Maja Lunde
Gebundenes Buch
Der Traum von einem Baum / Klima Quartett Bd.4
Roman
Übersetzung: Allenstein, Ursel
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Das große Finale des KlimaquartettsEine Kammer hoch im Norden, gefüllt mit Pflanzensamen aus aller Welt. Drei Brüder und ihre Großmutter, vereint in der Hoffnung, dieses letzte Band zwischen Mensch und Natur zu behüten.Tommy wächst in der kargen Landschaft Spitzbergens mit zwei Brüdern bei seiner geliebten Großmutter auf. Als wichtigste Lebensweisheit gibt sie ihm mit: In einer großflächig zerstörten Welt ist die Saatgutkammer ein Schatz, der mit allen Mitteln beschützt werden muss. Tommy soll diese Aufgabe später von seiner Großmutter übernehmen. In eindrucksvollen Bildern und ...
Das große Finale des Klimaquartetts
Eine Kammer hoch im Norden, gefüllt mit Pflanzensamen aus aller Welt. Drei Brüder und ihre Großmutter, vereint in der Hoffnung, dieses letzte Band zwischen Mensch und Natur zu behüten.
Tommy wächst in der kargen Landschaft Spitzbergens mit zwei Brüdern bei seiner geliebten Großmutter auf. Als wichtigste Lebensweisheit gibt sie ihm mit: In einer großflächig zerstörten Welt ist die Saatgutkammer ein Schatz, der mit allen Mitteln beschützt werden muss. Tommy soll diese Aufgabe später von seiner Großmutter übernehmen. In eindrucksvollen Bildern und mit viel Wärme erzählt Maja Lunde von der Bedeutung des Familienzusammenhalts und von unserem Umgang mit der Natur. Sie beschäftigt sich mit den drängenden Fragen unserer Zeit: Wie wurde der Mensch zu einer Spezies, die alles verändert hat? Und sind wir selbst eine bedrohte Art?
Eine Kammer hoch im Norden, gefüllt mit Pflanzensamen aus aller Welt. Drei Brüder und ihre Großmutter, vereint in der Hoffnung, dieses letzte Band zwischen Mensch und Natur zu behüten.
Tommy wächst in der kargen Landschaft Spitzbergens mit zwei Brüdern bei seiner geliebten Großmutter auf. Als wichtigste Lebensweisheit gibt sie ihm mit: In einer großflächig zerstörten Welt ist die Saatgutkammer ein Schatz, der mit allen Mitteln beschützt werden muss. Tommy soll diese Aufgabe später von seiner Großmutter übernehmen. In eindrucksvollen Bildern und mit viel Wärme erzählt Maja Lunde von der Bedeutung des Familienzusammenhalts und von unserem Umgang mit der Natur. Sie beschäftigt sich mit den drängenden Fragen unserer Zeit: Wie wurde der Mensch zu einer Spezies, die alles verändert hat? Und sind wir selbst eine bedrohte Art?
Maja Lunde wurde 1975 in Oslo geboren, wo sie auch heute noch mit ihrer Familie lebt. Ihr Roman 'Die Geschichte der Bienen', der erste Teil ihres Klimaquartetts, wurde mit dem norwegischen Buchhändlerpreis ausgezeichnet und sorgte auch international für Furore. Das Buch wurde in 40 Länder verkauft, stand monatelang auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste und war der meistverkaufte Roman 2017. 'Der Traum von einem Baum' ist der gefeierte Abschluss des Klimaquartetts. Im Jahr 2020 erhielt Maja Lunde zwei renommierte Preise, den Bjørnson- und den Peer-Gynt-Preis.
Produktdetails
- Verlag: btb
- Originaltitel: Drømmen om et tre
- Seitenzahl: 554
- Erscheinungstermin: 20. April 2023
- Deutsch
- Abmessung: 201mm x 138mm x 49mm
- Gewicht: 624g
- ISBN-13: 9783442757916
- ISBN-10: 3442757916
- Artikelnr.: 66343247
Herstellerkennzeichnung
Btb
Neumarkter Str. 28
81673 München
produktsicherheit@penguinrandomhouse.de
Mayday, mayday!
Das Finale des "Klimaquartetts" von Maja Lunde führt zum Saatgut-Tresor auf Spitzbergen und warnt uns vor der eigenen Umwelt-Hybris
Die Norwegerin Maja Lunde wird seit Erscheinen ihres Artensterben-Wälzers "Die Geschichte der Bienen" 2017 herumgereicht wie die Schriftstellerin der Stunde. Wie genau sich der Kauf von vier Bänden Lunde auf die persönliche Klimabilanz anrechnen lässt, wird aktuell noch geprüft. Aber wer die auf drei Zeitebenen (1852 in England, 2007 in Ohio, 2098 in China) angesiedelten "Bienen" las, die nach Norwegen im Jahr 2017 und Frankreich im Jahr 2041 führende Ergänzung "Die Geschichte des Wassers", den Wildpferde-Band "Die Letzten ihrer Art" (Petersburg 1881, Mongolei 1992,
Das Finale des "Klimaquartetts" von Maja Lunde führt zum Saatgut-Tresor auf Spitzbergen und warnt uns vor der eigenen Umwelt-Hybris
Die Norwegerin Maja Lunde wird seit Erscheinen ihres Artensterben-Wälzers "Die Geschichte der Bienen" 2017 herumgereicht wie die Schriftstellerin der Stunde. Wie genau sich der Kauf von vier Bänden Lunde auf die persönliche Klimabilanz anrechnen lässt, wird aktuell noch geprüft. Aber wer die auf drei Zeitebenen (1852 in England, 2007 in Ohio, 2098 in China) angesiedelten "Bienen" las, die nach Norwegen im Jahr 2017 und Frankreich im Jahr 2041 führende Ergänzung "Die Geschichte des Wassers", den Wildpferde-Band "Die Letzten ihrer Art" (Petersburg 1881, Mongolei 1992,
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Norwegen 2064) und nun das Finale "Der Traum von einem Baum" - der kann zumindest einen Beschwichtigungsversuch starten, wenn die Heizungspolizei auf die klappernde Gastherme klopft.
Und einige Leser schreiten nach der Lektüre ja wirklich zur Tat, wie es beim Investor Jens Ulltveit-Moe gewesen sein soll. Der strich ehedem im Ölboom Norwegens größere Gewinne ein, ist heute ein Grüner, und wenn es stimmt, was der Achtzigjährige in der salbungsvollen Arte-Doku "Das Phänomen Maja Lunde" erzählt, dann waren es neben dem nüchternen Bericht des Weltklimarats die emotionalen Bücher Maja Lundes, die ihn unlängst zur Finanzierung eines pädagogisch wertvollen "Klimahauses" in Oslo bewegten.
"Der Traum von einem Baum" ist wieder reizvoller als die etwas langatmigen zweiten und dritten Bände von Lundes alarmistischem "Klimaquartett": Einige Kinder und Jugendliche kämpfen in unwirklicher, unwirtlicher arktischer Landschaft ums Überleben wie die letzten Menschen auf Erden. Und kennen doch den Weg zu einem Schatz, der das Ende des menschlichen Zeitalters vielleicht noch eine Runde hinauszögern könnte.
Die Handlung hat Züge einer Robinsonade. Sie spielt überwiegend auf Spitzbergen Anfang des 22. Jahrhunderts. Allerdings springt sie gelegentlich auch in die Zeit von Stalin und Hitler, in welcher der Botaniker Nikolai Iwanowitsch Wawilow in Leningrad wirkte, und im Prinzip müsste man auch das Jahr 2008 noch hinzunehmen. Damals wurde auf Spitzbergen der "Svalbard Global Seed Vault" eröffnet, ein real existierender, mit einem Star-Wars-mäßigen Betonportal gesicherter Tresor für das Saatgut von Nutzpflanzen aus aller Welt. Von dieser "Arche Noah der Pflanzen", deren Innenräume auf minus achtzehn Grad heruntergekühlt werden, könnte im Zweifel, wenn alles im Eimer ist, die Zukunft der Menschheit abhängen.
2110 ist es so weit: Ein mit Segeln und Solarzellen betriebenes Schiff aus China steuert Spitzbergen an, um das dringend benötigte Saatgut zu holen, und als es wieder ablegt, hat es mehrere Kinder an Bord - nicht aber den erhofften Schatz und auch nicht die Hauptfigur des Romans, den achtzehnjährigen Tommy. Er ist der große Bruder der Kinder und nun, sieht man einmal von seiner verschollenen Freundin Rakel ab, allein auf der einstigen Bergbauinsel zwischen norwegischem Festland und Nordpol.
Der Aufbau des Romans orientiert sich an der Spannungsautomatik moderner Fernsehserien, wie der "Traum von einem Baum" überhaupt wie die Vorarbeit zur unvermeidlichen (hoffentlich besser als die Verfilmung von Schätzings "Schwarm" gelingenden) Verfilmung der Reihe erscheint. Auf die Abfahrt des Schiffes ohne Tommy, der in die verrostete Satellitenstation auf dem Berg eilt und die Besatzung verzweifelt per Funk zur Umkehr zu bewegen versucht ("Mayday, mayday"), folgen Rückblenden, mit denen die Vorgeschichte Puzzlestück um Puzzlestück erkennbar wird.
Über das Geschehen außerhalb Spitzbergens verliert Maja Lunde nicht zu viele Worte. Der "Kollaps" der Welt, der große Hunger, die vielen Jahrzehnte seit den Sechzigerjahren des 21. Jahrhunderts, als die letzten Flüchtlinge aus Norwegen, dem "Land der Gesetzlosen", auf Spitzbergen eintrafen, den Kontakt zur Außenwelt abbrachen und sicherheitshalber auch noch Landebahn und Häfen zerstörten - Lunde will es nur tupferartig skizzieren.
Das geht in Ordnung. Die anderen Bände, die man zum Verständnis nicht gelesen haben muss, enthalten ja weitere Stichworte. Die "Geschichte der Bienen" etwa endete zwölf Jahre vor den Szenen im "Traum von einem Baum" - in einem China, wo man zur mühsamen Einzelbestäubung der Blüten übergegangen ist.
Entscheidend ist: Die Not leidende Welt vergaß in den Jahrzehnten vor 2110 vor lauter Dramatik die Existenz des Saatgut-Tresors. Und auch die Situation auf dem denkbar abgeschiedenen, von schlimmen Erdrutschen heimgesuchten Spitzbergen wurde immer prekärer. "Es war nur eine Frage der Zeit . . . bis die Stürme die Windräder von den Dächern gefegt und zerstört hätten; bis die Solarzellen und die Batterien keinen Strom mehr produzierten und speicherten. Sie lebten auf der Müllhalde des modernen Menschen" und bereiteten sich auf "die Zeit danach", das Leben als "Jäger und Sammler" vor. Die düstersten Seiten des Romans beschreiben die Folgen eines Virus, das die letzten fünfhundert Insulaner dahinrafft.
Einzige Überlebende der Seuche sind Tommy und Rakel und ihre Geschwister. Sie nehmen Kontakt mit Tao auf (aus der "Geschichte der Bienen") und scheinen noch den Eingang zum Saatgut-Tresor zu kennen. Tommys Oma Louise (aus Band zwei und drei) war die letzte Hüterin dieses "wichtigsten Raumes der Welt". Sie schärfte Tommy ein, dass man die Samen nicht mal zum eigenen Überleben anrühren dürfe, und murmelte hintendrein, dass die Menschheit eine Rettung durch den Schatz eigentlich nicht mehr verdiene.
Je länger man darüber nachdenkt, um so richtiger und unheimlicher wird dieser Hinweis. Das Rätsel der Anfangsszene des Romans geht mit ihm über die Frage hinaus, ob das Saatgut noch existierte, als Tao in der Hoffnung auf den "wogende gelbe Kornfelder, Getreide, Mais, Reis, Soja" verheißenden Schatz in Spitzbergen eintraf. Es könnte sein, dass es existierte, aber einer Welt, die es doch bloß wieder zur Entfesslung ihrer Vernichtungskräfte verwenden würde, vorenthalten wurde.
"Der Traum von einem Baum" liest sich nicht von ungefähr wie ein apokalyptischer Jugendroman. Bevor sie 2015 die "Geschichte der Bienen" vorlegte, schrieb Lunde unter anderem den historischen Roman "Flucht über die Grenze" für Kinder und den ersten Band einer humorvollen Reihe namens "Die coolste Gang der Welt", die bis 2017 auf fünf Teile anwuchs, und sie hat auch parallel zum "Klimaquartett" weitere Jugendbücher verfasst. Sie weiß genau, was sie tut. Ihre Sprache ist schlicht und verständlich, das eingestreute Sachbuchwissen nicht zu komplex, wenn auch arg von ihrer Botschaft beseelt. In den Achtzigerjahren hätte sich das Finale ihrer Weltuntergangssaga gut neben Büchern wie "Z wie Zacharias" in der roten Reihe ("Lesen, nachdenken, mitreden") von dtv Junior gemacht.
Störend sind Ausflüge in den Kitsch. Man nehme nur das kurze Vorspiel, das Tommy als kleines Kind beim Umarmen eines angeschwemmten Baums zeigt. Oder das Glaubensbekenntnis, welches die Isolationisten in Longyearbyen beim "letzten normalen Weihnachtsabend" zwei Jahre vor Ankunft des Schiffes gemeinsam aufsagen: "Wir schwören / dass wir voller Respekt leben / vor jedem Tier / jeder Pflanze / vor jedem einzelnen Wesen / mit dem wir uns umgeben . . . Denn wir wollen die Fehler der Menschheit nicht wiederholen / sondern jeden Tag Liebe empfinden / zu allem, was lebt."
Aber Kitsch und Öko gehörten schon immer zusammen. Vielleicht braucht es auch einfach den Wärmestrahl als Ausgleich zu Szenen, in denen die Angst auf Spitzbergen umgeht und die Leichen von Virus-Opfern in Öfen geschoben werden, wie es zum Abschluss der Reihe auch Kinderglück und eine Handfläche braucht, aus der "etwas Pflanzliches" im Licht der Sonne in die Luft weht. Ohne einen Funken Hoffnung würden wir alle verrückt. MATTHIAS HANNEMANN
Maja Lunde: "Der Traum von einem Baum". Roman.
Aus dem Norwegischen von Ursel Allenstein. Btb Verlag, München 2023. 560 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Und einige Leser schreiten nach der Lektüre ja wirklich zur Tat, wie es beim Investor Jens Ulltveit-Moe gewesen sein soll. Der strich ehedem im Ölboom Norwegens größere Gewinne ein, ist heute ein Grüner, und wenn es stimmt, was der Achtzigjährige in der salbungsvollen Arte-Doku "Das Phänomen Maja Lunde" erzählt, dann waren es neben dem nüchternen Bericht des Weltklimarats die emotionalen Bücher Maja Lundes, die ihn unlängst zur Finanzierung eines pädagogisch wertvollen "Klimahauses" in Oslo bewegten.
"Der Traum von einem Baum" ist wieder reizvoller als die etwas langatmigen zweiten und dritten Bände von Lundes alarmistischem "Klimaquartett": Einige Kinder und Jugendliche kämpfen in unwirklicher, unwirtlicher arktischer Landschaft ums Überleben wie die letzten Menschen auf Erden. Und kennen doch den Weg zu einem Schatz, der das Ende des menschlichen Zeitalters vielleicht noch eine Runde hinauszögern könnte.
Die Handlung hat Züge einer Robinsonade. Sie spielt überwiegend auf Spitzbergen Anfang des 22. Jahrhunderts. Allerdings springt sie gelegentlich auch in die Zeit von Stalin und Hitler, in welcher der Botaniker Nikolai Iwanowitsch Wawilow in Leningrad wirkte, und im Prinzip müsste man auch das Jahr 2008 noch hinzunehmen. Damals wurde auf Spitzbergen der "Svalbard Global Seed Vault" eröffnet, ein real existierender, mit einem Star-Wars-mäßigen Betonportal gesicherter Tresor für das Saatgut von Nutzpflanzen aus aller Welt. Von dieser "Arche Noah der Pflanzen", deren Innenräume auf minus achtzehn Grad heruntergekühlt werden, könnte im Zweifel, wenn alles im Eimer ist, die Zukunft der Menschheit abhängen.
2110 ist es so weit: Ein mit Segeln und Solarzellen betriebenes Schiff aus China steuert Spitzbergen an, um das dringend benötigte Saatgut zu holen, und als es wieder ablegt, hat es mehrere Kinder an Bord - nicht aber den erhofften Schatz und auch nicht die Hauptfigur des Romans, den achtzehnjährigen Tommy. Er ist der große Bruder der Kinder und nun, sieht man einmal von seiner verschollenen Freundin Rakel ab, allein auf der einstigen Bergbauinsel zwischen norwegischem Festland und Nordpol.
Der Aufbau des Romans orientiert sich an der Spannungsautomatik moderner Fernsehserien, wie der "Traum von einem Baum" überhaupt wie die Vorarbeit zur unvermeidlichen (hoffentlich besser als die Verfilmung von Schätzings "Schwarm" gelingenden) Verfilmung der Reihe erscheint. Auf die Abfahrt des Schiffes ohne Tommy, der in die verrostete Satellitenstation auf dem Berg eilt und die Besatzung verzweifelt per Funk zur Umkehr zu bewegen versucht ("Mayday, mayday"), folgen Rückblenden, mit denen die Vorgeschichte Puzzlestück um Puzzlestück erkennbar wird.
Über das Geschehen außerhalb Spitzbergens verliert Maja Lunde nicht zu viele Worte. Der "Kollaps" der Welt, der große Hunger, die vielen Jahrzehnte seit den Sechzigerjahren des 21. Jahrhunderts, als die letzten Flüchtlinge aus Norwegen, dem "Land der Gesetzlosen", auf Spitzbergen eintrafen, den Kontakt zur Außenwelt abbrachen und sicherheitshalber auch noch Landebahn und Häfen zerstörten - Lunde will es nur tupferartig skizzieren.
Das geht in Ordnung. Die anderen Bände, die man zum Verständnis nicht gelesen haben muss, enthalten ja weitere Stichworte. Die "Geschichte der Bienen" etwa endete zwölf Jahre vor den Szenen im "Traum von einem Baum" - in einem China, wo man zur mühsamen Einzelbestäubung der Blüten übergegangen ist.
Entscheidend ist: Die Not leidende Welt vergaß in den Jahrzehnten vor 2110 vor lauter Dramatik die Existenz des Saatgut-Tresors. Und auch die Situation auf dem denkbar abgeschiedenen, von schlimmen Erdrutschen heimgesuchten Spitzbergen wurde immer prekärer. "Es war nur eine Frage der Zeit . . . bis die Stürme die Windräder von den Dächern gefegt und zerstört hätten; bis die Solarzellen und die Batterien keinen Strom mehr produzierten und speicherten. Sie lebten auf der Müllhalde des modernen Menschen" und bereiteten sich auf "die Zeit danach", das Leben als "Jäger und Sammler" vor. Die düstersten Seiten des Romans beschreiben die Folgen eines Virus, das die letzten fünfhundert Insulaner dahinrafft.
Einzige Überlebende der Seuche sind Tommy und Rakel und ihre Geschwister. Sie nehmen Kontakt mit Tao auf (aus der "Geschichte der Bienen") und scheinen noch den Eingang zum Saatgut-Tresor zu kennen. Tommys Oma Louise (aus Band zwei und drei) war die letzte Hüterin dieses "wichtigsten Raumes der Welt". Sie schärfte Tommy ein, dass man die Samen nicht mal zum eigenen Überleben anrühren dürfe, und murmelte hintendrein, dass die Menschheit eine Rettung durch den Schatz eigentlich nicht mehr verdiene.
Je länger man darüber nachdenkt, um so richtiger und unheimlicher wird dieser Hinweis. Das Rätsel der Anfangsszene des Romans geht mit ihm über die Frage hinaus, ob das Saatgut noch existierte, als Tao in der Hoffnung auf den "wogende gelbe Kornfelder, Getreide, Mais, Reis, Soja" verheißenden Schatz in Spitzbergen eintraf. Es könnte sein, dass es existierte, aber einer Welt, die es doch bloß wieder zur Entfesslung ihrer Vernichtungskräfte verwenden würde, vorenthalten wurde.
"Der Traum von einem Baum" liest sich nicht von ungefähr wie ein apokalyptischer Jugendroman. Bevor sie 2015 die "Geschichte der Bienen" vorlegte, schrieb Lunde unter anderem den historischen Roman "Flucht über die Grenze" für Kinder und den ersten Band einer humorvollen Reihe namens "Die coolste Gang der Welt", die bis 2017 auf fünf Teile anwuchs, und sie hat auch parallel zum "Klimaquartett" weitere Jugendbücher verfasst. Sie weiß genau, was sie tut. Ihre Sprache ist schlicht und verständlich, das eingestreute Sachbuchwissen nicht zu komplex, wenn auch arg von ihrer Botschaft beseelt. In den Achtzigerjahren hätte sich das Finale ihrer Weltuntergangssaga gut neben Büchern wie "Z wie Zacharias" in der roten Reihe ("Lesen, nachdenken, mitreden") von dtv Junior gemacht.
Störend sind Ausflüge in den Kitsch. Man nehme nur das kurze Vorspiel, das Tommy als kleines Kind beim Umarmen eines angeschwemmten Baums zeigt. Oder das Glaubensbekenntnis, welches die Isolationisten in Longyearbyen beim "letzten normalen Weihnachtsabend" zwei Jahre vor Ankunft des Schiffes gemeinsam aufsagen: "Wir schwören / dass wir voller Respekt leben / vor jedem Tier / jeder Pflanze / vor jedem einzelnen Wesen / mit dem wir uns umgeben . . . Denn wir wollen die Fehler der Menschheit nicht wiederholen / sondern jeden Tag Liebe empfinden / zu allem, was lebt."
Aber Kitsch und Öko gehörten schon immer zusammen. Vielleicht braucht es auch einfach den Wärmestrahl als Ausgleich zu Szenen, in denen die Angst auf Spitzbergen umgeht und die Leichen von Virus-Opfern in Öfen geschoben werden, wie es zum Abschluss der Reihe auch Kinderglück und eine Handfläche braucht, aus der "etwas Pflanzliches" im Licht der Sonne in die Luft weht. Ohne einen Funken Hoffnung würden wir alle verrückt. MATTHIAS HANNEMANN
Maja Lunde: "Der Traum von einem Baum". Roman.
Aus dem Norwegischen von Ursel Allenstein. Btb Verlag, München 2023. 560 S., geb., 24,- Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Matthias Hannemann hat wenig auszusetzen am abschließenden Band von Maja Lundes vierteiliger Reihe über den Klimawandel, in dem eine Gruppe Jugendlicher auf Spitzbergen ums Überleben kämpft. Die Handlung spielt Anfang des 22. Jahrhunderts, lesen wir, die Umwelt ist schon kollabiert, die einzige Hoffnung liegt im "Svalbard Global Seed Vault", einem gesicherten Tresor mit dem "Saatgut von Nutzpflanzen aus aller Welt", der 2008 eröffnet wurde, und auch tatsächlich existiert, wie der Kritiker betont. Hannemann kann sich das Buch sowohl als Fernsehserie als auch Jugendbuch vorstellen: es ist spannend, verständlich geschrieben und hat eine starke Botschaft. Ab und zu gleitet das ein wenig in den Kitsch, aber diesen "Wärmestrahl" im Ausgleich zu den Apokalypse-Szenarien braucht es vielleicht auch, schließt der Kritiker.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
»Ungeschönt, hoch spannend und unbedingt lesenswert!« emotion, Heft 6/2023
Spannend aber etwas durcheinander
Worum geht’s?
Auf Spitzbergen werden von allen Ländern der Welt die Pflanzensamen gesammelt, um die Artenvielfalt zu erhalten. Doch nun sind Menschen auf dem Weg dorthin, um diese zu holen. Wird es den Bewohnern gelingen, die Kammer zu …
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Spannend aber etwas durcheinander
Worum geht’s?
Auf Spitzbergen werden von allen Ländern der Welt die Pflanzensamen gesammelt, um die Artenvielfalt zu erhalten. Doch nun sind Menschen auf dem Weg dorthin, um diese zu holen. Wird es den Bewohnern gelingen, die Kammer zu schützen?
Meine Meinung:
Maja Lundes Roman „Der Traum von einem Baum“ ist wirklich eindrücklich geschrieben. Sie erweckt eine Dystopie zum Leben, die durchaus real erscheint. Auch hat mir dieses Buch deutlich besser gefallen, als ihre Geschichte des Wassers.
Was mir bislang an allen ihren Romanen gefallen hat, waren die Protagonisten. Es gab immer welche, die mir sympathisch waren. Umso mehr habe ich mich gefreut, hier die Bienen-Tao und die Wasser-Lou wiederzutreffen. Vor allem, da alle Romane unabhängig voneinander sind. Ansonsten begleiten wir hier Tommy, den Enkel von Lou, und seine Brüder, die in Spitzbergen wohnen. Lou ist inzwischen die Hüterin der Pflanzenkammer und Tommy soll sie einmal beerben.
Gut fand ich die vielseitigen Einblicke, z.B. erfahren wir viel über den Wissenschaftler Nikolai Iwanowitsch Wawilow, der als Botaniker um 1900 in Russland ebenfalls versucht hat, die Artenvielfalt zu schützen und zu erhalten. Die Erzählung über die Biosphäre 2 war super spannend. Wir erhalten einen weiteren Ausblick, wie es nach der Geschichte der Bienen in China und bei Tao weitergegangen ist. Und über das Leben im Jahr 2111 in Spitzbergen, wo Tommy und seine Familie in einem kleinen Dorf abgeschnitten von der Welt leben und zunächst nicht wissen, ob es überhaupt noch menschliches Leben außer ihnen gibt. Im Großen und Ganzen hat mir das alles wirklich gut gefallen. Allerdings hat es bei den einzelnen Kapiteln teilweise ein paar Sätze gedauert, bis ich wusste, wo wir gerade sind. Die Rückblicke zu Wawilow sind klar, hierüber hat uns Tommy immer wieder berichtet. Aber ansonsten waren wir immer mal wieder in der Gegenwart und der kürzeren Vergangenheit und hier verliefen die Grenzen oft fließend, sodass es manchmal etwas verworren war. Ich hätte mir – wie bei den Bienen – gewünscht, dass wir gesonderte Kapitel mit einer hinweisenden Überschrift erhalten und dass Wawilow vielleicht sogar einen ganz eigenen Erzählraum bekommen hätte. Ansonsten habe ich das Buch gerne gelesen und viel erfahren. Es war schön, Tao und Lou wiederzubegegnen und die Geschichte hat sich wirklich gut und interessant gelesen. Von mir auf jeden Fall eine Leseempfehlung!
Fazit:
Mit dem Roman „Der Traum von einem Baum“ hat mich Maja Lunde wieder versöhnt, nachdem ich von ihrer Wasser-Geschichte doch enttäuscht war. Hier war zwar die Chronologie etwas durcheinander und ich hätte mir – wie bei den Bienen – Erzählstränge in der jeweiligen Zeit gewünscht, aber mir hat das Buch gut gefallen. Die Erzählungen über Wawilow, der mir so noch gar kein Begriff war. Der Part über die Biosphäre 2 war super spannend. Ich habe Tommy gerne begleitet und auch der Schluss war für mich passend. Ein interessantes und lesenswertes Buch, das einem die Augen öffnet und darüber nachdenken lässt, nachhaltiger zu leben.
4 Sterne von mir!
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Relativ unspektakulärer Abschluss des Klima-Quartetts
Inhalt:
Longyearbyen, Spitzbergen, im Jahr 2110. Abgeschottet von der übrigen Welt leben hier noch einige wenige Menschen mit Respekt gegenüber der Natur. Hier befindet sich auch die globale Saatgutkammer, in der Samen aus …
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Relativ unspektakulärer Abschluss des Klima-Quartetts
Inhalt:
Longyearbyen, Spitzbergen, im Jahr 2110. Abgeschottet von der übrigen Welt leben hier noch einige wenige Menschen mit Respekt gegenüber der Natur. Hier befindet sich auch die globale Saatgutkammer, in der Samen aus aller Herren Länder aufbewahrt werden, um damit zu gegebener Zeit die Erde retten zu können. Als eine Krankheit alle bis auf fünf Kinder bzw. Jugendliche dahinrafft, muss eine Entscheidung getroffen werden. Sollen die fünf weiterleben wie bisher oder die restliche Welt um Unterstützung bitten - im Austausch gegen die Samen …
Meine Meinung:
Nachdem die ersten drei Bände des Klima-Quartetts mehr oder weniger im Jahresabstand erschienen sind, ließ Band 4 vier Jahre auf sich warten. Umso gespannter war ich nun auf den Abschlussband. Vielleicht hat die lange Zeit meine Erwartungen zu hoch anwachsen lassen, denn leider konnte „Der Traum von einem Baum“ mich nicht komplett begeistern.
Sprachlich sehr schön, leicht poetisch und eindringlich erzählt, konnte mich die Handlung nicht hundertprozentig überzeugen. Es wird aus zwei Perspektiven erzählt, wobei die von Tommy, dem ältesten Überlebenden aus Longyearbyen, den weitaus größten Raum einnimmt. Der von Tao - der Leserschaft bereits aus Band 1 bekannt - spielt dagegen keine so große Rolle.
Tommy begleiten wir dabei nicht nur in der Gegenwart, wo schon so einiges angedeutet wird, was schiefgelaufen ist, sondern viel mehr noch in der jüngeren Vergangenheit. So erfahren wir nach und nach, was geschehen ist. Dieses Konstrukt ist vom Spannungsaufbau her ganz gut gelungen. Allerdings lag für mein Empfinden der Fokus zu sehr auf Tommy und den anderen Kindern und weniger auf dem Klima und seinen Auswirkungen. Für mich persönlich kam störend hinzu, dass ich Tommys Verhalten des Öfteren nicht nachvollziehen konnte und er mir oft nicht wirklich sympathisch war, obwohl er sich hingebungsvoll um seine kleinen Brüder kümmert.
Insgesamt fand ich den Abschlussband des Klima-Quartetts zwar interessant zu lesen, aber nicht hundertprozentig befriedigend. Trotzdem gehört er einfach zu der Reihe dazu und ich bereue es nicht, den Roman gelesen zu haben, hätte ihn mir aber um einiges tiefgründiger gewünscht.
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