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»Schon ein Sandkorn genügt, um eine große Geschichte daraus zu machen.«Als 2011 der Arabische Frühling voll entfacht ist, löst der Fund zweier Leichen auch in Beirut erste Unruhen aus. Während schon Häuser brennen, schreibt Amin seine Erinnerungen nieder: an das Jahr 1994, als er als Jugendlicher mit seiner Großmutter in den Libanon zurückkehrte - zwölf Jahre nach dem Tod seiner Eltern. An seine Freundschaft mit dem gleichaltrigen Jafar, mit dem er diese verschwiegene Nachkriegswelt durchstreifte. Und daran, wie er schmerzhaft lernen musste, dass es in diesem Land nie Gewissheit geb...
»Schon ein Sandkorn genügt, um eine große Geschichte daraus zu machen.«
Als 2011 der Arabische Frühling voll entfacht ist, löst der Fund zweier Leichen auch in Beirut erste Unruhen aus. Während schon Häuser brennen, schreibt Amin seine Erinnerungen nieder: an das Jahr 1994, als er als Jugendlicher mit seiner Großmutter in den Libanon zurückkehrte - zwölf Jahre nach dem Tod seiner Eltern. An seine Freundschaft mit dem gleichaltrigen Jafar, mit dem er diese verschwiegene Nachkriegswelt durchstreifte. Und daran, wie er schmerzhaft lernen musste, dass es in diesem Land nie Gewissheit geben wird - weder über die Vergangenheit seines Freundes, noch über die Geschichte seiner Familie.
Nach dem internationalen Bestseller Am Ende bleiben die Zedern führt auch Pierre Jarawans neuer Roman in eine Welt voller unvergesslicher Figuren, sinnlicher Eindrücke und Emotionen, einfühlsam, spannend und virtuos verknüpft mit der bewegten Geschichte des Nahen Ostens.
»Pierre Jarawan schreibt temporeich und klar und mit einer erzählerischen Souveränität, die den Leser vorantreibt.« The Guardian
»Pierre Jarawan ist ein Hakawati, ein Geschichtenerzähler. Seine expressive Bildsprache, schwelgerisch durchzogen von Melancholie, lässt fremde Welten spürbar werden.« Lalena Hoffschildt/Hugendubel am Stachus, München
»Mit beeindruckender Leichtigkeit entwirft Pierre Jarawan eine Geschichte, die so lebendig aus den Seiten strahlt, dass ich mich beim Lesen tief eingehüllt gefühlt habe in diese besondere Atmosphäre aus Stimmen, Duft und Licht. Eine Welt, aus der man gar nicht mehr auftauchen möchte - eine Welt voller Figuren, denen man bis zum letzten Absatz folgen will. Scheinbar mühelos verbindet er dabei persönliches Erleben seiner Charaktere mit weltgeschichtlich Großem, verwebt wundersam Märchenhaftes mit politisch Hochbrisantem. 'Ein Lied für die Vermissten' ist soghaft spannend und atmosphärisch berauschend - und all das in einer Sprache, die wundervoll klar ist und genau meint, was sie sagt. Was für ein begnadeter Erzähler!« Maria-Christina Piwowarski/Buchhandlung ocelot, Berlin
Als 2011 der Arabische Frühling voll entfacht ist, löst der Fund zweier Leichen auch in Beirut erste Unruhen aus. Während schon Häuser brennen, schreibt Amin seine Erinnerungen nieder: an das Jahr 1994, als er als Jugendlicher mit seiner Großmutter in den Libanon zurückkehrte - zwölf Jahre nach dem Tod seiner Eltern. An seine Freundschaft mit dem gleichaltrigen Jafar, mit dem er diese verschwiegene Nachkriegswelt durchstreifte. Und daran, wie er schmerzhaft lernen musste, dass es in diesem Land nie Gewissheit geben wird - weder über die Vergangenheit seines Freundes, noch über die Geschichte seiner Familie.
Nach dem internationalen Bestseller Am Ende bleiben die Zedern führt auch Pierre Jarawans neuer Roman in eine Welt voller unvergesslicher Figuren, sinnlicher Eindrücke und Emotionen, einfühlsam, spannend und virtuos verknüpft mit der bewegten Geschichte des Nahen Ostens.
»Pierre Jarawan schreibt temporeich und klar und mit einer erzählerischen Souveränität, die den Leser vorantreibt.« The Guardian
»Pierre Jarawan ist ein Hakawati, ein Geschichtenerzähler. Seine expressive Bildsprache, schwelgerisch durchzogen von Melancholie, lässt fremde Welten spürbar werden.« Lalena Hoffschildt/Hugendubel am Stachus, München
»Mit beeindruckender Leichtigkeit entwirft Pierre Jarawan eine Geschichte, die so lebendig aus den Seiten strahlt, dass ich mich beim Lesen tief eingehüllt gefühlt habe in diese besondere Atmosphäre aus Stimmen, Duft und Licht. Eine Welt, aus der man gar nicht mehr auftauchen möchte - eine Welt voller Figuren, denen man bis zum letzten Absatz folgen will. Scheinbar mühelos verbindet er dabei persönliches Erleben seiner Charaktere mit weltgeschichtlich Großem, verwebt wundersam Märchenhaftes mit politisch Hochbrisantem. 'Ein Lied für die Vermissten' ist soghaft spannend und atmosphärisch berauschend - und all das in einer Sprache, die wundervoll klar ist und genau meint, was sie sagt. Was für ein begnadeter Erzähler!« Maria-Christina Piwowarski/Buchhandlung ocelot, Berlin
Pierre Jarawan wurde 1985 als Sohn eines libanesischen Vaters und einer deutschen Mutter in Amman, Jordanien, geboren, nachdem diese vor dem Bürgerkrieg geflohen waren. Im Alter von drei Jahren kam er mit seiner Familie nach Deutschland. 2012 wurde er Internationaler Deutschsprachiger Meister im Poetry Slam. Sein Romandebüt »Am Ende bleiben die Zedern« (2016), für das er Auszeichnungen und Preise erhielt, war ein Sensationserfolg und Buchhandelsliebling und ist heute, übersetzt in viele Sprachen, ein internationaler Bestseller. Pierre Jarawan lebt in München.

©Key Munich
Produktdetails
- Verlag: Berlin Verlag
- 1.
- Seitenzahl: 464
- Erscheinungstermin: 24. Februar 2020
- Deutsch
- Abmessung: 220mm x 146mm x 46mm
- Gewicht: 662g
- ISBN-13: 9783827013651
- ISBN-10: 3827013658
- Artikelnr.: 16001663
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
»Es ist bei aller Leichtigkeit des Romans, der sich auch als Coming-of-Age-, Liebes-, Freundschafts- und Familiengeschichte lesen lässt, eine kritische Auseinandersetzung mit dem Libanon.« Yvonne Poppek Süddeutsche Zeitung 20200227
Erzählen vom Schweigen
Der Münchner Pierre Jarawan hat seinen zweiten Roman geschrieben
München – Vor vier Jahren sah alles ganz anders aus. Damals ging Pierre Jarawan davon aus, dass er beides bleiben würde: Poetry-Slammer und Autor. „Ich finde, das ist dasselbe“, sagte er. Kurz zuvor war sein Debüt „Am Ende bleiben die Zedern“ (Berlin Verlag) erschienen. Der mehr als 400-seitige Roman, der teils in Deutschland, teils im Libanon angesiedelt ist, wurde ein Erfolg und ist bereits mehrfach übersetzt worden. Der Münchner Autor war viel auf Lesereise, beispielsweise in den USA, „28 Städte in sechs Wochen“, sagt er. Immer noch ist er mit dem Debüt unterwegs. Doch nun, Anfang März, kommt etwas Neues hinzu: sein zweiter Roman
Der Münchner Pierre Jarawan hat seinen zweiten Roman geschrieben
München – Vor vier Jahren sah alles ganz anders aus. Damals ging Pierre Jarawan davon aus, dass er beides bleiben würde: Poetry-Slammer und Autor. „Ich finde, das ist dasselbe“, sagte er. Kurz zuvor war sein Debüt „Am Ende bleiben die Zedern“ (Berlin Verlag) erschienen. Der mehr als 400-seitige Roman, der teils in Deutschland, teils im Libanon angesiedelt ist, wurde ein Erfolg und ist bereits mehrfach übersetzt worden. Der Münchner Autor war viel auf Lesereise, beispielsweise in den USA, „28 Städte in sechs Wochen“, sagt er. Immer noch ist er mit dem Debüt unterwegs. Doch nun, Anfang März, kommt etwas Neues hinzu: sein zweiter Roman
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„Ein Lied für die Vermissten“ (Berlin Verlag). In München stellt er ihn im Literaturhaus vor, im Saal. Eine Ortswahl, die deutlich macht, dass bei diesem Autor mit viel Interesse gerechnet wird.
Auf die vergangenen Jahre blickt Jarawan bei einem Gespräch Ende Februar scheinbar selbst staunend zurück. Hinter ihm liegt gerade ein Workshop in Creative Writing in North Carolina, vor ihm eine Lesung in Den Haag, dazwischen hat er Termine in Göttingen und Berlin. Die Zeit für den Nachfolgeroman habe er sich regelrecht freischaufeln müssen, sagt er. Poetry- Slam sei für ihn nicht mehr möglich. „Seit vier Jahren habe ich keinen Bühnentext mehr geschrieben.“ Nur noch als Moderator sei er beim Isar-Slam dabei. Vermissen würde er es nicht. Jetzt, wo er Figuren, Szenen, Landschaften ausgestaltet habe, komme ihm die andere Form zu kurz gegriffen vor. Slam und Roman ist also doch nicht ganz dasselbe. „Das erste Buch hat alles auf den Kopf gestellt“, sagt der 34-Jährige heute.
Und nun kommt also „Ein Lied für die Vermissten“. Jarawan, der Sohn einer Deutschen und eines Libanesen, hat erneut den Schauplatz Libanon gewählt. Sein Ich-Erzähler Amin hat als Kind während des libanesischen Bürgerkrieges einige Jahre in Deutschland gelebt. Er ist Waise, seine Großmutter zieht ihn auf. Mit ihrer Rückkehr nach Beirut beginnt die Zeitspanne der Romanhandlung. Dort lernt Amin sowohl sein Heimatland als auch die Geschichte seiner Familie kennen. Immer wieder rücken dabei der Bürgerkrieg und die darin verübten Verbrechen in den Blick.
Ausgangspunkt für Jarawans Roman ist dabei zum einen ein Amnestiegesetz, das den Tätern Straffreiheit für im Bürgerkrieg vergangene Verbrechen gewährt. Zum anderen geht es um die nach offiziellen Angaben 17 415 Menschen, die nach wie vor im Libanon vermisst werden, willkürlich verschwunden zwischen 1975 und 1990. Es sind politische Themen, denen sich der Münchner Autor hier nähert. Und es ist bei aller Leichtigkeit des Romans, der sich auch als Coming-of-Age-, Liebes-, Freundschafts- und Familiengeschichte lesen lässt, eine kritische Auseinandersetzung mit dem Libanon. Im ersten Buch habe er dieses Land noch teilweise verklärt, sagt Jarawan. Doch sein Blick habe sich mittlerweile geändert. Noch immer müsse er strahlen, wenn er an den Libanon denke. Aber: „Das Nachdenkliche wird sofort darauf folgen.“
Gerade in diesen Tagen ist dies besonders deutlich zu spüren. Der Libanon steuert erneut auf eine Krise zu. Kurzzeitig wollte die nationale Fluggesellschaft die eigene Landeswährung nicht für den Kauf von Tickets zulassen, wobei die libanesische Zentralbank 99 Prozent der Anteile an der Fluglinie hält. Jarawan macht in seinem Roman die Bankenkrise als einen Brandbeschleuniger für den Bürgerkrieg aus. Ob er jetzt Sorge habe? „Die muss man haben“, sagt er. „Es lohnt sich, einen Blick darauf zu haben.“ Doch in einem ist er auch zuversichtlich: „Die Hoffnung liegt auf der jüngeren Generation, die den Krieg nicht erlebt hat.“
Für „Ein Lied für die Vermissten“ hat Jarawan an unterschiedlichen Stellen recherchiert. Zweimal sei er im Libanon gewesen, in dem Land, das er bis zum Studium jährlich besucht habe, danach in größeren Abständen. Er habe in Archiven in Beirut nachgeforscht, sich durch verschiedene Publikationen zum Bürgerkrieg gelesen, mit Jugendlichen gesprochen, die vor dem Krieg in Syrien nach Deutschland geflohen sind, ebenso mit Mitarbeitern des Roten Kreuzes, die die Angehörigen der Vermissten betreuen. „Eine gute Quelle ist auch Youtube“, sagt Jarawan. Hier gebe es Videos ehemaliger Milizionäre, die über ihre Erfahrungen sprechen. Aus all dem komponierte Jarawan seinen Roman. Die Ich-Perspektive lässt ihn dabei immer nah an der Figur bleiben, die stets subjektive Eindrücke sammelt, keine generellen Wahrheiten für sich reklamiert. „Ich glaube, Literatur kann zum Erinnern zwingen“, sagt Jarawan. „Unterhaltung ist ein gutes Mittel, den Menschen Themen näherzubringen.“ Und gerade für seinen neuen Roman gelte: „Zugänglichkeit ist in diesem Fall wichtig.“ Das Thema sei: „Was macht Schweigen? Was macht transgenerationales Schweigen?“ Fragen, die auch aus deutscher Sicht interessant seien, findet Jarawan.
An den großen Themen hat sich der Autor nun Jahre abgearbeitet. Allein 150 Seiten habe er gelöscht, erzählt er. Einen komplett anderen Romananfang habe er dann geschrieben. Seine ursprüngliche Hauptfigur ist nur noch eine Nebenfigur. Und auch die Idee, von einer Bloggerin während des Arabischen Frühlings zu erzählen, habe er verworfen. „Ich fühle mich noch einmal gereift nach dem zweiten Buch“, sagt er. Die Trennung von den vielen Seiten, die in acht Monaten langer Arbeit entstanden seien, habe ihm gezeigt, dass auch dies einen weiterbringen könne. „Die Unsicherheit gehört dazu“, sagt er. Und so kann er jetzt auch für sich feststellen, dass ihn der Poetry-Slam auf den Weg zum Romanautor gebracht habe. „Ein Umweg“, sagt er. Aber eben ein notwendiger.
YVONNE POPPEK
Pierre Jarawan: Ein Lied für die Vermissten, Lesung, Montag, 2. März, Literaturhaus München
Zweimal ist er für sein Buch im
Libanon gewesen, hat in Beirut
in Archiven nachgeforscht
Seinen Weg zum Schreiben fand Pierre Jarawan als Poetry-Slammer. Der Erfolg seines ersten Buches hat vieles verändert.
Foto: Marvin Ruppert
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Auf die vergangenen Jahre blickt Jarawan bei einem Gespräch Ende Februar scheinbar selbst staunend zurück. Hinter ihm liegt gerade ein Workshop in Creative Writing in North Carolina, vor ihm eine Lesung in Den Haag, dazwischen hat er Termine in Göttingen und Berlin. Die Zeit für den Nachfolgeroman habe er sich regelrecht freischaufeln müssen, sagt er. Poetry- Slam sei für ihn nicht mehr möglich. „Seit vier Jahren habe ich keinen Bühnentext mehr geschrieben.“ Nur noch als Moderator sei er beim Isar-Slam dabei. Vermissen würde er es nicht. Jetzt, wo er Figuren, Szenen, Landschaften ausgestaltet habe, komme ihm die andere Form zu kurz gegriffen vor. Slam und Roman ist also doch nicht ganz dasselbe. „Das erste Buch hat alles auf den Kopf gestellt“, sagt der 34-Jährige heute.
Und nun kommt also „Ein Lied für die Vermissten“. Jarawan, der Sohn einer Deutschen und eines Libanesen, hat erneut den Schauplatz Libanon gewählt. Sein Ich-Erzähler Amin hat als Kind während des libanesischen Bürgerkrieges einige Jahre in Deutschland gelebt. Er ist Waise, seine Großmutter zieht ihn auf. Mit ihrer Rückkehr nach Beirut beginnt die Zeitspanne der Romanhandlung. Dort lernt Amin sowohl sein Heimatland als auch die Geschichte seiner Familie kennen. Immer wieder rücken dabei der Bürgerkrieg und die darin verübten Verbrechen in den Blick.
Ausgangspunkt für Jarawans Roman ist dabei zum einen ein Amnestiegesetz, das den Tätern Straffreiheit für im Bürgerkrieg vergangene Verbrechen gewährt. Zum anderen geht es um die nach offiziellen Angaben 17 415 Menschen, die nach wie vor im Libanon vermisst werden, willkürlich verschwunden zwischen 1975 und 1990. Es sind politische Themen, denen sich der Münchner Autor hier nähert. Und es ist bei aller Leichtigkeit des Romans, der sich auch als Coming-of-Age-, Liebes-, Freundschafts- und Familiengeschichte lesen lässt, eine kritische Auseinandersetzung mit dem Libanon. Im ersten Buch habe er dieses Land noch teilweise verklärt, sagt Jarawan. Doch sein Blick habe sich mittlerweile geändert. Noch immer müsse er strahlen, wenn er an den Libanon denke. Aber: „Das Nachdenkliche wird sofort darauf folgen.“
Gerade in diesen Tagen ist dies besonders deutlich zu spüren. Der Libanon steuert erneut auf eine Krise zu. Kurzzeitig wollte die nationale Fluggesellschaft die eigene Landeswährung nicht für den Kauf von Tickets zulassen, wobei die libanesische Zentralbank 99 Prozent der Anteile an der Fluglinie hält. Jarawan macht in seinem Roman die Bankenkrise als einen Brandbeschleuniger für den Bürgerkrieg aus. Ob er jetzt Sorge habe? „Die muss man haben“, sagt er. „Es lohnt sich, einen Blick darauf zu haben.“ Doch in einem ist er auch zuversichtlich: „Die Hoffnung liegt auf der jüngeren Generation, die den Krieg nicht erlebt hat.“
Für „Ein Lied für die Vermissten“ hat Jarawan an unterschiedlichen Stellen recherchiert. Zweimal sei er im Libanon gewesen, in dem Land, das er bis zum Studium jährlich besucht habe, danach in größeren Abständen. Er habe in Archiven in Beirut nachgeforscht, sich durch verschiedene Publikationen zum Bürgerkrieg gelesen, mit Jugendlichen gesprochen, die vor dem Krieg in Syrien nach Deutschland geflohen sind, ebenso mit Mitarbeitern des Roten Kreuzes, die die Angehörigen der Vermissten betreuen. „Eine gute Quelle ist auch Youtube“, sagt Jarawan. Hier gebe es Videos ehemaliger Milizionäre, die über ihre Erfahrungen sprechen. Aus all dem komponierte Jarawan seinen Roman. Die Ich-Perspektive lässt ihn dabei immer nah an der Figur bleiben, die stets subjektive Eindrücke sammelt, keine generellen Wahrheiten für sich reklamiert. „Ich glaube, Literatur kann zum Erinnern zwingen“, sagt Jarawan. „Unterhaltung ist ein gutes Mittel, den Menschen Themen näherzubringen.“ Und gerade für seinen neuen Roman gelte: „Zugänglichkeit ist in diesem Fall wichtig.“ Das Thema sei: „Was macht Schweigen? Was macht transgenerationales Schweigen?“ Fragen, die auch aus deutscher Sicht interessant seien, findet Jarawan.
An den großen Themen hat sich der Autor nun Jahre abgearbeitet. Allein 150 Seiten habe er gelöscht, erzählt er. Einen komplett anderen Romananfang habe er dann geschrieben. Seine ursprüngliche Hauptfigur ist nur noch eine Nebenfigur. Und auch die Idee, von einer Bloggerin während des Arabischen Frühlings zu erzählen, habe er verworfen. „Ich fühle mich noch einmal gereift nach dem zweiten Buch“, sagt er. Die Trennung von den vielen Seiten, die in acht Monaten langer Arbeit entstanden seien, habe ihm gezeigt, dass auch dies einen weiterbringen könne. „Die Unsicherheit gehört dazu“, sagt er. Und so kann er jetzt auch für sich feststellen, dass ihn der Poetry-Slam auf den Weg zum Romanautor gebracht habe. „Ein Umweg“, sagt er. Aber eben ein notwendiger.
YVONNE POPPEK
Pierre Jarawan: Ein Lied für die Vermissten, Lesung, Montag, 2. März, Literaturhaus München
Zweimal ist er für sein Buch im
Libanon gewesen, hat in Beirut
in Archiven nachgeforscht
Seinen Weg zum Schreiben fand Pierre Jarawan als Poetry-Slammer. Der Erfolg seines ersten Buches hat vieles verändert.
Foto: Marvin Ruppert
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2011: Der Arabische Frühling erfasst auch den Libanon. Der Fund zweier Leichen in Beirut entfacht die ersten Unruhen. Amin erinnert sich, wie er 1994 als Jugendlicher gemeinsam mit seiner Großmutter wieder in den Libanon kommt. Er blickt zurück auf seine Freundschaft mit dem …
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2011: Der Arabische Frühling erfasst auch den Libanon. Der Fund zweier Leichen in Beirut entfacht die ersten Unruhen. Amin erinnert sich, wie er 1994 als Jugendlicher gemeinsam mit seiner Großmutter wieder in den Libanon kommt. Er blickt zurück auf seine Freundschaft mit dem gleichaltrigen Jafar, wie beide die Nachkriegszeit verbrachten. Er lernte, das er nie über die Vergangenheit seines Freundes noch über die Geschichte seiner Familie Gewissheit haben wird. Seine Eltern verstarben 1982.
Dieses Buch von Pierre Jarawan hat mich durchaus gefangen genommen. Es erzählt von Familie, Heimat und Liebe. Ebenso vom Leben in unterschiedlichen Kulturen, vom Bürgerkrieg und Verlusten. Die diversen Zeitsprünge in diesem Roman waren anfangs etwas verwirrend für mich, daran konnte ich mich dann schnell gewöhnen. Das Buch erfordert schon eine gewisse Aufmerksamkeit vom Leser, es hinterlässt aber ein Gefühl, dass das Leben im Libanon tatsächlich von der westlichen Welt vergessen ist. Eine Lektüre, die von großen Emotionen zeugt und einen nachdenklich zurück lässt.
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Von diesem Buch chronologisch zu berichten, ist eine kleine Herausforderung. Denn der Ich-Erzähler Amin erzählt ausgehend vom Jahr 2011 von seinem Leben, dem seiner Großeltern, seines besten Freundes Jafar, dem Libanon und vielem mehr. Dabei wechselt er Zeit und Raum derart schnell …
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Von diesem Buch chronologisch zu berichten, ist eine kleine Herausforderung. Denn der Ich-Erzähler Amin erzählt ausgehend vom Jahr 2011 von seinem Leben, dem seiner Großeltern, seines besten Freundes Jafar, dem Libanon und vielem mehr. Dabei wechselt er Zeit und Raum derart schnell und häufig, dass ich zumindest zu Beginn etwas Schwierigkeiten hatte, ihm zu folgen.
Amins Großmutter Yara verließ mit ihm nach dem Tod seiner Eltern den Libanon, wohin sie knapp 13 Jahre später zurückkehren. Sie eröffnet ein Café in Beirut, wo sie auch mit Amin wohnt. Obwohl er weiß, dass sie ihn liebt, spürt er, dass sie ebenso wie die vielen Gäste bei ihnen zuhause etwas vor ihm verbergen. Und auch Jafar, sein bester Freund, scheint ihm gegenüber nicht ganz offen zu sein. Amin fühlt sich häufig als Außenstehender.
So chronologisch dies klingen mag, so wenig folgt die Geschichte tatsächlich einem Zeitablauf. Erlebnissen mit Jafar folgen Beschreibungen der Zeit in Deutschland; nach Zwischenfällen in Yaras Café 1994 kommt eine Episode aus dem Jahr 2004; Briefe seiner Mutter aus dem Jahr 1976 wechseln ab mit der Sichtung der Unterlagen der vor kurzem gestorbenen Yara 2006. Es mag kompliziert klingen und fordert zu Beginn sicherlich auch mehr Konzentration als manch andere Lektüre. Doch da die Zahl der Personen überschaubar bleibt und sie schnell unverwechselbar werden, stellen diese Sprünge in Zeit und Raum bald keine Schwierigkeit mehr dar.
Aufgeteilt sind die fast 450 Seiten in drei Teile bzw. Strophen. Auf mich machte es den Eindruck, als dominierte im ersten Teil die Absicht, die Atmosphäre im Libanon wie auch in Deutschland darzustellen. Die große Liebe Yaras zu ihrem Heimatland, die sie im Exil praktisch depressiv werden ließ. Ihr Wiederaufleben nach ihrer Rückkehr, das Lebensgefühl im Libanon, diesem zerrütteten, aber voller Lebensfreude und Hoffnung steckenden Land.
Bei Teil zwei stehen mehr die Personen im Vordergrund, wie sie zu den Menschen geworden sind, die der 13, 14jährige Amin kennt. Und in Teil drei wird klar, wieso, weshalb und was warum geschah - nur wenig bleibt offen, was mich jedoch nicht störte.
Es ist eine Lektüre, die den orientalischen Einfluss nicht verleugnen kann: die vielen kleinen Geschichten, die nah an der Realität und doch so phantastisch sind. Und die bildhaften Beschreibungen, die der Phantasie jede Menge Raum bieten.
Ein schönes, ein trauriges Buch, das eine Realität aufzeigt, die es in vielen Ländern gibt und nicht nur im Libanon lange totgeschwiegen wurde. Dass noch zusätzlich das Thema der unterdrückten und misshandelten Frauen aufgenommen wurde, hätte es nicht bedurft - darüber kann man doch gut ein weiteres Buch schreiben.
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Broschiertes Buch
Nachdem mir Pierre Jarawans Roman „Ein Lied für die Vermissten“ empfohlen wurde, habe ich ihn nun endlich von meinem SuB befreit. Er erzählt darin die Geschichte von Amin, der als Waisenkind von seiner unnahbaren Großmutter erzogen wird. Nach einigen Jahren in Deutschland …
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Nachdem mir Pierre Jarawans Roman „Ein Lied für die Vermissten“ empfohlen wurde, habe ich ihn nun endlich von meinem SuB befreit. Er erzählt darin die Geschichte von Amin, der als Waisenkind von seiner unnahbaren Großmutter erzogen wird. Nach einigen Jahren in Deutschland kehren die beiden in den Libanon zurück, der sich im Umbruch nach dem jahrelangen Bürgerkrieg befindet. Gemeinsam mit seinem besten Freund Jafar zieht er durch zerbombte Häuserruinen und lernt ein Mädchen kennen.
In verschiedenen, sich abwechselnden Zeitebenen führt uns der Protagonist durch die verschiedenen Stationen seines Lebens, das stets geprägt von der Beziehung zu seiner Großmutter ist, die zeitlebens Geheimnisse vor ihm hat. Trotz der Erzählperspektive des Ich-Erzählers und der doch stattlichen Textlänge, konnte ich leider keine tiefe emotionale Verbindung zu Amin bekommen. Und während die Geschichte durchaus spannend angelegt ist und ich gut durch einige Längen gekommen bin, habe ich in vielen Fällen vergeblich auf eine Auflösung oder eine Erklärung gewartet.
Interessant fand ich die Einblicke in ein Land, über das ich bislang wenig wusste, über die Auswirkungen des Kriegs, das unsichere Leben danach, den arabischen Frühling und überhaupt die Lebensumstände, die Pierre Jarawan als Sohn eines Libanesen sicher gut einschätzen kann. Auch sprachlich konnte mich der Autor überzeugen. Dennoch bleibt das Buch leider hinter meinen Erwartungen zurück.
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"Mir dagegen sind Geschichten, sind Bücher bis heute Orte der Zuflucht.", sagt Amin, der Ich-Erzähler in Pierre Jarawans neuem Roman. Ein ähnliches Gefühl habe ich beim Lesen von "Ein Lied für die Vermissten" genossen. Denn ich konnte endlich wieder voll …
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"Mir dagegen sind Geschichten, sind Bücher bis heute Orte der Zuflucht.", sagt Amin, der Ich-Erzähler in Pierre Jarawans neuem Roman. Ein ähnliches Gefühl habe ich beim Lesen von "Ein Lied für die Vermissten" genossen. Denn ich konnte endlich wieder voll und ganz in eine Geschichte eintauchen und alles um mich herum für eine Zeit lang ausblenden.
Sprachlich sehr poetisch und trotz des ernsten Kernthemas – Das Buch widmet sich den über 17 Tsd. (!) Menschen, die zur Zeit des rund 15 Jahre lang (!) andauernden libanesischen Bürgerkriegs verschwunden sind und bis heute (!) verschwunden bleiben. – ist es eine sehr unterhaltsame, atmosphärische Geschichte voller Rätsel.
Man durchstreift gemeinsam mit Amin, der 1994 als 13jähriger mit seiner Großmutter aus Deutschland in den Libanon zurückkehrt, und seinem Freund Jafar die Straßen und Ruinen, des durch den Krieg gebeutelten Beiruts. Amin, der 2011 damit beginnt seine Erinnerungen niederzuschreiben, nimmt uns mit auf eine Suche nach der Wahrheit. Er sucht Antworten darauf, was es mit den geheimnisvollen Bildern seiner schweigsamen Großmutter auf sich hat, warum die Beziehung zu ihr und seine Freundschaft zu Jafar zerbricht, ...
Doch Amin muss erkennen, dass nicht auf alles eine finale Antwort gefunden werden kann. Es bleiben immer auch Leerstellen, die mit Fantasie zu füllen sind. Wichtig ist letztendlich das Erzählen dieser Geschichten, damit etwas vor dem Verschwinden bewahrt werden kann.
Und so ist "Hakawati" ein Begriff aus dem Roman, den ich sehr gerne mitnehme und so schnell nicht vergessen werde.
"Ein Lied für die Vermissten" hat mir einen – für mich ersten – Einblick in die Geschichte des Libanon (Ein Land mit18 (!) Religionsgemeinschaften.) gegeben. Die Bilder, die Pierre Jarawan während seinen Onlinelesungen (Tipp: anschauen!) gezeigt hat, unterstreichen die Schönheit dieses faszinierenden Landes – trotz aller erlittenen Schäden.
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