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Deepti Kapoor
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Zeit der Schuld (Mängelexemplar)
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Geboren in einem kleinen Dorf im nördlichen Indien wird Ajay als Kind seiner Familie entrissen und an ein kinderloses Ehepaar verkauft. Von früh bis spät arbeitet er in der Landwirtschaft des Ehepaars, er lernt lesen und schreiben, lernt zu beobachten - und er lernt zu dienen.Als sein Dienstherr stirbt, findet Ajay Arbeit in einem Café - und dort macht er eine schicksalsweisende Bekanntschaft: Sunny Wadia, Abkömmling des einflussreichen Wadia-Clans, verbringt dort mit seinen Freunden das Wochenende.Ajay wird Sunnys rechte Hand und nicht nur in die politischen Machenschaften der Wadias, so...
Geboren in einem kleinen Dorf im nördlichen Indien wird Ajay als Kind seiner Familie entrissen und an ein kinderloses Ehepaar verkauft. Von früh bis spät arbeitet er in der Landwirtschaft des Ehepaars, er lernt lesen und schreiben, lernt zu beobachten - und er lernt zu dienen.
Als sein Dienstherr stirbt, findet Ajay Arbeit in einem Café - und dort macht er eine schicksalsweisende Bekanntschaft: Sunny Wadia, Abkömmling des einflussreichen Wadia-Clans, verbringt dort mit seinen Freunden das Wochenende.
Ajay wird Sunnys rechte Hand und nicht nur in die politischen Machenschaften der Wadias, sondern auch in die verbotene Liebesbeziehung zwischen Sunny und der Journalistin Neda hineingezogen. Er würde für Sunny alles tun - ohne zu ahnen, dass sein größter Loyalitätsbeweis Sunny, Neda und ihn selbst in eine Spirale der Gewalt verstricken wird ...
Als sein Dienstherr stirbt, findet Ajay Arbeit in einem Café - und dort macht er eine schicksalsweisende Bekanntschaft: Sunny Wadia, Abkömmling des einflussreichen Wadia-Clans, verbringt dort mit seinen Freunden das Wochenende.
Ajay wird Sunnys rechte Hand und nicht nur in die politischen Machenschaften der Wadias, sondern auch in die verbotene Liebesbeziehung zwischen Sunny und der Journalistin Neda hineingezogen. Er würde für Sunny alles tun - ohne zu ahnen, dass sein größter Loyalitätsbeweis Sunny, Neda und ihn selbst in eine Spirale der Gewalt verstricken wird ...
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Deepti Kapoor, geboren 1980 in Moradabad, Uttar Pradesh, studierte Journalismus in Neu Delhi und arbeitete zehn Jahre lang als Journalistin. 2014 erschien ihr Romandebüt A BAD CHARACTER über weibliches Begehren in einer restriktiven, konservativen, zutiefst frauenfeindlichen Gesellschaft. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Goa lebt Kapoor nun in Portugal. ZEIT DER SCHULD ist das erste Buch der Autorin, das auf Deutsch erscheint.
Produktdetails
- Verlag: Blessing
- Originaltitel: Age of Vice
- Seitenzahl: 688
- Erscheinungstermin: 1. März 2023
- Deutsch
- Abmessung: 221mm x 142mm x 40mm
- Gewicht: 699g
- ISBN-13: 9783896677075
- ISBN-10: 3896677071
- Artikelnr.: 71225823
Herstellerkennzeichnung
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Im Dienst einer lebenden Zeitbombe
Deepti Kapoors indisches Epos "Zeit der Schuld" macht Lust auf mehr
Es herrscht das Kaliyuga, das letzte der vier zyklischen Zeitalter der Hindu-Kosmologie, das Zeitalter des Verfalls und des Verderbens. Im englischen Originaltitel wird daraus "Age of Vice", die Ära des Lasters, und hierzulande die "Zeit der Schuld". Alle drei Varianten treffen zu. Deepti Kapoors Gangsterepos, das ihr international Vergleiche mit Mario Puzos "Der Pate" einbrachte, beginnt mit einem schrecklichen Unfall, einer Kollision denkbar gegensätzlicher Lebenswelten im modernen Indien.
Eine schlingernde Mercedeslimousine reißt fünf Obdachlose in den Tod, die auf einem Gehsteig in Delhi ihr
Deepti Kapoors indisches Epos "Zeit der Schuld" macht Lust auf mehr
Es herrscht das Kaliyuga, das letzte der vier zyklischen Zeitalter der Hindu-Kosmologie, das Zeitalter des Verfalls und des Verderbens. Im englischen Originaltitel wird daraus "Age of Vice", die Ära des Lasters, und hierzulande die "Zeit der Schuld". Alle drei Varianten treffen zu. Deepti Kapoors Gangsterepos, das ihr international Vergleiche mit Mario Puzos "Der Pate" einbrachte, beginnt mit einem schrecklichen Unfall, einer Kollision denkbar gegensätzlicher Lebenswelten im modernen Indien.
Eine schlingernde Mercedeslimousine reißt fünf Obdachlose in den Tod, die auf einem Gehsteig in Delhi ihr
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Nachtlager errichtet hatten. Hinter dem Steuer: Ajay, der Chauffeur eines schwerreichen Unternehmersohns. Auf annähernd siebenhundert Seiten holt Kapoor weit aus, um die Geschichten der ursächlich Beteiligten bis zu genau diesem Punkt im Raum-Zeit-Gefüge nachzuvollziehen und widmet sich dabei nicht nur der Suche nach der Schuld an jener einen von vielen Tragödien, sondern mindestens ebenso vehement der Frage nach dem Gewissen. Was bedeutet Eigenverantwortung in einem Land, in dem äußere Faktoren wie die Kastenzugehörigkeit für viele Menschen noch immer einem unveränderlichen Schicksal gleichkommen?
Der zweite Roman der 1980 in Moradabad im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh geborenen und heute in Portugal lebenden Journalistin und Schriftstellerin ist ihr erster Auftritt in deutscher Sprache, Kapoors Debüt von 2014, "A Bad Character", ist bislang nicht übersetzt worden. "Zeit der Schuld" ist als Auftakt einer Trilogie angelegt. Die Rechte an einer Serienadaption sind bereits verkauft, was angesichts Kapoors filmischer Sprache kaum verwundert. Für Actionszenen wechselt sie in das Präsens und die Unmittelbarkeit dieser Passagen reibt sich wunderbar am üppigen, zuweilen in geradezu mythische Dimensionen übergehenden Tonfall ihrer Rückblenden und Abschweifungen.
Drei zentrale Perspektiven fügen sich zum Vielklang von "Zeit der Schuld" zusammen: zuerst Ajay, Sohn kastenloser Bauern, der im Alter von acht Jahren verkauft wird und schon einiges hinter sich hat, als er den Erben Sunny Wadia kennenlernt und für ihn zu arbeiten beginnt. Er ist das personifizierte Identifikationsangebot dieser Geschichte, ein junger Mann, der eine radikale Transformation vom unerfahrenen Welpen zum makellosen Soldaten des Wadia-Imperiums durchläuft.
Zweitens Neda, eine aufstrebende Journalistin aus der gehobenen Mittelschicht, die aus Recherchegründen auf Sunny aufmerksam wird. Sie bringt das soziale Gewissen ins Spiel, den kulturellen Kontext des sich rasant verändernden Delhis der Nullerjahre und eine messerscharfe Analyse des anfangs noch nebulös agierenden Wadia-Clans. Im besten Falle eine neoliberale Unternehmerdynastie, im Schlechtesten mafiöse Verbrecher, kontrollieren sie vom Spirituosengeschäft bis zur Regionalpolitik jegliche Transaktion in Uttar Pradesh. Und schließlich Sunny selbst, zu gleichen Teilen glamouröser Visionär und tickende Zeitbombe. Hin und her gerissen zwischen Gefallsucht und Verachtung gegenüber seinem Vater - unmöglich, sich diesen nicht mit dem Stahlblick von Bollywood-Legende Amitabh Bachchan vorzustellen - sorgt er für den Drama-Faktor, der es unmöglich macht "Zeit der Schuld" vorzeitig aus der Hand zu legen.
Sich auf dieses Multituden umfassende Erzähluniversum einzulassen, ist wie eine Schatzkiste zu öffnen, die immer noch weitere Kisten enthält. KATRIN DOERKSEN
Deepti Kapoor: "Zeit der Schuld". Roman.
Aus dem Amerikanischen von Astrid Finke.
Blessing Verlag, München 2023.
688 S., geb., 28,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der zweite Roman der 1980 in Moradabad im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh geborenen und heute in Portugal lebenden Journalistin und Schriftstellerin ist ihr erster Auftritt in deutscher Sprache, Kapoors Debüt von 2014, "A Bad Character", ist bislang nicht übersetzt worden. "Zeit der Schuld" ist als Auftakt einer Trilogie angelegt. Die Rechte an einer Serienadaption sind bereits verkauft, was angesichts Kapoors filmischer Sprache kaum verwundert. Für Actionszenen wechselt sie in das Präsens und die Unmittelbarkeit dieser Passagen reibt sich wunderbar am üppigen, zuweilen in geradezu mythische Dimensionen übergehenden Tonfall ihrer Rückblenden und Abschweifungen.
Drei zentrale Perspektiven fügen sich zum Vielklang von "Zeit der Schuld" zusammen: zuerst Ajay, Sohn kastenloser Bauern, der im Alter von acht Jahren verkauft wird und schon einiges hinter sich hat, als er den Erben Sunny Wadia kennenlernt und für ihn zu arbeiten beginnt. Er ist das personifizierte Identifikationsangebot dieser Geschichte, ein junger Mann, der eine radikale Transformation vom unerfahrenen Welpen zum makellosen Soldaten des Wadia-Imperiums durchläuft.
Zweitens Neda, eine aufstrebende Journalistin aus der gehobenen Mittelschicht, die aus Recherchegründen auf Sunny aufmerksam wird. Sie bringt das soziale Gewissen ins Spiel, den kulturellen Kontext des sich rasant verändernden Delhis der Nullerjahre und eine messerscharfe Analyse des anfangs noch nebulös agierenden Wadia-Clans. Im besten Falle eine neoliberale Unternehmerdynastie, im Schlechtesten mafiöse Verbrecher, kontrollieren sie vom Spirituosengeschäft bis zur Regionalpolitik jegliche Transaktion in Uttar Pradesh. Und schließlich Sunny selbst, zu gleichen Teilen glamouröser Visionär und tickende Zeitbombe. Hin und her gerissen zwischen Gefallsucht und Verachtung gegenüber seinem Vater - unmöglich, sich diesen nicht mit dem Stahlblick von Bollywood-Legende Amitabh Bachchan vorzustellen - sorgt er für den Drama-Faktor, der es unmöglich macht "Zeit der Schuld" vorzeitig aus der Hand zu legen.
Sich auf dieses Multituden umfassende Erzähluniversum einzulassen, ist wie eine Schatzkiste zu öffnen, die immer noch weitere Kisten enthält. KATRIN DOERKSEN
Deepti Kapoor: "Zeit der Schuld". Roman.
Aus dem Amerikanischen von Astrid Finke.
Blessing Verlag, München 2023.
688 S., geb., 28,- Euro.
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Im Dienst einer lebenden Zeitbombe
Deepti Kapoors indisches Epos "Zeit der Schuld" macht Lust auf mehr
Es herrscht das Kaliyuga, das letzte der vier zyklischen Zeitalter der Hindu-Kosmologie, das Zeitalter des Verfalls und des Verderbens. Im englischen Originaltitel wird daraus "Age of Vice", die Ära des Lasters, und hierzulande die "Zeit der Schuld". Alle drei Varianten treffen zu. Deepti Kapoors Gangsterepos, das ihr international Vergleiche mit Mario Puzos "Der Pate" einbrachte, beginnt mit einem schrecklichen Unfall, einer Kollision denkbar gegensätzlicher Lebenswelten im modernen Indien.
Eine schlingernde Mercedeslimousine reißt fünf Obdachlose in den Tod, die auf einem Gehsteig in Delhi ihr
Deepti Kapoors indisches Epos "Zeit der Schuld" macht Lust auf mehr
Es herrscht das Kaliyuga, das letzte der vier zyklischen Zeitalter der Hindu-Kosmologie, das Zeitalter des Verfalls und des Verderbens. Im englischen Originaltitel wird daraus "Age of Vice", die Ära des Lasters, und hierzulande die "Zeit der Schuld". Alle drei Varianten treffen zu. Deepti Kapoors Gangsterepos, das ihr international Vergleiche mit Mario Puzos "Der Pate" einbrachte, beginnt mit einem schrecklichen Unfall, einer Kollision denkbar gegensätzlicher Lebenswelten im modernen Indien.
Eine schlingernde Mercedeslimousine reißt fünf Obdachlose in den Tod, die auf einem Gehsteig in Delhi ihr
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Nachtlager errichtet hatten. Hinter dem Steuer: Ajay, der Chauffeur eines schwerreichen Unternehmersohns. Auf annähernd siebenhundert Seiten holt Kapoor weit aus, um die Geschichten der ursächlich Beteiligten bis zu genau diesem Punkt im Raum-Zeit-Gefüge nachzuvollziehen und widmet sich dabei nicht nur der Suche nach der Schuld an jener einen von vielen Tragödien, sondern mindestens ebenso vehement der Frage nach dem Gewissen. Was bedeutet Eigenverantwortung in einem Land, in dem äußere Faktoren wie die Kastenzugehörigkeit für viele Menschen noch immer einem unveränderlichen Schicksal gleichkommen?
Der zweite Roman der 1980 in Moradabad im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh geborenen und heute in Portugal lebenden Journalistin und Schriftstellerin ist ihr erster Auftritt in deutscher Sprache, Kapoors Debüt von 2014, "A Bad Character", ist bislang nicht übersetzt worden. "Zeit der Schuld" ist als Auftakt einer Trilogie angelegt. Die Rechte an einer Serienadaption sind bereits verkauft, was angesichts Kapoors filmischer Sprache kaum verwundert. Für Actionszenen wechselt sie in das Präsens und die Unmittelbarkeit dieser Passagen reibt sich wunderbar am üppigen, zuweilen in geradezu mythische Dimensionen übergehenden Tonfall ihrer Rückblenden und Abschweifungen.
Drei zentrale Perspektiven fügen sich zum Vielklang von "Zeit der Schuld" zusammen: zuerst Ajay, Sohn kastenloser Bauern, der im Alter von acht Jahren verkauft wird und schon einiges hinter sich hat, als er den Erben Sunny Wadia kennenlernt und für ihn zu arbeiten beginnt. Er ist das personifizierte Identifikationsangebot dieser Geschichte, ein junger Mann, der eine radikale Transformation vom unerfahrenen Welpen zum makellosen Soldaten des Wadia-Imperiums durchläuft.
Zweitens Neda, eine aufstrebende Journalistin aus der gehobenen Mittelschicht, die aus Recherchegründen auf Sunny aufmerksam wird. Sie bringt das soziale Gewissen ins Spiel, den kulturellen Kontext des sich rasant verändernden Delhis der Nullerjahre und eine messerscharfe Analyse des anfangs noch nebulös agierenden Wadia-Clans. Im besten Falle eine neoliberale Unternehmerdynastie, im Schlechtesten mafiöse Verbrecher, kontrollieren sie vom Spirituosengeschäft bis zur Regionalpolitik jegliche Transaktion in Uttar Pradesh. Und schließlich Sunny selbst, zu gleichen Teilen glamouröser Visionär und tickende Zeitbombe. Hin und her gerissen zwischen Gefallsucht und Verachtung gegenüber seinem Vater - unmöglich, sich diesen nicht mit dem Stahlblick von Bollywood-Legende Amitabh Bachchan vorzustellen - sorgt er für den Drama-Faktor, der es unmöglich macht "Zeit der Schuld" vorzeitig aus der Hand zu legen.
Sich auf dieses Multituden umfassende Erzähluniversum einzulassen, ist wie eine Schatzkiste zu öffnen, die immer noch weitere Kisten enthält. KATRIN DOERKSEN
Deepti Kapoor: "Zeit der Schuld". Roman.
Aus dem Amerikanischen von Astrid Finke.
Blessing Verlag, München 2023.
688 S., geb., 28,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Der zweite Roman der 1980 in Moradabad im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh geborenen und heute in Portugal lebenden Journalistin und Schriftstellerin ist ihr erster Auftritt in deutscher Sprache, Kapoors Debüt von 2014, "A Bad Character", ist bislang nicht übersetzt worden. "Zeit der Schuld" ist als Auftakt einer Trilogie angelegt. Die Rechte an einer Serienadaption sind bereits verkauft, was angesichts Kapoors filmischer Sprache kaum verwundert. Für Actionszenen wechselt sie in das Präsens und die Unmittelbarkeit dieser Passagen reibt sich wunderbar am üppigen, zuweilen in geradezu mythische Dimensionen übergehenden Tonfall ihrer Rückblenden und Abschweifungen.
Drei zentrale Perspektiven fügen sich zum Vielklang von "Zeit der Schuld" zusammen: zuerst Ajay, Sohn kastenloser Bauern, der im Alter von acht Jahren verkauft wird und schon einiges hinter sich hat, als er den Erben Sunny Wadia kennenlernt und für ihn zu arbeiten beginnt. Er ist das personifizierte Identifikationsangebot dieser Geschichte, ein junger Mann, der eine radikale Transformation vom unerfahrenen Welpen zum makellosen Soldaten des Wadia-Imperiums durchläuft.
Zweitens Neda, eine aufstrebende Journalistin aus der gehobenen Mittelschicht, die aus Recherchegründen auf Sunny aufmerksam wird. Sie bringt das soziale Gewissen ins Spiel, den kulturellen Kontext des sich rasant verändernden Delhis der Nullerjahre und eine messerscharfe Analyse des anfangs noch nebulös agierenden Wadia-Clans. Im besten Falle eine neoliberale Unternehmerdynastie, im Schlechtesten mafiöse Verbrecher, kontrollieren sie vom Spirituosengeschäft bis zur Regionalpolitik jegliche Transaktion in Uttar Pradesh. Und schließlich Sunny selbst, zu gleichen Teilen glamouröser Visionär und tickende Zeitbombe. Hin und her gerissen zwischen Gefallsucht und Verachtung gegenüber seinem Vater - unmöglich, sich diesen nicht mit dem Stahlblick von Bollywood-Legende Amitabh Bachchan vorzustellen - sorgt er für den Drama-Faktor, der es unmöglich macht "Zeit der Schuld" vorzeitig aus der Hand zu legen.
Sich auf dieses Multituden umfassende Erzähluniversum einzulassen, ist wie eine Schatzkiste zu öffnen, die immer noch weitere Kisten enthält. KATRIN DOERKSEN
Deepti Kapoor: "Zeit der Schuld". Roman.
Aus dem Amerikanischen von Astrid Finke.
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Rezensentin Katharina Granzin liest mit dem Buch der indischen Autorin Depti Kapoor ein "Sozialdrama", das sie gleichzeitig wie ein Thriller fesselt. Kapoor erzählt das Leben dreier personen aus unterschiedlichen Schichten der Gesellschaft, und führt dabei, so die Rezensentin, die extremen sozialen Unterschiede der indischen Gesellschaft in ihrer "monströsen Polarität" vor Augen. Im Mittelpunkt steht Ajay, dessen Weg ihn aus größter Armut in den Dienst des reichen Unternehmersohnes Sunny führt, so die Kritikerin, wobei Ajay Kampftechniken erlernt, die ihn potenziell auch zum Töten befähigen. Dritte tragende Figur ist Sunny Freundin Neda, eine junge Journalistin. Granzin zufolge stellt die Autorin deutlich heraus, dass keine ihrer Figuren davor gefeit ist, unmoralisch zu handeln. Ihnen stellt Kapoor die wahren Machthaber als absolut böse entgegen, was Grazin ein bisschen schlicht erscheint, doch sie tröstet sich mit der Aussicht auf die "Wehrhaftigkeit der Machtlosen".
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Ein Epos im besten Sinne. Bildgewaltig und mitreißend. Einmal angefangen werden Sie ihn nicht mehr aus der Hand legen. [...] Ein toller Schmöker.« ZDF Morgenmagazin, Peter Twiehaus
Gebundenes Buch
Deepti Kapoors „Zeit der Schuld“ ist der erste Band einer geplanten Trilogie und startet mit einem Paukenschlag, wobei die Autorin sich nicht mit einleitenden Beschreibungen oder Floskeln aufhält, sondern uns schon mit den ersten Sätzen in einen Roman hineinwirft, der uns …
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Deepti Kapoors „Zeit der Schuld“ ist der erste Band einer geplanten Trilogie und startet mit einem Paukenschlag, wobei die Autorin sich nicht mit einleitenden Beschreibungen oder Floskeln aufhält, sondern uns schon mit den ersten Sätzen in einen Roman hineinwirft, der uns hinter die Fassaden eines vom Kastensystem geprägten Landes blicken lässt, in dem jeder einzelne schon von Geburt an seinen Platz in der Hierarchie zugewiesen bekommt. Ein Land, in dem Herkunft noch immer mehr zählt als Leistung, in dem korruptes Verhalten quasi zum guten Ton gehört, Moral ein Fremdwort ist.
Wir sehen die dunklen Seiten einer Nation der Extreme. Auf der einen Seite diejenigen, die das Sagen haben und sich ihren Wohlstand selten auf ehrliche Weise verdient haben, auf der anderen Seite diejenigen, die deren Befehle ohne Widerspruch ausführen. Und dann ist da noch die bettelarme Mehrheit, die unter untragbaren Bedingungen ihr Leben fristet. Sichtbar für alle, aber diejenigen, die die Möglichkeiten und die Mittel hätten, die Zustände zum Besseren zu verändern, sind in erster Linie mit sich selbst beschäftigt.
So auch die drei Protagonisten, die wir in diesem Roman begleiten. Alle sind auf der Suche nach ihrem wahren Ich: Ajay, der vom Aufstieg träumt, eines Tages als reicher Mann in sein Dorf zurückkehren will. Er wurde als Kind nach dem Tod des Vaters wie ein Stück Vieh in die Berge verkauft, wo er für seinen Lebensunterhalt schwer schuften musste. Als sein Besitzer stirbt, schlägt er sich mit Gelegenheitsarbeiten durch, bis er eines Tages auf Sunny Wadia trifft, ein typischer Playboy, der seine Tage mit ausufernden Partys verbringt, aber auch der Sohn eines skrupellosen Gangsterbosses aus Delhi. Sunny hat ambitionierte Pläne, sieht ein Leben als Philanthrop vor sich, der Gutes tun möchte. Aber das muss warten, bis er das Erbe seines Vaters antreten kann. Er nimmt Ajay mit in die Metropole, und dieser setzt alles daran ihm zu gefallen, unentbehrlich zu werden. Er ist Sunny absolut ergeben, dient sich hoch, gewinnt sein Vertrauen und wird dessen Leibwächter. Die Dritte im Bunde ist die aus einer Mittelschichtsfamilie stammende Neda, Journalistin und Sunnys Freundin, die die gesellschaftlichen Widersprüche zwar registriert, sich aber keine Gedanken über deren Ursachen macht. Alle drei haben ein idealisiertes Bild von sich und einer Zukunft vor Augen, die mit Sicherheit einer Überprüfung nicht standhalten wird.
Ein Gangsterepos und ein Familienroman, brutal und zärtlich gleichermaßen, der den Finger in eine seit Jahrhunderten schwärende Wunde legt. Die Art und Weise, in der Kapoor diese Geschichte erzählt ist brillant, geprägt von dem Prinzip des Show, don’t tell mit den kurzen, knappen Sätzen, die auf den Leser einprasseln. Dazu eine vielschichtige, düstere Handlung, die uns tief in die Abgründe des heutigen Indien mitnimmt, uns die dunklen Seiten einer Gesellschaft zeigt, die nichts mit den glamourösen Bollywood-Filmen gemeinsam hat. Anrührend, schockierend, beeindruckend. Lesen!
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Gebundenes Buch
Ein packendes Epos aus Indien um Loyalität, Schuld, Sühne, Verrat
Indien. Uttar Pradesh, Delhi und der Norden zu Nepal.
Ajay war acht Jahre jung, als er von seiner Mutter verkauft wurde. Sie gab ihm die Schuld, dass ihre Ziege ausbüxte, sich an Nachbars Spinat gütlich tat und …
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Ein packendes Epos aus Indien um Loyalität, Schuld, Sühne, Verrat
Indien. Uttar Pradesh, Delhi und der Norden zu Nepal.
Ajay war acht Jahre jung, als er von seiner Mutter verkauft wurde. Sie gab ihm die Schuld, dass ihre Ziege ausbüxte, sich an Nachbars Spinat gütlich tat und darauf hin sein Vater ermordet wurde. Ajay kam in ein Gehöft im Norden, musste arbeiten und war der Meinung, sein Lohn bekäme direkt seine Mutter. Das geschah 1991. Dreizehn Jahre später sitzt er im Gefängnis, … was dazwischen geschah und kurz danach ist der Inhalt dieses fesselnden Romans, der durch alle Gesellschaftsschichten Indien pflügt.
Er reißt nie verschlossene Wunden auf, wirft die Tatsachen wie die Erdschollen ans Licht. Ohne Erbarmen zeigt er uns ein Indien, das vom Kastenwesen, Korruption und Syndikaten beherrscht ist. Bittere Armut versus unermesslicher Reichtum, dazu eine Ausbeutung der Gesellschaft, vor der man meint, sie sei seit Jahrhunderten vorbei.
Das kurze Leben Ajays ist unser Reiseleiter. Als sein Besitzer im Norden starb, war er zwar frei, aber mittellos. Er hatte Glück, fand Arbeit, und auch nötige Kontakte. Und so spülte ihn das Leben wie der Monsun eines Tages nach Indien zu Sunny, Thronfolger eines Syndikatoberhauptes. Er wurde Diener, Bewacher, Mädchen für alles. Sunny hingeben lebte in Saus und Braus, hatte sogar durchaus ansprechende Zukunftsvisionen. Ajays früh erlernte Fähigkeit bedingungslos zu gehorchen kam ihm nur zu Gute. Er verdiente viel Geld, hatte Freizeit. Und dennoch verhedderte er sich in den imaginären Fußfesseln des Clans. Er war Opfer, wurde zum Täter, und wieder zum Opfer. Im Hinterkopf war immer seine Sorge um seine Mutter und Schwester. Zu gerne würde er sie besuchen. Eines Tages ergab sich eine Gelegenheit, und die wahren Verstrickungen seinen Lebens kamen ans Tageslicht. Mehr wird nicht verraten – ich kann aber sagen: es hat epische Züge und ist ein Lied über Schuld und Sühne, Freundschaft, Loyalität und Verrat. Ein knapp 700 Seiten starker Bericht aus dem zeitgenössischen Indien, ganz ohne Romantik und Bollywood.
Die Sprachführung der Autorin ist sehr direkt, angenehm zu lesen, und schon nach den ersten Seiten weiß man: das ist ein Pageturner. Deepti Kapoor versteht es, die Leserschaft in und durch ihre Welt zu führen, als wäre man permanent direkter Begleiter der Protagonist:Innen. Das ist für mich hohe Erzählkunst. Somit gebe ich hier sehr gerne eine absolute Leseempfehlung.
Dies ist der erste Roman der Autorin, welcher ins Deutsche übersetzt wurde. Ich hoffe, weitere folgen nach.
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Gebundenes Buch
„Zeit der Schuld“ spielt in Indien in den 2000ern. Ajay, Anfang 20, ist augenscheinlich der Fahrer eines Luxuswagens, der 5 Obdachlose überfahren hat. Er kommt ins Gefängnis & die Leser:innen reisen 13 Jahre in die Vergangenheit, als seine Geschichte damit beginnt, dass er …
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„Zeit der Schuld“ spielt in Indien in den 2000ern. Ajay, Anfang 20, ist augenscheinlich der Fahrer eines Luxuswagens, der 5 Obdachlose überfahren hat. Er kommt ins Gefängnis & die Leser:innen reisen 13 Jahre in die Vergangenheit, als seine Geschichte damit beginnt, dass er als 8jähriger verkauft wird um für ein kinderloses Paar zu arbeiten. Nachdem der Mann stirbt, ist Ajay plötzlich frei, beginnt in Cafés & für Touristen zu arbeiten; stellt fest, dass er sich gerne in den Dienst Anderer stellt. Das fällt Sunny Wadia auf, Sohn des Chefs eines mafiösen Clans in Delhi. Er biete dem jungen kastenlosen Mann eine Stelle im Haushalt an. Schnell wird er Sunnys „Junge für Alles“. Und tatsächlich, Ajay würde alles für Sunny tun, weshalb er verstrickt wird in die Machenschaften der Wadia Familie.
Der Roman beginnt stark & lässt ebenso stark nach. Zunächst taucht man ein in diese Welt voller Ungerechtigkeit, Gewalt, Leid & Luxus; erlebt sie durch Ajays Perspektive, die geprägt ist von traumatischen Erlebnissen der Vergangenheit. Ajay ist ein Sympathieträger, sein Schicksal mitzuverfolgen ist zwar kein Pageturner, aber dennoch nimmt man die beinahe 700 Seiten gerne auf sich. Doch dann gibt es Perspektivwechsel. Sunny & seine Geliebte Neda beginnen mehr Raum der Erzählung einzunehmen als Ajay, der in der Komplexität der Geschichte untergeht. Leider sind sowohl Sunny als auch Neda flach, stereotypisch & unerträglich (als wären sie aus einem Donna-Tartt Roman); die Chemie zwischen den beiden kommt nie rüber, weshalb die Verbindung irrelevant wirkte. Überhaupt entwickelt sich der Inhalt zu einem Chaos aus verschiedensten Personen & Situationen, die auf recht konstruierte Weise verknüpft sind. Auch sprachlich baute der Roman ab; vieles wirkte zu gewollt. Kurz vor Schluss scheint es wenigstens so, als ob Ajay wieder mehr Raum einnehmen würde, doch leider wirkt das Ende dann sehr abrupt & unbefriedigend. 200-300 Seiten weniger, Fokus auf Ajays Perspektive & der Roman hätte so toll sein können wie das Cover.
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Gebundenes Buch
Wie konnte dieses Buch in den Neuerscheinungen untergehen? Was ein tolles Buch, dass in keine Schublade passt, es steht Roman drauf, ist aber auch spannend, denn der Auftakt ist kriminell! Im Mittelpunkt stehen die drei Protagonisten Sunny Wadia, der Leibeigene Ajay und Sunnys Freundin Neda, die …
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Wie konnte dieses Buch in den Neuerscheinungen untergehen? Was ein tolles Buch, dass in keine Schublade passt, es steht Roman drauf, ist aber auch spannend, denn der Auftakt ist kriminell! Im Mittelpunkt stehen die drei Protagonisten Sunny Wadia, der Leibeigene Ajay und Sunnys Freundin Neda, die sich das barbarische Verhalten ihres Freundes nicht gutheißen kann. Sunny, der unerschöpflich Reiche Erbe eines indischen Imperiums rast in der Nacht mit seinem Mercedes über Menschen, die keine Bleibe haben und unter der Brücke hausen. Viele Tode und wer wird als Schuldiger deklariert? Sein Bediensteter Ajay. Schon hier schlägt die indischstämmige Autorin Deepti Kapoor die erste Brücke zwischen ganz unten und ganz oben. Sie zeigt uns die krasse Verteilung des Geldes über die Schichten und Kasten hinweg. Wie erbarmungslos die Oberschicht das Fußvolk behandelt. Die Autorin zeigt Missstände auf und verarbeitet spannend ihre Erfahrungen als Journalistin. Der Roman mit seinen gut 700 Seiten bezieht sich auf die Zeit von ca 1990 bis 2008.
Das Buch wurde sehr gut aus dem Englischen ins Deutsche übertrage von Astrid Finke. Für Geografie-Liebhaber ist vorne auch eine kleine Karte abgedruckt um die Orte des Romans besser einordnen zu können.
Ich kann es euch nur sehr ans Herz legen, wer sich für Indien und die sozialen Verhältnisse dort interessiert macht mit diesem Roman einen guten Fang!
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