Neal Shusterman
Broschiertes Buch
Kompass ohne Norden
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»Eine brillante Reise in die Tiefen der Seele - einfühlsam, umwerfend, außergewöhnlich.« Laurie Halse Anderson
Caden hält sich für einen ganz normalen Jungen, doch sein Verstand begibt sich häufig auf fantastische Reisen. Manchmal befindet er sich geistig auf dem Weg zum Marianengraben, in der Realität hingegen wird selbst der harmlose Gartenschlauch zur tödlichen Gefahr. Als die Grenzen zwischen realer und fantastischer Welt immer weiter verschwimmen, muss Caden begreifen: Er ist kein biblischer Prophet, er ist schizophren.
Caden hält sich für einen ganz normalen Jungen, doch sein Verstand begibt sich häufig auf fantastische Reisen. Manchmal befindet er sich geistig auf dem Weg zum Marianengraben, in der Realität hingegen wird selbst der harmlose Gartenschlauch zur tödlichen Gefahr. Als die Grenzen zwischen realer und fantastischer Welt immer weiter verschwimmen, muss Caden begreifen: Er ist kein biblischer Prophet, er ist schizophren.
Neal Shustermanist einer der erfolgreichsten amerikanischen Kinder- und Jugendbuchautoren. Er studierte in Kalifornien Psychologie und Theaterwissenschaften. Sein Roman "Kompass ohne Norden" basiert auf Shustermans Erfahrungen mit der Schizophrenie seines Sohnes und wurde mit dem National Book Award und dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2019 ausgezeichnet.
Produktdetails
- dtv Taschenbücher 62719
- Verlag: DTV
- 4. Aufl.
- Seitenzahl: 335
- Altersempfehlung: ab 14 Jahren
- Erscheinungstermin: 19. Juni 2020
- Deutsch
- Abmessung: 211mm x 135mm x 22mm
- Gewicht: 400g
- ISBN-13: 9783423627191
- ISBN-10: 3423627190
- Artikelnr.: 58002503
Herstellerkennzeichnung
dtv Verlagsgesellschaft
Tumblingerstraße 21
80337 München
produktsicherheit@dtv.de
Spannend, anschaulich und berührend - tolles Buch. Hamburger Abendblatt 20200707
Bei allem die Furcht, das Schiff könnte sinken
Rauhe See im eigenen Kopf: Neal Shusterman lässt seinen fünfzehn Jahre alten Helden mit den Meeresungeheuern psychischer Krankheit kämpfen.
Von Ramona Lenz
Wir suchen immer nach Hinweisen, die wir übersehen haben, wenn etwas schiefläuft", stellt Caden Bosch, fünfzehn Jahre alt, fest, kurz bevor seine Eltern ihn in die Psychiatrie einweisen. Caden hält eine solche Rückschau für den vergeblichen Versuch, im Nachhinein etwas Unvermeidliches unter Kontrolle zu kriegen. Auch die Leserin, zu diesem Zeitpunkt etwa in der Mitte von Neal Shustermans Roman "Kompass ohne Norden" angelangt, lässt die Spleens, Talente, Ängste, Spinnereien und Träume des Jugendlichen Revue
Rauhe See im eigenen Kopf: Neal Shusterman lässt seinen fünfzehn Jahre alten Helden mit den Meeresungeheuern psychischer Krankheit kämpfen.
Von Ramona Lenz
Wir suchen immer nach Hinweisen, die wir übersehen haben, wenn etwas schiefläuft", stellt Caden Bosch, fünfzehn Jahre alt, fest, kurz bevor seine Eltern ihn in die Psychiatrie einweisen. Caden hält eine solche Rückschau für den vergeblichen Versuch, im Nachhinein etwas Unvermeidliches unter Kontrolle zu kriegen. Auch die Leserin, zu diesem Zeitpunkt etwa in der Mitte von Neal Shustermans Roman "Kompass ohne Norden" angelangt, lässt die Spleens, Talente, Ängste, Spinnereien und Träume des Jugendlichen Revue
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passieren, die sie bis dahin kennengelernt hat, und fragt sich, welche davon auf eine pathologische Entwicklung hindeuteten. Schizophrenie, bipolare Störung, Depression, Zwangsstörung - Verschiedenes davon wird man bei Caden später diagnostizieren und sich damit doch nur grob annähern an das, was diesen Jungen ausmacht. Damit ist nicht zu viel vorweggenommen, denn der Autor kündigt bereits im Vorwort an, dass er mit diesem Buch einen Zweck verfolgt: Es soll Betroffene trösten und bei den anderen das Mitgefühl dafür stärken, wie es ist, "die finsteren, unberechenbaren Gewässer der psychischen Krankheit zu befahren". Shusterman verarbeitet dabei eigene Erfahrungen: Sein engster Freund litt an Schizophrenie und nahm sich das Leben, zwanzig Jahre vor der Arbeit an diesem Buch. Die Vorlage für Caden lieferte allerdings der Sohn des amerikanischen Schriftstellers, Brendan, als Jugendlicher psychisch erkrankt und mit Hilfe der Psychiatrie genesen.
Die Absicht des Autors tut der Lektüre keinen Abbruch, denn Shusterman gibt reichlich Rätsel auf und glänzt mit irrwitzigen Einfällen ebenso wie mit Bildern und Wortspielen, die bei aller Dramatik immer auch Raum für Humor lassen und deren Übersetzung aus dem Englischen Ingo Herzke vortrefflich geglückt ist. Da gibt es sprechende Totenschädel-Tätowierungen und entlaufene Hirne, Gedanken, die wegrennen "wie ein Mann in Flammen", und mütterliche Sorgen, die wärmen "wie ein Terrassenstrahler: schwach und wirkungslos, aber stetig". Das Sprichwort vom in den Brunnen gefallenen Kind wird weitergesponnen zu einem, das vom Grund des Brunnens zu seinem Hund hinaufschreit, der statt Hilfe zu holen zum Pinkeln in den Wald rennt.
Tiefe Brunnen, Fahrstuhlschächte, Trichter, ein Sprung von einem Hochhaus, schließlich sogar der Marianengraben: Der Sog der Tiefe und die Panik vor dem freien Fall sind bestimmende Motive in Cadens Albträumen. Er phantasiert von einem bizarren Schiff mit skurriler Besatzung, das in zunächst unbekannter Mission unterwegs ist. Das Verhältnis Cadens zu den anderen Besatzungsmitgliedern ist ebenso wie das Verhältnis zu seiner Familie und seinen Mitschülern von Misstrauen und Unterstellungen geprägt. Für Caden verschwimmt der Unterschied zwischen Denken und Erleben, eigenen Ideen und fremden Stimmen, Traum und Wirklichkeit. Entsprechend verwebt der Autor die atemberaubende Fantasy-Erzählung aus der Gedankenwelt Cadens mit realistischer Prosa um die Familie und die Krankheit des Jungen. Anfangs noch in kurzen Kapiteln, die keine Bezüge zueinander zu haben scheinen, wird im Verlauf des Romans immer deutlicher, wie die Welt in Cadens Kopf mit der Realität um ihn herum korrespondiert.
Eindrucksvoll macht Shusterman die massive Verunsicherung nachfühlbar, die entsteht, wenn verschiedene Realitäten miteinander um die Vorherrschaft streiten und sich aus eigener Kraft nicht mehr auseinanderhalten lassen. Eine Beratungslehrerin und ein Therapeut kommen ins Spiel, schließlich eine geschlossene Klinik mit weiteren Jugendlichen sowie Medikamente, die zunächst alles noch viel schlimmer machen.
Dieses Buch ist mehr ist als problemorientierte Jugendliteratur. Das ist der parallel zur Krankheitsgeschichte erzählten Fantasy-Geschichte zu verdanken, in die der Autor geschickt Motive und Figuren aus "Moby Dick" und "20.000 Meilen unter dem Meer" einbaut. Bestien wollen bekämpft werden. Ihre Konturen werden in den wilden Zeichnungen Cadens erkennbar, die von Shustermans Sohn Brendan stammen, entstanden in den Tiefen seiner Krankheit. Cadens Nachname und sein Versuch, mit seinem Zeichentalent Dämonen einzufangen, verweist auf Hieronymus Bosch und dessen Bestiarien.
Es ist allerdings weniger die vielbeschworene Nähe von Genie und Wahnsinn, die der Autor hervorheben möchte, als die Willkür und Kontextabhängigkeit aller Kategorisierungen. Shusterman lässt Caden darüber nachdenken, dass er bei den amerikanischen Ureinwohnern womöglich als Medizinmann gefeiert worden wäre und zu alttestamentarischer Zeit vielleicht als Prophet, während man ihn im Mittelalter vermutlich zu einem Exorzisten geschickt und im viktorianischen England in ein Irrenhaus geworfen hätte. Auch die Diagnosen der Psychiatrie sind für Shusterman allenfalls Annäherungen, und doch ist das Buch nicht zuletzt ein Plädoyer für die moderne Medizin, die psychische Erkrankungen zwar oft nicht heilen, aber in den Griff bekommen kann. Noch eine gute Absicht, die dem Leseerlebnis keinen Abbruch tut.
Neal Shusterman: "Kompass ohne Norden". Roman. Mit Illustrationen von Brendan Shusterman.
Aus dem Englischen von Ingo Herzke. Hanser Verlag, München 2018. 352 S., geb., 19,- [Euro]. Ab 14 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Absicht des Autors tut der Lektüre keinen Abbruch, denn Shusterman gibt reichlich Rätsel auf und glänzt mit irrwitzigen Einfällen ebenso wie mit Bildern und Wortspielen, die bei aller Dramatik immer auch Raum für Humor lassen und deren Übersetzung aus dem Englischen Ingo Herzke vortrefflich geglückt ist. Da gibt es sprechende Totenschädel-Tätowierungen und entlaufene Hirne, Gedanken, die wegrennen "wie ein Mann in Flammen", und mütterliche Sorgen, die wärmen "wie ein Terrassenstrahler: schwach und wirkungslos, aber stetig". Das Sprichwort vom in den Brunnen gefallenen Kind wird weitergesponnen zu einem, das vom Grund des Brunnens zu seinem Hund hinaufschreit, der statt Hilfe zu holen zum Pinkeln in den Wald rennt.
Tiefe Brunnen, Fahrstuhlschächte, Trichter, ein Sprung von einem Hochhaus, schließlich sogar der Marianengraben: Der Sog der Tiefe und die Panik vor dem freien Fall sind bestimmende Motive in Cadens Albträumen. Er phantasiert von einem bizarren Schiff mit skurriler Besatzung, das in zunächst unbekannter Mission unterwegs ist. Das Verhältnis Cadens zu den anderen Besatzungsmitgliedern ist ebenso wie das Verhältnis zu seiner Familie und seinen Mitschülern von Misstrauen und Unterstellungen geprägt. Für Caden verschwimmt der Unterschied zwischen Denken und Erleben, eigenen Ideen und fremden Stimmen, Traum und Wirklichkeit. Entsprechend verwebt der Autor die atemberaubende Fantasy-Erzählung aus der Gedankenwelt Cadens mit realistischer Prosa um die Familie und die Krankheit des Jungen. Anfangs noch in kurzen Kapiteln, die keine Bezüge zueinander zu haben scheinen, wird im Verlauf des Romans immer deutlicher, wie die Welt in Cadens Kopf mit der Realität um ihn herum korrespondiert.
Eindrucksvoll macht Shusterman die massive Verunsicherung nachfühlbar, die entsteht, wenn verschiedene Realitäten miteinander um die Vorherrschaft streiten und sich aus eigener Kraft nicht mehr auseinanderhalten lassen. Eine Beratungslehrerin und ein Therapeut kommen ins Spiel, schließlich eine geschlossene Klinik mit weiteren Jugendlichen sowie Medikamente, die zunächst alles noch viel schlimmer machen.
Dieses Buch ist mehr ist als problemorientierte Jugendliteratur. Das ist der parallel zur Krankheitsgeschichte erzählten Fantasy-Geschichte zu verdanken, in die der Autor geschickt Motive und Figuren aus "Moby Dick" und "20.000 Meilen unter dem Meer" einbaut. Bestien wollen bekämpft werden. Ihre Konturen werden in den wilden Zeichnungen Cadens erkennbar, die von Shustermans Sohn Brendan stammen, entstanden in den Tiefen seiner Krankheit. Cadens Nachname und sein Versuch, mit seinem Zeichentalent Dämonen einzufangen, verweist auf Hieronymus Bosch und dessen Bestiarien.
Es ist allerdings weniger die vielbeschworene Nähe von Genie und Wahnsinn, die der Autor hervorheben möchte, als die Willkür und Kontextabhängigkeit aller Kategorisierungen. Shusterman lässt Caden darüber nachdenken, dass er bei den amerikanischen Ureinwohnern womöglich als Medizinmann gefeiert worden wäre und zu alttestamentarischer Zeit vielleicht als Prophet, während man ihn im Mittelalter vermutlich zu einem Exorzisten geschickt und im viktorianischen England in ein Irrenhaus geworfen hätte. Auch die Diagnosen der Psychiatrie sind für Shusterman allenfalls Annäherungen, und doch ist das Buch nicht zuletzt ein Plädoyer für die moderne Medizin, die psychische Erkrankungen zwar oft nicht heilen, aber in den Griff bekommen kann. Noch eine gute Absicht, die dem Leseerlebnis keinen Abbruch tut.
Neal Shusterman: "Kompass ohne Norden". Roman. Mit Illustrationen von Brendan Shusterman.
Aus dem Englischen von Ingo Herzke. Hanser Verlag, München 2018. 352 S., geb., 19,- [Euro]. Ab 14 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"In einer kraftvollen Bildsprache und inspiriert durch Erfahrungen seines eigenen Sohnes gewährt Shusterman Einblick in Cadens Ringen mit den inneren Dämonen. Auf einer imaginären Handlungsebene befindet er sich als Seemann an Bord einer alten Galeone, die sich samt ihrer gespenstischen Besatzung als Zerrspiegel der Wirklichkeit entpuppt." Daniel Ammann, Neue Züricher Zeitung, 29.04.2020 "In zwei Erzählsträngen - eine für die reale Welt und die andere für die unterbewusste - erzählt Caden seine Geschichte. Die Erzählstränge sind kunstvoll miteinander verwoben und werden schlussendlich vereint. Durch diese Erzählweise bekommt der Leser eine Ahnung davon, was es bedeutet, an Schizophrenie zu leiden." Jurybegründung zur Nominierung für den
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Deutschen Jugendliteraturpreis, Eselsohr, Juli 2019 "Für Caden verschwimmt der Unterschied zwischen Denken und Erleben, eigenen Ideen und fremden Stimmen, Traum und Wirklichkeit. Entsprechend verwebt der Autor die atemberaubende Fantasy-Erzählung aus der Gedankenwelt Cadens mit realistischer Prosa. ... Shusterman glänzt mit irrwitzigen Einfällen ebenso wie mit Bildern und Wortspielen, die bei aller Dramatik immer auch Raum für Humor lassen." Ramona Lenz, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.10.18 "Dieser Roman geht unwahrscheinlich zu Herzen." Katja Eßbach, NDR Info, 05.10.18 "Die Geschichte ist kunstvoll konstruiert und schlägt Brücken von der Krankheit zur Kunst, von der Psychologie zur Literatur. ... Neal Shusterman beschreibt auf sehr eindringliche Weise den Abgrund einer psychischen Krankheit und besitzt zugleich einen Humor, der aus der Erkenntnis kommt, dass alles, das Verrückte wie das Normale, relativ ist." Sylvia Schwab, Deutschlandfunk Kultur, 14.09.18 "Alles ist aus der Sicht von Caden erzählt, aus der Sicht des Betroffenen. Eine ganz eigene Wirklichkeit entsteht. Das war echt heftig zu lesen. Auch weil man erkennt, wie machtlos Caden dabei ist. ... Es hat mich sehr berührt." Gesa Wegeng, WDR 1LIVE, 21.08.18
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Caden ist eigentlich ein normaler 15-jähriger, doch manchmal taucht er in andere Welten ab. In einer Welt ist da ein Kapitän, der seltsame Dinge von ihm verlangt. Und als Caden noch beginnt paranoid zu werden, wird alles ziemlich kompliziert.
Ich finde es ein bisschen schwer Wörter …
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Caden ist eigentlich ein normaler 15-jähriger, doch manchmal taucht er in andere Welten ab. In einer Welt ist da ein Kapitän, der seltsame Dinge von ihm verlangt. Und als Caden noch beginnt paranoid zu werden, wird alles ziemlich kompliziert.
Ich finde es ein bisschen schwer Wörter für dieses Buch zu finden, da es etwas ungewöhnlich ist, aber es hat mich auf jeden Fall sehr berührt und fasziniert. Der Autor schafft es auf eine abstrakte und doch verständlich Weise zu zeigen, wie es ist psychisch krank zu sein. Ein bisschen hat mich die Geschichte an Alice im Wunderland erinnert, nur viel realer und viel beängstigender, weil es tatsächlich Menschen gibt, die in so einer Welt leben. Dazu ist der Schreibstil einfach wundervoll und poetisch. Der Autor erschafft teilweise wunderschöne Bilder mit Worten und doch ist die Stimmung leicht beklemmend und man kann sehr gut mit Caden mitfühlen, auch wenn man seine Probleme nicht kennt. Und auch die kleinen Bildchen passen perfekt zur Geschichte und unterstreichen sie noch einmal.
Das Buch ist genauso magisch wie es die Augen öffnet. Es zeigt eine erschreckende Seite von psychischen Problemen, die durch den Schreibstil jedoch teilweise wirklich faszinierend geschildert werden. Mich hat das Buch wirklich berührt und auch wenn es ein Jugendbuch ist, würde ich es jeder Altersgruppe empfehlen, weil jeder sich mit dem Thema auseinandersetzten sollte, um es besser zu verstehen.
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eBook, ePUB
Inhalt:
Caden ist schizophren. Er fühlt sich „wie unter Wasser“, „gefangen in einer Welt, der er nicht entkommen kann“, „in einer Welt, in der er nicht gehört wird“. Dieses Buch beschreibt die Reise von Caden auf seinem Schiff und in seinem echten Leben …
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Inhalt:
Caden ist schizophren. Er fühlt sich „wie unter Wasser“, „gefangen in einer Welt, der er nicht entkommen kann“, „in einer Welt, in der er nicht gehört wird“. Dieses Buch beschreibt die Reise von Caden auf seinem Schiff und in seinem echten Leben – zerrissen in mehrere Etappen.
Stil:
Neal Shustermann hatte mich mit seiner Vollendet-Reihe (die Flucht, der Aufstand, die Rache, die Wahrheit) absolut in seinen Bann gezogen, daher wollte ich „Kompass ohne Norden“ unbedingt lesen. Leider ist der Einstieg in die Geschichte extrem verwirrend. Shustermann schrieb dieses Buch, weil bei seinem 16-jährigen Sohn eine schizoaffektive Störung diagnostiziert wurde (eine Mischung aus Schizophrenie und bipolarer Störung) und er anderen Betroffenen / Freunden / Betreuern / etc. einen Einblick in die Gefühlswelt der, an dieser Krankheit leidenden, Personen geben wollte. Er geht daher auf das Leben von Caden ein, welcher nicht immer unterscheiden kann, wo er sich befindet – reales geschehen oder eben nicht. Die fiktiven Erzählstränge lässt der Autor daher auf einem Schiff spielen, stellt die Krankheit als Kapitän dar und lässt Caden dann aus diesem fliehen. Untermalt wird das ganze durch Zeichnungen von Shustermanns Sohn, welcher aktiv an der Entstehung des Buches teilnahm.
Mit oben genanntem Wissen liest sich das Buch ganz gut, allerdings stehen diese Informationen ganz am Ende in einem Kurzinterview mit Shustermann. Ohne dieses Vorwissen ist „Kompass ohne Norden“ ein riesiges Fragezeichen. Die Kapitel sind kurz, schwanken zwischen dem echten Leben und den Geschichten auf dem Schiff, ergeben vorne und hinten keinen Zusammenhang und setzen danach auch nicht wieder dort an, wo sie aufgehört haben. Es ist schlichtweg anstrengend, in die Geschichte reinzukommen und bei der Stange zu bleiben. Es muss sehr viel überlegt und interpretiert werden. Und gerade die Interpretation ist das, was es schwer macht – schon in der Schule glich keine Interpretation der anderen, wir sind zu unterschiedlich!
Der Schreibstill ist daher sehr wirr, die kurzen Kapitel, ohne Fortführung, sorgen ebenfalls für einen Ausfall im Kopf. Stilistisch gelungen, so wird deutlich, wie Caden leidet, dass er nicht folgen kann und Hilfe suchend im Leben umherirrt. Aber um diese Krankheit zu verstehen, da hapert es dann doch.
Charaktere:
Ich konnte keinen greifen. Durch die kurzen Sequenzen ist keine Verbindung möglich.
Cover:
Das Cover passt gut zur Geschichte. Ein Junge allein im Meer, tief unter Wasser und niemand hört ihn.
Fazit:
Eine Geschichte, auf die man sich einlassen muss, die viele Interpretationsmöglichkeiten bietet und die volle Aufmerksamkeit abverlangt. Mir war die Geschichte zu abstrakt, die Szenerie auf dem Schiff machte mir Angst und ich konnte weder die Charaktere noch die Handlung komplett erfassen, ohne sehr lange darüber nachzudenken. Weil ich Bücher lese, um meine Gedanken schweifen zu lassen und den Kopf zu entspannen, passte diese Lektüre nicht in mein Leseschema, weshalb ich es abgebrochen habe. Ein längeres Interview über den Umgang, mit der diagnostizierten Krankheit, innerhalb der Familie Shustermann hätte mir besser gelegen. Daher leider nur 1 Stern und eine Leseempfehlung nur an Lesende, welche sich in den Kopf eines Betroffenen hereinlesen möchten.
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Gebundenes Buch
“Kompass ohne Norden” zu rezensieren, fällt mir nicht leicht.
Für den Autor Neal Shusterman war es eine Herzensangelegenheit dieses Buch, welches sich mit psychischen Erkrankungen befasst, zu schreiben, denn ein sehr guter Freund von ihm ist auf Grund einer psychischen …
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“Kompass ohne Norden” zu rezensieren, fällt mir nicht leicht.
Für den Autor Neal Shusterman war es eine Herzensangelegenheit dieses Buch, welches sich mit psychischen Erkrankungen befasst, zu schreiben, denn ein sehr guter Freund von ihm ist auf Grund einer psychischen Erkrankung aus dem Leben geschieden und bei seinem Sohn Brendan wurde im Alter von 16 Jahren eine schizoaffektive Störung diagnostiziert (die schizoaffektive Störung ist eine psychische Störung, die sowohl Symptome der Schizophrenie als auch der bipolaren affektiven Störung in sich vereint). “Kompass ohne Norden” trägt also deutlich biographische Züge, da sich der Inhalt sowohl mit Brendans Krankheitsverlauf beschäftigt, als auch damit, inwiefern seine Krankheit Familie und Freunde getroffen hat.
Neal Shusterman gelingt es mit seinem Sohn als Co-Autoren ein Bild der Schizophrenie zu zeichnen, dass man sich auch als Nichtbetroffener ein ungefähres Bild der Krankheit und ihrer Auswirkungen auf den Kranken sowie sein Umfeld machen kann. Untermalt wird das Ganze von Zeichnungen Brendans, die er während akuter Krankheitsphasen angefertigt hat.
Die Geschichte wechselt zwischen dem realen Leben Cadens – dem Protagonisten und Alter Ego Brendans – sowie seiner Gedankenwelt. Im Laufe der Handlung verschwimmen die Grenzen zwischen Sein und Schein immer mehr, und man muss konzentriert lesen, um nicht selbst in dem Strudel unterzugehen, gegen den Caden Tag für Tag kämpft. Ich war überwältigt, wie gut Neal Shusterman Schizophrenie für Außenstehende greifbar gemacht hat!
Genauso wichtig wie das Buch an sich, sind Vorwort und Nachwort des Autors. Genau wie er hoffe ich, dass das Buch viele Leser erreichen wird, um die Gesellschaft mehr und mehr für psychische Erkrankungen zu sensibilisieren.
Warum ich zu diesem Buch gegriffen habe? Neal Shusterman ist ein großartiger Autor, vor allem aber war es das Thema, mit dem ich mich näher auseinandersetzen wollte. Ich selbst habe mal einen Menschen kennengelernt mit Schizophrenie und wäre froh gewesen, ich hätte das Buch von Neal Shusterman und seinem Sohn Brendan bereits zu diesem Zeitpunkt gekannt. Die Freundschaft ist zerbrochen… Der Kontakt hatte mich zu stark belastet. Von daher gilt mein Mitgefühl den Menschen, die an dieser Krankheit leiden, meine Bewunderung all jenen, die Rückhalt bieten und diese Menschen begleiten und stärken, egal, ob es sich dabei um Familie, Freunde oder Ärzte handelt.
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