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Wie kann man die eigene Familie schützen und sich gleichzeitig vor ihr bewahren?In «Blinde Geister» erzählt Lina Schwenk eine berührende Familiengeschichte von den 1950er-Jahren bis in die Gegenwart. Mit ihrem eindringlichen Romandebüt schreibt sie in eine Zeit hinein, in der drängende Fragen auf ein tiefes Schweigen prallen.Olivia, die Tochter von Rita und Karl, kennt seit jeher die Angst der Erwachsenen vor einem erneuten Krieg, obwohl seit Jahren Frieden herrscht in Deutschland. Beharrlich überprüft Karl die Speisekammer auf Vorräte, und immer wieder sucht die Familie gemeinsam Zu...
Wie kann man die eigene Familie schützen und sich gleichzeitig vor ihr bewahren?
In «Blinde Geister» erzählt Lina Schwenk eine berührende Familiengeschichte von den 1950er-Jahren bis in die Gegenwart. Mit ihrem eindringlichen Romandebüt schreibt sie in eine Zeit hinein, in der drängende Fragen auf ein tiefes Schweigen prallen.
Olivia, die Tochter von Rita und Karl, kennt seit jeher die Angst der Erwachsenen vor einem erneuten Krieg, obwohl seit Jahren Frieden herrscht in Deutschland. Beharrlich überprüft Karl die Speisekammer auf Vorräte, und immer wieder sucht die Familie gemeinsam Zuflucht im Keller, wenn der Vater den Einfall der Russen fürchtet. Für Olivia und ihre Schwester Martha ist es ein Spiel, dem sie sich still fügen, auch weil sie längst wissen, dass den Eltern die Worte für Erklärungen fehlen und das Schweigen nur umso lauter wird, je mehr sie fragen. "Bald bin ich tot", denkt auch Olivia, als die Unruhe der Eltern schleichend zu ihrer eigenen wird. In ihrer ersten eigenen Wohnung fehlt Olivia der Keller ? dieser kleine Schutzbunker ihrer Kindheit, der immerhin eins bedeutete: Familienzeit. Die langen Risse, die von den Eltern bis in ihre Generation reichen, erkennt sie erst, als sie später versucht, ihre eigene Tochter vor jenem Bedrohungsgefühl zu schützen. Doch dann kommt der Februar 2022, und das, was zuvor wie ein Phantom wirkte, wird plötzlich erschreckend real. "Blinde Geister" ist ein vielschichtiger und bewegender Roman, der vor dem Hintergrund deutscher Zeitgeschichte tief verwurzelte Ängste freilegt und mit feinem Gespür das Sonderbare und Entrückte im Menschen ergründet.
In «Blinde Geister» erzählt Lina Schwenk eine berührende Familiengeschichte von den 1950er-Jahren bis in die Gegenwart. Mit ihrem eindringlichen Romandebüt schreibt sie in eine Zeit hinein, in der drängende Fragen auf ein tiefes Schweigen prallen.
Olivia, die Tochter von Rita und Karl, kennt seit jeher die Angst der Erwachsenen vor einem erneuten Krieg, obwohl seit Jahren Frieden herrscht in Deutschland. Beharrlich überprüft Karl die Speisekammer auf Vorräte, und immer wieder sucht die Familie gemeinsam Zuflucht im Keller, wenn der Vater den Einfall der Russen fürchtet. Für Olivia und ihre Schwester Martha ist es ein Spiel, dem sie sich still fügen, auch weil sie längst wissen, dass den Eltern die Worte für Erklärungen fehlen und das Schweigen nur umso lauter wird, je mehr sie fragen. "Bald bin ich tot", denkt auch Olivia, als die Unruhe der Eltern schleichend zu ihrer eigenen wird. In ihrer ersten eigenen Wohnung fehlt Olivia der Keller ? dieser kleine Schutzbunker ihrer Kindheit, der immerhin eins bedeutete: Familienzeit. Die langen Risse, die von den Eltern bis in ihre Generation reichen, erkennt sie erst, als sie später versucht, ihre eigene Tochter vor jenem Bedrohungsgefühl zu schützen. Doch dann kommt der Februar 2022, und das, was zuvor wie ein Phantom wirkte, wird plötzlich erschreckend real. "Blinde Geister" ist ein vielschichtiger und bewegender Roman, der vor dem Hintergrund deutscher Zeitgeschichte tief verwurzelte Ängste freilegt und mit feinem Gespür das Sonderbare und Entrückte im Menschen ergründet.
Lina Schwenk, geboren 1988 in Bochum, arbeitete zunächst als Krankenschwester und in der medizinischen Flüchtlingshilfe. Anschließend studierte sie Medizin in Witten, Saint-Étienne und Cardiff und ist seither als Ärztin tätig. 'Blinde Geister' ist ihr erster Roman, der mit dem GWK-Förderpreis ausgezeichnet und für den Alfred-Döblin-Preis, den Debütpreis des Harbour Front Literaturfestivals, den ZDF-'aspekte'-Literaturpreis und den Deutschen Buchpreis nominiert wurde.
Produktdetails
- Verlag: Beck
- 2. Aufl.
- Seitenzahl: 191
- Erscheinungstermin: 21. August 2025
- Deutsch
- Abmessung: 206mm x 127mm x 20mm
- Gewicht: 280g
- ISBN-13: 9783406837043
- ISBN-10: 3406837042
- Artikelnr.: 73611657
Herstellerkennzeichnung
C.H. Beck
Wilhelmstrasse 9
80801 München
produktsicherheit@beck.de
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Gustav Seibt ist berührt von Lina Schwenks Roman über generationell sich fortschreibende Traumata des Zweiten Weltkriegs. Einfühlsam und prägnant erzähle die Autorin von der "Marotte" eines Familienvaters, sich immer wieder im häuslichen Keller zu verschanzen, die die ganze Familie in Mitleidenschaft zieht. Die Hauptfiguren sind dabei die 1956 geborene Tochter, aus deren Perspektive erzählt wird, und die Mutter, die (eher erfolglos) versucht, ihre Kinder da rauszuhalten. Auch die demente Großmutter, die vermutlich eine Vergewaltigung erlitten hat, kommt vor, wie auch die Generation der Tochter der Hauptfigur. Wie Schwenk diesen dichten und schweren Stoff aufbereitet, in unglaublicher Erzählökonomie (nur 180 Seiten, staunt Seibt), mit behutsam eingesetztem "historischem Kolorit" und einer unaufdringlich poetischen Sprache, die lange nachhallt, findet der Kritiker beeindruckend. Auch der etwas gefühlige Schluss mit einem vor dem Kriegsdienst geflohenen Russen der jüngsten Generation funktioniert für den Kritiker gerade im Kontrast zum "Wegpressen" der Gefühle davor doch sehr gut - denn, immerhin: "die Jungen können weinen", schließt er.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH
?... einer so poetischen, eindringlichen Sprache, dass einem die Protagonisten auf fast schon beunruhigende Weise nahe kommen und man beim Zuklappen des Buches diesen leisen Stich des Abschiednehmens spürt.?
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Melanie Mühl
?Behutsam und doch eindringlich.?
SPIEGEL, Felix Bayer
?Lina Schwenk ergründet in ihrem Debütroman ?Blinde Geister? auf so eindringliche Weise das Seelenleben der Nachkriegsgeneration, dass man meinen könnte, sie hätte diese Zeit selbst durchgemacht ... Schwenks Feingefühl und ihrer Fähigkeit zur Empathie verdanken wir ein fesselndes Buch über Erinnerung und Nähe.?
Galore, Anna Chiara Doil
?Besonders überzeugend ist ihr genauer Blick für
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Melanie Mühl
?Behutsam und doch eindringlich.?
SPIEGEL, Felix Bayer
?Lina Schwenk ergründet in ihrem Debütroman ?Blinde Geister? auf so eindringliche Weise das Seelenleben der Nachkriegsgeneration, dass man meinen könnte, sie hätte diese Zeit selbst durchgemacht ... Schwenks Feingefühl und ihrer Fähigkeit zur Empathie verdanken wir ein fesselndes Buch über Erinnerung und Nähe.?
Galore, Anna Chiara Doil
?Besonders überzeugend ist ihr genauer Blick für
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Details, ihre Befähigung, charakteristische Episoden in gut sitzende aufs Wesentliche konzentrierte Sätze zu fassen. Lina Schwenk gelingt es, ? ein ganzes Frauenleben vor den Leseraugen entstehen zu lassen. ? Ein bemerkenswertes Debüt.?
Deutschlandfunk Büchermarkt, Julia Schröder
?Blinde Geister ist ein Roman, der an einem Nachmittag gelesen werden kann, aber lange nachhallt. Das Buch bietet Einblicke in die Weiterwirkung von Geschichte in Familien und präsentiert sich als literarisch präzises und emotional waches Debüt.?
Ippen Media, Sven Trautwein
?Die handwerkliche Ökonomie von Lina Schwenks Debüt ist bewundernswert, verdient kam es auf die Longlist des Deutschen Buchpreises.?
Süddeutsche Zeitung, Gustav Seibt
?Man merkt das Wissen der Autorin um altersbedingte Lebensprobleme, von denen hier sensibel erzählt wird. Mehr noch beeindruckt jedoch die Präzision, mit dem Schwenks Roman zeigt, wie familiäres Schweigen in der Kindheit (?Wir reden nie besonders viel?, berichtet die Zehnjährige) zu anhaltenden Verletzungen führen kann.?
tagesspiegel, Oliver Pfohlmann
?[Es] beeindruckt ... die Präzision, mit der Lina Schwenk zeigt, wie familiäres Schweigen in der Kindheit zu anhaltenden Verletzungen führen kann.?
Potsdamer Neueste Nachrichten, Oliver Pfohlmann
Deutschlandfunk Büchermarkt, Julia Schröder
?Blinde Geister ist ein Roman, der an einem Nachmittag gelesen werden kann, aber lange nachhallt. Das Buch bietet Einblicke in die Weiterwirkung von Geschichte in Familien und präsentiert sich als literarisch präzises und emotional waches Debüt.?
Ippen Media, Sven Trautwein
?Die handwerkliche Ökonomie von Lina Schwenks Debüt ist bewundernswert, verdient kam es auf die Longlist des Deutschen Buchpreises.?
Süddeutsche Zeitung, Gustav Seibt
?Man merkt das Wissen der Autorin um altersbedingte Lebensprobleme, von denen hier sensibel erzählt wird. Mehr noch beeindruckt jedoch die Präzision, mit dem Schwenks Roman zeigt, wie familiäres Schweigen in der Kindheit (?Wir reden nie besonders viel?, berichtet die Zehnjährige) zu anhaltenden Verletzungen führen kann.?
tagesspiegel, Oliver Pfohlmann
?[Es] beeindruckt ... die Präzision, mit der Lina Schwenk zeigt, wie familiäres Schweigen in der Kindheit zu anhaltenden Verletzungen führen kann.?
Potsdamer Neueste Nachrichten, Oliver Pfohlmann
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Ein Buch, welches zurecht für den Buchpreis in diesem Jahr normiert wurde.
Im Buch geht es um Trauma,
Olivia, die Tochter von Rita und Karl, wird groß in der Nachkriegszeit. Vom Krieg gezeichnet, bleiben bei nahezu allen Familienmitgliedern Traumatisierungen übrig. Für …
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Ein Buch, welches zurecht für den Buchpreis in diesem Jahr normiert wurde.
Im Buch geht es um Trauma,
Olivia, die Tochter von Rita und Karl, wird groß in der Nachkriegszeit. Vom Krieg gezeichnet, bleiben bei nahezu allen Familienmitgliedern Traumatisierungen übrig. Für Olivia und ihre Schwester gehört die Angst und der Gang in den Luftschutzbunker zum Alltag. Als Olivia erwachsen wird, kann sie diese Situation nicht aushalten, kommt in die Psychiatrie und lässt sich behandeln. Als das Leben wieder in Bahnen läuft, beginnt der Krieg in der Ukraine, Eine Heilung, welche über Generationen passierte, droht aufgrund der Retraumatisierung zu kippen.
Dieses kurze Buch (es sind gerade einmal 190 Seiten) beinhaltet so viel. Viel Trauma, viel Suche nach dem Ich, viel Wunsch nach Verarbeitung. Es machte mich von Beginn an traurig, über die Sätze legte sich eine schwere, die ich kaum beschreiben kann. Das Thema transgenerationale Traumatisierung beschäftig mich schon länger, ich finde die Autorin hat diese Thema und die Folgen über mehrere Generationen hinweg, ganz wunderbar gezeichnet. Ich konnte sämtliche Gefühle und den Schmerz, hören und fühlen - und das muss man erst mal schaffen. Ein ganz beeindruckendes Buch!
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Passend zu Lebensversicherung von Kathrin Bach folgt hier Blinde Geister, denn auch in diesem für den Deutschen Buchpreis nominierten Roman geht es um Angst. Olivia übernimmt die Traumata ihres Vaters, die Angst, die durch Sprachlosigkeit nicht aufgelöst wurde, geht über in die …
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Passend zu Lebensversicherung von Kathrin Bach folgt hier Blinde Geister, denn auch in diesem für den Deutschen Buchpreis nominierten Roman geht es um Angst. Olivia übernimmt die Traumata ihres Vaters, die Angst, die durch Sprachlosigkeit nicht aufgelöst wurde, geht über in die Tochter und lebt fort.
Ihre Frage, repräsentativ für die Fragen der Nachgeborenen an die Kriegsgeneration, laufen ins Leere, werden rigoros geblockt. Mehr und mehr wird dieses Schweigen in der zeitgenössischen Literatur thematisiiert. Kürzlich erfuhr ich, dass die Krautrockbewegung auf dieser Ohnmacht fusst und mit neuem künstlerischen Ausdruck eine Sprache fand.
In Olivia stecken also tief verwurzelte Ängste. Sie wächst auf mit der Angst der Eltern vor einem neuen Krieg, und irgendwo ist immer Krieg. Der Vater prüft ständig die Vorräte im hauseigenen Schutzkeller, in den sich die Familie immer wieder tagelang flüchtet. Die wachsende Unruhe geht auf Olivia über, die latente Bedrohung ist überall. Beim Namen genannt werden diese Ängste erst, als Olivia selbst eine Tochter hat, die sie auch - längst erwachsen - vor diesem Gefühl schützen möchte. Erst als 2022 der Krieg vor der eigenen Haustür scheint, beginnt die Tochter zu verstehen, das vorher Belächelte wirkt greifbar nahe.
Ich weiss wie das ist. Ich weiss, wie das ist, wenn Ängste über Generationen in der Familie weitergegeben werden. Die älteren Jahrgänge hatten weder die Zeit noch den Luxus, sich darum zu bemühen, diese Ängste aufzulösen. Wir sind die Privilegierten, die das können. Keine Kriege, keine Not, Raum für Reflexion, eine psychotherapeutische Landschaft, die jedes menschliche Befinden kennt.
Mir hat das Buch gefallen. Bis zum Ende hab ich nicht ganz verstanden, warum die Eltern am Anfang auf dem Boden liegen, aber das ist unwichtig. Der Umgang mit der fremden Angst, den Rissen in der Geschichte, das Suchen nach sich selbst in all den Gefühlen auferlegter Verantwortung für das Wohlbefinden anderer, das ist hier mal ganz anders umgesetzt und bezieht die stumme Nachkriegszeit mit ein, die immer noch Wellen schlägt. Wie gut, dass sie in der Literatur immer weiter Einzug hält.
Allein das Fazit am Ende lehne ich ab. Entschieden. Die Angst gehört nicht dazu.
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"Die Stille zu viert gehört für mich zu den großen Momenten." (Seite 31)
Lina Schwenk präsentiert uns hier ein ruhiges Buch, dass aber dennoch voll aufwallender Kräfte ist. Eine kleine feine Familiengeschichte, so mutet es zunächst an, mit Eltern, die bis …
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"Die Stille zu viert gehört für mich zu den großen Momenten." (Seite 31)
Lina Schwenk präsentiert uns hier ein ruhiges Buch, dass aber dennoch voll aufwallender Kräfte ist. Eine kleine feine Familiengeschichte, so mutet es zunächst an, mit Eltern, die bis ins hohe Alter voller Liebe sind, die sich immer halten und brauchen. Karl und Rita, geprägt vom Krieg. Mit Ängsten und Traumata, die ihr Leben im Allgemeinen nicht beeinflussen, das Familienleben im Kleinen aber schon. Eine Einzelfallgeschichte, die zeigt, wie die Nachkriegsgeneration mit den Wunden der Eltern zu kämpfen hat und diese Traumata übernimmt bzw. verinnerlicht.
Rita und Karl sind liebende Eltern, aber sie merken nicht bzw erst spät, wie sich der Krieg in ihren Köpfen vor allem auf ihre jüngere Tochter Olivia auswirkt. Olivia, die lange, die engen Räume ihrer Kindheit sucht und sich nie wirklich davon befreien kann. Scheinbar erst mit der übernächsten Generation setzt ein Heilen ein. Ein Heilen, dass durch einen weiteren Krieg in Europa bedroht ist.
Lina Schwenk vermag es auf nicht einmal 190 Seiten, mehr als ein halbes Jahrhundert Familiengeschichte, teilweise fragmentartig aber doch immer ganz rund zu erzählen. Ein Snackbook, dass den Namen nicht verträgt, weil es keinen Snacks sondern eher einem Mehr-Gänge-Menü entspricht.
Und ich freue mich sehr, dass Lina Schwenk mit 'Blinde Geister' für den Deutschen Buchpreis nominiert ist.
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Blinde Geister von Lina Schwenk steht auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2025. Das mit knapp 200 Seiten nicht sehr umfangreiche Buch lässt mich etwas ratlos zurück.
Karl und Rita haben zwei Töchter: Olivia und Martha. Die Mädchen werden irgendwann in den 1950er …
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Blinde Geister von Lina Schwenk steht auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2025. Das mit knapp 200 Seiten nicht sehr umfangreiche Buch lässt mich etwas ratlos zurück.
Karl und Rita haben zwei Töchter: Olivia und Martha. Die Mädchen werden irgendwann in den 1950er Jahren geboren. Seit dem Krieg hat Karl Angst vor Bombardierungen, regelmäßig packt er einen Koffer, nimmt Vorräte mit und zieht mit Frau und Töchtern in den Keller. Irgendwann weigert sich Martha, ihre Eltern und die Schwester in den Keller zu begleiten.
„Es ist ständig irgendwo Krieg. Bloß stört das die meisten nicht. Für uns hieß das Familienzeit, die Füße in dicken Strümpfen, ohne Tageslicht zusammenhocken, nächtelang.“
Als junge Frau ist Olivia eine Zeitlang in der Psychiatrie. Sie heiratet Paul, der aus einer deutsch-norwegischen Familie stammt. Über Martha und Olivias Tochter Ava erfahren wir nur wenig.
Der Roman besteht aus Momentaufnahmen aus Olivias Leben, ihrer Kindheit, Jugend, ihrem Berufsleben als Krankenschwester bis hin zum Ruhestand. Die großen Zeitsprünge lassen zu viele Fragen offen, Jahresangaben fehlen, so dass ich oft nicht wusste, in welchem Jahr die Handlung gerade spielt. Cover und Schreibstil gefallen mir sehr. Es ist kein Buch, das man in einem Rutsch durchliest, es regt zum Innehalten und Nachdenken an. Es lässt mich bedrückt zurück, das einzig Schöne im Buch ist die tiefe Liebe zwischen Karl und Rita.
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Wo Kriegsangst zur Marotte wird
Mit ihrem Romandebüt «Blinde Geister» hat es die Schriftstellerin Lina Schwenk immerhin auf Abhieb bis auf die Longlist für den Deutschen Buchpreises geschafft, also unter die besten zwanzig von insgesamt zweihundert von den Verlagen …
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Wo Kriegsangst zur Marotte wird
Mit ihrem Romandebüt «Blinde Geister» hat es die Schriftstellerin Lina Schwenk immerhin auf Abhieb bis auf die Longlist für den Deutschen Buchpreises geschafft, also unter die besten zwanzig von insgesamt zweihundert von den Verlagen angemeldeten Büchern. Der Roman ist offensichtlich inspiriert von dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, den so niemand ernsthaft für möglich gehalten hätte. Damit ist seit dem 24. Februar 2022 auch eine konkrete Bedrohung für alle anderen europäischen Staaten entstanden, die sich in einer wachsenden, realen Kriegsangst widerspiegelt. Der kann sich niemand entziehen, sie wird zudem durch massive militärische Aufrüstung und den Beitritt Finnland und Schwedens zur Nato auch realpolitisch geschürt.
In Lina Schwenks Roman einer Generationen übergreifenden Familien-Geschichte entwickelt sich die latente Angst vor dem Krieg aus dem Trauma des Vaters ihrer in den 1960er Jahren geborenen Ich-Erzählerin Olivia Der will sich als Kriegsheimkehrer bestmöglich absichern «wenn die Russen kommen». Ältere Semester unter den Lesern werden sich womöglich erinnern an diese Ängste, insbesondere die Berliner, für die ja der Russe am ‹faschistischen Schutzwall› Jahrzehnte lang tagtägliche Realität war. Karl, Olivias Vater, hat deshalb seinen Keller als Fluchtraum für seine Familie ausgebaut und alles Überlebens-Notwendige dort eingelagert. Er sitzt ständig am Radio und hört Nachrichten. Je nach politischer Wetterlage zieht die vierköpfige Familie dann immer wieder mal für einige Zeit vorsichtshalber in diesen Schutz spendenden Überlebens-Bunker. Seine innig geliebte Frau Rita unterstützt ihn bedingungslos bei seiner Marotte, und für die beiden Töchter gehören diese Probealarme zum prägenden Bestandteil ihrer Jugend. Was für die Verbundenheit der Familie zwar förderlich ist, wird jedoch mit der Zeit zunehmend zur seelischen Belastung der Töchter. Denn ihre Fragen an die Eltern bleiben jahrzehntelang ebenfalls unbeantwortet. und sie wissen auch nicht, welche eigenen Kriegs-Erlebnisse die Bunker-Manie ihres Vaters denn ausgelöst haben. Bei dieser psychischen Belastung bleibt es nicht aus, dass Olivia in die Psychiatrie eingewiesen wird, um mit ärztlicher Hilfe ihr seelisches Gleichgewicht wieder zu finden.
In einem historisch weiten Bogen wird im Roman von der Großmutter bis zur Tochter der Protagonistin erzählt. Dabei kommt zum Schluss auch noch ein russischer Tänzer ins Spiel, der Tänzer geworden sei, wie er erzählt, weil er nicht als Soldat in den Ukrainekrieg ziehen wollte. Auffallend ist, wie seelisch labil die Figuren dieses Romans gezeichnet sind, denn auch wenn sie versuchen, ihre Gefühle zu unterdrücken, fließen bei ihnen doch öfter mal die Tränen, sogar bei den wenigen Männern des deutlich feminin geprägten Romans. Dem Bunker steht symbolisch Bulli, der erste VW-Bus der Eltern entgegen, der ihnen als Gefährt bei ihren Camping-Reisen ans Meer dient. Im Gegensatz zum Kellergewölbe funkelt dabei über ihnen ein Sternenhimmel, die Enge wird also durch die Weite ersetzt.
Die Geister der Vergangenheit sind blind gegenüber der Realität, suggeriert durchaus stimmig schon der Romantitel. Mit feinem Gespür für Blicke, Gesten und körperliche Berührungen schildert die Autorin eine Familie im Ausnahmezustand, deren Traumata sich über die Generationen hinweg fortschreiben. Einen großen Teil der Geschichte nehmen die Zwangs-Vorstellungen von Olivia ein, aus deren Perspektive erzählt wird. Sie ist als Krankenschwester selbst mit Ausnahme-Situationen befasst und muss dann trotz eigener Probleme mit ihrer ungehemmten Phantasie seelische Stärke zeigen und den Patienten Mut machen. Ein Spagat, den sie zu entschlossen meistern sucht. In einer poetischen Sprache behandelt «Blinde Geister» stilistisch eigensinnig und nicht immer gelungen ein sehr aktuelles Thema, wobei das Ganze vom Plot her leider ziemlich konstruiert wirkt.
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eBook, ePUB
Ein ruhiges Buch, aber sehr kraftvoll und intensiv. Es beschreibt uns das Zusammleben einer Familie, geprägt von Ängsten.
Die Geschichte wird aus der Perspektive von Olivia erzählt, die in den 50er Jahren aufwächst. Ihre Kindheit ist geprägt von den …
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Ein ruhiges Buch, aber sehr kraftvoll und intensiv. Es beschreibt uns das Zusammleben einer Familie, geprägt von Ängsten.
Die Geschichte wird aus der Perspektive von Olivia erzählt, die in den 50er Jahren aufwächst. Ihre Kindheit ist geprägt von den Ängsten ihres Vaters, der ein Kriegstrauma hat. Jedesmal, wenn er im Radio etwas von einem Krieg hört, bringt er seine Familie in den Keller. Dort verharrt die Familie dann oft tagelang.
Olivia, die jüngere der beiden Geschwister, steckt das alles nicht so leicht weg. Sie kommt im Leben nur schwer zurecht. Erst mit Mann und Kind wird es für sie besser.
Ein Leben auf 181 Seiten zu erzählen ist ambitioniert. Ich war neugierig ob das gelingen kann.
Mein Fazit: Mir haben zu viele Jahre gefehlt und damit die Entwicklung der Charaktere. Vielleicht blieben sie mir deshalb fremd. Aus diesem Grund von mir nur 3 Sterne.
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