
Versandkostenfrei!
Nicht lieferbar
Claudio ist Lektor in einem Verlag und lebt seit vielen Jahren in New York, nachdem ihn der tragische Verlust seiner ersten großen Liebe aus seiner Heimatstadt Havanna vertrieben hat. Cecilia studiert in Paris. Seit ihrer Kindheit in Mexiko hat sie ein besonderes Faible für Friedhöfe und liebt es, zwischen den Gräbern des Père-Lachaise spazieren zu gehen. Als Claudio und Cecilia sich über gemeinsame Freunde in Paris kennenlernen, verlieben sie sich ineinander, obwohl sie beide in andere Beziehungen verwickelt sind. Über die Distanz hinweg tauschen sie E-Mails, Gedanken, selbst zusammeng...
Claudio ist Lektor in einem Verlag und lebt seit vielen Jahren in New York, nachdem ihn der tragische Verlust seiner ersten großen Liebe aus seiner Heimatstadt Havanna vertrieben hat. Cecilia studiert in Paris. Seit ihrer Kindheit in Mexiko hat sie ein besonderes Faible für Friedhöfe und liebt es, zwischen den Gräbern des Père-Lachaise spazieren zu gehen. Als Claudio und Cecilia sich über gemeinsame Freunde in Paris kennenlernen, verlieben sie sich ineinander, obwohl sie beide in andere Beziehungen verwickelt sind. Über die Distanz hinweg tauschen sie E-Mails, Gedanken, selbst zusammengestellte Musikcompilations aus. Doch als Cecilia nach New York fliegt, um Claudio zu besuchen, entwickelt sich ihre Beziehung ganz anders als erwartet ...
Auf intensive, manchmal humorvolle, manchmal beklemmende Weise beleuchtet Guadalupe Nettel die vorsichtige Annäherung ihrer Protagonisten und erschafft so ein tiefschürfendes Bild zweier Menschen, die sich nach Nähe sehnen, doch Schwierigkeiten haben, sich aufeinander einzulassen. Ein berührender Roman über die heilende Kraft der Liebe und die Chancen, die Enttäuschungen für die eigene Liebesfähigkeit sein können.
Auf intensive, manchmal humorvolle, manchmal beklemmende Weise beleuchtet Guadalupe Nettel die vorsichtige Annäherung ihrer Protagonisten und erschafft so ein tiefschürfendes Bild zweier Menschen, die sich nach Nähe sehnen, doch Schwierigkeiten haben, sich aufeinander einzulassen. Ein berührender Roman über die heilende Kraft der Liebe und die Chancen, die Enttäuschungen für die eigene Liebesfähigkeit sein können.
Nettel, Guadalupe
Guadalupe Nettel, 1973 geboren in Mexico City, hat an der Universidad Nacional Autónoma Hispanistik studiert und an der École des Hautes Études in Paris promoviert. Sie arbeitete als Journalistin für verschiedene spanischsprachige Zeitschriften, ihr schriftstellerisches Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und in zehn Sprachen übersetzt. Nach dem Winter ist der erste Roman der Autorin, der auf Deutsch erscheint. Guadalupe Nettel lebt in Mexico City und ist Herausgeberin des renommierten Literaturmagazins La Revista de la Universidad de Mexico.
Guadalupe Nettel, 1973 geboren in Mexico City, hat an der Universidad Nacional Autónoma Hispanistik studiert und an der École des Hautes Études in Paris promoviert. Sie arbeitete als Journalistin für verschiedene spanischsprachige Zeitschriften, ihr schriftstellerisches Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und in zehn Sprachen übersetzt. Nach dem Winter ist der erste Roman der Autorin, der auf Deutsch erscheint. Guadalupe Nettel lebt in Mexico City und ist Herausgeberin des renommierten Literaturmagazins La Revista de la Universidad de Mexico.
Produktdetails
- Verlag: Blessing
- Seitenzahl: 352
- Erscheinungstermin: 27. Februar 2018
- Deutsch
- Abmessung: 207mm x 137mm x 35mm
- Gewicht: 499g
- ISBN-13: 9783896676139
- ISBN-10: 389667613X
- Artikelnr.: 49960097
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Eine Freundin der Friedhöfe
Immigrantengeschichte zwischen Paris und New York bei eisigen Temperaturen: Guadalupe Nettel folgt ihren Figuren bis an den Abgrund.
Von Paul Ingendaay
Zehn Jahre, so die mexikanische Schriftstellerin Guadalupe Nettel, Jahrgang 1973, habe sie an ihrem Roman "Nach dem Winter" geschrieben - ihn angefangen, liegen gelassen, ein anderes Buch geschrieben, dann noch eines, dann den alten Stoff wieder aufgenommen und endlich zum Abschluss gebracht. Man kann verstehen, wie so etwas kommt. Das Thema muss ihr wichtig und von eigener Erfahrung durchtränkt gewesen sein. Und doch spürt man, dass es durch eine große Filteranlage geschickt wurde, die dafür sorgt, dass aus dem eigenen Leben
Immigrantengeschichte zwischen Paris und New York bei eisigen Temperaturen: Guadalupe Nettel folgt ihren Figuren bis an den Abgrund.
Von Paul Ingendaay
Zehn Jahre, so die mexikanische Schriftstellerin Guadalupe Nettel, Jahrgang 1973, habe sie an ihrem Roman "Nach dem Winter" geschrieben - ihn angefangen, liegen gelassen, ein anderes Buch geschrieben, dann noch eines, dann den alten Stoff wieder aufgenommen und endlich zum Abschluss gebracht. Man kann verstehen, wie so etwas kommt. Das Thema muss ihr wichtig und von eigener Erfahrung durchtränkt gewesen sein. Und doch spürt man, dass es durch eine große Filteranlage geschickt wurde, die dafür sorgt, dass aus dem eigenen Leben
Mehr anzeigen
Kunst wird.
"Nach dem Winter" (im Original: "Después del invierno"), ausgezeichnet mit dem Premio Herralde des Anagrama-Verlags, erzählt von zwei lateinamerikanischen Immigranten in der Fremde, Cecilia und Claudio, die in abwechselnden Kapiteln - sie lebt in Paris, er in New York - als Ich-Erzähler auftreten. Der Roman schildert eine Liebe, die verpasst wird und eine Frage provoziert, die man an alle bittersüßen Geschichten dieser Art stellen könnte: Musste es so kommen? Und was hätte geschehen müssen, um das Schicksal zu wenden? Am Ende handelt der Roman gleichsam hinterrücks von all den Dingen - hier fürchterlichen Schicksalsschlägen, dort der Balance zwischen nachtschwarzer Resignation und kleinem Glück -, die sich überhaupt nur ereignen, weil die Liebe zwischen den beiden Figuren nicht stattfindet, sondern scheitert und weggeworfen wird.
Und doch gibt die ausgefallene Liebe dem Buch seine Linie, seine Form und Flughöhe. Cecilia, Mexikanerin wie die Autorin, geht aus ihrer Geburtsstadt Oaxaca nach Paris, um mit einem Stipendium ihre Magisterarbeit in Literaturwissenschaft zu schreiben. Am Anfang kennt sie keinen Menschen, dann kommt sie bei einem Pärchen unter, bis sie eine eigene Wohnung findet. Schon als Kind haben Friedhöfe eine morbide Anziehungskraft auf sie ausgeübt. Ihre kleine Bude schaut auf den Friedhof Père-Lachaise hinaus, und es ist nicht übertrieben zu sagen, Guadalupe Nettels Roman mache die Geister der Verstorbenen zu Mitspielern, vor allem berühmte Dichter und Musiker. Denn auch Tom, Cecilias Nachbar, dessen Tagesablauf sie durch die dünnen Wände hindurch verfolgt, bevor sie sich mit ihm anfreundet, pflegt eine intensive Nähe zum Tod und hat sich schon an verschiedenen Orten Europas Grabnischen reservieren lassen. Mit Grund: Er ist krank und rechnet mit seinem baldigen Verschwinden.
Den Kubaner Claudio dagegen hat es nach New York verschlagen. Als Angestellter eines Verlags, der sich allein am wohlsten fühlt, führt er ein unkubanisch geordnetes Leben - strenger Zeitplan, pedantische Geschirrbenutzung, eiserne Badezimmerrituale. Für die Herde derer, die sich der Konsumgesellschaft ausliefern, hat er nur Verachtung übrig. So wundert es nicht, dass niemand Claudios winzige Festung auf der Upper Westside betreten darf. Nur in der Beziehung zu Ruth, einer wohlhabenden, deutlich älteren Amerikanerin, lebt Claudio seine Bedürfnisse nach Status und Lebensstil aus, ein paar Macho-Posen eingeschlossen.
Genau in der Mitte des Romans führt Guadalupe Nettel die Lebenslinien ihrer beiden Protagonisten zusammen. Das macht sie elegant, mit Lakonie und einem Anflug von Komik. Claudio verliebt sich in Cecilia. Und Cecilia - viel langsamer - in Claudio. Man schreibt sich. Sieht sich wieder. Dann streben die Linien wieder auseinander, und auch das gelingt Guadalupe Nettel so überzeugend, dass man sich als Leser fragt, warum es nicht mehr Autoren bei solchen Abenteuern der Vergeblichkeit belassen? Kurzes Aufflammen, dann Schluss. Man liest davon eigentlich viel lieber, und realistischer ist es auch.
Danach folgt der Abstieg, für beide, als sei die Saat verdorben, und damit beginnt das Leben, das - man scheut sich, es hinzuschreiben - auf sie gewartet hat. Mit allen Härten, aller Verzweiflung und tiefen Blicken in die letzte Schlucht. Manches an dieser Abwärtsspirale ist nicht mehr mit derselben Leichtigkeit geschildert, und auch die Glaubwürdigkeit leidet. Besonders die Claudio-Kapitel verlieren an Substanz, sein Schicksal wird eher behauptet als erzählt.
Henry James hat einmal über Anthony Trollope geschrieben, gerade seine Detailfülle und alltagsgesättigte Gewöhnlichkeit (er sagte es feiner) werde diesem Viktorianer am Ende den ewigen Ruhm sichern. Und so ist es gekommen: Die sichere Mittellage, im Denken wie im Beschreiben, ist so etwas wie das natürliche Habitat des bürgerlichen Romans. Bis heute hat sich wenig daran geändert.
Auch Guadalupe Nettels Stil will nicht allzu hoch hinaus, und auf den ersten hundert Seiten findet sich kaum ein bemerkenswerter Satz, dafür einige, die mit der Flügelspitze das Klischee streifen. Das klingt im Deutschen behäbiger als nötig, denn die Übersetzerin ist - bei allen Qualitäten, die sie an anderer Stelle beweist - offenbar nicht daran interessiert, die Kühle von Nettels Spanisch zu bewahren.
Doch wie beim impressionistischen Gemälde macht es der Gesamteindruck, nicht der einzelne Farbstrich. Nettels Geschichte ist atmosphärisch dicht, eher von Pariser als von New Yorker Licht durchdrungen, obwohl etwa gleich viel aus beiden Städten erzählt wird, und von einer schwärmerischen Intellektualität erfüllt, die Julio Cortázar und den peruanischen Dichter César Vallejo beschwört - Paris, Mutter der einsamen lateinamerikanischen Poeten, der Zigarettenraucher, Matetrinker, Jazzhörer.
Wenn der melancholisch getönten Immigrantengeschichte am Ende ein bisschen die Puste ausgeht, dann vielleicht deshalb, weil Romane nun einmal irgendwo aufhören müssen - und ein wenig wohl auch, weil die Autorin ihrer schwermütigen Ballade noch eine Moral abgewinnen will, die in ein einziges Bild passt, ein Trost für den Heimweg. Und damit verkauft sie das Ganze zu billig. Wer so weit gelesen hat, dem wird man zutrauen, dass er die Kälte, die der Roman in Bilder fasst, gleichmütig erträgt.
Guadalupe Nettel: "Nach dem Winter". Roman.
Aus dem Spanischen von Carola Fischer. Blessing Verlag, München 2018. 350 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Nach dem Winter" (im Original: "Después del invierno"), ausgezeichnet mit dem Premio Herralde des Anagrama-Verlags, erzählt von zwei lateinamerikanischen Immigranten in der Fremde, Cecilia und Claudio, die in abwechselnden Kapiteln - sie lebt in Paris, er in New York - als Ich-Erzähler auftreten. Der Roman schildert eine Liebe, die verpasst wird und eine Frage provoziert, die man an alle bittersüßen Geschichten dieser Art stellen könnte: Musste es so kommen? Und was hätte geschehen müssen, um das Schicksal zu wenden? Am Ende handelt der Roman gleichsam hinterrücks von all den Dingen - hier fürchterlichen Schicksalsschlägen, dort der Balance zwischen nachtschwarzer Resignation und kleinem Glück -, die sich überhaupt nur ereignen, weil die Liebe zwischen den beiden Figuren nicht stattfindet, sondern scheitert und weggeworfen wird.
Und doch gibt die ausgefallene Liebe dem Buch seine Linie, seine Form und Flughöhe. Cecilia, Mexikanerin wie die Autorin, geht aus ihrer Geburtsstadt Oaxaca nach Paris, um mit einem Stipendium ihre Magisterarbeit in Literaturwissenschaft zu schreiben. Am Anfang kennt sie keinen Menschen, dann kommt sie bei einem Pärchen unter, bis sie eine eigene Wohnung findet. Schon als Kind haben Friedhöfe eine morbide Anziehungskraft auf sie ausgeübt. Ihre kleine Bude schaut auf den Friedhof Père-Lachaise hinaus, und es ist nicht übertrieben zu sagen, Guadalupe Nettels Roman mache die Geister der Verstorbenen zu Mitspielern, vor allem berühmte Dichter und Musiker. Denn auch Tom, Cecilias Nachbar, dessen Tagesablauf sie durch die dünnen Wände hindurch verfolgt, bevor sie sich mit ihm anfreundet, pflegt eine intensive Nähe zum Tod und hat sich schon an verschiedenen Orten Europas Grabnischen reservieren lassen. Mit Grund: Er ist krank und rechnet mit seinem baldigen Verschwinden.
Den Kubaner Claudio dagegen hat es nach New York verschlagen. Als Angestellter eines Verlags, der sich allein am wohlsten fühlt, führt er ein unkubanisch geordnetes Leben - strenger Zeitplan, pedantische Geschirrbenutzung, eiserne Badezimmerrituale. Für die Herde derer, die sich der Konsumgesellschaft ausliefern, hat er nur Verachtung übrig. So wundert es nicht, dass niemand Claudios winzige Festung auf der Upper Westside betreten darf. Nur in der Beziehung zu Ruth, einer wohlhabenden, deutlich älteren Amerikanerin, lebt Claudio seine Bedürfnisse nach Status und Lebensstil aus, ein paar Macho-Posen eingeschlossen.
Genau in der Mitte des Romans führt Guadalupe Nettel die Lebenslinien ihrer beiden Protagonisten zusammen. Das macht sie elegant, mit Lakonie und einem Anflug von Komik. Claudio verliebt sich in Cecilia. Und Cecilia - viel langsamer - in Claudio. Man schreibt sich. Sieht sich wieder. Dann streben die Linien wieder auseinander, und auch das gelingt Guadalupe Nettel so überzeugend, dass man sich als Leser fragt, warum es nicht mehr Autoren bei solchen Abenteuern der Vergeblichkeit belassen? Kurzes Aufflammen, dann Schluss. Man liest davon eigentlich viel lieber, und realistischer ist es auch.
Danach folgt der Abstieg, für beide, als sei die Saat verdorben, und damit beginnt das Leben, das - man scheut sich, es hinzuschreiben - auf sie gewartet hat. Mit allen Härten, aller Verzweiflung und tiefen Blicken in die letzte Schlucht. Manches an dieser Abwärtsspirale ist nicht mehr mit derselben Leichtigkeit geschildert, und auch die Glaubwürdigkeit leidet. Besonders die Claudio-Kapitel verlieren an Substanz, sein Schicksal wird eher behauptet als erzählt.
Henry James hat einmal über Anthony Trollope geschrieben, gerade seine Detailfülle und alltagsgesättigte Gewöhnlichkeit (er sagte es feiner) werde diesem Viktorianer am Ende den ewigen Ruhm sichern. Und so ist es gekommen: Die sichere Mittellage, im Denken wie im Beschreiben, ist so etwas wie das natürliche Habitat des bürgerlichen Romans. Bis heute hat sich wenig daran geändert.
Auch Guadalupe Nettels Stil will nicht allzu hoch hinaus, und auf den ersten hundert Seiten findet sich kaum ein bemerkenswerter Satz, dafür einige, die mit der Flügelspitze das Klischee streifen. Das klingt im Deutschen behäbiger als nötig, denn die Übersetzerin ist - bei allen Qualitäten, die sie an anderer Stelle beweist - offenbar nicht daran interessiert, die Kühle von Nettels Spanisch zu bewahren.
Doch wie beim impressionistischen Gemälde macht es der Gesamteindruck, nicht der einzelne Farbstrich. Nettels Geschichte ist atmosphärisch dicht, eher von Pariser als von New Yorker Licht durchdrungen, obwohl etwa gleich viel aus beiden Städten erzählt wird, und von einer schwärmerischen Intellektualität erfüllt, die Julio Cortázar und den peruanischen Dichter César Vallejo beschwört - Paris, Mutter der einsamen lateinamerikanischen Poeten, der Zigarettenraucher, Matetrinker, Jazzhörer.
Wenn der melancholisch getönten Immigrantengeschichte am Ende ein bisschen die Puste ausgeht, dann vielleicht deshalb, weil Romane nun einmal irgendwo aufhören müssen - und ein wenig wohl auch, weil die Autorin ihrer schwermütigen Ballade noch eine Moral abgewinnen will, die in ein einziges Bild passt, ein Trost für den Heimweg. Und damit verkauft sie das Ganze zu billig. Wer so weit gelesen hat, dem wird man zutrauen, dass er die Kälte, die der Roman in Bilder fasst, gleichmütig erträgt.
Guadalupe Nettel: "Nach dem Winter". Roman.
Aus dem Spanischen von Carola Fischer. Blessing Verlag, München 2018. 350 S., geb., 22,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Schließen
"Ein filigraner Großstadtroman... Nettel versteht es geschickt, mit Raum und den Perspektiven der Figuren zu spielen." SPIEGEL online
(K)Eine Liebesgeschichte, die Emotionen weckt: Und zwar Emotionen der unterschiedlichsten Art. So erging es zumindest mir bei der Lektüre von "Nach dem Winter", dem ersten Roman der mexikanischen Autorin Guadeloupe Nettel.
Es ist nicht eine Liebesgeschichte, die sie beschreibt, …
Mehr
(K)Eine Liebesgeschichte, die Emotionen weckt: Und zwar Emotionen der unterschiedlichsten Art. So erging es zumindest mir bei der Lektüre von "Nach dem Winter", dem ersten Roman der mexikanischen Autorin Guadeloupe Nettel.
Es ist nicht eine Liebesgeschichte, die sie beschreibt, sondern mehrere. Im Erzählverlauf tauchen zwei Protagonisten auf, aus deren Perspektive jeweils berichtet wird: Cecilia, eine in Paris lebende und studierende Mexikanerin und Claudio, ein Kubaner, der seit mehreren Jahren in New York ansässig ist und dort arbeitet. Während Cecilia eine ruhige, zurückhaltende, durchaus selbstkritische Person ist, die äußerst reflektiert, aber nicht ohne Emotionen auf die Welt blickt, ist Claudio sehr auf sich selbst fixiert, was im Prinzip alle Handlungen, in die er involviert ist, auf die ein oder andere Weise bestimmt. Somit sind es nicht nur ihre Lieben, sondern vielmehr ihre Leben, in die dem Leser im Handlungsverlauf ein ausführlicher Einblick gestattet wird.
Claudio und Cecilia treffen aufeinander, doch das ist nur ein Ereignis in einer Reihe verschiedener Geschehnisse und Aktivitiäten. Es entsteht eine kurze, aber intensive Liebesgeschichte, die ganz klar von Claudio initiiert und auch maßgeblich moderiert wird, wenn man dieses für eine solche Beziehung äußerst untypische Wort zulässt. Mir erscheint es an dieser Stelle außerordentlich passend.
Die Handlung wird in großem Maße getragen durch die aus meiner Sicht gewaltige Erzählkraft der Autorin, die eine Meisterin in der Wiedergabe und im Wechsel sowohl von Stimmungen als auch von Perspektiven ist. Ein Roman, der mich sehr berührt hat - allerdings nicht durchgehend, sondern ganz klar an bestimmten Stellen, an denen die Autorin besonders eindringlich "zuschlug". Guadalupe Nettel - ein Name, den man sich merken sollte, wenn man sich auf ungewöhnlich erzählte Lebensgeschichten und eine ungeheure, für mich nicht dagewesene Kraft der Worte einlassen will.
Im Übrigen auch virtuos übersetzt von Carola Fischer. Das erlaube ich mir jetzt einfach mal so zu beurteilen, auch wenn ich kein Spanisch spreche. Denn wie sonst hätte diese von mir auf Deutsch gelesene Geschichte eine so gewaltige Wirkung auf mich erzielen können?
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Guadalupe Nettel erzählt in ihrem Roman die Geschichte von Claudio und Cecilia, die beide Probleme haben zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen.
Claudio lebt als Exil-Kubaner in New York. Er legt sehr strenge Maßstäbe an seine Mitmenschen an und daher reduzieren sich seine …
Mehr
Guadalupe Nettel erzählt in ihrem Roman die Geschichte von Claudio und Cecilia, die beide Probleme haben zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen.
Claudio lebt als Exil-Kubaner in New York. Er legt sehr strenge Maßstäbe an seine Mitmenschen an und daher reduzieren sich seine Sozialkontakte auf ein Minimum. Cecilia ist Mexikanerin und für ihr Studium nach Paris gezogen. Sie ist ebenfalls eine Einzelgängerin, die eher in ihrer eigenen Welt lebt. Über eine gemeinsame Freundin lernen sich Claudio und Cecilia kennen. Während Claudio sofort eine obsessive Verliebtheit entwickelt, ist Cecilia zurückhaltender. Trotzdem lässt sie sich auf ihn ein und besucht ihn in New York.
Die beiden Hauptcharaktere werden in den Kapiteln abwechselnd betrachtet. Dabei sind auch die verschiedenen Perspektiven zu den gleichen Ereignissen hochinteressant. Claudio ist total auf sich bezogen und meiner Meinung nach zu keiner Empathie fähig. Sein Kosmos kreist ausschließlich um sich selbst und seine persönlichen Wertvorstellungen. Cecilia erkennt früh, dass er sie idealisiert. Sie lässt sich nur auf ihn ein, weil ihr ihr Freund Tom fehlt.
Die Autorin zeigt die Zerrissenheit ihrer Figuren sehr gut. Hauptthemen des Romans sind Verlust, Trauer und Depression. Die Beschreibung passt nicht wirklich zur Geschichte, denn die kurze Romanze zwischen Claudio und Cecilia nimmt einen vergleichsweise kleinen Teil des Buches ein und hat, meiner Meinung nach, auch keinen wirklich tiefgreifenden Einfluss auf die Entwicklung der Figuren.
Der Roman ist sicher keine leichte Lektüre, aber auf jeden Fall lesenswert.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Ich wurde Ruths Liebhaber, weil ich überzeugt davon war, in Sachen Liebe behindert zu sein.
Claudio hat nach einem tragischen Verlust, seiner Heimatstadt Havannah den Rücken gekehrt und arbeitet seit einigen Jahren als Lektor in New York. Er ist ein ruhiger, kontrollierter, …
Mehr
Ich wurde Ruths Liebhaber, weil ich überzeugt davon war, in Sachen Liebe behindert zu sein.
Claudio hat nach einem tragischen Verlust, seiner Heimatstadt Havannah den Rücken gekehrt und arbeitet seit einigen Jahren als Lektor in New York. Er ist ein ruhiger, kontrollierter, egozentrischer Mensch, der sehr zurückgezogen lebt.
Cecilia hat ihre Kindheit in Mexiko verbracht und studiert seit ein paar Monaten in Paris. Der Umgang mit Menschen fällt ihr aus unerklärlichen Gründen sehr schwer, dafür hat sie umsomehr ein Faible für ruhige Friedhöfe.
Als die beiden sich über gemeinsame Freunde begegnen, sind sie voneinander angetan und obwohl beide jeweils in einer Art Beziehung stecken, schreiben sie einander und Cecilia beschliessst nach New York zu fliegen um Claudio zu besuchen....
* ~ * ~ *
Die mexikanische Journalistin Guadalupe Nettel legt mit ihrem Debut "Nach dem Winter" einen sehr ruhigen, fast schon melancholischen und trotzdem auf seine Art sperrigen Roman vor.
Nach einem großartigen Einstieg hätte es für mich im Mittelteil ein paar Seiten weniger gebraucht. Gefühlt tritt die Geschichte ein wenig auf der Stelle, was mit Sicherheit auch so beabsichtigt ist und zum Leben von Claudio und Cecilia dazugehört.
Trotzdem hat mich der Roman unheimlich berührt. Zwei Menschen, die in sich gefangen sind, die von einer Beziehung jenseits einer Zweckgemeinschaft träumen, aber gar nicht mehr in der Lage sind aus sich herauszukommen, nicht mehr die Kraft haben über ihre Schatten zu springen und den Mut noch einmal etwas zu riskieren. Und eigentlich auch gar nicht mehr wissen, wie man mit einem Partner umgeht.
Guadalupe Nettel hat hier sehr interessante Charaktere ins Leben gerufen, an deren Gedanken und Gefühlen man gerne teilnimmt. Ihr Schreibstil ist sehr klar, die Sprache berührend, fast schon poetisch und immer mit einem Hauch von Melancholie und Traurigkeit. Dennoch ist es kein trauriges Buch. Es geht vielmehr um Sehnsüchte, Einsamkeit, die Anonymität der Großstädte und das Leben an sich.
"Nach dem Winter" ist kein Roman, den man einfach so wegliest und auch keine romantische Liebesgeschichte. Er ist sperrig, hallt lange nach und lässt einen nachdenklich zurück.
Fazit: 4,5 Sterne für eine Geschichte unserer Zeit. Ich würde mich freuen bald mehr von Guadalupe Nettel zu lesen.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Ich hatte große Erwartungen an dieses Buch und wurde nicht enttäuscht.
Der Schreibstil ist leicht und flüssig.Ich bin mit dem Lesen sehr gut voran gekommen.Die Seiten flogen nur so dahin.Einmal angefangen mit Lesen wollte ich das Buch kaum noch aus den Händen legen.
Die …
Mehr
Ich hatte große Erwartungen an dieses Buch und wurde nicht enttäuscht.
Der Schreibstil ist leicht und flüssig.Ich bin mit dem Lesen sehr gut voran gekommen.Die Seiten flogen nur so dahin.Einmal angefangen mit Lesen wollte ich das Buch kaum noch aus den Händen legen.
Die Protoganisten wurden sehr gut beschrieben.Ich konnte sie mir klar und deutlich vorstellen.Ich habe Claudio und Cecila kennen gelernt.Zunächst habe ich einen Einblick in des Leben der Beiden unabhängig voneinander erhalten.Beide sind nicht wirklich glücklich mit ihrem Leben .Durch die sehr einfühlsame und fast poetische Erzählweise der Autorin kommt dies wunderbar zu Geltung.Gedanken,Gefühle und Emotionen beschreibt sie einfach ganz wunderbar.So konnte ich mich richtig in Claudio und Cecila hinein versetzen.
Auch als sich die beiden zum ersten Mal in Paris treffen und daraus eine etwas ungewöhnliche Beziehung wird ,konnte ich ihre Gedanken und Gefühle nachvollziehen.Sehr melanchonisch und berühernd beschreibt uns Guadalupe Nettel die einzelnen Situationen.Viele Themen wie Einsamkeit,unerfüllte Liebe,Sehnsucht und unerfüllte Beziehungen spricht sie in dieser Geschichte an und baut sie geschickt ein.
Die Handlung blieb von Anfang bis zum Ende sehr interssant.Dadurch wurde es zu keinem Zeitpunkt langweilig.Mich hat es teilweise wirklich sehr emotional berührt und bewegt wie Claudio und Cecila in ihrem Leben gefangen sind und es nicht schaffen es zu verändern.
Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen und ich vergebe glatte 5 Sterne.
Weniger
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Antworten 0 von 0 finden diese Rezension hilfreich
Andere Kunden interessierten sich für