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»Gurnah erzählt verdammt großartige Geschichten.« DIE ZEITIlyas ist elf, als er sein Zuhause an der ostafrikanischen Küste verlässt und für die deutschen Kolonialtruppen zwangsrekrutiert wird. Jahre später findet er die Hütte seiner Familie verlassen und seine kleinen Schwester Afiya bei Fremden, die sie schlecht behandeln. Auch ein anderer junger Mann kehrt in diesen Tagen zurück: Hamza hatte sich freiwillig den deutschen Truppen angeschlossen. Mit nichts als den Kleidern am Leib sucht er nun Arbeit und Sicherheit - und findet die Liebe der klugen Afiya. Während das Schicksal die j...
»Gurnah erzählt verdammt großartige Geschichten.« DIE ZEIT
Ilyas ist elf, als er sein Zuhause an der ostafrikanischen Küste verlässt und für die deutschen Kolonialtruppen zwangsrekrutiert wird. Jahre später findet er die Hütte seiner Familie verlassen und seine kleinen Schwester Afiya bei Fremden, die sie schlecht behandeln. Auch ein anderer junger Mann kehrt in diesen Tagen zurück: Hamza hatte sich freiwillig den deutschen Truppen angeschlossen. Mit nichts als den Kleidern am Leib sucht er nun Arbeit und Sicherheit - und findet die Liebe der klugen Afiya. Während das Schicksal die jungen Menschen zusammenführt, während sie sich verlieben und versuchen, mit den dunklen Schatten der Vergangenheit zu leben, rückt aus Europa ein weiterer Weltkrieg in bedrohliche Nähe.
Abdulrazak Gurnah wurde 2021 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. »Nachleben« war nominiert für den Walter Scott Prize for Historical Fiction und für The Orwell Prize in der Kategorie Historical Fiction.
»(...) 'Nachleben' ist ein literarisches Ereignis - besonders in Deutschland.« DIE ZEIT
»Der Roman 'Nachleben' ist brutal und grandios; für Deutsche könnte er zur Pflichtlektüre werden.« Neue Zürcher Zeitung
Ilyas ist elf, als er sein Zuhause an der ostafrikanischen Küste verlässt und für die deutschen Kolonialtruppen zwangsrekrutiert wird. Jahre später findet er die Hütte seiner Familie verlassen und seine kleinen Schwester Afiya bei Fremden, die sie schlecht behandeln. Auch ein anderer junger Mann kehrt in diesen Tagen zurück: Hamza hatte sich freiwillig den deutschen Truppen angeschlossen. Mit nichts als den Kleidern am Leib sucht er nun Arbeit und Sicherheit - und findet die Liebe der klugen Afiya. Während das Schicksal die jungen Menschen zusammenführt, während sie sich verlieben und versuchen, mit den dunklen Schatten der Vergangenheit zu leben, rückt aus Europa ein weiterer Weltkrieg in bedrohliche Nähe.
Abdulrazak Gurnah wurde 2021 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. »Nachleben« war nominiert für den Walter Scott Prize for Historical Fiction und für The Orwell Prize in der Kategorie Historical Fiction.
»(...) 'Nachleben' ist ein literarisches Ereignis - besonders in Deutschland.« DIE ZEIT
»Der Roman 'Nachleben' ist brutal und grandios; für Deutsche könnte er zur Pflichtlektüre werden.« Neue Zürcher Zeitung
Abdulrazak Gurnah (geb. 1948 im Sultanat Sansibar) wurde 2021 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Er hat bislang elf Romane veröffentlicht, darunter 'Paradise' (1994; dt. 'Das verlorene Paradies'; nominiert für den Booker Prize), 'By the Sea' (2001; 'Ferne Gestade'; nominiert für den Booker Prize und den Los Angeles Times Book Award), 'Desertion' (2006; dt. 'Die Abtrünnigen'; nominiert für den Commonwealth Writers' Prize) und 'Afterlives' (2020; dt. 'Nachleben'; nominiert für den Walter Scott Prize und den Orwell Prize for Fiction). Gurnah ist Professor emeritus für englische und postkoloniale Literatur an der University of Kent. Er lebt in Canterbury. Seine Werke erscheinen auf Deutsch im Penguin Verlag.

Produktdetails
- Verlag: Penguin Verlag München
- Originaltitel: Afterlives
- Erstmals im TB
- Seitenzahl: 379
- Erscheinungstermin: 19. Februar 2025
- Deutsch
- Abmessung: 184mm x 116mm x 34mm
- Gewicht: 312g
- ISBN-13: 9783328112228
- ISBN-10: 3328112227
- Artikelnr.: 70269964
Herstellerkennzeichnung
Penguin TB Verlag
Neumarkter Straße 28
81673 München
produktsicherheit@penguinrandomhouse.de
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Lena Bopp entdeckt viele lose Enden im jüngsten auf Deutsch erschienenen Roman des Literaturnobelpreisträgers Abdulrazak Gurnah. Gurnahs angestammte Themen, vor allem die Beziehung zwischen Sklaverei, Kolonialismus und Armut, kommen laut Bopp in der Geschichte vor, die in einer ostafrikanischen Hafenstadt spielt. Dass Figuren eher beiläufig eingeführt werden und auch ebenso wieder verschwinden, scheint für Bopp akzeptabel, die ganze Willkür des Kolonialismus kann der Autor anhand der vorgeführten Schicksale dennoch erkennbar machen, findet die Rezensentin. Stilstisch ist der Text weitgehend "unaufgeregt", erklärt Bopp.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Geschichten der Entwurzelung
Was deutscher und britischer Kolonialismus in Ostafrika für Einzelne bedeuteten: Abdulrazak Gurnahs Roman "Nachleben".
Als Abdulrazak Gurnah im vorvergangenen Jahr der Nobelpreis für Literatur verliehen wurde, war keines seiner Bücher in deutscher Sprache lieferbar. Das hat sich in kurzer Zeit geändert. Innerhalb eines guten Jahres sind eine Reihe von neuen oder überarbeiteten Übersetzungen erschienen, darunter zuletzt sein jüngster Roman "Nachleben", der 2020 erstmals im Original veröffentlicht und nun von Eva Bonné ins Deutsche übertragen wurde. Wer sich mit dem Nobelpreisträger schon vertraut machen konnte, wird in diesem Buch den Stil und die Themen von Abdulrazak Gurnah leicht
Was deutscher und britischer Kolonialismus in Ostafrika für Einzelne bedeuteten: Abdulrazak Gurnahs Roman "Nachleben".
Als Abdulrazak Gurnah im vorvergangenen Jahr der Nobelpreis für Literatur verliehen wurde, war keines seiner Bücher in deutscher Sprache lieferbar. Das hat sich in kurzer Zeit geändert. Innerhalb eines guten Jahres sind eine Reihe von neuen oder überarbeiteten Übersetzungen erschienen, darunter zuletzt sein jüngster Roman "Nachleben", der 2020 erstmals im Original veröffentlicht und nun von Eva Bonné ins Deutsche übertragen wurde. Wer sich mit dem Nobelpreisträger schon vertraut machen konnte, wird in diesem Buch den Stil und die Themen von Abdulrazak Gurnah leicht
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wiedererkennen. Wieder geht es um das verhängnisvolle Zusammenspiel von Armut, verlorener Kindheit und Sklaverei. Wieder spielt das Geschehen in Ostafrika nach der Jahrhundertwende. Und natürlich verwickeln die kolonialen Mächte das Land und seine Leute wieder in Konflikte, die eigentlich nicht ihre sind, aber zu ihren werden und noch die Lebenswege ihrer Kinder und Enkel prägen.
"Nachleben" ist ein Roman, der von den Nachwirkungen des Krieges über Generationen hinweg erzählt. Ein vertrautes Sujet aus der deutschen Nachkriegsliteratur, das Abdulrazak Gurnah an der ostafrikanischen Küste in einer nicht näher benannten Hafenstadt ansiedelt, in der die kleine Handelsfirma von Amur Biashara liegt. Der Kaufmann stirbt zwar schon bald. Aber sein Sohn übernimmt die Geschäfte und mit ihnen so etwas wie die Herzkammer des Buches, dessen Geschehen sich über ein halbes Jahrhundert erstreckt und sich zu einem guten Teil in den Lagerhallen, der Schreinerei und dem nahe gelegenen Haus des Vorarbeiters abspielt.
Dort kreuzen sich die Wege der Figuren. Selbst derer, die einander nie persönlich begegnen. Als Erinnerung und Sehnsucht bleiben alle gegenwärtig, auch jene, die den Ort verlassen - so wie Ilyas, der sich im Zuge des Ersten Weltkrieges der deutschen Schutztruppe anschließt und seine Schwester Afiya in den Händen seines Freundes, des Vorarbeiters Khalifa, zurücklässt. Khalifa war einst selbst aus Indien in die Hafenstadt gekommen. Er weiß, was es bedeutet, ein Fremder zu sein, kennt sich von Geschäfts wegen sowieso mit Fremden aus und gibt dem mittellosen, kriegsversehrten Hamza eine Chance, der nach dem Ende des Ersten Weltkrieges vor den Toren der Handelsfirma auftaucht und um Arbeit bittet.
All diesen Figuren ist gemein, dass sie seltsam beiläufig auftauchen, gleichsam in die Stadt (und ins Buch) getragen von einem großen erzählerischen Zutrauen in den Lauf der Dinge. Abdulrazak Gurnah nimmt weitgehend die Perspektive seiner Figuren ein, die früh gelernt haben, für sich selbst zu kämpfen. Keiner besitzt ein tieferes Wissen über die politischen und historischen Hintergründe des kriegerischen Kolonialismus, dessen Wucht sie auf die ein oder andere Weise alle an Leib und Leben spüren. Nie lassen sich die wenigen Bemerkungen, die deutsche Offiziere im Laufe der Erzählung zur Politik abgeben, oder die dünnen Nachrichten in den Zeitungen zu einem größeren Bild zusammenfügen.
Dass der Erzähler sich zu einem Kommentar hinreißen lässt, wie zu den Askari, der afrikanischen Schutztruppe der Deutschen, bleibt selten: "Die Askari hinterließen ein verwüstetes Land, auf dem Hunderttausende Menschen hungerten und starben, während sie selbst immer weiter in blindem und mörderischem Eifer für eine Sache kämpften, deren Hintergrund sie nicht kannten, die vergeblich war und letztlich auf ihre eigene Unterdrückung hinwirkte."
Die von Gurnah gewählte Perspektive rückt die Frage in den Mittelpunkt, was der deutsche und britische Kolonialismus in Ostafrika für den Einzelnen bedeutet. Und eine Antwort darauf lautet: Entwurzelung. In ihrem Überlebenskampf, auch in ihrer Suche nach Zugehörigkeit brechen Hamza und Ilyas zu langen Irrfahrten durch das Land auf. Ilyas zieht es zunächst in ein bitterarmes Dorf, wo er seine Eltern sucht und seine kleine Schwester Afiya findet, die von Nachbarn wie eine Arbeitssklavin gehalten wurde. Später schließt er sich freiwillig den Askari an. Genauso wie auch Hamza, der an der Seite der Deutschen erst eine Spur der Verwüstung durch das Land zieht, bevor er in der Mission eines deutschen Pastors gesund gepflegt wird und zum Abschied ein Buch von Schiller geschenkt bekommt, aus dem er Jahre später für Afiya ein Gedicht übersetzt.
Der Roman folgt erst dem einen, dann dem anderen. Von Zufall, Kriegsgeschehen und Schicksal getrieben, zieht er mit ihnen umher und macht Willkür und Grauen des Kolonialismus sichtbar, ohne dessen ideologischen Überbau auszubreiten. Auf diese Weise hält er das Geschehen in einer gewissen Distanz, die den Raum für allerlei Ambivalenzen öffnet: für die Überzeugung, mit der sich Ilyas freiwillig meldet, um an der Seite der Deutschen zu kämpfen. Für die Trauer des deutschen Offiziers, der sich von Hamza an seinen Bruder erinnert fühlt, der bei einem Brand in einer deutschen Kaserne ums Leben kam. Mit Bewertungen hält sich das Buch oft erstaunlich zurück. Auch stilistisch bleibt es unaufgeregt bis zuletzt, als sich das Geschehen von der ostafrikanischen Küste nach Deutschland verlagert.
Erst dort erhöht sich das Tempo für die wenigen Seiten, auf denen Gurnah erzählt, wie der erwachsene Sohn von Hamza und Afiya nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland reist. Seine Eltern haben diesen Sohn nach seinem verschollenen Onkel benannt - Ilyas. Doch was als liebevolle Ehrerbietung gemeint war, entpuppt sich für den Jungen als familiärer Fluch, den er zu bannen versucht, indem er den Onkel aufspürt. Das gelingt auch, aber es bedeutet nicht, dass die Geschichte gut ausgeht. Viele Fragen bleiben offen, manche Lebenswege brechen ab, einige Figuren verschwinden so unversehens aus der Erzählung, wie andere in ihr aufgetaucht sind. So ist "Nachleben" ein Roman voller loser Enden, der eine Geschichte erzählt, die nicht vergeht. LENA BOPP
Abdulrazak Gurnah: "Nachleben". Roman.
Aus dem Englischen von Eva Bonné. Penguin Random House, München 2022. 380 S., geb., 26,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Nachleben" ist ein Roman, der von den Nachwirkungen des Krieges über Generationen hinweg erzählt. Ein vertrautes Sujet aus der deutschen Nachkriegsliteratur, das Abdulrazak Gurnah an der ostafrikanischen Küste in einer nicht näher benannten Hafenstadt ansiedelt, in der die kleine Handelsfirma von Amur Biashara liegt. Der Kaufmann stirbt zwar schon bald. Aber sein Sohn übernimmt die Geschäfte und mit ihnen so etwas wie die Herzkammer des Buches, dessen Geschehen sich über ein halbes Jahrhundert erstreckt und sich zu einem guten Teil in den Lagerhallen, der Schreinerei und dem nahe gelegenen Haus des Vorarbeiters abspielt.
Dort kreuzen sich die Wege der Figuren. Selbst derer, die einander nie persönlich begegnen. Als Erinnerung und Sehnsucht bleiben alle gegenwärtig, auch jene, die den Ort verlassen - so wie Ilyas, der sich im Zuge des Ersten Weltkrieges der deutschen Schutztruppe anschließt und seine Schwester Afiya in den Händen seines Freundes, des Vorarbeiters Khalifa, zurücklässt. Khalifa war einst selbst aus Indien in die Hafenstadt gekommen. Er weiß, was es bedeutet, ein Fremder zu sein, kennt sich von Geschäfts wegen sowieso mit Fremden aus und gibt dem mittellosen, kriegsversehrten Hamza eine Chance, der nach dem Ende des Ersten Weltkrieges vor den Toren der Handelsfirma auftaucht und um Arbeit bittet.
All diesen Figuren ist gemein, dass sie seltsam beiläufig auftauchen, gleichsam in die Stadt (und ins Buch) getragen von einem großen erzählerischen Zutrauen in den Lauf der Dinge. Abdulrazak Gurnah nimmt weitgehend die Perspektive seiner Figuren ein, die früh gelernt haben, für sich selbst zu kämpfen. Keiner besitzt ein tieferes Wissen über die politischen und historischen Hintergründe des kriegerischen Kolonialismus, dessen Wucht sie auf die ein oder andere Weise alle an Leib und Leben spüren. Nie lassen sich die wenigen Bemerkungen, die deutsche Offiziere im Laufe der Erzählung zur Politik abgeben, oder die dünnen Nachrichten in den Zeitungen zu einem größeren Bild zusammenfügen.
Dass der Erzähler sich zu einem Kommentar hinreißen lässt, wie zu den Askari, der afrikanischen Schutztruppe der Deutschen, bleibt selten: "Die Askari hinterließen ein verwüstetes Land, auf dem Hunderttausende Menschen hungerten und starben, während sie selbst immer weiter in blindem und mörderischem Eifer für eine Sache kämpften, deren Hintergrund sie nicht kannten, die vergeblich war und letztlich auf ihre eigene Unterdrückung hinwirkte."
Die von Gurnah gewählte Perspektive rückt die Frage in den Mittelpunkt, was der deutsche und britische Kolonialismus in Ostafrika für den Einzelnen bedeutet. Und eine Antwort darauf lautet: Entwurzelung. In ihrem Überlebenskampf, auch in ihrer Suche nach Zugehörigkeit brechen Hamza und Ilyas zu langen Irrfahrten durch das Land auf. Ilyas zieht es zunächst in ein bitterarmes Dorf, wo er seine Eltern sucht und seine kleine Schwester Afiya findet, die von Nachbarn wie eine Arbeitssklavin gehalten wurde. Später schließt er sich freiwillig den Askari an. Genauso wie auch Hamza, der an der Seite der Deutschen erst eine Spur der Verwüstung durch das Land zieht, bevor er in der Mission eines deutschen Pastors gesund gepflegt wird und zum Abschied ein Buch von Schiller geschenkt bekommt, aus dem er Jahre später für Afiya ein Gedicht übersetzt.
Der Roman folgt erst dem einen, dann dem anderen. Von Zufall, Kriegsgeschehen und Schicksal getrieben, zieht er mit ihnen umher und macht Willkür und Grauen des Kolonialismus sichtbar, ohne dessen ideologischen Überbau auszubreiten. Auf diese Weise hält er das Geschehen in einer gewissen Distanz, die den Raum für allerlei Ambivalenzen öffnet: für die Überzeugung, mit der sich Ilyas freiwillig meldet, um an der Seite der Deutschen zu kämpfen. Für die Trauer des deutschen Offiziers, der sich von Hamza an seinen Bruder erinnert fühlt, der bei einem Brand in einer deutschen Kaserne ums Leben kam. Mit Bewertungen hält sich das Buch oft erstaunlich zurück. Auch stilistisch bleibt es unaufgeregt bis zuletzt, als sich das Geschehen von der ostafrikanischen Küste nach Deutschland verlagert.
Erst dort erhöht sich das Tempo für die wenigen Seiten, auf denen Gurnah erzählt, wie der erwachsene Sohn von Hamza und Afiya nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland reist. Seine Eltern haben diesen Sohn nach seinem verschollenen Onkel benannt - Ilyas. Doch was als liebevolle Ehrerbietung gemeint war, entpuppt sich für den Jungen als familiärer Fluch, den er zu bannen versucht, indem er den Onkel aufspürt. Das gelingt auch, aber es bedeutet nicht, dass die Geschichte gut ausgeht. Viele Fragen bleiben offen, manche Lebenswege brechen ab, einige Figuren verschwinden so unversehens aus der Erzählung, wie andere in ihr aufgetaucht sind. So ist "Nachleben" ein Roman voller loser Enden, der eine Geschichte erzählt, die nicht vergeht. LENA BOPP
Abdulrazak Gurnah: "Nachleben". Roman.
Aus dem Englischen von Eva Bonné. Penguin Random House, München 2022. 380 S., geb., 26,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Ein außergewöhnliches literarisches Erlebnis, das die deutsche Kolonialzeit und ihre Auswirkungen über Generationen hinweg schmerzhaft deutlich macht.« WDR "Lesestoff", Gerhard Klas
Gebundenes Buch
Gurnah berichtet vom Leben eines Mannes in Tansania, als das Land erst deutsche, dann britische Kolonie war. Als Farbiger ist er zunächst in der Gewalt der Kolonisatoren, dann gelangt er in eine unabhängigere Lage. Die handelnden Personen haben Gefühle, Schmerzen, Zu- und Abneigungen …
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Gurnah berichtet vom Leben eines Mannes in Tansania, als das Land erst deutsche, dann britische Kolonie war. Als Farbiger ist er zunächst in der Gewalt der Kolonisatoren, dann gelangt er in eine unabhängigere Lage. Die handelnden Personen haben Gefühle, Schmerzen, Zu- und Abneigungen und zeigen aneinander von all diesem wenig. Für mich entstand die Tiefe des Buches dadurch, dass die Personen über eine lange Zeit begleitet werden von einem nicht allwissenden sondern deutenden Erzähler. Der Erzähler versteht seine Figuren unvollständig und dokumentiert in Teilen fast wie ein Archivar die Lebenswege. Dazu kommt eine Wärme für die Figuren und eine Nähe zu ihnen, die mich gebannt hat.
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Gebundenes Buch
Der tansanische Schriftsteller Abdulrazak Gurnah (Jg. 1948), der in Großbritannien lebt, wurde 2021 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet – „für sein kompromissloses und mitfühlendes Durchdringen der Auswirkungen des Kolonialismus und des Flüchtlingsschicksals in …
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Der tansanische Schriftsteller Abdulrazak Gurnah (Jg. 1948), der in Großbritannien lebt, wurde 2021 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet – „für sein kompromissloses und mitfühlendes Durchdringen der Auswirkungen des Kolonialismus und des Flüchtlingsschicksals in der Kluft zwischen Kulturen und Kontinenten“ (wie es in der Begründung des Nobelpreiskomitees hieß). In Deutschland wurde Gurnah bereits 2004 mit seinem Roman „Schwarz auf Weiß“ bekannt. Bisher hat er zehn Romane veröffentlicht. Nun liegt mit „Nachleben“ der jüngste Roman des Nobelpreisträgers vor.
Der Roman überstreicht die Zeitspanne vom Ende des 19. bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Historischer Hintergrund des kolonialen Zeitalters in Ostafrika, erst unter deutscher, dann unter britischer Herrschaft. Im Mittelpunkt steht der elfjährige Ilyas, der aus bitterer Not sein Zuhause an der ostafrikanischen Küste verlässt und von einem Soldaten für die deutschen Kolonialtruppen zwangsrekrutiert wird. Jahre später kehrt er in sein Dorf zurück, doch seine Eltern sind tot. Ilyas macht sich auf die Suche nach seiner kleinen Schwester Afiya, die bei Verwandten untergekommen ist, wo sie wie eine Sklavin gehalten wird und niemand ihre Talente sehen will. Auch ein anderer junger Mann kehrt nach Hause zurück: Hamza war von seinen Eltern als Kind verkauft worden und hatte sich freiwillig den deutschen Truppen angeschlossen. Mit nichts als den Kleidern am Leib sucht er nun Arbeit und Sicherheit - und findet die Liebe der klugen Afiya. Während das Schicksal die drei jungen Menschen zusammenführt, während sie leben, sich verlieben und versuchen, das Vergangene zu vergessen, rückt aus Europa der nächste Weltkrieg bedrohlich näher.
Gurnah zeichnet die verschiedenen Lebenswege nach, aber er tut das nicht unbedingt chronologisch. Die Erzählweise hat mitunter nüchterne oder dokumentarische Züge. Eine nachdrückliche Lese-Empfehlung!
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Gebundenes Buch
Fremdherrschaft über Ostafrika
Was für ein sympathischer Mann der Literaturnobelpreisträger Abdulrazak Gurnah ist! Ich habe ihn in diesem Jahr auf der Buchmesse (2022) zweimal erleben dürfen und er hat mich tief beeindruckt. Der dritte Roman ist nun auch auf Deutsch …
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Fremdherrschaft über Ostafrika
Was für ein sympathischer Mann der Literaturnobelpreisträger Abdulrazak Gurnah ist! Ich habe ihn in diesem Jahr auf der Buchmesse (2022) zweimal erleben dürfen und er hat mich tief beeindruckt. Der dritte Roman ist nun auch auf Deutsch erschienen: Nachleben. Eva Bonné hat ihn vortrefflich übersetzt und alle Feinheiten gemeistert!
Erzählt in klassischer Manier nimmt uns Gurnah mit auf eine Reise in die Vergangenheit und arbeitet die koloniale Besetzung Ostafrikas auf, besonders eine Gegend die sich heute in Tansania befindet. Eine Region aus der Gurnah selbst stammt. ‚ Nachleben‘ legt sein Augenmerkt auf die deutsche koloniale Besetzung von 1885 bis 1918 mit dem Umbruch während des 1. Weltkrieges und die folgende britische Verwaltung.
Gurnah entwirft ein Panorama an Geschichten, die erst lose wirken, aber alle ineinandergreifen. Vom jungen Mann Iilyas, der sich den Askari anschließt und mit den Deutschen kämpft. Er verschwindet und wird Jahre später in Deutschland aufgespürt. Er lässt eine Schwester zurück, die bei Khalifa unterkommt, einem indischstämmigen Banker. Und dann ist da noch eine wichtige Figur: Hamza, ein bildhübscher Junge, den sich ein deutscher Offizier als Assistent krallt.
Gurnah beschreibt und bildet ab, er urteilt nicht und gibt keine Meinungen wieder. Eine sanfte Art der Erzählung die eine vielschichte Art der Betrachtung zulässt. Der Blickwinkel der lokalen Unterjochten, es ist aus der Sicht der Afrikaner geschrieben. Es wird die ambivalente Grundeinstellung der kolonialen Mächte deutlich. Einerseits bringen sie Bildung, andererseits verheizen sie das Volk in ihren Kriegen.
Mich hat der Roman stark bereichert, war mir die Kolonialherrschaft der Deutschen in Ostafrika nicht so präsent und vor allem die Askari kein Begriff. Hervorragend erzählt und anregend sich mit den historischen Gegebenheiten auseinanderzusetzen.
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Gebundenes Buch
Zunächst einmal muss ich anbringen, dass ich mich schwer getan habe in die Geschichte reinzukommen. Das liegt sicherlich am Schreibstil des Autors, sowie der Verwendung von unzähligen Wörtern in Suaheli (Gurnahs Muttersprache), die nicht weiter erläutert werden. Hat man den …
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Zunächst einmal muss ich anbringen, dass ich mich schwer getan habe in die Geschichte reinzukommen. Das liegt sicherlich am Schreibstil des Autors, sowie der Verwendung von unzähligen Wörtern in Suaheli (Gurnahs Muttersprache), die nicht weiter erläutert werden. Hat man den Klappentext im Kopf, so schreiten die ersten 100 Seiten rasant in der Geschichte voran. Erst danach widmet sich der Roman der eigentlichen Hauptperson Hamza. Ich muss sagen, dass Abdulrazak Gurnah die Grausamkeit der Askari Truppen und der deutschen Besatzungsmacht mit einer fantastischen Wucht wiedergibt. Nach Hamzas Rückkehr in seine Heimatstadt wandelt sich die Kriegsgeschichte in eine Liebesstory mit einem Ende, welches zum Nachdenken und innehalten einlädt. Es war mein erstes Buch des Literatur-Nobelpreisträgers, aber sicher nicht mein letztes. Wer sich für Kolonialgeschichte interessiert (oder vielleicht sogar in der Uni oder der Schule damit zu tun hat), dem kann ich diesen Roman uneingeschränkt ans Herz legen.
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Gebundenes Buch
Klappentext:
„Ilyas ist elf, als er aus Not sein bitterarmes Zuhause an der ostafrikanischen Küste verlässt und von einem Soldaten der deutschen Kolonialtruppen zwangsrekrutiert wird. Jahre später kehrt er in sein Dorf zurück, doch seine Eltern sind tot. Ilyas macht sich …
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Klappentext:
„Ilyas ist elf, als er aus Not sein bitterarmes Zuhause an der ostafrikanischen Küste verlässt und von einem Soldaten der deutschen Kolonialtruppen zwangsrekrutiert wird. Jahre später kehrt er in sein Dorf zurück, doch seine Eltern sind tot. Ilyas macht sich auf die Suche nach seiner kleinen Schwester Afiya, die bei Verwandten untergekommen ist, wo sie wie eine Sklavin gehalten wird und niemand ihre Talente sehen will. Auch ein anderer junger Mann kehrt nach Hause zurück: Hamza war von seinen Eltern als Kind verkauft worden und hatte sich freiwillig den deutschen Truppen angeschlossen. Mit nichts als den Kleidern am Leib sucht er nun Arbeit und Sicherheit – und findet die Liebe der klugen Afiya. Während das Schicksal die drei jungen Menschen zusammenführt, während sie leben, sich verlieben und versuchen, das Vergangene zu vergessen, rückt aus Europa der nächste Weltkrieg bedrohlich näher.“
Ich wage mich immer wieder an die Bücher von Abdulrazak Gurnah und nicht immer wurde mein Leserherz mit seinen Werken erfreut. Oft passte mir der Ton nicht oder die generelle Zusammensetzung seiner Werke - hier war dies komplett anders und ich bin wahrlich zufrieden dieses Werk von ihm gelesen zu haben. Vielleicht werden wir doch noch „Lesefreunde“? Aber warum nun meine positiven Worte zu seinem aktuellen Werk? Abdulrazak Gurnah erzählt uns hier die Geschichte von Ilya. Wir nehmen an allem Teil was sein Leben beschäftigt und das in jeder Lage. Auch wenn es schmerzt sind wir dabei und das tut es oft. Sein Weg zur „Armee“ scheint wie eine Art Metapher der Flucht von allem. Aber es ist kein Ausweg vor der Armut. Der Weg ist der selbe nur eben anders benannt. Er ist nach extrem harter Zeit auf der Suche nach seiner Schwester und findet etwas, was ihm, mal wieder, das Herz zerreißt und bluten lässt. Hamzas Erscheinen und die Liebe zu Ilyas Schwester Afiya knüpft eine Bande zwischen allen Dreien und bildet den Grundstock für ein anderes Leben, eines was sie sich selbst gestalten können und müssen. Dennoch macht die geschichtliche Entwicklung nicht vor ihnen Halt und der Krieg kommt mit großen Schritten immer näher. Es heißt nun Zusammenhalt zeigen, etwas was die Drei sich mühsam erarbeiten müssen, denn sie haben es nie wirklich zu spüren bekommen. Nun heißt es Vertrauen aufbauen zu den Menschen mit denen der Zusammenhalt besteht. Auch nicht einfach wenn man auch das nicht kannte und erst erlernen muss. Abdulrazak Gurnah nimmt uns dieses Mal in eine andere Zeit mit und zeigt auf äußerst eindrückliche Weise was es heißt, neu zu leben, anderen zu vertrauen und Zusammenhalt gemeinsam aufbauen. Gurnahs politische Töne sind mal laut und mal leise und differenzieren oft das Gelesene. Wir erleben einerseits die Deutschen und eben die Menschen Ostafrikas - da prallen Welten aufeinander. Das Thema Kolonialismus ist hier der rote Faden und Hauptaugenmerk. Wir lernen hier in dem Buch beide Seiten „zu verstehen“ und es muss einfach differenziert beleuchtet werden. Da ist Gurnahs Schreibstil und seine Wortwahl mehr als passend. Sein sachlicher Ton, seine zurückhaltende Art und vor allem wertfreie Art zu erzählen lassen hier eine sehr stimmige Geschichte erlesen. Ja, dann gibt es auch noch Wendungen die man so nicht vermutet und ja, man kommt auch emotional in diesem Werk an gewisse Grenzen. Gurnah erzählt eine wahre Geschichte und es ist oft schwer auszuhalten wie Menschen sich oft verhalten wenn ihnen der Verstand abhanden gekommen ist.
Fazit: Ich werde Gurnah als Autor nicht ausschließen, nun sowieso nicht nach diesem Werk. Es gab Anlaufschwierigkeiten mit „uns“ aber durch dieses besondere und wichtige Buch wird er dennoch ein fester Bestandteil meines Lesepotpourris werden und bleiben. 5 von 5 Sterne für dieses Werk!
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