Annie Lyons
Broschiertes Buch
Der Buchclub - Ein Licht in dunklen Zeiten
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Ein warmherziger Roman über Bücher und das Glück von Literatur in düsteren ZeitenEigentlich wollte sich Gertie Bingham langsam zur Ruhe setzen. Seit dem Tod ihres Mannes fällt es ihr nicht mehr so leicht, Binghams Bücher zu führen. Aber dann bricht der Krieg aus, und das Leben der Londoner Buchhändlerin wird noch einmal komplett durcheinandergewirbelt. Vor allem als sie ein jüdisches Flüchtlingsmädchen aus München bei sich aufnimmt. Hedy ist sehr verschlossen und einsilbig - und der gemeinsame Start mehr als holprig. Erst die Liebe zur Literatur bringt die beiden Frauen einander et...
Ein warmherziger Roman über Bücher und das Glück von Literatur in düsteren Zeiten
Eigentlich wollte sich Gertie Bingham langsam zur Ruhe setzen. Seit dem Tod ihres Mannes fällt es ihr nicht mehr so leicht, Binghams Bücher zu führen. Aber dann bricht der Krieg aus, und das Leben der Londoner Buchhändlerin wird noch einmal komplett durcheinandergewirbelt. Vor allem als sie ein jüdisches Flüchtlingsmädchen aus München bei sich aufnimmt. Hedy ist sehr verschlossen und einsilbig - und der gemeinsame Start mehr als holprig. Erst die Liebe zur Literatur bringt die beiden Frauen einander etwas näher.
Als sie sich bei einem Fliegeralarm in einen Luftschutzbunker flüchten, sind Bücher eine willkommene Ablenkung für alle, die hier Zuflucht gefunden haben. Von da an nehmen Gertie und Hedy jedes Mal, wenn der Warnruf ertönt, etwas zum Vorlesen mit. Schon bald entsteht aus der kleinen Schicksalsgemeinschaft eine Art Buchclub. Aus Fremden werden Freunde. Doch kann es Hoffnungfür sie alle geben, wenn die Welt am Abgrund steht?
Ein berührendes Plädoyer für Frieden, Mitmenschlichkeit und die hoffnungsspendende Kraft, die in Büchern steckt.
Eigentlich wollte sich Gertie Bingham langsam zur Ruhe setzen. Seit dem Tod ihres Mannes fällt es ihr nicht mehr so leicht, Binghams Bücher zu führen. Aber dann bricht der Krieg aus, und das Leben der Londoner Buchhändlerin wird noch einmal komplett durcheinandergewirbelt. Vor allem als sie ein jüdisches Flüchtlingsmädchen aus München bei sich aufnimmt. Hedy ist sehr verschlossen und einsilbig - und der gemeinsame Start mehr als holprig. Erst die Liebe zur Literatur bringt die beiden Frauen einander etwas näher.
Als sie sich bei einem Fliegeralarm in einen Luftschutzbunker flüchten, sind Bücher eine willkommene Ablenkung für alle, die hier Zuflucht gefunden haben. Von da an nehmen Gertie und Hedy jedes Mal, wenn der Warnruf ertönt, etwas zum Vorlesen mit. Schon bald entsteht aus der kleinen Schicksalsgemeinschaft eine Art Buchclub. Aus Fremden werden Freunde. Doch kann es Hoffnungfür sie alle geben, wenn die Welt am Abgrund steht?
Ein berührendes Plädoyer für Frieden, Mitmenschlichkeit und die hoffnungsspendende Kraft, die in Büchern steckt.
Annie Lyons hat schon früh erkannt, dass Bücher so ziemlich das Beste im Leben sind. Und sie hatte das Glück, ihr gesamtes Berufsleben mit ihnen zu verbringen: zunächst als Buchhändlerin in der Charing Cross Road in London und danach elf Jahre lang im Verlagswesen. Nach einem Kurs für kreatives Schreiben beschloss sie, ihren ersten Roman zu schreiben. Sie brauchte zwei Jahre, um ihn fertigzustellen, und weitere zwei, um ihren ersten Verlagsvertrag zu bekommen. Nach einem Auslandsjahr in München lebt sie heute als Autorin zusammen mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern im Südosten von London.
Produktdetails
- Verlag: Rowohlt TB.
- Originaltitel: The Air Raid Book Club
- 1. Auflage
- Seitenzahl: 429
- Erscheinungstermin: 14. November 2023
- Deutsch
- Abmessung: 190mm x 124mm x 35mm
- Gewicht: 387g
- ISBN-13: 9783499011450
- ISBN-10: 349901145X
- Artikelnr.: 67694776
Herstellerkennzeichnung
Rowohlt Taschenbuch
Kirchenallee 19
20099 Hamburg
produktsicherheit@rowohlt.de
Eine fesselnde Geschichte über die Kraft von Büchern, über Freundschaft und Liebe, aber auch über Trauer und Leid ... Leicht und flüssig zu lesen. Brigitte Heimerl Evangelisches Literaturportal 20240322
Ein Licht in finstersten Zeiten
Ein bewegendes Stück Zeitgeschichte ist „Der Buchclub – Ein Licht in dunklen Zeiten“. Das Herz der Geschichte und des Londoner Vorortes Beechwood, in dem sich „Binghams Bücher“ befindet, ist Gertie Bingham. Sie steht an einem …
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Ein Licht in finstersten Zeiten
Ein bewegendes Stück Zeitgeschichte ist „Der Buchclub – Ein Licht in dunklen Zeiten“. Das Herz der Geschichte und des Londoner Vorortes Beechwood, in dem sich „Binghams Bücher“ befindet, ist Gertie Bingham. Sie steht an einem Wendepunkt ihres Lebens, denn nach dem Tod ihres geliebten Ehemannes Harry möchte sie sich eigentlich zur Ruhe setzen. Tatsächlich ändert sich ihr Leben schlagartig, aber das liegt keineswegs am wohlverdienten Ruhestand. Vielmehr bringt ein jüdisches Flüchtlingsmädchen aus Deutschland frischen Wind in ihren Haushalt, und dann bricht Krieg aus und verändert alles.
Beim Einstieg in die Geschichte gab es noch eine gewisse Distanz zu den Charakteren. Im Verlauf der Erzählung habe ich Gertie und ihre Ziehtochter Hedy sowie alle anderen Bewohner aber immer mehr ins Herz geschlossen. Gleiches gilt für den Buchclub, der am Anfang der Handlung noch eine recht nüchterne Institution ist, während er in den dunkelsten Stunden des Krieges im Luftschutzbunker zum Stern der Hoffnung für alle Schutzsuchenden wird. Und es sind wirklich die finstersten Stunden der Menschheit, über die wir hier sprechen. Besonders beeindruckend fand ich den Spirit der englischen Bevölkerung mit Durchhalteparolen und Zusammengehörigkeitsgefühl, wenn jede/r einen Beitrag leisten möchte und sich alle gegenseitig unterstützen und dann schon mal Essensmarken für eine Feier zusammenlegen.
Im Verlauf der Handlung fiel streckenweise die Einordnung der Geschehnisse etwas schwer, weil es nur selten Angaben zu Jahreszahlen gibt, wodurch die Erzählung ein wenig ins Schwimmen geriet. Da hätte ich mir präzisere Angaben gewünscht.
Gegen Ende hin steigerte sich der Roman jedoch noch einmal enorm und wurde dermaßen tragisch und emotional, dass bei mir hemmungslos die Tränen flossen, denn man hat trotz der fiktiven Personen immer vor Augen, dass wahre Geschehnisse und unendliches Leid dahinterstehen.
Eine berührende Geschichte über die große Kraft des menschlichen Zusammenhalts und das Licht, das Bücher auch in die dunkelste Nacht bringen können.
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Gertie Bingham, die Besitzerin von Binghams Bücher, überlegt, sich zur Ruhe zu setzen. Nachdem ihr geliebter Mann Harry vor zwei Jahren gestorben ist, fällt ihr der Alltag nicht mehr so leicht. Als ihr alter Freund Charles sie darum bittet, ein jüdisches Flüchtlingskind aus …
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Gertie Bingham, die Besitzerin von Binghams Bücher, überlegt, sich zur Ruhe zu setzen. Nachdem ihr geliebter Mann Harry vor zwei Jahren gestorben ist, fällt ihr der Alltag nicht mehr so leicht. Als ihr alter Freund Charles sie darum bittet, ein jüdisches Flüchtlingskind aus München bei sich aufzunehmen, ist Gertie zuerst skeptisch, stimmt dann aber doch zu. Als gegen jede Hoffnung der Zweite Weltkrieg ausbricht, ist die junge Hedy Fischer für Gertie eine große Stütze, gemeinsam kümmern sich beide um den Buchclub, der dafür sorgt, dass die Menschen im Luftschutzbunker abgelenkt werden von dem Grauen, das draußen wütet.
„Das Mädchen, das mit einem Rucksack auf dem Rücken vor ihr stand, war fast so groß wie sie. Hedy hatte schulterlange, braun gewellte Haare und melassebraune Augen. Sie trug einen marineblauen Wollmantel mit rosarotem Schal und wirkte wie ein in die Ecke getriebenes Kätzchen.“ (Seite 69)
Die Geschichte von Gertie und Hedy lässt mich tief berührt zurück, obwohl es anfangs gar nicht danach aussah, da ich erst mühsam in das Buch hineingefunden habe. Dies lag ein bisschen an der zuweilen etwas altmodischen Sprache, die der damaligen Zeit, aber auch dem Umstand geschuldet war, dass die Geschichte in England spielt, was mit ein Grund für einige altmodische Begriffe gewesen ist. Nach und nach gewöhnte ich mich daran und merkte dabei gar nicht, wie ich allmählich im Buch versank; so sehr sogar, dass ich alles um mich herum vergaß.
Die Persönlichkeit von Gertie hat mich für sie eingenommen, ich hatte irgendwann das Gefühl, ich würde sie ewig kennen, habe mit ihr gefühlt, gelitten und geweint, aber auch viele schöne Dinge mit ihr erlebt. Die Gräuel der Kriegszeit habe ich mit ihr durchgestanden, Krisen, Dramen und hoffnungsvolle Ereignisse haben wir miteinander hinter uns gebracht. Die Kraft der Bücher und der Geschichten, die in ihnen stecken, das Miteinander und die Hoffnung, die Menschen in schweren Zeiten eint, haben mir wunderbare Lesestunden und emotionale Momente geschenkt. Ich habe gelacht und geschmunzelt, ein paar Tränen der Rührung verdrückt, aber auch bitterlich geweint. Das Ende hat mich berührt, die letzten Seiten bewegt und so klappte ich das Buch mit einem schönen Gefühl zu, ohne traurig zu sein. Lesenswert!
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Herzerwärmend!
Ein Buchclub in den dunkelsten Stunden europäischer Geschichte, eine Londoner Buchhandlung und ein junges jüdisches Mädchen, das in einer völlig fremden Welt seinen Platz finden muss - das ist die Geschichte des „Air raid book club“ (so der …
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Herzerwärmend!
Ein Buchclub in den dunkelsten Stunden europäischer Geschichte, eine Londoner Buchhandlung und ein junges jüdisches Mädchen, das in einer völlig fremden Welt seinen Platz finden muss - das ist die Geschichte des „Air raid book club“ (so der englische Originaltitel, der in etwa so viel heißt wie „Luftschutz-Buchclub“).
Doch bevor dieser ganz spezielle Buchclub seine Pforten öffnet, begleiten wir zunächst Gertie Bingham in den Jahren 1938/39. Sie und ihr Mann Harry waren seit Jahrzehnten die Inhaber von Binghams Books - doch seit Harry tot ist, hat Gertie keinen Elan mehr für die Buchhandlung. Mehr schlecht als recht führt sie den kleinen Shop und ist froh, dass ihre Angestellten sich weitgehend darum kümmern.
Da kommt der beste Freund ihres verstorbenen Mannes mit einer ungewöhnlichen Bitte auf sie zu: es werden Personen gesucht, die jüdische Kinder oder Jugendliche aus Deutschland aufnehmen. (vielleicht sind dem einen oder anderen die „Kinderverschickungen“ ein Begriff).
So kommt es, dass Gertie plötzlich die 15jährige Hedy Fischer im Haus hat - scheu und wortkarg und irgendwie so gar nicht das, was sich Gertie für ihr viel zu stilles Haus erhofft hat.
Doch als abzusehen ist, dass Hedys Eltern nicht wie geplant nach England nachkommen können und Hedys Aufenthalt zur langfristigen Angelegenheit wird, raufen sich die beiden zusammen. In den langen Nächten im Luftschutzraum werden aus Fremden Freunde und ein neuer Buchclub wird geboren - er spendet sowohl Gertie und Hedy als auch vielen Nachbarn und Kunden der Buchhandlung Trost in diesen schwierigen Zeiten und wird zum Dreh- und Angelpunkt der Nachbarschaft.
Annie Lyons ist mit diesem Roman eine wunderbar herzerwärmende Geschichte gelungen, die das Schicksal der von ihren Eltern getrennten „Verschickungskinder“ beleuchtet und gleichzeitig die Liebe zu Büchern feiert. Jeder, der Bücher liebt, wird in dieser Geschichte rührende Momente erleben, sei es mit John Steinbeck oder Winnie Puuh :)
Die Protagonisten Gertie und Hedy sind für einen Unterhaltungsroman erstaunlich gut und tiefgründig ausgearbeitet - sie sind nicht nur Romanheldinnen, sondern dürfen auch ihre schwachen Momente haben, mal ungerecht sein oder voreingenommen. All das macht sie zu nahbaren Figuren, die man gern im wirklichen Leben kennengelernt hätte. Selbst die Nebenfiguren haben ihren eigenen Charme, sei es die resolute Margery Fortescue, der ungestüme Nachbarsjunge Billy oder der gutmütige Labrador Hemingway.
Und trotz aller Tragik, die in diesem Buch eine Rolle spielt, scheinen auch immer wieder glückliche Momente durch, man leidet und hofft mit den Charakteren und bangt, dass sie alle den Krieg unbeschadet überstehen mögen. Dieses Mitfühlen macht für mich ein gutes Buch aus und deshalb vergebe ich hier liebend gern 5 Sterne und eine große Leseempfehlung!
PS. Wer „Die Bibliothek der Hoffnung“ mochte, wird den Buchclub lieben!
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Was für ein Buch! Eine Überraschung geradezu, hatte ich doch nicht wirklich erwartet, dass mich dieser Roman derart in seinen Bann zieht. So sehr, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Um fünf Uhr nachmittags begann ich die Lektüre und um halb elf am Abend war …
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Was für ein Buch! Eine Überraschung geradezu, hatte ich doch nicht wirklich erwartet, dass mich dieser Roman derart in seinen Bann zieht. So sehr, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Um fünf Uhr nachmittags begann ich die Lektüre und um halb elf am Abend war das Ende erreicht.
Und dass ich das Ende der Geschichte erreicht hatte, stimmte mich fast traurig. Man mag die Figuren dieses Romans, diese liebenswerten Charaktere nicht verlassen, so sehr wachsen sie ans Herz, während man ihren Abenteuern, ihrem Schicksal folgt.
Worum geht es: Gertie Bingham, knapp sechzig, ist seit etwa zwei Jahren Witwe und vermisst ihren geliebten Mann Harry immer noch schmerzlich. So sehr, dass sie erwägt, die gemeinsame Buchhandlung, die sie dreißig Jahre geführt haben, aufzugeben. Obwohl ihr die Trennung von den Büchern schwer fallen würde, an denen sie so sehr hängt. Gertie ist der Überzeugung, dass Bücher für fast alles eine Lösung bieten.
Doch ihre Pläne werden über den Haufen geworfen. Es ist das Jahr 1939 und auch in London hat man von dem gehört, was die Nazis in Deutschland den Juden antun. Daher holen entsprechende Organisationen jüdische Kinder nach England in Sicherheit. Und Gertie erklärt sich bereit, ein solches jüdisches Mädchen bei sich aufzunehmen. Obwohl sie selbst nie Kinder hatte und auch keinerlei Erfahrung mit Kindern hat.
So dauert es auch eine ganze Weile, bis sich die ältere Frau und das vierzehnjährige Mädchen anfreunden und miteinander zurechtkommen. Zumal Hedy, so der Name des Kindes, sehr unter der Trennung von ihren Eltern leidet und vor allem auch darunter, dass sie so wenig über deren Schicksal erfährt.
Als der Krieg beginnt und damit die Bombardierungen Englands, muss Gertie unter der Buchhandlung einen Luftschutzraum erschaffen. Da kommt ihr die Idee, einen „Luftschutzbuchclub“ zu gründen. So kommt es dazu, dass immer mehr Menschen sich während der Angriffe dort versammeln, während Gertie oder Hedy aus den Büchern vorlesen.
All die Menschen aus der Straße und dem Viertel rund um den Buchladen, die alle ihre Päckchen zu tragen haben, die alle ihre Eigenheiten und Marotten haben, sie alle halten schließlich ganz fest zusammen, helfen sich gegenseitig in all dem Schrecken und den Gefahren.
Das alles erzählt Annie Lyons mit viel Emotion und Empathie, aber ohne Kitsch oder Schmalz. Die Figuren, die sie erschafft, sind voller Leben und Liebe. Sie alle lernen, dass durch Zusammenhalt vieles, fast alles überwunden werden kann. Dass Liebe und Freundschaft helfen, Trauer zu besiegen, ebenso wie Sehnsucht, dass Wärme und Geborgenheit aus Zusammenhalt entstehen können.
Ein ganz wunderbarer, gefühlvoller Roman, der berührt, ohne tränenrührig zu sein.
Annie Lyons - Der Buchclub: Ein Licht in dunklen Zeiten
aus dem Englischen von Sabine Längsfeld
rororo, November 2023
Taschenbuch, 430 Seiten, 12,00 €
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Der Luftschutzbuchclub
„Manchmal ließ Gertie die Finger über die Buchrücken in den Regalen gleiten, weil er dort war, in jedem einzelnen Buch, auf jeder Seite, in jedem Wort. Es verschaffte ihr ein wenig Trost – und vertiefte gleichzeitig die Trauer. Gerti liebt ihre …
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Der Luftschutzbuchclub
„Manchmal ließ Gertie die Finger über die Buchrücken in den Regalen gleiten, weil er dort war, in jedem einzelnen Buch, auf jeder Seite, in jedem Wort. Es verschaffte ihr ein wenig Trost – und vertiefte gleichzeitig die Trauer. Gerti liebt ihre Buchhandlung, doch am meisten hatte sie den Laden in Verbindung mit Harry geliebt.“ (S. 29)
Gertie ist Ende 50 und hat seit dem Tod ihres Mannes Harry die Freude an Büchern verloren, sie trägt sich mit dem Gedanken, ihren Laden „Binghams Bücher“ zu verkaufen. Da fängt Deutschland den 2. WK an und Charles, der beste Freund ihres verstorbenen Mannes, der den Transport jüdischer Kinder aus Deutschland organisiert, bittet sie, eines aufzunehmen. Gertie kann sich das nicht vorstellen, da ihr nie eigene Kinder vergönnt waren, aber Charles insistiert: „Die Welt befindet sich am Rande einer Katastrophe, Gertie. Die Frage lautet, stehen wir daneben und sehen untätig zu, oder stehen wir auf und leisten unseren Beitrag?“ (S. 42)
Also nimmt sie Hedy (Hedwig) bei sich auf. Die 14jährige stammt aus München, spricht zum Glück etwas besser Englisch als Gertie Deutsch, vermisst aber ihre Familie sehr. Zum Heimweh kommt die Angst, wie es ihnen in Deutschland ergeht. Hedy verschließt sich und lässt niemanden an sich ran. Erst als Gertie die gemeinsame Liebe zu Büchern entdeckt, taut Hedy auf. Die Bücher sind es auch, die ihnen in den Nächten der Luftangriffe die Angst nehmen und sie ablenken. Und so laässt Gertie sie den Buchclub wieder aufleben, der mit Harry eingeschlafen war.
„Niemand ist eine Insel …“ (S. 119) sagt Gertie an einer Stelle und doch fühlt sich Hedy zu Beginn in England oft so – getrennt von ihrer Familie, in einem fremden Land, wo ihr das Essen und der Tee nicht wirklich schmecken und sie (noch) keine Freunde hat. Außerdem schlagen ihr auch hier Judenhass und Abneigung entgegen, weil sie als Deutsche der Feind ist.
Ich konnte mich sehr gut in sie einfühlen und mochte es, dass Annie Lyons nichts beschönigt, sondern deutlich aber behutsam zeigt, welche Probleme sich zwischen den beiden Frauen mit über 40 Jahren Alters- und kulturellen Unterschieden auftun. Hedy wartet auf ihre Familie, sie will und kann Gertie nicht als Ersatz annehmen, und das soll sie auch nicht. Denn auch Gertie fällt es nicht leicht, plötzlich für einen Teenager verantwortlich zu sein, der sie so sehr an ihre eigene Unfähigkeit erinnert, Kinder zu bekommen und ihren eingefahrenen Alltag durcheinander wirbelt. Dazu kommt das Grauen des Krieges, die Angriffe, die Zerstörung, die Angst. All das schweißt Hedy und Gertie immer mehr zusammen, sie geben sich gegenseitig Kraft, Mut und Halt.
Und natürlich sind auch sie beide keine Insel. Sie leben in einer Gemeinschaft, deren Mittelpunkt u.a. die Buchhandlung, deren (Luftschutz-)Keller und der Buchclub ist.
Auch, wenn das Thema und die Zeit, die Annie Lyons in ihrem Buch behandelt, für mich nicht neu sind, so konnte mich ihre Geschichte doch abholen und berühren. Für mich wird sie durch die Beziehung zwischen Gertie und Hedy besonders, zeigt, wie wichtig Zusammenhalt und Anpassungsfähigkeit sind und dass Bücher Mut und Hoffnung machen und die unterschiedlichsten Menschen verbinden können.
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Bingham Books, eine Buchhandlung in Beechwood, einem Londoner Vorort im Zweiten Weltkrieg.. Der Tod ihres Mannes hat Gertie so sehr getroffen, dass sie sogar mit dem Gedanken spielt, das gemeinsame Lebenswerk zu verkaufen. Doch das Schicksal hat andere Pläne mit ihr. Ein Freund kümmert …
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Bingham Books, eine Buchhandlung in Beechwood, einem Londoner Vorort im Zweiten Weltkrieg.. Der Tod ihres Mannes hat Gertie so sehr getroffen, dass sie sogar mit dem Gedanken spielt, das gemeinsame Lebenswerk zu verkaufen. Doch das Schicksal hat andere Pläne mit ihr. Ein Freund kümmert sich aktiv um die Evakuierung deutscher Kinder jüdischen Glaubens und deren sichere Unterbringung in England und bittet sie, eines dieser Kinder bei sich aufzunehmen. Nach kurzem Zögern erklärt sich die kinderlose Gertie dazu bereit, nicht ahnend, dass Hedy, das Mädchen aus Deutschland, ihrem Leben einen neuen Sinn verleihen wird.
Unterhaltungsromane, in deren Zentrum eine Buchhandlung steht, gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Allerdings läuft deren Handlung meist nach Schema F ab. Eine Buchhandlung (Erbe oder zum Verkauf stehend), die neue Besitzerin (natürlich von außerirdischer Schönheit), ein gutaussehender, aber unausstehlicher Kunde, und…Schwupps, beide werden von Amors Pfeil getroffen und alle Probleme gehören plötzlich der Vergangenheit an. Soweit das Übliche.
Anders in Annie Lyons „Der Buchclub: Ein Licht in dunklen Zeiten“ @rowohltverlag. Die Autorin, gelernte Buchhändlerin, vermeidet diese Klischees durch das Einbetten ihres Romans in den historischen Kontext, der wie in Kate Thompsons „Die Bibliothek der Hoffnung“ breiten Raum einnimmt. Die Entbehrungen der Kriegsjahre, der Blitzkrieg über London, der Tod naher Freunde, die Sorgen um das Schicksal der Angehörigen (in Hedys Fall besonders tragisch, da die Deportationen in vollem Gang sind). Die einzige Konstante in dieser schrecklichen Zeit sind die Bücher, die wenigsten für kurze Zeit die Sorgen des Alltags vergessen lassen, denn selbst in den dunkelsten Stunden gibt es Hoffnung.
Ein warmherziger Roman ohne Kitsch und Pathos über Zusammenhalt und Mitgefühl in schweren Zeiten, in dem die Charaktere bis in die Nebenrollen mit feinem Strich gezeichnet sind. Lesen!
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