Hexen helfen Kranken, bringen Kinder auf die Welt, bestatten die Toten, hören den Menschen zu, wenn sie Probleme haben. Moment mal – Hexen? Sind die nicht eigentlich böse, hässlich und erfreuen sich am Leid anderer? Genau mit diesen Vorwürfen muss sich Junghexe Tiffany Weh in letzter Zeit vermehrt
herumschlagen. Irgendetwas Böses versucht die Menschen davon zu überzeugen, dass die Frauen mit dem…mehrHexen helfen Kranken, bringen Kinder auf die Welt, bestatten die Toten, hören den Menschen zu, wenn sie Probleme haben. Moment mal – Hexen? Sind die nicht eigentlich böse, hässlich und erfreuen sich am Leid anderer? Genau mit diesen Vorwürfen muss sich Junghexe Tiffany Weh in letzter Zeit vermehrt herumschlagen. Irgendetwas Böses versucht die Menschen davon zu überzeugen, dass die Frauen mit dem spitzen Hut auf den Scheiterhaufen gehören. Und obwohl sie mit ihren Gefühlen für den jungen Baron und den Problemen in ihrem kleinen Dorf eigentlich schon genug am Hals hat, scheint dieses Böse es auch noch auf sie persönlich abgesehen zu haben…
„Das Mitternachtskleid“ erzählt die typische Geschichte vom Anderssein. Man sieht ein wenig anders aus, kann Dinge tun, die die Mehrheit nicht kann und schon ist man umgeben von Argwohn und Missgunst. Die Außenseiter-Story par excellence. Das alles eingebettet in eine märchenhafte Welt voll Kobolden, Magie und fliegenden Besen.
Leider schafft es Terry Pratchett nicht den Zauber eines Märchens heraufzubeschwören. Ernste Themen wie häusliche Gewalt und Totgeburt wechseln sich ab mit plumpem Slapstick Humor, und – leider nur allzu seltenen und meist ziemlich platten – parodistischen Anspielungen auf das Märchen-Genre. Kurzum, es macht den Anschein als wollte Pratchett Alles und herausgekommen ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Das Mitfiebern und Mitfühlen mit Tiffany Weh wird durch überdrehte Szenen zunichte gemacht. Aber für „einfach nur lustig“ führt die Geschichte wiederum zu viel märchenhafte Moral vor.
Das Einzige, was das Buch besonders machen könnte, sind die Details und einige liebenswerte Charaktere. Wie zum Beispiel der Anwalt, der in einen Frosch verwandelt wurde, aber sich von diesem Missgeschick nicht davon abhalten lässt, seinen Beruf weiter auszuüben. Diese kleinen Stärken kann das Buch aber nicht in die Handlung einbetten, es wirkt wirr und verspielt dadurch den Charme, den es eigentlich haben könnte.
„Das Mitternachtskleid“ ist kein durchweg schlechtes Buch. Über Humor lässt sich bekanntlich streiten und die lockere Schreibweise macht es zu einem guten „In-der-Bahn-Lesestück“. Eindruck macht es aber nicht.
P.S.: Für Pratchett-Kenner macht das Märchen von der Scheibenwelt bestimmt mehr her. Denn nur allzu oft scheint es so, dass hier von alten Bekannten die Rede ist, die einem als „Neuleser“ nichts sagen.