Adania Shibli
Gebundenes Buch
Eine Nebensache
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Was bewahren Geschichten? Was wird erzählt, was ausgelassen? Im Sommer 1949 wird ein palästinensischesBeduinenmädchen von israelischen Soldaten vergewaltigt, ermordet und in der Wüste verscharrt. Jahrzehnte später versucht eine junge Frau aus Ramallah, mehr über diesen Vorfall herauszufinden. Sie ist fasziniert, ja besessen davon, nicht nur wegen der Art des Verbrechens, sondern vor allem, weil es auf den Tag genau fünfundzwanzig Jahre vor ihrerGeburt begangen wurde. Ein Detail am Rande, das jedoch ihr eigenes Leben mit dem des Mädchens verknüpft. Adania Shibli verwebt die Geschichten...
Was bewahren Geschichten? Was wird erzählt, was ausgelassen? Im Sommer 1949 wird ein palästinensischesBeduinenmädchen von israelischen Soldaten vergewaltigt, ermordet und in der Wüste verscharrt. Jahrzehnte später versucht eine junge Frau aus Ramallah, mehr über diesen Vorfall herauszufinden. Sie ist fasziniert, ja besessen davon, nicht nur wegen der Art des Verbrechens, sondern vor allem, weil es auf den Tag genau fünfundzwanzig Jahre vor ihrerGeburt begangen wurde. Ein Detail am Rande, das jedoch ihr eigenes Leben mit dem des Mädchens verknüpft. Adania Shibli verwebt die Geschichten beider Frauen zu einer eindringlichen Meditation über Krieg, Gewalt und die Frage nach Gerechtigkeit im Erzählen.
Adania Shibli, geboren 1974 in Palästina, schreibt Romane, Theaterstücke, Kurzgeschichten und Essays und ist zudem in der akademischen Forschung und Lehre tätig. 'Eine Neben sache' ist ihre erste Buchveröffentlichung auf Deutsch, die englische Übersetzung war für den National Book Award (2020) sowie für den International Booker Prize (2021) nominiert. Adania Shibli lebt in Palästina und Deutschland.
Produktdetails
- Verlag: Berenberg Verlag GmbH
- Originaltitel: Tafsil Thanawi
- Seitenzahl: 128
- Erscheinungstermin: 15. März 2022
- Deutsch
- Abmessung: 204mm x 138mm x 12mm
- Gewicht: 197g
- ISBN-13: 9783949203213
- ISBN-10: 3949203214
- Artikelnr.: 62843395
Herstellerkennzeichnung
Berenberg Verlag
Sophienstraße 28/29
10178 Berlin
info@berenberg-verlag.de
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Für Rezensentin Cornelia Geißler ist Adania Shiblis Roman ein seltenes Beispiel palästinensischer Literatur bei uns. Der Text, der die Vergewaltigung und den Mord an einem arabischen Mädchen in der Negev-Wüste durch israelische Soldaten im Jahr 1949 schildert und dann zur subjektiven Erzählung einer Palästinenserin übergeht, die den Vorfall 50 Jahre später recherchiert, entwickelt laut Geißler eine überraschende Kraft. Wie Shibli beide Teile miteinander verbindet und sprachlich durchdringt, findet Geißler kunstvoll und fesselnd. Eine gewisse Neigung der Erzählung ins Unwirkliche nimmt dem Text etwas von seiner Schwere, beruhigt Geißler uns.
© Perlentaucher Medien GmbH
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» Shibli schreibt subtil und beobachtet scharf.« The Guardian
Eine Nebensache von Adania Shibli
ist in seiner fragmentarischen Reduziertheit intensiv, vielschichtig, lyrisch. Die Sprache und Symbolik ist tief, schwer, die Botschaft beklemmend. Eine Nebensache, das sind kollektive Traumata, tiefe Wunden, die intergenerationale Weitergabe, eine Zeitungsnotiz …
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Eine Nebensache von Adania Shibli
ist in seiner fragmentarischen Reduziertheit intensiv, vielschichtig, lyrisch. Die Sprache und Symbolik ist tief, schwer, die Botschaft beklemmend. Eine Nebensache, das sind kollektive Traumata, tiefe Wunden, die intergenerationale Weitergabe, eine Zeitungsnotiz und der Fakt, dass Todes- und Geburtstag zusammen fallen.
Wir beobachten mit einem fernen, fast surrealen Blick eine staubige, flirrende Szenerie.
1949, ein Jahr nach der Staatsgründung Israels, Waffenstillstand, Aufbruch und Al Nakba. In der Negev-Wüste, nahe der ägyptischen Grenze, betrachten wir eine Gruppe israelischer Soldaten, ein Camp, unwirklich, Schützengräben, staubige Leere, Hunde bellen.
Eine Beduinin wird gefangen genommen, einfach so, weil nicht Frieden ist. Wir bleiben fern, streifen nur die Sicht eines der Soldaten. Der Virus des Bösen ergreift ihn, zeitweise, die anderen Soldaten eine gierende Masse, zeitweise. Wir beobachten, wie die Frau versucht zu überleben, mit Distanz, ihr Blick wird für immer verschlossen bleiben. Sie wird ausgezogen, mit Benzin übergossen, abgespritzt, die Haare geschnitten und dann passiert, was in der Luft liegt. Sie wird vergewaltigt, misshandelt und umgebracht.
Schnitt, heute.
Eine palästinensische Frau, selbstbewusst, klug, trifft auf die Geschichte der Beduinin. Ihr Todestag, ihr Geburtstag, 25 Jahre danach. Sie verbindet sich mit der Beduinin, kann gar nicht anders. Sie sucht, sie sucht, sucht, sucht... Es treibt sie zur Reise hinüber ins nahe ferne Israel, in das Auge der Gefahr. Sie bringt Landkarten, alte, neue, palästinensische, israelische, legt sie übereinander, nebeneinander. Fieberhaft die Wahrnehmung, die Spurensuche, immer stärker der Wechsel von Versteinerung und intensiver Beunruhigung. Immer näher kommt sie Israelis und es wühlt sie auf, bis in innerste Schichten. Es saugt sie immer tiefer, sie atmet den Staub der Wüste, riecht nach Benzin, hört fernes Hundebellen, sieht Soldaten. Immer wieder überflutet sie pure Panik, doch sie rennt hinein.
Eine Nebensache ließ sich nur mit Konzentration und Anstrengung ertasten.
In der Regel ist es egal, wie viel Lärm um mich herum ist, ich lese und falle in den Text, wenn er gut ist. Hier brauchte ich Stille, musste viele Absätze mehrmals lesen.
Eine Anstrengung, die sich nicht minder lohnte, denn der Text ist klug, aufwühlend, pur. Und wenn es so etwas gibt, er ist wahr, wahrhaftig. Eine Nebensache sät seine Botschaften gegen Krieg, Ungerechtigkeit, Gewalt, ohne explizit zu werden und ohne die Traumata der anderen Seite zu verschweigen. Die Botschaften erwachsen beim Lesen, verranken sich im Nachhall und im Gespräch über den Text. Ein besonderes Stück Literatur, ganz nahe rückt es ans Herz.
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Hinterm Vorhang
Im Nahost-Konflikt steht Deutschland auf der Seite Israels. Dies hat jedoch den Nachteil, dass die Unterdrückung der Palästinenser oft zu kurz kommt.
Dieses Buch ändert die Blickrichtung. Im ersten Teil wird in abgehackten Szenen der Missbrauch eines …
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Hinterm Vorhang
Im Nahost-Konflikt steht Deutschland auf der Seite Israels. Dies hat jedoch den Nachteil, dass die Unterdrückung der Palästinenser oft zu kurz kommt.
Dieses Buch ändert die Blickrichtung. Im ersten Teil wird in abgehackten Szenen der Missbrauch eines Beduinenmädchens im Jahr 1949 geschildert, der schließlich mit Vergewaltigung und Tod endet. Wir mögen bedenken, wie lange der Konflikt schon dauert.
Der fast genau so lange, besser kurze, zweite Teil beschreibt dann an einem Stück in langen Absätzen die Schwierigkeiten, die eine Palästinenserin hat, diesen Fall zu untersuchen. Wann genau die Handlung spielt, wird nicht gesagt, aber da die Vergewaltigung genau 25 Jahre vor der Geburt der Ich-Erzählerin geschah, befinden wir uns wohl etwa 50 Jahre später. Und allein schon die Aufteilung Israels für die Palästinenser in Zone A, B und C war mir völlig neu.
4 Sterne für ein Buch, das Israel mal aus einem anderen Blickwinkel zeigt. Einen Stern musste ich abziehen, weil keine Formulierung dauerhaft in Erinnerung bleiben und ich nach Pausen mehrfach nicht mehr wusste, wo ich weiterlesen musste.
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Ein Ereignis im Jahr 1949
Adania Shibli hat mit „Eine Nebensache“ ein Stück palästinensische Literatur vorgelegt, die den Leser nicht kalt lassen kann. Es ist gerade darum harte Kost, fast schon unerträglich. Aber nur so kann verdeutlicht werden, was da im Zusammenhang …
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Ein Ereignis im Jahr 1949
Adania Shibli hat mit „Eine Nebensache“ ein Stück palästinensische Literatur vorgelegt, die den Leser nicht kalt lassen kann. Es ist gerade darum harte Kost, fast schon unerträglich. Aber nur so kann verdeutlicht werden, was da im Zusammenhang mit dem israel-palästinensische Konflikt passiert ist.
Vom ersten Satz an ist der Stil der Autorin bemerkenswert: eindrücklich und mit großer Genauigkeit, da verknappt. Nur so viel Wörter wie nötig.
Die Handlung ist in zwei Teile aufgeteilt, die zeitlich weit voneinander entfernt sind und sich doch aufeinander beziehen. 1949 wird eine junge Frau von Soldaten ermordet, der zweite Teil handelt in der Gegenwart.
Eine Hauptrolle spielt der Schauplatz, die Negevwüste, deren Weiten viel Atmosphäre aufbauen. Eine latente Bedrohung begleitet auch die Protagonistin des zweiten Teils.
Es ist die erste Veröffentlichung der Autorin in deutscher Übersetzung und es ist eine sehr überzeugende.
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