Die Polizei zieht Privatermittlerin Holly Gibney zurate. Ein anonymes Schreiben hat eine Mordserie angekündigt. Das erste Opfer ist eine unbescholtene Frau, in der Hand hält sie einen Zettel. Der Name darauf verweist auf eine Geschworene, die an der Verurteilung eines Unschuldigen beteiligt war, der im Gefängnis erstochen wurde. Der verrückte Täter tötet als "Sühneakt" wahllos Ersatzopfer anstelle der Geschworenen? "Die Schuldigen am Tod des Unschuldigen sollen leiden", hieß es. Das Morden geht weiter. Während Holly fiebrig das Puzzle zusammensetzt, hat sie auch alle Hände voll damit zu tun, Anschläge auf eine Feministin abzuwehren, der sie als Personenschützerin dient. Wie zielgerichtet strebt alles auf eine einzige große Katastrophe zu.
Hochprofessionel ist Stephen Kings neuer Thriller in jedem Fall, versichert Hannes Stein. Es geht um zwei Fanatiker, einer christlich, einer durch unaufgearbeitete Vaterprobleme zum Killer werdend. Vor allem geht es aber um Frauen, erklärt Stein: es gibt Kate McKay, ein feministischer Medienstar, die eine junge Studentin unter ihre Fittiche nimmt und, parallel dazu, um die schwarze Soulsängerin Betty, die sich um eine junge Poetin kümmert. Da wird es leider klischeehaft, meint der Kritiker, während Betty als Parodie einer schwarzen Soulsängerin gesehen werden kann, die sich mit echter Herzenswärme um ihren Schützling kümmert, tritt McCay als knallharte, fiese Erfolgsjägerin auf, die alle um sicher herum ausnutzt. Die gefühlskalte, erfolgreiche Feministin - ist das nicht ein sexistisches Klischee? Langweilen wird man sich bei der Lektüre auf keinen Fall, der Ablauf ist spannend, rasant und gut konstruiert. Einen "ästhetischen Mehrwert" kann der Kritiker aber nicht so richtig erkennen - man könnte auch warten, bis der Film ins Kino kommt, überlegt er.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Wirklich hundertprozentig zufrieden ist Rezensent Ronald Düker nicht mit dem neuen Roman des "berühmtesten Gruselkabinettsbetreibers der amerikanischen Gegenwartsliteratur", Stephen King, der hier die schon bekannte Romanheldin Holly Gibney wiederbelebt. Der Roman spielt im Sommer 2024, von Trump über Musk bis Vance tauchten zahlreiche Personen des Zeitgeschehens auf, diese werden routiniert in Gut und Böse geteilt, so Düker. Der Plot teilt sich in zwei Stränge, zum einen muss Gibney die Hardcore-Feministin Kate McCay auf ihrer Vortragsreise als Bodyguard beschützen, zum anderen eine Mordserie aufklären, die einen zu Unrecht Verurteilten rächen soll. Weshalb die Handlung zu den Anonymen Alkoholikern führen muss, erschließt sich dem Kritiker allerdings nicht unbedingt. Auch dass viele Anspielungen direkt erklärt werden, hindert den Lektüregenuss für Düker eher. Für ihn gehört das Buch nicht zu den besten Werken des 77-jährigen Autors.
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