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Inseln üben seit jeher eine besondere Faszination und Anziehung auf uns aus. Sie können Orte der Ruhe und Entspannung sein. Heilige oder heilende Orte. Isolation im besten oder schlechtesten Sinne. Wir verbinden sie mit berühmten Entdeckern wie Charles Darwin oder Christoph Kolumbus und durch Romane wie 'Robinson Crusoe' oder 'Die Schatzinsel' mit Abenteuern und Gefahren, Sehnsucht und Einsamkeit.All diesen und weiteren Facetten des Insellebens geht Gavin Francis nach. Dabei wirft er philosophische und psychologische Fragen auf und greift sowohl auf die großen Reiseerzählungen der Literat...
Inseln üben seit jeher eine besondere Faszination und Anziehung auf uns aus. Sie können Orte der Ruhe und Entspannung sein. Heilige oder heilende Orte. Isolation im besten oder schlechtesten Sinne. Wir verbinden sie mit berühmten Entdeckern wie Charles Darwin oder Christoph Kolumbus und durch Romane wie 'Robinson Crusoe' oder 'Die Schatzinsel' mit Abenteuern und Gefahren, Sehnsucht und Einsamkeit.All diesen und weiteren Facetten des Insellebens geht Gavin Francis nach. Dabei wirft er philosophische und psychologische Fragen auf und greift sowohl auf die großen Reiseerzählungen der Literatur als auch auf seine eigenen Erfahrungen als Inselbewohner und -reisender zurück. Er führt uns nach Treasure Island und zu den fernen Galapagosinseln, erzählt von seiner Zeit als Leuchtturmwärter auf der kleinen schottischen Isle of May - und von dem Spagat, sein Verlangen nach Selbstbestimmtheit mit dem Leben als Arzt und Familienvater zu vereinen.'Inseln. Die Kartierung einer Sehnsucht' spieltmit den Gegenpolen von Ruhe und Bewegung, Unabhängigkeit und Verbundenheit, die nie relevanter waren als in unserer heutigen, permanent vernetzten Welt.
Gavin Francis, geboren 1975 in der schottischen Grafschaft Fife, ist Autor und praktischer Arzt. Nach seiner Approbation erkundete er auf ausgedehnten Reisen alle Kontinente. Er hat vier Sachbücher verfasst, darunter den Sunday-Times-Bestseller ¿Adventures in Human Being¿ und ¿Empire Antarcticä, das 2013 auf Deutsch erschienen ist. SOFIA BLIND, geboren 1964, lebt als Autorin, Übersetzerin und Gärtnerin im Lahntal. In ihrem historischen Garten wachsen Rosenklassiker wie Maiden's Blush und Rose de Resht, aber auch seltenere Sorten wie Tour de Malakoff und die Kletterrose Mermaid. Zuletzt erschienen bei DuMont die Bücher ¿Wörter, die es nicht auf Hochdeutsch gibt¿ (2019) und ¿Die alten Obstsorten¿ (2020).
Produktdetails
- Das Meer und seine Geschichten 3
- Verlag: DuMont Buchverlag
- Originaltitel: Island Dreams. Mapping an Obsession
- 1. Auflage
- Seitenzahl: 256
- Erscheinungstermin: 12. März 2021
- Deutsch
- Abmessung: 216mm x 156mm x 23mm
- Gewicht: 611g
- ISBN-13: 9783832199890
- ISBN-10: 3832199896
- Artikelnr.: 60561939
Herstellerkennzeichnung
DuMont Buchverlag GmbH
Amsterdamer Strasse 192
50735 Köln
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Alexandra Wach versinkt in der Meditation von Gavin Francis über das Selbstgenügsame an Inseln. Mit Bezug zu D. H. Lawrence und seiner Erzählung "Der Mann, der Inseln liebte", unter Zuhilfenahme von Karten und Texten von Autoren wie Montaigne oder Marc Aurel, schließlich mittels eigener Erfahrungen auf Athos oder den Andamanen erschließt der Autor der Rezensentin den Zauber des Inseldaseins.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Gedankenspringen mit Stethoskop
Seit Homer einen wundersamen Ort in den Weiten des Meeres beschrieb, an dem die Zauberin Circe auf Männerfang ging und andere antike Märchenerzähler von den Hesperiden berichteten, auf denen ein Baum mit goldenen Äpfeln wuchs, wurden Inseln zum Synonym für mythische Ferne und Ziel der großen Sehnsüchte. Damit war auch die Grundmelodie dafür geschaffen, dass sich über die Jahrhunderte Abertausende Schriftsteller mit Themen wie Isolation, endemischen Erscheinungen und merkwürdigen singulären Begebenheiten beschäftigten - gebündelt zu einer schier unübersehbaren Menge von Inselgeschichten. Da gibt es wahre oder erfundene, phantasievolle oder nüchterne, über Plätze unter sengender Sonne oder im
Seit Homer einen wundersamen Ort in den Weiten des Meeres beschrieb, an dem die Zauberin Circe auf Männerfang ging und andere antike Märchenerzähler von den Hesperiden berichteten, auf denen ein Baum mit goldenen Äpfeln wuchs, wurden Inseln zum Synonym für mythische Ferne und Ziel der großen Sehnsüchte. Damit war auch die Grundmelodie dafür geschaffen, dass sich über die Jahrhunderte Abertausende Schriftsteller mit Themen wie Isolation, endemischen Erscheinungen und merkwürdigen singulären Begebenheiten beschäftigten - gebündelt zu einer schier unübersehbaren Menge von Inselgeschichten. Da gibt es wahre oder erfundene, phantasievolle oder nüchterne, über Plätze unter sengender Sonne oder im
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Eis erstarrte und alle mit einem Hauch Abenteuer. Manche davon wurden zu Weltliteratur, und andere verstaubten in den Bibliotheken. Das heißt, dass jedes neue Inselbuch sich einerseits in exquisiter Gesellschaft befindet, andererseits sich aber auch einer mächtigen Konkurrenz erwehren muss. Der Schotte Gavin Francis hat es trotzdem versucht, sich hier einzuordnen - mit einem etwas zwiespältigen Ergebnis. Es gibt in seinem durch die reiche Illustration mit hochinteressanten alten Karten reizvoll gestalteten Werk eine Fülle schöner poetischer Umschreibungen und kluge Beobachtungen, aber auch eine Menge verwirrender Gedankensprünge und persönliche Anmerkungen wie etwa den ständig wiederkehrenden Hinweis auf Francis' eigentlichen Beruf als Arzt, die man nicht unbedingt wissen muss und die den Fluss der Erzählung stören. Aufgefüllt wird sein Text - mit einer deutlichen Vorliebe für nasskalte Regionen - durch zahlreiche Zitate als Beweis dafür, dass er seinen Stoff intensiv studiert hat. Entsprechend lang ist mit fast zweihundertfünfzig Positionen das Quellenverzeichnis. Dort findet man wertvolle Hinweise auf Inselbücher, die man unbedingt (wieder) lesen sollte. tg
"Inseln - Die Kartierung einer Sehnsucht" von Gavin Francis. DuMont Buchverlag, Köln 2021. 256 Seiten, 80 Abbildungen. Gebunden, 28 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Inseln - Die Kartierung einer Sehnsucht" von Gavin Francis. DuMont Buchverlag, Köln 2021. 256 Seiten, 80 Abbildungen. Gebunden, 28 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Setzt [...] Inseln ein literarisches Denkmal« Eva Krafczyk, DPA »Kunstvolles Island-Hopping, nicht nur in reisearmen Zeiten.« 3SAT KULTURZEIT »So dicht und atmosphärisch sind seine Beschreibungen, dass man meint, Möwenschreie zu hören und von der fiktiven Gischt nass zu werden [...] ein meditatives Lesevergnügen.« Anne Kohlick, DEUTSCHLANDFUNK KULTUR »[Francis] liest von den Reiseerfahrungen anderer, etwa bei Montaigne, und seine eigenen verdichten sich zu einer Meditation aus historischen Karten und Texten, von Marc Aurel bis zu Jorge Luis Borges.« Alexandra Wach, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG »Ein Buch, das einfach aussieht, vom Leser aber erst erschlossen werden muss. Die Reise lohnt sich.« Nicolas Freund, SÜDDEUTSCHE ZEITUNG »Mit
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Francis' klugen Text-Fragmenten, die mit 80 wunderschönen alten Inselkarten illustriert sind, hüpft man vergnügt von einem Eiland zum nächsten, folgt seinen Ausflügen in die Literaturgeschichte, lernt viel und kann sich immer weiter weg sehnen.« Barbara Schaefer, WELT AM SONNTAG »Nicht nur reif für die Insel, sondern bereit für ein ganzes Buch über sie war Autor Gavin Francis und schrieb sich die Sehnsucht nach einsamen Eilanden auf 200 philosophischen Seiten von der Seele.« Iona Schlußmeier, GEO SAISON »Ein Buch zum Verreisen im Kopf.« Sabrina Junge, DEUTSCHE SEESCHIFFFAHRT »Es gibt in [Gavin Francis`] durch die reiche Illustration mit hochinteressanten alten Karten reizvoll gestalteten Werk eine Fülle schöner poetischer Umschreibungen und kluge Beobachtungen« Theodor Geus, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG »Insofern ist 'Inseln' in der erzwungenen Isolation durch die Pandemie nicht nur eine Möglichkeit, Fernweh zu stillen, sondern auch die positiven Seiten der Isolation zu untersuchen. « Eva Krafczyk, DIE RHEINPFALZ »'Inseln' nimmt den Leser mit auf die Reise« LÜBECKER NACHRICHTEN »Seine Manie, (vor allem karge, nördliche) Inseln aufzusuchen und ihre Geschichte zu erkunden, hat Francis zu einem bemerkenswerten Insel-Buch bewogen. [...] Und mit all den Karten ein schön gemachtes Buch.« NEUE PRESSE »Es ist wahrhaftig faszinierend, sich in die historischen Karten des Buches 'Inseln - Die Kartierung einer Sehnsucht' zu vertiefen. [...] Eine Mischung voller Magie.« FREUNDIN »Wer das Buch aufschlägt und meint schon nach der Lektüre weniger Sätze Möwengeschrei zu hören, hat das Wesen dieses Werks voll und ganz verstanden.« Werner Krause, KLEINE ZEITUNG »Ein neues Abenteuer für abenteuerlustige Leser.« Robert Sernatini, MUSENBLÄTTER »Dieses Buch ist kein Reisebericht klassischer Art, eher schon ein bibliophiles Meisterstück, bei dem es dem Autor gelingt, dem Leser die Faszination und das Geheimnis der Inseln nahezubringen« Herbert Pardatscher-Bestle, BÜCHERRUNDSCHAU »Eine Erkundung der menschlichen Faszination für Inseln ... Diese zum Nachdenken anregende Lektüre kommt im richtigen Moment ... eine Balance zwischen Verbundenheit und Isolation zu finden, war nie wichtiger als jetzt« THE HERALD »In diesem Buch sind so viele Schätze und Freuden zu finden, dass fast jede Seite zum Zitieren einlädt« THE SCOTSMAN »In seinem eleganten, forschenden Buch, das mit breiter Bildung und gründlicher Erfahrung gewürzt ist, liefert Francis einen frischen Blick auf ein ewiges Paradox: Ob wir gesellig in der Stadt oder abgeschieden auf einer Insel leben - ein Teil von uns rätselt und fantasiert immer über die andere Option« THE SPECTATOR »Ein großartig geschriebenes und ebenso tiefsinniges wie abwechslungsreiches Reisebuch der besonderen Art.« Wolfgang A. Niemann, BUCHREZENSIONEN ONLINE
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Meereshäuser aus Utopia
Alastair Bonnett und Gavin Francis widmen sich auf ganz verschiedene Weise dem Thema Inseln.
Jahrelang stritten sich Indien und Bangladesch um einen winzigen Landfleck im Golf von Bengalen. Er war 1970 nach den Verwüstungen des schweren Zyklons Bhola aufgetaucht. Besiedeln ließ sich das New Moore Island zwar nicht, aber als sich anbahnender Kriegsschauplatz erlangte es eine kurze Berühmtheit. Bevor ein Schuss fallen konnte, begann das eigentlich nutzlose Objekt der Begierde jedoch zu verschwinden. 2010 ließ der steigende Meeresspiegel die "Zufallsinsel", so nennt sie Alastair Bonnett in seinem Buch "Das Zeitalter der Inseln", vollständig in den Fluten untergehen.
Bonnett, Professor
Alastair Bonnett und Gavin Francis widmen sich auf ganz verschiedene Weise dem Thema Inseln.
Jahrelang stritten sich Indien und Bangladesch um einen winzigen Landfleck im Golf von Bengalen. Er war 1970 nach den Verwüstungen des schweren Zyklons Bhola aufgetaucht. Besiedeln ließ sich das New Moore Island zwar nicht, aber als sich anbahnender Kriegsschauplatz erlangte es eine kurze Berühmtheit. Bevor ein Schuss fallen konnte, begann das eigentlich nutzlose Objekt der Begierde jedoch zu verschwinden. 2010 ließ der steigende Meeresspiegel die "Zufallsinsel", so nennt sie Alastair Bonnett in seinem Buch "Das Zeitalter der Inseln", vollständig in den Fluten untergehen.
Bonnett, Professor
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für Sozialgeographie an der Universität Newcastle, ist das Gegenteil eines Gelehrten, der Schreibtisch oder Labor niemals verlässt. Für sein Buch über "Die seltsamsten Orte der Welt" spürte er bereits Geisterstädte und Tunnellabyrinthe auf. Auch das Kapitel Inseln umkreiste er da beharrlich, mit Blick auf die tektonischen, vulkanischen, klimatischen und anthropogenen Prozesse. Für eine Fortsetzung blieb offenbar immer noch Stoff genug, vielleicht auch, weil Bonnett diesmal seine Beobachtungen mit kleinen Reportagen anreichern konnte.
Im Inselstaat Tonga im Südpazifik etwa reiht er sich unter die Insulaner, trifft Meeresbiologen, die den Klimawandel leugnen, wundert sich über Politiker und Aktivisten, die auf die Bedrohung ihrer Existenz mit "achselzuckender Gleichgültigkeit" reagieren. Das drohende Desaster vermittelt sich durch in Erinnerung bleibende Details, wie etwa eine epidemische Fettleibigkeit, die von der Unmöglichkeit herrühre, Obst und Gemüse anzubauen. Heftiger werdende Stürme zerstören Farmen, Salzwasser dringt in die Böden ein, was zur Folge hat, dass sich in den Geschäften überzuckerte Dosennahrung stapelt.
Kontrastreicher könnte die Situation in den Golfstaaten oder in China nicht sein, wo der Inselbau längst eine gängige Praxis der Wohnraumgewinnung ist. Auch auf den künstlichen Inseln von "Ocean Reef" an der Küste von Panama-Stadt gönnt sich eine Elite einen abgeschotteten Zufluchtsort. Bonnett besucht ihn in Begleitung eines Immobilienmaklers, der keine Notiz davon nimmt, dass nur siebzig Kilometer weiter Subsistenz-Bauern ihre insulare Lebensgrundlage versinken sehen. Schritt für Schritt eröffnen sich weitere, mit leichter Hand skizzierte Denkräume, etwa die ultralibertären Pläne für die schwimmende Stadt Seasteading, eine staatenlose Mikrogesellschaft ohne staatliche Regulierung, die der PayPal-Mitbegründer Peter Thiel auf die Landkarte utopischer Inselträume gesetzt hat.
Noch sind die Ideen, wie die anvisierten modularen Meereshäuser auf stürmischer See zurechtkommen sollen, nicht ausgereift. Trotzdem schätzt Bonnett an der wachsenden Seasteading-Bewegung ihre Energie und Bereitschaft zur autarken Ausrichtung, mit der sich das näher rückende "Zeitalter des Klimachaos" vielleicht bewältigen ließe. Auch für sozio-kulturelle Sonderfälle hat Bonnett Sinn, wenn er etwa auf seinen mäandernden Wegen - in seiner Nomenklatur von "Sterbenden Inseln" über "Müllinseln" zu "Heiligen Inseln" - beim Volk der Kuna auf den San-Blas-Inseln haltmacht. Deren Geschlechterbeziehungen weichen von Gewohnheiten auf dem Festland erheblich ab: Männer ziehen nach der Hochzeit ins Haus der Frau, und in Familien, in denen keine Töchter geboren wurden, übernehmen die jüngsten Söhne als Transgender-Männer ihre Rolle.
Die eine oder andere Redundanz hätte sich zwar vermeiden lassen. Dennoch gelingt es Bonnett auf knappem Raum, das Dilemma, "dass wir gleichzeitig zum gefährlichen Ufer hin- und davon wegrennen", anekdotenreich auszuarbeiten.
Ganz anders liest sich das Buch "Inseln" von Gavin Francis. Selbst wenn sich die beiden Briten an einem Punkt treffen, denn Francis, im Hauptberuf praktischer Arzt, bezieht sich genauso wie Bonnett auf die Erzählung "Der Mann, der Inseln liebte" von D.H. Lawrence. Bonnett interessiert dabei die wahre Geschichte dahinter, "das Insel-Hopping des Schriftstellers Compton Mackenzie, der in den 1920er Jahren eine Reihe immer kleinerer britischer Inseln pachtete oder kaufte und jeweils nur dort lebte". Francis interessiert dagegen der Autor D.H. Lawrence, den er als großen "Insula-philen" ansieht und der über seinen Aufenthalt auf Sardinien geschrieben hatte: "Es ist merkwürdig, wie wenig diese Küstenlandschaft zur Welt unserer Tage gehört." Diese selbstgenügsame "Welt für sich" ist es gerade, die Francis anzieht, ob er nun zu Fuß auf den Andamanen oder der griechischen Mönch-Insel Athos unterwegs ist. Er liest von den Reiseerfahrungen anderer, etwa bei Montaigne, und seine eigenen verdichten sich zu einer Meditation aus historischen Karten und Texten, von Marc Aurel bis zu Jorge Luis Borges.
ALEXANDRA WACH
Alastair Bonnett:
"Das Zeitalter der Inseln". Von untergehenden
Paradiesen und künstlichen Archipelen.
Aus dem Englischen von
Andreas Wirthensohn. C.H.Beck Verlag, München 2021. 246 S., Abb., geb., 23,- [Euro].
Gavin Francis: "Inseln".
Die Kartierung einer
Sehnsucht.
Aus dem Englischen
von Sofia Blind.
DuMont Verlag, Köln 2021. 256 S., Abb. ,geb.,
28,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Im Inselstaat Tonga im Südpazifik etwa reiht er sich unter die Insulaner, trifft Meeresbiologen, die den Klimawandel leugnen, wundert sich über Politiker und Aktivisten, die auf die Bedrohung ihrer Existenz mit "achselzuckender Gleichgültigkeit" reagieren. Das drohende Desaster vermittelt sich durch in Erinnerung bleibende Details, wie etwa eine epidemische Fettleibigkeit, die von der Unmöglichkeit herrühre, Obst und Gemüse anzubauen. Heftiger werdende Stürme zerstören Farmen, Salzwasser dringt in die Böden ein, was zur Folge hat, dass sich in den Geschäften überzuckerte Dosennahrung stapelt.
Kontrastreicher könnte die Situation in den Golfstaaten oder in China nicht sein, wo der Inselbau längst eine gängige Praxis der Wohnraumgewinnung ist. Auch auf den künstlichen Inseln von "Ocean Reef" an der Küste von Panama-Stadt gönnt sich eine Elite einen abgeschotteten Zufluchtsort. Bonnett besucht ihn in Begleitung eines Immobilienmaklers, der keine Notiz davon nimmt, dass nur siebzig Kilometer weiter Subsistenz-Bauern ihre insulare Lebensgrundlage versinken sehen. Schritt für Schritt eröffnen sich weitere, mit leichter Hand skizzierte Denkräume, etwa die ultralibertären Pläne für die schwimmende Stadt Seasteading, eine staatenlose Mikrogesellschaft ohne staatliche Regulierung, die der PayPal-Mitbegründer Peter Thiel auf die Landkarte utopischer Inselträume gesetzt hat.
Noch sind die Ideen, wie die anvisierten modularen Meereshäuser auf stürmischer See zurechtkommen sollen, nicht ausgereift. Trotzdem schätzt Bonnett an der wachsenden Seasteading-Bewegung ihre Energie und Bereitschaft zur autarken Ausrichtung, mit der sich das näher rückende "Zeitalter des Klimachaos" vielleicht bewältigen ließe. Auch für sozio-kulturelle Sonderfälle hat Bonnett Sinn, wenn er etwa auf seinen mäandernden Wegen - in seiner Nomenklatur von "Sterbenden Inseln" über "Müllinseln" zu "Heiligen Inseln" - beim Volk der Kuna auf den San-Blas-Inseln haltmacht. Deren Geschlechterbeziehungen weichen von Gewohnheiten auf dem Festland erheblich ab: Männer ziehen nach der Hochzeit ins Haus der Frau, und in Familien, in denen keine Töchter geboren wurden, übernehmen die jüngsten Söhne als Transgender-Männer ihre Rolle.
Die eine oder andere Redundanz hätte sich zwar vermeiden lassen. Dennoch gelingt es Bonnett auf knappem Raum, das Dilemma, "dass wir gleichzeitig zum gefährlichen Ufer hin- und davon wegrennen", anekdotenreich auszuarbeiten.
Ganz anders liest sich das Buch "Inseln" von Gavin Francis. Selbst wenn sich die beiden Briten an einem Punkt treffen, denn Francis, im Hauptberuf praktischer Arzt, bezieht sich genauso wie Bonnett auf die Erzählung "Der Mann, der Inseln liebte" von D.H. Lawrence. Bonnett interessiert dabei die wahre Geschichte dahinter, "das Insel-Hopping des Schriftstellers Compton Mackenzie, der in den 1920er Jahren eine Reihe immer kleinerer britischer Inseln pachtete oder kaufte und jeweils nur dort lebte". Francis interessiert dagegen der Autor D.H. Lawrence, den er als großen "Insula-philen" ansieht und der über seinen Aufenthalt auf Sardinien geschrieben hatte: "Es ist merkwürdig, wie wenig diese Küstenlandschaft zur Welt unserer Tage gehört." Diese selbstgenügsame "Welt für sich" ist es gerade, die Francis anzieht, ob er nun zu Fuß auf den Andamanen oder der griechischen Mönch-Insel Athos unterwegs ist. Er liest von den Reiseerfahrungen anderer, etwa bei Montaigne, und seine eigenen verdichten sich zu einer Meditation aus historischen Karten und Texten, von Marc Aurel bis zu Jorge Luis Borges.
ALEXANDRA WACH
Alastair Bonnett:
"Das Zeitalter der Inseln". Von untergehenden
Paradiesen und künstlichen Archipelen.
Aus dem Englischen von
Andreas Wirthensohn. C.H.Beck Verlag, München 2021. 246 S., Abb., geb., 23,- [Euro].
Gavin Francis: "Inseln".
Die Kartierung einer
Sehnsucht.
Aus dem Englischen
von Sofia Blind.
DuMont Verlag, Köln 2021. 256 S., Abb. ,geb.,
28,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Schalansky ist besser
Wie der Atlas von Schalansky hat auch dieses Buch ein schönes Design. Zu etwa einem Drittel enthält es Karten, denen aber die Legende fehlt, so dass selbst ich als Geografie-Kenner nur bei etwa 70% der Karten weiß, was wirklich abgebildet ist. Ein zweites - …
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Schalansky ist besser
Wie der Atlas von Schalansky hat auch dieses Buch ein schönes Design. Zu etwa einem Drittel enthält es Karten, denen aber die Legende fehlt, so dass selbst ich als Geografie-Kenner nur bei etwa 70% der Karten weiß, was wirklich abgebildet ist. Ein zweites - wie ich finde - gravierendes Manko ist, dass es kein Orts- bzw. Inselregister gibt.
Der Text des Buches ist über weite Strecken ein Reisebericht des Autors. Weil er so viele Bücher zitiert, dachte ich anfangs der Urheber sei Literaturwissenschaftler, aber er schreibt selbst, er sei Arzt. Ein Arzt ist als Reisender beliebt, weil er wegen seiner Kenntnisse gute Kontakte zur einheimischen Bevölkerung aufbauen kann, aber als Autor weniger geeignet, da er weder zur Geografie noch zur Botanik Stellung beziehen kann. Er vergleicht seine Reiseerfahrungen nur mit seinen Vorgänger aus der Literatur.
Gegen Ende des Buches wird klar, dass er zu seinem stressigen Beruf ein Ausgleich in der Einsamkeit sucht. Als Schotte aus Edinburgh, gehen seine meisten Trips auf die May-, die Orkney- und die Shetlandinseln. Aber auch ein Besuch in der Antarktis fehlt nicht.
Ich habe das Buch schnell und gerne gelesen, dennoch fehlen die überraschenden Geschichten wie bei Schalansky und kann beim besten Willen nicht mehr als 3 Sterne rausrücken.
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Ein philosophisches Buch über die Faszination von Inseln
Meine Meinung:
Gavin Francis ist ein schottischer Arzt, Bestseller-Autor und Kosmopolit, der auf 30 Jahre des Reisens zurückblickt. Schon in seiner Kindheit entdeckte er seine Liebe zu Bücher und zu Inseln und …
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Ein philosophisches Buch über die Faszination von Inseln
Meine Meinung:
Gavin Francis ist ein schottischer Arzt, Bestseller-Autor und Kosmopolit, der auf 30 Jahre des Reisens zurückblickt. Schon in seiner Kindheit entdeckte er seine Liebe zu Bücher und zu Inseln und „leidet“ seitdem unter einer ausgeprägten „Insula-Philie“. Was liegt also näher, als ein Buch über die faszinierende Anziehungskraft von Inseln zu schreiben?
Eines vorweg: Dies ist kein Reiseführer und auch kein „klassischer“ Reisebericht! Es ist keine Sammlung von Portraits einzelner Inseln, sondern vielmehr eine philosophische Reise zu den abgeschiedenen maritimen Orten dieser Welt und zu der Frage, wie wichtig (zeitweise) Isolation für die menschliche Seele ist. Es ist ein Buch, das Sehnsucht schafft, unterschwellige Fernweh und uns vom heimischen Sofa aus auf Weltreise mitnimmt. Quer über den Globus und durch die Zeit.
In diesem Buch berichtet Gavin Francis von den Erfahrungen, Empfindungen und Bekanntschaften, die er auf seinen Reisen gemacht hat. Dabei sind die Inseln, die er über mehrere Jahrzehnte bereist hat quer über den Globus verteilt. Von „naheliegenden“ Inseln rund um Großbritannien (wie z.B. die Shetlandinseln) bis hin zu den abgelegensten Teilen dieser Welt, wie etwa Südgeorgien (das vom Staat Georgien kaum entfernter liegen könnte). Besonders angetan haben es ihm dabei die schroffen und unwirtlichen Inseln nahe den beiden Polen, wie etwa die Lofoten oder auch die Falklandinseln. Denn Francis ist immer wieder auf der Suche nach einem ganz besonderen Schatz: der Freiheit und Abgeschiedenheit, die man nur bei freiwilliger Isolation (der Ursprung dieses Wortes bedeutet im Prinzip „in eine Insel verwandeln“!) finden kann. Auf dieser Suche hat es ihn in den hohen Norden, den kältesten Süden, aber auch auf die Andamanen im Golf von Bengalen oder auch die Pazifikinsel Chiloé mit ihrer besonderen Mythologie geführt. Eines wird man in diesem Buch aber vergeblich Suchen: „Hot-Spot“-Inseln wie die Balearen, Bahamas & Co.
Man merkt diesem Buch schon nach den ersten Seiten an, wie sehr der Autor die Inseln liebt, dass er weit gereist und viel belesen ist. Immer wieder untermauert er seine eigenen Gedankengänge mit interessanten und stimmigen Zitaten, sei es von Virginia Woolfe, Donald Winnicott , Charles Darwin oder auch Marc Aurel.
Die Schlaglichter kurzer Begegnungen auf den Reisen mit den unterschiedlichsten Menschen verdeutlichen dabei, dass Francis mit seiner „Insula-Philie“ nicht allein ist. Seine Reisebekanntschaften reichen dabei von einer elfensuchenden Studentin, über einen Ex-US-Banker auf der Suche nach der Freiheit, einen Magier auf Insel-Mission bis hin zu einem Menschen, dessen Lieblingsort eine belebte Verkehrsinsel mitten in Edinburgh ist.
Besonders gefallen haben mir an diesem Buch die philosophischen Gedanken (ist die Familie eine Insel ist, die Schutz braucht?), der oftmals poetische Schreibstil („Der Horizont erstreckte sich zum Nördlichen Eismeer, schattiert in subtilen Schichten von Blau bis Scharlachrot, und die Felsen erblühten in kleinen weißen Trompeten aus Klippen-Leimkraut und Purpur-Rosetten aus Grasnelken.“ - S. 35) und die vielen farbigen Abbildungen von Karten verschiedensten Alters, denn die Karten bieten einen ganz eigenen Zauber für den Autor. „Man könnte auch sagen, dass Karten nur eine Illusion des Begreifens einer Landschaft bieten.“ (s. 15) - „Durch ihre Auslassungen bieten alle Landkarten Raum für Fantasie und Träume.“ (S. 16).
Es ist ein wirklich wunderbares Buch, das mir sehr gut gefallen hat. Sehr gefreut hätte es mich allerdings, wenn der Autor noch ein paar stimmungsvolle Bilder seiner Reisen mit abgedruckt hätte. Aber vielleicht möchte er auch einfach alles der Fantasie seiner Leser*innen überlassen…
FAZIT:
Eine Liebeserklärung an alle Inseln dieser Welt – genau das richtige Buch für alle Leser*innen mit ausgeprägter „Insula-Philie“.
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Klappentext:
„Inseln üben seit jeher eine besondere Faszination und Anziehung auf uns aus. Sie können Orte der Ruhe und Entspannung sein. Heilige oder heilende Orte. Isolation im besten oder schlechtesten Sinne. Wir verbinden sie mit berühmten Entdeckern wie Charles Darwin oder …
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Klappentext:
„Inseln üben seit jeher eine besondere Faszination und Anziehung auf uns aus. Sie können Orte der Ruhe und Entspannung sein. Heilige oder heilende Orte. Isolation im besten oder schlechtesten Sinne. Wir verbinden sie mit berühmten Entdeckern wie Charles Darwin oder Christoph Kolumbus und durch Romane wie ›Robinson Crusoe‹ oder ›Die Schatzinsel‹ mit Abenteuern und Gefahren, Sehnsucht und Einsamkeit.
All diesen und weiteren Facetten des Insellebens geht Gavin Francis nach. Dabei wirft er philosophische und psychologische Fragen auf und greift sowohl auf die großen Reiseerzählungen der Literatur als auch auf seine eigenen Erfahrungen als Inselbewohner und -reisender zurück. Er führt uns nach Treasure Island und zu den fernen Galapagosinseln, erzählt von seiner Zeit als Leuchtturmwärter auf der kleinen schottischen Isle of May – und von dem Spagat, sein Verlangen nach Selbstbestimmtheit mit dem Leben als Arzt und Familienvater zu vereinen.
›Inseln. Die Kartierung einer Sehnsucht‹ spielt mit den Gegenpolen von Ruhe und Bewegung, Unabhängigkeit und Verbundenheit, die nie relevanter waren als in unserer heutigen, permanent vernetzten Welt.“
Dieses Buch eignet sich hervorragend als Lektüre für regnerische und stürmische Tage, die man lieber auf dem Sofa verbringen sollte. Allein die Optik und Haptik des Buches an sich ist ein echter Augenschmauß: tief geprägte goldene Partien, eine sehr stilvolle Covergestaltung an sich, ein handliches Leseformat mit kräftigen Seiten und ausgezeichnetem Druck - allein dafür gibt es schon Sternchen! Aber der Inhalt ist ebenso ein Knaller! Ich habe schon einige Bücher zu dem Thema gelesen aber dieses hier ist genau das, was ich mir immer gewünscht hatte. Es behandelt unheimlich kurzweilig die Thematik der Geschichte und der Gegenwart. Wir Leser dürfen gedanklich auf Inseln reisen, mit Entdeckern die Welt umsegeln, hinter die Fassaden der Bewohner blicken, unbekannte Inseln das erste Mal betreten und staunen. Aber nicht nur das! Autor Gavin Francis hat ein sehr feines philosophische Gespür und das passt zu den Inseln, wie die zu den alten Griechen.
Nach beenden dieses Buch legt man es zwar zur Seite, denkt aber doch noch lange darüber nach....Was dürfen wir Menschen? Was bringt unser Handeln mit sich? Dürfen wir uns alles zu Eigen machen? Naturschutz? Geschichte? Entdeckungen? Francis hat mich ganz tief mit diesem Buch beeindruckt und eine andere Sicht der Dinge in mir geöffnet.
Ein wirklich sinnliches und tiefgründiges Buch, das ebenso eine Gedankenreise zur inneren Insel der Leser auslöst....Hier liegt noch so viel verborgen...
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Von Flucht und Sehnsucht, Isolation und Verbundenheit
Inseln üben eine große Faszination auf uns auf. Nicht umsonst stellen wir uns immer wieder die Frage „Was würden wir auf eine einsame Insel mitnehmen?“ Inseln sind auch Sehnsuchtsorte. Wer dem geschäftigen …
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Von Flucht und Sehnsucht, Isolation und Verbundenheit
Inseln üben eine große Faszination auf uns auf. Nicht umsonst stellen wir uns immer wieder die Frage „Was würden wir auf eine einsame Insel mitnehmen?“ Inseln sind auch Sehnsuchtsorte. Wer dem geschäftigen Treiben der Stadt entfliehen möchte, träumt sich weit weg auf eine Insel. Doch Inseln können auch Orte der Verbannung sein. Man denke dabei nur an das prominenteste Beispiel Napoleon Bonaparte und St. Helena. Oder Orte der Gefangenschaft. Inseln sind Orte der Isolation. Im positiven wie im negativen Sinne.
„Auf den Andamanen […] wurde mir klar, dass Isolation und Verbundenheit die beiden Energiepole meines Lebens waren. Zum einen der Arztberuf mit seiner Intensität, seinem sozialen Engagement, seinem Logenplatz nah an der ganzen Betriebsamkeit und Brillanz der Menschheit. Und zum anderen die Inselaufenthalte und Polarreisen – mit der Distanz und der Aussicht, die sie bieten, der Chance, sich einer vom Menschlichen einigermaßen entleerten Welt zugehörig zu fühlen, ihrer Stille und dem Raum zur Kontemplation.“
Seit der schottische Arzt und Schriftsteller Gavin Francis denken kann, üben Inseln eine große Faszination auf ihn aus. Seine Insula-philie führte ihn dabei auf die unterschiedlichsten Inseln. So war er beispielsweise als Arzt auf der Antarktis tätig, als Naturschutzwart und Leuchtturmwärter auf der kleinen schottischen Isle of May, als Freiwilligenarbeiter auf Grönland. Er durchwanderte ganze Inseln, schlief im Zelt und suchte Klöster auf. Auf dreißig Jahre des Reisens blickt der Autor in seinem Werk „Inseln“ zurück.
Viele Exkurse aus der Geschichte und Literatur, psychologische und philosophische Fragen, sowie Reflexionen von Personen, die Francis auf seinen Reisen kennenlernte, ergänzen seine eigenen Erlebnisse. [Besonders oft fällt der Name Alexander Selkirk, der 1704 auf einer Insel im Südpazifik ausgesetzt wurde und erst nach vier Jahren und vier Monaten gerettet wurde. Selkirks Geschichte inspirierte Daniel Defoe zu seinem „Robinson Crusoe“]. Ergänzt wird dieses sehr interessante Konglomerat durch schöne Illustrationen. Es ist ein sehr lesenswertes Buch voller Wissen und Erkenntnis.
„Die Insel: eine ganze Welt, auf der die Feinheiten und Komplikationen des menschlichen Lebens en miniature nachgebildet sind? Oder ein Kloster, abgeschottet von der Welt, von der Industriegesellschaft, vom entscheidenden Wirken der Geschichte?
»Bring die Kinder einfach an den Strand«, sagte eine Freundin, »dann vergnügen sie sich selbst.« Sind all diese Inselträume schlicht ein Echo von Kindheitsglück?“
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"Wir alle sind Insulaner" - mit diesem bemerkenswerten Satz endet "Inseln. Die Kartierung einer Sehnsucht" von Gavin Francis. Nicht minder bemerkenswert ist dieses Buch, erschienen bei Dumont, denn "Inseln" lässt sich kaum klassifizieren. Es ist kein Sachbuch im …
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"Wir alle sind Insulaner" - mit diesem bemerkenswerten Satz endet "Inseln. Die Kartierung einer Sehnsucht" von Gavin Francis. Nicht minder bemerkenswert ist dieses Buch, erschienen bei Dumont, denn "Inseln" lässt sich kaum klassifizieren. Es ist kein Sachbuch im eigentlichen Sinne, es besteht nicht nur aus Reiseberichten, es sind auch keine reinen Essays - sondern die eigentümliche und empathische Mischung aus allem. Die thematische Basis sind allein die Inseln - vornehmlich die kleinen, nordeuropäischen.
Francis untersucht in seinem Buch die Bedeutung von Isolation und Verbundenheit, fragt mal philosophisch, welcher Mensch wieviel Isolation überhaupt benötigt. Andererseits zitiert er aus anderen Sachbüchern, auch aus Romanen und berichtet immer wieder von Reisen und Aufenthalten auf Inseln, die für ihn eine besondere Bedeutung haben.
Dabei spürt man vor allem die große Empathie des Autoren - zur Natur, zu den Inseln - aber auch zum Menschen. Francis schreibt nicht nur, er arbeitet auch als Mediziner und spürt dort zwangsläufig eine große Verbundenheit zu den Mitmenschen.
Seine Reisen zu den Inseln sind dabei jedoch keine Flucht vor dem Menschen, vielmehr ist es die Liebe zu den oftmals wenig berührten Landfleckchen und zu ihrer Vegetation. Am häufigsten landet der Autor dabei auf der Isle of May - verständlich, denn diese Insel begleitet ihn seit seiner Kindheit. Vom gegenüberliegenden Festland beobachtete er bereits als Kind beim Campen den altehrwürdigen Leuchtturm - die Basis seiner Inselliebe oder sogar Inselsehnsucht wurde in diesen frühen Tagen gelegt.
Wenn Francis das Meer und sein Rauschen beschreibt, die diversesten Vögel beobachtet oder die Besonderheiten der Inseln aufzeigt, möchte man als Leser teilhaben an dieser Welt. Menschen, die immer mal wieder das Bedürfnis nach Isolation verspüren, dürften sich durch die fast körperliche Atmosphäre in "Inseln. Die Kartierung einer Sehnsucht" besonders angesprochen fühlen. Hinzu kommt ein starker Bezug zur Aktualität. Als Francis mit dem Schreiben dieses Buches begann, konnte er noch nicht ahnen, welche Bedeutung der Begriff "Isolation" in den Folgejahren bekommen sollte. Umso lohnenswerter scheint es in diesen Tagen, sich nicht nur mit der Isolation an sich auseinanderzusetzen, sondern auch die Vor- und Nachteile dieser einmal zu überdenken. "Inseln" ist dafür die gelungene und warmherzige Einladung.
Zu erwähnen sei auch die auffällige Schönheit des Buches. Die goldumrandete Stevenson-Schatzinsel auf dem Cover, die dezent-eleganten Farbtöne, vor allem aber auch die historischen und aktuellen Kartenausschnitte, die das ganze Buch wie ein goldener Faden durchziehen - all das macht aus "Inseln. Die Kartierung einer Sehnsucht" ein wunderbar abgestimmtes und absolut lesens- und staunenswertes Gesamtpaket.
Fazit: Mit "Inseln" hat Gavin Francis ein bemerkenswertes Buch zum richtigen Zeitpunkt herausgebracht. Die klugen Essays, empathischen Reiseberichte und liebevoll ausgewählten literarischen Zitate regen zum Träumen und Nachdenken an. Ein lesenswertes Gesamtkunstwerk für alle, die die Inseln und das Meer lieben - und sich vielleicht selbst manchmal wie ein Insulaner oder gar eine Insel fühlen.
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