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Nikola Huppertz
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Fürs Leben zu lang (Mängelexemplar)
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Magali Weill ist groß. Viel zu groß für eine Dreizehnjährige und erst recht zu groß, um von irgendjemandem geküsst zu werden. Wenn sie wie ihre Schwester Malve wäre, würde sie ihr Elend in einem Tagebuch lang und breit beweinen. Aber so ist Magali nicht. Lieber schreibt sie ein 'Tagebuch von allen anderen'. Zum Beispiel über den sehr bemerkenswerten und uralten Herrn Krekeler, ihren Nachbarn. Doch als ebenjener Herr Krekeler beschließt, demnächst zu sterben, wird Magali plötzlich aus ihrer Beobachterposition herausgerissen. Gemeinsam mit Kieran, Herrn Krekelers Enkel, stellt sich f...
Magali Weill ist groß. Viel zu groß für eine Dreizehnjährige und erst recht zu groß, um von irgendjemandem geküsst zu werden. Wenn sie wie ihre Schwester Malve wäre, würde sie ihr Elend in einem Tagebuch lang und breit beweinen. Aber so ist Magali nicht. Lieber schreibt sie ein 'Tagebuch von allen anderen'. Zum Beispiel über den sehr bemerkenswerten und uralten Herrn Krekeler, ihren Nachbarn. Doch als ebenjener Herr Krekeler beschließt, demnächst zu sterben, wird Magali plötzlich aus ihrer Beobachterposition herausgerissen. Gemeinsam mit Kieran, Herrn Krekelers Enkel, stellt sich für Magali auf einmal die Frage: Wie geht das überhaupt, ein richtiges Leben? Ein literarischer Coming-of-Age-Roman, der die großen Fragen des Lebens aufwirft
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Nikola Huppertz, geboren 1976, studierte Musik und Psychologie. 2007 gewann sie mit dem Manuskript ihres Debütromans "Karla, Sengül und das Fenster zur Welt" den Literaturwettbewerb der Bonner Buchmesse Migration. Seitdem hat sie mehr als 30 Kinder- und Jugendbücher, Lyrik und Prosa in Literaturzeitschriften, Geschichten für den Rundfunk und das Libretto zu einer Kinderoper veröffentlicht. Ihre Arbeiten wurden in diverse Sprachen übersetzt, vielfach nominiert und ausgezeichnet, zuletzt mit dem Evangelischen Buchpreis 2022. Sie hat eine Tochter und einen Sohn und lebt als freie Autorin in Hannover.
Produktdetails
- Verlag: Tulipan
- Seitenzahl: 160
- Altersempfehlung: ab 12 Jahren
- Erscheinungstermin: 2. August 2023
- Deutsch
- Abmessung: 213mm x 151mm x 23mm
- Gewicht: 398g
- ISBN-13: 9783864295706
- ISBN-10: 386429570X
- Artikelnr.: 72927400
Herstellerkennzeichnung
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Die Sache mit der Ewigkeit
Küssen kann helfen, Huskykraulen auch: Nikola Huppertz' kluger Roman "Fürs Leben zu lang" ist so stilsicher und amüsant wie anrührend und tröstlich.
Von Oliver Jungen
Von Oliver Jungen
Nicht nur die Shell Jugendstudie hat es belegt: Religion und Glaube werden für die junge Generation immer unwichtiger. Religiöse Feste mutieren im besten Falle zu familiären Ritualen. Weihnachten etwa hat Glück, Besinnlichkeit geht immer. Ostern ist schon schlechter dran. Auch in Nikola Huppertz' fabelhaftem Jugendroman "Fürs Leben zu lang" weiß die Heldin und Ich-Erzählerin, die dreizehnjährige Magali Weill, mit diesem "Kleinkind"-Fest wenig anzufangen. Missmutig bemalt sie mit ihren
Küssen kann helfen, Huskykraulen auch: Nikola Huppertz' kluger Roman "Fürs Leben zu lang" ist so stilsicher und amüsant wie anrührend und tröstlich.
Von Oliver Jungen
Von Oliver Jungen
Nicht nur die Shell Jugendstudie hat es belegt: Religion und Glaube werden für die junge Generation immer unwichtiger. Religiöse Feste mutieren im besten Falle zu familiären Ritualen. Weihnachten etwa hat Glück, Besinnlichkeit geht immer. Ostern ist schon schlechter dran. Auch in Nikola Huppertz' fabelhaftem Jugendroman "Fürs Leben zu lang" weiß die Heldin und Ich-Erzählerin, die dreizehnjährige Magali Weill, mit diesem "Kleinkind"-Fest wenig anzufangen. Missmutig bemalt sie mit ihren
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Eltern Ostereier und sucht in der Wohnung nach versteckten Geschenken, hält in ihrem Tagebuch aber fest: "Bereits letztes Jahr war das Ganze unfassbar peinlich, aber damals war wenigstens Malve da und hat zumindest so getan, als würde sie mitsuchen. Ein einzelnes Kind dazu zu nötigen, während das andere sich vollverweigert, sollte dagegen nicht mal meinen Eltern einfallen." Malve ist die achtzehnjährige, in den Augen der notorisch "ungeküssten" Heldin körperlich perfekte Schwester, die sich, statt für das Abitur zu lernen, lieber mit männlichen Bewunderern umgibt.
Magali wiederum ist eine ziemlich normale, hellwache, aber weitgehend unbemerkte Teenagerin, die in erster libidinöser Aufwallung den coolen Joël aus dem Hinterhaus anhimmelt und sich zu Recht von ihren vorgeblichen Schulfreundinnen übergangen fühlt. Weil sie ihr eigenes Leben für unbedeutend hält und sich selbst mit 1,82 Meter für viel zu "lang", um ansehnlich zu sein, widmet sie ihr Tagebuch dem Leben aller anderen in ihrem Umfeld. Das tut sie mit eleganter Eloquenz. Dass Nikola Huppertz dabei immer den richtigen, leicht schnodderigen, nie altklug wirkenden Ton trifft, selbst da, wo mit leichter Hand Bildungswissen in die Erzählung eingespeist wird (Rimbaud, Strawinsky, der Tiermaler Karl Uchermann), ist eine der großen Stärken dieses Buchs.
Magali hat sich einen neuen besten Freund gesucht: den vernachlässigten Husky einer kinderreichen Nachbarsfamilie: "Er ist nun mal kein anderer Mensch, der doofe Sachen über mich denken könnte." Vage angefreundet hat sie sich auch mit dem 98 Jahre alten, lebensfrohen Albert Krekeler, der sogar noch Zeitlupenjogging betreibt. Manchmal übt sie Klavier. Religion spielt für sie keine Rolle. Dass ihr damit ein probates Instrument zur Bewältigung der existenziellen Urangst vor dem Nichtsein fehlt, merkt sie erst, als der Tod an das Mietshaus anklopft. Er klopft allerdings freundlich und leise an. Dass Herr Krekeler angekündigt habe, "sein Tod stehe unmittelbar bevor", erfährt Magali wie nebenbei von dessen Enkel Kieran. Der ist auf Osterbesuch da, lebt aber eigentlich mit seinen Eltern in einer Wendland-Kommune, von wo er eine aufregende Distanzlosigkeit mitgebracht hat.
Magali zweifelt nicht an den Worten des weisen Alten. Er glaube eben, dass 98 Jahre "fürs Leben zu lang" seien. Doch wie geht man mit einem erwarteten Tod um, wenn Himmel und Auferstehung nicht mehr zur Verfügung stehen? Das Buch weiß Rat: Weil die Sache mit der Ewigkeit schon seit Ewigkeiten ein Problem ist, kann man einfach noch weiter zurückgehen, zu dem Stoiker Seneca etwa, der den Tod für die letzte Stufe eines lebenslangen Sterbens hielt, die Erfüllung eines guten Lebens, und der hier immer wieder lustig in den Text hineinlugt. Magalis Mutter, eine Lehrerin, übersetzt mit ihrem Oberstufenkurs nämlich wieder einmal "Vom glücklichen Leben" und kommt der Tochter allenthalben mit Seneca-Zitaten: "Wer immer aber klagt und jammert und seufzt ..." Die denkt freilich nicht dran, sich zu fügen: "Fuck you, Seneca! Irgendwann ist mal Schluss mit Klappehalten."
Sie und Kieran kommen dann von ganz alleine drauf, dass die wichtigste Frage gar nicht die nach dem Sterben ist. Das mache ihnen ja gerade jemand vor: "Es ist nicht so schlimm, wie man denkt. Es wird alles weniger, jeden Tag ein bisschen. Bis zuletzt nichts mehr übrig bleibt." Kindgerechter lässt sich Senecas Auffassung vom Tod nicht zusammenfassen. Doch bei der eigentlichen Frage - "Wir kennen aber niemanden, der uns zeigt, wie Leben geht" - ist der alte Tugendethiker, "seit fast 2000 Jahren tot", nicht mehr der richtige Ansprechpartner. Die Kinder wenden sich stattdessen per Mail an einen lebenden Philosophen, in diesem Fall an den realen Achim Engstler (Nikola Huppertz hat bereits für ein anderes Projekt mit ihm zusammengearbeitet), der auch tatsächlich antwortet, allerdings eine Philosophenantwort: Wer sterben könne, könne auch leben. Eine Sache des Wissens sei das gar nicht, sondern eine des Gefühls: "Tut man das, was für einen richtig ist, stimmt der ganze Körper zu."
Dass der Körper dem Geist zustimmen soll, ist das Gegenteil der christlichen Leibfeindlichkeit, in der es das schwache Fleisch zu überwinden galt; ein lange versperrter Weg zur Glückseligkeit, der wieder offen ist. Sie tun also das, was sich richtig anfühlt - in Bezug auf ihren Alltag, auf ihre Trauer, aber auch auf die Ehre, die sie Albert Krekeler erweisen möchten. Und tatsächlich: Das Vertiefen in das geradezu schöne Sterben des alten Herrn - auch wenn Magalis Mutter mit dem Morbiden daran hadert: "Irgendwann ist es genug!" - führt dazu, dass das Leben hier große Schritte nach vorn macht, die Gemeinschaft ebenso wächst wie das Selbstwertgefühl der Erzählerin. Und ungeküsst ist sie am Ende dieser zauberhaften und lebensklugen Geschichte auch nicht mehr.
Nikola Huppertz: "Fürs Leben zu lang."
Tulipan Verlag, München 2023. 200 S., geb., 16,- Euro. Ab 12 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Magali wiederum ist eine ziemlich normale, hellwache, aber weitgehend unbemerkte Teenagerin, die in erster libidinöser Aufwallung den coolen Joël aus dem Hinterhaus anhimmelt und sich zu Recht von ihren vorgeblichen Schulfreundinnen übergangen fühlt. Weil sie ihr eigenes Leben für unbedeutend hält und sich selbst mit 1,82 Meter für viel zu "lang", um ansehnlich zu sein, widmet sie ihr Tagebuch dem Leben aller anderen in ihrem Umfeld. Das tut sie mit eleganter Eloquenz. Dass Nikola Huppertz dabei immer den richtigen, leicht schnodderigen, nie altklug wirkenden Ton trifft, selbst da, wo mit leichter Hand Bildungswissen in die Erzählung eingespeist wird (Rimbaud, Strawinsky, der Tiermaler Karl Uchermann), ist eine der großen Stärken dieses Buchs.
Magali hat sich einen neuen besten Freund gesucht: den vernachlässigten Husky einer kinderreichen Nachbarsfamilie: "Er ist nun mal kein anderer Mensch, der doofe Sachen über mich denken könnte." Vage angefreundet hat sie sich auch mit dem 98 Jahre alten, lebensfrohen Albert Krekeler, der sogar noch Zeitlupenjogging betreibt. Manchmal übt sie Klavier. Religion spielt für sie keine Rolle. Dass ihr damit ein probates Instrument zur Bewältigung der existenziellen Urangst vor dem Nichtsein fehlt, merkt sie erst, als der Tod an das Mietshaus anklopft. Er klopft allerdings freundlich und leise an. Dass Herr Krekeler angekündigt habe, "sein Tod stehe unmittelbar bevor", erfährt Magali wie nebenbei von dessen Enkel Kieran. Der ist auf Osterbesuch da, lebt aber eigentlich mit seinen Eltern in einer Wendland-Kommune, von wo er eine aufregende Distanzlosigkeit mitgebracht hat.
Magali zweifelt nicht an den Worten des weisen Alten. Er glaube eben, dass 98 Jahre "fürs Leben zu lang" seien. Doch wie geht man mit einem erwarteten Tod um, wenn Himmel und Auferstehung nicht mehr zur Verfügung stehen? Das Buch weiß Rat: Weil die Sache mit der Ewigkeit schon seit Ewigkeiten ein Problem ist, kann man einfach noch weiter zurückgehen, zu dem Stoiker Seneca etwa, der den Tod für die letzte Stufe eines lebenslangen Sterbens hielt, die Erfüllung eines guten Lebens, und der hier immer wieder lustig in den Text hineinlugt. Magalis Mutter, eine Lehrerin, übersetzt mit ihrem Oberstufenkurs nämlich wieder einmal "Vom glücklichen Leben" und kommt der Tochter allenthalben mit Seneca-Zitaten: "Wer immer aber klagt und jammert und seufzt ..." Die denkt freilich nicht dran, sich zu fügen: "Fuck you, Seneca! Irgendwann ist mal Schluss mit Klappehalten."
Sie und Kieran kommen dann von ganz alleine drauf, dass die wichtigste Frage gar nicht die nach dem Sterben ist. Das mache ihnen ja gerade jemand vor: "Es ist nicht so schlimm, wie man denkt. Es wird alles weniger, jeden Tag ein bisschen. Bis zuletzt nichts mehr übrig bleibt." Kindgerechter lässt sich Senecas Auffassung vom Tod nicht zusammenfassen. Doch bei der eigentlichen Frage - "Wir kennen aber niemanden, der uns zeigt, wie Leben geht" - ist der alte Tugendethiker, "seit fast 2000 Jahren tot", nicht mehr der richtige Ansprechpartner. Die Kinder wenden sich stattdessen per Mail an einen lebenden Philosophen, in diesem Fall an den realen Achim Engstler (Nikola Huppertz hat bereits für ein anderes Projekt mit ihm zusammengearbeitet), der auch tatsächlich antwortet, allerdings eine Philosophenantwort: Wer sterben könne, könne auch leben. Eine Sache des Wissens sei das gar nicht, sondern eine des Gefühls: "Tut man das, was für einen richtig ist, stimmt der ganze Körper zu."
Dass der Körper dem Geist zustimmen soll, ist das Gegenteil der christlichen Leibfeindlichkeit, in der es das schwache Fleisch zu überwinden galt; ein lange versperrter Weg zur Glückseligkeit, der wieder offen ist. Sie tun also das, was sich richtig anfühlt - in Bezug auf ihren Alltag, auf ihre Trauer, aber auch auf die Ehre, die sie Albert Krekeler erweisen möchten. Und tatsächlich: Das Vertiefen in das geradezu schöne Sterben des alten Herrn - auch wenn Magalis Mutter mit dem Morbiden daran hadert: "Irgendwann ist es genug!" - führt dazu, dass das Leben hier große Schritte nach vorn macht, die Gemeinschaft ebenso wächst wie das Selbstwertgefühl der Erzählerin. Und ungeküsst ist sie am Ende dieser zauberhaften und lebensklugen Geschichte auch nicht mehr.
Nikola Huppertz: "Fürs Leben zu lang."
Tulipan Verlag, München 2023. 200 S., geb., 16,- Euro. Ab 12 J.
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Die Sache mit der Ewigkeit
Küssen kann helfen, Huskykraulen auch: Nikola Huppertz' kluger Roman "Fürs Leben zu lang" ist so stilsicher und amüsant wie anrührend und tröstlich.
Von Oliver Jungen
Von Oliver Jungen
Nicht nur die Shell Jugendstudie hat es belegt: Religion und Glaube werden für die junge Generation immer unwichtiger. Religiöse Feste mutieren im besten Falle zu familiären Ritualen. Weihnachten etwa hat Glück, Besinnlichkeit geht immer. Ostern ist schon schlechter dran. Auch in Nikola Huppertz' fabelhaftem Jugendroman "Fürs Leben zu lang" weiß die Heldin und Ich-Erzählerin, die dreizehnjährige Magali Weill, mit diesem "Kleinkind"-Fest wenig anzufangen. Missmutig bemalt sie mit ihren
Küssen kann helfen, Huskykraulen auch: Nikola Huppertz' kluger Roman "Fürs Leben zu lang" ist so stilsicher und amüsant wie anrührend und tröstlich.
Von Oliver Jungen
Von Oliver Jungen
Nicht nur die Shell Jugendstudie hat es belegt: Religion und Glaube werden für die junge Generation immer unwichtiger. Religiöse Feste mutieren im besten Falle zu familiären Ritualen. Weihnachten etwa hat Glück, Besinnlichkeit geht immer. Ostern ist schon schlechter dran. Auch in Nikola Huppertz' fabelhaftem Jugendroman "Fürs Leben zu lang" weiß die Heldin und Ich-Erzählerin, die dreizehnjährige Magali Weill, mit diesem "Kleinkind"-Fest wenig anzufangen. Missmutig bemalt sie mit ihren
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Eltern Ostereier und sucht in der Wohnung nach versteckten Geschenken, hält in ihrem Tagebuch aber fest: "Bereits letztes Jahr war das Ganze unfassbar peinlich, aber damals war wenigstens Malve da und hat zumindest so getan, als würde sie mitsuchen. Ein einzelnes Kind dazu zu nötigen, während das andere sich vollverweigert, sollte dagegen nicht mal meinen Eltern einfallen." Malve ist die achtzehnjährige, in den Augen der notorisch "ungeküssten" Heldin körperlich perfekte Schwester, die sich, statt für das Abitur zu lernen, lieber mit männlichen Bewunderern umgibt.
Magali wiederum ist eine ziemlich normale, hellwache, aber weitgehend unbemerkte Teenagerin, die in erster libidinöser Aufwallung den coolen Joël aus dem Hinterhaus anhimmelt und sich zu Recht von ihren vorgeblichen Schulfreundinnen übergangen fühlt. Weil sie ihr eigenes Leben für unbedeutend hält und sich selbst mit 1,82 Meter für viel zu "lang", um ansehnlich zu sein, widmet sie ihr Tagebuch dem Leben aller anderen in ihrem Umfeld. Das tut sie mit eleganter Eloquenz. Dass Nikola Huppertz dabei immer den richtigen, leicht schnodderigen, nie altklug wirkenden Ton trifft, selbst da, wo mit leichter Hand Bildungswissen in die Erzählung eingespeist wird (Rimbaud, Strawinsky, der Tiermaler Karl Uchermann), ist eine der großen Stärken dieses Buchs.
Magali hat sich einen neuen besten Freund gesucht: den vernachlässigten Husky einer kinderreichen Nachbarsfamilie: "Er ist nun mal kein anderer Mensch, der doofe Sachen über mich denken könnte." Vage angefreundet hat sie sich auch mit dem 98 Jahre alten, lebensfrohen Albert Krekeler, der sogar noch Zeitlupenjogging betreibt. Manchmal übt sie Klavier. Religion spielt für sie keine Rolle. Dass ihr damit ein probates Instrument zur Bewältigung der existenziellen Urangst vor dem Nichtsein fehlt, merkt sie erst, als der Tod an das Mietshaus anklopft. Er klopft allerdings freundlich und leise an. Dass Herr Krekeler angekündigt habe, "sein Tod stehe unmittelbar bevor", erfährt Magali wie nebenbei von dessen Enkel Kieran. Der ist auf Osterbesuch da, lebt aber eigentlich mit seinen Eltern in einer Wendland-Kommune, von wo er eine aufregende Distanzlosigkeit mitgebracht hat.
Magali zweifelt nicht an den Worten des weisen Alten. Er glaube eben, dass 98 Jahre "fürs Leben zu lang" seien. Doch wie geht man mit einem erwarteten Tod um, wenn Himmel und Auferstehung nicht mehr zur Verfügung stehen? Das Buch weiß Rat: Weil die Sache mit der Ewigkeit schon seit Ewigkeiten ein Problem ist, kann man einfach noch weiter zurückgehen, zu dem Stoiker Seneca etwa, der den Tod für die letzte Stufe eines lebenslangen Sterbens hielt, die Erfüllung eines guten Lebens, und der hier immer wieder lustig in den Text hineinlugt. Magalis Mutter, eine Lehrerin, übersetzt mit ihrem Oberstufenkurs nämlich wieder einmal "Vom glücklichen Leben" und kommt der Tochter allenthalben mit Seneca-Zitaten: "Wer immer aber klagt und jammert und seufzt ..." Die denkt freilich nicht dran, sich zu fügen: "Fuck you, Seneca! Irgendwann ist mal Schluss mit Klappehalten."
Sie und Kieran kommen dann von ganz alleine drauf, dass die wichtigste Frage gar nicht die nach dem Sterben ist. Das mache ihnen ja gerade jemand vor: "Es ist nicht so schlimm, wie man denkt. Es wird alles weniger, jeden Tag ein bisschen. Bis zuletzt nichts mehr übrig bleibt." Kindgerechter lässt sich Senecas Auffassung vom Tod nicht zusammenfassen. Doch bei der eigentlichen Frage - "Wir kennen aber niemanden, der uns zeigt, wie Leben geht" - ist der alte Tugendethiker, "seit fast 2000 Jahren tot", nicht mehr der richtige Ansprechpartner. Die Kinder wenden sich stattdessen per Mail an einen lebenden Philosophen, in diesem Fall an den realen Achim Engstler (Nikola Huppertz hat bereits für ein anderes Projekt mit ihm zusammengearbeitet), der auch tatsächlich antwortet, allerdings eine Philosophenantwort: Wer sterben könne, könne auch leben. Eine Sache des Wissens sei das gar nicht, sondern eine des Gefühls: "Tut man das, was für einen richtig ist, stimmt der ganze Körper zu."
Dass der Körper dem Geist zustimmen soll, ist das Gegenteil der christlichen Leibfeindlichkeit, in der es das schwache Fleisch zu überwinden galt; ein lange versperrter Weg zur Glückseligkeit, der wieder offen ist. Sie tun also das, was sich richtig anfühlt - in Bezug auf ihren Alltag, auf ihre Trauer, aber auch auf die Ehre, die sie Albert Krekeler erweisen möchten. Und tatsächlich: Das Vertiefen in das geradezu schöne Sterben des alten Herrn - auch wenn Magalis Mutter mit dem Morbiden daran hadert: "Irgendwann ist es genug!" - führt dazu, dass das Leben hier große Schritte nach vorn macht, die Gemeinschaft ebenso wächst wie das Selbstwertgefühl der Erzählerin. Und ungeküsst ist sie am Ende dieser zauberhaften und lebensklugen Geschichte auch nicht mehr.
Nikola Huppertz: "Fürs Leben zu lang."
Tulipan Verlag, München 2023. 200 S., geb., 16,- Euro. Ab 12 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Magali wiederum ist eine ziemlich normale, hellwache, aber weitgehend unbemerkte Teenagerin, die in erster libidinöser Aufwallung den coolen Joël aus dem Hinterhaus anhimmelt und sich zu Recht von ihren vorgeblichen Schulfreundinnen übergangen fühlt. Weil sie ihr eigenes Leben für unbedeutend hält und sich selbst mit 1,82 Meter für viel zu "lang", um ansehnlich zu sein, widmet sie ihr Tagebuch dem Leben aller anderen in ihrem Umfeld. Das tut sie mit eleganter Eloquenz. Dass Nikola Huppertz dabei immer den richtigen, leicht schnodderigen, nie altklug wirkenden Ton trifft, selbst da, wo mit leichter Hand Bildungswissen in die Erzählung eingespeist wird (Rimbaud, Strawinsky, der Tiermaler Karl Uchermann), ist eine der großen Stärken dieses Buchs.
Magali hat sich einen neuen besten Freund gesucht: den vernachlässigten Husky einer kinderreichen Nachbarsfamilie: "Er ist nun mal kein anderer Mensch, der doofe Sachen über mich denken könnte." Vage angefreundet hat sie sich auch mit dem 98 Jahre alten, lebensfrohen Albert Krekeler, der sogar noch Zeitlupenjogging betreibt. Manchmal übt sie Klavier. Religion spielt für sie keine Rolle. Dass ihr damit ein probates Instrument zur Bewältigung der existenziellen Urangst vor dem Nichtsein fehlt, merkt sie erst, als der Tod an das Mietshaus anklopft. Er klopft allerdings freundlich und leise an. Dass Herr Krekeler angekündigt habe, "sein Tod stehe unmittelbar bevor", erfährt Magali wie nebenbei von dessen Enkel Kieran. Der ist auf Osterbesuch da, lebt aber eigentlich mit seinen Eltern in einer Wendland-Kommune, von wo er eine aufregende Distanzlosigkeit mitgebracht hat.
Magali zweifelt nicht an den Worten des weisen Alten. Er glaube eben, dass 98 Jahre "fürs Leben zu lang" seien. Doch wie geht man mit einem erwarteten Tod um, wenn Himmel und Auferstehung nicht mehr zur Verfügung stehen? Das Buch weiß Rat: Weil die Sache mit der Ewigkeit schon seit Ewigkeiten ein Problem ist, kann man einfach noch weiter zurückgehen, zu dem Stoiker Seneca etwa, der den Tod für die letzte Stufe eines lebenslangen Sterbens hielt, die Erfüllung eines guten Lebens, und der hier immer wieder lustig in den Text hineinlugt. Magalis Mutter, eine Lehrerin, übersetzt mit ihrem Oberstufenkurs nämlich wieder einmal "Vom glücklichen Leben" und kommt der Tochter allenthalben mit Seneca-Zitaten: "Wer immer aber klagt und jammert und seufzt ..." Die denkt freilich nicht dran, sich zu fügen: "Fuck you, Seneca! Irgendwann ist mal Schluss mit Klappehalten."
Sie und Kieran kommen dann von ganz alleine drauf, dass die wichtigste Frage gar nicht die nach dem Sterben ist. Das mache ihnen ja gerade jemand vor: "Es ist nicht so schlimm, wie man denkt. Es wird alles weniger, jeden Tag ein bisschen. Bis zuletzt nichts mehr übrig bleibt." Kindgerechter lässt sich Senecas Auffassung vom Tod nicht zusammenfassen. Doch bei der eigentlichen Frage - "Wir kennen aber niemanden, der uns zeigt, wie Leben geht" - ist der alte Tugendethiker, "seit fast 2000 Jahren tot", nicht mehr der richtige Ansprechpartner. Die Kinder wenden sich stattdessen per Mail an einen lebenden Philosophen, in diesem Fall an den realen Achim Engstler (Nikola Huppertz hat bereits für ein anderes Projekt mit ihm zusammengearbeitet), der auch tatsächlich antwortet, allerdings eine Philosophenantwort: Wer sterben könne, könne auch leben. Eine Sache des Wissens sei das gar nicht, sondern eine des Gefühls: "Tut man das, was für einen richtig ist, stimmt der ganze Körper zu."
Dass der Körper dem Geist zustimmen soll, ist das Gegenteil der christlichen Leibfeindlichkeit, in der es das schwache Fleisch zu überwinden galt; ein lange versperrter Weg zur Glückseligkeit, der wieder offen ist. Sie tun also das, was sich richtig anfühlt - in Bezug auf ihren Alltag, auf ihre Trauer, aber auch auf die Ehre, die sie Albert Krekeler erweisen möchten. Und tatsächlich: Das Vertiefen in das geradezu schöne Sterben des alten Herrn - auch wenn Magalis Mutter mit dem Morbiden daran hadert: "Irgendwann ist es genug!" - führt dazu, dass das Leben hier große Schritte nach vorn macht, die Gemeinschaft ebenso wächst wie das Selbstwertgefühl der Erzählerin. Und ungeküsst ist sie am Ende dieser zauberhaften und lebensklugen Geschichte auch nicht mehr.
Nikola Huppertz: "Fürs Leben zu lang."
Tulipan Verlag, München 2023. 200 S., geb., 16,- Euro. Ab 12 J.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensentin Christine Knödler liest den Jugendroman von Nikola Huppertz mit Freude. Wie die Autorin über einen alten Mann erzählt, der sterben möchte, und über zwei Jugendliche, die dagegen sind, findet sie gelungen. Für sie ist das "erzählte Philosophie", weil Huppertz nicht nur die Beobachtungen der Teenager überzeugend darstellt, sondern auch philosophische, literarische und musikalische Perspektiven und allerhand Lebens- und Liebeskonzepte in die Geschichte aufnimmt, um Antworten auf den Tod zu geben und zu erklären: Kein Leben ohne Tod und umgekehrt.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Gebundenes Buch
Cover:
Das Cover zeigt eine sehr lange Person, mit einem Hund an der Leine. Von der Länge der Person, wird fast das ganze Cover eingenommen und dies passt auch gut zum Titel und setzt diesen bildlich gut um. Die Gestaltung und auch farblich ist es einfach und doch sehr passend gewählt. …
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Cover:
Das Cover zeigt eine sehr lange Person, mit einem Hund an der Leine. Von der Länge der Person, wird fast das ganze Cover eingenommen und dies passt auch gut zum Titel und setzt diesen bildlich gut um. Die Gestaltung und auch farblich ist es einfach und doch sehr passend gewählt. Auch der Titel spricht an und stimmt zudem nachdenklich.
Meinung:
Magali ist sehr groß für ihr Alter und leidet darunter, denn dies bringt so einige Probleme mit sich. Ein uralter Nachbar greift dann auch noch die Thematik Leben und Tod auf und verleiht dem Ganze eine charmante Tiefe, aber auf kindgerechte Art und Weise.
Inhaltlich möchte ich jedoch nicht zu viel verraten und halte mich daher mit weiten inhaltlichen Details zurück.
Anfang hatte ich ein wenig Schwierigkeiten hineinzufinden, aber Seite für Seite kam ich Magali und ihren Gedanken und Überlegungen näher. Nach und nach brachte es mich näher und tiefer hinein. Man muss sich hier erst an den Schreibstil und die Machart gewöhnen. Zumindest erging es mir so.
Die Gliederung und Gestaltung ist einfach gehalten. Es ist nach Tagen aufgebaut und die einzelnen Abschnitte und Handlungen sind teils etwas länger. Die bildlichen Beschreibungen wiederum tragen dazu bei, dass man gut in die Charaktere hineinfindet und diese immer mehr an Form und Gesicht gewinnen.
Die Geschichte hat etwas philosophisches und eine gewisse Tiefe über Leben und Tod und stimmt dadurch auch nachdenklich.
An einigen Stellen gibt es aber auch kleinere Längen, die zwar nicht zu sehr ins Gewicht fallen, aber als Leser ein wenig die Atmosphäre heraus nehmen.
Eine Geschichte zum Nachdenken und um ins Leben und deren Sinn einzutauchen. Nachdenklich, philosophisch, unterhaltsam. Mir hat es gut gefallen. Und auch für die Altersstufe entsprechend und nachvollziehbar umgesetzt. Wichtige und ernste Thematiken mit Fingerspitzengefühl angepackt und eingeflochten.
Fazit:
Ernste Themen geschickt verpackt, die nachdenklich und unterhaltsam umgesetzt werden.
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Gebundenes Buch
Magali Weill ist 13, viel zu groß (das meint zumindest sie) und irgendwie mit Menschen überfordert. Ein adäquater Begleiter ist Nachbarshund Snow, den sie regelmäßig rettet.
Doch ihr Leben wirft so viele Fragen auf, die der vierbeinige Begleiter ihr nicht beantworten …
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Magali Weill ist 13, viel zu groß (das meint zumindest sie) und irgendwie mit Menschen überfordert. Ein adäquater Begleiter ist Nachbarshund Snow, den sie regelmäßig rettet.
Doch ihr Leben wirft so viele Fragen auf, die der vierbeinige Begleiter ihr nicht beantworten kann. Neuster Denkanstoß ist Herr Krekeler, ebenfalls Nachbar und stolze 98 Jahre alt. Dafür ist der Herr noch ziemlich fit, im Körper und im Geist. Aber der Herr geht seinen eigenen Weg. Und prompt wird Magali diese Osterferien wohl nie mehr vergessen.
"Fürs Leben zu lang" spielt nicht in der Komfortzone. Der Tod ist nur eines der Themen, die Menschen üblicherweise unbequem sind. Doch ohne das Leben gibt es keinen Tod. Und ohne den Tod kein Leben. Wo fängt es an? Was soll es sein? Was ist wichtig? Wer ist wichtig?
Der Fragenkatalog ist lang, die möglichen Antworten noch länger.
Die Geschichte um Magali bietet eine Initialzündung, sowohl für jung wie auch für alt (was auch immer das heißen mag ;). Wichtig sind die Begegnungen, die man macht, die Erfahrungen, die man sammelt und die Fragen, die man sich stellt. Das Leben ist für die meisten Menschen eine Achterbahnfahrt und keine Bummelbahn, vergleichen kann man es dennoch nicht.
Am Schluss der Geschichte fühlt es sich so an, als würde man zusammen mit dem kunterbunten Haufen in diesem Haus wohnen. Und vielleicht kann man seine Nase dann wieder mal vor die Tür schieben, bevor man in den Grundfesten erschüttert wird.
Es wäre oft wünschenswert.
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Gebundenes Buch
Die 13-jährige Magali lässt uns in diesem Buch an ihren Erlebnissen und Gedanken teilhaben. Sie lebt mit ihrer Familie in einem Mehrfamilienhaus in Hannover. Sie beschreibt die unterschiedlichen Eigenheiten der Bewohner des Hauses, ihre Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper, den …
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Die 13-jährige Magali lässt uns in diesem Buch an ihren Erlebnissen und Gedanken teilhaben. Sie lebt mit ihrer Familie in einem Mehrfamilienhaus in Hannover. Sie beschreibt die unterschiedlichen Eigenheiten der Bewohner des Hauses, ihre Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper, den Wunsch nach ihrem ersten Kuss und die sich verändernden Beziehungen zu den Menschen, denen sie begegnet.
In dieser liebevollen und kurzweiligen Geschichte werden Fragen zu Leben und Sterben aufgeworfen. Ich konnte es locker am Stück weglesen und finde es für die Coming-of-Age-Zielgruppe ziemlich gut gemacht. Ein bisschen philosophisch, mit leichten "Die fabelhafte Welt der Amelie"-Vibes.
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Gebundenes Buch
Magali Weill ist 13 Jahre alt und 1,82m groß, es folgen schätzungsweise 10 cm. Eigentlich hält sie Tagebuchschreiben für etwas Selbstbezogenes, aber sie schreibt eins über die anderen, die im Gegensatz zu ihr ein interessantes Leben haben.
Es sind Ferien und Magali …
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Magali Weill ist 13 Jahre alt und 1,82m groß, es folgen schätzungsweise 10 cm. Eigentlich hält sie Tagebuchschreiben für etwas Selbstbezogenes, aber sie schreibt eins über die anderen, die im Gegensatz zu ihr ein interessantes Leben haben.
Es sind Ferien und Magali wünscht sich, vom französischen Nachbarsjungen Joël geküsst zu werden, ist sich aber gleichzeitig sicher, dass nie jemand ein so großes Mädchen küssen will. Mit anderen Bewohnern des Hauses hat sie nicht nur in ihren Träumen Kontakt, mit dem Husky der Stemmerlings und dem 98-jährigen Herrn Krekeler. Als sein 13-Jähriger Neffe Kiean zu Besuch kommt, weil Herr Krekeler angeblich bald stirbt, bringt er neuen Wind in Magalis Alltag, ob sie will oder nicht. Magali steht angesichts des Todes vor vielen Fragen zum Leben.
Man merkt, dass Magali nicht einfach nur durch ihre Größe verunsichert ist, sondern dadurch wirklich Schwierigkeiten hat, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden und sich dadurch schon früh ernsthafte Gedanken über das Leben macht. Dann sorgen noch das Thema Tod und der merkwürdige Kieran für wirklich tiefgründige Reflexionen, die in eine philosophische Richtung gehen. Dabei wird der Ton des Romans jedoch nicht unangenehm ernst. Magali wächst über sich hinaus, obwohl wachsen vermutlich das letzte ist, wonach ihr der Sinn steht. Das Tagebuch war eine super Idee, da sie ihre Gedanken über die anderen, das Leben und dann doch auch sich selbst wirklich in schöne, lustige, traurige und auch passende Worte verpackt. Der Titel hätte nicht besser gewählt sein können, gerade weil er vielleicht auch eine andere Bedeutung hat.
Es lohnt sich, diese herauszufinden.
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Gebundenes Buch
Es ist nicht einfach für die dreizehnjährige Magali mit ihrer Größe von 1,82 m klarzukommen. Dazu hat sie noch eine achtzehnjährige Schwester, die Abi macht und die bei „normaler“ Größe sehr hübsch ist.
So beginnt Magali dann doch in den …
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Es ist nicht einfach für die dreizehnjährige Magali mit ihrer Größe von 1,82 m klarzukommen. Dazu hat sie noch eine achtzehnjährige Schwester, die Abi macht und die bei „normaler“ Größe sehr hübsch ist.
So beginnt Magali dann doch in den Oster-Ferien in das Tagebuch mit Goldschnitt und Lesebändchen zu schreiben. Zunächst über andere, wie die Bewohner des Hauses. Zu denen gehört die Familie Siemerdings mit ihren vielen Kindern und dem Husky Snow, den Magali täglich ausführt, und der 98-jährige Albert Krekeler gehören.
Herr Krekeler war bisher immer noch sehr fit und ist täglich in seinem schicken Jogginganzug eine Runde gejoggt, doch jetzt hat er beschlossen zu sterben und das hat seinen „verlorenen“ Sohn auf den Plan gerufen, der mit dem Enkel Kieran anreist.
Da Kieran wenig Berührungsängste hat, taucht er jeden Tag ungefragt bei Magali auf und die beiden unterschiedlichen Jugendlichen verbringen die Ferien zusammen. Sie erleben das leise Sterben von Herrn Krekeler und stellen die Frage „Wie geht das überhaupt, ein richtiges Leben?“
Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt und wirft die unterschiedlichsten Probleme auf. Zum einen ist das die Körpergröße von Magali, dann das Verhältnis der volljährigen Schwester zur Mutter, das Schweigen des übergewichtigen Vaters, die Familienverhältnisse von Kieran und natürlich das Sterben des alten Mannes. Am Ende ist das Tagebuch von Magali gefüllt und wir haben an ihren Gedanken teilnehmen dürfen und warten mit Spannung, ob sie weiterhin ungeküsst bleibt.
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Gebundenes Buch
Tiefsinniges und kluges Jugendbuch über das Leben und den Tod
„Fürs Leben zu lang“ von Nikola Huppertz erzählt die Geschichte der 13jährigen Magali, die ihrer Meinung nach „fürs Leben zu lang“, also viel zu groß für ihr Alter ist. Viel …
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Tiefsinniges und kluges Jugendbuch über das Leben und den Tod
„Fürs Leben zu lang“ von Nikola Huppertz erzählt die Geschichte der 13jährigen Magali, die ihrer Meinung nach „fürs Leben zu lang“, also viel zu groß für ihr Alter ist. Viel zu groß, um von jemandem geküsst zu werden – darüber ist sie sehr unglücklich. Wäre sie wie ihre große Schwester Malve, würde sie ein Tagebuch über ihr eigenes Leben führen, aber das scheint es ihr nicht wert zu sein, also schreibt sie ein Buch „über alle anderen“. Zum Beispiel über ihren 98jährigen Nachbarn, Herrn Krekeler. Dann taucht dessen Enkel Kieran auf und stellt ihr Leben gehörig auf den Kopf – und Herr Krekeler möchte sterben. Gemeinsam stellen sich Kieran und Magali die Frage, wie „richtiges“ Leben überhaupt geht ...
Das Buch hat mir sehr gut gefallen, der Schreibstil genauso wie die durchaus kluge und tiefsinnige Geschichte. Meiner Meinung nach ein wirklich empfehlenswertes Buch für Kinder/Jugendliche ab ca. 12 Jahren. Von dieser Autorin werden wir sicher noch mehr Bücher lesen!
„Ein Philosoph, meint ihr wohl, der muss sowas doch parat haben. Der hat über alle wichtigen Fragen nachgedacht und alle Antworten gefunden. Da muss ich euch leider enttäuschen. Nachdenken tun Philosophen tatsächlich viel, aber akzeptable Antworten finden sie selten. Meistens verstehen sie hinterher nur die Fragen besser. Oder sie verstehen wenigstens, warum wir Menschen uns solche Fragen stellen.“
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