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Eine katastrophale Liebesgeschichte. Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2021.Er war mal Musiker. Jetzt ist er Mitte vierzig und im Großen und Ganzen nicht unzufrieden. Seine Freundin hat ein geregeltes Einkommen, und das Ein-Mann-Tonstudio wirft auch ein bisschen was ab. Die Träume von der künstlerischen Karriere sind längst begraben. Sie schmerzen nicht mehr.Da lernt er Vanessa kennen, Schauspielerin, jung, strahlend schön. Zuerst versteht er gar nicht, warum sie sich für ihn interessiert. Er verliebt sich in sie. Er verlässt seine Freundin. Ist er jetzt mit Vanessa zusammen?Es wir...
Eine katastrophale Liebesgeschichte. Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2021.
Er war mal Musiker. Jetzt ist er Mitte vierzig und im Großen und Ganzen nicht unzufrieden. Seine Freundin hat ein geregeltes Einkommen, und das Ein-Mann-Tonstudio wirft auch ein bisschen was ab. Die Träume von der künstlerischen Karriere sind längst begraben. Sie schmerzen nicht mehr.
Da lernt er Vanessa kennen, Schauspielerin, jung, strahlend schön. Zuerst versteht er gar nicht, warum sie sich für ihn interessiert. Er verliebt sich in sie. Er verlässt seine Freundin. Ist er jetzt mit Vanessa zusammen?
Es wird immer größer: das Glück und das Chaos. Sie ist beides für ihn. Und er kommt nicht los von dieser Frau und ihren Abgründen. Liegt das am Ende gar nicht an Vanessa, sondern an ihm selbst?
Er war mal Musiker. Jetzt ist er Mitte vierzig und im Großen und Ganzen nicht unzufrieden. Seine Freundin hat ein geregeltes Einkommen, und das Ein-Mann-Tonstudio wirft auch ein bisschen was ab. Die Träume von der künstlerischen Karriere sind längst begraben. Sie schmerzen nicht mehr.
Da lernt er Vanessa kennen, Schauspielerin, jung, strahlend schön. Zuerst versteht er gar nicht, warum sie sich für ihn interessiert. Er verliebt sich in sie. Er verlässt seine Freundin. Ist er jetzt mit Vanessa zusammen?
Es wird immer größer: das Glück und das Chaos. Sie ist beides für ihn. Und er kommt nicht los von dieser Frau und ihren Abgründen. Liegt das am Ende gar nicht an Vanessa, sondern an ihm selbst?
Der Schriftsteller, Musiker und Schauspieler Heinz Strunkwurde 1962 in Bevensen geboren. Seit seinem ersten Roman Fleisch ist mein Gemüse hat er 14 weitere Bücher veröffentlicht. Der goldene Handschuh stand monatelang auf der Bestsellerliste; die Verfilmung durch Fatih Akin lief im Wettbewerb der Berlinale. 2016 wurde der Autor mit dem Wilhelm Raabe-Literaturpreis geehrt. Seine Romane Es ist immer so schön mit dir und Ein Sommer in Niendorf waren für den Deutschen Buchpreis nominiert. Zuletzt erschien Kein Geld Kein Glück Kein Sprit.

© Philipp Rathmer
Produktdetails
- Verlag: Rowohlt, Hamburg
- Artikelnr. des Verlages: 24779
- 3. Aufl.
- Seitenzahl: 288
- Erscheinungstermin: 20. Juli 2021
- Deutsch
- Abmessung: 206mm x 128mm x 29mm
- Gewicht: 364g
- ISBN-13: 9783498001988
- ISBN-10: 3498001981
- Artikelnr.: 60560267
Herstellerkennzeichnung
Rowohlt Verlag GmbH
Kirchenallee 19
20099 Hamburg
produktsicherheit@rowohlt.de
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Julia Schröder hält das blanke Elend dieser Geschichte einer Midlife-Crisis überhaupt nur aus, weil Heinz Strunk das Ineinandergleiten von Tragik und Komik so gut beherrscht. Wie sich ein Endvierziger in diesem Text noch einmal mächtig spreizt, um eine viel jüngere Schauspielerin zu beglücken, wie das natürlich schiefgeht und in Tränenströmen und Trümmerfeldern endet, vermittelt Strunk laut Schröder mit viel Sinn für szenischen Witz und noch mehr Kenntnis der Abgründe "prekärer Männlichkeit". Die Geschichte ist nicht besonders originell, räumt Schröder ein, aber verdammt gut erzählt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Existenziell
Der Hamburger Schriftsteller Heinz Strunk hat einen Liebesroman geschrieben: Ein mittelalter Mann, der sich für gescheitert hält, was nichts an seinem Sendungsbewusstsein ändert, für das er sich schämt, was wiederum alles schlimmer und das Gefühl seiner Unzulänglichkeit größer macht, eine typische Heinz-Strunk-Figur also lernt eine viel jüngere Schauspielerin kennen. Die er für unerreichbar hält, gemessen an seiner existenziellen Underperformance. Und doch werden die beiden ein Paar, ein so unwahrscheinlicher Vorfall im Leben dieses hadernden Mannes, dass es dann auch nichts an dessen Leben ändert, weil er sich selbst nicht genug dafür traut. Die Frau, Vanessa, hat eine schlimme Vorgeschichte und selbst einen
Der Hamburger Schriftsteller Heinz Strunk hat einen Liebesroman geschrieben: Ein mittelalter Mann, der sich für gescheitert hält, was nichts an seinem Sendungsbewusstsein ändert, für das er sich schämt, was wiederum alles schlimmer und das Gefühl seiner Unzulänglichkeit größer macht, eine typische Heinz-Strunk-Figur also lernt eine viel jüngere Schauspielerin kennen. Die er für unerreichbar hält, gemessen an seiner existenziellen Underperformance. Und doch werden die beiden ein Paar, ein so unwahrscheinlicher Vorfall im Leben dieses hadernden Mannes, dass es dann auch nichts an dessen Leben ändert, weil er sich selbst nicht genug dafür traut. Die Frau, Vanessa, hat eine schlimme Vorgeschichte und selbst einen
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Knacks davongetragen, und wie die beiden mit ihren Mängeln klarzukommen versuchen und am Ende doch daran scheitern, aneinander glücklich zu werden: Das hätte ein eigenwilliger Roman werden können, der nächste Schritt im immer weiter werdenden Gesamtwerk des Autors, Musikers, Schauspielers und Entertainers Heinz Strunk. Aber der interessiert sich viel stärker für den mittelmäßigen, anmaßenden, namenlosen Mann als für die Geschichte, die der mit Vanessa hat, oder überhaupt für diese Vanessa. Und auch wenn es keinen zweiten deutschen Autor gibt, der solche Typen so genau beschreiben könnte wie Strunk, bleibt, gemessen an der Tiefe dieses Männerpsychogramms, die Liebesgeschichte in "Es ist immer so schön mit dir" (Rowohlt) undeutlich. tob
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Kaum überraschend, dass die Sache mit Vanessa auf Trümmerfelder und Tränenströme hinausläuft. Aber was Heinz Strunk bis dahin veranstaltet, wie er Komik und Tragik einander durchdringen lässt, nötigt Bewunderung ab. (...) Verfügte Heinz Strunk darin nicht über ein beachtliches Können, wären diese Geschichte und ihr Held auch kaum auszuhalten. Julia Schröder Deutschlandfunk "Büchermarkt" 20210902
Die verlorene Melodie
Heinz Strunk hat einen trostlosen Liebesroman geschrieben, in dem nur noch die Ironie des Wahnsinns hilft: "Es ist immer so schön mit dir".
Heinz Strunk, war das nicht der große Einfühler, Lakoniker, der mit dem Wirtshausmörder? Der die in sich Eingesperrten mit ihren menschenverzehrenden Fantasien naturgetreu und maximal trostlos beschreiben kann?
Dieser Strunk also hat einen Liebesroman geschrieben. Natürlich darf auch ein Liebesroman ganz und gar trostlos sein. Nichts gegen eine unerfüllte, ausweglose, zersetzende Romanze, die einen schaudern lässt angesichts allem, was einem noch erspart geblieben ist. "Toxisch" sollte auf dem Umschlag stehen oder im Verlagsprogramm, für die
Heinz Strunk hat einen trostlosen Liebesroman geschrieben, in dem nur noch die Ironie des Wahnsinns hilft: "Es ist immer so schön mit dir".
Heinz Strunk, war das nicht der große Einfühler, Lakoniker, der mit dem Wirtshausmörder? Der die in sich Eingesperrten mit ihren menschenverzehrenden Fantasien naturgetreu und maximal trostlos beschreiben kann?
Dieser Strunk also hat einen Liebesroman geschrieben. Natürlich darf auch ein Liebesroman ganz und gar trostlos sein. Nichts gegen eine unerfüllte, ausweglose, zersetzende Romanze, die einen schaudern lässt angesichts allem, was einem noch erspart geblieben ist. "Toxisch" sollte auf dem Umschlag stehen oder im Verlagsprogramm, für die
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Abgrenzung von annehmbaren Abhängigkeiten, Triggerwarnung vor Blitzen, die einen besser nie treffen. Erkenntnisinteresse: Was kettet Menschen aneinander, wenn es doch keine Liebe ist? Irgendetwas lässt sich eigentlich immer mitnehmen für daheim, irgendwas wiedererkennen für den eigenen Gebrauch. Sofern sich eine Erkenntnis anbahnt.
Ein Mann also in mittleren Jahren, Toningenieur in der Großstadt, den seine Beziehung langweilt. Kein Sex mehr, zu viel Gemütlichkeit. Die Geräusche der Freundin im Schlaf sind ihm lästig geworden. Wenn sie läuft, sieht es nicht mehr frisch aus, sie schlurft jetzt eher. Und dann diese fade Selbstgenügsamkeit. Sie ist heimlich alt geworden neben ihm: "Vom Teenie zur Muhme".
Solche Sätze, die ihn älter wirken lassen, als er ist, denkt der Mann häufig. Weil er sich selbst und sein Leben nicht leiden kann, schaut er auf andere mit Ekel. Sein eigener, sich gerade erst ankündigender Verfall macht ihm Angst. Wenn er in einem Konzert ein paar Stunden steht, schmerzt der Rücken, in der Theaterprobe der Hintern. Er ist "groggy". Noch während die Beziehung vor sich hin stirbt, lernt er auf einer Filmpremiere eine Neue kennen. Vanessa, Schauspielerin: "ein echter Hingucker". Obwohl er sich ziemlich dumm anstellt, bekommt er ihre Nummer.
Zunächst ist unklar, ob die junge Frau sein Verlangen bloß ausnutzt. Sie lässt ihn warten, sitzen, zahlen. Dann die Überraschung: Vor Jahren war er einmal Musiker in einer Band, sie hat als Kind mit ihrem Vater seine Konzerte gesehen und erinnert sich noch heute. Von seiner Pop-Vergangenheit ist nichts geblieben, nur eine leichte Verbitterung. Kein Song, kein Poster, keine dahingepfiffene Melodie mehr in seinem Alltag, kein Rest Bühnencharisma. Die Musikerkarriere dient hier nur einem einzigen Zweck: Eines Tages soll sie Vanessas Anziehung für den Ambitionslosen begründen.
Er leidet schwer in der neuen Konstellation. Jeder Satz klingt dumm, jeder Schritt ist ein Fehltritt. Warum es ihm nicht gelingt, in ihrer Nähe zu sich zu finden, ist schwer zu ergründen, denn Vanessa ist zwar kühl und desinteressiert, aber in ihrer Geisterhaftigkeit nicht überlegen. Früh fällt ihm auf, wie sie beim Erzählen den Faden verliert, sich widerspricht, Langeweile verbreitet. Wie sie ihre Wirkung ausnutzt: schändlich. Statt Filmrollen werden ihr Messejobs angeboten. Dem verzweifelt Liebenden wird also die Rolle des Tollpatsches mit dem Hang zur Phrase zuteil, in der er ungestört seiner Betrachtung des fremden Frauenwesens nachgehen kann. Zu seiner Verteidigung lässt sich auch anführen, dass er nicht einmal seinen Freunden richtig zuhört. Warum er so ist: nach Strunk'scher Tradition eigentlich unerheblich. Und doch ist da die Erinnerung an eine unglückliche Jugendliebe und die Andeutung eines Versuchs, das Schicksal zu überlisten: "Die Schönen tun sich zusammen. Die Dicken tun sich zusammen. Die Krummen tun sich mit den Schiefen zusammen. Und eine Jüngere ist noch nie wegen einer Älteren sitzengelassen worden." Er hofft, die verwundete Prinzessin doch noch in Besitz zu nehmen, sie sich zu verdienen. Vanessa hat nämlich auch Probleme, sie wurde als Jugendliche missbraucht. Wie das eine mit dem anderen zusammenhängt, braucht der Tollpatsch nicht zu verstehen. Fünfzig Seiten weiter, und wieder laufen alle Fäden im Triebhaften zusammen. Ihr Körper, ihre magere Gestalt, ihre Geheimnisse, sein Verlangen. Die Spannung auf die große Wendung wächst.
Die Umgebung in dieser toxischen Welt ist entweder klirrend kalt oder unbeschreiblich heiß, Strunks Sprache wie so oft schrill und selbst voller dünstender Phrasen, der Mensch eine Zumutung. Meistens stinkt jemand nach Schweiß, Nikotin oder ungewaschenen Füßen, jemand bestellt zu viele Nachos, Männer, die Torsten oder Holger heißen, verlorene Kreaturen, trinken den sehnenden Mann unter den Tisch. Er, der Toningenieur, sieht überall nur Schattenrisse. In der nächsten Bar: "Menschen mit Gesichtern wie leere Teller". Beim Trennungsgespräch: "Allgemeinplätze." "Nullsätze." Man wünscht sich, endlich mehr zu sehen und zu spüren als er.
Es funktioniert immer dann, wenn sich der emotionale Ausnahmezustand mit der grenzenlosen Belanglosigkeit vereint, wenn jedes Maß verloren geht und das Tierische übernimmt und die Ironie des Wahnsinns hervortritt. Wenn also einer frisst und tropft und geiert und nur noch Trieb ist, wird es wahrhaftig, dann treten die Kerkermauern zutage, die jede von Strunks Figuren um sich errichtet hat, die Verzweiflung, der Wahn. Jeder Mann, der sich Vanessa nähert, und sei er noch so abstoßend, ist ein Tier, das sie bespringen will, jede ihrer Nachrichten nach Stunden der Stille ein Segen für den darauf Wartenden: "Bei mir läuft alles so weit. Wie sieht es am Wochenende bei dir aus?"
Und gerade dann, als sich die Chance ergibt auf eine Wendung, eine echte Überraschung, etwas an dieser grob gezeichneten Frau, das wirklich unerwartet wäre, rafft Strunk die Zeit, spult vor, bis der traurige Tollpatsch sich besäuft, statt ihre Familie zu unterhalten. So hat er sich doch noch ihrem magischen Einfluss entzogen. Und Vanessa? Sagt am Ende des Tages über ihre Schwester: "Du magst sie ja nervig finden, aber sie ist kein böser Mensch." Beschwert sich, dass er einer anderen nachgeschaut hat. Und weint.
Aus einer dank Erlebter Rede noch als radikale Innenperspektive lesbaren Projektion eines unergründlich frustrierten Mittelstandmannes ist das Mittelmaß einer Beziehung geworden. Seine Begeisterung, unter der sie erstrahlt ist, ist verflogen, ihr Glanz scheint erloschen. Diese Erkenntnis wäre die traurigste des ganzen Romans, hätte man Vanessa bis dahin wenigstens kennengelernt. Es gibt viele Arten von Gier. Strunk beherrscht die Darstellung der abgründigsten von ihnen. Eine trostlose Midlife-Crisis gehört nicht dazu.
ELENA WITZECK.
Heinz Strunk: "Es ist immer so schön mit dir". Roman.
Rowohlt Verlag, Hamburg 2021. 288 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ein Mann also in mittleren Jahren, Toningenieur in der Großstadt, den seine Beziehung langweilt. Kein Sex mehr, zu viel Gemütlichkeit. Die Geräusche der Freundin im Schlaf sind ihm lästig geworden. Wenn sie läuft, sieht es nicht mehr frisch aus, sie schlurft jetzt eher. Und dann diese fade Selbstgenügsamkeit. Sie ist heimlich alt geworden neben ihm: "Vom Teenie zur Muhme".
Solche Sätze, die ihn älter wirken lassen, als er ist, denkt der Mann häufig. Weil er sich selbst und sein Leben nicht leiden kann, schaut er auf andere mit Ekel. Sein eigener, sich gerade erst ankündigender Verfall macht ihm Angst. Wenn er in einem Konzert ein paar Stunden steht, schmerzt der Rücken, in der Theaterprobe der Hintern. Er ist "groggy". Noch während die Beziehung vor sich hin stirbt, lernt er auf einer Filmpremiere eine Neue kennen. Vanessa, Schauspielerin: "ein echter Hingucker". Obwohl er sich ziemlich dumm anstellt, bekommt er ihre Nummer.
Zunächst ist unklar, ob die junge Frau sein Verlangen bloß ausnutzt. Sie lässt ihn warten, sitzen, zahlen. Dann die Überraschung: Vor Jahren war er einmal Musiker in einer Band, sie hat als Kind mit ihrem Vater seine Konzerte gesehen und erinnert sich noch heute. Von seiner Pop-Vergangenheit ist nichts geblieben, nur eine leichte Verbitterung. Kein Song, kein Poster, keine dahingepfiffene Melodie mehr in seinem Alltag, kein Rest Bühnencharisma. Die Musikerkarriere dient hier nur einem einzigen Zweck: Eines Tages soll sie Vanessas Anziehung für den Ambitionslosen begründen.
Er leidet schwer in der neuen Konstellation. Jeder Satz klingt dumm, jeder Schritt ist ein Fehltritt. Warum es ihm nicht gelingt, in ihrer Nähe zu sich zu finden, ist schwer zu ergründen, denn Vanessa ist zwar kühl und desinteressiert, aber in ihrer Geisterhaftigkeit nicht überlegen. Früh fällt ihm auf, wie sie beim Erzählen den Faden verliert, sich widerspricht, Langeweile verbreitet. Wie sie ihre Wirkung ausnutzt: schändlich. Statt Filmrollen werden ihr Messejobs angeboten. Dem verzweifelt Liebenden wird also die Rolle des Tollpatsches mit dem Hang zur Phrase zuteil, in der er ungestört seiner Betrachtung des fremden Frauenwesens nachgehen kann. Zu seiner Verteidigung lässt sich auch anführen, dass er nicht einmal seinen Freunden richtig zuhört. Warum er so ist: nach Strunk'scher Tradition eigentlich unerheblich. Und doch ist da die Erinnerung an eine unglückliche Jugendliebe und die Andeutung eines Versuchs, das Schicksal zu überlisten: "Die Schönen tun sich zusammen. Die Dicken tun sich zusammen. Die Krummen tun sich mit den Schiefen zusammen. Und eine Jüngere ist noch nie wegen einer Älteren sitzengelassen worden." Er hofft, die verwundete Prinzessin doch noch in Besitz zu nehmen, sie sich zu verdienen. Vanessa hat nämlich auch Probleme, sie wurde als Jugendliche missbraucht. Wie das eine mit dem anderen zusammenhängt, braucht der Tollpatsch nicht zu verstehen. Fünfzig Seiten weiter, und wieder laufen alle Fäden im Triebhaften zusammen. Ihr Körper, ihre magere Gestalt, ihre Geheimnisse, sein Verlangen. Die Spannung auf die große Wendung wächst.
Die Umgebung in dieser toxischen Welt ist entweder klirrend kalt oder unbeschreiblich heiß, Strunks Sprache wie so oft schrill und selbst voller dünstender Phrasen, der Mensch eine Zumutung. Meistens stinkt jemand nach Schweiß, Nikotin oder ungewaschenen Füßen, jemand bestellt zu viele Nachos, Männer, die Torsten oder Holger heißen, verlorene Kreaturen, trinken den sehnenden Mann unter den Tisch. Er, der Toningenieur, sieht überall nur Schattenrisse. In der nächsten Bar: "Menschen mit Gesichtern wie leere Teller". Beim Trennungsgespräch: "Allgemeinplätze." "Nullsätze." Man wünscht sich, endlich mehr zu sehen und zu spüren als er.
Es funktioniert immer dann, wenn sich der emotionale Ausnahmezustand mit der grenzenlosen Belanglosigkeit vereint, wenn jedes Maß verloren geht und das Tierische übernimmt und die Ironie des Wahnsinns hervortritt. Wenn also einer frisst und tropft und geiert und nur noch Trieb ist, wird es wahrhaftig, dann treten die Kerkermauern zutage, die jede von Strunks Figuren um sich errichtet hat, die Verzweiflung, der Wahn. Jeder Mann, der sich Vanessa nähert, und sei er noch so abstoßend, ist ein Tier, das sie bespringen will, jede ihrer Nachrichten nach Stunden der Stille ein Segen für den darauf Wartenden: "Bei mir läuft alles so weit. Wie sieht es am Wochenende bei dir aus?"
Und gerade dann, als sich die Chance ergibt auf eine Wendung, eine echte Überraschung, etwas an dieser grob gezeichneten Frau, das wirklich unerwartet wäre, rafft Strunk die Zeit, spult vor, bis der traurige Tollpatsch sich besäuft, statt ihre Familie zu unterhalten. So hat er sich doch noch ihrem magischen Einfluss entzogen. Und Vanessa? Sagt am Ende des Tages über ihre Schwester: "Du magst sie ja nervig finden, aber sie ist kein böser Mensch." Beschwert sich, dass er einer anderen nachgeschaut hat. Und weint.
Aus einer dank Erlebter Rede noch als radikale Innenperspektive lesbaren Projektion eines unergründlich frustrierten Mittelstandmannes ist das Mittelmaß einer Beziehung geworden. Seine Begeisterung, unter der sie erstrahlt ist, ist verflogen, ihr Glanz scheint erloschen. Diese Erkenntnis wäre die traurigste des ganzen Romans, hätte man Vanessa bis dahin wenigstens kennengelernt. Es gibt viele Arten von Gier. Strunk beherrscht die Darstellung der abgründigsten von ihnen. Eine trostlose Midlife-Crisis gehört nicht dazu.
ELENA WITZECK.
Heinz Strunk: "Es ist immer so schön mit dir". Roman.
Rowohlt Verlag, Hamburg 2021. 288 S., geb., 22,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Neues aus dem Unterschichtenmilieu
Es ist immer so eine Krux mit Strunk. Einerseits liest er sich schnell und gut, andererseits spielt er immer mit abgewrackten Figuren. Warum die SZ Mittelschicht da rausliest ist mir ein Rätsel.
Es kommt auch nicht auf Geld an, ständig wird geraucht, …
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Neues aus dem Unterschichtenmilieu
Es ist immer so eine Krux mit Strunk. Einerseits liest er sich schnell und gut, andererseits spielt er immer mit abgewrackten Figuren. Warum die SZ Mittelschicht da rausliest ist mir ein Rätsel.
Es kommt auch nicht auf Geld an, ständig wird geraucht, gesoffen und gegen Ende des Romans auch geschlafen (das passende Wort würde wohl an der Autokorrektur scheitern).
Vielleicht zieht mich Strunk an, weil er zeigt, dass es immer noch schlechter. Aber wie schon beim „Sommer in Niendorf“ läuft es ja gar nicht so schlecht. Unser Ich-Erzähler verlässt die liebe Julia für Vanessa und – wie die Kommentare andeuteten – sollte es drunter und drüber gehen. Aber Pustekuchen. Vanessa verzeiht dem Erzähler sogar ein Rückfall mit Julia.
Wo Strunk drauf steht, ist auch Strunk drin. Aber mehr als 3 Sterne möchte ich nicht geben. Für dieses Jahr reicht, selbst wenn Vielschreiber Strunk was Neues herausbringt.
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Heinz Strunks neuer Roman handelt von einer toxischen Beziehung. Die beiden Protagonisten (Mann und Frau) sind offensichtlich nicht glücklich miteinander, schaffen es aber auch nicht, sich voneinander zu trennen. Das gibt es ja oft in langjährigen Beziehungen – hier ist es aber von …
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Heinz Strunks neuer Roman handelt von einer toxischen Beziehung. Die beiden Protagonisten (Mann und Frau) sind offensichtlich nicht glücklich miteinander, schaffen es aber auch nicht, sich voneinander zu trennen. Das gibt es ja oft in langjährigen Beziehungen – hier ist es aber von Anfang an der Fall. Beide sind vorher schon nicht glücklich, eher kaputt, und die Beziehung macht es nicht besser.
Beschrieben ist das hart an der Schmerzgrenze. Mit dem abgeklärten Blick von außen möchte man die beiden schütteln und sie anschreien: 'Trennt Euch endlich! Ihr tut Euch nicht gut!'
Heinz Strunk bleibt dabei immer auf der Erzählebene. Erklärungen oder Antworten gibt es nicht – wie im echten Leben.
Das mag jetzt nach einer unglaubwürdigen Handlung klingen, aber die war es für mich nicht. Ich habe dem Autoren die beiden Figuren und ihre Beziehung abgenommen.
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Konzentrat aus 40 Jahren Liebesleben
Als Spezialist für menschliche Abgründe hat Heinz Strunk auch seinem neuen Roman «Es ist immer so schön mit dir» wieder eine düstere Thematik zugrunde gelegt, eine nur als toxisch zu bezeichnende Liebesgeschichte. Er lässt …
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Konzentrat aus 40 Jahren Liebesleben
Als Spezialist für menschliche Abgründe hat Heinz Strunk auch seinem neuen Roman «Es ist immer so schön mit dir» wieder eine düstere Thematik zugrunde gelegt, eine nur als toxisch zu bezeichnende Liebesgeschichte. Er lässt ein Paar zu einander finden, die beide als seelisch eher verkrüppelte Figuren so gar nicht zusammenpassen. Eine Amour fou also, bei der das Scheitern vorprogrammiert ist. Wie die flapsige Erkenntnis «Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen» hier am Beispiel demonstriert wird, das ist trotz des wenig originellen Themas sehr eindrucksvoll, und gekonnt erzählt ebenfalls.
Als Musiker ist der namenlose Protagonist mit Mitte zwanzig gescheitert. Er hat daraufhin ein Tonstudio eröffnet, in dem er seit nunmehr zwei Jahrzehnten Hörbücher und Hörspiele produziert, außerdem vertont er Produktvideos, Tutorials und anderes mehr. Davon kann er inzwischen gut leben, er ist insoweit eigentlich ganz zufrieden. Seine Freundin Julia ist Mathematiklehrerin, sie sind schon einige Jahre liiert. Er fühlt sich jedoch geradezu gefangen in dieser Beziehung, und der Sex ist inzwischen auch immer seltener geworden. Mit Vanessa lernt er plötzlich eine halb so alte Traumfrau kennen und wundert sich, dass die eher spröde Schöne ausgerechnet an ihm Gefallen findet. Er trennt sich daraufhin von Julia. Seine neue Liebste schlägt sich als wenig erfolgreiche Schauspielerin recht und schlecht mit allerlei Gelegenheitsjobs durchs Leben, beide sind beruflich allenfalls Mittelmaß. Sie erleben einen sexuellen Rausch miteinander, worauf ja auch der Titel «Mit dir ist es immer so schön» deutlich anspielt. Aber sie sind nicht nur dadurch aufeinander fokussiert, sie verstehen sich auch in vielerlei anderer Hinsicht. Sein unverhofftes Glück, aber auch das Chaos, das sie in sein Leben bringt, bindet ihn gleichermaßen an die rätselhaft bleibende, junge Frau. Er kommt trotz vieler Probleme und mancher Enttäuschung, die sie ihm beschert, einfach nicht mehr los von ihr.
In einem Mix aus Tragik und Komik erzählt der Autor aus einer zutiefst machohaften Sicht von der Midlife-Crisis seines wehleidigen, typisch strunkschen Antihelden. Wobei er ihm auch keines der Fettnäpfchen erspart, in das all die zunehmend verknöchernden, bindungsunfähigen ewigen Junggesellen so gern hineintreten. Die magersüchtige, als Jugendliche vom Diakon missbrauchte Vanessa hingegen bleibt als oft eher kalt erscheinende Figur nicht nur unberechenbar, sondern auch ziemlich konturlos. Der Autor entwickelt seine Figuren mit Hilfe oft funkelnder, zuweilen sogar amüsanter Dialoge, die in der Geburtstagsfeier von Vanessa zu einer virtuosen Redeschlacht mit deren neunmalkluger Schwester ausarten. Überhaupt sind etliche der Figuren recht schrullige Typen, die genüsslich mit allen ihren Ecken und Kanten geschildert werden. Der Roman ist das verstörende Psychogramm eines gescheiterten Künstlers, der sich notfalls mit viel Alkohol aus seinem seelischen Trümmerfeld in eine bessere Welt säuft. Am Ende stellt er dann immer ernüchtert fest, dass sie davon auch nicht besser geworden ist und die große Liebe wohl scheitern wird.
Diese düstere Geschichte ist in einer angenehm lesbaren Sprache geschrieben, in weiten Teilen mit dem für den Autor typischen Stilmittel der erlebten Rede, wobei auch sein morbider Humor nicht zu kurz kommt. Auffallend als erzählerische Besonderheit ist dabei seine ausgeprägt olfaktorische Beschreibung ekelerregender Szenerien, wohl um Unbehagen auszudrücken. Dem wird eine bei Männerhaushalten eher selten anzutreffende Putzwut des geruchsempfindlichen Helden gegenübergestellt. In Abkehr von seinen bisher autobiografisch geprägten Themen, die inzwischen «auserzählt» seien, hat Strunk nun sein Thema gewechselt: «Das Buch fasst alle meine Erfahrungen aus 40 Jahren Liebesleben zusammen», hat er dazu erklärt. Und das ist ihm, von einigen Ungereimtheiten abgesehen, zu denen auch ein roter Slip gehört, tatsächlich gelungen.
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Gescheiterter Musiker in der midlife crisis verliebt sich in eine wesentlich jüngere erfolglose Schauspielerin und wird ihr sugardaddy. Eine nicht sonderlich originelle Ausgangslage mit erwartbarem Ausgang. Strunk zeichnet sein Personal als Karikaturen in Schwarzweiß, wobei das Schwarz …
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Gescheiterter Musiker in der midlife crisis verliebt sich in eine wesentlich jüngere erfolglose Schauspielerin und wird ihr sugardaddy. Eine nicht sonderlich originelle Ausgangslage mit erwartbarem Ausgang. Strunk zeichnet sein Personal als Karikaturen in Schwarzweiß, wobei das Schwarz überwiegt. Strunk zelebriert eine Ästhetik des Hässlichen und ist der George Grosz des Unterhaltungsromans. Dem Feuilleton gefällt's.
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