Anna Wiener
Broschiertes Buch
Code kaputt
Macht und Dekadenz im Silicon Valley
Übersetzung: Röser, Cornelia
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Anna Wieners gefeierte Reportage über das Silicon Valley zu Zeiten des digitalen Goldrausches ist viel mehr als eine literarisch brillante Coming-of-Age-Geschichte: Ihr persönliches Protokoll entlarvt den Sexismus, die Machtbesessenheit und die Dekadenz jener Start-up-Elite, die unseren digitalen Alltag bestimmt."Eines der schlausten und eindrucksvollsten Bücher, die in den vergangenen Jahren über das Silicon Valley erschienen sind." - Süddeutsche ZeitungMit Mitte zwanzig ist Anna Wiener Teil der New Yorker Literaturszene am Ende der Nullerjahre: viele Träume und wenig Geld. Als sie zufÃ...
Anna Wieners gefeierte Reportage über das Silicon Valley zu Zeiten des digitalen Goldrausches ist viel mehr als eine literarisch brillante Coming-of-Age-Geschichte: Ihr persönliches Protokoll entlarvt den Sexismus, die Machtbesessenheit und die Dekadenz jener Start-up-Elite, die unseren digitalen Alltag bestimmt.
"Eines der schlausten und eindrucksvollsten Bücher, die in den vergangenen Jahren über das Silicon Valley erschienen sind." - Süddeutsche Zeitung
Mit Mitte zwanzig ist Anna Wiener Teil der New Yorker Literaturszene am Ende der Nullerjahre: viele Träume und wenig Geld. Als sie zufällig einen Job bei einem Startup bekommt, steht ihr Leben plötzlich Kopf. Sie stürzt sich in den digitalen Goldrausch an der Westküste, arbeitet am Aufstieg des Hightech-Kapitalismus mit und gerät so immer tiefer in die digitale Parallelwelt des Silicon Valley. Aber je länger sie die schöne neue Startup-Welt miterlebt, desto klarer wird ihr: Im Zentrum der globalen Disruption stehen keine Ideale, sondern Hybris, Risikokapital und eine übersteigerte Männlichkeit.
- Inside Silicon Valley: als Außenseiter ins Herz der Tech-Elite
- Junge weiße Männer: wie Sexismus, Macht und Risikokapital die Start-up-Szene dominieren
- Die digitale Hybris: Ein paar Zeilen Code verändern die Welt
Anna Wiener erzählt nicht nur präzise von der Geburt des Start-Up-Kapitalismus aus dem Geist der Überheblichkeit. Sie protokolliert, wie eine Generation ihre Illusionen verlor.
"Herausragend." - New York Times
"Trotz der unangenehmen und beunruhigenden Themen - unregulierte Überwachungstechnologie, skrupellose Bosse, sexuelle Belästigung: Dieses Buch ist eine Freude." - The Guardian
"Sie ist eine scharfe Beobachterin der Unzulänglichkeiten der Tech-Szene, aber besonders gut vermittelt sie eine Gedankenwelt, die geprägt ist von dem Wunsch, nicht zu viel zu wissen." - The Atlantic
"Joan Didion bei einem Start-up." - Rebecca Solnit
"Eines der schlausten und eindrucksvollsten Bücher, die in den vergangenen Jahren über das Silicon Valley erschienen sind." - Süddeutsche Zeitung
Mit Mitte zwanzig ist Anna Wiener Teil der New Yorker Literaturszene am Ende der Nullerjahre: viele Träume und wenig Geld. Als sie zufällig einen Job bei einem Startup bekommt, steht ihr Leben plötzlich Kopf. Sie stürzt sich in den digitalen Goldrausch an der Westküste, arbeitet am Aufstieg des Hightech-Kapitalismus mit und gerät so immer tiefer in die digitale Parallelwelt des Silicon Valley. Aber je länger sie die schöne neue Startup-Welt miterlebt, desto klarer wird ihr: Im Zentrum der globalen Disruption stehen keine Ideale, sondern Hybris, Risikokapital und eine übersteigerte Männlichkeit.
- Inside Silicon Valley: als Außenseiter ins Herz der Tech-Elite
- Junge weiße Männer: wie Sexismus, Macht und Risikokapital die Start-up-Szene dominieren
- Die digitale Hybris: Ein paar Zeilen Code verändern die Welt
Anna Wiener erzählt nicht nur präzise von der Geburt des Start-Up-Kapitalismus aus dem Geist der Überheblichkeit. Sie protokolliert, wie eine Generation ihre Illusionen verlor.
"Herausragend." - New York Times
"Trotz der unangenehmen und beunruhigenden Themen - unregulierte Überwachungstechnologie, skrupellose Bosse, sexuelle Belästigung: Dieses Buch ist eine Freude." - The Guardian
"Sie ist eine scharfe Beobachterin der Unzulänglichkeiten der Tech-Szene, aber besonders gut vermittelt sie eine Gedankenwelt, die geprägt ist von dem Wunsch, nicht zu viel zu wissen." - The Atlantic
"Joan Didion bei einem Start-up." - Rebecca Solnit
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Anna Wiener ist Journalistin und schreibt für den New Yorker, The Atlantic und Wired über das Silicon Valley, Start-Up-Kultur und die digitale Welt. Sie lebt und arbeitet in San Francisco, Code kaputt ist ihr erstes Buch und sorgt seit Erscheinen in den USA und Großbritannien für Furore.
Produktbeschreibung
- Verlag: Droemer/Knaur
- Originaltitel: Uncanny Valley
- Artikelnr. des Verlages: 3009369
- 3. Aufl.
- Seitenzahl: 320
- Erscheinungstermin: 20. August 2020
- Deutsch
- Abmessung: 206mm x 132mm x 28mm
- Gewicht: 340g
- ISBN-13: 9783426277737
- ISBN-10: 3426277735
- Artikelnr.: 59085499
Herstellerkennzeichnung
Droemer HC
Maria-Luiko-Straße 54
80636 München
produktsicherheit@droemer-knaur.de
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Felix Stephan zerreißt es das Herz beim Lesen von Anna Wieners Erfahrungsbericht aus dem Silicon Valley. Was die soziologisch geschulte Autorin am eigenen Leib erlebt, als sie ihren schlecht bezahlten Job in New York gegen einen gut bezahlten im Kundensupport im Valley tauscht, was sie sieht, hört, entdeckt, scheint Stephan direkt ins dunkle Herz unserer aller Existenz zu führen. Schlau und genau findet er, was und wie die Autorin alles festhält, was ihr in der Welt der Tech-Start-ups begegnet, von den T-Shirt-Motiven ihrer Kollegen bis zu den Fenstergrößen der Gebäude und der Werbung im Briefkasten. Das ist an Plastizität kaum zu überbieten, meint Stephan. Ein Memoir, das zum Instrument analytischer Feldforschung wird, meint er.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
Wer schläft, begeht eine Sünde
Scheitern muss man sich leisten können: Anna Wiener blickt ins Räderwerk der Internetbranche
Anna Wiener gehört einer Generation an, die eine Welt ohne Internet und Harry Potter nicht kennt. Vielleicht ist ihr Buch über das Silicon Valley deshalb voller Voldemorts, ebenso machtvollen wie körperlosen Entitäten mit leistungsfähigen Rechtsabteilungen, die herbeigerufen werden, wenn man ihren Namen erwähnt. So ist Microsoft bei ihr nur der "äußerst prozessfreudige Software-Konzern" und Facebook "das soziale Netzwerk, das alle hassten".
Als Facebook 2012 an die Börse geht, ist Wiener fünfundzwanzig Jahre alt und arbeitet bei einem Verlag in New York. Auch er bleibt namenlos, die
Scheitern muss man sich leisten können: Anna Wiener blickt ins Räderwerk der Internetbranche
Anna Wiener gehört einer Generation an, die eine Welt ohne Internet und Harry Potter nicht kennt. Vielleicht ist ihr Buch über das Silicon Valley deshalb voller Voldemorts, ebenso machtvollen wie körperlosen Entitäten mit leistungsfähigen Rechtsabteilungen, die herbeigerufen werden, wenn man ihren Namen erwähnt. So ist Microsoft bei ihr nur der "äußerst prozessfreudige Software-Konzern" und Facebook "das soziale Netzwerk, das alle hassten".
Als Facebook 2012 an die Börse geht, ist Wiener fünfundzwanzig Jahre alt und arbeitet bei einem Verlag in New York. Auch er bleibt namenlos, die
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Heldin von "Code kaputt" wird ihn schon im ersten Kapitel verlassen, denn die Zeit, in der man als College-Absolventin seine Karriere noch im Bereich "Irgendwas mit Medien" machen konnte, war schon damals vorbei: "Wir hatten Geschmack, und wir hatten Integrität. Wir waren nervös, und wir waren pleite."
Wiener beschließt, in die Internetbranche zu wechseln, zu einem namenlosen New Yorker Start-up, das an einem Abo-Modell für E-Books arbeitet. Von dort sollte es weitergehen nach San Francisco, zu einem namenlosen Unternehmen, das eine Software zur Analyse der Nutzeraktionen auf anderen Websites anbietet, und schließlich zu einem weiteren namenlosen Projekt, das unschwer als GitHub zu erkennen ist - eine Plattform, auf der Softwareentwickler ihre Projekte ablegen, dokumentieren und veröffentlichen können.
Wieners Buch ist lesenswert, weil es den Lebenslauf eines jener Menschen dokumentiert, ohne die im Internet nicht viel funktionieren würde, die aber gerade deshalb nie im Fokus öffentlicher Aufmerksamkeit stehen. Wiener beschreibt die Machtstrukturen innerhalb und außerhalb der Unternehmen und isoliert dabei bestimmte Muster, ohne in den im Politaktivisten-Twitter üblichen Unversöhnlichkeitsjargon zu verfallen: Die Öffentlichkeit ist jederzeit bereit, vermeintlichen Disruptoren und Innovatoren zuzujubeln; die - meist von Frauen erledigte - Wartungsarbeit wird bestenfalls als selbstverständlich wahrgenommen. Die IT-Branche, so Wiener, funktioniert, ihrer Disruptionsrhetorik zum Trotz, keineswegs so viel anders als der Rest der Gesellschaft.
Die Arbeitswelt in "Code kaputt" gliedert sich in drei Schichten: Die Gründer, die Top-Programmierer sowie deren auf ein Minimum beschränktes Unterstützungspersonal. Zur vertikalen Hierarchie gesellt sich noch eine zeitliche: Wer früh mit an Bord gekommen ist, erhält Aktienoptionen und hat die Chance auf dauerhafte finanzielle Absicherung. Die zeitliche Dimension lässt sich mit Geschick und Glück noch in den Griff bekommen, aber in die Sphäre der Gründer vorzustoßen, ist sehr schwierig und setzt lange Vernetzungsarbeit mit Risikokapitalgebern an Elite-Institutionen voraus.
Auch das unternehmerische Risiko sieht Anna Wiener ungleich verteilt: Sie könne jederzeit ohne Krankenversicherung auf der Straße landen, falls das Start-up ihres Arbeitgebers scheitert. Der Gründer hingegen könne sich darauf verlassen, von seinem Netzwerk von Freunden und Kapitalgebern aufgefangen zu werden. Im Silicon Valley ist das Scheitern nach wie vor erlaubt, man muss es sich nur leisten können.
Mit den Optionen zur sozialen Mobilität schwinden auch die Utopien, die bis zum Dotcom-Crash der Jahrtausendwende mit dem Internet verknüpft waren. Nicht geändert hat sich allerdings der Modus Operandi der Start-ups: Eine eng umgrenzte Idee muss in kürzester Zeit mit großen Mengen Startkapital umgesetzt werden. Während das New Yorker E-Book-Unternehmen eher nachlässig zu Werke geht, sind Wieners Arbeitgeber im Silicon Valley straffer organisiert, die Gründer halten ihr Personal mit der Aussicht auf Aktienoptionen, lustigen Büroräumen und gemeinsamen Campingausflügen bei der Stange.
Die Art, wie Zusammenhalt durch Aussicht auf schnelle Beute und Wandervogelkameradschaft hergestellt wird, erinnert an militärische Vorgehensweisen. Auch wenn es betont locker zugeht, handelt es sich dabei um eine männliche Methode: Man geht gemeinsam auf die Jagd, die temporären Unbequemlichkeiten gehören dazu und spornen sogar weiter an.
Auch Wiener macht mit, zeigt sich selbst dann von den Unternehmenszielen überzeugt, wenn diese von paranoiden Chefs mit erhöhter Penetranz abgefragt werden. Innerhalb des Systems hat das auch Sinn, denn wer sein Team härter antreibt, gewinnt das Spiel. Aus dem New Yorker E-Book-Start-up wird nichts, die härter geführten Unternehmen aus dem Silicon Valley schaffen es dagegen locker in die nächste Finanzierungsrunde.
Wiener schildert, wie sie in ihrem Job bei GitHub auf Material von Hassgruppen stößt. Sie habe die Brisanz dessen, was dort passiert sei, aber nicht erkannt, die Ressourcen ihres Moderationsteams seien zu knapp bemessen gewesen. Für Konzepte wie "Feierabend" oder "Privatsphäre" ist in der Arbeit am Netz kein Platz. Um in einer Umgebung längere Zeit halbwegs gut funktionieren zu können, in der es als Sünde gilt, zu schlafen, müssten Kommunikations- und Moderationsjobs in weltweit agierenden Organisationen drei- oder viermal so stark besetzt sein wie in einer traditionellen Firma. Das werden sie aber nicht, weil das Geld kostet, daher führt die Online-Arbeit in Wieners Welt zu einem immer breiteren Spagat zwischen den Qualitätsanforderungen und dem, was man tatsächlich noch leisten kann.
Die Internet-Branche kalkuliert mit hohem Verschleiß an Personal. Wiener schafft den Absprung, indem sie ihr Erspartes in GitHub-Aktien anlegt - bevor der Laden von Microsoft übernommen wird. Ein kleiner Etappensieg, mehr nicht. Personalverantwortliche könnten aus der Lektüre von "Code kaputt" lernen, wie man intelligente junge Frauen im Unternehmen hält. Allen anderen möge das Buch als Warnung vor den vielen kleinen Voldemorts und dem auch in kleinen Erfolgen eingepreisten Burn-out dienen.
GÜNTER HACK
Anna Wiener: "Code Kaputt". Macht und Dekadenz im Silicon Valley.
Aus dem Englischen von Cornelia Röser. Droemer Knaur Verlag, München 2020. 320 S., br., 18,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wiener beschließt, in die Internetbranche zu wechseln, zu einem namenlosen New Yorker Start-up, das an einem Abo-Modell für E-Books arbeitet. Von dort sollte es weitergehen nach San Francisco, zu einem namenlosen Unternehmen, das eine Software zur Analyse der Nutzeraktionen auf anderen Websites anbietet, und schließlich zu einem weiteren namenlosen Projekt, das unschwer als GitHub zu erkennen ist - eine Plattform, auf der Softwareentwickler ihre Projekte ablegen, dokumentieren und veröffentlichen können.
Wieners Buch ist lesenswert, weil es den Lebenslauf eines jener Menschen dokumentiert, ohne die im Internet nicht viel funktionieren würde, die aber gerade deshalb nie im Fokus öffentlicher Aufmerksamkeit stehen. Wiener beschreibt die Machtstrukturen innerhalb und außerhalb der Unternehmen und isoliert dabei bestimmte Muster, ohne in den im Politaktivisten-Twitter üblichen Unversöhnlichkeitsjargon zu verfallen: Die Öffentlichkeit ist jederzeit bereit, vermeintlichen Disruptoren und Innovatoren zuzujubeln; die - meist von Frauen erledigte - Wartungsarbeit wird bestenfalls als selbstverständlich wahrgenommen. Die IT-Branche, so Wiener, funktioniert, ihrer Disruptionsrhetorik zum Trotz, keineswegs so viel anders als der Rest der Gesellschaft.
Die Arbeitswelt in "Code kaputt" gliedert sich in drei Schichten: Die Gründer, die Top-Programmierer sowie deren auf ein Minimum beschränktes Unterstützungspersonal. Zur vertikalen Hierarchie gesellt sich noch eine zeitliche: Wer früh mit an Bord gekommen ist, erhält Aktienoptionen und hat die Chance auf dauerhafte finanzielle Absicherung. Die zeitliche Dimension lässt sich mit Geschick und Glück noch in den Griff bekommen, aber in die Sphäre der Gründer vorzustoßen, ist sehr schwierig und setzt lange Vernetzungsarbeit mit Risikokapitalgebern an Elite-Institutionen voraus.
Auch das unternehmerische Risiko sieht Anna Wiener ungleich verteilt: Sie könne jederzeit ohne Krankenversicherung auf der Straße landen, falls das Start-up ihres Arbeitgebers scheitert. Der Gründer hingegen könne sich darauf verlassen, von seinem Netzwerk von Freunden und Kapitalgebern aufgefangen zu werden. Im Silicon Valley ist das Scheitern nach wie vor erlaubt, man muss es sich nur leisten können.
Mit den Optionen zur sozialen Mobilität schwinden auch die Utopien, die bis zum Dotcom-Crash der Jahrtausendwende mit dem Internet verknüpft waren. Nicht geändert hat sich allerdings der Modus Operandi der Start-ups: Eine eng umgrenzte Idee muss in kürzester Zeit mit großen Mengen Startkapital umgesetzt werden. Während das New Yorker E-Book-Unternehmen eher nachlässig zu Werke geht, sind Wieners Arbeitgeber im Silicon Valley straffer organisiert, die Gründer halten ihr Personal mit der Aussicht auf Aktienoptionen, lustigen Büroräumen und gemeinsamen Campingausflügen bei der Stange.
Die Art, wie Zusammenhalt durch Aussicht auf schnelle Beute und Wandervogelkameradschaft hergestellt wird, erinnert an militärische Vorgehensweisen. Auch wenn es betont locker zugeht, handelt es sich dabei um eine männliche Methode: Man geht gemeinsam auf die Jagd, die temporären Unbequemlichkeiten gehören dazu und spornen sogar weiter an.
Auch Wiener macht mit, zeigt sich selbst dann von den Unternehmenszielen überzeugt, wenn diese von paranoiden Chefs mit erhöhter Penetranz abgefragt werden. Innerhalb des Systems hat das auch Sinn, denn wer sein Team härter antreibt, gewinnt das Spiel. Aus dem New Yorker E-Book-Start-up wird nichts, die härter geführten Unternehmen aus dem Silicon Valley schaffen es dagegen locker in die nächste Finanzierungsrunde.
Wiener schildert, wie sie in ihrem Job bei GitHub auf Material von Hassgruppen stößt. Sie habe die Brisanz dessen, was dort passiert sei, aber nicht erkannt, die Ressourcen ihres Moderationsteams seien zu knapp bemessen gewesen. Für Konzepte wie "Feierabend" oder "Privatsphäre" ist in der Arbeit am Netz kein Platz. Um in einer Umgebung längere Zeit halbwegs gut funktionieren zu können, in der es als Sünde gilt, zu schlafen, müssten Kommunikations- und Moderationsjobs in weltweit agierenden Organisationen drei- oder viermal so stark besetzt sein wie in einer traditionellen Firma. Das werden sie aber nicht, weil das Geld kostet, daher führt die Online-Arbeit in Wieners Welt zu einem immer breiteren Spagat zwischen den Qualitätsanforderungen und dem, was man tatsächlich noch leisten kann.
Die Internet-Branche kalkuliert mit hohem Verschleiß an Personal. Wiener schafft den Absprung, indem sie ihr Erspartes in GitHub-Aktien anlegt - bevor der Laden von Microsoft übernommen wird. Ein kleiner Etappensieg, mehr nicht. Personalverantwortliche könnten aus der Lektüre von "Code kaputt" lernen, wie man intelligente junge Frauen im Unternehmen hält. Allen anderen möge das Buch als Warnung vor den vielen kleinen Voldemorts und dem auch in kleinen Erfolgen eingepreisten Burn-out dienen.
GÜNTER HACK
Anna Wiener: "Code Kaputt". Macht und Dekadenz im Silicon Valley.
Aus dem Englischen von Cornelia Röser. Droemer Knaur Verlag, München 2020. 320 S., br., 18,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Wer schläft, begeht eine Sünde
Scheitern muss man sich leisten können: Anna Wiener blickt ins Räderwerk der Internetbranche
Anna Wiener gehört einer Generation an, die eine Welt ohne Internet und Harry Potter nicht kennt. Vielleicht ist ihr Buch über das Silicon Valley deshalb voller Voldemorts, ebenso machtvollen wie körperlosen Entitäten mit leistungsfähigen Rechtsabteilungen, die herbeigerufen werden, wenn man ihren Namen erwähnt. So ist Microsoft bei ihr nur der "äußerst prozessfreudige Software-Konzern" und Facebook "das soziale Netzwerk, das alle hassten".
Als Facebook 2012 an die Börse geht, ist Wiener fünfundzwanzig Jahre alt und arbeitet bei einem Verlag in New York. Auch er bleibt namenlos, die
Scheitern muss man sich leisten können: Anna Wiener blickt ins Räderwerk der Internetbranche
Anna Wiener gehört einer Generation an, die eine Welt ohne Internet und Harry Potter nicht kennt. Vielleicht ist ihr Buch über das Silicon Valley deshalb voller Voldemorts, ebenso machtvollen wie körperlosen Entitäten mit leistungsfähigen Rechtsabteilungen, die herbeigerufen werden, wenn man ihren Namen erwähnt. So ist Microsoft bei ihr nur der "äußerst prozessfreudige Software-Konzern" und Facebook "das soziale Netzwerk, das alle hassten".
Als Facebook 2012 an die Börse geht, ist Wiener fünfundzwanzig Jahre alt und arbeitet bei einem Verlag in New York. Auch er bleibt namenlos, die
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Heldin von "Code kaputt" wird ihn schon im ersten Kapitel verlassen, denn die Zeit, in der man als College-Absolventin seine Karriere noch im Bereich "Irgendwas mit Medien" machen konnte, war schon damals vorbei: "Wir hatten Geschmack, und wir hatten Integrität. Wir waren nervös, und wir waren pleite."
Wiener beschließt, in die Internetbranche zu wechseln, zu einem namenlosen New Yorker Start-up, das an einem Abo-Modell für E-Books arbeitet. Von dort sollte es weitergehen nach San Francisco, zu einem namenlosen Unternehmen, das eine Software zur Analyse der Nutzeraktionen auf anderen Websites anbietet, und schließlich zu einem weiteren namenlosen Projekt, das unschwer als GitHub zu erkennen ist - eine Plattform, auf der Softwareentwickler ihre Projekte ablegen, dokumentieren und veröffentlichen können.
Wieners Buch ist lesenswert, weil es den Lebenslauf eines jener Menschen dokumentiert, ohne die im Internet nicht viel funktionieren würde, die aber gerade deshalb nie im Fokus öffentlicher Aufmerksamkeit stehen. Wiener beschreibt die Machtstrukturen innerhalb und außerhalb der Unternehmen und isoliert dabei bestimmte Muster, ohne in den im Politaktivisten-Twitter üblichen Unversöhnlichkeitsjargon zu verfallen: Die Öffentlichkeit ist jederzeit bereit, vermeintlichen Disruptoren und Innovatoren zuzujubeln; die - meist von Frauen erledigte - Wartungsarbeit wird bestenfalls als selbstverständlich wahrgenommen. Die IT-Branche, so Wiener, funktioniert, ihrer Disruptionsrhetorik zum Trotz, keineswegs so viel anders als der Rest der Gesellschaft.
Die Arbeitswelt in "Code kaputt" gliedert sich in drei Schichten: Die Gründer, die Top-Programmierer sowie deren auf ein Minimum beschränktes Unterstützungspersonal. Zur vertikalen Hierarchie gesellt sich noch eine zeitliche: Wer früh mit an Bord gekommen ist, erhält Aktienoptionen und hat die Chance auf dauerhafte finanzielle Absicherung. Die zeitliche Dimension lässt sich mit Geschick und Glück noch in den Griff bekommen, aber in die Sphäre der Gründer vorzustoßen, ist sehr schwierig und setzt lange Vernetzungsarbeit mit Risikokapitalgebern an Elite-Institutionen voraus.
Auch das unternehmerische Risiko sieht Anna Wiener ungleich verteilt: Sie könne jederzeit ohne Krankenversicherung auf der Straße landen, falls das Start-up ihres Arbeitgebers scheitert. Der Gründer hingegen könne sich darauf verlassen, von seinem Netzwerk von Freunden und Kapitalgebern aufgefangen zu werden. Im Silicon Valley ist das Scheitern nach wie vor erlaubt, man muss es sich nur leisten können.
Mit den Optionen zur sozialen Mobilität schwinden auch die Utopien, die bis zum Dotcom-Crash der Jahrtausendwende mit dem Internet verknüpft waren. Nicht geändert hat sich allerdings der Modus Operandi der Start-ups: Eine eng umgrenzte Idee muss in kürzester Zeit mit großen Mengen Startkapital umgesetzt werden. Während das New Yorker E-Book-Unternehmen eher nachlässig zu Werke geht, sind Wieners Arbeitgeber im Silicon Valley straffer organisiert, die Gründer halten ihr Personal mit der Aussicht auf Aktienoptionen, lustigen Büroräumen und gemeinsamen Campingausflügen bei der Stange.
Die Art, wie Zusammenhalt durch Aussicht auf schnelle Beute und Wandervogelkameradschaft hergestellt wird, erinnert an militärische Vorgehensweisen. Auch wenn es betont locker zugeht, handelt es sich dabei um eine männliche Methode: Man geht gemeinsam auf die Jagd, die temporären Unbequemlichkeiten gehören dazu und spornen sogar weiter an.
Auch Wiener macht mit, zeigt sich selbst dann von den Unternehmenszielen überzeugt, wenn diese von paranoiden Chefs mit erhöhter Penetranz abgefragt werden. Innerhalb des Systems hat das auch Sinn, denn wer sein Team härter antreibt, gewinnt das Spiel. Aus dem New Yorker E-Book-Start-up wird nichts, die härter geführten Unternehmen aus dem Silicon Valley schaffen es dagegen locker in die nächste Finanzierungsrunde.
Wiener schildert, wie sie in ihrem Job bei GitHub auf Material von Hassgruppen stößt. Sie habe die Brisanz dessen, was dort passiert sei, aber nicht erkannt, die Ressourcen ihres Moderationsteams seien zu knapp bemessen gewesen. Für Konzepte wie "Feierabend" oder "Privatsphäre" ist in der Arbeit am Netz kein Platz. Um in einer Umgebung längere Zeit halbwegs gut funktionieren zu können, in der es als Sünde gilt, zu schlafen, müssten Kommunikations- und Moderationsjobs in weltweit agierenden Organisationen drei- oder viermal so stark besetzt sein wie in einer traditionellen Firma. Das werden sie aber nicht, weil das Geld kostet, daher führt die Online-Arbeit in Wieners Welt zu einem immer breiteren Spagat zwischen den Qualitätsanforderungen und dem, was man tatsächlich noch leisten kann.
Die Internet-Branche kalkuliert mit hohem Verschleiß an Personal. Wiener schafft den Absprung, indem sie ihr Erspartes in GitHub-Aktien anlegt - bevor der Laden von Microsoft übernommen wird. Ein kleiner Etappensieg, mehr nicht. Personalverantwortliche könnten aus der Lektüre von "Code kaputt" lernen, wie man intelligente junge Frauen im Unternehmen hält. Allen anderen möge das Buch als Warnung vor den vielen kleinen Voldemorts und dem auch in kleinen Erfolgen eingepreisten Burn-out dienen.
GÜNTER HACK
Anna Wiener: "Code Kaputt". Macht und Dekadenz im Silicon Valley.
Aus dem Englischen von Cornelia Röser. Droemer Knaur Verlag, München 2020. 320 S., br., 18,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wiener beschließt, in die Internetbranche zu wechseln, zu einem namenlosen New Yorker Start-up, das an einem Abo-Modell für E-Books arbeitet. Von dort sollte es weitergehen nach San Francisco, zu einem namenlosen Unternehmen, das eine Software zur Analyse der Nutzeraktionen auf anderen Websites anbietet, und schließlich zu einem weiteren namenlosen Projekt, das unschwer als GitHub zu erkennen ist - eine Plattform, auf der Softwareentwickler ihre Projekte ablegen, dokumentieren und veröffentlichen können.
Wieners Buch ist lesenswert, weil es den Lebenslauf eines jener Menschen dokumentiert, ohne die im Internet nicht viel funktionieren würde, die aber gerade deshalb nie im Fokus öffentlicher Aufmerksamkeit stehen. Wiener beschreibt die Machtstrukturen innerhalb und außerhalb der Unternehmen und isoliert dabei bestimmte Muster, ohne in den im Politaktivisten-Twitter üblichen Unversöhnlichkeitsjargon zu verfallen: Die Öffentlichkeit ist jederzeit bereit, vermeintlichen Disruptoren und Innovatoren zuzujubeln; die - meist von Frauen erledigte - Wartungsarbeit wird bestenfalls als selbstverständlich wahrgenommen. Die IT-Branche, so Wiener, funktioniert, ihrer Disruptionsrhetorik zum Trotz, keineswegs so viel anders als der Rest der Gesellschaft.
Die Arbeitswelt in "Code kaputt" gliedert sich in drei Schichten: Die Gründer, die Top-Programmierer sowie deren auf ein Minimum beschränktes Unterstützungspersonal. Zur vertikalen Hierarchie gesellt sich noch eine zeitliche: Wer früh mit an Bord gekommen ist, erhält Aktienoptionen und hat die Chance auf dauerhafte finanzielle Absicherung. Die zeitliche Dimension lässt sich mit Geschick und Glück noch in den Griff bekommen, aber in die Sphäre der Gründer vorzustoßen, ist sehr schwierig und setzt lange Vernetzungsarbeit mit Risikokapitalgebern an Elite-Institutionen voraus.
Auch das unternehmerische Risiko sieht Anna Wiener ungleich verteilt: Sie könne jederzeit ohne Krankenversicherung auf der Straße landen, falls das Start-up ihres Arbeitgebers scheitert. Der Gründer hingegen könne sich darauf verlassen, von seinem Netzwerk von Freunden und Kapitalgebern aufgefangen zu werden. Im Silicon Valley ist das Scheitern nach wie vor erlaubt, man muss es sich nur leisten können.
Mit den Optionen zur sozialen Mobilität schwinden auch die Utopien, die bis zum Dotcom-Crash der Jahrtausendwende mit dem Internet verknüpft waren. Nicht geändert hat sich allerdings der Modus Operandi der Start-ups: Eine eng umgrenzte Idee muss in kürzester Zeit mit großen Mengen Startkapital umgesetzt werden. Während das New Yorker E-Book-Unternehmen eher nachlässig zu Werke geht, sind Wieners Arbeitgeber im Silicon Valley straffer organisiert, die Gründer halten ihr Personal mit der Aussicht auf Aktienoptionen, lustigen Büroräumen und gemeinsamen Campingausflügen bei der Stange.
Die Art, wie Zusammenhalt durch Aussicht auf schnelle Beute und Wandervogelkameradschaft hergestellt wird, erinnert an militärische Vorgehensweisen. Auch wenn es betont locker zugeht, handelt es sich dabei um eine männliche Methode: Man geht gemeinsam auf die Jagd, die temporären Unbequemlichkeiten gehören dazu und spornen sogar weiter an.
Auch Wiener macht mit, zeigt sich selbst dann von den Unternehmenszielen überzeugt, wenn diese von paranoiden Chefs mit erhöhter Penetranz abgefragt werden. Innerhalb des Systems hat das auch Sinn, denn wer sein Team härter antreibt, gewinnt das Spiel. Aus dem New Yorker E-Book-Start-up wird nichts, die härter geführten Unternehmen aus dem Silicon Valley schaffen es dagegen locker in die nächste Finanzierungsrunde.
Wiener schildert, wie sie in ihrem Job bei GitHub auf Material von Hassgruppen stößt. Sie habe die Brisanz dessen, was dort passiert sei, aber nicht erkannt, die Ressourcen ihres Moderationsteams seien zu knapp bemessen gewesen. Für Konzepte wie "Feierabend" oder "Privatsphäre" ist in der Arbeit am Netz kein Platz. Um in einer Umgebung längere Zeit halbwegs gut funktionieren zu können, in der es als Sünde gilt, zu schlafen, müssten Kommunikations- und Moderationsjobs in weltweit agierenden Organisationen drei- oder viermal so stark besetzt sein wie in einer traditionellen Firma. Das werden sie aber nicht, weil das Geld kostet, daher führt die Online-Arbeit in Wieners Welt zu einem immer breiteren Spagat zwischen den Qualitätsanforderungen und dem, was man tatsächlich noch leisten kann.
Die Internet-Branche kalkuliert mit hohem Verschleiß an Personal. Wiener schafft den Absprung, indem sie ihr Erspartes in GitHub-Aktien anlegt - bevor der Laden von Microsoft übernommen wird. Ein kleiner Etappensieg, mehr nicht. Personalverantwortliche könnten aus der Lektüre von "Code kaputt" lernen, wie man intelligente junge Frauen im Unternehmen hält. Allen anderen möge das Buch als Warnung vor den vielen kleinen Voldemorts und dem auch in kleinen Erfolgen eingepreisten Burn-out dienen.
GÜNTER HACK
Anna Wiener: "Code Kaputt". Macht und Dekadenz im Silicon Valley.
Aus dem Englischen von Cornelia Röser. Droemer Knaur Verlag, München 2020. 320 S., br., 18,- [Euro].
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Interessante berufliche Autobiografie einer jungen Frau, die der selbstausbeuterischen Verlagswelt der Ostküste entkommt, um in San Francisco in verschiedenen Tech-Firmen zu landen - immerhin besser bezahlt. Aus der Perpektive der "kleinen Angestellten" werden Alltäglichkeiten …
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Interessante berufliche Autobiografie einer jungen Frau, die der selbstausbeuterischen Verlagswelt der Ostküste entkommt, um in San Francisco in verschiedenen Tech-Firmen zu landen - immerhin besser bezahlt. Aus der Perpektive der "kleinen Angestellten" werden Alltäglichkeiten und Absonderlichkeiten des Silicon Valley geschildert.
Das ganze hat mich sehr an den Roman von Douglas Coupland "Microserfs" von 1995 erinnert - ein Hinweis darauf, dass diese Arbeitswelt nicht ganz so neu ist, wie viele glauben.
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Eindrucksvoll, persönlich und auch teilweise erschreckend
Anna Wiener zeigt in ihrem Buch eindrucksvoll ihr Leben in Silicon Valley.
Da ich schon einiges über Unternehmen dort gelesen und gesehen hatte, interessierte mich die persönliche Sicht einer Frau in mitten dieser …
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Eindrucksvoll, persönlich und auch teilweise erschreckend
Anna Wiener zeigt in ihrem Buch eindrucksvoll ihr Leben in Silicon Valley.
Da ich schon einiges über Unternehmen dort gelesen und gesehen hatte, interessierte mich die persönliche Sicht einer Frau in mitten dieser großen und machthabenden Unternehmen.
Der Schreibstil der Autorin ist ehrlich, authentisch und gleichzeitig auch immer wieder erschreckend, weil mich vieles überrascht hatte und mir bis dato nicht bewusst war. Dabei hat mich vor allem die eindrucksvolle Art begeistert, die mich in die Welt in den USA versetzte. Auch habe ich viel, zum Teil erschreckendes, beim Lesen gelernt. Und ich finde es super, dass sich das Buch den verschiedensten Aspekten widmet, ohne zu beschönigen.
Trotz aller positiver Aspekte des Buches konnte mich das Buch nicht in seinen Bann ziehen und irgendwie bin ich auch nicht in einen Lesefluss gekommen. Ich habe es gelesen, weil es dennoch sehr informativ war und eine Entwicklung der Autorin beim Lesen zu spüren war.
Daher 5 von 5 Sternen für ein gutes Buch.
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„Code Kaputt“ habe ich gern gelesen und empfehle das Buch gern weiter. Es ist nicht nur sehr unterhaltsam, es stellt die richtigen Fragen, schildert die Gegebenheiten bildhaft, liefert den Lesern in ihrem Buch spannende Einsichten in die Start-up-Szene im Silicon Valley der Nullerjahre …
Mehr
„Code Kaputt“ habe ich gern gelesen und empfehle das Buch gern weiter. Es ist nicht nur sehr unterhaltsam, es stellt die richtigen Fragen, schildert die Gegebenheiten bildhaft, liefert den Lesern in ihrem Buch spannende Einsichten in die Start-up-Szene im Silicon Valley der Nullerjahre und entlarvt, was hinter dem großen Hype steckt.
Klappentext beschreibt den Inhalt sehr treffend.
Aus einer Agentur im Verlagswesen wechselte die Autorin, Ende der Nullerjahre war sie Mitte zwanzig, zu einem Start-up. In diesem Buch schildert sie ihre Erfahrungen. Es ist eine Art Selbsterfahrungsbericht, wie es ihr bei den jungen coolen Unternehmern erging, die sagenhaftes Geld mit den Daten der User und ähnl. Dingen verdienen. Sie arbeitete bei drei Firmen im Laufe ihrer Zeit im Silicon Valley. Was sie da erlebt hat, auch im Sinne welch ein Miteinander dort herrschte, wie man mit ihr umging (u.a. emotionale Erpressung), was von Firma zu Firma doch recht unterschiedlich ausfiel, wie leicht man dort auch viel Geld verdienen konnte, erschien mir schon höchstinteressant.
Anna Wiener hat messerscharfe Beobachtungen auch bezüglich der Sprache, wie auch der Mentalität der Coolen in ihren Bericht einfließen lassen. Ihr Blick, einer Außenseiterin, die nichts vom Gründen, Start-ups, IT insg. versteht, erlaubt ihr einen ganz anderen Blickwinkel. Es ist der Blick einer wohlgebildeten, belesenen Humanistin. Hier wird der Zusammenprall dieser Welten sehr unterhaltsam präsentiert.
Sie stellte grundsätzliche, ja philosophische Fragen, die sich evtl. wohl kaum der Erschaffer dieser Apps je gestellt hätten. Sie dachte u.a. über die Zukunft nach, über das Leben und Denken der Menschen, die durch diese Techno-Innovationen beeinflusst werden würden, die so denken werden müssen, wie die Maschinen dies für angebracht halten. Es ging u.a. auch um die Bücher und die Apps, die das Lesen, den Zugang zu den Werken, revolutionieren sollten. Dass das ewige Prinzip „teile und herrsche“ auch im Silicon Valley seine Anwendung fand, liest man so ziemlich in der Mitte, u.a. auch: „…eine Welt, die von Firmen optimiert wird, die von Daten optimiert werden. Eine Welt frei von Entscheidungen und der unnötigen Friktion menschlichen Verhaltens…“ Heute gehört es zur Realität, s. die Vorgänge im Finanzsektor.
Über die Enthüllungen von Snowden und wie die Autorin all das in ihrer Firma erlebt hat, liest man hier auch. Wie auch eine zutreffende Schilderung des Verhaltens der Trolle, s. S. 268. Wird so manchen Leser, der auf FB aktiv ist, ein Augenöffnender Moment sein.
Von den „schlauen“ CEOs ist hier auch die Rede: „‘Warum sollte ich euch dafür danken, dass ihr eure Arbeit gut macht?“, fragte er stirnrunzelnd. Ich bezahle euch doch dafür.‘“
Ihre Art zu erzählen: leicht und ungezwungen, mit einer guten Prise Ironie und gewisser Tiefe, sorgte nicht nur für hohen Unterhaltungswert. Die Schilderungen der Menschen, die im Silicon Valley arbeiten, wie sie leben, ihre Freizeit gestalten, wie sie drauf sind! Köstlich. Just auf den Punkt und recht witzig. An einigen Stellen musste ich auflachen. Gelungene Groteske all dieser Wichtigtuer.
Ich freute mich, abends zu diesem Buch zurückkehren zu können. Diese schöne Art mit dem Leser umzugehen, mit Leichtigkeit und Humor auch über ernstere Themen zu sprechen, fand ich großartig.
Fazit: Ein realistischer Blick in die Branche. Ein großartig beschriebener Clash zweier Welten: Eine belesene, intelligente Humanistin trifft auch die hochspezialisierten, engstirnigen Tech-Freaks, bei denen Algorithmen und Codes mehr zählen als freier menschlicher Geist und ein Mensch insg. Leicht und humorvoll erzählt. Sehr gern gelesen, viel Spaß damit gehabt, was ich Euch auch wünsche.
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Insiderbericht.
Inhalt, gemäß Buchrückseite:
Wer den Code schreibt, schreibt die Regeln.
Mit Mitte zwanzig ist Anna Wiener Teil der New Yorker Literaturszene am Anfang der Zehnerjahre, viele Träume und wenig Geld.
Als sie zufällig einen Job bei einem Start-up in San …
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Insiderbericht.
Inhalt, gemäß Buchrückseite:
Wer den Code schreibt, schreibt die Regeln.
Mit Mitte zwanzig ist Anna Wiener Teil der New Yorker Literaturszene am Anfang der Zehnerjahre, viele Träume und wenig Geld.
Als sie zufällig einen Job bei einem Start-up in San Francisco bekommt, stürzt sie sich in den digitalen Goldrausch an der Westküste und gerät immer tiefer in die Parallelwelt des Silicon Valley. Aber je länger sie diese schöne neue Welt miterlebt, desto klarer wird ihr: Im Zentrum der globalen Disruption und ihrer – männlichen – digitalen Elite steht der uralte Traum von Macht und Kontrolle.
Anna Wiener erzählt präzise von der Geburt des Start-up-Kapitalismus aus dem Geist der Überheblichkeit. Sie protokolliert, wie eine Generation ihre Illusion verlor.
Text von der Umschlaginnenseite:
Es ist der Traum von einem selbstbestimmten Leben in einer besseren Welt, der so viele junge Menschen in den Jahren nach der Finanzkrise ins Silicon Valley zieht. Zu ihnen gehört auch die junge Anna Wiener, die unerwartet einen Job bei einem aufstrebenden Datenanalyse-Start-up in San Francisco bekommt. Kurzerhand lässt sie ihr altes Leben hinter sich und zieht an die Westküste. Und plötzlich ist alles möglich. Inmitten einer Community aus Gründern und Programmierern, digitalen Goldgräbern und Risikokapitalgebern, Disruptoren und Freaks scheint nichts leichter als die Verwandlung der Welt mit ein paar Zeilen Code. Weder Lieferdienste noch Taxiunternehmen, weder die Börse noch die Liebe, niemand ist gefeit vor der Kraft der digitalen Innovation. Doch dieser disruptive Kult fordert einen hohen Preis, privat und politisch. Denn was die Start-up-Szene im Innersten zusammenhält, ist nicht die Sehnsucht nach einer besseren, demokratischen Ordnung – es sind die ebenso banalen wie erschreckenden Strukturen von Sexismus, Machtbesessenheit und Profitgier. Anna Wieners biographische Reportage ist damit nichts weniger als die gekonnte Entzauberung der digitalen Utopie.
Meine Meinung:
Locker und ehrlich erzählt die Autorin von ihren Tätigkeiten und Lebensumständen im Umfeld der Tech-Branche mit ihren Start-ups.
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