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4 Kundenbewertungen

Jack und seine Schwestern führen, so scheint es, ein ganz normales Leben in einem kleinbürgerlichen englischen Vorort. Doch dann sterben innerhalb kurzer Zeit sowohl ihr Vater als auch ihre bettlägerige Mutter. Mit einem Mal droht ihre Welt zusammenzubrechen: Als Waisenkinder müssten sie in ein Heim. Doch nichts fürchten die Geschwister mehr, als voneinander getrennt zu werden, verbindet sie doch eine heimliche inzestuöse Liebe. So beschließen sie, den Tod der Mutter zu verheimlichen. Doch wie lange werden sie ihr Geheimnis hüten können? Ian McEwan gelingt mit seinem Roman „Der Zementgarten“…mehr

Produktbeschreibung
Jack und seine Schwestern führen, so scheint es, ein ganz normales Leben in einem kleinbürgerlichen englischen Vorort. Doch dann sterben innerhalb kurzer Zeit sowohl ihr Vater als auch ihre bettlägerige Mutter. Mit einem Mal droht ihre Welt zusammenzubrechen: Als Waisenkinder müssten sie in ein Heim. Doch nichts fürchten die Geschwister mehr, als voneinander getrennt zu werden, verbindet sie doch eine heimliche inzestuöse Liebe. So beschließen sie, den Tod der Mutter zu verheimlichen. Doch wie lange werden sie ihr Geheimnis hüten können?
Ian McEwan gelingt mit seinem Roman „Der Zementgarten“ (1978) eine beklemmende psychologische Studie, die unter die Haut geht. Abgestoßen und fasziniert zugleich folgt der Leser den Lügen und Begierden, den Perversionen und Leidenschaften der Jugendlichen. Andrew Birkin verfilmte den Roman 1992 mit Andrew Robertson und Charlotte Gainsbourg in den Hauptrollen.
Autorenporträt
Ian McEwan, geboren 1948, lebt in London. Schon seine ersten Erzählungen wurden 1976 mit dem Somerset-Maugham-Award ausgezeichnet. 1999 erhielt er den Shakespeare-Preis der Alfred-Toepfer-Stiftung für das Gesamtwerk und 2011 wurde er mit dem Jerusalem Preis für Literatur ausgezeichnet. Ian McEwan ist Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Sciences.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.10.2004

Band 31
Das Paradies ist immer das Gegenteil
Ian McEwans Roman „Der Zementgarten”
Klein und flüchtig ist der Trost, der sich im Satz von der schönen Kindheit verbirgt. Nur im Rückblick lassen sich die Wunden und Ängste verklären getreu dem Motto: Es sei, wie es wolle, es war doch so schön. Wenn auch nicht jede Jugend wie im Falle Jacks und Julies die Geschichte einer Verwilderung ist, die mit dem Tod der Eltern beginnt und in das regellose, selbstzerstörerische Regiment der Heranwachsenden mündet, so verkörpert dieses Geschwisterpaar doch ungeschönt wie kaum jemand sonst die Wahrheit, dass jedem Aufbruch ein Abbruch, jedem Sieg ein Untergang, jeder Freiheit eine neue Knebelung innewohnt.
Der 15-jährige Jack, der Ich-Erzähler in McEwans Debütroman von 1978, nennt den Tod des Vaters eine „kleine Geschichte”. Niemand vermisst den Choleriker. Er hinterlässt neben den vier Kindern Julie, Jack, Sue und Tom eine kränkelnde Ehefrau und vor allem den Garten, seinen Garten, das Werk einer sterilen Ordnungsliebe. Seine letzte Tat ist die symbolische Selbstzerstörung, eine „faszinierende Schandtat”. Der Vater will den Garten mit einer Zementschicht bedecken: „Es sieht dann ordentlicher aus.” Nach wenigen Handgriffen trifft ihn der Schlag. Die Sanitäter, die ihn abholen, sind für lange Zeit die letzten Besucher in dem einsamen Haus. Als die Mutter stirbt, beschließen Julie und Jack, sie im Keller zu vergraben - den Zement können sie gut gebrauchen. Die letzten Worte der Mutter lauten: „Das Haus muss ordentlich geführt werden.”
Wie aber soll man Ordnung wahren, wenn man heranreift und sich selbst in der allergrößten inneren Unordnung befindet? Stundenlang kann Jack sein Spiegelbild betrachten: „Was war nicht richtig an mir?” Seine Pickel sprießen, Haare und Fingernägel wachsen, er wäscht sich nicht, wechselt die Kleider nicht. In der Küche feiern die Fliegen, Butter schmilzt auf dem Fensterbrett. Keine Grenze gibt es zwischen Ich und Welt, und beides hält das Chaos zusammen. Nur in Jacks Science-Fiction-Lektüre ist alles am richtigen Ort: „Jetzt, wo uns keine Schwerkraft mehr die Sachen an ihrem Platz hält, sagte Commander Hunt, müssen wir uns besonders anstrengen, dass Ordnung herrscht.”
Julie hat kein Interesse an Jacks Lieblingsbuch. Sein Versuch, sie zum Lesen zu bewegen, prallt ab an ihrer Lässigkeit. Jack sieht ihre hellbraunen Finger, ihre schlanken Beine, denkt an das strahlend weiße Höschen, das beim Handstand aufblitzte. „Du siehst schön aus ohne Kleider”, wird Julie später zu Jack sagen, „rosa und weiß wie eine Eisportion”, und Julie wird aussprechen, was Jack unruhig schlafen lässt, „vielleicht hätten wir es lassen sollen”. Damit meint sie wohl das Zementgrab im Keller, nicht die Nacht neben Jack im Gitterbett aus Kindheitstagen. Das hermetische Binnensystem, das die beiden sich geschaffen haben, verträgt weder Moral noch Unmoral, geschweige denn Erinnerung: „Ich konnte nicht mehr herausfinden, ob wir etwas Gewöhnliches getan hatten, etwas Verständliches, auch wenn es ein Fehler war, oder etwas so Sonderbares, dass es bei seiner Entdeckung zur Schlagzeile im ganzen Land würde.”
Ein Haus, dessen Vergangenheit im Keller ruht, Risse bekommt und fault, ein Garten aus Stein und Zement, den das Unkraut überwuchert: McEwans Roman ist eine unbarmherzig genaue, faszinierend sinnliche Parabel auf die gegenseitige Abhängigkeit von Kultur und Natur, Lust und Form, Ordnung und Anarchie. Das Paradies ist immer das Gegenteil.
ALEXANDER KISSLER
Ian McEwan
Foto: Eamonn McCabe
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"Das ist McEwans Kunst: die sachliche Berichterstattung über Groteskes und Absurdes, die Fähigkeit, aus dem Rahmen Fallendes als Gewöhnliches erscheinen zu lassen durch die Gleichgültigkeit und die Beiläufigkeit des Erzählens." (The Times Literary Supplement)

"Ein Roman, der den Leser von der ersten bis zur letzten Seite beklemmt ... Eine ungewöhnliche Begabung ... Man wird sich diesen Namen merken müssen." (FAZ)

"Absurd ist die Welt des englischen Autors Ian McEwan. Losgelöst von gesellschaftlichen Wurzeln, läßt er seine weder guten noch bösen Kinder in einer Realität agieren, die unmenschlich und unbewohnbar geworden ist. Durch McEwans konsequenten Stil des Beiläufigen und Gleichgültigen entsteht eine gespenstische Stimmung der Sinnlosigkeit, der Abkehr von jeglichem Wollen und der Entwertung von Zukunftsträumen. Weil sich die Kinder angesichts der immer phantastischer werdenden Verhältnisse so logisch und vernünftig ver halten, nimmt die Geschichte surrealistische Züge an und stößt in Schichten vor, in denen maskierte Gefühle ihre Ventile suchen." (Die Weltwoche)

"Ein ebenso faszinierendes wie monströses, ein abstoßend und hinterhältig schillerndes Buch." (Basler Zeitung)