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Der Bookerpreisträger Douglas Stuart erzählt von der Liebe zweier Jungen in einer von Gewalt geprägten homophoben Welt. "Ein Meilenstein des Sozialrealismus im jungen 21. Jahrhundert." (Christian Baron, Der Freitag) Für die hypermaskuline Welt der Arbeiterviertel im Glasgow der 90er Jahre ist Mungo zu hübsch und zu sanft. Sein Bruder Hamish, gefürchteter Bandenführer, will ihn zum Mann machen und schleift ihn zu den brutalen Kämpfen zwischen Protestanten und Katholiken - nur wer hart genug ist, kann hier überleben. Dann trifft Mungo auf James und mit ihm kann er sein, wie er ist. Mit ...
Der Bookerpreisträger Douglas Stuart erzählt von der Liebe zweier Jungen in einer von Gewalt geprägten homophoben Welt. "Ein Meilenstein des Sozialrealismus im jungen 21. Jahrhundert." (Christian Baron, Der Freitag) Für die hypermaskuline Welt der Arbeiterviertel im Glasgow der 90er Jahre ist Mungo zu hübsch und zu sanft. Sein Bruder Hamish, gefürchteter Bandenführer, will ihn zum Mann machen und schleift ihn zu den brutalen Kämpfen zwischen Protestanten und Katholiken - nur wer hart genug ist, kann hier überleben. Dann trifft Mungo auf James und mit ihm kann er sein, wie er ist. Mit ihm lernt er ein Begehren kennen, das geächtet ist, das ihn mit Scham erfüllt, aber auch mit Glück, das er selbst vor seiner Schwester Jodie verleugnen muss, mit der er sonst alles teilt. Denn die Liebe, die zwischen den Jungen wächst, ist lebensgefährlich - und zugleich ihre Rettung.Ein großartiger Roman über Liebe in einer von Gewalt geprägten homophoben Welt und die Verheißung von Aufbruch und Befreiung.
Douglas Stuart, geboren und aufgewachsen in Glasgow, studierte am Royal College of Art in London. Nach seinem Abschluss zog er nach New York, wo er als Modedesigner arbeitete. Für seinen ersten Roman, Shuggie Bain, der in 40 Ländern erschien und zum Weltbestseller wurde, erhielt er den Booker Preis 2020. Young Mungo (2023) ist sein zweiter Roman.
Produktdetails
- Verlag: Hanser Berlin
- Originaltitel: Young Mungo
- Artikelnr. des Verlages: 516/27582
- Seitenzahl: 416
- Erscheinungstermin: 20. Februar 2023
- Deutsch
- Abmessung: 215mm x 147mm x 35mm
- Gewicht: 599g
- ISBN-13: 9783446275829
- ISBN-10: 3446275827
- Artikelnr.: 66032007
Herstellerkennzeichnung
Hanser Berlin
Lehrter Straße 57 Haus 4
10557 Berlin
info@hanser.de
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Wahrscheinlich war die Prämisse des Verlags bei Douglas Stuarts zweitem Roman einfach, ihn das erste Buch noch mal, nur noch drastischer schreiben zu lassen, vermutet Kritiker Kai Sina. So kann ihn die Geschichte, die sich wieder in sozial randständigen Verhältnissen abspielt, nur ein Jahrzehnt später als der Erstling, auch nicht recht überzeugen - es will sich kein "Flow" einstellen, zu wenig sind die Momente von sexualisierter, homophober und schlicht brutaler körperlicher Gewalt in eine solide Erzählstruktur eingebunden. Für Sina scheint die Geschichte um den jungen schwulen Mungo und seine Suche nach sich selbst zu sehr auf Schockwirkung und kommerziellen Erfolg hin ausgerichtet zu sein - er fragt sich, ob ein eventueller dritter Roman zeigen könnte, was Stuart literarisch wirklich kann.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Von der allermiesesten Art aufzuwachsen
Kein Flow: Douglas Stuarts Roman "Young Mungo"
Man kann sich lebhaft vorstellen, wie das Gespräch zwischen Douglas Stuart, dem Autor des internationalen Bestsellers "Shuggie Bain" von 2020, und seinem Verlag abgelaufen sein könnte: "Douglas, Wahnsinn, euphorische Besprechungen, unglaubliche Verkaufszahlen, jetzt auch noch der Booker-Preis, und das für einen Debütroman. Du musst jetzt unbedingt schnell nachlegen!" - "Meint ihr, jetzt schon, ein neuer Roman? Aber das könnte dauern, ich kann ja nicht einfach . . ." - "Doch, natürlich kannst du, und einfach ist es auch: Erzähl Shuggies Geschichte noch einmal. Es reicht schon, wenn du die Figuren anders nennst und ein bisschen an
Kein Flow: Douglas Stuarts Roman "Young Mungo"
Man kann sich lebhaft vorstellen, wie das Gespräch zwischen Douglas Stuart, dem Autor des internationalen Bestsellers "Shuggie Bain" von 2020, und seinem Verlag abgelaufen sein könnte: "Douglas, Wahnsinn, euphorische Besprechungen, unglaubliche Verkaufszahlen, jetzt auch noch der Booker-Preis, und das für einen Debütroman. Du musst jetzt unbedingt schnell nachlegen!" - "Meint ihr, jetzt schon, ein neuer Roman? Aber das könnte dauern, ich kann ja nicht einfach . . ." - "Doch, natürlich kannst du, und einfach ist es auch: Erzähl Shuggies Geschichte noch einmal. Es reicht schon, wenn du die Figuren anders nennst und ein bisschen an
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der Zeitschraube drehst." - "Aber das wird man mir doch nicht durchgehen lassen, wenn ich mich einfach wiederhole, ich meine, die Kritiker . . ." - "Wieso nicht? Hör zu, deine Geschichte berührt sehr, sehr viele Menschen, das haben wir ja gesehen. Warum also die Leute jetzt vor den Kopf stoßen? Du musst das eher von der Popmusik her denken: Man erfindet sich nur dann neu, wenn der Markt es von einem verlangt."
Das Ergebnis dieses vielleicht so geführten Dialogs ist der Roman "Young Mungo", dessen Unterschiede zu Stuarts erstem Roman sich an einer Hand abzählen lassen. Während die Handlung von "Shuggie Bain" im Glasgow der Achtzigerjahre, inmitten der kältesten Thatcher-Jahre, angesiedelt ist, spielt sich die Geschichte des jetzt erschienenen Buches ein Jahrzehnt später ab. Der Ort und das gesellschaftliche Milieu, eine verarmte und verrohte Unterschicht, sind hingegen unverändert geblieben. Außerdem steckt Mungo, der nach dem heiligen Schutzpatron von Glasgow benannte Protagonist, zu Beginn der Handlung bereits in der Pubertät, während Shuggie anfangs noch ein kleines Kind ist.
Es hat wohl auch mit dieser Altersverschiebung zu tun, dass Stuart in seinem Folgeroman mit einer sehr viel ausgeprägteren Drastik vorgeht. "Shuggie Bain" berichtet, in unausgesprochener Anlehnung an Stephen Daldrys Kinoerfolg "Billy Elliot", vom widerstandsreichen Aufwachsen eines besonders feinfühligen, weichherzigen Jungen. "Litte Mungo" hingegen erzählt von der Selbstfindung eines jungen Mannes in sozialer, insbesondere aber sexueller und erotischer Hinsicht. Und auch wenn sich beide Entwicklungsgeschichten in einer feindseligen Umwelt abspielen, die jedes zarte Gefühl bereits im Aufkeimen zunichtemacht, ist die psychische und oft auch buchstäbliche Gewalt im neuen Buch von ganz anderer, sehr viel härterer Qualität. Vor allem spielt Stuart in ihm alle denkbaren Formen der sexualisierten Gewalt durch, von der nahezu alle zwischenmenschlichen Beziehungen in diesem Roman durchdrungen sind.
Schließlich ist über die beiden Mütterfiguren zu sprechen, die hier wie dort ein Leben zwischen Agonie und Exzess führen und sich ihren Kindern immer wieder und über längere Zeit hinweg entziehen (anders als die Väter, die sich entweder vor Jahren schon aus dem Staub gemacht haben oder an ihrem desaströsen Lebenswandel zugrunde gegangen sind). Während allerdings Shuggies Mutter ihrem aufrichtig geliebten Sohn trotz aller Schwäche und Zerrissenheit eine gewisse Stütze und Wärmequelle zu sein vermag, ist die Beziehung zwischen Mungo und seiner Mutter - man will auf dieses abgedroschene Wort eigentlich verzichten, aber hier ist es unumgänglich - nur als toxisch zu bezeichnen: Weil sie ahnt, dass ihr Sohn anders liebt und begehrt, als es das homophobe Ressentiment verlangt, schickt sie ihn mit zwei abgerissenen Typen, die ihn "Männersachen" lehren sollen, auf einen mehrtägigen Trip in die Natur, wo sie ihn mehrfach missbrauchen. Es ist das traumatisierende Ende einer traurigen, an inneren und äußeren Versehrungen überreichen Kindheit.
Wie in seinem mehrdeutigkeitsfreien Vorgängerroman (F.A.Z. vom 24. November 2021) steht in "Young Mungo" also nicht infrage, wem unser Mitgefühl zu gelten hat. Ja, die Täter- und Opferrollen sind selbst noch in dem Moment glasklar verteilt, in dem sich Mungo an einem seiner Peiniger mit solcher Heftigkeit rächt, dass dieser - unfähig zur Selbstverteidigung aufgrund einer körperlichen Behinderung - einen qualvollen Tod erleidet. Durch Stuarts gezielte Emotionslenkung wird die Lektüre zu einer immer mal wieder berührenden, streckenweise auch schmerzvollen, zugleich aber ungemein zähen Erfahrung: Es sind eindringliche, schockierende Momente, die kurzfristig unsere Aufmerksamkeit bannen. Um diese auf Dauer zu stellen, hätte es allerdings einer sehr viel stärkeren erzählerischen Einbettung bedurft. Es stellt sich beim Lesen dieser über vierhundert Seiten schlicht kein Flow ein.
Entscheidender ist aber vielleicht noch etwas anderes. Zwar wäre die Erwartung, dass sich ein Autor von Roman zu Roman stetig weiterentwickelt oder gar die Literatur insgesamt einen kleinen Schritt voranbringt, ziemlich übertrieben. Nur wenn sich der Innovationsgehalt bereits des zweiten Romans in einer bloßen Steigerungslogik erschöpft, dann ist der Tribut an die bestimmende Marktlogik vielleicht doch zu groß. Vor allem mag man sich gar nicht vorstellen, mit welchen Exzessen, welchen Abgründen an Sex und Gewalt man im nächsten Buch noch zu rechnen hätte . . . Die Sache scheint daher klar: Mit seinem dritten Roman, für den er sich hoffentlich etwas mehr Zeit lässt, wird Douglas Stuart unter Beweis stellen müssen, wie ernst es ihm mit der Literatur eigentlich ist. KAI SINA
Douglas Stuart: "Young Mungo". Roman.
Aus dem Englischen von Sophie Zeitz. Hanser Berlin Verlag, Berlin 2023. 416 S., geb., 26,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das Ergebnis dieses vielleicht so geführten Dialogs ist der Roman "Young Mungo", dessen Unterschiede zu Stuarts erstem Roman sich an einer Hand abzählen lassen. Während die Handlung von "Shuggie Bain" im Glasgow der Achtzigerjahre, inmitten der kältesten Thatcher-Jahre, angesiedelt ist, spielt sich die Geschichte des jetzt erschienenen Buches ein Jahrzehnt später ab. Der Ort und das gesellschaftliche Milieu, eine verarmte und verrohte Unterschicht, sind hingegen unverändert geblieben. Außerdem steckt Mungo, der nach dem heiligen Schutzpatron von Glasgow benannte Protagonist, zu Beginn der Handlung bereits in der Pubertät, während Shuggie anfangs noch ein kleines Kind ist.
Es hat wohl auch mit dieser Altersverschiebung zu tun, dass Stuart in seinem Folgeroman mit einer sehr viel ausgeprägteren Drastik vorgeht. "Shuggie Bain" berichtet, in unausgesprochener Anlehnung an Stephen Daldrys Kinoerfolg "Billy Elliot", vom widerstandsreichen Aufwachsen eines besonders feinfühligen, weichherzigen Jungen. "Litte Mungo" hingegen erzählt von der Selbstfindung eines jungen Mannes in sozialer, insbesondere aber sexueller und erotischer Hinsicht. Und auch wenn sich beide Entwicklungsgeschichten in einer feindseligen Umwelt abspielen, die jedes zarte Gefühl bereits im Aufkeimen zunichtemacht, ist die psychische und oft auch buchstäbliche Gewalt im neuen Buch von ganz anderer, sehr viel härterer Qualität. Vor allem spielt Stuart in ihm alle denkbaren Formen der sexualisierten Gewalt durch, von der nahezu alle zwischenmenschlichen Beziehungen in diesem Roman durchdrungen sind.
Schließlich ist über die beiden Mütterfiguren zu sprechen, die hier wie dort ein Leben zwischen Agonie und Exzess führen und sich ihren Kindern immer wieder und über längere Zeit hinweg entziehen (anders als die Väter, die sich entweder vor Jahren schon aus dem Staub gemacht haben oder an ihrem desaströsen Lebenswandel zugrunde gegangen sind). Während allerdings Shuggies Mutter ihrem aufrichtig geliebten Sohn trotz aller Schwäche und Zerrissenheit eine gewisse Stütze und Wärmequelle zu sein vermag, ist die Beziehung zwischen Mungo und seiner Mutter - man will auf dieses abgedroschene Wort eigentlich verzichten, aber hier ist es unumgänglich - nur als toxisch zu bezeichnen: Weil sie ahnt, dass ihr Sohn anders liebt und begehrt, als es das homophobe Ressentiment verlangt, schickt sie ihn mit zwei abgerissenen Typen, die ihn "Männersachen" lehren sollen, auf einen mehrtägigen Trip in die Natur, wo sie ihn mehrfach missbrauchen. Es ist das traumatisierende Ende einer traurigen, an inneren und äußeren Versehrungen überreichen Kindheit.
Wie in seinem mehrdeutigkeitsfreien Vorgängerroman (F.A.Z. vom 24. November 2021) steht in "Young Mungo" also nicht infrage, wem unser Mitgefühl zu gelten hat. Ja, die Täter- und Opferrollen sind selbst noch in dem Moment glasklar verteilt, in dem sich Mungo an einem seiner Peiniger mit solcher Heftigkeit rächt, dass dieser - unfähig zur Selbstverteidigung aufgrund einer körperlichen Behinderung - einen qualvollen Tod erleidet. Durch Stuarts gezielte Emotionslenkung wird die Lektüre zu einer immer mal wieder berührenden, streckenweise auch schmerzvollen, zugleich aber ungemein zähen Erfahrung: Es sind eindringliche, schockierende Momente, die kurzfristig unsere Aufmerksamkeit bannen. Um diese auf Dauer zu stellen, hätte es allerdings einer sehr viel stärkeren erzählerischen Einbettung bedurft. Es stellt sich beim Lesen dieser über vierhundert Seiten schlicht kein Flow ein.
Entscheidender ist aber vielleicht noch etwas anderes. Zwar wäre die Erwartung, dass sich ein Autor von Roman zu Roman stetig weiterentwickelt oder gar die Literatur insgesamt einen kleinen Schritt voranbringt, ziemlich übertrieben. Nur wenn sich der Innovationsgehalt bereits des zweiten Romans in einer bloßen Steigerungslogik erschöpft, dann ist der Tribut an die bestimmende Marktlogik vielleicht doch zu groß. Vor allem mag man sich gar nicht vorstellen, mit welchen Exzessen, welchen Abgründen an Sex und Gewalt man im nächsten Buch noch zu rechnen hätte . . . Die Sache scheint daher klar: Mit seinem dritten Roman, für den er sich hoffentlich etwas mehr Zeit lässt, wird Douglas Stuart unter Beweis stellen müssen, wie ernst es ihm mit der Literatur eigentlich ist. KAI SINA
Douglas Stuart: "Young Mungo". Roman.
Aus dem Englischen von Sophie Zeitz. Hanser Berlin Verlag, Berlin 2023. 416 S., geb., 26,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Ein hartes Sozialdrama, das im Glasgow der 1990er Jahre spielt, es hat einen jugendlichen Protagonisten, der sich mir unauslöschlich eingeprägt hat ... Hart und hoffnungsspendend zugleich." Thea Dorn, Das Literarische Quartett U21, 28.04.23 "Sehr, sehr lesenswert! ... Da weiß Stuart, wovon er erzählt ... Hundertprozent realistisch." Campino, SRF Literaturclub, 11.04.23 "Douglas Stuarts fesselnder und mit subtil eingestreuten Wendungen versehener Roman geht unter die Haut. 'Young Mungo' ist die in Literatur gehüllte Realität, die wahrhaftig ist und einen berührt." Claudia Cosmo, NDR Kultur, 30.03.23 "Deprimierend und grandios zugleich. ... Die hohe Kunst von Douglas Stuart und das hohe Ethos seines Schreibens besteht darin, sich nie dem
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sauren Kitsch dunkelschwarzer Desillusioniertheit zu überlassen. ... Man wird in der zeitgenössischen Literatur nicht viele Romane finden, die so subtil und hartnäckig an die Kraft von Liebe, Empathie und Solidarität festhalten wie jene von Douglas Stuart - und nicht viele Figuren, die einen so berühren." Klaus Nüchtern, Falter, 22.03.23 "[Ein] Roman ..., der trotz all seiner Drastik und des Hasses nicht trostlos ist. Im Gegenteil, ... Stuart gelingt es, hoffnungsvolle Fäden einzuweben, an denen man sich festhalten kann. Durch alle Gnadenlosigkeit hindurch scheint am Ende doch noch so etwas wie eine Zukunft." Simon Sahner, die tageszeitung, 04.03.23 "Ein Meilenstein des Sozialrealismus im jungen 21. Jahrhundert." Christian Baron, Der Freitag, 24.02.23 "Das Leid des Autors und das Leid der Figuren. Der Autor als geprügelter Hund. Dass er damit Preise gewinnt, ist nicht verwunderlich. Dass die Romane nicht bloßer Elendsvoyeurismus sind, sondern großartige Literatur, schon eher. ... Stuart [schafft es], seine Figuren nicht von oben herab zu betrachten, sondern auf Augenhöhe zu bleiben. ... Das Buch ist schneller erzählt [als 'Shuggie Bain'], mit mehr Spannungselementen, teilweise ein Thriller." Xaver von Cranach, Der Spiegel, 18.02.23
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Ein Roman voller Schmerz und Schönheit, der einem direkt unter die Haut geht. In Douglas Stuarts mitreißendem Schreibstil nimmt er die Leser*innen schonungslos mit in das harte Leben eines heranwachsenden Mannes.
Die Kombination aus schwierigen häuslichen Umständen - einer …
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Ein Roman voller Schmerz und Schönheit, der einem direkt unter die Haut geht. In Douglas Stuarts mitreißendem Schreibstil nimmt er die Leser*innen schonungslos mit in das harte Leben eines heranwachsenden Mannes.
Die Kombination aus schwierigen häuslichen Umständen - einer alkoholkranken Mutter und einem kriminellen Bruder - und gleichgeschlechtlicher Liebe in der homophoben Welt der 90er Jahre, versprechen eine Menge Schmerz und Probleme.
Ein Roman der wütend macht und einen die Ungerechtigkeit der Welt spüren lässt. Er sollte nur gelesen werden, wenn man sich in einer stabilen emotionalen und mentalen Phase befindet. Es ist ein wunderschönes, aber auch gleichzeitig grauenvolles (im guten Sinne) Werk, welches ich nicht so einfach nebenbei lesen konnte.
Definitiv für Fans von 'Ein wenig Leben' von Hanya Yanagihara, 'Auf Erden sind wir kurz grandios' von Ocean Voung oder 'Im Wasser sind wir schwerelos' von Tomasz Jedrowski.
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Young Mungo ist ein sehr düsterer, schmerzhafter und schonungsloser Roman, der unter die Haut geht und den ich sicher lange nicht vergessen werde.
Douglas Stuart erzählt in zwei zeitlich versetzten Handlungssträngen. Der erste spielt in der Gegenwart, der zweite wenige Monate …
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Young Mungo ist ein sehr düsterer, schmerzhafter und schonungsloser Roman, der unter die Haut geht und den ich sicher lange nicht vergessen werde.
Douglas Stuart erzählt in zwei zeitlich versetzten Handlungssträngen. Der erste spielt in der Gegenwart, der zweite wenige Monate zuvor und läuft auf den Anfang des ersten zu, so dass sich während des Lesens immer mehr Puzzleteile ineinander fügen.
Der Slang Glasgows wird im Deutschen durch eine norddeutsch geprägte Umgangssprache wiedergegeben. Hier eine passende Übersetzung zu finden, ist sicher nicht einfach, und ich finde sie bis auf das Wort "lütte", das stets wie ein Fremdkörper wirkt, durchaus gelungen.
Der Schreibstil ist eindringlich, oft bildhaft, mit einem genauen Blick für Details und so berührend, dass ich Mungo und alle anderen Charaktere, seine Lebensumstände und das Wohnumfeld lebhaft und eindrücklich vor Augen hatte. Das Buch wechselt von zarten, sanften Momenten, die wie Inseln der Wärme und des Trosts in Mungos von Gewalt, toxischer Männlichkeit und Einsamkeit geprägter Welt wirken, zu Schilderungen kaum vorstellbarer grausamer Ereignisse. Auch wenn diese oft nur angedeutet werden, war das beim Lesen für mich stellenweise schwer auszuhalten. Das Ende kam unerwartet schnell, für mich zu schnell.
Mungos Leben wirkte auf mich unendlich weit entfernt, und ich musste mir immer wieder fassungslos vergegenwärtigen, dass wir ungefähr gleich alt sind und ich zur selben Zeit wie der Protagonist aufgewachsen bin, in einer völlig anderen Welt, aber doch beide mitten in Europa.
Das Buch hat mich sehr berührt und wird sicher zu denen gehören, die mir heuer ganz besonders im Gedächtnis bleiben. Es ist großartig geschrieben und ein außergewöhnlich intensiver Roman. Ich empfehle das Buch unbedingt weiter, jede*r Leser*in sollte aber darauf gefasst sein, dass Gewalt zwischen Jugendbanden, häusliche Gewalt, Vergewaltigungen und durch Homophobie motivierte Gewalt thematisiert werden.
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Aufwühlend und berührend
Mungo hat es nicht leicht, nicht nur wegen der ihn umgebenden Armut in den Arbeitervierteln im Glasgow der 1990er-Jahre, sondern weil er anders ist und nicht in diese hypermaskuline Welt hineinpasst. Der Konformitätsdruck ist groß und wird insbesondere …
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Aufwühlend und berührend
Mungo hat es nicht leicht, nicht nur wegen der ihn umgebenden Armut in den Arbeitervierteln im Glasgow der 1990er-Jahre, sondern weil er anders ist und nicht in diese hypermaskuline Welt hineinpasst. Der Konformitätsdruck ist groß und wird insbesondere von seiner Familie auf ihn ausgeübt. Wie sich dies auf Mungo auswirkt und die Vielschichtigkeit seiner Gefühle stellt Douglas Stuart in "Young Mungo" realistisch und tiefgehend dar. Ihm gelingt ein einfühlsames und berührendes Portrait, das sich durch die Stärke und Nuanciertheit von Stuarts Sprache auszeichnet. Gleichzeitig ist es ein äußert brutales Buch, das das Leiden von Mungo detailliert und ungefiltert zeigt. In der homophoben Welt, in der er aufwächst, gibt es nur wenige Lichtschimmer für ihn. Alles in allem ein aufwühlender und starker, sehr gelungener Roman.
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Das Buch handelt von einem Jungen, Mungo, welcher eine Beziehung zu einem weiteren Jungen eingeht. Da es in den 90er Jahre spielt, wissen die Leser*innen sofort, dass das keine Liebesgeschichte ohne Probleme sein wird.
Die Story wird aus zwei Perspektiven erzählt: Die Sicht Mungos …
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Das Buch handelt von einem Jungen, Mungo, welcher eine Beziehung zu einem weiteren Jungen eingeht. Da es in den 90er Jahre spielt, wissen die Leser*innen sofort, dass das keine Liebesgeschichte ohne Probleme sein wird.
Die Story wird aus zwei Perspektiven erzählt: Die Sicht Mungos während seines alltäglichen Lebens und seine Sicht der Dinge, als er mit zwei Freund*innen seiner Mutter campen geht.
Diese Schreibweise bringt Leser*innen dazu sehr mitzufiebern (durch cliffhanger etc) und tension aufzubauen. Das Ende ist perfekt und herzzerreißend geschrieben.
Eine tolle Story, die einen wirklich zum Nachdenken bringt.. Trotzdem mit Vorsicht zu genießen, denn es sind einige sehr extreme Themen vertreten, die schwer zu verdauen sind.
Ich empfehle, vor dem Lesen, die Trigger Warnungen nachzulesen. All in all: It's a very raw & heartbreaking story, aber auf jeden Fall 5/5 Sternen!
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Douglas Stuarts Debüt "Shuggie Bain, war ein absolutes Leselebenshighlight für mich, umso gespannter war ich auf seinen zweiten Roman "Young Mungo".
Inhalt:
Der Teenager Mungo wächst im Glasgow der 90er Jahre auf. Seine Welt ist geprägt durch die Rauheit und …
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Douglas Stuarts Debüt "Shuggie Bain, war ein absolutes Leselebenshighlight für mich, umso gespannter war ich auf seinen zweiten Roman "Young Mungo".
Inhalt:
Der Teenager Mungo wächst im Glasgow der 90er Jahre auf. Seine Welt ist geprägt durch die Rauheit und Tristesse des Arbeiterviertels, welches auch nicht spurlos an seiner Familie vorbeizieht. Während seine verwitwete Mutter stets zu tief ins Glas schaut, auf der Suche nach der vermeintlichen Liebe, träumt seine Schwester, auf deren Schulter die Last der Familie liegt, von einer besseren Zukunft auf der Universität, während sein Bruder den Weg eines Kriminellen einschlägt und sich in die religiösen Straßenkämpfe der Zeit flüchtet. Und dann ist da noch Mungo ein bildschöner, sensibler, sanfter, liebenswerter und homosexueller Junge, der seine Mutter über alles liebt und doch verloren ist, in der harten Welt, in der ein Junge, wie er keinen Platz zu haben scheint. Bis er James trifft, der seine Welt erleuchtet und doch in größte Gefahr bringt, denn in Glasgow sind Jungen wie sie nicht erwünscht.
Meine Meinung:
Als ich damals "Shuggie Bain" las, gab es für mich kaum ein gefühlvolleres und besseres Buch als dieses. Umso gespannter war ich natürlich, ob an dieses einmalige Buch, auch sein zweiter Roman "Young Mungo" heranreichen wird können.
Zunächst einmal ist der Schreibstil des Autors erneut unglaublich und für mich wahrscheinlich einer der besten, den ich je lesen durfte. Dieser schafft es wie kein anderer die Atmosphäre einer Zeit einzufangen und diese raue, traurige und gewaltbesetzen Sequenz des Glasgows der 90er Jahre widerzuspiegeln. Hierzu einen beinahe herzzerreißenden Kontrast herstellend, ist Mungo ein Charaktere, der so tiefgehend ist, so rein und so voller Liebe für seine Mutter, dass es dem Leser während der Lektüre manches Mal beinahe das Herz zerreißt. Denn was dieser Junge alles auf seinen Schulter zu tragen hat und welche unglaublichen und grausamen Dinge ihm passieren, machte mich fassungslos und schmerzten beinahe so sehr, als würde ein realer und kein fiktiver Mungo mir seine Geschichte erzählen. Hier bleiben die Augen nicht trocken. Doch auch die expliziten Gewaltszenen (sexuelle), sind wirklich unglaublich grausam, das sollte man definitv wissen. Denn diese brechen das Herz des Lesers und sind kaum zu ertragen.
Doch obwohl die Geschehnisse so grausam sind, geht dem Buch eines nie verloren, eine unglaubliche Wahrhaftigkeit, Glaubwürdigkeit und so zarte Emotionalität der Erzählung, die nur wenige Schriftsteller so transportieren können. Hineingewoben ist eine zarte Liebesgeschichte, die wie ein Hoffnungsschimmer in das Buch einbricht und die sehr zart und geerdet erzählt wird und gerade dadurch so viel Kraft besitzt.
Eine Gesellschaftsstudie der 90er Jahre in Glasgow, die die gesellschaftlichen Probleme der Arbeiterklasse, der Armut, des Alkohols und der Gewalt widerspiegelt und wie ein Junge an diesem zu zerbrechen droht.
Mein Fazit:
Für mich ein wirklich herausragendes Buch, das mein Herz mehr als gebrochen und doch durch die Reinheit und Liebe die Mungo besitzt, unheimlich berührt und gewärmt hat. Dennoch muss ich sagen, dass die Ähnlichkeit zwischen Mungo und Shuggie Bain, doch sehr frappierend war und auch die Leitmotive strukturell sehr vergleichbar, was manches mal ein wenig den Zauber nahm. Dennoch ist dieses Buch ein Highlight und sollte gelesen werden.
Mein größter Kritikpunkt ist jedoch das Cover. Denn die Liebesgeschichte, die Mungo hier erlebt, ist zart, rein und die Lebensgeschichte traurig und absolut grausame, das Cover lässt dies nicht im Ansatz erahnen.
Wenn ein Buch es schafft, dass man einen Charaktere tröstend in den Arm nehmen will, das Ende zu Tränen rührt und man gerührt die letzten Seiten ließt und Mungo am Ende des Buches vermisst.... Dann ist es wohl ein mehr als gutes Buch!
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Diese Buch hat mich gleichermaßen schockiert wie fasziniert. Douglas Schreibstil ist derb und zügellos und trotzdem literarisch. Die Geschichte besteht aus so vielen Gegensätzen, die in einem Geflecht aus Zeit- und Personensprüngen miteinander verbunden werden. Dabei ist nichts …
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Diese Buch hat mich gleichermaßen schockiert wie fasziniert. Douglas Schreibstil ist derb und zügellos und trotzdem literarisch. Die Geschichte besteht aus so vielen Gegensätzen, die in einem Geflecht aus Zeit- und Personensprüngen miteinander verbunden werden. Dabei ist nichts schwarz und weiß, gut und böse, richtig und falsch. Dieses Buch hat mich sehr berührt und teilweise tieftraurig gemacht, aber nie die Hoffnung verlieren lassen. Ich konnte mich total in der Geschichte fallen lassen und es hat mich einfach mit sich gerissen. Zeitweise musste ich es jedoch zur Seite legen, da mir die Handlung sehr nahe ging. Ich finde, das Buch sollte definitiv eine Triggerwarnung enthalten, da sehr verstörende Inhalte wie unterschiedlicher Missbrauch verarbeitet werden. Nichtsdestotrotz ist die Geschichte ein Meisterwerk und ich würde sie jedem empfehlen, der gut mit den genannten Inhalten umgehen kann. Dieses Buch hat tief mein Herz berührt und mich an meine Grenzen gebracht.
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Meine Meinung:
Für dieses Buch braucht man starke Nerven
Ich muss gestehen, dass mich dieses Cover Anfangs total abgeschreckt hatte. Nein, es liegt nicht daran, dass sich zwei Jungs küssen. Vielmehr die Normalität. Kein Weichzeichner. Kein gesteyltes Liebespaar, wie man es aus …
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Meine Meinung:
Für dieses Buch braucht man starke Nerven
Ich muss gestehen, dass mich dieses Cover Anfangs total abgeschreckt hatte. Nein, es liegt nicht daran, dass sich zwei Jungs küssen. Vielmehr die Normalität. Kein Weichzeichner. Kein gesteyltes Liebespaar, wie man es aus Filmen und anderen Buchcovern kennt. Da hab ich ziemlich oberflächlich geurteilt. Nun, nachdem ich das Buch gelesen habe, finde ich das Bild total passend.
Mit Mungo hat Stuart einen Charakter geschaffen, der einem von der ersten Silbe an ans Herz geht. Sein zartes und liebevolles Wesen ist in den dem harten Arbeiterviertel in Glasgow total deplatziert. Hier herrscht rohe Gewalt. Sein Bruder Hamish führt Bandenkriege gegen die Katholiken. Mango will das nicht. Doch wenn er nicht mitmacht, nimmt ihn sein Bruder in den Schwitzkasten.
Seine Schwester Jodie versucht ihm die Mutter zu ersetzen. Sie kommt jedoch in Situationen, die der ihrer Mutter nicht unähnlich sind.
Die Mutter kann man als solche eigentlich nicht bezeichnen. Sie schert sich um ihre Kinder einen feuchten Dreck. Spricht dem Alkohol stark zu und verschwindet oftmals für längere Zeit. Dennoch liebt Mungo sie abgöttisch. Jede noch so kleine Zärtlichkeit von ihr saugt er auf wie ein Schwamm.
Was dieses Buch mit mir gemacht hat, habe ich lange nicht mehr erlebt. Es gab eine Stelle, da habe ich das Buch zur Seite geschmissen, weil ich nicht mehr weiter lesen konnte. Hatte Angst, was da jetzt passieren wird. Über Mungos Mutter will und kann ich kein gutes Urteil fällen. Was sie mit dem Jungen gemacht hat, kann man auch durch ihre eigene verzweifelte Situation nicht entschuldigen. Sie hat ihm die schlimmsten Erlebnisse beschert, die sich kaum ein Mensch vorstellen kann. Ich habe oftmals großen Ekel verspürt. Mungos Erlebnisse an einem See könnten einem Horrorfilm entsprungen sein. Dabei sollten Zelten und Angeln eigentlich Spaß machen.
Da lernt Mungo einen Seelenverwandten in der Nachbarschaft kennen und lieben. Doch im Glasgow der 90er muss er sein Glück geheim halten. Gücklich verliebt sein ist ihm ebenso wenig vergönnt, wie ein normales Familienleben. Seine erste zarte Liebe zu James hilft ihm, seine eigenen Neigungen zu akzeptieren. Aber was bringt das schon, wenn es sonst keiner verstehen will. Wenn seine große Liebe James nun auch in Gefahr lebt und Mungo Dinge tun muss, nur um ihn zu schützen. Dinge, die der Katholik James nicht nachvollziehen kann.
Fazit:
Der Schreibstil ist absolut magisch. Unterstrichen wird er noch durch den Glasweger Slang. Die Geschichte um den protestantischen Mungo wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Das Setting spiegelt die Armut im Glasgower Arbeiterviertel wider. Alle Personen kommen absolut authentisch rüber. Auch die Nebenfiguren wissen zu überzeugen. Von mir eine absolute Empfehlung. Bringt beim Lesen bitte starke Nerven mit.
Herzlichen Dank Douglas Stuart
Douglas Stuart
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Emotional 🖤
🔸Mein Herz ist gerade ein bißchen zerbrochen.
Diese Geschichte, dieses Ende!
Schon als ich dieses Buchcover in den Vorschauen sah, war ich wie elektrisiert. Es liegt so viel Jugendgefühl und Unschuld darin, dass ich unbedingt wissen wollte, welche Geschichte …
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Emotional 🖤
🔸Mein Herz ist gerade ein bißchen zerbrochen.
Diese Geschichte, dieses Ende!
Schon als ich dieses Buchcover in den Vorschauen sah, war ich wie elektrisiert. Es liegt so viel Jugendgefühl und Unschuld darin, dass ich unbedingt wissen wollte, welche Geschichte dahinter steckt.
🔸Douglas Stuart beschreibt mir in seinem Roman mit unglaublicher Erzählkunst vom Leben des jungen Mungo (benannt nach einem Heiligen), der in einem Arbeiterviertel von Glasgow, Schottland, in den 90ern aufwächst.
Das Milieu, das Stuart beschreibt, ist extrem frauenfeindlich und homophob. Alkoholismus, Gewalt, Kleinkriminalität und Teeenagerschwangerschaften sind an der Tagesordnung. All das Erwähnte finden wir auch in der Familie von Mungo, der anders ist als die anderen. Sanft und friedfertig durchschaut er selten die Gesetzte der Straße, auf der nur der Starke überlebt.
Die Menschen sind durch den ständigen Überlebenskampf und die prekäre Not hart und zynisch geworden. Liebe ist nur eine weitere Währung auf dem umkämpften Markt um Anerkennung und Aufmerksamkeit.
Nur echte Männer haben hier eine Chance und Zugang zu Ressourcen.
In den Augen vieler ist Mungo genau das nicht. Eigentlich möchte er nur seiner Mutter helfen, von ihr geliebt werden und sehnt sich nach der Annerkennung seines Bruders. Schließlich findet er in dem katholischen Nachbarsjungen James einen Gleichgesinnten und sich die beiden freunden sich an.
Die Beschreibungen der unsichern und zärtlich-rohen Annäherung der beiden sind wundervoll.
🔸 Stuart siedelt seinen Roman auf zwei Zeitebenen an, die eine erzählt von Mungo und James, die andere scheinbar zusammenhangslos von einem späteren Angelausflug von Mungo und zwei Freunden seiner Mutter.
Doch der perfide Zusammenhang wird sich erschließen, oh ja! Auf dem Angelausflug zieht Stuart das Tempo der Handlung an, bis ich mit offenen Mund entsetzt das Hörbuch pausieren muss (nur bildlich gesprochen, ich pausiere nie auf Grund der Handlung). Vorherige Anspielungen haben mir schon angedeutet was passieren wird, dennoch bin geschockt von der Heftigkeit und den anschließenden Konsequenzen!
🔸Ich neige nicht zur Sentimentalität, doch Stuart bringt mir seine Figuren so nah, dass ich Mungo und seine Schwester Jodie am liebsten in den Arm nehmen möchte und ihnen ein leckeres Essen kochen möchte, wie ich es auch für meine Kinder tue, wenn wir ein bißchen Seelentrost brauchen.
Eine dicke uneingeschränkte Empfehlung von mir für diesen emotionalen, elektrisierenden und spannenden Roman!
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Bestsellerautor und Preisträger des britischen Booker Prize Douglas Stuart hat mich mit seinem zweiten Roman mitten ins Herz getroffen. Selbst beim Verfassen dieser Rezension bekomme ich ein beklemmendes Gefühl, wenn ich mir den Plot vergegenwärtige: Der Jugendliche Mungo wächst …
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Bestsellerautor und Preisträger des britischen Booker Prize Douglas Stuart hat mich mit seinem zweiten Roman mitten ins Herz getroffen. Selbst beim Verfassen dieser Rezension bekomme ich ein beklemmendes Gefühl, wenn ich mir den Plot vergegenwärtige: Der Jugendliche Mungo wächst bei seiner alkoholabhängigen Mutter und zwei älteren Geschwistern im Arbeitermilieu Glasgows in den 1990ern auf. Das Leben ist geprägt von Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Vergewaltigungen, Gewalt und völlig kaputten Familien.
Mungo zeigt eine geradezu abgöttische Liebe für seine Mutter (oder ist "hündisch" der treffendere Ausdruck?), obwohl diese zwischen Saufdelirien und dem Versuch, mit wechselnden Sexualpartnern ihre eigene versäumte Jugend nachzuholen, praktisch kaum für ihre Kinder da ist. Mungo verliebt sich in einen Nachbarsjungen - schwer zu sagen, was diese Beziehung unmöglicher erscheinen lässt: die schier grenzenlose Homophobie der damaligen Gesellschaft oder die schlichte Tatsache, dass die beiden Jungs verfeindeten religiösen "Lagern" angehören; nicht nur in Irland sind sich damals Katholiken und Protestanten spinnefeind.
Stuarts Sprache ist derb, wenn er den brutalen Alltag schildert, und kippt ab und an ins Kitschige beim Versuch, Zärtlichkeiten zu beschreiben. Sehr gut gefallen hat mir die Übersetzung durch Sophie Zeitz, die aus dem Glaswegischen Slang des Originals einen eigenen norddeutsch geprägten Soziolekt macht.
Sowohl zeitlich wie auch räumlich ist das Schicksal Mungos nicht weit von meiner persönlichen deutschen Mittelstandsblase entfernt, und doch scheinen uns Welten zu trennen. Douglas Stuart hat mir gezeigt, wie nah das Unglück der anderen ist, oftmals von uns unbemerkt.
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Mungo ist ein lütter Jung und er ist schüchtern und fein und sanft. Seine ältere Schwester Jodie sorgt sich um ihn und sie könnte auf die Uni gehen, aber Mungo hat Angst, dass sie wegen ihm nicht geht. Hamish, von allen nur HaHa genannt, ist der ältere Bruder und ein …
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Mungo ist ein lütter Jung und er ist schüchtern und fein und sanft. Seine ältere Schwester Jodie sorgt sich um ihn und sie könnte auf die Uni gehen, aber Mungo hat Angst, dass sie wegen ihm nicht geht. Hamish, von allen nur HaHa genannt, ist der ältere Bruder und ein schlimmer Rowdy. Die Mutter ist erst Mitte Dreißig und muss nach dem Tod des Mannes, allein für die Kinder sorgen. Sie ertränkt ihren Kummer und Schmerz meist in zu viel Alkohol. Oft bleibt sie auch Tage lang weg und versucht ihr Glück und einen Mann zu finden. Mungo steht immer am Rand und das Haus hat die unterschiedlichsten Bewohner und es ist meist laut und brutal und dreckig. Die Stadt ist ebenfalls dreckig und brutal und für einen feinen Jungen wie Mungo, scheint es keinen Platz zu geben, aber dann trifft er auf James. Sein Herz schlägt schneller, seine Gefühle erwachen und er fühlt zum ersten mal Liebe. Aber die brutale Stadt und noch schlimmere Umstände, errichten eine brutale und schmerzhafte Mauer und Mungo wird zum Spielball.
Ich finde das Cover genial und es ist einfach toll und ansprechend, aber für das Buch nicht treffend. Mungo muss man lieb haben und man will ihn beschützen und behüten und ihn raus holen, aus dem Elend und dem Dreck. Das Buch wollte ich so gerne mögen, aber es ist zuweilen wirklich ekelhaft. Zeitweise wollte ich das Buch weg legen, aber ich wollte doch mit Mungo weiter gehen und vor allem hoffen. Weil ich das Cover so toll fand, habe ich mich auf das Buch gestürzt und ich will mich immer überraschen lassen und habe nicht gelesen, um was es geht. Ich hatte eine Geschichte über eine Liebe erhofft, aber das ist so minimal, so unglücklich und leider auch schmerzhaft. Das Leben ist nicht immer schön und leider ist es oft brutal und voller Schmerz, aber muss ich das dann noch auf über 400 Seiten lesen? Ich hätte mir für Mungo ein wenig Hoffnung, Wärme, Schutz und Liebe gewünscht, aber leider ist das Buch nichts davon. Auch wenn ich es in die Literatur einordne, wo es um die Liebe geht, finde ich es zu traurig. In meiner Jugend habe ich so viele Bücher gelesen und leider wurde da immer gezeigt, dass es keine Hoffnung gibt. Das ist mir zu einseitig und ich durfte es anders erleben. Wenn jetzt jemand Young Mungo liest und sich frisch verliebt hat und zögert und nicht abschätzen kann, ob es richtig ist, wird er durch eine solche Lektüre nicht bestärkt. Deshalb habe ich vor ein paar Jahren ein Buch veröffentlicht, dass ich in meiner Jugend und der Situation des ersten verliebt seins gerne gelesen hätte. Ich sitze vorn heißt es.
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