Auður Ava Ólafsdóttir
Gebundenes Buch
Hotel Silence
Roman Das einfühlsame Porträt eines Mannes, der weit reisen muss, um sich selbst zu finden
Übersetzung: Flecken, Tina
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Für Jonas scheint das Leben vorbei zu sein. Seine Frau hat ihn verlassen, seine Mutter gleitet immer weiter in eine Demenz, und seine Tochter mit dem schönen Namen Vatnalilja (Wasserlilie) ist nicht mehr die, für die er sie hielt. Deshalb entwickelt er einen, meint er, narrensicheren Plan. Er kauft sich ein One-Way-Ticket und fliegt in ein vom Krieg zerstörtes Land. Das einzige Gepäckstück ist sein Werkzeugkasten. Vielleicht muss er einen Haken an der Decke anbringen, für das Seil.Das Hotel, in dem er sich einquartiert, ist so marode wie der ganze von einem Krieg verwüstete Ort. Mit se...
Für Jonas scheint das Leben vorbei zu sein. Seine Frau hat ihn verlassen, seine Mutter gleitet immer weiter in eine Demenz, und seine Tochter mit dem schönen Namen Vatnalilja (Wasserlilie) ist nicht mehr die, für die er sie hielt. Deshalb entwickelt er einen, meint er, narrensicheren Plan. Er kauft sich ein One-Way-Ticket und fliegt in ein vom Krieg zerstörtes Land. Das einzige Gepäckstück ist sein Werkzeugkasten. Vielleicht muss er einen Haken an der Decke anbringen, für das Seil.
Das Hotel, in dem er sich einquartiert, ist so marode wie der ganze von einem Krieg verwüstete Ort. Mit seinem Werkzeug und mit handwerklichem Geschick hilft er den Frauen im Dorf, ihr Zuhause wieder aufzubauen. Und auch der jungen Frau, die mit ihrem Bruder das Hotel führt. Plötzlich ist es für ihn »nicht mehr so dringend zu sterben«. Die Begegnungen mit ihr lassen ihn wieder an eine Zukunft denken.
Das einfühlsame Porträt eines Mannes, dem das Leben abhandengekommen ist und der weit reisen muss, um wieder zu sich selbst zu finden. Auður Ava Ólafsdóttir zeichnet es mit Ernst und Komik, Menschlichkeit und Ironie - und voller Poesie.
Das Hotel, in dem er sich einquartiert, ist so marode wie der ganze von einem Krieg verwüstete Ort. Mit seinem Werkzeug und mit handwerklichem Geschick hilft er den Frauen im Dorf, ihr Zuhause wieder aufzubauen. Und auch der jungen Frau, die mit ihrem Bruder das Hotel führt. Plötzlich ist es für ihn »nicht mehr so dringend zu sterben«. Die Begegnungen mit ihr lassen ihn wieder an eine Zukunft denken.
Das einfühlsame Porträt eines Mannes, dem das Leben abhandengekommen ist und der weit reisen muss, um wieder zu sich selbst zu finden. Auður Ava Ólafsdóttir zeichnet es mit Ernst und Komik, Menschlichkeit und Ironie - und voller Poesie.
Audur Ava Ólafsdóttir, eine der besten Schriftstellerinnen Islands, lebt in Reykjavík. Sie schreibt Romane, Theaterstücke und Gedichte. Ihre Bücher, in 25 Sprachen übersetzt, wurden vielfach ausgezeichnet. Für ihren Roman Miss Island erhielt sie in Frankreich 2019 den Prix Médicis étranger für den besten ausländischen Roman des Jahres. Im Insel Verlag erschien zuletzt ihr Roman Hotel Silence. Tina Flecken studierte Skandinavistik, Anglistik und Germanistik in Köln und Rey kjavík und arbeitet seit vielen Jahren als freie Literaturübersetzerin. Sie überträgt Werke aus dem Isländischen u. a. von Andri Snær Magnason, Auður Ava Ólafsdóttir, Mikael Torfason, Sigríður Hagalín Björnsdóttir und Yrsa Sigurðardóttir sowie Lyrik von Sjón. 2021 wurde sie für ihre herausragenden Übersetzungen mit dem isländischen Übersetzungspreis Orðstír ausgezeichnet.
Produktdetails
- Verlag: Insel Verlag
- Deutsche Erstausgabe
- Seitenzahl: 208
- Erscheinungstermin: 19. Juni 2023
- Deutsch
- Abmessung: 213mm x 134mm x 26mm
- Gewicht: 364g
- ISBN-13: 9783458643807
- ISBN-10: 345864380X
- Artikelnr.: 66002956
Herstellerkennzeichnung
Insel Verlag GmbH
Torstraße 44
10119 Berlin
info@suhrkamp.de
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Rezensent Aldo Keel zieht die konzise, ironische Prosa von Audur Ava Olafsdottir langatmigen Romanen vor. Die Geschichte eines Lebensmüden, der zum Sterben in ein Kriegsgebiet reist, ausgerechnet dort aber zurückfindet ins Leben, erzählt die Autorin in ihrem im Original bereits 2016 erschienenen Roman laut Keel mit Sinn für artifizielle Landschaften und die Durchschnittlichkeit ihres Helden. Erinnert den Rezensenten ein bisschen an Arto Paasilinnas Burlesken.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Wer eine knappe, konzise und hintergründig-ironische Prosa dicken Romanen vorzieht, die ein epischer Atem durchweht, greife zu Auður Ava Ólafsdóttirs Hotel Silence.« Aldo Keel Neue Zürcher Zeitung 20230721
Zart, melancholisch und doch voller Lebensbejahung und der Suche nach dem Sinn, voller Humor, Skurrilitäten und mit grandiosem Sprachgefühl.
Ich bin begeistert!
Auf dem Weg zu seiner längsten Reise begleiten wir Jonas, den Ich-Erzähler und Anti-Helden: „Eigentlich fahre …
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Zart, melancholisch und doch voller Lebensbejahung und der Suche nach dem Sinn, voller Humor, Skurrilitäten und mit grandiosem Sprachgefühl.
Ich bin begeistert!
Auf dem Weg zu seiner längsten Reise begleiten wir Jonas, den Ich-Erzähler und Anti-Helden: „Eigentlich fahre ich weg. Auf eine Reise.“
Was für ein gelungener Einstieg – der Roman hat mich total gepackt und ich finde Auður Ava Ólafsdóttirs Sprache großartig – immer wieder möchte ich mir Zitate notieren und der Inhalt ist voller Überraschungen und Spannung.
Die Selbstmordabsichten des Erzählers werden regelmäßig erwähnt: Er ist auf der Suche nach der passenden Gelegenheit und dem passenden Ort, da er keinen Grund mehr zu leben hat, selbst Sonnenuntergänge oder freundliche Nachbarn können nicht helfen. Stattdessen borgt er sich ein Gewehr, ihm fällt aber erstmal gar nicht auf, dass die Munition fehlt, hat ja auch noch nie geschossen.
Die drei Gudruns in seinem Leben – Mutter, Frau, Tochter, die nicht die seine ist, was er aber erst im Moment der Trennung von der Mutter erfährt, haben ihn stark geprägt, besonders die Tochter liebt er sehr. „Meine Tochter braucht keinen Vater, sondern einen Freund. Meine Aufgabe ist beendet.“ Er kann keinen Sinn in seinem Leben mehr erkennen, deshalb beschäftigt er sich mit dem Gedanken an seinen eigenen Tod und plant diesen akribisch:
„Ich packe für eine Leiche. (...) Keine Sonnencreme und kein Rasierapparat. Keine Kamera und kein Handy. Es wird unmöglich sein, mich zu erreichen.“
Bei der Fahrt in ein Kriegsgebiet lässt er Wesentliches zuhause, packt aber seinen Werkzeugkoffer ein, um einen Haken an die Decke zu bohren... ob er ihn vielleicht doch sinnvoller einsetzen kann?
Die abstrusen, originellen Gedanken der Autorin gefallen mir ungemein und überraschen immer wieder durch ihre Simplizität und Ungewöhnlichkeit: Svanur (der eigenbrötlerische, aber sympathische Nachbar) über die besten Momente im Leben: „Das ist wie im Mutterleib zu liegen. Man ist sicher. Man muss nicht geboren werden. Man muss nicht raus.“
Immer wieder sehr komisch, ein trockener, schwarzer Humor - für mich wirkt das Buch trotz des schweren Themas nicht düster oder traurig. Die Tragik wird immer wieder durchbrochen, es ist eher skurril, etwas makaber, schräg und auch voller Sprachwitz - im Sinne der Serie "Six Feet under".
Eine klare Leseempfehlung für alle, die Sinn und Freude an den Feinheiten der Sprache, Klarheit und Eleganz, an teilweise morbiden, originellen und doch so wahren Überlegen und Gedanken haben.
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Jonas hat entschieden, seinem Leben ein Ende zu setzen. Nur das Wann und Wie sind noch nicht geklärt. Im Mai soll es passieren und eine 5 sollte auch beim Tag vorkommen, der 5. oder 15. wären gut. Doch dann wird ihm klar, dass ihn wahrscheinlich seine Tochter findet, wenn er sich zuhause …
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Jonas hat entschieden, seinem Leben ein Ende zu setzen. Nur das Wann und Wie sind noch nicht geklärt. Im Mai soll es passieren und eine 5 sollte auch beim Tag vorkommen, der 5. oder 15. wären gut. Doch dann wird ihm klar, dass ihn wahrscheinlich seine Tochter findet, wenn er sich zuhause umbringt. Besser fremden Menschen seine Leiche zumuten!
Kurzerhand beschließt er eine Reise zu machen. Mit wenig Gepäck und seinem Werkzeugkoffer reist er in ein kriegsgebeuteltes Land. Die Kämpfe sind vorüber, aber das Land ist noch voller Minen und der Tod lauert abseits der gängigen Wege.
Im Hotel Silence bezieht er ein Zimmer und merkt schnell, dass hier vieles einer Reparatur bedarf. Nachdem er in seinem Zimmer Dusche und Schrank gerichtet hat, bittet ihn die Hotelbesitzerin gegen Kost und Logis für ihn zu arbeiten. Sie hat das Hotel von ihrer Tante übernommen und will es gemeinsam mit ihrem Bruder wieder auf Vordermann bringen.
So kommt es, dass Jonas alle möglichen handwerklichen Tätigkeiten übernimmt und sich ganz nebenbei das Vertrauen der Stadtbewohner erarbeitet. Er kommt den Menschen näher und beginnt sich mit den Wunden und Narben auseinanderzusetzen. In diesem Land voller Leid und Tod kommen ihm seine eigenen Sorgen plötzlich wesentlich weniger tragend vor. Er setzt sich mit persönlichen und kollektiven Narben auseinander und beginnt langsam wieder einen Sinn im Leben zu finden, um sich am Ende wieder für andere öffnen zu können.
Stilistisch ist das Buch sehr ansprechend. Vieles wird nur kurz angerissen in sehr aussagekräftigen kurzen Sätzen oder starken Bildern. Nur der erste Teil des Buches hat mir nicht so gut gefallen. Jonas dreht sich in seinen Gedanken mehrmals im Kreis und die Autorin bleibt sehr wage, was seine Selbstmordabsichten betrifft. Dadurch kann man als Leser*in kaum nachvollziehen, warum er zu diesem Schluss gekommen ist.
Jonas Reise wiederum hat mich vollends überzeugt. Von welchem Land hier die Rede ist, verrät die Autorin nicht. Dadurch bekommt die Geschichte einen Hauch von Allgemeingültigkeit. Alle Kriege sind schrecklich und alle Menschen leiden darunter, egal welche Hautfarbe sie haben oder welcher Religion sie angehören. Das persönliche Leid verschwindet nicht, angesichts des kollektiven Leids, aber die Gewichtung verschiebt sich. Das hat die Autorin wunderbar eingefangen und hätte es nicht so lange Anlaufzeit gebraucht, bis mich das Buch fesseln konnte, wäre es ein Highlight geworden. So muss ich leider einen Stern abziehen.
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Narben und Hoffnung
In ihrem neu ins Deutsche übersetzten Roman „Hotel Silence“ erzählt die renommierte isländische Autorin und Kunstwissenschaftlerin Auður Ava Ólafsdóttir ein feinfühlig-skurriles sowie modern-poetisches Märchen über …
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Narben und Hoffnung
In ihrem neu ins Deutsche übersetzten Roman „Hotel Silence“ erzählt die renommierte isländische Autorin und Kunstwissenschaftlerin Auður Ava Ólafsdóttir ein feinfühlig-skurriles sowie modern-poetisches Märchen über einen suizidalen Mann, der in einem traumatisierten, ehemaligen Kriegsland neuen Lebensmut schöpft. Dabei spielen seelische und äußere, sichtbare und unsichtbare Narben eine bedeutende Rolle – so wie der Originaltitel „Ör“ (Narben) andeutet.
Jónas Ebeneser ist fast 50 und steckt in einer tiefen Lebenskrise – seine Mutter ist dement und lebt im Pflegeheim, seine Frau Gudrun hat ihn verlassen und dabei noch schnell verkündet, dass die gemeinsame Tochter gar nicht seine leibliche ist. Der sensible und auch praktisch veranlagte Protagonist beschließt, seinem Leben ein Ende zu setzen, ohne seine Leiche den Hinterbliebenen zuzumuten. Kurzerhand pickt er sich ein vom Krieg völlig zerstörtes Land heraus und bucht sich dort in einer Stadt am Meer im Hotel Silence ein. Vorher lässt er sich noch quer über seinem gebrochenen Herzen eine große Wasserlilie tätowieren und als spartanisches Gepäck nimmt er nur seinen Werkzeugkoffer samt Bohrmaschine mit. Während dieses erste Kapitel mit dem archaischen Titel „Fleisch“ trotz melancholisch-depressiver Grundstimmung sehr makaber-humorvoll geschrieben ist und bildhaft an Filmen von Aki Kaurismäki denken lässt, geht es im zweiten Hauptkapitel „Narben“ überwiegend ernsthafter zu.
Schon während der Fahrt ins Hotel Silence wird klar: das von der Autorin anonym gelassene Land ist vom Krieg nicht nur äußerlich schwer gezeichnet und zerstört. Schnell gewinnt Jónas das Vertrauen der zwei Geschwister Mai und Fifi, die das Hotel momentan betreiben, indem er handwerklich sehr geschickt repariert, was ihm aufgetragen wird. Dabei erzählen ihm die Menschen in der Stadt von den grausamen Gräueltaten und persönlichen Schicksalen – die meisten Männer sind ermordet worden und die verbliebenen Frauen seelisch verwundet. Die Wiederaufbauarbeiten im Außen heilen allmählich auch Jónas im Inneren und die Verbundenheit mit den Menschen wirkt wie ein Pflaster auf seinen Narben. Nach und nach erweckt auch Mais kleiner Sohn Adam wieder zum Leben, nachdem er aufgehört hat zu sprechen und in schwarz-roten Zeichnungen seinem Bild der Zerstörung freien Lauf lässt. Jónas erkennt: „In einem Land des Todes ist es weniger dringend, zu sterben.“ (S. 125)
Auður Ava Ólafsdóttir ist eine brillante Komponistin ihrer Erzählungen – mit knapp-pointierten Sätzen und vielen treffenden Zitaten aus der Literatur und Lyrik zeichnet sie ein dichtes, bewegendes und sehr menschliches Bild von Trauer, Schmerz sowie Zerstörung, das viel Platz für eigene Gedanken und die aufkeimende Hoffnung lässt. Dabei changiert sie in einer stilistisch faszinierenden Sprache gekonnt zwischen Ironie, schwarzem Humor und viel Tiefgründigkeit. Dass sie den Ort der Handlung nie namentlich benennt und metaphorisch einige Kriegsschauplätze in diesen verwebt, könnte in Zeiten des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine nicht aktueller sein. Auch ihre erzählerischen Bilder sind sehr eindringlich: das Wandmosaik, ein Postkarten-Ständer oder Plattenspieler, die den Krieg überlebt haben sowie Jónas' Selbsterforschung anhand alter Tagebücher und der neuen Sprache: „Wie viele Wörter braucht man, um zu überleben?“ (S. 183)
Ein wundervoller, tiefsinniger Roman zwischen Humor und Ernst, ausgezeichnet mit dem Preis des Nordischen Rates, der trotz fließend-leichter Unterhaltung existenzielle Fragen behandelt – und stark nach einer adäquaten Verfilmung ruft.
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Alles kann passieren. Es kann auch anders werden.
Der Isländer Jonas sieht in seinem Leben keinen Sinn mehr. Die Ehe ist zu Ende, er hat das Gefühl, alles im Leben, positiv wie negativ, bereits erlebt zu haben und beschließt deshalb zu sterben. Seinen ursprünglichen Plan sich …
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Alles kann passieren. Es kann auch anders werden.
Der Isländer Jonas sieht in seinem Leben keinen Sinn mehr. Die Ehe ist zu Ende, er hat das Gefühl, alles im Leben, positiv wie negativ, bereits erlebt zu haben und beschließt deshalb zu sterben. Seinen ursprünglichen Plan sich zu erschießen, verwirft er, er möchte es niemandem und schon gar nicht seiner Tochter zumuten, seine Leiche zu finden. Deshalb bucht er ein One-Way Ticket in ein Land, in dem noch vor kurzem Bürgerkrieg herrschte. Sein einziges Gepäckstück ist ein Werkzeugkasten, für den Fall, dass er sich erhängen möchte und einen Haken anbringen muss.
Es wird nicht gesagt, um welches Land es sich handelt, und für die Geschichte ist dies auch unerheblich. Viel wichtiger ist es, dass dieser ungewöhnliche Schauplatz ihm die Augen öffnet, welch vielfaltige Arten von Leid es gibt. Seine eigene Depression tritt angesichts von Menschen mit fehlenden Gliedmaßen, die durch die Hölle gegangen sind, in den Hintergrund. Zunächst wird Jonas misstrauisch beäugt. Keiner glaubt ihm, dass er in diesem noch von Minen übersäten Land Urlaub machen will. Vielmehr könnte er zu denjenigen gehören, die versuchen, Geschäfte in dem zerstörten Land machen.
Als Jonas den Bitten des Geschwisterpaars, das das Hotel Silence führt, in dem er abgestiegen ist, nachkommt, ein paar Reparaturen durchzuführen, spricht sich dies in dem kleinen Ort herum und bald werden seine Dienste von allen Seiten nachgefragt. Jonas ist ein Autodidakt, er repariert provisorisch mit dem wenigen Werkzeug, das ihm zur Verfügung steht, doch anscheinend ist er der Einzige weit und breit, der handwerklich begabt ist. Dieser Teil der Geschichte erscheint mir nicht sehr realistisch, doch tut es dem Ganzen keinen Abbruch. Herrscht am Anfang des Romans noch Jonas‘ niedergedrückte Stimmung vor, spürt man nun etwas von Aufbruchstimmung und Hoffnung. Allerdings erfährt man auch von den traumatischen Erfahrungen der Einheimischen, die jedoch versuchen, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Nicht fragen, was jemandem Schlimmes zugestoßen ist (oder was eine Person Schlimmes getan hat), sondern nach vorne schauen, ist die Devise.
Der Schauplatz dieses Romans ist sehr ungewöhnlich. Ich habe zwar schon Romane gelesen, die beispielsweise in Afghanistan spielen und aus Sicht der Soldaten erzählt werden, aber über ein Land, in dem gerade erst ein Bürgerkrieg zu Ende gegangen ist und die Leute versuchen, wieder eine Zukunft aufzubauen, hatte ich noch nie gelesen.
Im Übrigen befasst sich das Buch zwar mit ernsten Themen wie Krieg, Vergewaltigung, Depression usw., doch gibt es auch jede Menge lustige und skurrile Szenen. Auch der besondere Schreibstil und die vielen bemerkenswerten Zitate machen das Buch wirklich lesenswert. Hervorheben möchte ich noch das wunderschön gestaltete Cover, eine weiße Wasserlilie auf schwarzem Grund. Es gibt so viele Bücher, bei denen die Covergestaltung vollkommen willkürlich erscheint. Ich freue mich deshalb immer, wenn ein Bezug zum Buch besteht, was hier der Fall ist.
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