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Ein persönlicher Blick auf eine Epoche der Freiheit im Osten wie im Westen Europas. Glänzend erzählt.Mit spielerischem Scharfsinn hilft uns Adam Soboczynski uns selbst ebenso zu verstehen wie diesen seltsamen Osten Europas. Er erzählt von seiner Jugend in der Bonner und dem Erwachsensein in der Berliner Republik, von der großen Freiheit zwischen den Jahren 1989 und 2022, und wie sie verloren zu gehen droht - in beiden Teilen Europas. Im Osten wird sie von außen bedroht, im Westen durch innere Kämpfe.Adam Soboczynski zieht als Sechsjähriger aus Polen in die westdeutsche Provinz. Er verl...
Ein persönlicher Blick auf eine Epoche der Freiheit im Osten wie im Westen Europas. Glänzend erzählt.
Mit spielerischem Scharfsinn hilft uns Adam Soboczynski uns selbst ebenso zu verstehen wie diesen seltsamen Osten Europas. Er erzählt von seiner Jugend in der Bonner und dem Erwachsensein in der Berliner Republik, von der großen Freiheit zwischen den Jahren 1989 und 2022, und wie sie verloren zu gehen droht - in beiden Teilen Europas. Im Osten wird sie von außen bedroht, im Westen durch innere Kämpfe.
Adam Soboczynski zieht als Sechsjähriger aus Polen in die westdeutsche Provinz. Er verlässt mit seinen Eltern die Arbeitersiedlung einer polnischen Chemiefabrik und gelangt in ein fremdes Traumland voller Wunderwerke wie den Ford Capri, die große Trommel Chio Chips und Freiheit. Dass er in seiner neuen Heimat ganz angekommen ist, merkt er Jahre später, als er Deutschland genauso vermieft und unerträglich findet, wie es sich für einen echten Deutschen gehört. Sein Blick wandert immer wieder in den Osten Europas, der nach dem Fall des Eisernen Vorhangs zur Blüte gelangt und bald schon wieder bedroht wird. Und wer hätte gedacht, dass sich auch die Freiheit im Westen in Gefahr befindet? Durch Trump und die AfD, aber auch durch die allgegenwärtige Empfindlichkeit der Aufklärungs- und Liberalismuskritiker. Ein heiteres, ein melancholisches, ein kluges und gegenwärtiges Buch.
Mit spielerischem Scharfsinn hilft uns Adam Soboczynski uns selbst ebenso zu verstehen wie diesen seltsamen Osten Europas. Er erzählt von seiner Jugend in der Bonner und dem Erwachsensein in der Berliner Republik, von der großen Freiheit zwischen den Jahren 1989 und 2022, und wie sie verloren zu gehen droht - in beiden Teilen Europas. Im Osten wird sie von außen bedroht, im Westen durch innere Kämpfe.
Adam Soboczynski zieht als Sechsjähriger aus Polen in die westdeutsche Provinz. Er verlässt mit seinen Eltern die Arbeitersiedlung einer polnischen Chemiefabrik und gelangt in ein fremdes Traumland voller Wunderwerke wie den Ford Capri, die große Trommel Chio Chips und Freiheit. Dass er in seiner neuen Heimat ganz angekommen ist, merkt er Jahre später, als er Deutschland genauso vermieft und unerträglich findet, wie es sich für einen echten Deutschen gehört. Sein Blick wandert immer wieder in den Osten Europas, der nach dem Fall des Eisernen Vorhangs zur Blüte gelangt und bald schon wieder bedroht wird. Und wer hätte gedacht, dass sich auch die Freiheit im Westen in Gefahr befindet? Durch Trump und die AfD, aber auch durch die allgegenwärtige Empfindlichkeit der Aufklärungs- und Liberalismuskritiker. Ein heiteres, ein melancholisches, ein kluges und gegenwärtiges Buch.
Adam Soboczynski, geboren 1975 im polnischen Torü, lebt in Berlin und Hamburg und leitet das Ressort Literatur im Feuilleton der ZEIT. Er schrieb mehrere erzählerische Sachbücher, darunter 'Die schonende Abwehr verliebter Frauen'. Seine Werke wurden ins Spanische, Französische, Polnische, Italienische und Niederländische übersetzt. 2015 erschien sein Roman 'Fabelhafte Eigenschaften' bei Klett-Cotta.
Produktdetails
- Verlag: Klett-Cotta
- 4. Aufl.
- Seitenzahl: 176
- Erscheinungstermin: 16. September 2023
- Deutsch
- Abmessung: 195mm x 121mm x 20mm
- Gewicht: 224g
- ISBN-13: 9783608986389
- ISBN-10: 3608986383
- Artikelnr.: 67766588
Herstellerkennzeichnung
Klett-Cotta Verlag
Rotebühlstr. 77
70178 Stuttgart
produktsicherheit@klett-cotta.de
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Zunächst hat Rezensent Jörg Thomann die Befürchtung, dass der Titel von Adam Soboczynskis Buch womöglich etwas zu großspurig ausgefallen sei. Aber dann füllt der Literatur-Redakteur Sobocynski das doch gut aus, nickt der Kritikerkollege ab. Es geht um die Biografie des Autors, dessen Familie aus Polen nach Westdeutschland auswanderte, und um das Aufwachsen in diesem "versachlichten" Land im Gegensatz zur "stürmischen" Heimat Polen. Dabei widme sich Sobocynski dem abschätzigen Blick, mit dem Polen vom Westen bedacht wurde, der damit einhergehenden Ignoranz gegenüber polnischen Literaten, und auch anderen geografische Stationen wie einer Reise nach Moskau, wo der Besuch eines Tolstoi-Museums zur Passage von "grotesker und erhellender Komik" gerät, lobt Thomann. Auch sonst schreibe Sobocynski "leicht" und "elegant"; der Kritiker freut sich zudem über einige aus dem Vorgängerbuch des Autors übernommene, besonders gelungene Sprachbilder. Dass es dann in der Beschreibung der achtziger Jahre bis "kurz vor heute" als dem kleinen, goldenen Zeitfenster des blühenden westlichen Liberalismus sehr nostalgisch zugeht, findet der Kritiker zwar etwas "generationgolfig", aber berechtigt und verzeiht das dem Autor daher gerne.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Die goldenen Jahrzehnte haben wir inzwischen hinter uns
Im Land der Befangenheit: Adam Soboczynski erzählt von seinem Leben und trauert der Zeit zwischen den Achtzigern und heute hinterher
Peter Rühmkorf könnte der Erste gewesen sein, 1975 erschien sein Essayband "Walther von der Vogelweide, Klopstock und ich". Bekannter ist der De-Niro-Film "Meine Braut, ihr Vater und ich", außerdem gibt es "Frau Rettich, die Czerni und ich" sowie, aktuell im Kino, "Sophia, der Tod und ich". Und nun also auch, frisch im Buchhandel, "Traumland - Der Westen, der Osten und ich". Ein Untertitel, der dem bewährten Muster folgt und doch besonders anmaßend klingt: Der ganze Westen und der ganze Osten, das ist noch mal eine andere
Im Land der Befangenheit: Adam Soboczynski erzählt von seinem Leben und trauert der Zeit zwischen den Achtzigern und heute hinterher
Peter Rühmkorf könnte der Erste gewesen sein, 1975 erschien sein Essayband "Walther von der Vogelweide, Klopstock und ich". Bekannter ist der De-Niro-Film "Meine Braut, ihr Vater und ich", außerdem gibt es "Frau Rettich, die Czerni und ich" sowie, aktuell im Kino, "Sophia, der Tod und ich". Und nun also auch, frisch im Buchhandel, "Traumland - Der Westen, der Osten und ich". Ein Untertitel, der dem bewährten Muster folgt und doch besonders anmaßend klingt: Der ganze Westen und der ganze Osten, das ist noch mal eine andere
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Hausnummer als Frau Rettich oder Klopstock.
Das Ich, das sich so selbstbewusst einreiht neben den beiden Himmelsrichtungen, die hier natürlich, wenn schon keine Systeme mehr, so doch Lebensmodelle meinen, gehört Adam Soboczynski, der seine Leser auch vom Cover anblickt - als so skeptisches wie adrett gekleidetes Kleinkind. Der enge Rollkragenpulli mit den zwei Streifen, die dunkle Hose mit den Vordertaschen: Auch Kinder im Westdeutschland der Siebziger und Achtziger wurden in solche schick gemeinten Klamotten gesteckt. Typischer noch dürfte jener Look für realsozialistische Länder gewesen sein, zum Beispiel für Soboczynskis Geburtsland Polen. Soboczynski, Jahrgang 1975 und Literaturchef der "Zeit", kennt - was den Buchuntertitel weniger vermessen wirken lässt - das Leben im Osten wie im Westen, sein publizistisches Ich hat sich schon 2006 in seinem Erinnerungsband "Polski Tango" als tragfähig erwiesen. Einige wenige besonders gelungene Sprachbilder daraus wie die "einsame" deutsche Grammatik seines Vaters hat er in sein neues Buch hinübergerettet, das den Bogen zeitlich, geographisch und gesellschaftlich aber viel weiter spannt.
Mit Soboczynskis Ich reisen die Leser aus dem polnischen Torun ins "viel beschworene Traumreich" Deutschland, das seiner Familie dank der mütterlichen deutschen Wurzeln zur neuen Heimat wird, als der Junge sechs Jahre alt ist. In Koblenz am Rhein arbeiten die Eltern, "materialistisch und rechtschaffen", emsig an ihrer geräuschlosen Integration, während der Sohn die Umgebung bald mit gymnasiastentypischer Arroganz betrachten wird als "besonders langweiligen, besonders hässlichen, besonders spießbürgerlichen Ort", gelegen in einem "besonders unattraktiven Land", mutmaßlich auf ewig regiert "von einem besonders unattraktiven und besonders dicken Kanzler".
Weitere Stationen nach Koblenz sind die Bonner Uni, Altbauwohnungen in Berlin, jener "kindisch-großartigen Stadt", und - Soboczynski ist Feuilletonist - Cafés in Paris und Wien. Auch nach Moskau geht es, wo der Autor vor allem "endzeitliche Leere" vorfindet. Das Kapitel, in dem Soboczynski und sein mitreisender Freund erst in einem Tolstoi-Museum merken, dass dieses nicht den großen Leo, sondern dessen entfernten Verwandten Alexej - einen finsteren Sowjet-Apparatschik - ehrt, ist von grotesker und erhellender Komik.
Und immer wieder geht es zurück nach Polen, das zu dem "versachlichten" Land, in welchem Soboczynski nun lebt, einen nach wie vor enormen Kontrast bildet - "auch wegen des stürmischen Geherzes und der Freudentränen, des lauten Geschnatters bis in die Nacht, der Papstfolklore und der Rauchschwaden an einem mit Wodkaflaschen zugestellten Abendtisch". Den Patriotismus nicht zu vergessen: Wo Polen ein "Land des Stolzes" ist, zeigt sich das mit seiner dunklen Geschichte hadernde Deutschland als "Land der Befangenheit". Und als eines, das eine "sehr rührselige Verbundenheit zu den Russen" pflegt und die Polen, die damit so gar nichts anfangen können, viel zu lange "als Hysteriker verlacht" hat. Touché, gar keine Frage.
Soboczynski braucht nicht viel Platz für große Thesen, er schreibt leicht, prägnant, elegant und unterhaltsam sowie mit dem Mut zur Verallgemeinerung. "Die Deutschen" - genauer: die Westdeutschen - sind für ihn Leute, die sich durch die traditionsbewussten polnischen oder türkischen Einwanderer "an die konservativen Gründerjahre der Republik" erinnert fühlen, derweil sie selbst "an der Überwindung der Geschlechtergrenzen, der Nation, der Kleiderordnung und des generischen Maskulinums" arbeiten und darauf setzen, dass sich der Rest der Welt von ihren westlichen Werten anstecken lässt. Das linksliberale Bildungsbürgertum, das Soboczynski auch in seinem Brotberuf bedient, dürfte sich darin wiedererkennen, doch was ist mit dem Rest? Die deutsche Ignoranz gegenüber polnischen Literaten wie Wislawa Szymborska, Czeslaw Milosz und Boleslaw Prus beklagt der Autor mit Recht, doch wenn er dies kontrastiert damit, dass "man" dafür Sartre, Flaubert und Françoise Sagan kenne, so beschreibt er wiederum sein eigenes, mutmaßlich schrumpfendes Milieu. Die deutsche Bildungsmisere könnte hier über kurz oder lang für ausgleichende Ost-West-Gerechtigkeit sorgen.
An entscheidender Stelle wird Soboczynskis Ich dann zum Wir. Nämlich dann, wenn er sein "Traumland" oder "Traumschloss" beschreibt, und zwar den westlichen Liberalismus in seiner schönsten Blüte von den Achtzigerjahren bis kurz vor heute. "Wir lebten in Jahren der Freiheit", schreibt Soboczynski, nämlich frei "von weltanschaulicher Verbissenheit" in einem Land, das "weniger dumpf war als gewohnt" und - "Unser Fernsehstar war Harald Schmidt" - nichts mehr ernst nahm, weil es nichts ernst nehmen musste. Diese Nostalgie mag ein wenig generationgolfig klingen, fußt aber auf der klarsichtigen und bitteren Ahnung, dass es sich bei den goldenen Jahrzehnten um ein recht schmales Zeitfenster handelte, das sich mit plötzlichem Knall geschlossen hat. Diese "beste aller möglichen Welten" zu wenig wertgeschätzt haben, das wirft Soboczynski sich, uns, dem Westen vor. Dessen Feinde reden ihn schließlich ohnehin ständig schlecht, das muss er nicht auch noch selbst übernehmen. JÖRG THOMANN
Adam Soboczynski: "Traumland". Der Westen, der Osten und ich.
Klett-Cotta, Stuttgart 2023. 176 S., geb., 20,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das Ich, das sich so selbstbewusst einreiht neben den beiden Himmelsrichtungen, die hier natürlich, wenn schon keine Systeme mehr, so doch Lebensmodelle meinen, gehört Adam Soboczynski, der seine Leser auch vom Cover anblickt - als so skeptisches wie adrett gekleidetes Kleinkind. Der enge Rollkragenpulli mit den zwei Streifen, die dunkle Hose mit den Vordertaschen: Auch Kinder im Westdeutschland der Siebziger und Achtziger wurden in solche schick gemeinten Klamotten gesteckt. Typischer noch dürfte jener Look für realsozialistische Länder gewesen sein, zum Beispiel für Soboczynskis Geburtsland Polen. Soboczynski, Jahrgang 1975 und Literaturchef der "Zeit", kennt - was den Buchuntertitel weniger vermessen wirken lässt - das Leben im Osten wie im Westen, sein publizistisches Ich hat sich schon 2006 in seinem Erinnerungsband "Polski Tango" als tragfähig erwiesen. Einige wenige besonders gelungene Sprachbilder daraus wie die "einsame" deutsche Grammatik seines Vaters hat er in sein neues Buch hinübergerettet, das den Bogen zeitlich, geographisch und gesellschaftlich aber viel weiter spannt.
Mit Soboczynskis Ich reisen die Leser aus dem polnischen Torun ins "viel beschworene Traumreich" Deutschland, das seiner Familie dank der mütterlichen deutschen Wurzeln zur neuen Heimat wird, als der Junge sechs Jahre alt ist. In Koblenz am Rhein arbeiten die Eltern, "materialistisch und rechtschaffen", emsig an ihrer geräuschlosen Integration, während der Sohn die Umgebung bald mit gymnasiastentypischer Arroganz betrachten wird als "besonders langweiligen, besonders hässlichen, besonders spießbürgerlichen Ort", gelegen in einem "besonders unattraktiven Land", mutmaßlich auf ewig regiert "von einem besonders unattraktiven und besonders dicken Kanzler".
Weitere Stationen nach Koblenz sind die Bonner Uni, Altbauwohnungen in Berlin, jener "kindisch-großartigen Stadt", und - Soboczynski ist Feuilletonist - Cafés in Paris und Wien. Auch nach Moskau geht es, wo der Autor vor allem "endzeitliche Leere" vorfindet. Das Kapitel, in dem Soboczynski und sein mitreisender Freund erst in einem Tolstoi-Museum merken, dass dieses nicht den großen Leo, sondern dessen entfernten Verwandten Alexej - einen finsteren Sowjet-Apparatschik - ehrt, ist von grotesker und erhellender Komik.
Und immer wieder geht es zurück nach Polen, das zu dem "versachlichten" Land, in welchem Soboczynski nun lebt, einen nach wie vor enormen Kontrast bildet - "auch wegen des stürmischen Geherzes und der Freudentränen, des lauten Geschnatters bis in die Nacht, der Papstfolklore und der Rauchschwaden an einem mit Wodkaflaschen zugestellten Abendtisch". Den Patriotismus nicht zu vergessen: Wo Polen ein "Land des Stolzes" ist, zeigt sich das mit seiner dunklen Geschichte hadernde Deutschland als "Land der Befangenheit". Und als eines, das eine "sehr rührselige Verbundenheit zu den Russen" pflegt und die Polen, die damit so gar nichts anfangen können, viel zu lange "als Hysteriker verlacht" hat. Touché, gar keine Frage.
Soboczynski braucht nicht viel Platz für große Thesen, er schreibt leicht, prägnant, elegant und unterhaltsam sowie mit dem Mut zur Verallgemeinerung. "Die Deutschen" - genauer: die Westdeutschen - sind für ihn Leute, die sich durch die traditionsbewussten polnischen oder türkischen Einwanderer "an die konservativen Gründerjahre der Republik" erinnert fühlen, derweil sie selbst "an der Überwindung der Geschlechtergrenzen, der Nation, der Kleiderordnung und des generischen Maskulinums" arbeiten und darauf setzen, dass sich der Rest der Welt von ihren westlichen Werten anstecken lässt. Das linksliberale Bildungsbürgertum, das Soboczynski auch in seinem Brotberuf bedient, dürfte sich darin wiedererkennen, doch was ist mit dem Rest? Die deutsche Ignoranz gegenüber polnischen Literaten wie Wislawa Szymborska, Czeslaw Milosz und Boleslaw Prus beklagt der Autor mit Recht, doch wenn er dies kontrastiert damit, dass "man" dafür Sartre, Flaubert und Françoise Sagan kenne, so beschreibt er wiederum sein eigenes, mutmaßlich schrumpfendes Milieu. Die deutsche Bildungsmisere könnte hier über kurz oder lang für ausgleichende Ost-West-Gerechtigkeit sorgen.
An entscheidender Stelle wird Soboczynskis Ich dann zum Wir. Nämlich dann, wenn er sein "Traumland" oder "Traumschloss" beschreibt, und zwar den westlichen Liberalismus in seiner schönsten Blüte von den Achtzigerjahren bis kurz vor heute. "Wir lebten in Jahren der Freiheit", schreibt Soboczynski, nämlich frei "von weltanschaulicher Verbissenheit" in einem Land, das "weniger dumpf war als gewohnt" und - "Unser Fernsehstar war Harald Schmidt" - nichts mehr ernst nahm, weil es nichts ernst nehmen musste. Diese Nostalgie mag ein wenig generationgolfig klingen, fußt aber auf der klarsichtigen und bitteren Ahnung, dass es sich bei den goldenen Jahrzehnten um ein recht schmales Zeitfenster handelte, das sich mit plötzlichem Knall geschlossen hat. Diese "beste aller möglichen Welten" zu wenig wertgeschätzt haben, das wirft Soboczynski sich, uns, dem Westen vor. Dessen Feinde reden ihn schließlich ohnehin ständig schlecht, das muss er nicht auch noch selbst übernehmen. JÖRG THOMANN
Adam Soboczynski: "Traumland". Der Westen, der Osten und ich.
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»'Traumland. Der Westen, der Osten und ich' ist witzig und melancholisch, persönlich und analytisch.« Denis Scheck, SWR Lesenswert, 14.01.2024 Denis Scheck SWR 20231208
Die goldenen Jahrzehnte haben wir inzwischen hinter uns
Im Land der Befangenheit: Adam Soboczynski erzählt von seinem Leben und trauert der Zeit zwischen den Achtzigern und heute hinterher
Peter Rühmkorf könnte der Erste gewesen sein, 1975 erschien sein Essayband "Walther von der Vogelweide, Klopstock und ich". Bekannter ist der De-Niro-Film "Meine Braut, ihr Vater und ich", außerdem gibt es "Frau Rettich, die Czerni und ich" sowie, aktuell im Kino, "Sophia, der Tod und ich". Und nun also auch, frisch im Buchhandel, "Traumland - Der Westen, der Osten und ich". Ein Untertitel, der dem bewährten Muster folgt und doch besonders anmaßend klingt: Der ganze Westen und der ganze Osten, das ist noch mal eine andere
Im Land der Befangenheit: Adam Soboczynski erzählt von seinem Leben und trauert der Zeit zwischen den Achtzigern und heute hinterher
Peter Rühmkorf könnte der Erste gewesen sein, 1975 erschien sein Essayband "Walther von der Vogelweide, Klopstock und ich". Bekannter ist der De-Niro-Film "Meine Braut, ihr Vater und ich", außerdem gibt es "Frau Rettich, die Czerni und ich" sowie, aktuell im Kino, "Sophia, der Tod und ich". Und nun also auch, frisch im Buchhandel, "Traumland - Der Westen, der Osten und ich". Ein Untertitel, der dem bewährten Muster folgt und doch besonders anmaßend klingt: Der ganze Westen und der ganze Osten, das ist noch mal eine andere
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Das Ich, das sich so selbstbewusst einreiht neben den beiden Himmelsrichtungen, die hier natürlich, wenn schon keine Systeme mehr, so doch Lebensmodelle meinen, gehört Adam Soboczynski, der seine Leser auch vom Cover anblickt - als so skeptisches wie adrett gekleidetes Kleinkind. Der enge Rollkragenpulli mit den zwei Streifen, die dunkle Hose mit den Vordertaschen: Auch Kinder im Westdeutschland der Siebziger und Achtziger wurden in solche schick gemeinten Klamotten gesteckt. Typischer noch dürfte jener Look für realsozialistische Länder gewesen sein, zum Beispiel für Soboczynskis Geburtsland Polen. Soboczynski, Jahrgang 1975 und Literaturchef der "Zeit", kennt - was den Buchuntertitel weniger vermessen wirken lässt - das Leben im Osten wie im Westen, sein publizistisches Ich hat sich schon 2006 in seinem Erinnerungsband "Polski Tango" als tragfähig erwiesen. Einige wenige besonders gelungene Sprachbilder daraus wie die "einsame" deutsche Grammatik seines Vaters hat er in sein neues Buch hinübergerettet, das den Bogen zeitlich, geographisch und gesellschaftlich aber viel weiter spannt.
Mit Soboczynskis Ich reisen die Leser aus dem polnischen Torun ins "viel beschworene Traumreich" Deutschland, das seiner Familie dank der mütterlichen deutschen Wurzeln zur neuen Heimat wird, als der Junge sechs Jahre alt ist. In Koblenz am Rhein arbeiten die Eltern, "materialistisch und rechtschaffen", emsig an ihrer geräuschlosen Integration, während der Sohn die Umgebung bald mit gymnasiastentypischer Arroganz betrachten wird als "besonders langweiligen, besonders hässlichen, besonders spießbürgerlichen Ort", gelegen in einem "besonders unattraktiven Land", mutmaßlich auf ewig regiert "von einem besonders unattraktiven und besonders dicken Kanzler".
Weitere Stationen nach Koblenz sind die Bonner Uni, Altbauwohnungen in Berlin, jener "kindisch-großartigen Stadt", und - Soboczynski ist Feuilletonist - Cafés in Paris und Wien. Auch nach Moskau geht es, wo der Autor vor allem "endzeitliche Leere" vorfindet. Das Kapitel, in dem Soboczynski und sein mitreisender Freund erst in einem Tolstoi-Museum merken, dass dieses nicht den großen Leo, sondern dessen entfernten Verwandten Alexej - einen finsteren Sowjet-Apparatschik - ehrt, ist von grotesker und erhellender Komik.
Und immer wieder geht es zurück nach Polen, das zu dem "versachlichten" Land, in welchem Soboczynski nun lebt, einen nach wie vor enormen Kontrast bildet - "auch wegen des stürmischen Geherzes und der Freudentränen, des lauten Geschnatters bis in die Nacht, der Papstfolklore und der Rauchschwaden an einem mit Wodkaflaschen zugestellten Abendtisch". Den Patriotismus nicht zu vergessen: Wo Polen ein "Land des Stolzes" ist, zeigt sich das mit seiner dunklen Geschichte hadernde Deutschland als "Land der Befangenheit". Und als eines, das eine "sehr rührselige Verbundenheit zu den Russen" pflegt und die Polen, die damit so gar nichts anfangen können, viel zu lange "als Hysteriker verlacht" hat. Touché, gar keine Frage.
Soboczynski braucht nicht viel Platz für große Thesen, er schreibt leicht, prägnant, elegant und unterhaltsam sowie mit dem Mut zur Verallgemeinerung. "Die Deutschen" - genauer: die Westdeutschen - sind für ihn Leute, die sich durch die traditionsbewussten polnischen oder türkischen Einwanderer "an die konservativen Gründerjahre der Republik" erinnert fühlen, derweil sie selbst "an der Überwindung der Geschlechtergrenzen, der Nation, der Kleiderordnung und des generischen Maskulinums" arbeiten und darauf setzen, dass sich der Rest der Welt von ihren westlichen Werten anstecken lässt. Das linksliberale Bildungsbürgertum, das Soboczynski auch in seinem Brotberuf bedient, dürfte sich darin wiedererkennen, doch was ist mit dem Rest? Die deutsche Ignoranz gegenüber polnischen Literaten wie Wislawa Szymborska, Czeslaw Milosz und Boleslaw Prus beklagt der Autor mit Recht, doch wenn er dies kontrastiert damit, dass "man" dafür Sartre, Flaubert und Françoise Sagan kenne, so beschreibt er wiederum sein eigenes, mutmaßlich schrumpfendes Milieu. Die deutsche Bildungsmisere könnte hier über kurz oder lang für ausgleichende Ost-West-Gerechtigkeit sorgen.
An entscheidender Stelle wird Soboczynskis Ich dann zum Wir. Nämlich dann, wenn er sein "Traumland" oder "Traumschloss" beschreibt, und zwar den westlichen Liberalismus in seiner schönsten Blüte von den Achtzigerjahren bis kurz vor heute. "Wir lebten in Jahren der Freiheit", schreibt Soboczynski, nämlich frei "von weltanschaulicher Verbissenheit" in einem Land, das "weniger dumpf war als gewohnt" und - "Unser Fernsehstar war Harald Schmidt" - nichts mehr ernst nahm, weil es nichts ernst nehmen musste. Diese Nostalgie mag ein wenig generationgolfig klingen, fußt aber auf der klarsichtigen und bitteren Ahnung, dass es sich bei den goldenen Jahrzehnten um ein recht schmales Zeitfenster handelte, das sich mit plötzlichem Knall geschlossen hat. Diese "beste aller möglichen Welten" zu wenig wertgeschätzt haben, das wirft Soboczynski sich, uns, dem Westen vor. Dessen Feinde reden ihn schließlich ohnehin ständig schlecht, das muss er nicht auch noch selbst übernehmen. JÖRG THOMANN
Adam Soboczynski: "Traumland". Der Westen, der Osten und ich.
Klett-Cotta, Stuttgart 2023. 176 S., geb., 20,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das Ich, das sich so selbstbewusst einreiht neben den beiden Himmelsrichtungen, die hier natürlich, wenn schon keine Systeme mehr, so doch Lebensmodelle meinen, gehört Adam Soboczynski, der seine Leser auch vom Cover anblickt - als so skeptisches wie adrett gekleidetes Kleinkind. Der enge Rollkragenpulli mit den zwei Streifen, die dunkle Hose mit den Vordertaschen: Auch Kinder im Westdeutschland der Siebziger und Achtziger wurden in solche schick gemeinten Klamotten gesteckt. Typischer noch dürfte jener Look für realsozialistische Länder gewesen sein, zum Beispiel für Soboczynskis Geburtsland Polen. Soboczynski, Jahrgang 1975 und Literaturchef der "Zeit", kennt - was den Buchuntertitel weniger vermessen wirken lässt - das Leben im Osten wie im Westen, sein publizistisches Ich hat sich schon 2006 in seinem Erinnerungsband "Polski Tango" als tragfähig erwiesen. Einige wenige besonders gelungene Sprachbilder daraus wie die "einsame" deutsche Grammatik seines Vaters hat er in sein neues Buch hinübergerettet, das den Bogen zeitlich, geographisch und gesellschaftlich aber viel weiter spannt.
Mit Soboczynskis Ich reisen die Leser aus dem polnischen Torun ins "viel beschworene Traumreich" Deutschland, das seiner Familie dank der mütterlichen deutschen Wurzeln zur neuen Heimat wird, als der Junge sechs Jahre alt ist. In Koblenz am Rhein arbeiten die Eltern, "materialistisch und rechtschaffen", emsig an ihrer geräuschlosen Integration, während der Sohn die Umgebung bald mit gymnasiastentypischer Arroganz betrachten wird als "besonders langweiligen, besonders hässlichen, besonders spießbürgerlichen Ort", gelegen in einem "besonders unattraktiven Land", mutmaßlich auf ewig regiert "von einem besonders unattraktiven und besonders dicken Kanzler".
Weitere Stationen nach Koblenz sind die Bonner Uni, Altbauwohnungen in Berlin, jener "kindisch-großartigen Stadt", und - Soboczynski ist Feuilletonist - Cafés in Paris und Wien. Auch nach Moskau geht es, wo der Autor vor allem "endzeitliche Leere" vorfindet. Das Kapitel, in dem Soboczynski und sein mitreisender Freund erst in einem Tolstoi-Museum merken, dass dieses nicht den großen Leo, sondern dessen entfernten Verwandten Alexej - einen finsteren Sowjet-Apparatschik - ehrt, ist von grotesker und erhellender Komik.
Und immer wieder geht es zurück nach Polen, das zu dem "versachlichten" Land, in welchem Soboczynski nun lebt, einen nach wie vor enormen Kontrast bildet - "auch wegen des stürmischen Geherzes und der Freudentränen, des lauten Geschnatters bis in die Nacht, der Papstfolklore und der Rauchschwaden an einem mit Wodkaflaschen zugestellten Abendtisch". Den Patriotismus nicht zu vergessen: Wo Polen ein "Land des Stolzes" ist, zeigt sich das mit seiner dunklen Geschichte hadernde Deutschland als "Land der Befangenheit". Und als eines, das eine "sehr rührselige Verbundenheit zu den Russen" pflegt und die Polen, die damit so gar nichts anfangen können, viel zu lange "als Hysteriker verlacht" hat. Touché, gar keine Frage.
Soboczynski braucht nicht viel Platz für große Thesen, er schreibt leicht, prägnant, elegant und unterhaltsam sowie mit dem Mut zur Verallgemeinerung. "Die Deutschen" - genauer: die Westdeutschen - sind für ihn Leute, die sich durch die traditionsbewussten polnischen oder türkischen Einwanderer "an die konservativen Gründerjahre der Republik" erinnert fühlen, derweil sie selbst "an der Überwindung der Geschlechtergrenzen, der Nation, der Kleiderordnung und des generischen Maskulinums" arbeiten und darauf setzen, dass sich der Rest der Welt von ihren westlichen Werten anstecken lässt. Das linksliberale Bildungsbürgertum, das Soboczynski auch in seinem Brotberuf bedient, dürfte sich darin wiedererkennen, doch was ist mit dem Rest? Die deutsche Ignoranz gegenüber polnischen Literaten wie Wislawa Szymborska, Czeslaw Milosz und Boleslaw Prus beklagt der Autor mit Recht, doch wenn er dies kontrastiert damit, dass "man" dafür Sartre, Flaubert und Françoise Sagan kenne, so beschreibt er wiederum sein eigenes, mutmaßlich schrumpfendes Milieu. Die deutsche Bildungsmisere könnte hier über kurz oder lang für ausgleichende Ost-West-Gerechtigkeit sorgen.
An entscheidender Stelle wird Soboczynskis Ich dann zum Wir. Nämlich dann, wenn er sein "Traumland" oder "Traumschloss" beschreibt, und zwar den westlichen Liberalismus in seiner schönsten Blüte von den Achtzigerjahren bis kurz vor heute. "Wir lebten in Jahren der Freiheit", schreibt Soboczynski, nämlich frei "von weltanschaulicher Verbissenheit" in einem Land, das "weniger dumpf war als gewohnt" und - "Unser Fernsehstar war Harald Schmidt" - nichts mehr ernst nahm, weil es nichts ernst nehmen musste. Diese Nostalgie mag ein wenig generationgolfig klingen, fußt aber auf der klarsichtigen und bitteren Ahnung, dass es sich bei den goldenen Jahrzehnten um ein recht schmales Zeitfenster handelte, das sich mit plötzlichem Knall geschlossen hat. Diese "beste aller möglichen Welten" zu wenig wertgeschätzt haben, das wirft Soboczynski sich, uns, dem Westen vor. Dessen Feinde reden ihn schließlich ohnehin ständig schlecht, das muss er nicht auch noch selbst übernehmen. JÖRG THOMANN
Adam Soboczynski: "Traumland". Der Westen, der Osten und ich.
Klett-Cotta, Stuttgart 2023. 176 S., geb., 20,- Euro.
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Träume und Wahrheiten
Traumland. Ein schöner Begriff. Doch gibt es dieses Traumland. Für die polnischdeutsche Familie in dem Buch ist dieses Traumland Deutschland. Verstehbar, wenn man an das vergangene und heutige Geschehen in Polen blickt. Möchte man selbst in Polen leben? …
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Träume und Wahrheiten
Traumland. Ein schöner Begriff. Doch gibt es dieses Traumland. Für die polnischdeutsche Familie in dem Buch ist dieses Traumland Deutschland. Verstehbar, wenn man an das vergangene und heutige Geschehen in Polen blickt. Möchte man selbst in Polen leben? Ich kann für mich diese Frage mit einem eindeutigen Nein beantworten. Die restriktiven Kräfte, die in Polen immer schon die Fäden in der Hand hielten und die das immer noch tun, bedingen für mich dieses Nein. Nur ist dann Deutschland ein Traumland? In meinen Augen nicht. Doch gibt es für mich Traumländer? Nein! Diese gibt es für mich eben nicht. Denn die soziale Sicherheit hat eben in Deutschland für mich einen sehr hohen Stellenwert. Auch wenn momentan mal wieder an dieser sozialen Sicherheit gesägt und gekratzt wird. Denn auch hier gibt es diese restriktiven Kräfte und sie sitzen mal wieder an Machtpositionen und noch viel schlimmere drängen an die Macht. Sie versuchen durch plumpe, aber leider dennoch wirksame Mittel, die Bevölkerung zu blenden und leider gelingt es ihnen. Ein warum wäre hier sicher hilfreich. Vielleicht sollten sich die Menschen an den Schaltpositionen in Deutschland mal fragen, warum dieses Denken hier in Deutschland auf so fruchtbaren Boden fällt. Denn es steht wirklich viel auf dem Spiel, ob das dem deutschen Untertanen so klar ist, wage ich zu bezweifeln.
In dem Buch „Traumland“ gibt Adam Soboczynski Einblicke in den Osten, den Osten von Europa, in das dortige Denken und das dortige Geschehen. Die Einreise der Familie nach Deutschland, in den Westen und ihre bisherigen Lebenswelten ermöglichen Vergleiche, die recht erhellend um die Ecke kommen. Obwohl ich bezweifele, dass Deutschland so den perfekten Blick auf den Westen ermöglicht. Denn Deutschland bietet den Blick auf den Westen in Deutschland. Andere westliche Staaten ticken schon noch etwas anders als Deutschland. Der deutsche Untertan ermöglicht hier einen ganz eigenen Westen, denn ein Aufbegehren gegen Missstände findet in Deutschland weniger statt. Was in anderen Staaten des europäischen Westens doch etwas anders erfolgt. Wie auch unsere Vergangenheit immer noch nicht vollkommen überwunden ist und dementsprechende Denke allerorten zu finden ist. Was Einreisenden sicher recht stark auffällt.
Eben durch diese anders erfolgte Prägung ermöglicht es der polnischdeutschen Familie eben dieses Deutschland, dieses Traumland anders zu betrachten, anders zu begreifen und eben dadurch ermöglicht dieses Buch „Traumland“ auch den Lesern eine andere Sicht.
„Traumland“ ist ein wirklich erhellendes Buch, welches mir sehr gefallen hat und das ich hier sehr empfehlen möchte.
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Gesellschaftspolitisches Bild Deutschlands
In Traumland erzählt Adam Soboczynski von sich und wie er mit seinen Eltern 1981 aus Polen nach Deutschland gekommen ist.
Er erzählt mit einer große Geste der Lakonie.
Dadurch kann er offen erzählen, bleibt aber zum Teil auch …
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Gesellschaftspolitisches Bild Deutschlands
In Traumland erzählt Adam Soboczynski von sich und wie er mit seinen Eltern 1981 aus Polen nach Deutschland gekommen ist.
Er erzählt mit einer große Geste der Lakonie.
Dadurch kann er offen erzählen, bleibt aber zum Teil auch zurückhaltend.
Am Anfang erzählt er von der Heimat. Er geht weit zurück bis vor seine Geburt. Sein Vater war 1970 bereits als 21jähriger Streikender auf der Danziger Leninwerft und später Mitglied der Solidarność. Die Mutter hat deutsche Wurzeln.
Und so zieht die kleine Familie schließlich nach Deutschland. Vom Land der Opfer in ein Land der Täter.
Die Schulzeit in der Provinz nimmt er stoisch, ernüchtert wahr.
Nach dem Studium beginnt zu schreiben und wird arbeitet schließlich bei einer bekannten Zeitung.
Seine eigene Karriere als Journalist und Literaturkritiker spart Adam Soboczynski im Buch aber weitgehend aus. Man erfährt daher von der Literaturbranche keine Intimitäten.
Seine Beobachtungen sind mehr oder weniger exemplarisch und zeigen ein gesellschaftspolitisches Bild Deutschlands in diesen Zeiten.
Beim Erzählen springt der Autor auch mal wieder in die Gegenwart und wertet vieles von heute aus gesehen.
Es ist ein interessantes Erinnerungsbuch.
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Leben in Freiheit
In seinem Buch mit dem Titel „Traumland“ nimmt uns Adam Soboczynski auf eine ungewöhnliche Reise durch die Ost- und Westländer Europas mit. Es ist gleichzeitig eine Zeitreise durch die Gegenwart, die im Jahre 1981 im polnischen Toruń beginnt. Damals …
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Leben in Freiheit
In seinem Buch mit dem Titel „Traumland“ nimmt uns Adam Soboczynski auf eine ungewöhnliche Reise durch die Ost- und Westländer Europas mit. Es ist gleichzeitig eine Zeitreise durch die Gegenwart, die im Jahre 1981 im polnischen Toruń beginnt. Damals verlässt er als Sechsjähriger mit seinen Eltern die Volksrepublik Polen. Sie reisen nach Deutschland, ein Land ihrer Träume, aus.
In Koblenz am Rhein beginnt Adams neuer Lebensabschnitt; es ist eine Zeit der Anpassung an die neuen Lebensumstände, eine Zeit der immensen Veränderungen. Er selbst schreibt so darüber:
„Unser Leben veränderte sich als hätte jemand einem Schwarzweißfilm mit Zauberband die Farbe geschenkt.“ (16)
Sehr persönlich, fast intim, ist seine Erzählung über das vorherige Leben in Polen, über seine Verwandtschaft, die er immer wieder gerne besucht, über das neue Leben im Traumland. Sorglos und glücklich scheint die Zeit des Lebens in Freiheit zu sein, obwohl „ahnte man schon als Kind, dass der Krieg nur eingefroren war.“ (26)
Spätestens die Ereignisse des Jahres 2022, als Ukraine überfallen wurde, weisen deutlich darauf hin, dass das Leben in Freiheit und sorglosen Wohlstand keine Selbstverständlichkeit ist.
Ein nachdenklich stimmendes Buch mit vielen wertvollen Denkanstößen! Lesenswert!
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