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Im großen Berliner Zimmer beginnt die Freundschaft von Andrej und Simon. Dort ritzen sie ihre Initialen ins Holz der Fensterbank und von dort aus begeben sie sich auf den langen Streifzug durch die Straßen ihres Viertels. Während Berlin-Mitte durch den Elan der herbeiströmenden Alteigentümer, Unternehmerinnen, DJs und DJanes, Kunst- und Abenteuerlustigen zu neuem Leben erwacht, gleiten die Kinder auf den Wegen ihrer Jugend an den Rand des Geschehens. Durch verwinkelte Hinterhöfe und den chaotischen Leerstand, in die Sackgasse der Kleinen Hamburger Straße, wo sie den Anfang und das Ende ...
Im großen Berliner Zimmer beginnt die Freundschaft von Andrej und Simon. Dort ritzen sie ihre Initialen ins Holz der Fensterbank und von dort aus begeben sie sich auf den langen Streifzug durch die Straßen ihres Viertels. Während Berlin-Mitte durch den Elan der herbeiströmenden Alteigentümer, Unternehmerinnen, DJs und DJanes, Kunst- und Abenteuerlustigen zu neuem Leben erwacht, gleiten die Kinder auf den Wegen ihrer Jugend an den Rand des Geschehens. Durch verwinkelte Hinterhöfe und den chaotischen Leerstand, in die Sackgasse der Kleinen Hamburger Straße, wo sie den Anfang und das Ende der Besetzung der Nr. 5 beobachten, bis auf die Dächer, auf denen sie fern der Welt ganze Nachmittage verbringen. Als die alten Häuser hinter neuen Fassaden und die Flachdächer unter den Dachterrassen der neuen Bewohner mehr und mehr zu verschwinden beginnen, geraten sie auf immer bedrohlichere Abwege. In seinem Romandebüt verwebt Lorenz Just das Aufwachsen seiner Figuren mit der rasanten Veränderung, die aus dem Berlin-Mitte der Wende das Berlin-Mitte der Nullerjahre werden ließ. Fernab gefestigter Geschichtsbilder vom wilden Berlin und den Träumen der Selbstverwirklicher erzählt er von jener fragilen Freiheit, die in den Neunzigern eine ganze Generation geprägt hat.
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Lorenz Just, geboren 1983 in Halle an der Saale, zog 1988 mit seiner Familie nach Berlin und wuchs dort auf. Nach seinem Islamwissenschaftstudium in Halle und verschiedenen Auslandsaufenthalten studierte er von 2011 bis 2015 am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. 2015 erschien sein Jugendbuch ¿Mohammed. Das unbekannte Leben des Propheten¿ (Gabriel Verlag), 2017 bei DuMont sein hochgelobter Erzählband ¿Der böse Mensch¿. Er lebt in Berlin.
Produktdetails
- Verlag: DuMont Buchverlag GmbH
- Seitenzahl: 272
- Erscheinungstermin: 21. Juli 2020
- Deutsch
- ISBN-13: 9783832170400
- Artikelnr.: 59303132
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Oliver Jungen empfiehlt wärmstens den Roman von Lorenz Just. Just führt ihn zurück ins Berlin-Mitte kurz vor der Jahrtausendwende, in eine vertrödelte, verkiffte, aber nicht unglückliche Jugend. Der Autor kennt diese Zeit und das Milieu, versichert Jungen. Daher entsteht das glaubwürdige Bild eines Sommers der Anarchie, bevor die Juppies übernehmen, meint er. Stimmig sind für Jungen nicht nur Orte und Charaktere, sondern auch die Perspektive, die kindlich, aber mitunter auch "ausgereift" ist und die prinzipielle Handlungsarmut der Geschichte mit essayistischen Gedanken auflädt, etwa zu Basketball als identitätsstiftendem Moment. Ein "Anton Reiser" der Wendejahre, der die bloße Nostalgie transzendiert, freut sich der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Dialektik der Freiheit
Bei Lorenz Just stehen die wilden Berliner neunziger Jahre nicht für gelebte Utopie, sondern für die Verlorenheit einer ganzen Generation.
Der kategorischste aller Imperative - Verschwende deine Jugend! - ist wohl einfach hormonell bedingt und gilt folglich universell. Versumpfen kann man in zugequarzten Hinterhöfen genauso gut wie bei Tiktok oder Instagram. Und doch gibt es Generationsunterschiede. Wer als Kind die magisch wirkende Jahrtausendwende noch vor sich hatte, das Weltende qua Systemabsturz, wie tatsächlich kurz geglaubt wurde, der durfte sich in seiner träge die Tage weggammelnden Verlorenheit auch noch kosmologisch bekräftigt fühlen. Und kaum ein Ort war für eine ziellos
Bei Lorenz Just stehen die wilden Berliner neunziger Jahre nicht für gelebte Utopie, sondern für die Verlorenheit einer ganzen Generation.
Der kategorischste aller Imperative - Verschwende deine Jugend! - ist wohl einfach hormonell bedingt und gilt folglich universell. Versumpfen kann man in zugequarzten Hinterhöfen genauso gut wie bei Tiktok oder Instagram. Und doch gibt es Generationsunterschiede. Wer als Kind die magisch wirkende Jahrtausendwende noch vor sich hatte, das Weltende qua Systemabsturz, wie tatsächlich kurz geglaubt wurde, der durfte sich in seiner träge die Tage weggammelnden Verlorenheit auch noch kosmologisch bekräftigt fühlen. Und kaum ein Ort war für eine ziellos
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verschleppte Jugend wohl besser geeignet als das für wenige Jahre anarchische Nachwende-Ost-Berlin, auch wenn im Verborgenen bereits die Spekulanten wüteten. Von vogelfreien Kindertagen in den Ruinen einer zerstobenen DDR-Urbanität handelt die mutmaßlich stark autobiographisch inspirierte Erzählung des im Jahr 1983 in Halle an der Saale geborenen, 1988 nach Ost-Berlin gezogenen Autors Lorenz Just.
Unter den inzwischen doch sehr vielen Jugendverschwende-Texten ragt Justs Roman aufgrund seiner stilistischen Versiertheit hervor. Die dichte, bildstarke, nüchterne Sprache bringt uns die Emotionen der Charaktere ohne alle Sentimentalität nahe. "Am Rand der Dächer" heißt das Buch, weil in den Neunzigern die Berliner Oberwelt entdeckt wurde. Auch der Ich-Erzähler Andrej und sein bester Freund Simon verträumen viel leere Zeit auf löchriger Teerpappe, einzig den bestirnten Himmel über sich. Der zu den Flachdächern aufsteigende Straßenlärm erinnert die beiden an Meeresrauschen; zwei Schiffbrüchige auf einer kuriosen Insel. Wenn sich diese Protagonisten überhaupt zu etwas aufraffen, dann handelt es sich um Abhängen auf den einschlägigen Plätzen, Kiffen hinter dem Tacheles, lässige Basketballwürfe auf stählerne Kettenkörbe. Ladendiebstähle kommen bald hinzu, dann kurzzeitig erregende, aber im Grunde langweilige Einbrüche, vornehmlich in Luxuswohnungen von Neureichen, in die sich wunderbar über die Dächer einsteigen lässt. Die erste Liebe ist eine wuchtige Erfahrung für Andrej, die ihn aber trotzdem nicht ganz zu erden vermag, denn auch seine Gefährtin Annika sehnt sich danach, aus allem auszubrechen. Ein Austauschjahr in Amerika steht am Horizont. Es wird den langen Sommer der Anarchie beenden.
Das Verplauderte und Mäandernde des Romans wirkt stimmig, gerade weil es die programmatische Handlungsarmut noch einmal unterstreicht. Im Heraufbeschwören der eigentümlichen, heute kaum noch vorstellbaren Prärie-Atmosphäre des von Leerstand, vermüllten Höfen und überwucherten Brachen geprägten Kiezes Berlin-Mitte ist Just besonders patent. Bei aller Endzeitstimmung wird nämlich zugleich deutlich, dass die Stadt aus Kinderperspektive ein Abenteuerspielplatz war, ein aus der Zeit gefallenes Habitat, durch das Tag für Tag dieselben Kontrollgänge unternommen wurden: "In der Deckung der Kindheit, im Schatten der Welt, im trüben Meer des Alltags spazierten wir die Große Hamburger hinauf." Ein narrativer Exkurs behandelt das Auftauchen linker Hausbesetzer, die den eingesessenen Ost-Berlinern wie Marsmenschen vorkommen. Auf die Ostler blicken sie mit mildem Erstaunen: "Wir waren Natur, gehörten zu diesen Häusern wie die Tauben und Ratten." Die Beobachtung, wie sich das Gründerzeit-Eckhaus in der Kleinen Hamburger Straße 5 in eine knallbunte Ansammlung von Künstlerateliers verwandelte, ist von fast schon lokalgeschichtlicher Genauigkeit.
Der Autor klebt dabei nicht an der kindlichen Sichtweise, sondern lässt ausgereifte Überlegungen einfließen, die dem Buch etwas schwebend Essayistisches verleihen. So wird beispielsweise die popkulturelle Aufladung von Basketball in diesen Jahren analysiert. Um identitätsstiftend zu wirken, habe dieser Sport erst Streetball werden müssen, weil darüber die Regelwächter keine Macht hatten: "Die Sportvereine waren vielmehr eine feindliche Gegenkraft." So ist im Sport nachvollzogen, was politisch und sozial geschehen war: eine Befreiung hinein in die Regellosigkeit, in der eine neue Identität erst gefunden werden musste. Auf solche Weise kehrt die Erzählung immer wieder zu ihren jugendlichen Protagonisten zurück, denn in erster Linie ist "Am Rand der Dächer" ein psychologischer Entwicklungsroman, ein "Anton Reiser" der Stunde-null-Wendejahre, der in liebevoller Kleinarbeit rekonstruiert, wie sich die Kinder einer ideologisch obdachlos gewordenen Gesellschaft verzweifelt an die Illusion der großen amerikanischen Freiheit klammern, um nicht allen Halt zu verlieren: "Unser Amerika, dem wir mit Basketball, zu groß gekaufter Kleidung und Musik näher zu kommen versuchten, war eher der Modus, den wir uns erwählt hatten, um wir selbst zu bleiben, also Andrej, Simon und Annika und wer sonst noch dazu gehörte: widerständig, eigensinnig, verspielt."
Zu bleiben, was man ist, ist freilich das Gegenteil von Erwachsenwerden. Das ist die tragische Dimension der naiven Freiheitsillusion: Nicht nur das Bildungsangebot der Schule prallt an den Protagonisten ab, auch sonst bringen sie für kaum etwas ein gesteigertes Interesse auf und finden sich ab mit einer Existenz am Rande der Kleinkriminalität. Da ist eine Selbstungewissheit, die weit über die übliche pubertäre Verwirrung und Verweigerung hinausgeht. Dass Just im Rückblick nichts schönt und doch Sympathie für seine gebrochenen, tapsigen Charaktere weckt, hebt diesen Roman wohltuend von Erinnerungsbüchern ab, die lediglich nostalgisch in Zeitkolorit baden. Die Jahrtausendwende wird für Andrej zum Augenöffner, dass man - allen Regeln entglitten - gewissermaßen auf Pump gelebt hat: "Wir hatten die Frucht gekostet, bevor der Baum gewachsen war, und würden nun die eigentliche Arbeit nachholen müssen." Das ist eine bittere Einsicht, aber zugleich ein Anfang.
OLIVER JUNGEN
Lorenz Just: "Am Rand der Dächer". Roman.
Dumont Buchverlag, Köln 2020. 272 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Unter den inzwischen doch sehr vielen Jugendverschwende-Texten ragt Justs Roman aufgrund seiner stilistischen Versiertheit hervor. Die dichte, bildstarke, nüchterne Sprache bringt uns die Emotionen der Charaktere ohne alle Sentimentalität nahe. "Am Rand der Dächer" heißt das Buch, weil in den Neunzigern die Berliner Oberwelt entdeckt wurde. Auch der Ich-Erzähler Andrej und sein bester Freund Simon verträumen viel leere Zeit auf löchriger Teerpappe, einzig den bestirnten Himmel über sich. Der zu den Flachdächern aufsteigende Straßenlärm erinnert die beiden an Meeresrauschen; zwei Schiffbrüchige auf einer kuriosen Insel. Wenn sich diese Protagonisten überhaupt zu etwas aufraffen, dann handelt es sich um Abhängen auf den einschlägigen Plätzen, Kiffen hinter dem Tacheles, lässige Basketballwürfe auf stählerne Kettenkörbe. Ladendiebstähle kommen bald hinzu, dann kurzzeitig erregende, aber im Grunde langweilige Einbrüche, vornehmlich in Luxuswohnungen von Neureichen, in die sich wunderbar über die Dächer einsteigen lässt. Die erste Liebe ist eine wuchtige Erfahrung für Andrej, die ihn aber trotzdem nicht ganz zu erden vermag, denn auch seine Gefährtin Annika sehnt sich danach, aus allem auszubrechen. Ein Austauschjahr in Amerika steht am Horizont. Es wird den langen Sommer der Anarchie beenden.
Das Verplauderte und Mäandernde des Romans wirkt stimmig, gerade weil es die programmatische Handlungsarmut noch einmal unterstreicht. Im Heraufbeschwören der eigentümlichen, heute kaum noch vorstellbaren Prärie-Atmosphäre des von Leerstand, vermüllten Höfen und überwucherten Brachen geprägten Kiezes Berlin-Mitte ist Just besonders patent. Bei aller Endzeitstimmung wird nämlich zugleich deutlich, dass die Stadt aus Kinderperspektive ein Abenteuerspielplatz war, ein aus der Zeit gefallenes Habitat, durch das Tag für Tag dieselben Kontrollgänge unternommen wurden: "In der Deckung der Kindheit, im Schatten der Welt, im trüben Meer des Alltags spazierten wir die Große Hamburger hinauf." Ein narrativer Exkurs behandelt das Auftauchen linker Hausbesetzer, die den eingesessenen Ost-Berlinern wie Marsmenschen vorkommen. Auf die Ostler blicken sie mit mildem Erstaunen: "Wir waren Natur, gehörten zu diesen Häusern wie die Tauben und Ratten." Die Beobachtung, wie sich das Gründerzeit-Eckhaus in der Kleinen Hamburger Straße 5 in eine knallbunte Ansammlung von Künstlerateliers verwandelte, ist von fast schon lokalgeschichtlicher Genauigkeit.
Der Autor klebt dabei nicht an der kindlichen Sichtweise, sondern lässt ausgereifte Überlegungen einfließen, die dem Buch etwas schwebend Essayistisches verleihen. So wird beispielsweise die popkulturelle Aufladung von Basketball in diesen Jahren analysiert. Um identitätsstiftend zu wirken, habe dieser Sport erst Streetball werden müssen, weil darüber die Regelwächter keine Macht hatten: "Die Sportvereine waren vielmehr eine feindliche Gegenkraft." So ist im Sport nachvollzogen, was politisch und sozial geschehen war: eine Befreiung hinein in die Regellosigkeit, in der eine neue Identität erst gefunden werden musste. Auf solche Weise kehrt die Erzählung immer wieder zu ihren jugendlichen Protagonisten zurück, denn in erster Linie ist "Am Rand der Dächer" ein psychologischer Entwicklungsroman, ein "Anton Reiser" der Stunde-null-Wendejahre, der in liebevoller Kleinarbeit rekonstruiert, wie sich die Kinder einer ideologisch obdachlos gewordenen Gesellschaft verzweifelt an die Illusion der großen amerikanischen Freiheit klammern, um nicht allen Halt zu verlieren: "Unser Amerika, dem wir mit Basketball, zu groß gekaufter Kleidung und Musik näher zu kommen versuchten, war eher der Modus, den wir uns erwählt hatten, um wir selbst zu bleiben, also Andrej, Simon und Annika und wer sonst noch dazu gehörte: widerständig, eigensinnig, verspielt."
Zu bleiben, was man ist, ist freilich das Gegenteil von Erwachsenwerden. Das ist die tragische Dimension der naiven Freiheitsillusion: Nicht nur das Bildungsangebot der Schule prallt an den Protagonisten ab, auch sonst bringen sie für kaum etwas ein gesteigertes Interesse auf und finden sich ab mit einer Existenz am Rande der Kleinkriminalität. Da ist eine Selbstungewissheit, die weit über die übliche pubertäre Verwirrung und Verweigerung hinausgeht. Dass Just im Rückblick nichts schönt und doch Sympathie für seine gebrochenen, tapsigen Charaktere weckt, hebt diesen Roman wohltuend von Erinnerungsbüchern ab, die lediglich nostalgisch in Zeitkolorit baden. Die Jahrtausendwende wird für Andrej zum Augenöffner, dass man - allen Regeln entglitten - gewissermaßen auf Pump gelebt hat: "Wir hatten die Frucht gekostet, bevor der Baum gewachsen war, und würden nun die eigentliche Arbeit nachholen müssen." Das ist eine bittere Einsicht, aber zugleich ein Anfang.
OLIVER JUNGEN
Lorenz Just: "Am Rand der Dächer". Roman.
Dumont Buchverlag, Köln 2020. 272 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Unter den inzwischen doch sehr vielen Jugendverschwende-Texten ragt Justs Roman aufgrund seiner stilistischen Versiertheit hervor. Die dichte, bildstarke, nüchterne Sprache bringt uns die Emotionen der Charaktere ohne alle Sentimentalität nahe.« Oliver Jungen, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG »'Am Rand der Dächer' ist ein [...] Roman, der [...] ohne Verklärung die Gestimmtheit einer Dekade im Zwischenraum zweier Staaten auf ungewöhnliche Weise und sprachlich originell einfängt.« Christoph Schröder, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG »Lorenz Just [...] beschreibt die Jugend im Berlin der Neunzigerjahre wie im Abenteuermärchen« Samuel Hamen, ZEIT ONLINE »[Ein großer] Berlin-Roman, auf den man schon gar nicht mehr gehofft hatte.« BERLINER MORGENPOST »Das Buch
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[bleibt] angenehm tastend, unordentlich, wertfrei. Und immer wieder legt Just wie zufällig Dinge unters Mikroskop, die dadurch überdeutlich hervortreten.« Susanne Messmer, TAZ »Lorenz Just schreibt so liebevoll und nahbar, dass man seinen Protagonisten am liebsten durch [Berlin-Mitte] hinterherstromern möchte.« Jana Felgenhauer, BARBARA »Just ist es in seinem Debütroman gut gelungen, das jugendliche Verlorenheitsgefühl einzufangen, indem er die Protagonisten in ihrer [...] Ohnmacht und ihrem ziellosen Handeln zeigt.« Holger Moos, GOETHE INSTITUT »[Ich] habe dieses Buch mit großer Begeisterung gelesen. Lorenz Just hat hier nicht nur einen Coming-of-Age-Roman geschrieben, sondern auch ein Berlin-Buch, ein Mauerfall-Buch, ein Freundschafts-Buch [...]" Anne-Dore Krohn, RBB WEITER LESEN »'Am Rand der Dächer' beweist, dass die Geschichte von den wilden Jahren in Berlin nach dem Mauerfall [...] noch lange nicht zu Ende erzählt ist. Es ist wahnsinnig charmant, wie der Blick des Kinds und Jugendlichen [...] die große Anarchie vom irren Kinderzimmer des Freunds bis zum besetzten Haus gegenüber, das Vakuum zwischen Alt und Neu da draußen quasi verstärkt.« Susanne Messmer, TAZ »Eine wichtige neue Stimme in der deutschen Literatur« Andrea Handels, RBB KULTUR »Nicht nur eine Coming-of-Age-Geschichte, sondern auch ein Gentrifizierungsdokument.« Eva Biringer, DIE LITERARISCHE WELT »Wie Walter Benjamin in seiner 'Kindheit um neunzehnhundert' verwandelt sich der erwachsengewordene Erzähler in 'Am Rand der Dächer' die Bildwelt seiner Kindheit an, um sie mit feinen Stichen mit der realpolitischen Geschichte Berlins zu vernähen.« Lisa Kreißler, NDR KULTUR »Lorenz Just blickt mit den Augen seiner Kindheit auf die Neunziger.« Ulrich Seidler, BERLINER ZEITUNG »Just findet für sein treibend erzähltes Debüt eine feine, rabaukische Poesie. Seiner starken Bildsprache liegt eine wunderbare Unruhe inne, ein steter Drang nach Unabhängigkeit.« Sebastian Fischer, DPA »Mich fasziniert die kindliche Sicht auf das Chaos, die leergezogenen, besetzten oder brennenden Häuser.« Anne Hahn, LITERATENFUNK »Großartig, mit dem Autor noch einmal zu einem zeitgeschichtlichen Spaziergang durch Berlin-Mitte aufbrechen zu können!« Jörg Braunsdorf, KULTUR24-BERLIN.DE »Skurril und originell.« Marina Wehlte, DIE RHEINPFALZ »Zart, unschuldig, sinnlich erzählt Lorenz Just von der ersten Liebe, ansonsten schildert er angenehm unsentimental, aber in prägnanten Bildern die Umwälzung eines ganzen Jahrzehnts.« Markus Kranz, DRESDNER KULTURMAGAZIN »Sein Erzählen sprüht, ist dicht dran an den Figuren, lebendig, sprachlich aufwendig« Senta Wagner, BUCHKULTUR »Zart, unschuldig, sinnlich erzählt Lorenz Just (*1983) von der ersten Liebe, ansonsten schildert er angenehm unsentimental, aber in prägnanten Bildern die Umwälzungen eines ganzen Jahrzehnts. « Steffen Roye, AM ERKER 81 »Gut beobachtet und sprachlich genau« Andreas Bekemeier, STADTBLATT »Lorenz Just lässt in seinem Debütroman mit großem Einfühlungsvermögen und funkelnder Magie eine Kindheit an einem historischen Wendepunkt auferstehen.« Karsten Herrmann, BERSENBRÜCKER KREISBLATT »Just betrachtet das Erwachsenwerden seiner Figuren mikroskopisch, ungefiltert und fängt so die Essenz der Generation Y ein, die zwischen Mauerfall und großer Freiheit ihre eigenen Erfahrungen machen muss.« Christian Straub, EKZ.BIBLIOTHEKSSERVICE
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Gebundenes Buch
"Am Rand der Dächer" erzählt die Geschichte von Andrej und Simon, vom Berlin zur Wende und von Berlin im Wandel bis zur Jahrtausendwende.
Detailliert und sprachgewandt katapultiert uns Lorenz Just nach Berlin. Ich sehe Andrej mit Simon spielen, sehe ihn die Welt beobachten. …
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"Am Rand der Dächer" erzählt die Geschichte von Andrej und Simon, vom Berlin zur Wende und von Berlin im Wandel bis zur Jahrtausendwende.
Detailliert und sprachgewandt katapultiert uns Lorenz Just nach Berlin. Ich sehe Andrej mit Simon spielen, sehe ihn die Welt beobachten. Die Hinterhöfe, die offenen Fenster. Ich schnuppere Berliner Luft. Sie riecht ungewohnt, aber gut. Sie riecht neu und nach Abenteuerlust. Feuerchen. Schneebälle. Nichtssagende Sätze in einem Tagebuch. Einschlusslöcher und unbewohnte Häuser sind Zeugen vergangener Zeit, individuelle Abenteuerspielplätze.
Was anfangs noch unbekümmert scheint, wird im Laufe der Zeilen ernster, unnahbarer und gefährlicher. Die Kinder verändern sich, wachsen heran. Neue Bekanntschaften und Freunde kommen hinzu. Jeder für sich eigen. Die einst fantasievoll aufgebaute Legowelt weicht dem Erwachsenenleben. Erste Kontakte zu Mädchen, erste kriminelle Energien. Aus Kindern werden Jugendliche, die so einiges ausprobieren.
Lorenz Just verschafft "Am Rand der Dächer" so unglaublich viel Authentizität, er hat ein unfassbares Talent die Situationen und Gefühle seiner Figuren rüberzubringen. Als hätte er seine eigene Kindheit und Jugend niedergeschrieben. Plötzlich war auch ich zurück in meine Vergangenheit gereist, weil mir vieles so bekannt vorkam. Noch dazu ist es ihm gelungen, in mir eine Reiselust zu entfachen. Am liebsten wäre ich sofort nach Berlin, um alles zu erkunden. Einziger Kritikpunkt, mir fehlte irgendwie noch etwas mehr Spannung, etwas mehr Nervenkitzel.
Ich bin begeistert, ergriffen und irgendwie sentimental. Es ist bitter. Bitter, dass nichts so ist wie es scheint. Dass es nie mehr so sein wird wie es war.
Wer Coming-of-Age-Romane mag, kommt hier voll auf seine Kosten, wer Berlin mag sowieso. Eine Lektüre, die man nicht nur einmal zur Hand nimmt, weil man immer wieder gerne diese ausdrucksstarke Sprache in sich einsaugen möchte. Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter.
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Gebundenes Buch
1990er Jahre in Berlin. Andrej wächst mit seinen beiden Brüdern und den Eltern in einer Ost-Berliner Altbauwohnung auf. Gemeinsam mit seinem Freund Simon streif der Junge durch das Viertel und beobachtet die Veränderungen, die mit der Wende langsam auf bei ihnen ankommen. Häuser …
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1990er Jahre in Berlin. Andrej wächst mit seinen beiden Brüdern und den Eltern in einer Ost-Berliner Altbauwohnung auf. Gemeinsam mit seinem Freund Simon streif der Junge durch das Viertel und beobachtet die Veränderungen, die mit der Wende langsam auf bei ihnen ankommen. Häuser stehen leer, Menschen sind einfach gegangen und haben alles so stehen und liegen lassen, wie es gerade war. Dafür kommen jetzt Besetzer, die sich dort einrichten als sei dies das Natürlichste der Welt. Die Jungen werden älter und mutiger, die abendlichen und nächtlichen Streifzüge werden zu Einbrüchen, bei denen sie auch erfahren, dass das Leben in den heimischen vier Wänden ganz anders aussehen kann. Erste Liebe und große Träume. Amerika, das Sehnsuchtsland, aber weniger konkrete Vorstellungen denn mehr Phantasien, ein Land, das sie sich in ihren Gedanken erschaffen. Die Tage, Monate, Jahre fließen gleichförmig dahin und lassen sich bald schon nicht mehr unterscheiden.
Lorenz Just schildert in seinem Debütroman eine recht typische coming-of-age-Geschichte der 1990er Jahre. Die Eltern durch die großen Umwälzungen im Land selbst überfordert und mit sich beschäftigt, tauchen nur am Rande auf. Als die Kinder noch klein sind, gibt es noch die Angst, dass sie einfach verschwinden und in das andere Land gehen könnten, wie so viele andere, dann aber werden sie zunehmend unbedeutend für die Entwicklung. Die Freundschaften sind es, die Andrej und seinen Bruder Anton prägen, sowie der Traum von dem unbekannten Land, der sie immer weiter von den Eltern entfremdet, wie dies ohnehin in diesem Alter der Fall ist.
„Amerika blieb ein Phantom, das sich ewig entzog. Auf Breakdance und BMX folgte ein jämmerlicher Versuch, Graffiti zu sprühen. (...) Unser Amerika, dem wir mit Basketball, zu groß gekaufter Kleidung und Musik näher zu kommen versuchten, war eher der Modus, den wir uns erwählt hatten, um wir selbst zu bleiben.“
Ein Lebensgefühl von Freiheit einerseits, die jedoch auf die wenigen Straßen um die elterliche Wohnung begrenzt bleibt. Die Sehnsucht nach echter Freiheit, die sich in dem diffusen Traum von Amerika und der Hoffnung auf ein Austauschjahr dort scheinbar realisiert. So intensiv die Zeit erlebt wurde, so wenig ist jedoch von ihr hängengeblieben. Einzelne Episoden, darüber hinaus nur mehr ein nicht greifbares Gefühl, das jedoch immer geprägt war von einer großen Ich-Bezogenheit.
Rückblickend stellt der Erzähler fest, dass er quasi nichts von vielen Freunden wusste, obwohl sie Stunden täglich miteinander verbrachten; dass ihn die Magersucht der eigenen Freundin völlig überrascht hat, als wenn diese aus dem nichts auftauchen habe können; dass eine gespielte Coolness sie daran hinderte über das zu reden, was wichtig gewesen wäre. Ein recht resigniertes Fazit, das jedoch für mein Empfinden zu hart ist. Die Teenagerzeit ist nun einmal so, es ist nicht die Zeit, in der Jungs über Gefühle reden oder ihre Träume hinterfragen würden.
Genau hier liegt für mich die Stärke des Romans, er wirkt unglaublich authentisch und ist nah bei den Figuren. Trotz der rückblickenden Distanz des Erzählers urteilt er nicht über sie, sondern lässt sie genau das sein, was sie sind und das hat der Autor hervorragend eingefangen. Der Roman ist nicht urkomisch, wie es Wolfgang Herrndorfs „Tschick“ bisweilen ist, auch nicht so traurig wie Carmen Buttjers Roman „Levi“, der eine ähnliche Geschichte erzählt. Es ist die Geschichte eines Jungen, der in einer Blase lebt, einer Zeit, die es so nie mehr geben wird und die er auch nie mehr erleben kann, die intensiv war, aber von der vieles nur noch bruchstückhaft in Erinnerung geblieben ist – genauso ist es, das Leben. Aber immerhin kann man über literarische Leben nochmals in diese Zeit der Sorglosigkeit und des Glaubens an die eigenen unbegrenzten Möglichkeiten eintauchen und das ermöglicht einem Lorenz Just auf ganz eindrucksvolle Weise.
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Gebundenes Buch
Andrej, sein Bruder Anton und sein Freund Simon wachsen in der Zeit dazwischen im Berlin dazwischen auf. Was bedeutet: Zwischen Wende und einer Festigung Deutschlands nach der Vereinigung und zwar in Berlin Ost, aber doch direkt hinter der ehemaligen Grenze - dort, wo es jetzt wirr ist, wo Neues …
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Andrej, sein Bruder Anton und sein Freund Simon wachsen in der Zeit dazwischen im Berlin dazwischen auf. Was bedeutet: Zwischen Wende und einer Festigung Deutschlands nach der Vereinigung und zwar in Berlin Ost, aber doch direkt hinter der ehemaligen Grenze - dort, wo es jetzt wirr ist, wo Neues entsteht, wieder verschwindet und offenbar niemand sich selber findet.
Ich war sehr neugierig auf dieses Buch - ich war in diesen frühen Jahren der Wiedervereinigung häufig in Berlin und habe die Aufbruchstimmung gespürt. Und manchmal genossen. Obwohl deutlich älter und auch gesetzter als die Jungs hatte ich gelegentlich das Gefühl, alles sei möglich. Auch für mich, die ich nur als Gast aus dem Westen dort war.
Ich habe darauf gehofft, diese Stimmung, der nicht nur ich damals erlag, wiederzufinden während der Lektüre dieses Buches, aber ich fand mich in einem Chaos wieder, das mich kaum bis gar nicht berührte. Die Jungs treiben ziellos durch die Stadt, durchstreifen Bauschutt, erproben sich als Schützen mit polnischen Waffen - naja, das war für mich nur mäßig spannend. Ein sehr vager Roman, in dem - zumindest aus meiner Sicht - so gar keine Atmosphäre transportiert wurde. Zu schade - ich hätte mich in dieser so spannenden Zeit so gern wiedergefunden!
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Gebundenes Buch
Andrej wächst in Berlin-Mitte auf, als plötzlich die Wende über die Stadt hereinbricht. Für ihn, seinen Bruder Anton und seinen Freund Simon eine aufregende Zeit, denn die verlassenen Häuser und Wohnungen sind phantastische Orte um die gemeinsamen Tage zu verbringen. Mit …
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Andrej wächst in Berlin-Mitte auf, als plötzlich die Wende über die Stadt hereinbricht. Für ihn, seinen Bruder Anton und seinen Freund Simon eine aufregende Zeit, denn die verlassenen Häuser und Wohnungen sind phantastische Orte um die gemeinsamen Tage zu verbringen. Mit ihrem Älterwerden verändern sich nicht nur ihre Interessen und ihr Zeitvertreib, auch die Umgebung wandelt sich: Häuser werden saniert, die BewohnerInnen wechseln. Viel Vertrautes macht Platz für Neues.
Als Lesende begleitet man im Verlauf von 10 Jahren die Kinder bei ihren Streifzügen durch ihr Viertel, lernt HausbesetzerInnen kennen, lässt den Blick von den Dächern ihres Stadtviertels über Berlin schweifen, erfährt von der ersten Verliebtheit, kleinen und größeren Missetaten bis hin zu massiven Gesetzesübertretungen – alles, was ein Kinder- und Jugendlichenleben so ausmachen kann in einer Stadt, die sich in einem Umbruch von fast völliger Anarchie in westliche Ordnung befindet.
Ich-Erzähler ist der mittlerweile erwachsene Andrej, was den recht anspruchsvollen Sprachstil des Romans erklärt. Denn die erfindungsreichen Beschreibungen seiner Träume wie auch seines Innenlebens hätten den jungen Andrej höchst unglaubwürdig wirken lassen. Doch Lorenz Just gelingt es sehr überzeugend, trotz der Erzählung des erwachsenen Jungen die Sicht- und Denkweise des deutlich Jüngeren beizubehalten wie beispielsweise seine Sprünge durch Zeit und Raum, wenn ein ungenutzter Hinterhof zum Lebensraum der gigantischen Sumpfschildkröte Morla wird oder wenn ein Brachgelände den Schauplatz einer virtuellen Beerdigung eines Großvaters darstellt.
Zeitlich wie räumlich sind die Ähnlichkeiten zu Stern 111 von Lutz Seiler unübersehbar. Doch Am Rand der Dächer lässt sich nicht so leicht lesen, da häufig Sätze schon mal eine halbe Seite beanspruchen. Lesenswert ist es jedoch allemal.
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