Ursula Krechel
Broschiertes Buch
Landgericht
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Was muss einer fürchten, was darf einer hoffen, der 1947 aus dem Exil nach Deutschland zurückkehrtRichard Kornitzer ist Richter von Beruf und ein Charakter von Kohlhaas'schen Dimensionen. Die Nazizeit mit ihren absurden und tödlichen Regeln zieht sich als Riss durch sein Leben. Danach ist nichts mehr wie vorher, die kleine Familie zwischen dem Bodensee, Mainz und England versprengt, und die Heimat beinahe fremder als das in magisches Licht getauchte Exil in Havanna. Die deutsche Nachkriegszeit, die zwischen Depression und Aufbruch schwankt, ist der Hintergrund der fast parabelhaft tragische...
Was muss einer fürchten, was darf einer hoffen, der 1947 aus dem Exil nach Deutschland zurückkehrtRichard Kornitzer ist Richter von Beruf und ein Charakter von Kohlhaas'schen Dimensionen. Die Nazizeit mit ihren absurden und tödlichen Regeln zieht sich als Riss durch sein Leben. Danach ist nichts mehr wie vorher, die kleine Familie zwischen dem Bodensee, Mainz und England versprengt, und die Heimat beinahe fremder als das in magisches Licht getauchte Exil in Havanna. Die deutsche Nachkriegszeit, die zwischen Depression und Aufbruch schwankt, ist der Hintergrund der fast parabelhaft tragischen Geschichte von einem, der nicht mehr ankommt. Mit sprachlicher Behutsamkeit und einer insistierenden Zuneigung lässt Landgericht den Figuren späte Gerechtigkeit widerfahren. Ein Roman über eine deutsche Familie, der zugleich mit großer Wucht von den Gründungsjahren einer Republik erzählt.Ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis 2012
Geboren 1947 in Trier, seit 1974 zahlreiche Veröffentlichungen - Theaterstücke, Gedichte, Hörspiele, Romane, Essays. Für ihre Romane Shanghai fern von wo (2008), Landgericht (2012) und Geisterbahn (2018) wurde sie vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Joseph-Breitbach-Preis, dem Deutschen Buchpreis und dem Jean-Paul-Preis. 2025 erhielt sie den Georg-Büchner-Preis. Ursula Krechel lebt in Berlin.
Produktdetails
- Verlag: Kampa Verlag
- Seitenzahl: 560
- Erscheinungstermin: 11. Juli 2024
- Deutsch
- Abmessung: 205mm x 125mm x 43mm
- Gewicht: 523g
- ISBN-13: 9783311150985
- ISBN-10: 3311150988
- Artikelnr.: 70069163
Herstellerkennzeichnung
Verlegerdienst München
Gutenbergstraße 1
82205 Gilching
webmaster@verlegerdienst.de
»Romane wie dieser sind selten. Ursula Krechels Landgericht ist ein Glücksfall.« Martin Zingg / Neue Zürcher Zeitung
»Es brauchte Ursula Krechel, um dieses wahrheitsliebende, schöne und wirklich einzigartige Buch in die Welt zu bringen.« Andreas Isenschmid / Die Zeit
»Es brauchte Ursula Krechel, um dieses wahrheitsliebende, schöne und wirklich einzigartige Buch in die Welt zu bringen.« Andreas Isenschmid / Die Zeit
Wie in ihrem letzten Roman „Shanghai fern von wo“ geht Ursula Krechel (Jg. 1947) auch in ihrem neuen Roman „Landgericht“ wieder auf Spurensuche. Dieses Mal erzählt sie das bewegende Schicksal des jüdischen Richters Richard Kornitzer. Obwohl mit einer …
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Wie in ihrem letzten Roman „Shanghai fern von wo“ geht Ursula Krechel (Jg. 1947) auch in ihrem neuen Roman „Landgericht“ wieder auf Spurensuche. Dieses Mal erzählt sie das bewegende Schicksal des jüdischen Richters Richard Kornitzer. Obwohl mit einer „Arierin“, der selbstbewussten Geschäftsfrau Claire, verheiratet, trieb ihn die fanatische Rassenideologie der Nazis in Exil. Ihre beiden Kinder Georg und Selma schickten sie per Kindertransport nach England, das Nachkommen der Eltern scheiterte jedoch. Kornitzer wurde schließlich als Emigrant in Kuba aufgenommen. Seine Frau musste er in Berlin zurücklassen.
Nach zehnjähriger Odyssee kehrt Kornitzer 1948 nach Deutschland zurück. In Lindau trifft er seine immer noch geliebte Ehefrau wieder. Als er jedoch seine Kinder aus England zurückholen will, weigern sich diese, denn sie haben ihre emotionale Bindung an die Eltern verloren. Nach zehn Jahren haben sie ein viel intensiveres Verhältnis zu ihren Pflegeeltern.
Aber nicht nur in der Familie muss der Zurückgekehrte Enttäuschungen einstecken. Im zerstörten Mainz findet er zwar eine Anstellung am Landgericht, doch seine Umgebung begegnet ihm mit Distanz. Seine Forderungen nach Gerechtigkeit und Wiedergutmachung werden ihm vom Staat nicht gewährt. Unerbittlich und immer verbitterter kämpft Kornitzer wie Michael Kohlhaas um Anerkennung und Entschädigung, aber bis zu seinem Tod im Jahr 1970 sind ihm nur kleine Erfolge vergönnt.
Ursula Krechel schildert das Leben des jüdischen Juristen Richard Kornitzer in zahlreichen Rückblenden, wobei eine Mischung aus Erzählung und Dokumentation entsteht. Diese Montage und die verschiedenen Perspektiven machen "Landgericht" zu einem aktuellen und modernen Roman, für den die Autorin mit dem Deutschen Buchpreis 2012 ausgezeichnet wurde.
Im Freiburger Audiobuch Verlag ist nun eine autorisierte Lesefassung des Romans auf insgesamt acht CDs (Spieldauer 580 Minuten) erschienen. Dafür konnte der bekannte Schauspieler und Sprecher Frank Arnold gewonnen werden. Mit seinen Stimmungs- und Stimmenwechseln versucht er, die Romanfiguren näher zu bringen. Der Hörer ist jedenfalls vom ersten Satz an gefesselt.
Manfred Orlick
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Danke für den guten, sehr aufschlussreichen Kommentar!!
Oh Gott! Schon das Coverbild erzeugt Unbehagen, man riecht ja förmlich das Bohnerwachs. Soll man so einen Roman lesen, aus dem Gerichtsmilieu auch noch, ist denn die Nachkriegszeit nicht schon hinreichend thematisiert worden von Koeppen, Böll, Schlink und vielen anderen? Nein, ist sie …
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Oh Gott! Schon das Coverbild erzeugt Unbehagen, man riecht ja förmlich das Bohnerwachs. Soll man so einen Roman lesen, aus dem Gerichtsmilieu auch noch, ist denn die Nachkriegszeit nicht schon hinreichend thematisiert worden von Koeppen, Böll, Schlink und vielen anderen? Nein, ist sie nicht! Aber das weiß man erst, wenn man dieses Buch gelesen hat. Worum geht es? Ein hoffnungsvoller junger Richter wird als Jude Opfer des Naziterrors. Er verliert seine Stellung, muss seine beiden halbjüdischen Kinder nach England in Sicherheit bringen und schließlich selbst ins Exil nach Kuba flüchten. Seine nichtjüdische, als Unternehmerin in der Kinowerbung erfolgreiche Frau bleibt allein in Berlin zurück, wo man ihr mit Drohungen ihre Firma zum Schandpreis abtrotzt und damit auch ihr die Existenzgrundlage entzieht. Dieser Horror bildet den Hintergrund der eigentlichen Geschichte, in der Ursula Krechel ohne jedes Pathos den psychischen Schaden veranschaulicht, den ihre Protagonisten erlitten haben. Sie sind aus der Bahn geworfen worden und versuchen nach dem Ende dieses Albtraums in ihre bürgerliche Existenz zurückzufinden und die auseinander gerissene, sich fremd gewordene Familie wieder zu vereinen. Daran scheitern sie gründlich, und dieses Scheitern ist eine einzige Tragödie.
Ursula Krechel erzählt in Rückblenden von den glücklichen Berliner Jahren des Ehepaares, vom Exil des Protagonisten in Kuba, wo er unter demütigenden Umständen bei einem schmierigen Rechtsanwalt arbeitet, eine Geliebte findet und schließlich sogar Vater wird. Das Kind aber, eine Tochter, wird bei Verwandten der Mutter aufgenommen, er bekommt sie nie zu Gesicht. Und so ist alles in Kornitzers Leben von Brüchen gekennzeichnet, er ist und bleibt ein Aus-der-Bahn-Geworfener, der sich nach Rückkehr und beruflicher Wiedereingliederung allmählich immer mehr in einen aussichtslosen Kampf mit der Bürokratie hineinsteigert, damit sogar seine Gesundheit ruiniert, nur um seine legitimen Ansprüche auf Wiedergutmachung durchzusetzen. Aber auch hierbei scheitert er letztendlich und stimmt schließlich resigniert und des Kampfes müde einem Vergleich zu. Das eigentliche Leben hat dieser Landgerichtsdirektor total versäumt, hat wertvolle Jahre sinnlos vertrödelt bei der Suche nach Gerechtigkeit in eigener Sache. Er ist insoweit Opfer seiner eigenen Zunft geworden, denn bei aller Sympathie für den Protagonisten kann man der Argumentation der beteiligten Behörden, die Krechel in vielen Originalschriftsätzen einbindet in ihre Geschichte, durchaus folgen, sie ist juristisch schlüssig. Hier liegt für mich das eigentliche Dilemma Kornitzers, dieses überkorrekten Juristen, der an der kalten Logik von Gesetzen und Vorschriften scheitert, die er selbst, als Richter, akkurat und folgerichtig angewendet hat.
Was ist nun das Besondere an diesem Buch? Diese Geschichte geht einem unter die Haut, mir jedenfalls, und zwar wie schon lange keine andere mehr. Man ist tief betroffen, denn es gelingt der Autorin mühelos, einem die Protagonisten sehr nahe zu bringen, fast schon zu nahe. Es ist die Ohnmacht des Menschen vor den geschichtlichen Ereignissen, die Ironie des Schicksals, die bitteren Erfahrungen und Enttäuschungen, die dieses Leben begleiten, und alles das wird hier in einer unspektakulären, ruhigen, fast juristisch sachlichen Sprache erzählt, der man gleichwohl die Empathie anmerkt, mit der die Figuren geradezu liebevoll beschrieben werden. In dieser schönen Prosa hat für mich des Öfteren die Lyrikerin durchgeschimmert, deren Sprache mir fast ein wenig zaghaft erscheint, indem sie zum Beispiel sehr häufig fußnotenartig in Klammern gesetzte Anmerkungen, Relativierungen, auch Zweifel in den Text einschiebt, sehr häufig mit einem Fragezeichen endend. Genau dieses Fragezeichen aber setzt beim Leser die Bereitschaft voraus, mitzudenken und auch weiterzudenken, «Landgericht» ist kein Schmöker, den man so nebenbei liest, in der Straßenbahn womöglich. Eine rundum lohnenswerte Lektüre also!
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Antworten 7 von 10 finden diese Rezension hilfreich
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Sehr anspruchsvolle Lektüre
Das ist ganz schwere, hoch literarische Kost. Bin mit dem Buch gerade angefangen und zutiefst beeindruckt von Ursula Krechels Schreibstil, ihrer profunden Detailkenntnis der Verhältnisse der 50er Jahre sowie ihrer detaillierten Schilderung der Charaktere. …
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Sehr anspruchsvolle Lektüre
Das ist ganz schwere, hoch literarische Kost. Bin mit dem Buch gerade angefangen und zutiefst beeindruckt von Ursula Krechels Schreibstil, ihrer profunden Detailkenntnis der Verhältnisse der 50er Jahre sowie ihrer detaillierten Schilderung der Charaktere. Trotzdem: Ob ich bis zum Ende durchhalte, weiß ich noch nicht. Mal schauen. Aber man muss sich ja ab und an auch mal was Anspruchsvolles als Lektüre gönnen. Eines steht für mich schon jetzt fest: Ursula Krechel hat den Deutschen Buchpreis 2012 völlig zurecht bekommen.
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Antworten 7 von 10 finden diese Rezension hilfreich
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Das Buch hat zu Recht den Deutschen Buchpreis gewonnen.
Auch wenn man sich an Krechels Stil erst etwas gewöhnen muss, so ist das Buch doch sehr authetisch und atmet quasi den Muff der 1950er Jahre. Sehr gut wird die Entfremdung des Flüchtlings zu seinem Land und zu seiner Familie …
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Das Buch hat zu Recht den Deutschen Buchpreis gewonnen.
Auch wenn man sich an Krechels Stil erst etwas gewöhnen muss, so ist das Buch doch sehr authetisch und atmet quasi den Muff der 1950er Jahre. Sehr gut wird die Entfremdung des Flüchtlings zu seinem Land und zu seiner Familie dargestellt, aber auch die Sorgen um die Kinder und die Nöte, die seine Ehefrau in Deutschland ertragen musste.
Es ist ja bekannt, dass die Altnazis in der Adenauerrepublik an vielen Schalthebeln saßen, hier wird das theoretische Wissen fassbar und konkret.
Ein sehr empfehlenswertes Buch!
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Antworten 7 von 12 finden diese Rezension hilfreich
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