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Ein Buch wie irisches Wetter, plötzlich breitet sich die Sonne wie Glück über dem frischen Grün ausDie neunzehnjährige Ruth leidet an Leukämie und darf ihr Bett nicht verlassen. So liegt sie in ihrem Zimmer hoch über dem Fluss Shannon, während der irische Regen unablässig auf das Dach prasselt, und liest sich durch die dreitausendneunhundertfünfundachtzig Bücher, die ihr Vater Virgil Swain ihr hinterlassen hat. Inspiriert von der Lektüre und ihrer eigenen überbordenden Fantasie lässt sie vor den Augen des Lesers ihre Ahnen aufmarschieren: Urgroßvater Absalom Swain, den Reverend,...
Ein Buch wie irisches Wetter, plötzlich breitet sich die Sonne wie Glück über dem frischen Grün aus
Die neunzehnjährige Ruth leidet an Leukämie und darf ihr Bett nicht verlassen. So liegt sie in ihrem Zimmer hoch über dem Fluss Shannon, während der irische Regen unablässig auf das Dach prasselt, und liest sich durch die dreitausendneunhundertfünfundachtzig Bücher, die ihr Vater Virgil Swain ihr hinterlassen hat. Inspiriert von der Lektüre und ihrer eigenen überbordenden Fantasie lässt sie vor den Augen des Lesers ihre Ahnen aufmarschieren: Urgroßvater Absalom Swain, den Reverend, Großvater Abraham, der beim Stabhochsprung das Fliegen lernte, und schließlich ihre Eltern Virgil und Mary, die sich vornahmen, die unfruchtbarsten vierzehn Morgen Erde, die Westirland zu bieten hat, urbar zu machen.
Eine vielschichtige, tragische, oft aber auch sehr amüsante Familiengeschichte aus Irland, voller Pointen und Anekdoten und berührender Gedanken über das Leben und die Literatur. Ein Roman, in dem die Worte selbst zu einem Fluss werden, der den Leser davonträgt.
Die neunzehnjährige Ruth leidet an Leukämie und darf ihr Bett nicht verlassen. So liegt sie in ihrem Zimmer hoch über dem Fluss Shannon, während der irische Regen unablässig auf das Dach prasselt, und liest sich durch die dreitausendneunhundertfünfundachtzig Bücher, die ihr Vater Virgil Swain ihr hinterlassen hat. Inspiriert von der Lektüre und ihrer eigenen überbordenden Fantasie lässt sie vor den Augen des Lesers ihre Ahnen aufmarschieren: Urgroßvater Absalom Swain, den Reverend, Großvater Abraham, der beim Stabhochsprung das Fliegen lernte, und schließlich ihre Eltern Virgil und Mary, die sich vornahmen, die unfruchtbarsten vierzehn Morgen Erde, die Westirland zu bieten hat, urbar zu machen.
Eine vielschichtige, tragische, oft aber auch sehr amüsante Familiengeschichte aus Irland, voller Pointen und Anekdoten und berührender Gedanken über das Leben und die Literatur. Ein Roman, in dem die Worte selbst zu einem Fluss werden, der den Leser davonträgt.
Williams, Niall
Niall Williams wurde 1958 in Dublin geboren und lebt heute im westirischen Kiltumper. Zusammen mit seiner Frau Christine Breen verfasst er Bücher über das Leben in einem kleinen irischen Dorf. Sein erster Roman, "Das Alphabet der Liebe", erschien in elf Ländern und war über viele Wochen hinweg Nummer eins der irischen Bestsellerliste. "Die Geschichte des Regens", sein neunter Roman, stand 2014 auf der Longlist des renommierten Booker-Preises und erhielt hymnische Besprechungen.
Handels, Tanja
Tanja Handels, geboren 1971 in Aachen, lebt und arbeitet in München, übersetzt zeitgenössische britische und amerikanische Romane, u.a. von Zadie Smith, Elizabeth Gilbert, Tim Glencross und Scarlett Thomas, und ist als Dozentin für Literarisches Übersetzen tätig.
Niall Williams wurde 1958 in Dublin geboren und lebt heute im westirischen Kiltumper. Zusammen mit seiner Frau Christine Breen verfasst er Bücher über das Leben in einem kleinen irischen Dorf. Sein erster Roman, "Das Alphabet der Liebe", erschien in elf Ländern und war über viele Wochen hinweg Nummer eins der irischen Bestsellerliste. "Die Geschichte des Regens", sein neunter Roman, stand 2014 auf der Longlist des renommierten Booker-Preises und erhielt hymnische Besprechungen.
Handels, Tanja
Tanja Handels, geboren 1971 in Aachen, lebt und arbeitet in München, übersetzt zeitgenössische britische und amerikanische Romane, u.a. von Zadie Smith, Elizabeth Gilbert, Tim Glencross und Scarlett Thomas, und ist als Dozentin für Literarisches Übersetzen tätig.
Produktdetails
- Verlag: DVA
- Originaltitel: History of the Rain
- Seitenzahl: 416
- Erscheinungstermin: 7. Oktober 2015
- Deutsch
- Abmessung: 217mm x 142mm x 30mm
- Gewicht: 588g
- ISBN-13: 9783421046871
- ISBN-10: 3421046875
- Artikelnr.: 42685921
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
"Ein hinreißender Sprachschwall, wunderschön - ein Roman, der die Liebe zur Literatur in seine eigene, berührende Geschichte mit einschreibt." -- Guardian
"Brillant. Jeder Absatz bittet darum, noch einmal gelesen, nachgeschmeckt zu werden. Dieser Roman ist kein Fast Food, sondern ein langsam vor sich hin köchelndes Gericht, dessen Zutaten Zeit brauchen, um ihr volles Aroma zu entwickeln." -- The Times
"Die Schilderung der zum Scheitern verdammten Kindheitsbeziehung zwischen Ruth und ihrem Zwillingsbruder ist extrem berührend. Beim letzten Kapitel hatte ich Tränen in den Augen." -- Sunday Times
"Dieses Buch muss man langsam lesen und genießen. Denn nur dann, wie ein gutes Gedicht, wird es all seine Schätze freigeben." -- Daily Express
"Ein lyrischer Lobgesang auf die Freuden des Lesens und das Glück des Zufalls, reich an Anspielungen und voller Hoffnung." -- Daily Telegraph
"Ein Buch, in Poesie und Mondlicht gebadet." -- TheTimes
"Brillant. Jeder Absatz bittet darum, noch einmal gelesen, nachgeschmeckt zu werden. Dieser Roman ist kein Fast Food, sondern ein langsam vor sich hin köchelndes Gericht, dessen Zutaten Zeit brauchen, um ihr volles Aroma zu entwickeln." -- The Times
"Die Schilderung der zum Scheitern verdammten Kindheitsbeziehung zwischen Ruth und ihrem Zwillingsbruder ist extrem berührend. Beim letzten Kapitel hatte ich Tränen in den Augen." -- Sunday Times
"Dieses Buch muss man langsam lesen und genießen. Denn nur dann, wie ein gutes Gedicht, wird es all seine Schätze freigeben." -- Daily Express
"Ein lyrischer Lobgesang auf die Freuden des Lesens und das Glück des Zufalls, reich an Anspielungen und voller Hoffnung." -- Daily Telegraph
"Ein Buch, in Poesie und Mondlicht gebadet." -- TheTimes
Nach der Sintflut kam das Wasser
Am Ufer des Shannon: Niall Williams' "Geschichte des Regens" erzählt eine etwas andere irische Familiensaga
Dieser Roman ist nah am Wasser gebaut, aber alles andere als rührselig. Dabei erzählt ihn die junge bettlägerige Heldin wie eine irische Scheherezade, um den Tod auf Distanz zu halten. Draußen wälzt der Shannon seine breiten Fluten einem endlosen Mündungsdelta und dem Atlantik entgegen und entfaltet einen Sog, der sich der Handlung mitteilt. Wir sind in Faha, einem kleinen Ort in County Clare: Hier "ist jeder eine lange Geschichte".
Ruth Swain, die Erzählerin, "ein blässliches, unbräunbar sonderbares Etwas von sommersprossigem Flusskind", berichtet die Geschichte
Am Ufer des Shannon: Niall Williams' "Geschichte des Regens" erzählt eine etwas andere irische Familiensaga
Dieser Roman ist nah am Wasser gebaut, aber alles andere als rührselig. Dabei erzählt ihn die junge bettlägerige Heldin wie eine irische Scheherezade, um den Tod auf Distanz zu halten. Draußen wälzt der Shannon seine breiten Fluten einem endlosen Mündungsdelta und dem Atlantik entgegen und entfaltet einen Sog, der sich der Handlung mitteilt. Wir sind in Faha, einem kleinen Ort in County Clare: Hier "ist jeder eine lange Geschichte".
Ruth Swain, die Erzählerin, "ein blässliches, unbräunbar sonderbares Etwas von sommersprossigem Flusskind", berichtet die Geschichte
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ihrer Sippe von der Quelle, also vom Urgroßvater an, bis in die Gegenwart ihrer Dachstubenexistenz, während sie auf den Fluss ihres Blutes und das ewige Regenrauschen über sich horcht (in Faha regnet es angeblich seit dem sechzehnten Jahrhundert; einmal spricht Ruth vom nassesten Jahr seit der Sintflut). Sie erzählt die Geschichte auf ihre Weise, denn ein linearer Plot, verrät sie, sei nur etwas für altkluge Schuljungen: "Dies, werter Leser, ist eine Flusserzählung. Mein bevorzugtes Stilmittel ist der Mäander."
Ruth ist die unwiderstehliche Mischung aus einer vorwitzigen, rotzfrechen Göre im "Busen-Wartestand" und einer ausgeklügelten Leseratte, zu der Krankheit und Genetik sie gemacht haben. Ihre Spezialität ist literarisches name dropping; nicht in der exzentrisch versnobten Manier eines Arno Schmidt, sondern herzhaft klassisch und insular. Als gewissenhafte Chronistin ihrer Lektüren gibt sie stets den benutzten Text mit Verlag und Erscheinungsjahr an, lauter preiswerte Taschenbuchausgaben. Zu Recht rügt sie an den Penguin Classics, dass sie rasch vergilben und bei wiederholtem Lesen, ihrer eigentlichen raison d'être, leicht aus dem Leim gehen.
Unablässig verwebt Ruth ihre Familiensaga mit den angelesenen Geschichten und unterlegt ihren Text mit markierten und unmarkierten Zitaten. Zu ihren Lieblingen gehören Kreative aus Kränklichkeit wie R. L. Stevenson und eigenwillige Außenseiter der Literatur wie Emily Dickinson. Gleich ihrem Vater, der den verheißungsvollen Dichternamen Virgil trägt und zu früh stirbt, lässt sie sich vom Lesen zum Schreiben forttragen. Lektüre wird so zu Literatur, die spekulative Ahnenforschung zu einer Form der Vatersuche. Die über sie verhängte Immobilität verlangt geradezu nach Ausschweifung - in Sprache wie Phantasie.
Ruths Bett, vom Vater so liebevoll wie amateurhaft zurechtgezimmert, ist "das große schwere Himmelsboot, mit dem ich bis heute segle", buchstäblich ein Boot im Büchermeer. Wie kann sie den Gesprächston der Vorfahren so genau treffen, als sei sie dabei gewesen? Ob Hörensagen oder Intuition, sie kann es jedenfalls. Dabei spinnt sie weiter am Mythos der Swain-Sippe von der "Last des Unmöglich Hohen Anspruchs", wie ihn schon der englische Urgroßvater, genannt Der Reverend, mit seinem herausfordernden Kinn verkörpert hat.
Die Ikarus-Statue am Ortseingang von Faha hielte, wenn man sie denn wahrnähme, einen Fingerzeig für all jene bereit, die zu hoch hinaus wollen. Großvater Abraham wird nicht, wie väterlicherseits vorgesehen, die nächste große Nummer in der geistlichen Hierarchie. Er landet stattdessen 1914 halbtot in einem Bombentrichter, worauf er Gott und Vater den Rücken kehrt und sich vom Zufall nach Irland verschlagen lässt. Dort freundet er sich mit hochspringenden Lachsen an und macht sich daran, Ruths Vater zu zeugen. Besagter Virgil verliert sich lesend in "Moby-Dick", treibt folglich jahrelang als Seemann über die Meere, starrt irgendwann wie hypnotisiert auf die Wellen des Shannon, die ihn ins Jenseits ziehen wollen, wird Farmer auf hoffnungslosem Boden und zuletzt ein Dichter, der getreu dem Gesetz seiner Sippe am hohen Anspruch scheitert und seine Verse im Fluss ertränkt.
Aber dieses Plot-Resümee ist irreführend. Es verrät nichts vom reichen Leben, das die Bilanz des Scheiterns und den Sog des Todes umspielt; nichts von der Farbigkeit der Figuren und vom Humor, der ihnen ihre spezifische Wärme gibt, von der umwerfenden Tragikomik der Liebeszenen am Shannon, denen Virgil seine Rettung und Ruth ihre Entstehung verdankt. Tristram Shandy, auch ein Ire, grüßt aus nicht allzu weiter Ferne. Niall Williams, ein alter Hase auf dem Feld der irischen Fabulierkunst, versorgt seine Heldin reichlich mit ironischen Reflexionen zum Thema - "in Irland reicht die Phantasie bis jenseits von Jenseits" -, während er routiniert an der Schraube des Unheils dreht: Kindstod des Bruders, Überschwemmung, Feuersbrunst, alles inbegriffen.
Doch das Wunder des Buches sind seine Figuren und ihre Überlebenskünste, dabei allen voran die humoristisch getönte Sprache und die familieneigene Fähigkeit der Swains, sich mit ihrer Hilfe in ein "Anderswo" abzusetzen. Ruth ist darin Meisterin, was sich mit ihrem scharfen, oft sarkastischen Blick auf die Dinge dieser Welt bestens verträgt. Ihre Illusionslosigkeit stellt keineswegs die Liebe in Frage, die ihr von der Familie und der Dorfgemeinschaft zuteil wird. Ihr Witz ist keine Rache einer Zukurzgekommenen an der vermeintlich normalen Welt.
Die Übersetzerin Tanja Handels hat sich rückhaltlos und lustvoll auf diesen Text eingelassen. Sie trifft seine Schnoddrigkeit ebenso wie seine Wortspielerei und seinen Überschwang: "Mrs. Quinty (die Englischlehrerin) meint, ich litte an Stilistischer Überfülle und müsse mich zügeln." Das tut gottlob weder die Heldin noch ihre Übersetzerin. Letztere scheint alles Erdenkliche zu wissen, also nicht nur, dass die Abkürzung GAA für Gaelic Athletic Association steht, sondern auch, dass der gelbe Ziegelsteinweg aus dem "Zauberer von Oz" stammt, und lässt derlei hilfreiche Informationen ohne pedantische "A.d.Ü." in ihre Version einfließen.
Kurz und gut: Auf Englisch wie auf Deutsch ist dieses Buch die reinste Lesefreude.
WERNER VON KOPPENFELS
Niall Williams: "Die Geschichte des Regens". Roman.
Aus dem Englischen von
Tanja Handels. Deutsche
Verlags-Anstalt, München 2015. 416 S., geb., 22,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ruth ist die unwiderstehliche Mischung aus einer vorwitzigen, rotzfrechen Göre im "Busen-Wartestand" und einer ausgeklügelten Leseratte, zu der Krankheit und Genetik sie gemacht haben. Ihre Spezialität ist literarisches name dropping; nicht in der exzentrisch versnobten Manier eines Arno Schmidt, sondern herzhaft klassisch und insular. Als gewissenhafte Chronistin ihrer Lektüren gibt sie stets den benutzten Text mit Verlag und Erscheinungsjahr an, lauter preiswerte Taschenbuchausgaben. Zu Recht rügt sie an den Penguin Classics, dass sie rasch vergilben und bei wiederholtem Lesen, ihrer eigentlichen raison d'être, leicht aus dem Leim gehen.
Unablässig verwebt Ruth ihre Familiensaga mit den angelesenen Geschichten und unterlegt ihren Text mit markierten und unmarkierten Zitaten. Zu ihren Lieblingen gehören Kreative aus Kränklichkeit wie R. L. Stevenson und eigenwillige Außenseiter der Literatur wie Emily Dickinson. Gleich ihrem Vater, der den verheißungsvollen Dichternamen Virgil trägt und zu früh stirbt, lässt sie sich vom Lesen zum Schreiben forttragen. Lektüre wird so zu Literatur, die spekulative Ahnenforschung zu einer Form der Vatersuche. Die über sie verhängte Immobilität verlangt geradezu nach Ausschweifung - in Sprache wie Phantasie.
Ruths Bett, vom Vater so liebevoll wie amateurhaft zurechtgezimmert, ist "das große schwere Himmelsboot, mit dem ich bis heute segle", buchstäblich ein Boot im Büchermeer. Wie kann sie den Gesprächston der Vorfahren so genau treffen, als sei sie dabei gewesen? Ob Hörensagen oder Intuition, sie kann es jedenfalls. Dabei spinnt sie weiter am Mythos der Swain-Sippe von der "Last des Unmöglich Hohen Anspruchs", wie ihn schon der englische Urgroßvater, genannt Der Reverend, mit seinem herausfordernden Kinn verkörpert hat.
Die Ikarus-Statue am Ortseingang von Faha hielte, wenn man sie denn wahrnähme, einen Fingerzeig für all jene bereit, die zu hoch hinaus wollen. Großvater Abraham wird nicht, wie väterlicherseits vorgesehen, die nächste große Nummer in der geistlichen Hierarchie. Er landet stattdessen 1914 halbtot in einem Bombentrichter, worauf er Gott und Vater den Rücken kehrt und sich vom Zufall nach Irland verschlagen lässt. Dort freundet er sich mit hochspringenden Lachsen an und macht sich daran, Ruths Vater zu zeugen. Besagter Virgil verliert sich lesend in "Moby-Dick", treibt folglich jahrelang als Seemann über die Meere, starrt irgendwann wie hypnotisiert auf die Wellen des Shannon, die ihn ins Jenseits ziehen wollen, wird Farmer auf hoffnungslosem Boden und zuletzt ein Dichter, der getreu dem Gesetz seiner Sippe am hohen Anspruch scheitert und seine Verse im Fluss ertränkt.
Aber dieses Plot-Resümee ist irreführend. Es verrät nichts vom reichen Leben, das die Bilanz des Scheiterns und den Sog des Todes umspielt; nichts von der Farbigkeit der Figuren und vom Humor, der ihnen ihre spezifische Wärme gibt, von der umwerfenden Tragikomik der Liebeszenen am Shannon, denen Virgil seine Rettung und Ruth ihre Entstehung verdankt. Tristram Shandy, auch ein Ire, grüßt aus nicht allzu weiter Ferne. Niall Williams, ein alter Hase auf dem Feld der irischen Fabulierkunst, versorgt seine Heldin reichlich mit ironischen Reflexionen zum Thema - "in Irland reicht die Phantasie bis jenseits von Jenseits" -, während er routiniert an der Schraube des Unheils dreht: Kindstod des Bruders, Überschwemmung, Feuersbrunst, alles inbegriffen.
Doch das Wunder des Buches sind seine Figuren und ihre Überlebenskünste, dabei allen voran die humoristisch getönte Sprache und die familieneigene Fähigkeit der Swains, sich mit ihrer Hilfe in ein "Anderswo" abzusetzen. Ruth ist darin Meisterin, was sich mit ihrem scharfen, oft sarkastischen Blick auf die Dinge dieser Welt bestens verträgt. Ihre Illusionslosigkeit stellt keineswegs die Liebe in Frage, die ihr von der Familie und der Dorfgemeinschaft zuteil wird. Ihr Witz ist keine Rache einer Zukurzgekommenen an der vermeintlich normalen Welt.
Die Übersetzerin Tanja Handels hat sich rückhaltlos und lustvoll auf diesen Text eingelassen. Sie trifft seine Schnoddrigkeit ebenso wie seine Wortspielerei und seinen Überschwang: "Mrs. Quinty (die Englischlehrerin) meint, ich litte an Stilistischer Überfülle und müsse mich zügeln." Das tut gottlob weder die Heldin noch ihre Übersetzerin. Letztere scheint alles Erdenkliche zu wissen, also nicht nur, dass die Abkürzung GAA für Gaelic Athletic Association steht, sondern auch, dass der gelbe Ziegelsteinweg aus dem "Zauberer von Oz" stammt, und lässt derlei hilfreiche Informationen ohne pedantische "A.d.Ü." in ihre Version einfließen.
Kurz und gut: Auf Englisch wie auf Deutsch ist dieses Buch die reinste Lesefreude.
WERNER VON KOPPENFELS
Niall Williams: "Die Geschichte des Regens". Roman.
Aus dem Englischen von
Tanja Handels. Deutsche
Verlags-Anstalt, München 2015. 416 S., geb., 22,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Kurz und gut: Auf Englisch wie auf Deutsch ist dieses Buch die reinste Lesefreude." Frankfurter Allgemeine Zeitung, Werner von Koppenfels
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Dieses Buch ist das reinste Vergnügen, verspricht Werner von Koppenfels, der hier eine herrlich komische, immer wieder an Tristram Shandy erinnernde irische Familiensaga gelesen hat. Ganz verzückt folgt der Kritiker der ans Bett gefesselten Erzählerin Ruth, die ihre eigene Familiengeschichte mit zahlreichen Lektürehinweisen, etwa auf R. L. Stevenson oder Emily Dickinson, schmückt und deren fantasiereichem überbordenden Erzählfluss sich der Rezensent gar nicht mehr entziehen kann. Insbesondere aber lobt Koppenfels Williams Kunst der farbigen Figurenzeichnung und den wunderbaren Sarkasmus, mit dem er hier das hereinbrechende Unheil schildert. Nicht zuletzt würdigt der Kritiker die Übersetzung von Tanja Handels, die Williams "Schnoddrigkeit" und Überschwänglichkeit brillant ins Deutsche überträgt.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
"Die Geschichte des Regens" habe ich ehrlich gesagt nur durch Zufall entdeckt und ich muss sagen, dass ich es schon fast nicht gelesen hätte, wenn man es mir nicht noch zusätzlich empfohlen hätte. Hier hätte ich somit fast schon ein kleines Meisterwerk verpasst, denn …
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"Die Geschichte des Regens" habe ich ehrlich gesagt nur durch Zufall entdeckt und ich muss sagen, dass ich es schon fast nicht gelesen hätte, wenn man es mir nicht noch zusätzlich empfohlen hätte. Hier hätte ich somit fast schon ein kleines Meisterwerk verpasst, denn dieses Werk ist nicht nur großartig geschrieben, sondern überzeugt auch mit interessanten Figuren.
Niall Williams besitzt einen sehr ansprechenden Schreibstil, der sich leicht und flüssig lesen lässt. Trotz der Leichtigkeit besitzt die Geschichte aber auch Themen, die mich sehr berührt und zum Nachdenken angeregt haben, was dazu geführt hat, dass ich das Buch nur sehr selten aus den Händen legen konnte. Hier wird einem nicht nur eine Familiengeschichte präsentiert, sondern auch die Literatur stark hervorgehoben, denn für die 19-jährige Ruth, die an Leukämie erkrankt und ans Bett gefesselt ist, waren Bücher schon immer ein wichtiges Thema in ihrem Leben, sodass die vielen Geschichten sie auch in ihren düstersten Stunden begleiten.
Die Liebe zur Literatur hat sie von ihrem Vater geerbt, denn auch dieser liest nicht nur gerne, sondern ist auch ein grandioser Geschichtenerzähler und vor allem Sammler diverser Literatur, die Ruth im Laufe ihrer Krankheit immerzu liest. Allerdings geht es in dieser Geschichte auch um sehr viel mehr, denn ihre Familie ist hier ebenfalls ein wichtiger Bestandteil, den man als Leser ganz genau kennen lernt. Da gibt es z.B. ihre Eltern, ihren Zwillingsbruder oder auch ihre Großeltern, von denen viel erzählt wird. Gleichzeitig kommen auch Irland-Fans hier voll und ganz auf ihre Kosten, denn hier werden einzelne Landschaften, der Fluss Shannon und weitere Dinge thematisiert, die Irland so liebenswert machen.
So sehr ich die Geschichte auch genossen habe, so muss man sagen, dass man für die Geschichte wirklich Zeit braucht und sich auch voll und ganz darauf einlassen muss. Wer also "nur mal so" zwischendurch liest und sich nicht gänzlich für Literatur im Allgemeinen interessiert, der wird sich mit "Die Geschichte des Regens" vielleicht ein wenig schwer tun. Wer wie ich allerdings nahezu jedes Buch interessant findet, der sollte hier trotz des doch recht happigen Preises unbedingt zugreifen, denn Niall Williams kann einfach verdammt gut schreiben.
Das Cover hat mir auf den ersten Blick eher weniger gefallen, allerdings wird dieses von Mal zu Mal besser, je häufiger man es sich anschaut und je mehr man vom Inhalt der Geschichte erfährt, denn die Regentropfen, das Wasser und auch die Fische passen perfekt zur Geschichte. Die Kurzbeschreibung konnte mich dagegen von Anfang an überzeugen, sodass ich dem Buch gerne eine Chance gegeben habe.
Insgesamt konnte mich "Die Geschichte des Regens" mit seinen starken Figuren und einer mehr als interessanten Handlung vollends begeistern, sodass ich dieses Buch gerne gelesen und geradezu verschlungen habe. Fans von Literatur und Irland kommen hier besonders auf ihre Kosten, wer allerdings ein typisches Krebs-Buch erwartet, der wird eher enttäuscht sein. Ich kann es nur empfehlen!
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Die Geschichte des Regens ist ein wunderbares Buch über eine irische Familiengeschichte und über die Liebe zur Literatur, zum Ausdruck gebracht von einem todkranken 19jährigen irischem Mädchen, das sich mir erst mit einiger Mühe erschlossen hat.
Ruth Swain ist durch …
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Die Geschichte des Regens ist ein wunderbares Buch über eine irische Familiengeschichte und über die Liebe zur Literatur, zum Ausdruck gebracht von einem todkranken 19jährigen irischem Mädchen, das sich mir erst mit einiger Mühe erschlossen hat.
Ruth Swain ist durch schwere Krankheit an ihr Bett gebunden und lebt im Dachgeschoss ihres Elternhauses umgeben von 3589 Büchern ihres Vaters und dem Regen, der über ihr Dachfenster fließt. Sie spürt den Geschichte ihrer Familie nach, begleitet vom Vermächtnis ihres Vaters, das sie in den sie umgebenden Figuren und Geschichten der Bibliothek findet. Ruth taucht als Erzählerin in die Bücherwelten ein und kann so ihren Krankheit entfliehen. Die Geschichte ist geprägt von vielen skurrilen Gestalten wie zum Beispiel Ruth's Urgroßvater Reverend Absalom, Großvater Abraham, der durch Stabhochsprung versucht zu Gott zu gelangen und von ihrer Mutter Mary und dem als Bauer erfolglosem Vater Virgil, die mit viel Elan und Rückschlägen versuchen, völlig unfruchtbares Land zu bewirtschaften.
An den Rändern der Geschichte erscheint immer wieder der ewige Regen und der Fluß Shannon, der sich sowohl hinter dem Haus der Familie als auch durch die Geschichte schlängelt.
Das Buch ist eine anekdotenhafte Liebeserklärung an viele Literarische Werke, zu der ich nicht von Anfang an Zugang fand. Der mäandernde und in keiner Weise chronologische Stil, die Unterbrechungen für vielen Bezüge auf Bücher und die anfangs für mich schwer überschaubare Personenzahl haben beim Lesen hohe Konzentration erfordert und ich musste mich zunächst an die ungewöhnliche Erzählweise gewöhnen.
Es ist dennoch eine wunderbar komische und zugleich tragische irische Geschichte, für die sich die Mühe lohnt, denn am Ende, als ich das Buch zuklappte, war ich ein wenig wehmütig, Ruth und ihre Familie verlassen zu müssen.
Ich vergebe 4 Sterne für diesen außergewöhnlichen Roman, der mir nach Anlaufschwierigkeiten ein ganz besonderes Lesevergnügen beschert hat.
"Die Geschichte des Regens" stand 2014 auf der Longlist des renommierten Booker-Preises und erhielt viele lobende Kritiken.
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Irland ist an sich eine faszinierende Insel. Dazu jede Menge Bücher, die ich über alles liebe. Auch lebt meine Schwägerin mit ihrem Mann dort und führt ein Antiquariat. Also wiederum Bücher. Diesen Roman über Irland und Bücher musste ich einfach lesen.
Ruth ist …
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Irland ist an sich eine faszinierende Insel. Dazu jede Menge Bücher, die ich über alles liebe. Auch lebt meine Schwägerin mit ihrem Mann dort und führt ein Antiquariat. Also wiederum Bücher. Diesen Roman über Irland und Bücher musste ich einfach lesen.
Ruth ist bettlägerig und arbeitet sich, während der Regen auf ihr Dachfenster prasselt, durch sämtliche dreitausendneunhundertfünfundachtzig Bücher, die ihr Vater hinterlassen hat, um ihn zu finden. Mit den Büchern zusammen entfaltet sich die Familiengeschichte und die Erzählung wird zum Fluss, der den Leser davon trägt.
Der Roman ist keine lineare Erzählung. Die Erzählerin vergleicht ihren Stil nicht umsonst mit den Mäandern eines Flusses. So hat man viel Zeit die Landschaft und vor allem die Menschen(!) zu genießen. Die Geschichte beginnt langsam und sachte, gleichsam als Rinnsal. mit ihrem Urgroßvater, um dann über Großvater und Vater durch die Zeit bis heute getragen zu werden. Was mich gleich zu Beginn beeindruckt hat ist die Sprachgewalt, mit der diese Geschichte erzählt wird. Jede für gewöhnliche Menschen noch so banale Sache wird glasklar analysiert und auf eine wunderbar liebevolle Weise beschrieben. So findet man immer wieder Zeilen wie folgende: "Dahinter liegen die drei matschigen Felder, auf denen unsere Kühe im Gedenken an echtes Gras herumplanschen." Oder die Fliegenplage im Wohnzimmer der Familie findet beim Besuch eines Bankvertreters Erwähnung: "Keine fünf Minuten und sie hatten die feuchte, geschälte Zwiebel namens Mr. Houlihan entdeckt. … An Großmutter wagte sich keine Fliege heran." Im Laufe des Buches wachsen einem so nicht nur die Mitglieder der Familie, sondern auch die Bewohner des Kirchspiels mit ihren Eigenheiten ans Herz. Ob jemand besonders viel betet, besonders viele Kinder hat, sich jeden Abend im Sterbeanzug ins Bett legt, um ja für den Fall der Fälle gerüstet zu sein, alle sind sie Teil der Gemeinschaft und der Leser fühlt sich im Dorf Faha sehr bald heimisch. Nicht zu vergessen den Regen. Aber es gibt ja auch "den Regen, den man nicht bemerkt."
Das Buch eröffnet einem die irische Seele und entführt in eine ganz eigene Welt. Der Roman ist eine Empfehlung für jeden, der nicht nur Irlands Sehenswürdigkeiten, sondern auch die Menschen kennenlernen möchte.
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„Die Geschichte des Regens“ ist der neue Roman des irischen Autors Niall Williams (Longlist des Man Booker Prize 2014). Der Autor erzählt hier die Geschichte von Ruth Swain, einer jungen Frau, die durch eine schwere Krankheit ans Bett gefesselt ist. Literatur und Familie, diese …
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„Die Geschichte des Regens“ ist der neue Roman des irischen Autors Niall Williams (Longlist des Man Booker Prize 2014). Der Autor erzählt hier die Geschichte von Ruth Swain, einer jungen Frau, die durch eine schwere Krankheit ans Bett gefesselt ist. Literatur und Familie, diese beiden Themen stehen im Mittelpunkt, ein drittes Thema jedoch ist allgegenwärtig, nämlich das langsame Fließen des Wassers. Ob das nun der ständig vor sich hin plätschernde Regen oder der gemächliche Lauf des Shannon ist, an dessen Ufer sich das Elternhaus der Protagonistin befindet, es sind diese langsamen Bewegungen von hier nach dort, die sich direkt auf den Erzählstil auswirken.
Williams erzählt die Geschichte von Ruth Swain, einer jungen Frau, die durch eine schwere Krankheit ans Bett gefesselt ist. Bereits seit frühester Jugend hat sie ein Faible für Geschichten, nicht verwunderlich für Irland, wo es sogar ein eigenes Wort, nämlich Senachi, für die traditionellen Geschichtensammler und -erzähler gibt. Die Liebe zur Literatur hat Ruth von ihrem Vater Virgil geerbt. Glücklos als Bauer, aber ein passionierter Geschichtenerzähler, der im Laufe seines Lebens annähernd viertausend Romane gesammelt hat. Sein Vermächtnis für Ruth, denn in diese Welten taucht sie nun ein, kann aus ihrer krankheitsbedingten Untätigkeit flüchten und sich so die Zeit vertreiben. Die literarischen Figuren inspirieren sie zur Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Familiengeschichte: Urgroßvater und Großvater, skurrile Typen, die man in dieser Ausprägung wohl nur auf der Insel findet. Natürlich auch Virgil, ihr Vater, als Bauer völlig fehlbesetzt, aber ein wahrer Poet, der sogar seinen Kühen William Blake vorliest. Und last but not least Ruths fehlende Hälfte, ihr Zwillingsbruder Aeney, leider bereits verstorben.
Ruth lebt zwischen Gestern und Morgen, ihre Gedanken wechseln sprunghaft in den Zeiten hin und her, sie kommt vom Hölzchen aufs Stöckchen. Da ihr der Kontakt zu Gleichaltrigen fehlt und sie ihre Lebensweisheit aus Romanen bezieht, hört sich das oft altklug und altersweise an. Fantasie und Melancholie, Ironie und Trauer, alles hat seinen Platz in ihren Gedanken, die dahinfließen wie der Shannon vor dem Fenster.
„Die Geschichte des Regens“ ist ein Buch über die Liebe zur Literatur. Über deren heilende Kraft. Über den Schutz, den diese vor der Welt dort draußen bietet. Und über den Trost, den sie spenden kann.
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