Sanam Mahloudji
Gebundenes Buch
Die Perserinnen
Roman Shortlist des Women´s Prize for Fiction 2025
Übersetzung: Martl, Katharina
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Eine Flucht aus dem Iran und der Kampf um Identität und AnerkennungSeit 1979, mit dem Sturz des Schahs, sind die Töchter der hochgestellten iranischen Familie Valiat im amerikanischen Exil. Ihre Mutter, die noch immer Heimat, Tradition und Stolz verkörpert, blieb damals allein mit der Enkelin in Iran zurück. Als bei dem alljährlichen Familientreffen in Aspen die Dinge aus dem Ruder laufen und die exaltierte Shirin erst gegen Kaution wieder aus der Arrestzelle entlassen wird, verändert sich etwas in den Frauen, jede muss sich schmerzlichen Fragen stellen: Wie sie zu ihren persischen Wurze...
Eine Flucht aus dem Iran und der Kampf um Identität und Anerkennung
Seit 1979, mit dem Sturz des Schahs, sind die Töchter der hochgestellten iranischen Familie Valiat im amerikanischen Exil. Ihre Mutter, die noch immer Heimat, Tradition und Stolz verkörpert, blieb damals allein mit der Enkelin in Iran zurück. Als bei dem alljährlichen Familientreffen in Aspen die Dinge aus dem Ruder laufen und die exaltierte Shirin erst gegen Kaution wieder aus der Arrestzelle entlassen wird, verändert sich etwas in den Frauen, jede muss sich schmerzlichen Fragen stellen: Wie sie zu ihren persischen Wurzeln steht. Und wer sie in Zukunft sein will. Die Exil-Iranerin Sanam Mahloudji legt ihren ersten Roman vor.
»Dieses Buch hat alles: Drama, Liebe, Witz!« emotion
Wie soll man ein Leben führen, wenn man nicht dort ist, wo man hingehört? »Die Perserinnen« ist alles zugleich: Komödie, Drama und Farce. Ein intensives, ganz und gar unvergessliches Leseerlebnis.
"... ein lebhaft erzählter Roman, der mit starken Charakteren, oft witzigen Dialogen und mit der Vielfalt seiner Perspektiven überzeugt" Deutschlandfunkt
Seit 1979, mit dem Sturz des Schahs, sind die Töchter der hochgestellten iranischen Familie Valiat im amerikanischen Exil. Ihre Mutter, die noch immer Heimat, Tradition und Stolz verkörpert, blieb damals allein mit der Enkelin in Iran zurück. Als bei dem alljährlichen Familientreffen in Aspen die Dinge aus dem Ruder laufen und die exaltierte Shirin erst gegen Kaution wieder aus der Arrestzelle entlassen wird, verändert sich etwas in den Frauen, jede muss sich schmerzlichen Fragen stellen: Wie sie zu ihren persischen Wurzeln steht. Und wer sie in Zukunft sein will. Die Exil-Iranerin Sanam Mahloudji legt ihren ersten Roman vor.
»Dieses Buch hat alles: Drama, Liebe, Witz!« emotion
Wie soll man ein Leben führen, wenn man nicht dort ist, wo man hingehört? »Die Perserinnen« ist alles zugleich: Komödie, Drama und Farce. Ein intensives, ganz und gar unvergessliches Leseerlebnis.
"... ein lebhaft erzählter Roman, der mit starken Charakteren, oft witzigen Dialogen und mit der Vielfalt seiner Perspektiven überzeugt" Deutschlandfunkt
Sanam Mahloudji ist amerikanische Schriftstellerin, wurde in Teheran geboren und lebt in London. Für ihre literarischen Arbeiten wurde sie mit dem Pushcart Prize ausgezeichnet und für den PEN/Robert J. Dau Short Story Prize for Emerging Writers nominiert. Sie hat u.a. in McSweeney's, Idaho Reviewund Kenyon Reviewveröffentlicht. Ihr Debütroman "Die Perserinnen" stand auf der Shortlist des Women's Prize for Fiction.
Produktdetails
- Verlag: Piper
- Originaltitel: The Persians
- Auflage
- Seitenzahl: 448
- Erscheinungstermin: Mai 2024
- Deutsch
- Abmessung: 219mm x 145mm x 41mm
- Gewicht: 556g
- ISBN-13: 9783492072267
- ISBN-10: 3492072267
- Artikelnr.: 69117938
Herstellerkennzeichnung
Piper Verlag GmbH
Georgenstr. 4
80799 München
info@piper.de
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Sanam Mahloudji hat hier einen unterhaltsamen und literarisch anspruchsvollen Roman geschrieben, freut sich Rezensent Stefan Michalzik. Die amerikanische Schriftstellerin und Juristin iranischer Herkunft erzählt darin von drei Generationen großenteils in den USA lebender Frauen, die einer wohlhabenden iranischen Familie entstammen: von der jungen Bita, ihrer im Iran ins Gefängnis geratenen Tante, ihrer früh an Brustkrebs verstorbenen Mutter und ihrer Großmutter. Der Roman ist durch zahlreiche Rückblenden strukturiert und die Perspektive wechselt, so der Rezensent, häufig, ohne dass dies den Lesefluss stören würde. Auffällig ist laut Michalzik, dass in Mahloudjis Debüt die Frauen die treibende Kraft für Veränderungen sind, die Männer aber wenig entschlossen wirken. Obwohl die Erzählung nach Meinung des Rezensenten bisweilen etwas hätte gestrafft werden können, kann er das von Katharina Martl ins Deutsche übersetzte Buch zur Lektüre empfehlen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Große Krieger können so kleingeistig sein
Im Roman "Die Perserinnen" lässt die Exiliranerin Sanam Mahloudji ihre Figuren gegen Heldenmythen und Lügen aufbegehren
"Wir Iraner erschaffen gerne Mythen, wir sind Romantiker, wenn man so will." Genau von solchen Mythen werden Bita, Shirin, Sima, Niaz und Maman Elizabeth, die Frauen der Familie Valiat, ihr Leben lang verfolgt. Vom Mythos um den geheimnisumwobenen Vorfahren, der nur noch der "große Krieger" genannt wird. Von Iran der Vergangenheit, das in Shirins und Bitas Augen schon mehr Mythos ist als ein greifbares Heimatland, und nach dem sich Elizabeth sehnt, obwohl sie ihn nie verlassen hat. Und vom Mythos der perfekten Familie, der verzweifelt
Im Roman "Die Perserinnen" lässt die Exiliranerin Sanam Mahloudji ihre Figuren gegen Heldenmythen und Lügen aufbegehren
"Wir Iraner erschaffen gerne Mythen, wir sind Romantiker, wenn man so will." Genau von solchen Mythen werden Bita, Shirin, Sima, Niaz und Maman Elizabeth, die Frauen der Familie Valiat, ihr Leben lang verfolgt. Vom Mythos um den geheimnisumwobenen Vorfahren, der nur noch der "große Krieger" genannt wird. Von Iran der Vergangenheit, das in Shirins und Bitas Augen schon mehr Mythos ist als ein greifbares Heimatland, und nach dem sich Elizabeth sehnt, obwohl sie ihn nie verlassen hat. Und vom Mythos der perfekten Familie, der verzweifelt
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durch Lügen, Stille und räumliche Trennung aufrechterhalten wird.
Die iranisch-amerikanische Autorin Sanam Mahloudji schreibt in ihrem Debütroman "Die Perserinnen" über das Leben einer wohlhabenden iranischen Familie, die zu großen Teilen kurz vor dem Sturz des Schahs durch die Islamische Revolution aus Iran in die Vereinigten Staaten fliehen. Durch drei Generationen stolzer, schöner Frauen vermittelt Mahloudji die Fremdheit in der neuen Heimat und die widersprüchlichen Gefühle zum eigenen Herkunftsland. In immer wieder neuen Debatten um Heimat, Migrationshintergrund und Flucht hat der Roman Aktualitätsbezug, ohne zu sehr oder zu oft in Klischees zu verfallen.
Shirin, ihr Ehemann und Sohn, ihre Schwester Sima sowie deren Mann und Tochter Bita kommen 1978 aus Teheran nach Houston, Texas. Eigentlich soll der Aufenthalt ein kurzer sein, denn niemand sieht kommen, welche Folgen die Islamische Revolution, Khomeinis Machtübernahme und der Krieg gegen den Irak nach sich ziehen wird. Shirin und Simas Mutter, Maman Elizabeth, sowie Shirins kleine Tochter Niaz bleiben zurück in der Heimat. Niaz glaubt, ihre Mutter wollte sie nicht - nur eine der durch eine einzelne Person vermittelten Lügen, die die Zukunft der Familie bestimmen werden.
Sima lernt nie, sich in Amerika heimisch zu fühlen, und verbringt viel Zeit mit Bita und deren Nanny, bevor sie an Brustkrebs verstirbt. Shirin verabscheut all die anderen Perser in Los Angeles und New York. Als Valiat fühlt sie sich besser - eine Familie über allen anderen.
Viele Jahre später bietet Shirin während des jährlichen Urlaubs der Familie in Aspen einem Mann an, gegen 50.000 Dollar mit ihm zu schlafen. Das Geld hat sie angesichts des Familienvermögens und eines erfolgreichen Eventbusiness nicht nötig. Was sie dazu treibt, weiß sie selbst nicht genau. Fatalerweise gerät sie dabei an einen Polizisten. Eine Anzeige wegen Prostitution, die folgt, wird Auslöser für die Zusammenführung der entfremdeten Valiats: Shirin, Bita, Niaz und Elizabeth.
Dabei führt der Roman nicht linear von der Flucht bis ins eigentliche Handlungsjahr 2005. Auf verschiedenen Handlungs- und Zeitebenen eröffnen die Kapitel die Perspektiven der Valiat-Frauen, die Mythen und bisher gelebte Ideale entzaubern.
Die ins Alter gekommene Elizabeth hängt ihrer ersten und vielleicht einzigen großen Liebe, Ali Lufti, nach und erfährt in anderen Kapiteln als junge Frau die blutige Wahrheit über ihren Großvater, den "großen Krieger", inmitten ihres privilegierten Lebens in Teheran. Bita schmeißt in den USA heimlich ihr Jurastudium und verschenkt das gesamte Erbe ihrer Mutter Sima, weil sie glaubt, dieses sei mit zu viel Familienstolz und blutiger Geschichte behaftet. Niaz gründet in Teheran eine Untergrundrebellion, deren Tätigkeit sie ins Gefängnis bringt. In der Debatte um die Rolle Irans im Nahostkonflikt ist "Die Perserinnen" damit auf abstrakte Weise noch aktueller, als es konkret der Fall ist.
In der Gegenwart kommen alle zusammen, um Shirin zu unterstützen. Das tun sie jeweils auf ihre Art und Weise. Bita vermittelt Shirin eine Anwältin und appelliert an ein gemäßigtes Verhalten. Elizabeth will Shirin durch einen Shoppingtrip nach New York ablenken und beruhigen - ein paar Klischees vom Reichtum müssen eben doch für die Geschichte herhalten. Und Niaz lässt Shirin, ihre für sie eigentlich fremde Mutter, endlich an sich heran.
Appelle an ein Leben in und für die Gegenwart treten im Roman besonders eindrücklich und markant hervor, wenn die Frauen aus dem Sinnieren über sich selbst und ihre Welt hinaustreten und zum Leser sprechen oder, wie Sima, aus dem Jenseits heraus über die Vergangenheit oder die Existenz nach dem Tod schreiben. "Die ganzen Geschichten von Verwandten, Ahnen, Helden . . . Aber mit diesen Imperien, meine Lieben, ist es längst vorbei. In Wirklichkeit war das alles schon passé, als ich geboren wurde, bevor auch nur einer von euch überhaupt existierte. Das Einzige, was zählt, sind wir", schreibt oder denkt Shirin, nachdem Lügen sie alles hatten hinterfragen lassen.
"Die Perserinnen" zeigt durch ungeschönte Facetten, wie drei Generationen iranischer Frauen lernen, dass sie mehr sind als die Summe aus Familien- und Nationalgeschichte, Stolz und Reichtum. Elizabeths Lügen über die Familie, die im Roman nach und nach aufgedeckt werden, haben über die Jahre eine Macht aufgebaut, die die Familienmitglieder aus Respekt vor Geschichte und Heldenmythen aneinanderbanden und doch voneinander isolierten. Elizabeths Rolle wird schon durch die Erzählform des Romans gespiegelt: Als Einzige wird ihre Geschichte vom allwissenden Erzähler in der dritten Person wiedergegeben. Neben der dadurch entstehenden Distanz gewährt diese Perspektive auch einen exklusiven Einblick in das Wieso und Warum hinter Elizabeths Unwahrheiten.
Wie sehr sie durch diese Lügen und Isolation abgestumpft worden sind, realisieren Shirin, Bita, Elizabeth und Niaz spät, aber gerade noch rechtzeitig für einen Neuanfang. Subtil und dennoch klar zeigt Mahloudjis Roman, wie die Wahrheit den Frauen metaphorische Lasten von den Schultern nimmt. Sie finden zu sich selbst: Weit weg von Heldenmythos, Schönheitsideal oder Gesellschaftsklasse. LAURA ALBERMANN
Sanam Mahloudji:
"Die Perserinnen". Roman.
Aus dem Englischen
von Katharina Martl.
Piper Verlag, München 2024. 448 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.
Die iranisch-amerikanische Autorin Sanam Mahloudji schreibt in ihrem Debütroman "Die Perserinnen" über das Leben einer wohlhabenden iranischen Familie, die zu großen Teilen kurz vor dem Sturz des Schahs durch die Islamische Revolution aus Iran in die Vereinigten Staaten fliehen. Durch drei Generationen stolzer, schöner Frauen vermittelt Mahloudji die Fremdheit in der neuen Heimat und die widersprüchlichen Gefühle zum eigenen Herkunftsland. In immer wieder neuen Debatten um Heimat, Migrationshintergrund und Flucht hat der Roman Aktualitätsbezug, ohne zu sehr oder zu oft in Klischees zu verfallen.
Shirin, ihr Ehemann und Sohn, ihre Schwester Sima sowie deren Mann und Tochter Bita kommen 1978 aus Teheran nach Houston, Texas. Eigentlich soll der Aufenthalt ein kurzer sein, denn niemand sieht kommen, welche Folgen die Islamische Revolution, Khomeinis Machtübernahme und der Krieg gegen den Irak nach sich ziehen wird. Shirin und Simas Mutter, Maman Elizabeth, sowie Shirins kleine Tochter Niaz bleiben zurück in der Heimat. Niaz glaubt, ihre Mutter wollte sie nicht - nur eine der durch eine einzelne Person vermittelten Lügen, die die Zukunft der Familie bestimmen werden.
Sima lernt nie, sich in Amerika heimisch zu fühlen, und verbringt viel Zeit mit Bita und deren Nanny, bevor sie an Brustkrebs verstirbt. Shirin verabscheut all die anderen Perser in Los Angeles und New York. Als Valiat fühlt sie sich besser - eine Familie über allen anderen.
Viele Jahre später bietet Shirin während des jährlichen Urlaubs der Familie in Aspen einem Mann an, gegen 50.000 Dollar mit ihm zu schlafen. Das Geld hat sie angesichts des Familienvermögens und eines erfolgreichen Eventbusiness nicht nötig. Was sie dazu treibt, weiß sie selbst nicht genau. Fatalerweise gerät sie dabei an einen Polizisten. Eine Anzeige wegen Prostitution, die folgt, wird Auslöser für die Zusammenführung der entfremdeten Valiats: Shirin, Bita, Niaz und Elizabeth.
Dabei führt der Roman nicht linear von der Flucht bis ins eigentliche Handlungsjahr 2005. Auf verschiedenen Handlungs- und Zeitebenen eröffnen die Kapitel die Perspektiven der Valiat-Frauen, die Mythen und bisher gelebte Ideale entzaubern.
Die ins Alter gekommene Elizabeth hängt ihrer ersten und vielleicht einzigen großen Liebe, Ali Lufti, nach und erfährt in anderen Kapiteln als junge Frau die blutige Wahrheit über ihren Großvater, den "großen Krieger", inmitten ihres privilegierten Lebens in Teheran. Bita schmeißt in den USA heimlich ihr Jurastudium und verschenkt das gesamte Erbe ihrer Mutter Sima, weil sie glaubt, dieses sei mit zu viel Familienstolz und blutiger Geschichte behaftet. Niaz gründet in Teheran eine Untergrundrebellion, deren Tätigkeit sie ins Gefängnis bringt. In der Debatte um die Rolle Irans im Nahostkonflikt ist "Die Perserinnen" damit auf abstrakte Weise noch aktueller, als es konkret der Fall ist.
In der Gegenwart kommen alle zusammen, um Shirin zu unterstützen. Das tun sie jeweils auf ihre Art und Weise. Bita vermittelt Shirin eine Anwältin und appelliert an ein gemäßigtes Verhalten. Elizabeth will Shirin durch einen Shoppingtrip nach New York ablenken und beruhigen - ein paar Klischees vom Reichtum müssen eben doch für die Geschichte herhalten. Und Niaz lässt Shirin, ihre für sie eigentlich fremde Mutter, endlich an sich heran.
Appelle an ein Leben in und für die Gegenwart treten im Roman besonders eindrücklich und markant hervor, wenn die Frauen aus dem Sinnieren über sich selbst und ihre Welt hinaustreten und zum Leser sprechen oder, wie Sima, aus dem Jenseits heraus über die Vergangenheit oder die Existenz nach dem Tod schreiben. "Die ganzen Geschichten von Verwandten, Ahnen, Helden . . . Aber mit diesen Imperien, meine Lieben, ist es längst vorbei. In Wirklichkeit war das alles schon passé, als ich geboren wurde, bevor auch nur einer von euch überhaupt existierte. Das Einzige, was zählt, sind wir", schreibt oder denkt Shirin, nachdem Lügen sie alles hatten hinterfragen lassen.
"Die Perserinnen" zeigt durch ungeschönte Facetten, wie drei Generationen iranischer Frauen lernen, dass sie mehr sind als die Summe aus Familien- und Nationalgeschichte, Stolz und Reichtum. Elizabeths Lügen über die Familie, die im Roman nach und nach aufgedeckt werden, haben über die Jahre eine Macht aufgebaut, die die Familienmitglieder aus Respekt vor Geschichte und Heldenmythen aneinanderbanden und doch voneinander isolierten. Elizabeths Rolle wird schon durch die Erzählform des Romans gespiegelt: Als Einzige wird ihre Geschichte vom allwissenden Erzähler in der dritten Person wiedergegeben. Neben der dadurch entstehenden Distanz gewährt diese Perspektive auch einen exklusiven Einblick in das Wieso und Warum hinter Elizabeths Unwahrheiten.
Wie sehr sie durch diese Lügen und Isolation abgestumpft worden sind, realisieren Shirin, Bita, Elizabeth und Niaz spät, aber gerade noch rechtzeitig für einen Neuanfang. Subtil und dennoch klar zeigt Mahloudjis Roman, wie die Wahrheit den Frauen metaphorische Lasten von den Schultern nimmt. Sie finden zu sich selbst: Weit weg von Heldenmythos, Schönheitsideal oder Gesellschaftsklasse. LAURA ALBERMANN
Sanam Mahloudji:
"Die Perserinnen". Roman.
Aus dem Englischen
von Katharina Martl.
Piper Verlag, München 2024. 448 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.
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»In immer wieder neuen Debatten um Heimat, Migrationshintergrund und Flucht hat der Roman Aktualitätsbezug, ohne zu sehr oder zu oft in Klischees zu verfallen.« Laura Albermann Frankfurter Allgemeine Zeitung 20240709
Angekommen
Die Frauen der Familie Valiat haben ein glamouröses und angesehenes Leben in Teheran geführt, bis die islamische Republik ausgerufen wurde. Doch auch oder vor allem solch hochanerkannte Familien haben tiefgehende Fehler gemacht und sind unglücklich.
Ein …
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Angekommen
Die Frauen der Familie Valiat haben ein glamouröses und angesehenes Leben in Teheran geführt, bis die islamische Republik ausgerufen wurde. Doch auch oder vor allem solch hochanerkannte Familien haben tiefgehende Fehler gemacht und sind unglücklich.
Ein beeindruckender Einblick in das Leben der angesehenen Iranerinnen, was sie bewegt und was sie verletzt. Wie sie sich selbst im Weg stehen und merken, dass Geld und macht kein garant für Glück und Zufriedenheit ist. Wir begleiten vier Frauen der Familie Valiat auf dem Weg zu ihrem Glück.
Dieser Roman hat mich sehr berührt, die Frauen der Familie müssen einiges aushalten und das vor allem von ihrer eigentlichen Hauptbezugsperson, der Mutter. Denn seien wir mal ehrlich, es ist und bleibt meist die Mutter, an der man sich orientieren und geprägt wird. Wir beobachten, wie zumindest Maman Elizabeth einsieht, welche schwerwiegenden Fehler sie gemacht hat, wenn auch sehr spät.
Die Beschreibung des Iran vor der Revolution hat mich sehr beeindruckt, ich wusste dass die Perser sehr westlich orientiert waren, aber in diesem Maße hatte ich nicht erahnt. Ich hoffe, dass die Menschen dort irgendwann wieder normal ohne Überwachung und Angst leben können. Gleichzeitig finde ich es beeindruckend, wie vor allem Niaz mit diesen Regeln umging und ich hoffe, es gibt Frauen und Männer wie sie, die so handeln.
Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie fesselnd dieses Buch für mich war.
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„Die Woche war eine einzige Cartoon- und Drogenparty gewesen, bis vor einer Stunde, als ich meine Tante Shirin gegen Kaution aus dem Gefängnis von Aspen holen musste, wo sie wegen versuchter Prostitution festgehalten wurde“
So beginnt der Roman und dies ist die umgreifende …
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„Die Woche war eine einzige Cartoon- und Drogenparty gewesen, bis vor einer Stunde, als ich meine Tante Shirin gegen Kaution aus dem Gefängnis von Aspen holen musste, wo sie wegen versuchter Prostitution festgehalten wurde“
So beginnt der Roman und dies ist die umgreifende Klammer in der Ist-Zeit im Jahr 2009. Die Autorin schildert uns am Ende des Buches zwar noch den Prozeß, den Richterspruch allerdings enthält sie uns vor.
Die Iranerin SHIRIN Valiat verläßt mit ihrem Mann HOUMAN, ihrem Sohn MOHAMMED, ihrem Bruder NADER, sowie ihrer Schwester SIMA und deren Säugling BITA in den Revolutionswirren 1978 in letzter Minute den Iran in Richtung USA. Ihre sechsjährige Tochter NIAZ läßt sie, mehr ungewollt, als gewollt, bei ihrer Mutter ELIZABETH, der Großmutter der kleinen Niaz, zurück, ging man doch davon aus, daß man bald zurückkehrt, sobald sich die Lage im Heimatland wieder beruhigt hat. Zur Sicherheit hat jede der Exilantinnen etliche Millionen auf Schweizer Konten gebunkert und noch eine Handvoll Diamanten im Gepäck.
Nun aber schreiben wir bereits das Jahr 2009, Shirin ist mittlerweile 54 Jahre alt und wird im US-amerikanischen Nobelskiort Aspen der Anbahnung zur Prostitution verdächtigt. In 25 sich abwechselnden Kapiteln kommen nun Elizabeth, Shirin, Bita, Niaz und Sima zu Wort und schildern Kindheit, Jugend, Ist-Zeit und die Familienverhältnisse aus ihrer Sicht.
Abgestoßen hat mich verstörende Empathie- und Lieblosigkeit, die bei den Frauen dieser Familie vorherrscht und der grenzenlose Dünkel dieser Familie.
Diesen Frauen geht es in einer derart penetranten Art und Weise ausschließlich um das Aussehen und Äußerlichkeiten, daß nichts anderes mehr Thema ist. Ohne jeglichen Esprit, Geist oder Gefühl, von Mitgefühl ganz zu schweigen. Lesende werden gequält mit ständigen Beschreibungen des Aussehens, der Gesichtsgestaltung, Kosmetik, Kleidung, Accessoires, Schmuck, Modemarken etc. Natürlich, man kann als Autorin die ständige Beschäftigung der Protagonistinnen mit der Oberfläche des Körpers auch als Metapher für die Oberflächlichkeit ihres Wesens verwenden, doch die Intensität, mit der dies hier betrieben wird, deutet für mich darauf hin, daß es die Autorin nicht schafft, die nötige Distanz zu ihren Figuren einzulegen, was die Begeisterung für Äußerlichkeiten anbelangt. Die Männer werden in diesem Roman fast durchgehend als Witzfiguren dargestellt, Karikaturen ihrer selbst, meist tumbe übergroße Playmobil-Männchen und kaum der Erwähnung wert. Willkommen im Matriarchat der schlechten Art.
Selten hat mich Gelesenes so wenig berührt. Die Autorin ist teilweise sehr um Metaphern bemüht, die aber sehr gewollt und seltsam substanzlos ins Leere laufen, nur wenige treffen ins Schwarze. Überwiegend werden kurze Sätze oder Fragen bezugslos hintereinander gereiht. Ich befürchtete schon, daß sich sowohl der anspruchslose Schreibstil, als auch der belanglose Inhalt über die nächsten gut 300 Seiten von Teil II und Teil III fortsetzten.
Wir Menschen gewöhnen uns ja erstaunlich schnell an einen Umstand und so kann ich nun nicht mit Sicherheit sagen, ob es darauf zurückzuführen ist oder ob nun im II. und III. Abschnitt tatsächlich der Stil des Buches anspruchsvoller geworden ist.
Auch im II. Teil wird wieder in den Zeiten hin und hergesprungen, was dem Roman aber in keinster Weise Abbruch tut. Diese sich abwechselnden Kapitel aus verschiedener Sicht lesen sich sehr gut. Alle weiblichen Mitglieder der Familie erzählen in der Ich-Form, lediglich in den Kapiteln über Elisabeth weicht die Autorin davon ab. Warum, erschließt sich mir nicht. Obwohl dramatische und ihrem Wesen nach herzzerreißende Geschehnisse geschildert werden, bleibe ich von diesen auch im Rest des Buches seltsam unberührt.
Gegen Ende dieses II. Teils hält die Autorin für die Lesenden aber noch einen absoluten Knaller bereit, diesen werde ich aber nicht einmal andeuten, nur so viel sei verraten, es geht um familiäre Verhältnisse, es platzt quasi die Bombe.
Im III. Teil kommt dann die ganze Familie in der Ist-Zeit, etwa im Jahre 2009, in Amerika zusammen, um Shirin bei ihrem Prozeß zu unterstützen
Shirin, die Hauptfigur, ist das perfekte Stereotyp der reichen, verwöhnten, arroganten, geist- und empathielosen Orientalin. Natürlich gibt es diese auch in der US-amerikanischen und europäischen Ausführung, dann eher in blond. Würde man ihnen ihr Geld nehmen, hätte man vermutlich stinknormale Proleten vor sich. Umgekehrt funktioniert das natürlich auch.
Emotional berührt oder mit Erkenntnissen in Erstaunen versetzt wurde ich in diesem Roman nur an ganz wenigen Stellen.
Doch, eine Stelle hat mich zutiefst berührt, und zwar, als Elisabeth ihrer Enkelin Niaz gesteht, daß deren Mutter Shirin sie sehr wohl mit in die USA nehmen wollte. Ich wünschte die Autorin hätte auch an anderer Stelle des Romans mit derartiger Verve erzählt.“
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Schonungsloses und ehrliches Bild von Exil und Iran
„Die Perserinnen“, der erste Roman von Sanam Mahloudji, ist ein Buch, das in vielen Teilen so reich ist, wie die Jahrtausende alte Kultur des Iran. Ein Buch, gewidmet den vielen Frauen, die trotz der immer wieder aufkommenden …
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Schonungsloses und ehrliches Bild von Exil und Iran
„Die Perserinnen“, der erste Roman von Sanam Mahloudji, ist ein Buch, das in vielen Teilen so reich ist, wie die Jahrtausende alte Kultur des Iran. Ein Buch, gewidmet den vielen Frauen, die trotz der immer wieder aufkommenden Revolutions- und Neuerungsbewegungen im Iran noch immer ihre Stimme nur bedroht laut werden lassen können und zum Schweigen gebracht werden. Ein Buch, dass schonungslos und ehrlich ist und viele Skurrilitäten nicht verschweigt. Ein Buch, das ganz nebenbei zeigt, wie auch die Männer Opfer eines Staates werden, der autokratisch regiert wird. Ein Buch, dass den ganzen Wahnsinn unserer Zeit fasst und die richtigen Fragen stellt – und das alles in einer Familiengeschichte, die schräg, wild, oft zynisch, immer komisch und vor allem komplex, begeisternd und voller Liebe zu einem Haufen von Verrückten ist. Dieses Wort ist hier so liebevoll gemeint, wie die Autorin ihre Figuren schildert, die alle nicht gerade konventionell ticken – vielleicht weil das der einzig bleibende Ausweg in eine zumindest empfundene Freiheit ist.
Die Perserinnen, das sind Shirin, Sima, Elizabeth, Bita und Niaz, drei davon sind im Exil in den USA hängengeblieben, ein Exil, dass statt geplanter Monate Jahre andauert und nicht enden wird, zwei harren im Iran aus, nicht unbedingt fest entschieden. Alle schwimmen in ihrem Leben und ihnen gemein ist, dass ihre Position zwischen Heimatliebe und Hass letztlich nicht zu finden ist.
Mahloudji findet viele Worte, Szenen und Bilder für den Konflikt zwischen westlichem Leben und Tradition, an der mensch aber eigentlich doch nicht mehr festhalten darf, weil das Regime nicht tragbar ist. Manchmal zu viele Worte, ein bisschen mehr Kompaktheit hätte dem Roman gut getan. Mahloudji scheut sich dabei nicht, auch die Subkultur zu erzählen und das nicht-integrierende Verhalten im neuen Land, die Figuren sind nicht immer sympathisch, sie haben ihre Fehler und davon einige. Und das ist gut so! Denn hier wird ein ehrliches Bild von Exil und Iran gezeichnet, ein Vielfältiges, eines, dass Gutmenschentum ebenso vorführt wie die Tatsache, dass auch Opfer eines Regimes nicht immer nur nett sind – sie sind Menschen, wie wir alle. Das Buch bietet ein reiches Panorama eingebettet in eine Geschichte von Verhinderungen und beleuchtet ganz nebenbei viele Aspekte der Geschichte des Irans. Immer lebendig, immer lebenszugewandt gibt Mahloudji so den Frauen ihre Stimme und zeigt ihre Stärke. Sie finden immer einen Weg zu leben – und wo nicht mehr, da entscheiden sie selbst, wann und wie sie gehen wollen. Und dennoch spüren sie, wie sehr sie aus dem Verlust leben. „Was für eine Idiotin ich war, wie ich hier versuchte, eine bunte Schleife um einen Haufen Müll zu binden.“, schreibt Mahloudji.
Was wir auch sehen ist eine USA, die alles andere als offene Arme für Einwander:innen hat. Mahloudji macht sichtbar, dass in der Folge auch die Exilant:innen sich verschließen in ihrer Community. Diese Dynamik ist eine, die wir uns auch in Deutschland durchaus anziehen können. Der Prozess ist universell. Wann kann es endlich eine Öffnung geben? Die Autorin äußert durch Niaz: „Ich weiß, es hängt alles von den Frauen ab. Werden sie bereit sein?“ – aber hängt es nicht von den Männern ab? Wer muss sich bewegen, die Töchter oder die Söhne?
Ein starkes Buch, ein ehrliches Buch, eine Leseempfehlung für jeden Menschen, der sich mit der Situation im Iran beschäftigen möchte, ohne ein Geschichtsbuch zu lesen.
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Die Valiats gehörten zu den wichtigsten Familien im Iran. Während der Revolution entscheidet sich ein Teil der Familie in die USA zu ziehen. Der Roman erzählt aus den Sichtweisen der verschiedenen Frauen der Familie das Leben im Exil bzw. im Iran.
Der Roman hat eine Wucht, nicht zu …
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Die Valiats gehörten zu den wichtigsten Familien im Iran. Während der Revolution entscheidet sich ein Teil der Familie in die USA zu ziehen. Der Roman erzählt aus den Sichtweisen der verschiedenen Frauen der Familie das Leben im Exil bzw. im Iran.
Der Roman hat eine Wucht, nicht zu letzt durch eine der Protagonistinnen, Shirin. Das Portrait einer überreichen Familie, die auch im Exil in unvorstellbarem und verschwenderischem Luxus lebt. Und auch im Iran noch eine gewisse Sonderstellung inne hat. Eine Geschichte über den Schein und dem, was dahinter liegt. Schonungslos ehrlich und durchaus selbst-reflektierend. Und wie so oft in Familien scheint jeder in seinem eigenen Silo und gibt sorgsam darauf acht, was man nach außen hin preisgibt. Viele Verhaltensweisen lassen sich sicher als eine Reaktion auf die gegebenen Verhältnisse verstehen.
Ein einprägsamer Roman. Trotz der Länge hätte ich mir zum Teil noch mehr Tiefe zu den einzelnen Personen gewünscht.
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Nach über der Hälfte hat mich das BUch bisher leider immer noch nicht so recht gecatched.
Im Prinzip wechselt die Geschichte zwischen dem aktuellen Leben der Frauen in den USA und der iranischen Geschichte hin und zurück. Ich hatte gehofft, dass es mehr Bezug dazu gibt, wie die …
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Nach über der Hälfte hat mich das BUch bisher leider immer noch nicht so recht gecatched.
Im Prinzip wechselt die Geschichte zwischen dem aktuellen Leben der Frauen in den USA und der iranischen Geschichte hin und zurück. Ich hatte gehofft, dass es mehr Bezug dazu gibt, wie die Charakterinnen mit ihrem Erbe umgehen und wie sie sich in die USA einfügen.
Jedoch kommt es zumindest mir so vor wie ein Revival von Gossipgirl, nur eben mit hauptsächlich iranisch-stämmigen Charakteren und Zwischenrufen der iranischen Geschichte. Die Rückblicke beziehen sich dabei hauptsächlich auf das Innenleben der Charaktere, das Weltgeschehen passiert eher im Background.
Irgendwie bin ich einfach mit keinem der Charaktere warm geworden. Es spielt sich alles in der upper-class ab und alles ist super luxuriös, wozu ich keinen Bezug gefunden habe. Damit einher geht auch wie die Charactere miteinander umgehen und mit welchen Problemen sie isch auseinandersetzen - auch hier fehlt für mich die persönliche Bezugsebene.
Die Idee, die Geshichte über ca 5 Charaktere und 3 Generationen zu spannen finde ich im Prinzip sehr gut. In diesem Setting hat sich meine lauwarme Begeisterung dann aber auf 5 Handlungsstränge aufgeteilt - dabei habe ich dann leider irgendwann die Lust am Lesen verloren.
An sich ein gutes Buch, das die iranische Geschichte aufgreift und durch starke, rebellische, weibliche Hauptcharaktere wiedergibt. Nur leider dann doch nicht mein "cup of tea" durch den überspitzten Luxus, den stellenweise mangelnden Bezug zum Thema der iranischen Geschichte und Kultur und die Charaktergestaltung.
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Sozialstudien in rüdem Ton
Die politischen Verhältnisse in der Iranischen Republik sind ein Dauerthema in der Nachrichtenwelt, doch dieser Roman richtet zum ersten Mal den Blick auf die Auswirkungen der islamischen Revolution auf die Menschen des persischen Volkes, demonstriert an …
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Sozialstudien in rüdem Ton
Die politischen Verhältnisse in der Iranischen Republik sind ein Dauerthema in der Nachrichtenwelt, doch dieser Roman richtet zum ersten Mal den Blick auf die Auswirkungen der islamischen Revolution auf die Menschen des persischen Volkes, demonstriert an fünf Frauen einer Familie, die man getrost der früheren Elite zurechnen darf.
Abschreckend jedoch die Porträts der einzelnen Figuren, die an Kaltherzigkeit, innerer Leere, Langeweile kaum zu überbieten sind, präsentiert in zeitweise recht rüder Sprache, ohne dass die Notwendigkeit dieses Idioms wirklich ersichtlich wird.
Was der Klappentext als großes Familiengeheimnis verkauft, ist eine verwandtschaftliche Konstellation, wie sie in jedem Groschenroman vorkommen könnte.
Die Protagonistinnen verteilen sich auf drei Generationen, zwei von ihnen sind in Persien zurückgeblieben, während die anderen, begünstigt durch den immensen Reichtum ihrer Familie, ihr Heil in der Flucht nach Amerika suchten. Es wäre für den Leser überaus reizvoll gewesen, detailliertere Informationen über die historischen Entwicklungen zu erhalten, dargestellt an den handelnden Figuren. Doch die Charaktere bleiben holzschnittartig, die Geschichte des Landes schemenhaft. Außer ihrem sagenhaften Vermögen und den Spielarten ihrer diversen Neurosen haben diese Frauen wenig zu bieten.
Insgesamt stellt die Lektüre dieses Romans leider eine ziemliche Enttäuschung dar.
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Ich hatte mir hier etwas völlig anderes erwartet.
Fünf Frauen aus unterschiedlichen Generationen, eine davon aus dem Jenseits, erzählen ihre Geschichte über ihr Leben im Iran, ihre Flucht, ihr Leben im Exil bzw. ihr Leben als Frau mit persischen Vorfahren. Die Geschichten …
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Ich hatte mir hier etwas völlig anderes erwartet.
Fünf Frauen aus unterschiedlichen Generationen, eine davon aus dem Jenseits, erzählen ihre Geschichte über ihr Leben im Iran, ihre Flucht, ihr Leben im Exil bzw. ihr Leben als Frau mit persischen Vorfahren. Die Geschichten fallen so unterschiedlich aus, wie die Frauen sehr unterschiedliche Persönlichkeiten haben. Die Frage und die Auseinandersetzung, wie jede von ihnen zu ihren Wurzeln steht, habe ich aber nur teilweise gesehen.
Die Geschichten von Bita und Niaz, den jüngsten Frauen der Runde, fand ich dabei noch am interessantesten. Sie sind Nachfahrinnen der geflüchteten Elterngeneration. Bita ist in den USA groß geworden, sie kennt die Heimat ihrer Eltern nur aus Erzählungen. Dementsprechend hat sie nur eine vage Vorstellung der politischen Lage vor Ort. Das wird deutlich, wenn Telefonate mit Niaz beschrieben werden, die den Iran nie verlassen hat. Hier prallen nicht nur unterschiedliche Vorstellungen aufeinander, sondern auch unterschiedliche Lebensentwürfe und Zukunftsträume. Niaz' Kapitel sind auch die, die dem Leser am ehesten ein Leben unter dem Mullah-Regime verdeutlichen und den Wandel in der iranischen Gesellschaft näher bringen. Bei beiden Frauen ist das Beharren auf den Namen und das Prestige, der damit einst einherging, wenig ausgeprägt.
Die Geschichten von Shirin und Elizabeth haben den Vogel in negativer Hinsicht für mich allerdings komplett abgeschossen. Von dem vielen Alkohol (immer ein Glas Champagner in der Nähe... das hat schon fast was von Claudia Obert) und dem Drogenexzess zu Beginn des Buches mal abgesehen - ich habe selten so unsympathische Hauptfiguren gelesen. Man lebt von einem einst im Iran bekannten Namen, aber von Eleganz war da nicht viel zu sehen. Völlig empathielos werden da Aussagen über Familienmitglieder in den Raum getätigt, die einfach sehr weit weg von liebevoller Ironie sind. Mir ging diese Figur schon nach kurzer Zeit furchtbar auf die Nerven. Empathie- und lieblos, beharrend auf totalem Dünkel und einer schon abstoßenden Dekadenz, in der das Geld regelrecht verschleudert wird.
Eigentlich schade, denn Simas Geschichte zeigt, dass die Autorin es auch besser kann. Dort werden Themen wie Ausgrenzung und Integration auf ganz andere Weise verarbeitet.
Auch wenn es sicherlich sehr schwer ist, seine Heimat aufgeben zu müssen um nicht Gefahr zu laufen, getötet werden, aber das hier Geschriebene ist mir einfach viel zu abgehoben und verdreht. Es gelang mir einfach nicht für eine der Figuren Mitgefühl oder Verständnis zu entwickeln. Die Geschichte hat mich diesen Frauen leider kein Stück nähergebracht und war für mein Empfinden auch häufig zu sehr in die Länge gezogen. Trotz eines insgesamt gut zu lesenden Stils, war es nicht ganz so einfach bei der Stange zu bleiben. Daran ändert auch ein eilig herbeigezaubertes (wenn auch früh absehbares) Familiengeheimnis leider nichts.
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Farbige Familiengeschichte
Fünf Frauen einer iranischen Familie, getrennt durch die Iranische Revolution.
Vor dem Sturz des Shahs führten die Valiats ein Jetset-Leben. Sportwagen, teure westliche Klamotten, Partys. Die Töchter Shirin und Sima gingen auf eine teure, …
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Farbige Familiengeschichte
Fünf Frauen einer iranischen Familie, getrennt durch die Iranische Revolution.
Vor dem Sturz des Shahs führten die Valiats ein Jetset-Leben. Sportwagen, teure westliche Klamotten, Partys. Die Töchter Shirin und Sima gingen auf eine teure, nicht-relgiöse Schule. Nach der Revoution blieben Mutter Elizabeth und deren Enkelin Niaz, die Tochter von Shirin in Teheran, Shirin und Sima gingen in die USA.
Einmal im Jahr trifft sich die Familie im exklusiven Aspen. Dort eskaliert 2004, kurz vor Beginn des Romans, die Situation, Shirin wird verhaftet. Als Elizabeth und Niaz anreisen, werden alte Familiengeschichten aufgewühlt und Dinge fordern eine Klärung.
Vielstimmig erzählt Sanam Mahloudji über Herkunft und Exil, Familienbande und Verletzungen und Identität. Das ist manchmal heiter und leicht, manchmal ein wenig pathetisch, immer aber unterhaltsam und farbig.
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In diesem Buch wird über Perserinnen erzählt, die alle eine gemeinsame Lebensgeschichte mit ihren weiblichen Familienmitgliedern teilen. Während der Umbrüche im Iran 1979 flieht die Familie über Umwege in die USA. Einige der Familienmitglieder bleiben zurück und sehen …
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In diesem Buch wird über Perserinnen erzählt, die alle eine gemeinsame Lebensgeschichte mit ihren weiblichen Familienmitgliedern teilen. Während der Umbrüche im Iran 1979 flieht die Familie über Umwege in die USA. Einige der Familienmitglieder bleiben zurück und sehen sich für eine lange Zeit nicht mehr wieder. Es wird über die politischen und sozialen Ereignisse erzählt. Mit viel Spannung und Emotion konnte ich mich gut in die Geschehnisse hineinfühlen. Die Figur Shirin ist mir sehr polarisierend und ich fühlte viele Emotionen aufeinmal, was nicht unbedingt ganz schön war. Der Schreibstil gefällt mir besonders und der Lesefluss ist schön mitzulesen. Die Sprache gefällt mir ebenso. Das Cover hat mich besonders in den Bann gezogen. Die knallrote Farbe im Hintergrund und die schwarze Haarfarbe der Frau gefallen mir sehr.
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Ein toller Roman, der uns über einen Zeitraum von fast 60 Jahren mittnimmt um die iranische Geschichte besser kennen zu lernen und das Leben in diesem Land und auch im Exil.
In dieser Familiengeschichte begleiten wir fast ausschließlich nur Frauen, in einem Land wiederkehrender …
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Ein toller Roman, der uns über einen Zeitraum von fast 60 Jahren mittnimmt um die iranische Geschichte besser kennen zu lernen und das Leben in diesem Land und auch im Exil.
In dieser Familiengeschichte begleiten wir fast ausschließlich nur Frauen, in einem Land wiederkehrender Revolutionen, Regimewechsel und Unterdrückung der Menschen dort, vor allem der Frauen.
Aus immer wieder wechselnden Perspektiven begleiten wir Elizabeth, Shirin, Sima, Bita und Niaz. Wir durchlaufen verschieden Lebensphasen der Frauen und hoffen und leiden und lachen mit Ihnen. Nicht jeder dieser Frauen war mir beim lesen sympathisch, aber trotzdem jede hat ihren Charakter und kämpft für ein gutes leben und das macht diese Buch dann doch zu einem tollen Gesamtpaket.
Ein tolles, informatives Buch mit interessanten Persönlichkeiten.
Mir hat dieses Debut sehr gut gefallen und ich kann es absolut weiterempfehlen.
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