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Ein Tag im Leben von Hope Chafetz, ein Tag "voller Worte und einem bisschen Regen" - die Malerin und Witwe berühmter Maler wird von der jungen Kunsthistorikerin Kathryn interviewt. In den vierziger Jahren, als moderne Kunst aus Picasso, Matisse und den Surrealisten bestand, kommt Hope nach New York und landet in jener unbotmäßigen Clique, die einmal der Kern des Abstrakten Expressionismus sein wird. Sie heiratet Zack (eine Jackson Pollock- Figur) und ist nach seinem tödlichen Autounfall in der Rolle der Witwe des Genies nicht glücklich wenngleich sehr effektiv.

Produktbeschreibung
Ein Tag im Leben von Hope Chafetz, ein Tag "voller Worte und einem bisschen Regen" - die Malerin und Witwe berühmter Maler wird von der jungen Kunsthistorikerin Kathryn interviewt. In den vierziger Jahren, als moderne Kunst aus Picasso, Matisse und den Surrealisten bestand, kommt Hope nach New York und landet in jener unbotmäßigen Clique, die einmal der Kern des Abstrakten Expressionismus sein wird. Sie heiratet Zack (eine Jackson Pollock- Figur) und ist nach seinem tödlichen Autounfall in der Rolle der Witwe des Genies nicht glücklich wenngleich sehr effektiv.
Autorenporträt
Updike, JohnGeboren am 18.03.1932 in der Kleinstadt Shillington, Pennsylvania, als einziges Kind des Sekundarschullehrers und Diakon Wesley Russel Updike und dessen Frau Linda Grace Hoyer. Kindheit in materieller Bedrücktheit. Schulbesuch weiterhin in Shillington. 1950 Stipendium zum Studium am Harvard College, Hauptfach Anglistik; Abschluss des Untergraduiertenstudiums 1954 mit summa cum laude. Er heiratete 1953 die Kunststudentin Mary Entwistle Pennington, mit der er nach Abschluss des Studiums ein Jahr an die Ruskin School of Drawing and Fine Art in Oxford, England, ging. Nach Rückkehr in die USA von 1955-1957 fest angestellt beim Magazin «The New Yorker». Danach verfasste er als freier Mitarbeiter Kurzgeschichten und einflussreiche literarische Kritiken. 1957 Umzug nach Ipswich im neuenglischen Massachusetts. 1964 Vortragsreisen durch die UdSSR, Rumänien, Bulgarien und die Tschechoslowakei. Seit 1964 war Updike Mitglied des National Institute of Arts and Letters. 1973 Fulbright-Lektor in Afrika. 1976 Mitglied der American Academy of Arts and Letters. Auszeichnungen: Guggenheim Fellowship in Poetry für «The Carpendered Hen and Other Tame Creatures» (1959); Rosenthal Foundation Award des National Institute of Arts and Letters für «Das Fest am Abend» (1960); Pulitzer Price for Fiction für «Bessere Verhältnisse» (1982); Lincoln Literary Award (1983); Distinguished Pennsylvania Artist Award (1983); National Book Critics Circle Award for Criticism für «Amerikaner und andere Menschen» (1984); St. Louis Literary Award (1988); Bobst Award for Fiction (1988); National Medal of Arts (1989); Premio Scanno (1991); O'Henry Award für «A Sandstone Farmhouse» aus «The Afterlife and Other Stories» (1991); Common Wealth Award (1993); Conch Republic Prize for Literature (1993) Commandeur de l'ordre des arts et des lettres (1995); The Howells Medal from the Academy of Arts and Letters (1995). John Updike starb am 27. Januar 2009 in Massachusetts. Sein gesamtes Werk ist auf

Deutsch im Rowohlt Verlag und im Rowohlt Taschenbuch Verlag erschienen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.05.2005

Erinnerungen eines Pinselmütterchens
Streng zurückgekämmte Vorurteile: John Updike erklärt amerikanische Kunst zur Männersache

So einfach war das früher: Der Maler schwang den Pinsel, die Frau stand da und staunte. Und liebte es. "Er hat uns die Augen geöffnet", sagt die alte Malerin Hope in John Updikes neuem Roman, "was für ein nobler Beruf Malen ist. Jemand aus ihrer Generation kann sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen, wie wichtig, wie entscheidend, wie gewaltig Malen damals war. Es war wie Sex, ja." Dann macht die Malerin noch einen kleinen Witz, und die junge Besucherin muß hektisch lachen, "so heftig, daß ihr flüssiger Schleim aus der langen weißen Nase läuft". So geht sie los, die Geschichte der jungen Kunsthistorikerin Kathryn und der Künstlerin Hope, und dann wird sie immer schlimmer.

Die lange weiße Nase, deren Erguß hier mit hämischer Genauigkeit geschildert wird, ist nur ein häßliches Detail der Karikatur, die Updike in seinem Roman "Sucht mein Angesicht" von einer feministischen Kunsthistorikerin entwirft. Der Plot des Romans ist schnell erzählt: Die junge Kathryn, die Updike mit großem misogynen Eifer als verklemmtes, "klappmessergleiches" Unsinnlichkeitsmonster mit "Pferdegesicht" ausmalt, besucht die alte Malerin Hope Chafetz, die in den vierziger Jahren Mitglied der Abstrakten Expressionisten und später Gattin verschiedenster Genies war. Die junge Frau befragt die alte zu ihrem Leben, ihrer Kunst und ihren Männern, und Hope, die alte Dame, steht - mal unwillig, mal begierig, den unausgesprochenen Geheimnissen ihrer Vergangenheit auf die Spur zu kommen - Rede und Antwort.

Man kann in der Figur von Hope Chafetz unschwer eine literarisch verzuckerte Wiedergängerin der Künstlerin Lee Krasner erkennen, die eine der Hauptvertreterinnen des Abstrakten Expressionismus und unter anderem mit Jackson Pollock liiert war. Bei Updike, der selbst einmal in London an der Ruskin School of Drawing and Fine Arts studiert hat, wird diese Malerin zum betulichen Pinselmütterchen; mal ist Hope empört über die forsche Art der jungen Kunsthistorikerin, unangenehme Fragen zu stellen, mal ist sie mütterlich besorgt um die so unweiblich auftretende junge Frau - und so schreiten Gespräch und Roman voran und versuchen, die jüngere amerikanische Kunstgeschichte als Dialog zweier Generationen zu erzählen. Hope berichtet von ihrer ersten Ehe mit einem pollockhaften Farbschleudergenie namens Zack, von ihrer zweiten mit einem Pop-art-Künstler, der sie für eine Pferdepflegerin verließ, und von ihrer dritten und letzten Beziehung zu einem Sammler, in dessen Gesellschaft sie wieder zu sich selbst kam und kleine graue Bilder malen konnte.

Es sind seltsam erfunden wirkende Frauenzerrfiguren, die der 1932 geborene Schriftsteller da auf die Leser losläßt, literarische Marionetten, die böse Klischees über Frauen dahinplaudern, als seien ihre "zurückgekämmten Frisuren" in Wirklichkeit nur Perücken, unter denen zwei häßliche alte Männer stecken, die sich kichernd häßliche alte Männerdinge sagen. Wenn Philip Roth in "Das sterbende Tier" die Gier eines alten Mannes nach einer jungen Kubanerin beschreibt, mag die Detailfreude, mit der Roth diese sexuelle Obsession beschreibt, nicht jedermanns Sache sein, aber die Figur ist auf ihre Weise mitreißend und erschreckend - und glaubwürdig.

Dagegen reibt man sich die Augen, wenn man liest, welche Sätze Updike seinen Protagonistinnen in den Mund stopft: "Es waren Männer", sagt Hope über die Abstrakten Expressionisten, "die die überschüssige Energie hatten, den angeborenen Drang zum Kämpfen." Warum muß sie das sagen, als bekannte Malerin der gleichen Bewegung? An den Männern lieben die beiden Frauen, ob Feministin oder ergebene Dienerin, das "Grobbehauene". Hope sieht ein, daß "sie Jerry nicht hätte an Land ziehen können, wenn sie die Figur gehabt hätte, die sie sich als seine Ehefrau zulegte", mit Hüften nämlich, die "aussahen wie zwei Matchsäcke, die für einen langen Ausflug gepackt waren". Wenig später stellt die junge Feministin, die gern "wie ein Scheunendrescher" ißt, erleichtert fest: "Ein Wunder, daß ich nicht fett bin."

Keine Spur von Selbstbewußtsein, von Eigensinn, von Revolte bei diesen Frauen, deren sich mühselig dahinwälzender Dialog immer nur eins zu bestätigen hat: Männer können es halt besser, sind geborene Führer und manchmal auch Genies, welche die Farbe auf die Leinwand schleudern wie Cowboys ihr Lasso in die Prärie. Der abgenagte Mythos vom wilden Künstler, der so hemmungslos malt, wie er liebt, und der nach Feierabend das Bettlaken zur Leinwand der Gefühle macht, wird noch einmal aufgekocht: Zack, "bedrängt von schreienden Bedürfnissen", habe, wenn er aus dem Atelier kam, "in seinen schönen gelbbraunen scharfsichtigen Western-Augen den Geist der Schönheit" getragen. Natürlich muß die Feministin bei so viel männlicher Kunstschönheit am Ende doch schaudernd fragen, wie es war, dabeizusein, als Zack "alle Grenzen sprengte". Ihre Augen bekommen, wie Hope entdeckt, einen "sagenhaften öligen Glanz", der unter den "Lidern einer sündhaften aufbegehrenden biblischen Königin" hervorschimmert. Klarer Fall: Die da will es doch auch, erkennt der Herrenschreiber im literarischen Frauengewand, um die spröde junge Frau sogleich als "Sinnentier" von leuchtender "Kreatürlichkeit" zu entlarven.

Wo die Frauen in dieser schwiemeligen Kunstgeschichtsverhunzung nicht mit einem hämischen "Na, bitte" ins Boudoir ihrer Begierden zurückgejagt werden, grinsen Updikes ebenfalls reichlich holzschnittartige Ansichten zur Kunst aus den Dialogen heraus: Während der Abstrakte Expressionismus "das Erhabene wiedergefunden" habe, während es Zack um "Ewigkeit" ging und er wie ein "Freskenmaler der Renaissance fürs Immerdar" arbeitete, sei die neuere Kunst seelenlos und unmännlich. Wie man sich im Ernst Cindy Sherman an die Wand hängen könne, "oder in Scheiben geschnittene Kühe. Wer möchte so etwas besitzen?" Keiner, denn es ist nur Dreck im Vergleich zur "lebendigen Kreatürlichkeit" eines Pollock, gegen die auch weibliches Talent machtlos ist. Das bestätigen bei Updike sogar die Hunde: "Hunde", sagt Hope an einer der erbärmlichsten Stellen des Romans, "haben vor Frauen nicht den Respekt, den sie vor Männern haben, das ist einfach so."

So einfach ist das mit der Kunst und den Männern und dem Leben. Nur einmal, in der Szene, in der der Tod von Hopes Mann Jerry geschildert wird, berührt der Ton des Romans. Ansonsten ist die alternde Malerin Hope - ganz anders als etwa die Mutter in Jonathan Franzens "Korrekturen" - keine liebenswürdig schrullige, in ihren Vorstellungen gefangene alte Dame auf der verzweifelten Suche nach Glück. Die warme Empathie, die Liebe zu den traurigen Figuren, die etwa Franzens Romane prägt, fehlt in "Sucht mein Angesicht". Selbst Updikes immer wieder aufscheinendes Gespür für Zwischentöne, ungewisse Atmosphären, fast unsichtbare Bewegungen zwischen Menschen, leidet unter dem Klischeesalat, den er in "Sucht mein Angesicht" auf sehr zähen 316 Seiten serviert.

Wie man packend von den Künstlern des Abstrakten Expressionismus erzählen kann, zeigen auf ganz andere Art und Weise die Journalisten Mark Stevens und Annalyn Swan mit ihrer soeben in den Vereinigten Staaten erschienenen Biographie Willem de Koonings. Es ist die bessere Kunstgeschichte und der bessere Roman einer Zeit, die interessantere Figuren zu bieten hatte als das gespenstische Personal von Updikes seltsamem Spätwerk.

John Updike: "Sucht mein Angesicht". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Maria Carlssen. Rowohlt Verlag, Reinbek 2005. 320 S., geb., 19,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

John Updikes neuer Roman spielt in der Künstlerboheme, erzählt Jürgen Verdofsky in seiner ausführlichen Besprechung. Im Zentrum steht die Malerin Hope Chafetz, Witwe zweier großer Künstler, die nun mit dem Sammler der beiden verheiratet ist. Der Roman dauert so lange wie das Interview dauert, das die Journalistin Kathryn mit der Künstlerin führt. Die beiden Frauen umkreisen und belauern sich, Fragen stellend, erzählend, die eine misstrauisch, die andere umwerbend. Schnell stellt sich heraus, dass die Journalistin nicht nur Chafetz wegen gekommen, sondern an deren Verhältnis zu den Ex-Männern interessiert ist, Figuren, die an Jackson Pollock und Andy Warhol angelehnt sind. Diese und noch mehr Künstlerbiografien öffnet Updike, doch niemals lässt er den Kunstkritiker, der er auch sein kann, über den Autor triumphieren, schreibt der Rezensent anerkennend und lobt, dass wohl niemand so viel literarischen Mehrwert aus der ritualisierten Kulturtechnik des Interviews schlägt. Sein Buch soll eine Art Pendant zu Pollocks "Drip-Painting " sein, doch Updike ist nicht Pollock, bemerkt Verdofsky lapidar, nichts ist getröpfelt oder gespritzt, alles vielmehr ausgemalt, Updike wie eh und je "Meister des Atmosphärischen". Und das, findet Verdofsky, ist auch gut so.

© Perlentaucher Medien GmbH
Zwei Frauen, die 300 Seiten lang mit einander reden - kein anderer Autor hätte ein solches Buch zustande gebracht. The Atlantic Monthly
Nur wenige Autoren wären ein solches Wagnis eingegangen. Financial Times Deutschland