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Wie im "Floß der Medusa" erzählt Franzobel eine neue erfundene wahre Geschichte: Der Pathologe Thomas Harvey stiehlt Einsteins Hirn und behält es sein Leben lang. Am 18. April 1955 kurz nach Mitternacht stirbt Albert Einstein im Princeton Hospital, New Jersey. Seinem Wunsch entsprechend wird der Körper verbrannt und die Asche an einem unbekannten Ort verstreut. Vorher jedoch hat der Pathologe Thomas Harvey Einsteins Hirn entfernt, danach tingelt er damit 42 Jahre durch die amerikanische Provinz. Mit ihm erlebt Harvey die Wahl John F. Kennedys zum Präsidenten und die erste Landung auf dem ...
Wie im "Floß der Medusa" erzählt Franzobel eine neue erfundene wahre Geschichte: Der Pathologe Thomas Harvey stiehlt Einsteins Hirn und behält es sein Leben lang. Am 18. April 1955 kurz nach Mitternacht stirbt Albert Einstein im Princeton Hospital, New Jersey. Seinem Wunsch entsprechend wird der Körper verbrannt und die Asche an einem unbekannten Ort verstreut. Vorher jedoch hat der Pathologe Thomas Harvey Einsteins Hirn entfernt, danach tingelt er damit 42 Jahre durch die amerikanische Provinz. Mit ihm erlebt Harvey die Wahl John F. Kennedys zum Präsidenten und die erste Landung auf dem Mond, Woodstock und Watergate und das Ende des Vietnamkriegs; und irgendwann beginnt das Hirn, mit Harvey zu sprechen.Franzobels neuer Roman ist ein hinreißender Trip durch wilde Zeiten und zugleich die Lebensgeschichte eines einfachen, aber nicht gewöhnlichen Mannes, den Einsteins Hirn aus der Bahn wirft.
Franzobel, geboren 1967 in Vöcklabruck, erhielt u. a. den Ingeborg-Bachmann-Preis, den Arthur-Schnitzler-Preis, den Nicolas-Born-Preis und den Bayerischen Buchpreis. Bei Zsolnay erschienen zuletzt die in zahlreiche Sprachen übersetzten historischen Romane 'Das Floß der Medusa' (2017), 'Die Eroberung Amerikas' (2021), 'Einsteins Hirn' (2023) und 'Hundert Wörter für Schnee' (2025).
Produktdetails
- Verlag: Paul Zsolnay Verlag
- Artikelnr. des Verlages: 551/07334
- 2. Aufl.
- Seitenzahl: 544
- Erscheinungstermin: 23. Januar 2023
- Deutsch
- Abmessung: 206mm x 132mm x 39mm
- Gewicht: 644g
- ISBN-13: 9783552073340
- ISBN-10: 3552073345
- Artikelnr.: 66031369
Herstellerkennzeichnung
Zsolnay-Verlag
Vilshofener Straße 10
81679 München
info@hanser.de
Vom Hirn verkohlt
Mit reichlich Übermut dichtet Franzobel die wahren Geschichten von Einsteins Obduktion und der Rolling Sixties in Amerika um.
Franzobel ist ein Phänomen: Seine salopp-süffige Schreibe deutet auf einen Unterhaltungsschriftsteller, sein Humor auf einen Komiker und die immense Recherche auf einen historischen Erzähler oder einen Reporter. Doch keine der Kategorien passt allein, jede würde für sein neues Buch zu kurz greifen. Nach dem Katastrophenstück "Das Floß der Medusa" (2017), dem literarischen Pendant zu Géricaults großer Bildallegorie und zum Augenzeugenbericht eines Jahrhundertunglücks, tischt er uns jetzt eine nicht minder phantastische Geschichte mit mächtigen Wirklichkeitswurzeln auf. Als
Mit reichlich Übermut dichtet Franzobel die wahren Geschichten von Einsteins Obduktion und der Rolling Sixties in Amerika um.
Franzobel ist ein Phänomen: Seine salopp-süffige Schreibe deutet auf einen Unterhaltungsschriftsteller, sein Humor auf einen Komiker und die immense Recherche auf einen historischen Erzähler oder einen Reporter. Doch keine der Kategorien passt allein, jede würde für sein neues Buch zu kurz greifen. Nach dem Katastrophenstück "Das Floß der Medusa" (2017), dem literarischen Pendant zu Géricaults großer Bildallegorie und zum Augenzeugenbericht eines Jahrhundertunglücks, tischt er uns jetzt eine nicht minder phantastische Geschichte mit mächtigen Wirklichkeitswurzeln auf. Als
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Albert Einstein am 18. April 1955 in Princeton starb, entnahm der obduzierende Pathologe Thomas Harvey Augen und Hirn des Toten, die Leiche wurde wunschgemäß eingeäschert. Harvey wollte untersuchen, ob besondere hirnphysiologische Strukturen Rückschlüsse auf Einsteins Genialität zuließen, Teile davon wurden für mikroskopische Zwecke plastiniert, das restliche in Würfel geschnittene Organ in Einmachgläsern verwahrt, die sich im National Museum of Health and Medicine in Chicago erhalten haben.
So eine Story war für die Presse der Zeit natürlich ein Ereignis. Franzobel, der sich in diesen Riesenrummel vertieft hat und noch dazu, wie schon bei der Medusa-Geschichte, Originalschauplätze besucht und diesmal auch Zeitzeugen befragt hat, nimmt diese Hausse an der Informationsbörse mit. Und dichtet mit dem ihm eigenen Übermut und Witz hinzu, was ihm so einfällt. Manchmal führt das auf abstruse Abwege, die zwar kurzweilig wie der Plot sind, deren deutliche Kürzung dem Buch aber keinerlei Schaden zugefügt hätte. Franzobel ist eben ein Plauderer. Doch einer mit Geist. Seine Idee, den Hirnklumpen im Glas eine Sprach- und Denkfähigkeit zuzuschreiben, die den Pathologen Harvey über 42 Jahre bindet und fasziniert, während ihm seine Frauen reihenweise abhandenkommen, ist natürlich völlig verrückt.
Dieser Einfall verweist den Text nicht etwa in den Bereich der phantastischen Literatur, sondern ist eine ironische Wiederbelebung der antiken satirischen Gattung des Totengesprächs. Allerdings redet Einstein mit Lebenden - aus seiner Zeit beim Patentamt in Bern anfänglich gar auf Schweizerdeutsch. Zu Diskussionen, etwa mit dem nur einmal erwähnten Kurt Gödel wie in Daniel Kehlmanns "Geister von Princeton", kommt es aber nicht. Das Hirn ist keck wie Fausts Homunkulus und lüstern wie Frankensteins Monster. Selbst eine Prostituierte, deren Dienste Harvey für Einsteins - sich über Enthaltsamkeit beklagende - Überreste in Anspruch nimmt, tritt in einen emotionalen Kontakt zu ihm.
Bereits die Organentnahme zu Beginn verrät Klasse. Wer je einer Autopsie beigewohnt hat, findet hier die routinierte Zerlegung und Exenteration präzise wiederholt. Franzobel hat sich darin schon mit einer drastischen Obduktion auf der "Medusa" und mancher gruseligen Amputation und Leichenschau auf deren Floß bewährt. Beobachtet und protokolliert wird sie vom Erzähler, dem fast vollständig im Hintergrund agierenden FBI-Agenten Sam Shepherd. Er soll eigentlich kommunistische Umtriebe Einsteins aufdecken; als der Auftrag sich später erübrigt, wird er ins Irrenhaus abgeschoben. Doch von der Sektion an bleibt er Harvey dicht auf den Fersen und schildert das Ringen ums Hirn zwischen Einsteins Sohn, dem Nachlassverwalter und den Vorgesetzten der Pathologen.
Das zuerst als Reliquie entnommene, dann als Forschungsobjekt ausgegebene Denkorgan entfaltet im Roman ein bizarres Eigenleben. Zunächst greift es massiv in Harveys Privatleben ein, der darüber erst seinen Hochzeitstag vergisst, dann Frau und Kinder, und sich schließlich in Affären und Liebschaften stürzt, die lustvoll ausgestaltet sind, von der Handlung aber wegführen. Als er dann keine wissenschaftlichen Ergebnisse erzielt, verliert er seine Jobs und die ärztliche Approbation. Er endet in Lawrence, Kansas, als Hilfsarbeiter in einer Plastikfabrik, wo er Granulat in Extruder schüttet. Franzobel hat dort seine Spuren verfolgt.
Interessanter als dieser persönliche Niedergang wäre eigentlich Einstein. Wie aber schon in Tilmann Spenglers "Lenins Hirn" (1991) mehr der neurologische Forscher Oskar Vogt ins Zentrum eines Dokumentarromans rückte, befasst auch Franzobel sich fast ausschließlich mit den Kreuz- und Querzügen Harveys. Ab und zu blitzen ein paar physikalische und mathematische Theoreme in popularisierter Form auf. Oder es geht um die Geliebten Einsteins, nicht zuletzt die Russin Margarita Konenkova. Sie soll dem Genie eine Formel gestohlen haben, der Harvey dann bis Moskau nachjagt.
Besonders stark ist die Szene von einer Vortragseinladung an die Universität von Chicago, wo Harvey von Studierenden niedergebrüllt wird. Genieforschung am extrahierten Hirn eines alten weißen Mannes sei völlig neunzehntes Jahrhundert: rassistisch, darwinistisch, frauenfeindlich, faschistisch. Man meint den Genderstreit des letzten Jahres an der Berliner Humboldt-Universität widerhallen zu hören, wo einer jungen Biologiedoktorandin wegen ihrer zu einfachen Erklärungen der Fortpflanzung zwischen Mann und Frau das Rederecht entzogen wurde. Doch im Chicago des Romans kippt die feindselige Stimmung, als die Studierenden erfahren, dass Harvey sich mit dem Hirn über Gott und die Welt unterhält. Er erzählt, dass sein Sohn ein großes Ytong-Ei in den Stall legte und die Hühner vor Schreck plötzlich Rieseneier legten. Was, wenn Einstein "eine Art Ytong-Ei für den Hühnerstall namens Physik" war? Offene Münder, große Ratlosigkeit.
Mit solchem Bluff wartet nicht nur Harvey, sondern auch Franzobel auf. Er schickt den Pathologen mit seinem Einmachglas zu Vertretern aller großen Glaubensrichtungen, um Einsteins Geist zu erlösen. Von der eigenen Quäkergemeinde geht er zu einem Rabbiner, der einen Dibbuk, einen bösen Totengeist, wittert, zu einem Muslim, der in den Gewebewürfeln fernöstliches Kimchi mit Karma vermutet, schließlich zu einem Psychoanalytiker, der Halluzinationen diagnostiziert. Das ist alles mit Übermut erzählt, allerdings ohne Schere und Feile. Im Hintergrund läuft die amerikanische Geschichte mit, von Elvis übers Kennedy-Attentat und die Mondlandung bis zu Watergate, Woodstock, Vietnam. Manchmal ist das so amerikanisch gedacht, dass der Text wie übersetzt wirkt - wer würde auf Deutsch schon "Heiliger gottverdammter Scheiß" statt holy shit sagen? So rauscht der Text durch wie ein rasch getaktetes und episodenreiches Roadmovie, das zu lang ist. Vom Einstein aus dem Glas hätte man sich doch scharfsinnigere Welterklärungen gewünscht, um besser an die Form des Totengesprächs anzuknüpfen. ALEXANDER KOSENINA
Franzobel:
"Einsteins Hirn". Roman.
Zsolnay Verlag, Wien 2023. 543 S., geb., 28,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
So eine Story war für die Presse der Zeit natürlich ein Ereignis. Franzobel, der sich in diesen Riesenrummel vertieft hat und noch dazu, wie schon bei der Medusa-Geschichte, Originalschauplätze besucht und diesmal auch Zeitzeugen befragt hat, nimmt diese Hausse an der Informationsbörse mit. Und dichtet mit dem ihm eigenen Übermut und Witz hinzu, was ihm so einfällt. Manchmal führt das auf abstruse Abwege, die zwar kurzweilig wie der Plot sind, deren deutliche Kürzung dem Buch aber keinerlei Schaden zugefügt hätte. Franzobel ist eben ein Plauderer. Doch einer mit Geist. Seine Idee, den Hirnklumpen im Glas eine Sprach- und Denkfähigkeit zuzuschreiben, die den Pathologen Harvey über 42 Jahre bindet und fasziniert, während ihm seine Frauen reihenweise abhandenkommen, ist natürlich völlig verrückt.
Dieser Einfall verweist den Text nicht etwa in den Bereich der phantastischen Literatur, sondern ist eine ironische Wiederbelebung der antiken satirischen Gattung des Totengesprächs. Allerdings redet Einstein mit Lebenden - aus seiner Zeit beim Patentamt in Bern anfänglich gar auf Schweizerdeutsch. Zu Diskussionen, etwa mit dem nur einmal erwähnten Kurt Gödel wie in Daniel Kehlmanns "Geister von Princeton", kommt es aber nicht. Das Hirn ist keck wie Fausts Homunkulus und lüstern wie Frankensteins Monster. Selbst eine Prostituierte, deren Dienste Harvey für Einsteins - sich über Enthaltsamkeit beklagende - Überreste in Anspruch nimmt, tritt in einen emotionalen Kontakt zu ihm.
Bereits die Organentnahme zu Beginn verrät Klasse. Wer je einer Autopsie beigewohnt hat, findet hier die routinierte Zerlegung und Exenteration präzise wiederholt. Franzobel hat sich darin schon mit einer drastischen Obduktion auf der "Medusa" und mancher gruseligen Amputation und Leichenschau auf deren Floß bewährt. Beobachtet und protokolliert wird sie vom Erzähler, dem fast vollständig im Hintergrund agierenden FBI-Agenten Sam Shepherd. Er soll eigentlich kommunistische Umtriebe Einsteins aufdecken; als der Auftrag sich später erübrigt, wird er ins Irrenhaus abgeschoben. Doch von der Sektion an bleibt er Harvey dicht auf den Fersen und schildert das Ringen ums Hirn zwischen Einsteins Sohn, dem Nachlassverwalter und den Vorgesetzten der Pathologen.
Das zuerst als Reliquie entnommene, dann als Forschungsobjekt ausgegebene Denkorgan entfaltet im Roman ein bizarres Eigenleben. Zunächst greift es massiv in Harveys Privatleben ein, der darüber erst seinen Hochzeitstag vergisst, dann Frau und Kinder, und sich schließlich in Affären und Liebschaften stürzt, die lustvoll ausgestaltet sind, von der Handlung aber wegführen. Als er dann keine wissenschaftlichen Ergebnisse erzielt, verliert er seine Jobs und die ärztliche Approbation. Er endet in Lawrence, Kansas, als Hilfsarbeiter in einer Plastikfabrik, wo er Granulat in Extruder schüttet. Franzobel hat dort seine Spuren verfolgt.
Interessanter als dieser persönliche Niedergang wäre eigentlich Einstein. Wie aber schon in Tilmann Spenglers "Lenins Hirn" (1991) mehr der neurologische Forscher Oskar Vogt ins Zentrum eines Dokumentarromans rückte, befasst auch Franzobel sich fast ausschließlich mit den Kreuz- und Querzügen Harveys. Ab und zu blitzen ein paar physikalische und mathematische Theoreme in popularisierter Form auf. Oder es geht um die Geliebten Einsteins, nicht zuletzt die Russin Margarita Konenkova. Sie soll dem Genie eine Formel gestohlen haben, der Harvey dann bis Moskau nachjagt.
Besonders stark ist die Szene von einer Vortragseinladung an die Universität von Chicago, wo Harvey von Studierenden niedergebrüllt wird. Genieforschung am extrahierten Hirn eines alten weißen Mannes sei völlig neunzehntes Jahrhundert: rassistisch, darwinistisch, frauenfeindlich, faschistisch. Man meint den Genderstreit des letzten Jahres an der Berliner Humboldt-Universität widerhallen zu hören, wo einer jungen Biologiedoktorandin wegen ihrer zu einfachen Erklärungen der Fortpflanzung zwischen Mann und Frau das Rederecht entzogen wurde. Doch im Chicago des Romans kippt die feindselige Stimmung, als die Studierenden erfahren, dass Harvey sich mit dem Hirn über Gott und die Welt unterhält. Er erzählt, dass sein Sohn ein großes Ytong-Ei in den Stall legte und die Hühner vor Schreck plötzlich Rieseneier legten. Was, wenn Einstein "eine Art Ytong-Ei für den Hühnerstall namens Physik" war? Offene Münder, große Ratlosigkeit.
Mit solchem Bluff wartet nicht nur Harvey, sondern auch Franzobel auf. Er schickt den Pathologen mit seinem Einmachglas zu Vertretern aller großen Glaubensrichtungen, um Einsteins Geist zu erlösen. Von der eigenen Quäkergemeinde geht er zu einem Rabbiner, der einen Dibbuk, einen bösen Totengeist, wittert, zu einem Muslim, der in den Gewebewürfeln fernöstliches Kimchi mit Karma vermutet, schließlich zu einem Psychoanalytiker, der Halluzinationen diagnostiziert. Das ist alles mit Übermut erzählt, allerdings ohne Schere und Feile. Im Hintergrund läuft die amerikanische Geschichte mit, von Elvis übers Kennedy-Attentat und die Mondlandung bis zu Watergate, Woodstock, Vietnam. Manchmal ist das so amerikanisch gedacht, dass der Text wie übersetzt wirkt - wer würde auf Deutsch schon "Heiliger gottverdammter Scheiß" statt holy shit sagen? So rauscht der Text durch wie ein rasch getaktetes und episodenreiches Roadmovie, das zu lang ist. Vom Einstein aus dem Glas hätte man sich doch scharfsinnigere Welterklärungen gewünscht, um besser an die Form des Totengesprächs anzuknüpfen. ALEXANDER KOSENINA
Franzobel:
"Einsteins Hirn". Roman.
Zsolnay Verlag, Wien 2023. 543 S., geb., 28,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Katharina Teutsch lacht sich schlapp mit Franzobels irrwitzigem Buch über einen Pathologen, der vierzig Jahre lang Einsteins Hirn im Einweckglas bei sich trug. Dass Einsteins Hirn in dieser langen Ehe sogar zu sprechen beginnt und einen guten Teil der Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts miterlebt beziehungsweise schlagfertig kommentiert, wundert Teutsch dann auch nicht mehr. Brüllend komisch ist das Buch, weil Franzobel das alles "genialisch" arrangiert. Ein wahrlich pikareskes Abenteuer, findet Teutsch begeistert.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Munteres Fabulieren voll Ironie, das Assoziieren in groteske Höhen, ohne dass der Tiefgang und die Empathie für die Figuren verloren gehen - das nennt man franzobeln." Felix Münger, srf Literaturclub, 07.04.23 "Ein brüllend komisches Buch und wahrlich pikareskes Abenteuer." Katharina Teutsch, Deutschlandfunk Büchermarkt, 31.03.23 "Einmal mehr beweist Franzobel seine großartige Fabulierkunst, humoristisch durchtränkt, von originellen Einfällen wimmelnd und inhaltlich perfekt durchkomponiert." Gérard Otremba, Sounds and Books, 31.03.23 "Was Franzobel hier zuwege bringt, ist kaum zu überschätzen: Er lässt als literarischer Teilchenbeschleuniger die Welt eines Gläubigen auf das Universum der modernen Physik prallen." Andreas Puff-Trojan, Ö1,
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19.03.23 "Eine witzige Weltgeschichte mit Weltgeist." Sebastian Fuchs, Welt, 04.03.23 "Franzobel inszeniert hier ein veritables Roadmovie mit schönen, atmosphärischen Einblicken in die amerikanische Provinz und in die wunde Seele eines Normalbürgers, der aus dem Träumen von einer großen Zukunft, von Berühmtheit, die ihm das Hirn verschaffen könnte, nicht mehr herausfindet." Bernd Noack, Nürnberger Nachrichten, 23.02.23 "Literarischer Hochgenuss!" Wolfgang A. Niemann, Wilhelmshavener Zeitung, 17.02.23 "Ein Schelmenroman des 20. Jahrhunderts, bei dem man viel lacht, aber auch viel über Einsteins dokumentierte und fiktive Gedanken erfährt und letztlich mit Harvey durch die zweite Hälfte des Jahrhunderts rauscht und so eine schöne Chronik der Zeit mitnimmt." Thomas Kliemann, General-Anzeiger Bonn, 16.02.23 "Solche drastisch-grotesken Szenen können wenige Schriftsteller schreiben. Franzobel kann es. [...] Im Roman 'Per Anhalter durch die Galaxis' ist die Zahl 42 die Antwort eines Supercomputers auf die Frage 'nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest'. Darunter macht es Franzobel nicht. In seinem verkappten Schelmenroman geht es um philosophische Fragen, um das Nebeneinander von Glauben und Wissen, Wahrheit und Irrtum und die zerstörerische Gier nach Erkenntnis." Karin Grossmann, Sächsische Nachrichten, 09.02.23 "Ein hinreißender literarischer Einfall!" Bernd Noack, Nürnberger Nachrichten, 03.02.23 "Eine genial-verschrobene Zeitreise." Bernd Melichar, Kleine Zeitung, 29.01.23 "Franzobel hat es spürbar große Freude bereitet, diesen Roman zu schreiben. Er sprüht über vor Absurditäten, ist voll mit witzigen sprachlichen Einfällen und zeigt zugleich die tragisch-traurige Seite seiner Protagonisten." Joachim Dicks, NDR Kultur, 27.01.23 "Franzobel ist ein Phänomen." Alexander Kosenina, FAZ, 26.01.23 "Eine herrlich abgedrehte Geschichte mit viel Herz - und noch mehr Hirn." Theresa Hübner, WDR5 Bücher, 21.01.23 "Sanfte Ironie, Franzobels Lust am mäandernden Erzählen und sein Einfallsreichtum machen den Text zu einem Leseabenteuer, bei dem man gerne über sein eigenes kleines Universum hinausdenkt." Andreas Puff-Trojan, Münchner Merkur, 23.01.23 "Der Roman hat etwas Faustisches in seiner rastlosen, zerstörerischen Begierde nach Erkenntnis." Volker Blech, Berliner Morgenpost, 23.01.23 "Eine heiter-böse Wissenschaftsparabel, die auch einen brandaktuell gewordenen Aspekt von Einsteins Denken aufgreift: seine Warnung vor einem nuklearen Inferno im 21. Jahrhundert." Georg Leisten, Südwest Presse, 23.01.23 "Franzobels Erzählen ist Barock statt Bauhaus. Ein furioses Vergnügen wie einst Forrest Gump." Wolfgang Popp, Ö1 Mittagsjournal, 23.01.23 "Den durchaus ernsten Hintergrund der Romanhandlung lockert Franzobel mit seinem Einfallsreichtum, seinem Witz und seiner Hochbegabung für Absurdes auf." Christian Schacherreiter, Oberösterreichische Nachrichten, 23.01.23 "Zum veritablen Erzähler mutiert, ist Franzobel stets bemüht kleine, mit kühnen Wortfindungen gefüllte Sprengkapseln unterzubringen." Anton Thuswaldner, Salzburger Nachrichten, 23.01.23 "Eine unglaublich komische und gleichzeitig geistreiche Reise durch vier Jahrzehnte, in der Fiktion und Wirklichkeit verschwimmen." Simone Hoepke, Kurier, 21.01.23
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Das Leben des Mannes, der Einsteins Gehirn stahl
Dieses Buch zu bewerten ist gar nicht so einfach, da die eigenen Erwartungen hier eine gewichtige Rolle spielen können, wie man das Buch empfindet. Tatsächlich hat es den Pathologen Thomas Harvey wirklich gegeben, welcher 1955 das Gehirn …
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Das Leben des Mannes, der Einsteins Gehirn stahl
Dieses Buch zu bewerten ist gar nicht so einfach, da die eigenen Erwartungen hier eine gewichtige Rolle spielen können, wie man das Buch empfindet. Tatsächlich hat es den Pathologen Thomas Harvey wirklich gegeben, welcher 1955 das Gehirn Albert Einsteins illegal entnahm und jahrelang unter diversen Vorwänden nicht wieder herausrückte. Der Fokus liegt in Franzobels Roman auf dem Leben Harveys, welcher in meinen Augen wirklich nicht gut wegkommt, so, wie er sich sein eigenes Leben immer wieder selbst ruiniert hat. Neben vielen Tatsachen hat der Autor natürlich auch eigene kreative Details eingefügt, wobei ich leider nur wenig Ansporn hatte herauszufinden, was Wahrheit, was Fiktion ist. Dazu empfand ich das Leben Harveys über gewisse Längen einfach zu öde. Vielleicht hatte ich mir ein paar mehr historische Highlights gewünscht, die zwar auch vorkamen, aber zwischen vielen langweiligen Passagen aus Harveys Leben ein wenig untergingen.
Interessant waren definitiv die fiktiven Gespräche Harveys mit dem Hirn, so z. B. über Religion. Dagegen empfand ich auf Dauer Harvey einfach immer langweiliger und irgendwann einfach nur noch abstoßend. Klar, sowas kann polarisieren und allein dadurch wiederum spannend sein, das war hier leider nicht der Fall. Die Dynamik, welche zu Beginn noch vorhanden war, plätscherte einfach irgendwann nur noch vor sich hin, da in Harveys Leben einfach kaum noch Interessantes geschah. Vielleicht hätte es mich mit ein paar weniger Gedankenspiralen und strafferer Handlung insbesondere zum Ende hin mehr überzeugen können.
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Interessante Grundlage;
Die unglaubliche Geschichte um die Entnahme Einsteins Hirn durch den Pathologen Thomas Harvey und dessen Odyssee entspricht den Tatsachen und ist ein toller Stoff als Basis für einen Roman. Dementsprechend beginnt das Buch in den 1950er Jahren, die toll getroffen werden …
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Interessante Grundlage;
Die unglaubliche Geschichte um die Entnahme Einsteins Hirn durch den Pathologen Thomas Harvey und dessen Odyssee entspricht den Tatsachen und ist ein toller Stoff als Basis für einen Roman. Dementsprechend beginnt das Buch in den 1950er Jahren, die toll getroffen werden und mit der Einflechtung von damaligen Filmen und Hits sofort Bilder vor dem inneren Auge entstehen lassen. Das erste Drittel hat mir gut gefallen, aber dann empfand ich das Buch als sehr langatmig, da sich sehr viel darum dreht, dem sprechenden Hirn die Weltreligionen, philosophische Details, usw. näher zu bringen. Die Handlung wird dann teilweise sehr abwegig und in Kombination mit der Langatmigkeit hielt sich das Lesevergnügen in Grenzen. Der Erzählkniff mit den immer wiederkehrende Personen hat mir an sich gut gefallen, ist allerdings auch etwas zu übertrieben. Der Schreibstil ist angenehm und die Grundidee interessant, deshalb hätte das Buch mit deutlichen Kürzungen in der Mitte und am Ende bei mir deutlich besser abgeschnitten.
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Was für eine bizarre Geschichte!
Franzobel hat sich einen historischen Stoff ausgesucht: die Geschichte des Thomas Stoltz Harvey (1912 – 2007), Chefpathologe des Krankenhauses in Princeton, in dem am 18.4. 1955 Albert Einstein infolge eines Aneurysmas gestorben war. Zu Einstein muss …
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Was für eine bizarre Geschichte!
Franzobel hat sich einen historischen Stoff ausgesucht: die Geschichte des Thomas Stoltz Harvey (1912 – 2007), Chefpathologe des Krankenhauses in Princeton, in dem am 18.4. 1955 Albert Einstein infolge eines Aneurysmas gestorben war. Zu Einstein muss man nicht viel sagen: Nobelpreisträger und zu Lebzeiten schon einer der weltweit bekanntesten Wissenschaftler. Seine Relativitätstheorie revolutionierte die Physik, und die Menschen erfuhren staunend, dass Zeit und Raum keine Konstanten sind, dass der Kosmos sich seit einem Urknall ständig ausdehnt und andere Kosmen neben unserem denkbar sind. Einstein war nicht nur ein genialer Wissenschaftler, sondern wurde wegen seiner pazifistischen Einstellung auch zu einer Pop-Ikone seiner Zeit.
Harvey ist ein freundlicher und gutartiger Mensch, ein frommer Quäker. Er obduziert Einsteins Leiche und entnimmt dabei eigenmächtig Einsteins Hirn, um Forschungen zur Anatomie der Genialität in Gang zu bringen. Dazu fehlen ihm jedoch die Arbeitsmittel und auch die fachliche Kompetenz. Daher zerschneidet er es in zentimetergroße Kuben, die er in Einmachgläsern bei sich zuhause lagert und wiederholt Hirnforschern zur Untersuchung anbietet – vergeblich.
Franzobel ist ein Autor, der penibel recherchiert und für den historische Redlichkeit ein Muss ist. So suchte er alle Orte auf, an denen Harvey lebte und wirkte, und ließ sich von den letzten Zeitzeugen ihre Eindrücke schildern. Daher kann er weit ausholen. Wir lernen Harveys Elternhaus kennen, vor allem seinen frommen Vater und dessen Prügelexzesse, und verfolgen Harveys eher unruhiges Leben. Seine Ehen scheitern, zu seinen Kindern hat er kaum Kontakt, seine beruflichen Tätigkeiten variieren, er verliert seine Approbation und schlägt sich als Nachtwächter und Hilfsarbeiter durch, die politischen Verhältnisse wechseln (und hier kann sich der Autor seine bissige Kritik nicht verkneifen), panta rhei – die einzige Konstante in seinem Leben ist das Zusammensein mit Einsteins Hirn, das er in Einmachgläsern „eingeweckt“ immer mit sich führt. Und hier warten Überraschungen auf den Leser, die ihm Einsteins widersprüchlichen Charakter, seine Gedanken buchstäblich zu Gott und der Welt nahebringen.
Franzobel vermischt originell die historische Realität mit einer Fiktion, wie sie hätte sein können. Seine Sprache ist wie gewohnt bildgewaltig, gelegentlich derb, aber immer wieder blitzt sein Humor durch; „Lungenfachärzte rauchten, und der Proktologe bohrte in der Nase“ (S. 118). Aber ich habe auch sehr anrührende Szenen gelesen, als er z. B. schildert, wie der über 80jährige Harvey, einsam, krank und verarmt, sich ein Zusammensein mit seiner ersten Frau erhofft.
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Grundsätzlich hat mir die skurrile Idee dieses Romans, Einsteins Hirn sprechen zu lassen, total gut gefallen. Es unterhält sich mit dem Pathologen, der Einstein obduziert und sein Gehirn für wissenschaftliche Zwecke behalten hat. Und im Endeffekt finden wir hier in diesem Buch eine …
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Grundsätzlich hat mir die skurrile Idee dieses Romans, Einsteins Hirn sprechen zu lassen, total gut gefallen. Es unterhält sich mit dem Pathologen, der Einstein obduziert und sein Gehirn für wissenschaftliche Zwecke behalten hat. Und im Endeffekt finden wir hier in diesem Buch eine gesellschaftliche Studie über Amerika, verknüpft mit dem eher langweilen Leben des Pathologen.
Anfangs hat mir das Leben wirklich Spaß gemacht, vor allem, weil Einsteins Hirn wirklich witzig und schlagfertig ist. Aber das Buch ist lang - mehr als 500 Seiten, und irgendwann hat es seinen Witz verloren. Ich musste mich wirklich zwingen, es zu Ende zu lesen.
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Broschiertes Buch
Anfänglich skurril und voller Witz, verpufft die Story mehr und mehr.
Es war der 18. April 1955, als einer der größten Genies der Welt das Zeitliche segnete. Albert Einstein verstarb im Princeton Hospital. Thomas Harvey, der an diesem Tag ganz andere Pläne hatte, denn er …
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Anfänglich skurril und voller Witz, verpufft die Story mehr und mehr.
Es war der 18. April 1955, als einer der größten Genies der Welt das Zeitliche segnete. Albert Einstein verstarb im Princeton Hospital. Thomas Harvey, der an diesem Tag ganz andere Pläne hatte, denn er dachte tatsächlich an den Hochzeitstag, den er letztes Jahr sträflicher Weise vergessen hatte und alles wieder gut machen wollte, musste die Autopsie an Einstein vornehmen. Und somit nahm alles seinen Lauf … Er untersuchte den Leichnam, und entwendete unerlaubt das Gehirn. Eine scheinbar brillante Idee hat sich kurzerhand seiner bemächtig. Er wollte den Denkapparat untersuchen und dem Sitz der Genialität auf die Schliche kommen, und natürlich den ganzen Ruhm der Welt einhamstern. Soweit die historischen Fakten. Was danach kommt ist Fiktion, die möglicherweise so stattgefunden haben könnte.
Aber Harvey war jetzt nicht gerade die hellste Kerze auf der Torte der Gehirnforscher. Um ehrlich zu seinen, hatte diese Kerze nicht mal einen Docht.
Kurzum: er stiehlt das Hirn, legt es in Formaldehyd ein und nimmt es vorerst mit nach Hause. Sein ganzes Leben beginnt, sich nur mehr um diesen Eiweißklumpen zu drehen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit Einsteins Angehörigen konnte er sie zumindest überreden, der Untersuchung zu zustimmen. Doch wie sollte er das anstellen, wo er doch keine Ahnung hatte? Zuhause tranchierte er das Gehirn mit der Wurstschneidemaschine, und verschickte dann die Gewebeteile an verschiedene Spezialisten im ganzen Land. Was sie fanden: es ist kein Geheimnis: nichts.
Das skurrile am ganzen Roman: Einsteins Gehirn sprach mit Harvey - als es noch in einem Stück war. Dann verstummte es – und Harvey trieb es halb in den Wahnsinn. Er begann selbst Konversation mit dem Hirn zu führen, philosophischer und hauptsächlich religiöser Natur. Harvey war streng gläubig, vor allem auch an die Kraft seiner Libido (Gretchen kam da sehr gelegen). Ein paar historische Daten kommen auch vor, aber wie ein pathologischer Forrest Gump kommt die Story nicht rüber.
Die Ehe ging den Bach runter, der Job auch, und Harvey tingelte mit den Resten des Gehirns durch die Staaten.
Was sich anfänglich mit viel Komik und Witz als möglicher Pageturner präsentiert, rutscht leider wie Harveys Leben auf einer schiefen Bahn in eine Art Belanglosigkeit hinunter. Der erste Pep ist vorbei, und trotz wiederkehrender Figuren als Spannungsfänger verliert sich der Roman leider mehr und mehr. Der anfängliche Sprachwitz der den einen oder anderen Schenkelklopfer parat hält, verpufft leider auch irgendwie. Was ich sehr schade finde – 200-300 Seiten weniger hätten dem Buch vielleicht gut getan anstatt der über 500. Die Idee ist super, die anfängliche Umsetzung ebenfalls, aber mir kommt dann alles zu sehr gewollt vor, obwohl ich den Autor sehr schätze.
Mehr als 3 Sterne kann ich beim besten Willen nicht verteilen.
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