Reinhard Kaiser-Mühlecker
Gebundenes Buch
Wilderer
Roman Ausgezeichnet mit dem Bayerischen Buchpreis 2022
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Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2022 und den Österreichischen Buchpreis 2022»Ich sehe es wirklich als eine Art Verpflichtung an, die Welt, die ich kenne, darzustellen, also erfahrbar zu machen - einem, der sie nicht kennt.« Reinhard Kaiser-MühleckerJakob führt den Hof der Eltern und kämpft gegen den Niedergang. Als die Künstlerin Katja sich als Praktikantin anbietet, scheinen sich die Dinge zum Guten zu wenden. Gemeinsam bauen sie eine biologische Tierhaltung auf, sie heiraten und bekommen einen Sohn. Doch Jakob findet keine Ruhe, sein grausamer Zorn bricht immer wieder hervor. H...
Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2022 und den Österreichischen Buchpreis 2022
»Ich sehe es wirklich als eine Art Verpflichtung an, die Welt, die ich kenne, darzustellen, also erfahrbar zu machen - einem, der sie nicht kennt.« Reinhard Kaiser-Mühlecker
Jakob führt den Hof der Eltern und kämpft gegen den Niedergang. Als die Künstlerin Katja sich als Praktikantin anbietet, scheinen sich die Dinge zum Guten zu wenden. Gemeinsam bauen sie eine biologische Tierhaltung auf, sie heiraten und bekommen einen Sohn. Doch Jakob findet keine Ruhe, sein grausamer Zorn bricht immer wieder hervor. Hat Katja ihn getäuscht, hat sie nur mal einen wie ihn haben wollen, einen Bauern? Reinhard Kaiser-Mühlecker erzählt von Herkunft und existentieller Verlorenheit in einer Welt, die sich radikal wandelt.
Platz 1 der SWR-Bestenliste im Mai 2022
»Ich sehe es wirklich als eine Art Verpflichtung an, die Welt, die ich kenne, darzustellen, also erfahrbar zu machen - einem, der sie nicht kennt.« Reinhard Kaiser-Mühlecker
Jakob führt den Hof der Eltern und kämpft gegen den Niedergang. Als die Künstlerin Katja sich als Praktikantin anbietet, scheinen sich die Dinge zum Guten zu wenden. Gemeinsam bauen sie eine biologische Tierhaltung auf, sie heiraten und bekommen einen Sohn. Doch Jakob findet keine Ruhe, sein grausamer Zorn bricht immer wieder hervor. Hat Katja ihn getäuscht, hat sie nur mal einen wie ihn haben wollen, einen Bauern? Reinhard Kaiser-Mühlecker erzählt von Herkunft und existentieller Verlorenheit in einer Welt, die sich radikal wandelt.
Platz 1 der SWR-Bestenliste im Mai 2022
Reinhard Kaiser-Mühlecker wurde 1982 in Kirchdorf an der Krems geboren und wuchs in Eberstalzell, Oberösterreich, auf. Er studierte in Wien und betreibt eine Landwirtschaft. »Ich sehe es als eine Art Verpflichtung an, die Welt, die ich kenne, erfahrbar zu machen ¿ einem, der sie nicht kennt.« Sein Debütroman »Der lange Gang über die Stationen« erschien 2008, anschließend die Romane »Magdalenaberg«, »Wiedersehen in Fiumicino«, »Roter Flieder«, »Schwarzer Flieder« sowie »Zeichnungen. Drei Erzählungen«. Der Roman »Fremde Seele, dunkler Wald« stand 2016 auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. 2019 erschien der Roman »Enteignung«. Für sein Werk wurde Reinhard Kaiser-Mühlecker mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Im Frühjahr 2022 erschien Reinhard Kaiser-Mühleckers Roman »Wilderer«, der für den Deutschen Buchpreis und den Österreichischen Buchpreis nominiert war und mit dem Bayerischen Buchpreis 2022 ausgezeichnet wurde. Literaturpreise: Bayerischer Buchpreis für »Wilderer« 2022Longlist Deutscher Buchpreis für »Wilderer« 2022Longlist Österreischischer Buchpreis für »Wilderer« 2022Preis des Wirtschaftsclubs Stuttgart für »Wilderer« 2022Nominierung Prix du Meilleur livre étranger 2021 für »Roter Flieder«Longlist Prix Médicis étranger 2021 für »Roter Flieder« Literaturpreis der Österreichischen Industrie ¿ Anton Wildgans 2020Comburg-Stipendium 2015Adalbert-Stifter-Stipendium 2014Literaturpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft 2014outstanding artist award 2013Kunstpreis Berlin für Literatur 2013Buch.Preis 2009Stipendium des Literarischen Colloqiums Berlin 2009 Aufenthaltsstipendium im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf 2009Österreichisches Staatsstipendium für Literatur 2008Hermann-Lenz-Stipendium 2008 Stipendium des Herrenhauses Edenkoben 2007Literaturförderpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung 2007Werkstattstipendium der Jürgen-Ponto-Stiftung 2006
Produktdetails
- Verlag: S. Fischer Verlag GmbH
- Artikelnr. des Verlages: 1094170
- 4. Aufl.
- Seitenzahl: 352
- Erscheinungstermin: 9. März 2022
- Deutsch
- Abmessung: 206mm x 131mm x 35mm
- Gewicht: 460g
- ISBN-13: 9783103971040
- ISBN-10: 3103971044
- Artikelnr.: 62771879
Herstellerkennzeichnung
S. FISCHER Verlag GmbH
Hedderichstr. 114
60596 Frankfurt am Main
www.fischerverlage.de
+49 (069) 6062-0
Du bist also Landwirt? Wie aufregend!
Respekt und Angst kann man leicht verwechseln: Im Roman "Wilderer" erzählt Reinhard Kaiser-Mühlecker von einer bäuerlichen Verstörung.
Von Tilman Spreckelsen
Lass es uns für eine Woche ausprobieren", schlägt Katja vor, die Künstlerin, die eigentlich als Stipendiatin hierher aufs Land gekommen ist. Jetzt möchte sie als Praktikantin auf dem Hof arbeiten, den Jakob seit seinem fünfzehnten Lebensjahr bewirtschaftet. Inzwischen ist er Mitte zwanzig, etwas jünger als Katja, und er ist es gewohnt, in jeder Hinsicht ohne Hilfe auszukommen. Was soll die Künstlerin bei ihm?
"Du bist also Landwirt? Das stelle ich mir aufregend vor", hatte sie Jakob zuvor geschrieben, der
Respekt und Angst kann man leicht verwechseln: Im Roman "Wilderer" erzählt Reinhard Kaiser-Mühlecker von einer bäuerlichen Verstörung.
Von Tilman Spreckelsen
Lass es uns für eine Woche ausprobieren", schlägt Katja vor, die Künstlerin, die eigentlich als Stipendiatin hierher aufs Land gekommen ist. Jetzt möchte sie als Praktikantin auf dem Hof arbeiten, den Jakob seit seinem fünfzehnten Lebensjahr bewirtschaftet. Inzwischen ist er Mitte zwanzig, etwas jünger als Katja, und er ist es gewohnt, in jeder Hinsicht ohne Hilfe auszukommen. Was soll die Künstlerin bei ihm?
"Du bist also Landwirt? Das stelle ich mir aufregend vor", hatte sie Jakob zuvor geschrieben, der
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sich schwertat, an seinem Alltag irgendetwas aufregend zu finden. Dass es ihr ernst ist mit der Arbeit auf dem Hof in Oberösterreich, dass sie rasch lernt und gern mit anpackt, stellt sich schnell heraus. Aus der einen Woche werden zwei, schließlich bleibt Katja ganz da, die beiden heiraten, ein Sohn wird geboren.
Zu welcher Familie sie da stößt, ist ihr in diesem Moment wahrscheinlich noch nicht klar, und obwohl der Roman "Wilderer" von Reinhard Kaiser-Mühlecker allein aus der Perspektive Jakobs erzählt wird, bleibt vieles auch für den Leser ein Rätsel. Der junge Bauer jedenfalls erweist sich, je weiter der Roman fortschreitet, als äußerst zuverlässig bei der Arbeit und als sehr fragwürdige Quelle, um die Vergangenheit und die Gegenwart der Familie darzustellen. Auf seinen Vater ist nicht zu zählen, er hat den Hof, glaubt Jakob, mit wüsten Ideen runtergebracht und trägt die Schuld daran, dass Acker um Acker aus dem Familienbesitz an die Nachbarn verkauft werden musste. Dabei ist die Familie eigentlich reich, die Rede ist von "Judengeld", von Vermögen, das die Familie in der Zeit des Nationalsozialismus an sich gerafft hat und über das einzig Jakobs verwitwete Großmutter verfügt - sie hat erklärt, es einer rechtsradikalen Partei vererben zu wollen.
Weil also der Vater als Bauer ausfiel und seine älteren Geschwister Alexander und Luisa rasch das Weite suchten, liegt alle Last auf Jakobs Schultern. Er blickt auf eine frühe, unglückliche Liebe zurück, nutzt Tinder, ohne dass es dadurch zu Begegnungen in der echten Welt kommt, und versucht sich neben der Arbeit als Bauer erfolglos als Fischzüchter. Die Härte gegen sich und andere, die er für diese Lebensweise benötigt, wird gleich auf den ersten Seiten des Romans anschaulich, wenn er den Hofhund, den er der Wilderei verdächtigt, heimlich vergiftet. Der Vater, der ihn dabei beobachtet, wagt nicht, ihn zur Rede zu stellen.
All dies erzählt Kaiser-Mühlecker bisweilen einlullend sachlich und mit so viel Verständnis für seinen Protagonisten, dass die Abgründe dieser Erzählung erst allmählich - dann aber umso intensiver - sichtbar werden. Was für Jakob völlig einleuchtend ist, Zusammenhänge, Wertungen, Entscheidungen, taugt auch dazu, den Leser zu überzeugen. Den Prozess darzustellen, in dem dieses Weltbild Risse bekommt, unterstützt durch sparsame, dahingeworfene und zunehmend erregtere Bemerkungen von Jakobs Umgebung, ist keine geringe Leistung des Autors. Dabei sind Zeichen von Jakobs Verzweiflung und Wut, die der junge Bauer selbst beharrlich beiseiteschiebt, von Anfang an vorhanden, aber in ihrem Ausmaß erst rückblickend zu erkennen. Da ist die betäubende Arbeit, aber da ist auch ein alter Revolver im Schlafzimmer, den Jakob zu einer Art russischem Roulette mit sich selbst benutzt. Da ist ein umfassender Zorn, dessen Folgen Jakob lange ausblendet und sich erst gegen Ende des Romans bewusst macht. Und da ist die Angst in den Augen seiner Familienmitglieder, die er sich - und dem Leser - als Respektbezeugung deutet, als Zeichen dafür, dass man seine entsagungsvolle Arbeit auf dem Hof anerkennt.
In dieser Situation wirkt Katja wie ein Katalysator. Der Autor schildert die Annäherung der beiden ebenso wie den Riss, der bald durch diese Partnerschaft geht, aus Jakobs Augen und mit dem stark eingefärbten Blick des an sein Alleinsein gewöhnten Bauern. Er ist sich vollkommen sicher, seinen Sohn Marlon zu lieben wie nichts auf der Welt, und findet es zugleich vollkommen normal, den Säugling anzubrüllen. Dass Katja das Kind bisweilen hastig vom Boden aufhebt und schützend in den Arm nimmt, schiebt er auf den Hund, der ihn begleitet, und kommt nicht auf den Gedanken, dass er selbst es ist, der Katja um das Kind bangen lässt. Und wenn dieser Hund in seiner Gegenwart so heftig zittert - ist das wirklich der "Blutrausch" des Tiers, wie Jakob glaubt?
In diesem Stadium des Romans ist das Vertrauen des Lesers in Jakobs Schilderung längst erschüttert. Und während der Bauer, der schließlich doch anstelle der Rechtsextremisten das Vermögen der Großmutter erbte, den wachsenden Respekt seiner Nachbarn genießt, werden Katjas Blicke auf ihn immer fassungsloser. "Ich darf diese Frau niemals verlieren", denkt Jakob einmal, während er schon längst dabei ist.
Der Autor denunziert ihn nicht, er nimmt die Perspektive eines Menschen ein, der eine Last übernimmt, die ihn um seine Jugend bringt. Dass er ein Weltbild, das sich in der Folge formt, so überzeugend darstellt und es zugleich so entschieden relativiert, macht diesen Roman zu einem ästhetischen Ereignis.
Reinhard Kaiser-Mühlecker: "Wilderer". Roman.
Verlag S. Fischer,
Frankfurt am Main 2022.
352 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Zu welcher Familie sie da stößt, ist ihr in diesem Moment wahrscheinlich noch nicht klar, und obwohl der Roman "Wilderer" von Reinhard Kaiser-Mühlecker allein aus der Perspektive Jakobs erzählt wird, bleibt vieles auch für den Leser ein Rätsel. Der junge Bauer jedenfalls erweist sich, je weiter der Roman fortschreitet, als äußerst zuverlässig bei der Arbeit und als sehr fragwürdige Quelle, um die Vergangenheit und die Gegenwart der Familie darzustellen. Auf seinen Vater ist nicht zu zählen, er hat den Hof, glaubt Jakob, mit wüsten Ideen runtergebracht und trägt die Schuld daran, dass Acker um Acker aus dem Familienbesitz an die Nachbarn verkauft werden musste. Dabei ist die Familie eigentlich reich, die Rede ist von "Judengeld", von Vermögen, das die Familie in der Zeit des Nationalsozialismus an sich gerafft hat und über das einzig Jakobs verwitwete Großmutter verfügt - sie hat erklärt, es einer rechtsradikalen Partei vererben zu wollen.
Weil also der Vater als Bauer ausfiel und seine älteren Geschwister Alexander und Luisa rasch das Weite suchten, liegt alle Last auf Jakobs Schultern. Er blickt auf eine frühe, unglückliche Liebe zurück, nutzt Tinder, ohne dass es dadurch zu Begegnungen in der echten Welt kommt, und versucht sich neben der Arbeit als Bauer erfolglos als Fischzüchter. Die Härte gegen sich und andere, die er für diese Lebensweise benötigt, wird gleich auf den ersten Seiten des Romans anschaulich, wenn er den Hofhund, den er der Wilderei verdächtigt, heimlich vergiftet. Der Vater, der ihn dabei beobachtet, wagt nicht, ihn zur Rede zu stellen.
All dies erzählt Kaiser-Mühlecker bisweilen einlullend sachlich und mit so viel Verständnis für seinen Protagonisten, dass die Abgründe dieser Erzählung erst allmählich - dann aber umso intensiver - sichtbar werden. Was für Jakob völlig einleuchtend ist, Zusammenhänge, Wertungen, Entscheidungen, taugt auch dazu, den Leser zu überzeugen. Den Prozess darzustellen, in dem dieses Weltbild Risse bekommt, unterstützt durch sparsame, dahingeworfene und zunehmend erregtere Bemerkungen von Jakobs Umgebung, ist keine geringe Leistung des Autors. Dabei sind Zeichen von Jakobs Verzweiflung und Wut, die der junge Bauer selbst beharrlich beiseiteschiebt, von Anfang an vorhanden, aber in ihrem Ausmaß erst rückblickend zu erkennen. Da ist die betäubende Arbeit, aber da ist auch ein alter Revolver im Schlafzimmer, den Jakob zu einer Art russischem Roulette mit sich selbst benutzt. Da ist ein umfassender Zorn, dessen Folgen Jakob lange ausblendet und sich erst gegen Ende des Romans bewusst macht. Und da ist die Angst in den Augen seiner Familienmitglieder, die er sich - und dem Leser - als Respektbezeugung deutet, als Zeichen dafür, dass man seine entsagungsvolle Arbeit auf dem Hof anerkennt.
In dieser Situation wirkt Katja wie ein Katalysator. Der Autor schildert die Annäherung der beiden ebenso wie den Riss, der bald durch diese Partnerschaft geht, aus Jakobs Augen und mit dem stark eingefärbten Blick des an sein Alleinsein gewöhnten Bauern. Er ist sich vollkommen sicher, seinen Sohn Marlon zu lieben wie nichts auf der Welt, und findet es zugleich vollkommen normal, den Säugling anzubrüllen. Dass Katja das Kind bisweilen hastig vom Boden aufhebt und schützend in den Arm nimmt, schiebt er auf den Hund, der ihn begleitet, und kommt nicht auf den Gedanken, dass er selbst es ist, der Katja um das Kind bangen lässt. Und wenn dieser Hund in seiner Gegenwart so heftig zittert - ist das wirklich der "Blutrausch" des Tiers, wie Jakob glaubt?
In diesem Stadium des Romans ist das Vertrauen des Lesers in Jakobs Schilderung längst erschüttert. Und während der Bauer, der schließlich doch anstelle der Rechtsextremisten das Vermögen der Großmutter erbte, den wachsenden Respekt seiner Nachbarn genießt, werden Katjas Blicke auf ihn immer fassungsloser. "Ich darf diese Frau niemals verlieren", denkt Jakob einmal, während er schon längst dabei ist.
Der Autor denunziert ihn nicht, er nimmt die Perspektive eines Menschen ein, der eine Last übernimmt, die ihn um seine Jugend bringt. Dass er ein Weltbild, das sich in der Folge formt, so überzeugend darstellt und es zugleich so entschieden relativiert, macht diesen Roman zu einem ästhetischen Ereignis.
Reinhard Kaiser-Mühlecker: "Wilderer". Roman.
Verlag S. Fischer,
Frankfurt am Main 2022.
352 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Rezensentin Ursula März liest gebannt den neuen Roman von Reinhard Kaiser-Mühlecker. Dass der Autor das Bauerndasein von innen kennt, begreift März schnell. Das unterscheidet den Text von anderen Dorf- und Bauernromanen, findet sie. Plastische Beschreibungen landwirtschaftlicher Tätigkeiten und den Sehnsüchten nach einem anderen Leben eignen der Geschichte um einen glücklosen Jungbauern, dem seine finstere Charakterseite im Wege steht, Jähzorn, Hass und ein Hang zur Gewalttätigkeit. Diese bedrohliche Note durchzieht den Text laut März und bedeutet Unheil. Und sie rückt den Roman weg vom Bauernrealismus und in die Nähe existenzialistischer Literatur, findet die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Reinhard Kaiser-Mühlecker aber ist ein Roman gelungen, der den Realismus eines zeitgenössischen Bauernhofes in die Richtung existenzialistischer Literatur lenkt. [...] Vom ersten bis zum letzten Satz bannend zu lesen. Ursula März Die Zeit 20220630
Rezensent Tilman Spreckelsen hält Reinhard Kaiser-Mühleckers Roman über einen jungen Landwirt mit einer tiefsitzenden Verstörung für ein Ereignis. Wie der Autor, ohne seine Figur zu denunzieren, Stück für Stück das Rätsel um den Bauern lüftet, um das Vermögen der Familie und die latente Härte der bäuerlichen Lebensweise, findet Spreckelsen überzeugend. Wenn sich die Abgründe der Geschichte und der Figur schließlich öffnen, wird es für Spreckelsen intensiv. Stark findet er außerdem, wie der Autor das Ringen der Figur mit sich selbst beschreibt.
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Die Romanhandlung um den Landwirt Jakob ist eigentlich unspektakulär, aber gibt eine unterschwellige, innere Dramatik, die den Leser an den gut formulierten Text fesselt.
Jakob betreibt den nahezu bankrotten Hof seines Vaters praktisch alleine und wirkt ziemlich verbittert, auch wegen anderen …
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Die Romanhandlung um den Landwirt Jakob ist eigentlich unspektakulär, aber gibt eine unterschwellige, innere Dramatik, die den Leser an den gut formulierten Text fesselt.
Jakob betreibt den nahezu bankrotten Hof seines Vaters praktisch alleine und wirkt ziemlich verbittert, auch wegen anderen Konflikten. Man ist als Leser streckenweise auf der Spur nachdem, was zu seiner Haltung geführt hat.
Eine wende könnte es geben, als er Katja trifft, mit der er sogar ein Kind bekommt.
Wilderer hat mir deutlich besser gefallen als Kaiser-Mühleckers letzter Roman Enteignung.
Der österreichische Schriftsteller Reinhard Kaiser-Mühlecker hat die zeitgenössische Literatur nicht neu erfunden, aber ein gutes Beispiel für ein niveauvolles Buch dieser Form vorgelegt.
Vielleicht ist es sogar ein Kandidat für die Longlist des Deutschen Buchpreises dieses Jahr!
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Faktisch führt Jakob den Bauernhof seiner Eltern schon, seit er ein Jugendlicher war. Den ersehnten Erfolg konnte er damit bisher aber nicht einfahren, seine Projekte gehen nicht auf, bringen kaum genug ein, um den Hof zu halten. Das ändert sich, als Jakob die Künstlerin Katja …
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Faktisch führt Jakob den Bauernhof seiner Eltern schon, seit er ein Jugendlicher war. Den ersehnten Erfolg konnte er damit bisher aber nicht einfahren, seine Projekte gehen nicht auf, bringen kaum genug ein, um den Hof zu halten. Das ändert sich, als Jakob die Künstlerin Katja kennenlernt. Ihre Geschäftstüchtigkeit gepaart mit seinem Know-How bringen endlich die ersehnte Anerkennung und das nötige Geld. Katja und Jakob heiraten, bekommen ein Kind, bauen weiter aus. Aber was wie eine solide Erfolgsgeschichte aussieht, kann im Inneren fragiler sein, als man meint.
“Wilderer” von Reinhard Kaiser-Mühlecker bringt mich in die verzwickte Lage, wenig darüber sagen zu können, wenn ich vermeiden möchte, zu viel zu verraten. Ich habe das Buch gehasst und geliebt. Beides könnte ich erklären, aber nicht, ohne die Lektüre für zukünftige Leser weitestgehend überflüssig zu machen.
Was ich verraten kann, ist, dass mich alleine die Ambivalenz meiner Gefühle, die dieser Roman ausgelöst hat, schon in Bewunderung für den Autor versetzt hat. Nicht nur die Ambivalenz, auch die Verunsicherung, die durch diese ausgelöst wurde. Welches Gefühl ist das richtige? Wo ist mir ein Fehler unterlaufen? Oder geht womöglich beides zusammen? Was bedeutet das letztendlich für meine Gesamtbewertung? Lauter Gedankengänge, denen ich mich gewöhnlich nicht widme.
Kaiser-Mühlecker ist ein talentierter Atmosphärenerschaffer. Wir lesen das eine und fühlen doch was anderes. Etwas stimmt nicht, etwas ist leicht verschoben, unausgesprochen. Das spiegelt sich auch in den Beziehungen innerhalb der Familie wider. Jakobs Eltern, die Großmutter, Schwester und Bruder - die Familienbande scheinen von Neid, Misstrauen und Missgunst bestimmt. Gespräche sind selten, Empathie noch rarer. Die Einsamkeit der einzelnen Familienmitglieder ist greifbar. Eine Lösung eher nicht.
Ich würde gerne noch so viel mehr zu diesem beeindruckenden Roman sagen, werde es mir aber verkneifen. “Wilderer” war dieses Jahr auf der Longlist des Deutschen und auf der Shortlist des Österreichischen Buchpreises. Das ist ein großer Erfolg, aber ich hätte ihm noch mehr gegönnt. Unbedingt lesen!
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"Ich sehe es wirklich als eine Art Verpflichtung an, die Welt, die ich kenne, darzustellen, also erfahrbar zu machen - einem, der sie nicht kennt." So wird Autor Reinhard Kaiser-Mühlecker im Klappentext seines aktuellen Romans zitiert. Dieser selbst auferlegten Verpflichtung ist er …
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"Ich sehe es wirklich als eine Art Verpflichtung an, die Welt, die ich kenne, darzustellen, also erfahrbar zu machen - einem, der sie nicht kennt." So wird Autor Reinhard Kaiser-Mühlecker im Klappentext seines aktuellen Romans zitiert. Dieser selbst auferlegten Verpflichtung ist er mit "Wilderer" auf hervorragende Weise nachgekommen.
Protagonist ist der Jungbauer Jakob, der nicht nur mit seinen persönlichen Dämonen, sondern auch mit der Ablehnung durch Familie und Dorfgemeinschaft zu kämpfen hat. Der Erzählung kommt sicher zugute, dass Kaiser-Mühlecker weiß, worüber er schreibt: Selbst in einem oberösterreichischen Gehöft aufgewachsen führt er - neben der Schriftstellerei - die Landwirtschaft seiner Vorfahren.
"Wilderer" ist von Anfang an von einer gewissen Schwere geprägt. Beeindruckt hat mich dabei, dass der junge Jakob allen Widrigkeiten trotzt und, obwohl er vieles hinterfragt, letztendlich doch immer weitermacht. Darin findet sich etwas sehr Tröstliches und Hoffnungsvolles; eine sehr empfehlenswerte Lektüre in diesen für viele so schweren Zeiten.
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Der Titel des Romans „Wilderer“ von Reinhard Kaiser-Mühlecker ist teilweise metaphorisch zu sehen. In der Geschichte wildern Hunde. Es ist schwierig, bei ihnen den einmal erwachten Trieb im Weiteren zu unterdrücken. Wildernde Otter und Graureiher machen der Hauptfigur das Leben …
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Der Titel des Romans „Wilderer“ von Reinhard Kaiser-Mühlecker ist teilweise metaphorisch zu sehen. In der Geschichte wildern Hunde. Es ist schwierig, bei ihnen den einmal erwachten Trieb im Weiteren zu unterdrücken. Wildernde Otter und Graureiher machen der Hauptfigur das Leben schwer. Thema ist aber auch das sogenannte Wildern bei fremden Frauen als Betrug in der Ehe.
Der Protagonist Jakob Fischer lebt auf einem Hof, der nach dem Tod des Großvaters seiner Großmutter gehört. Permanent ist das Rauschen der Fahrzeuge zu hören, die über die Autobahnbrücke fahren, die sich über das Tal in der Nähe des Hofs spannt. Das Gehöft liegt in einer eher beschaulichen Gegend im Westen Oberösterreichs. Das Bild auf dem Cover von Grace Helmer fasst passend die Stimmung auf, die ich beim Lesen empfand.
Über die Kindheit von Jakob und seiner Familie hat der Autor bereits den Roman „Fremde Seele, dunkler Wald“ verfasst, den ich nicht gelesen habe. Ich konnte der Erzählung aber problemlos folgen. Jakob ist inzwischen ein junger Mann, der seit Jahren den Hof in eigener Verantwortung führt, weil sein Vater daran kein Interesse zeigt. Seine Großmutter ist zu krank, um das Haus zu verlassen. Die Rolle der Mutter bleibt blass, sie agiert im Hintergrund und führt den Haushalt. Nebenher arbeitet Jakob als Schulwart, um sich etwas dazu zu verdienen, denn die Landwirtschaft trägt sich nicht mehr. Die Umsetzung einiger seiner Ideen und auch solche vom Vater scheiterten bisher.
Dann lernt er bei einer Auftragsarbeit die Künstlerin Katja kennen, die mit ihm trotz oder gerade wegen seiner spröden Art Kontakt hält aus dem sich bald mehr entwickelt. Als Katja sich ihm für kurze Zeit als Praktikantin anbietet, stellt sich heraus, dass sie auf ihre ganz eigene Weise frischen Wind auf den Hof bringt. Josef springt über seinen beruflichen Schatten und lässt sich darauf ein, was Katja ihm vorschlägt.
Jakob ist es gewöhnt, eingefahrenen Wege zu gehen, bei denen sich zeigt, dass sie nicht zukunftsträchtig sind. Doch er weiß, dass er ein guter und ausdauernder Arbeiter ist. Er leistet denen die fragen, gerne einen Gefallen, auf ihn kann man sich verlassen. Lob erwartet er keins dafür. Von Beginn an ist der Misston zwischen ihm und seinem Vater zu spüren. Jakob ist mit wenig zufrieden. Ein Kasten Bier unter dem Bett und klassische Musik über Kopfhörer bei der Arbeit verschönern ihm den Tag. Mit Katja an seiner Seite muss er seinen Alltag neugestalten. Schon einmal hat er eine Beziehung geführt. Daraus resultiert ein beständiges Misstrauen, die es ihm erschwert sich auf eine neue Partnerin einzulassen.
Das Gefühl, ausgenutzt zu werden, verlässt ihn nie. Es gibt Momente, in denen er sich hilflos fühlt und sich aus seiner Resignation heraus eine solch große Wut entsteht, die dann gegenüber Lebewesen zum Ausdruck kommt. Diese Zeiten bilden einen zentralen Punkt im Roman. Die Folgen seines Zorns führen Jakob gedanklich im Kreis, denn sie führen ihn wieder zu seiner Machtlosigkeit zurück.
Die Geschichte thematisiert den Alltag in der Landwirtschaft mit seinen verschiedensten Möglichkeiten, Erträge zu erwirtschaften unter den vorgegebenen staatlichen Bedingungen und der Nachfrage des Verbrauchers. Man spürt dem Roman an, dass der Autor sich in diesem Metier auskennt, denn seine Schilderungen wirken lebendig und authentisch. An Jakob werden immer wieder neue Herausforderungen herangetragen, er ist nie ohne Arbeit, die er meist gelassen erledigt. Intensiv vermittelt der Autor das Hadern Jakobs mit dem Schicksal und der damit verbundenen inneren Auseinandersetzung. Hier und dort deutet er an, dass die Geschichte in Zeiten von Corona spielt.
Reinhard Kaiser-Mühlecker beschreibt in seinem Roman „Wilderer“ das Leben auf einem Hof am Rand einer Kleinstadt, der von dem jungen, wortkargen Landwirt Jakob geführt wird. Die eigenen Erfahrungen des Autors lassen die Geschichte real wirken. Im Mittelpunkt stehen die Chancen und Möglichkeiten, aber auch die damit verbund
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Broschiertes Buch
Ich bin begeistert von diesem ruhigen, unaufgeregten Roman, zeitlos wirkt er, auch wenn er unsere Zeit beschreibt, ein Gegenwartsroman von großer Wucht, ohne dabei ins Extreme, Aufregende zu schlagen mit einer wunderbaren Sprache. Nach diesem Roman mag ich nur noch eins, mehr von Reinhard …
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Ich bin begeistert von diesem ruhigen, unaufgeregten Roman, zeitlos wirkt er, auch wenn er unsere Zeit beschreibt, ein Gegenwartsroman von großer Wucht, ohne dabei ins Extreme, Aufregende zu schlagen mit einer wunderbaren Sprache. Nach diesem Roman mag ich nur noch eins, mehr von Reinhard Kaiser-Mühlecker lesen.
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