigefinger. Man findet sich an einigen Stellen selbst wieder und findet die Autorin automatisch sehr symphatisch, da sie auch die bequemen Seiten des …
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Dieses Buch ist nichts für bequeme überwiegend "fleischfressende" Menschen, da es einen wachrüttelt- jedoch ohne erhobenen Zeigefinger. Man findet sich an einigen Stellen selbst wieder und findet die Autorin automatisch sehr symphatisch, da sie auch die bequemen Seiten des Lebens schätzt. Man merkt, dass, wenn man wirklich etwas an Massentierhaltungen, Monokulturen usw. ändern bzw. diese abschaffen möchte, sich um 360 Grad drehen müßte. Das Buch regt zum Nachdenken an, vieles weiß man schon längst und gerade dieser Fakt ist erschreckend- denn man hat bis heute nichts geändert. Da wird auch Dioxin nix dran ändern. Man müßte ein Schulfach einführen, welches dieses Thema sachlich behandelt, Besuche in Legebatterien, Muttersauställen, Milchviehanlagen usw. eingeschlossen. Und natürlich auch regelmäßige Besuche in den Schlachthöfen müßten dabei sein, dort wo täglich tausende Viehcher "ermordet" werden. Desweiteren müßte es den Kindern gelehrt werden, dass uns der ganze Plastikmüll, irgendwann ordentlich auf die Füße fällt. Nur der Hauptgrund für die ganze Umweltzerstörung, Klimakatastrophen usw. wird nur selten angesprochen, weil er auch nicht einfach zu beseitigen ist: die rasande Zunahme der Weltbevölkerung...
Mich hat das Buch jedenfalls (wiedermal) wachgerüttelt und ich versuche dieses Wissen auch meinen Kindern zu vermitteln, als Vorbild sozusagen. Ich hoffe, dass mein innerer Schweinehund auch auf Fleisch und Milch und Eier (außer vom Bauern nebenan)verzichten kann...
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Gebundenes Buch
Zugegeben: Ich esse gerne Fleisch und gehöre durchaus zu den Leuten, die Vegetarier und Veganer in Diskussionen darauf hinweisen, dass Menschen schon immer Tiere gejagt und verzehrt haben. Aber in Zeiten von Gammelfleisch und brutaler Massentierhaltung hat Fleischkonsum den letzten Rest …
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Zugegeben: Ich esse gerne Fleisch und gehöre durchaus zu den Leuten, die Vegetarier und Veganer in Diskussionen darauf hinweisen, dass Menschen schon immer Tiere gejagt und verzehrt haben. Aber in Zeiten von Gammelfleisch und brutaler Massentierhaltung hat Fleischkonsum den letzten Rest Unschuld verloren. Wie kann man heute noch „Anständig essen“?
Da ich Karen Duves Romane und ihren lakonischen Schreibstil mag, habe ich ihr Buch zu diesem Thema gelesen, zumal ihre Ausgangssituation – Fleischkonsum trotz Tierliebe, Verdrängung der negativen Berichte über Tierhaltung aus purer Bequemlichkeit – die gleiche wie bei mir ist. Ihren ein Jahr andauernden Selbstversuch alternativer Ernährungsmethoden beschreibt sie sehr detailliert: Von der gewohnten Supermarkt-Grillhähnchenpfanne steigt sie erst auf Biokost, dann auf vegetarische, dann auf vegane und schließlich auf fruktarische Kost um. Die Autorin recherchierte intensiv Hintergründe zu den verschiedenen Ernährungsformen und zur modernen Massentierhaltung; dieses Wissen gibt sie äußerst unterhaltsam, mit dem ihr typischen Humor und ohne unangenehmen missionarischen Eifer in ihrem Buch wieder.
„Anständig essen“ ist aber nicht nur ein bestechendes Plädoyer gegen Quälfleisch aus Massentierhaltung und unreflektierten Fleischkonsum geworden, sondern auch ein äußerst persönliches Buch: Als Leser durchlebt man ein ganzes Jahr mit Karen Duve in ihrem brandenburgischen Bauernhaus, bekommt mit, wie ihr geliebter Hund Bulli stirbt, die Mitbewohnerin nervt, die Eltern irritiert auf ihren Fleischverzicht reagieren usw. Gerade diese sehr persönliche Darstellung macht das Buch so glaubhaft und überzeugend. Und auch ihre Entscheidung am Schluss des Buches ist sehr ehrlich.
Wer „Anständig essen“ gelesen hat, wird vielleicht nicht sofort zum Vegetarier oder Veganer, aber definitiv viel weniger Fleisch essen und genau schauen, woher dieses kommt. Und damit hat Karen Duve ja schon viel erreicht.
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Gebundenes Buch
Kurzinhalt:
Karen Duve hat 2010 ein Experiment unternommen und einen bewussten Veränderungsprozess ihrer Ernährungsgewohnheiten von der "Ich esse, was in der Tiefkühle ist"- Konsumentin hin zur Bio-Laden-Käuferin, dann zur Vegetarierin, schließlich Veganerin und …
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Kurzinhalt:
Karen Duve hat 2010 ein Experiment unternommen und einen bewussten Veränderungsprozess ihrer Ernährungsgewohnheiten von der "Ich esse, was in der Tiefkühle ist"- Konsumentin hin zur Bio-Laden-Käuferin, dann zur Vegetarierin, schließlich Veganerin und zum Schluss Frutarierin (das, was Pflanzen nur freiwillig "fallen lassen") durchlaufen.
Ihre Erfahrungen hat sie in „Anständig essen“ verarbeitet.
Alle Ernährungsweisen hat sie jeweils zwei Monate im Selbstversuch getestet, sich dabei auch mit den jeweiligen Einstellungen beschäftigt, sie nach außen vertreten und sich selbst - nach Abschluss der Arbeiten an ihrem Buch- zur überzeugten Vegetarierin entwickelt.
Meine Meinung:
Es gehört wohl zu den Merkwürdigkeiten im Leben, dass es immer erst einen bestimmten Anlass braucht, um Gewohnheiten des Alltags zu hinterfragen. Wer kennt nicht den schnellen Griff in die Tiefkühltruhe, ohne sich wirklich über das Gedanken zu machen, was man da tatsächlich zu sich nimmt.
Das Vertrauen in die Lebensmittelindustrie kann man regelrecht als blind bezeichnen. Gedanken über das Tier, was man isst, dessen Lebensweise und Tod, der dieses Essen erst ermöglicht, werden verdrängt.
Karen Duve beschreibt auf den ersten Seiten ihres Buches, wie sie mal wieder gedankenlos eine „Grillhähnchenpfanne für 2,99“ in den Einkaufskorb packte, was zu Protesten bei ihrer Mitbewohnerin führt. Diese nennt Duve konsequent Jiminy Grille, nach der Figur in Pinoccio, die ebenfalls eine Art gutes Gewissen verkörperte und hier nun auch zum Zünglein an der Waage wird.
Daraufhin begann die Autorin mit ihrem Selbstversuch.
Doch dies ist kein reines Buch über Essgewohnheiten. Es geht weit darüber hinaus.
Karen Duve machte sich während ihres Experimentes vermehrt Gedanken über die uns umgebende Tierwelt. Gedanken etwa über das Leben von Tieren im Zirkus oder was man mit ungewollten Schlangen in einem Teich tut und ob der Wurm im Darmtrakt des Hundes ein höheres Lebensrecht hat als das eigene Haustier.
Dass sie bei all ihren Überlegungen von sich in der „Ich“-Form schreibt, führt dazu, dass man sich beim Lesen automatisch selbst hinterfragt: Wie denke ICH darüber? Würde ICH das genauso tun?
Duve nimmt den Leser mit auf eine Reise durch eine Welt, in der der Mensch nicht nur neben dem Tier lebt, sondern sich auch anmaßt, über deren Leben zu bestimmen.
Einige Sachverhalte kennt man (etwa die Situation der Käfighaltung der Hühner), vieles wusste man irgendwo im Hinterkopf, aber wollte es nicht wahrhaben, nicht wirklich an sich heranlassen. Dank Karen Duve, kann man sich diesem Wissen nun nicht mehr entziehen und schaut automatisch anders auf die Fleischtheke im Laden um die Ecke.
Einige Aspekte überraschen auf unangenehme Art, vieles ist neu und erschreckend, sofern man sich nicht wirklich intensiv mit dem Thema beschäftigt hat. Und wer macht das schon, wenn ein leckeres Steak vor einem liegt und verführerisch duftet?
Karen Duve ist in Konsequenz daraus sogar selbst mit einigen Leuten in einen Hühnerstall eingebrochen und hat Lege-Hennen befreit - die leben heute auf ihrem kleinen Hof in Brandenburg. Erstaunlich, dass man soetwas öffentlich zugeben darf. Gut, dass sie es tut!
Aber auch andere Lebensbereiche, wie etwa das Kaufen von Schuhen (Leder) wurden von ihr völlig neu überdacht.
Es zeugt von der Erzählkunst Karen Duves, dass sie es schafft, das Thema durchaus humorvoll anzupacken, etwa wenn sie beschreibt, wie sie ihre Mutter zur Verzweiflung treibt, da diese ihr gern eine Tupperdose mit Essen mitgeben will, aber nichts mehr findet, was den neuen Ernährungsgewohnheiten ihrer Tochter entspricht.
Oder wie sie als Veganerin Stunden beim Einkauf zubringt, um eine Gummibärchenpackung zu finden, die nicht mit Bienenwachs getrennt wurde. Sich durch sämtliche Zusatzstoffe liest, nur um die Packung dann doch wieder enttäuscht weglegen zu müssen.
Fazit:
Sehr ehrlich, sehr menschlich - nachdenklich und zugleich humorvoll geschireben.
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Gebundenes Buch
Die Autorin Karen Duve unternimmt einen Selbstversuch im ethisch korrekten Leben und verzichtet nach und nach auf immer mehr Lebensmittel und Alltagsgegenstände, die beim Produzieren Leid verursachen. So verzichtet sie zunächst auf tierische Produkte aus Massentierhaltung, später dann …
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Die Autorin Karen Duve unternimmt einen Selbstversuch im ethisch korrekten Leben und verzichtet nach und nach auf immer mehr Lebensmittel und Alltagsgegenstände, die beim Produzieren Leid verursachen. So verzichtet sie zunächst auf tierische Produkte aus Massentierhaltung, später dann ganz auf Fleisch. So durchläuft sie einen Prozess: von einer bewussteren Verbraucherin hin zu einer vegetarischen/veganen, zuletzt sogar frutarischen Ernährung. Jeder Schritt dieser Entwicklung wird von ihr ausführlich beschrieben und oft komisch-kritisch kommentiert.<br />Mir hat das Buch sehr gefallen, weil es das populäre Buch "Tiere essen" des Amerikaners Jonathan Safran Foer auf einer ganz persönlichen (und praktischen) Weise spiegelt. Anstatt viele Dinge über die Probleme der globalen Massentierhaltung zu erfahren (Foer), wird hier ganz konkret, praktisch im Nachbardorf, ein Ringen um eine mögliche Umsetzung geschildert. Dabei verschweigt Duve nicht, dass viele Entscheidungen neue Probleme, mancher scheinbare Verzicht aber auch einen unverhofften Gewinn für das eigene Leben bedeuten können. Ich habe mich nicht belehrt, sondern in erster Linie unterhalten gefühlt. Sinnvoll wäre es, eine Art Nachbericht von Duve zu erhalten, da sie am Ende des Buches einige Entscheidungen für ihr weiteres Leben ankündigt. Mich würde interessieren, was davon tatsächlich von ihr langfristig umgesetzt worden ist.
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Das Buch von Karen Duve ist schon vor ein paar Jahren erschienen, aber es ist aktueller denn je. Es geht um das Tierwohl, um Veganismus und Verzicht. Es geht um Rücksichtnahme und Aufklärung, um Respekt und Wertschätzung. Karen Duve zeigt in ihren Selbstversuch, was sie bereit ist …
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Das Buch von Karen Duve ist schon vor ein paar Jahren erschienen, aber es ist aktueller denn je. Es geht um das Tierwohl, um Veganismus und Verzicht. Es geht um Rücksichtnahme und Aufklärung, um Respekt und Wertschätzung. Karen Duve zeigt in ihren Selbstversuch, was sie bereit ist beizutragen, um das Tierwohl zu erhöhen. Sie testet die verschiedenen Ernährungsformen und berichtet von passenden Studien und Dokumentationen. Sie recherchiert und analysiert Statistiken und zeigt auf, was passiert, wenn wir weiter so machen wie bisher. Teilweise gehen ihre Berichte an die Nieren und man muss schlucken, wenn man hört, wie mit den Tieren umgegangen wird. Sie zeigt, wie des Deutschen liebstes Grillgut produziert wird.
Bevor es dem Hörenden bzw. Lesenden schlecht wird, streut sie immer wieder ihre eigenen Erfahrungen mit den tierfreien Ernährungsformen ein. Sie kämpft, sie verzichtet und quält sich. Sie findet aber auch gute Alternativen und die Erkenntnis, dass sich etwas ändern muss. Von ihrem inneren Kampf erzählt sie mit Humor und einem Augenzwinkern. Man kann sich gut hineinversetzen und so manches hat man vielleicht schon selber erlebt.
Was mir gut gefallen hat, war das Ende. Nein, sie ist keine Veganerin geworden (zumindest zum Zeitpunkt des Hörbuches), aber sie ist achtsamer und wertschätzender geworden. Sie versteht, dass sich etwas ändern muss, aber sie gibt auch zu, dass sie nicht alles aufgeben kann. Man bekommt auf den Weg, dass es kein Muss ist Veganer*in zu werden, aber vielleicht muss man auch nicht jeden Tag Milch, Fleisch & Co. zu sich nehmen.
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Broschiertes Buch Großartiges Buch.
Diese ernsthafte Thematik rund um die Ernährung wird von der Autorin humorvoll, aber auch top recherchiert wiedergegeben. Man kann gar nicht anders, als sich selbst mit dieser Grundsatzfrage auseinanderzusetzen.
Meine Empfehlung ganz klar, unbedingt lesen.
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