"Das verlorene Buch von Montamar" von Mari Ronberg ist vordergründig ein fantastischer, spannender Jugendroman mit einer superguten Idee, die jedoch ebenso Erwachsene begeistern dürfte, denn in einigen Details steckt so viel an Witz, Situationskomik, Ironie und humorvoller, augenzwinkernder
Beschreibung des Schriftstellertums und Verlagswesens, dass dieses Buch, welches ich freundlicherweise vom…mehr"Das verlorene Buch von Montamar" von Mari Ronberg ist vordergründig ein fantastischer, spannender Jugendroman mit einer superguten Idee, die jedoch ebenso Erwachsene begeistern dürfte, denn in einigen Details steckt so viel an Witz, Situationskomik, Ironie und humorvoller, augenzwinkernder Beschreibung des Schriftstellertums und Verlagswesens, dass dieses Buch, welches ich freundlicherweise vom Coppenrath-Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekam, allein schon deswegen einen besonderen Platz in meinem Bücherregal bekommen wird.
Der erfolgreiche Autor Wilhelm Münsterbach reist aus beruflichen Gründen - offiziell um Ideen für sein neues Buch auszuarbeiten - samt Tochter Tullia, Sohn Nick und Haushälterin Harietta zur Insel Montamar. Diese Insel ist nämlich etwas Besonderes, denn sie wird nur von Schriftstellern aufgesucht, die dort ihre Romanfiguren sozusagen "leibhaftig" entstehen lassen, kennenlernen, beobachten und perfektionieren können. Nach dem Wunsch des Vaters sollen auch bislang sein recht unbegabter Sohn - zumindest hält sich Nick dafür und glaubt auch, dass dies sein Vater tut - und seine schon recht vielversprechende Tochter, die gerade an ihrem ersten Roman arbeitet, in seine Fußstapfen treten und Nick ist daher zu einem Ferienkurs im "Figurisieren" angemeldet. Eigentlich sollte um diese Zeit ja die Mutter der Kinder, eine erfolgreiche Archäologin, zu einem Kurztrip nach Hause kommen. Doch dieser Besuch, eh schon selten genug, wurde aus terminlichen Gründen verschoben, wofür Nick dem Vater insgeheim die Schuld gibt.
Daher versucht Nick dem Vater auf jeden Fall zu verheimlichen, wie neugierig er in Wahrheit auf die Insel und die Bewohner von Montamar ist. Sein erster Eindruck ist denn auch völlig verwirrend, zumal ihn kurz nach der Ankunft zwei Jugendliche auf dem Weg in die Unterkunft der Familie Münstermann überfallen und verkloppen wollen. Nur durch Levin Leroque, einem kräftigen Jungen etwa seines Alters, dessen Eltern einen Buchladen auf Montamar betreiben, kommt Nick nicht nur aus dieser bedrohlich wirkenden Situation frei, sondern beginnt mit der Zeit — genau wie der Leser des Romans — einige Zusammenhänge und spezielle Begebenheiten und Eigenschaften der Insel Montamar zu begreifen. Auch dem Ferienkurs bei der überstrengen Fräulein Schengensieck - die Ähnlichkeit mit der Prusseliese aus den Pippi Langstrumpf Romanen ist ganz sicher gewollt! - im Figurisieren kann Nick mit der Zeit durch Levin, die spätere Teilnahme seiner eigenen Schwester und durch die Romanfiguren, die sie allesamt erschaffen, immer mehr abgewinnen.
Denn Montamar ist ein komplexes, ausgeklügeltes Gesellschaftssystem der Beziehungen zwischen den Autoren und ihren Romanfiguren, welches auf den ersten Blick bis ins kleinste Detail durchdacht und geregelt zu sein scheint.
Während Nick, nach dem ersten zaghaften Figurisierungsversuch, einer Gestalt mit einer Mischung aus Jack Sparrow und dem gestiefelten Kater aus den Shrek-Filmen, allmählich Gefallen am Figurisieren findet und bei der Entwicklung der Romanfiguren für den gesamten Ferienkurs auch der Spaß nicht zu kurz kommt, es auch in Montamar unglaublich viel zu entdecken und zu erforschen gibt, was mit seinen neuen Freunden, der recht gut entwickelten Romangestalt Robyn, der Nick alle Eigenschaften verpasst, die er selbst gerne hätte, erst so richtig Freude macht und er nun sogar eine bessere Beziehung zu seiner eigenen Schwester bekommt, geschehen um seinen Vater herum immer mehr geheimnisvolle Dinge. Ja, es wird sogar eingebrochen bei den Münsterbachs und später sogar sein Vater entführt...und all das hat mit einem Buch zu tun, dass sehr wichtig ist für Montamar und das auf keinen Fall in die falschen Hände geraten darf. Schade, dass es Montamar nicht wirklich gibt. Ich zumindest würde mir das zu gerne mal selbst anschauen. Zum Glück und zur Freude aller Leser schreibt Mari Ronberg aber schon eine Fortsetzung, die ich zumindest mir ganz sicher nicht entgehen lasse.