Shady Lewis
Gebundenes Buch
Auf dem Nullmeridian
Roman »Literatur der Zeitenwende!« - Maha El Hissy
Übersetzung: Orth, Günther
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				Dieser aufsehenerregende Roman aus Ägypten erzählt davon, was es heißt, weder ankommen noch zurückkehren zu können.Ein Ägypter lebt als Immigrant in London. Er arbeitet in der Wohnraumbehörde eines für seinen hohen Anteil an Einwanderern bekannten Bezirks. Aber anstatt Menschen eine Bleibe zu vermitteln, verzweifelt er an der Bürokratie.Der Anruf eines Freundes verspricht seinem Leben einen neuen Sinn zu geben. Der Ägypter soll helfen, einen jungen Syrer zu beerdigen, der nach seiner Flucht in London verstarb. Schmerzliche Erinnerungen werden wach, an die eigene Einwanderergeschichte...
Dieser aufsehenerregende Roman aus Ägypten erzählt davon, was es heißt, weder ankommen noch zurückkehren zu können.
Ein Ägypter lebt als Immigrant in London. Er arbeitet in der Wohnraumbehörde eines für seinen hohen Anteil an Einwanderern bekannten Bezirks. Aber anstatt Menschen eine Bleibe zu vermitteln, verzweifelt er an der Bürokratie.
Der Anruf eines Freundes verspricht seinem Leben einen neuen Sinn zu geben. Der Ägypter soll helfen, einen jungen Syrer zu beerdigen, der nach seiner Flucht in London verstarb. Schmerzliche Erinnerungen werden wach, an die eigene Einwanderergeschichte, an die Kindheit als ausgegrenzter koptischer Christ in Kairo
Auf dem Nullmeridian ist ein entlarvender, packender Roman über die Entrechteten unserer Zeit, deren Schicksal Shady Lewis mit diesem unvergesslichen Roman auf ebenso poetische wie eindrucksvolle Weise Gehör verschafft.
    Ein Ägypter lebt als Immigrant in London. Er arbeitet in der Wohnraumbehörde eines für seinen hohen Anteil an Einwanderern bekannten Bezirks. Aber anstatt Menschen eine Bleibe zu vermitteln, verzweifelt er an der Bürokratie.
Der Anruf eines Freundes verspricht seinem Leben einen neuen Sinn zu geben. Der Ägypter soll helfen, einen jungen Syrer zu beerdigen, der nach seiner Flucht in London verstarb. Schmerzliche Erinnerungen werden wach, an die eigene Einwanderergeschichte, an die Kindheit als ausgegrenzter koptischer Christ in Kairo
Auf dem Nullmeridian ist ein entlarvender, packender Roman über die Entrechteten unserer Zeit, deren Schicksal Shady Lewis mit diesem unvergesslichen Roman auf ebenso poetische wie eindrucksvolle Weise Gehör verschafft.
				Shady Lewis wurde 1978 in Ägypten in eine Familie koptischer Christen geboren. 2006 kam er als Einwanderer nach London und arbeitete mehr als zehn Jahre im sozialen Dienst der Stadtverwaltung. Die Erfahrung, dass selbst die im öffentlichen Dienst arbeitenden Migranten ihren Mitmenschen oft nicht helfen können, führte zu seinem Roman. Er hat Psychologie studiert, sein Schwerpunkt liegt heute auf der Analyse der psychologischen Struktur des politischen Diskurses in der arabischen Welt.			
		Produktdetails
- Verlag: Hoffmann und Campe
 - Artikelnr. des Verlages: 0001572
 - Seitenzahl: 224
 - Erscheinungstermin: 5. Juni 2023
 - Deutsch
 - Abmessung: 210mm x 132mm x 23mm
 - Gewicht: 342g
 - ISBN-13: 9783455015720
 - ISBN-10: 3455015727
 - Artikelnr.: 66209785
 
Herstellerkennzeichnung
Hoffmann und Campe Verlag
Harvestehuder Weg 42
20149 Hamburg
buchhaltung@vah-jager.de
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Im Zentrum von Shady Lewis' Buch steht steht ein Ich-Erzähler, der, wie der Autor selbst, als koptischer Christ aus Ägypten nach London ausgewandert ist und nun in der Stadtverwaltung arbeitet und Bedürftigen Wohnraum zuteilt, erläutert Rezensentin Julia Baumann. Diese Tätigkeit spielt eine Rolle im Buch, erfahren wir, aber es geht auch um die Diskriminierungserfahrungen, die der Erzähler sowohl, religionsbedingt, in Ägypten, als auch, hautfarbenbedingt, in England machen muss. Außerdem macht sich Lewis laut Baumann über britische Hobby-Ägyptologen lustig und zeigt auch die Verwirrung auf, die im multiethnischen Londoner Alltag oft herrscht, was die Kritikerin authentisch findet. Am Ende bleibt der Erzähler ein Fremder, auch wenn er sich selbst nicht so sehe, meint die Kritikerin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Zwischen Ost und West oszillierend
Im Roman "Auf dem Nullmeridian" erzählt Shady Lewis von Tragik und Komik einer Migration
Wie willkürlich Bürokratie und Verwaltung sind, merkt man besonders, wenn Menschen ihren prekären Lebenssituationen schutzlos ausgeliefert bleiben. Etwa bei der Wohnungsvergabe, wenn Mittellose oder psychisch Kranke in Heimen auf die Zuweisung von Wohnraum warten. In London, wo die Wohnungsnot groß ist, müssen Schutzbedürftige in solchen Übergangssituationen - von Lösungen kann keine Rede sein - ausharren, bis die Wohnraumbehörde Nachsicht hat. Eine dieser Personen, die sich nicht um die Menschen, sondern um ihre entpersonalisierten "Akten" kümmern, ist der Ich-Erzähler aus Shady Lewis' Roman
Im Roman "Auf dem Nullmeridian" erzählt Shady Lewis von Tragik und Komik einer Migration
Wie willkürlich Bürokratie und Verwaltung sind, merkt man besonders, wenn Menschen ihren prekären Lebenssituationen schutzlos ausgeliefert bleiben. Etwa bei der Wohnungsvergabe, wenn Mittellose oder psychisch Kranke in Heimen auf die Zuweisung von Wohnraum warten. In London, wo die Wohnungsnot groß ist, müssen Schutzbedürftige in solchen Übergangssituationen - von Lösungen kann keine Rede sein - ausharren, bis die Wohnraumbehörde Nachsicht hat. Eine dieser Personen, die sich nicht um die Menschen, sondern um ihre entpersonalisierten "Akten" kümmern, ist der Ich-Erzähler aus Shady Lewis' Roman
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 "Auf dem Nullmeridian".
Die Erzählung von einer solchen "Akte", dem Vergabeprozess einer Wohnung an die psychisch kranke Frau A., macht aber nur einen kleinen Teil der Erzählung aus. Denn was Lewis schreibt, ist die Migrationsgeschichte des Erzählers, eines koptischen Christen, aus Kairo nach London, der sowohl in Ägypten aufgrund seines Glaubens als auch in England aufgrund seines Aussehens Diskriminierung bis hin zu verbaler und körperlicher Gewalt erfährt. Die Geschichte der Migration selbst bleibt dabei unerwähnt, trotzdem ist sie allgegenwärtig.
Überall finden sich Spuren seiner Vergangenheit aus Kairo. Neben der "Akte" Frau A., mit deren Sprachstörungen nur der Erzähler umgehen kann und die symbolisch für seine neue Arbeit und das Leben in London zu stehen scheint, befasst der Erzähler sich mit einem zweiten Fall, der privater Natur ist. Ghiyath, der Freund von Aiman, eines alten Bekannten des Erzählers aus Kairo, migrierte ebenfalls nach London und verstarb an einem Herzinfarkt. Aiman beauftragt den Erzähler, sich um die Beisetzung in London zu kümmern, die Familie des Toten werde in Kairo eine Totenfeier abhalten.
Mit Humor bringt Lewis das postkoloniale Erbe Englands zum Ausdruck, als der Erzähler den Leichnam im Krankenhaus aufsucht. Ein Mitarbeiter spielt sich als Ägyptologe auf, lässt den Erzähler kaum zu Wort kommen und erklärt auf unangenehmste Weise dem Ägypter dessen eigene Kultur: "Er sah mich gar nicht, ich war für ihn nur ein Dekor in einem pharaonischen Tempel, den er herbeifantasierte, und Ägypten, das er angeblich so gut kannte, war für ihn irgendwann vor fünftausend Jahren stehen geblieben."
Weil man den plötzlichen Tod nicht planen kann, findet Ghiyaths Familie spontan keine Räumlichkeit für die Trauerfeier und weicht auf eine Moschee aus, dessen Dienern der syrische Akzent ihrer Gäste verdächtig vorkommt. Die Polizei, zunächst noch den syrischen Kaffee und das süße Gebäck genießend, verhaftet prompt die gesamte Trauergemeinschaft. Und nachdem Aiman auch noch erklärt hat, die in der Moschee Feiernden seien Ismaeliten, herrscht vollkommene Verwirrung.
Diese Episoden, die mit solcher Leichtigkeit erzählt sind, dass sie schon fast komisch wirken, machen das Herzstück des Romans aus. Lewis' unvermittelte Sprünge mögen willkürlich wirken. Doch man merkt schnell, dass sie sich in die Willkür der Lebensgeschichte des Erzählers einfügen. Sie tun der Authentizität des Romans keinen Abbruch, im Gegenteil: Der Autor, selbst aus einer ägyptischen Familie koptischer Christen stammend, nach London migriert und dort in der Stadtverwaltung tätig, weiß, wovon er erzählt.
Doch in manchen Teilen herrscht blanke Verwirrung, etwa in den philosophischen Überlegungen eines Arbeitskollegen, der (nicht metaphorisch) ausführt, warum alle Iren, Kommunisten, Lesben und Chinesen in London schwarz seien und alle Nichtweißen zwingend Muslime. Andere Stellen, wie etwa das Sinnieren über die funktionale Differenzierung in England, über den "tiefen Glauben an Gebäude", lassen schmunzeln: "Verbrechen ließen sich durch Gefängnisse ausrotten, Krankheiten durch Krankenhäuser, Alte brachte man in Altenheime, Kinder wurden in Kitas und Schulen zugerichtet, Arme in Sozialwohnungen gesteckt." Wenn doch etwas schiefläuft, dann, weil die Betroffenen im falschen Gebäude untergebracht werden.
Ohne seine Fremdheit konkret zu betonen, wird eindrücklich klar, dass der Erzähler sie auch in London nicht loswird. Er geht mit ihr locker um, Rassismus und postkoloniale Ressentiments sind trotzdem allgegenwärtig. Der Erzähler lässt sich etwa einen Bart wachsen ("das war damals gerade Mode"), trinkt keinen Alkohol mehr ("weil ich Magenprobleme hatte"), läuft mit Zahnstochern im Mund herum ("weil mir meine Zahnärztin geraten hatte, ich solle mein Zahnfleisch besser pflegen") und trägt ein Langhemd ("weil es bequem war"). Aber eigentlich geht es darum, die Engländer in ihren Vorurteilen gegenüber einem Ägypter zu bestätigen, statt sie mit seinem koptischen Glauben zu verwirren.
Nicht nur mit seinem Wohnort London, sondern auch mit seiner empfundenen und zugeschriebenen Identität befindet sich der Erzähler auf dem Nullmeridian: in der Schwebe zwischen Ost und West. JULIA BAUMANN
Shady Lewis: "Auf dem Nullmeridian". Roman.
Aus dem Arabischen von Günther Orth. Hoffmann und Campe, Hamburg 2023. 222 S., geb., 24 ,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Erzählung von einer solchen "Akte", dem Vergabeprozess einer Wohnung an die psychisch kranke Frau A., macht aber nur einen kleinen Teil der Erzählung aus. Denn was Lewis schreibt, ist die Migrationsgeschichte des Erzählers, eines koptischen Christen, aus Kairo nach London, der sowohl in Ägypten aufgrund seines Glaubens als auch in England aufgrund seines Aussehens Diskriminierung bis hin zu verbaler und körperlicher Gewalt erfährt. Die Geschichte der Migration selbst bleibt dabei unerwähnt, trotzdem ist sie allgegenwärtig.
Überall finden sich Spuren seiner Vergangenheit aus Kairo. Neben der "Akte" Frau A., mit deren Sprachstörungen nur der Erzähler umgehen kann und die symbolisch für seine neue Arbeit und das Leben in London zu stehen scheint, befasst der Erzähler sich mit einem zweiten Fall, der privater Natur ist. Ghiyath, der Freund von Aiman, eines alten Bekannten des Erzählers aus Kairo, migrierte ebenfalls nach London und verstarb an einem Herzinfarkt. Aiman beauftragt den Erzähler, sich um die Beisetzung in London zu kümmern, die Familie des Toten werde in Kairo eine Totenfeier abhalten.
Mit Humor bringt Lewis das postkoloniale Erbe Englands zum Ausdruck, als der Erzähler den Leichnam im Krankenhaus aufsucht. Ein Mitarbeiter spielt sich als Ägyptologe auf, lässt den Erzähler kaum zu Wort kommen und erklärt auf unangenehmste Weise dem Ägypter dessen eigene Kultur: "Er sah mich gar nicht, ich war für ihn nur ein Dekor in einem pharaonischen Tempel, den er herbeifantasierte, und Ägypten, das er angeblich so gut kannte, war für ihn irgendwann vor fünftausend Jahren stehen geblieben."
Weil man den plötzlichen Tod nicht planen kann, findet Ghiyaths Familie spontan keine Räumlichkeit für die Trauerfeier und weicht auf eine Moschee aus, dessen Dienern der syrische Akzent ihrer Gäste verdächtig vorkommt. Die Polizei, zunächst noch den syrischen Kaffee und das süße Gebäck genießend, verhaftet prompt die gesamte Trauergemeinschaft. Und nachdem Aiman auch noch erklärt hat, die in der Moschee Feiernden seien Ismaeliten, herrscht vollkommene Verwirrung.
Diese Episoden, die mit solcher Leichtigkeit erzählt sind, dass sie schon fast komisch wirken, machen das Herzstück des Romans aus. Lewis' unvermittelte Sprünge mögen willkürlich wirken. Doch man merkt schnell, dass sie sich in die Willkür der Lebensgeschichte des Erzählers einfügen. Sie tun der Authentizität des Romans keinen Abbruch, im Gegenteil: Der Autor, selbst aus einer ägyptischen Familie koptischer Christen stammend, nach London migriert und dort in der Stadtverwaltung tätig, weiß, wovon er erzählt.
Doch in manchen Teilen herrscht blanke Verwirrung, etwa in den philosophischen Überlegungen eines Arbeitskollegen, der (nicht metaphorisch) ausführt, warum alle Iren, Kommunisten, Lesben und Chinesen in London schwarz seien und alle Nichtweißen zwingend Muslime. Andere Stellen, wie etwa das Sinnieren über die funktionale Differenzierung in England, über den "tiefen Glauben an Gebäude", lassen schmunzeln: "Verbrechen ließen sich durch Gefängnisse ausrotten, Krankheiten durch Krankenhäuser, Alte brachte man in Altenheime, Kinder wurden in Kitas und Schulen zugerichtet, Arme in Sozialwohnungen gesteckt." Wenn doch etwas schiefläuft, dann, weil die Betroffenen im falschen Gebäude untergebracht werden.
Ohne seine Fremdheit konkret zu betonen, wird eindrücklich klar, dass der Erzähler sie auch in London nicht loswird. Er geht mit ihr locker um, Rassismus und postkoloniale Ressentiments sind trotzdem allgegenwärtig. Der Erzähler lässt sich etwa einen Bart wachsen ("das war damals gerade Mode"), trinkt keinen Alkohol mehr ("weil ich Magenprobleme hatte"), läuft mit Zahnstochern im Mund herum ("weil mir meine Zahnärztin geraten hatte, ich solle mein Zahnfleisch besser pflegen") und trägt ein Langhemd ("weil es bequem war"). Aber eigentlich geht es darum, die Engländer in ihren Vorurteilen gegenüber einem Ägypter zu bestätigen, statt sie mit seinem koptischen Glauben zu verwirren.
Nicht nur mit seinem Wohnort London, sondern auch mit seiner empfundenen und zugeschriebenen Identität befindet sich der Erzähler auf dem Nullmeridian: in der Schwebe zwischen Ost und West. JULIA BAUMANN
Shady Lewis: "Auf dem Nullmeridian". Roman.
Aus dem Arabischen von Günther Orth. Hoffmann und Campe, Hamburg 2023. 222 S., geb., 24 ,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Mit Humor bringt Lewis das postkoloniale Erbe Englands zum Ausdruck.« Julia Baumann Frankfurter Allgemeine Zeitung
																									
								
								Der Ich-Erzähler ist ein ägyptischer Immigrant, allerdings kein Muslim, sondern ein koptischer Christ. Zehn Jahre ist seine eigene Flucht her, auf seiner Suche nach einem sicheren und besseren Leben landete er schließlich in London, wo er, mittlerweile eingebürgert, in der …							
							
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                  				Der Ich-Erzähler ist ein ägyptischer Immigrant, allerdings kein Muslim, sondern ein koptischer Christ. Zehn Jahre ist seine eigene Flucht her, auf seiner Suche nach einem sicheren und besseren Leben landete er schließlich in London, wo er, mittlerweile eingebürgert, in der Wohnraumbehörde tätig ist, in einem für seinen hohen Anteil an Migranten bekannten Bezirk. Eine Tätigkeit, die an der Bürokratie verzweifelt, denn Sozialwohnungen, die man vermitteln könnte, existieren schlicht und ergreifend nicht. Eines Tages bittet ihn sein Onkel, das Begräbnis eines jungen Syrers zu organisieren, der nach seiner Flucht plötzlich und unerwartet in London verstarb.
Shady Lewis kam selbst 2006 als Einwanderer nach London und war mehr als zehn Jahre im sozialen Dienst der Stadtverwaltung tätig, hat also genug eigene Erfahrungen gemacht, um dieses Thema in seinem Buch aufgreifen zu können. Der namenlose Erzähler plaudert quasi aus dem Nähkästchen und dies tut er manchmal so beiläufig, dass man fast vergessen könnte, wie tragisch das Erzählte eigentlich ist. Das Leben der Geflüchteten ist schon schwer genug, diese Umstände gepaart mit der diesen Menschen gegenüber erfolgenden Willkür, dem stetigen Rassismus und der erfolglosen Suche nach einer Wohnung, sind stellenweise an Absurdität und Tragik kaum zu überbieten.
„Die erstaunliche Lektion, die ich in meinem damals sehr jungen Alter lernte, war die, dass uns Unrecht häufig dann weniger schlimm vorkommt, wenn wir erfahren, was das Motiv dafür war. Schlimm ist nur Unrecht, das man sich nicht erklären kann.“ (Seite 19)
Manchmal wurde mir die Erzählung zu phantastisch, Träume wechselten sich ab mit Situationen, die ich nur als surreal beschreiben kann. Darauf muss man sich als Leser einlassen können, ich jedenfalls habe dafür ein paar Seiten gebraucht. Hierbei gefiel mir besonders gut, dass die Gesellschaftskritik zwar offen, aber nicht aggressiv erfolgte; die Ironie vieler Ereignisse entging mir dabei nämlich nie. Ein interessanter Blick, der mir einiges aufzeigte, über das ich mir keine Gedanken gemacht habe, der mich gut unterhalten und manchmal sogar zum schmunzeln gebracht hat. Gerne vergebe ich vier Sterne und empfehle diesen Roman weiter.                  				
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								Täglich begegnen wir Einwanderern, aber wir wissen nichts über sie .......
 
 
........ mit diesem Roman wird sich dies ändern. Ja, es stimmt, in diesem Roman stehen die Entrechteten unserer Zeit im Focus und dennoch habe ich auf machen Seiten des Buches zumindest geschmunzelt.
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                  				Täglich begegnen wir Einwanderern, aber wir wissen nichts über sie .......
 
 
........ mit diesem Roman wird sich dies ändern. Ja, es stimmt, in diesem Roman stehen die Entrechteten unserer Zeit im Focus und dennoch habe ich auf machen Seiten des Buches zumindest geschmunzelt.
 
Der Ich-Erzähler ist ein koptischer Christ aus Ägypten und lebt seit zehn Jahren als Immigrant in London. Er arbeitet bei der Wohnraumbehörde und Dank seines Postens, lerne ich viele andere Einwanderer und zT auch deren Schicksal kennen.
 
Aber in Rückblenden erfahre ich auch wie der Ich-Erzähler in Ägypten aufgewachsen ist und wie sein Weg nach Europa ausgesehen hat. Das spannende an diesem Roman ist die von uns aus veränderte Sichtweise und die kennenzulernen, lohnt die Lektüre auf alle Fälle.
 
Plötzlich bekommt der Ich-Erzähler einen Anruf. Ein Freund bittet ihn bei der Beerdigung einen jungen Syrers zu helfen, der war erst seit kurzer Zeit in London. Von dieser Rahmenhandlung getragen, entfaltet Shady Lewis seinen Roman. Er verbindet Themen, er beschreibt die Realität, die wir so gut wie gar nicht kennen, die wir aber kennen sollten um der Einwanderer Willen, denen wir täglich begegnen, egal ob in London oder Berlin.                  				
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								Wo einmal deine Wiege stand, nur dort ist auch dein Heimatland. 
Der Erzähler ist ein in Kairo ausgegrenzter koptisch-christlicher Ägypter, der vor ca. 10 Jahren als Immigrant in London anerkannt wurde und als frustrierter Sozialarbeiter und Dolmetscher im sozialen Dienst der …							
							
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                  				Wo einmal deine Wiege stand, nur dort ist auch dein Heimatland. 
Der Erzähler ist ein in Kairo ausgegrenzter koptisch-christlicher Ägypter, der vor ca. 10 Jahren als Immigrant in London anerkannt wurde und als frustrierter Sozialarbeiter und Dolmetscher im sozialen Dienst der Stadtverwaltung seines Bezirks die Zuteilung von viel zu wenigen Sozialwohnungen bearbeitet, hier gesellschaftliche Missstände und zu viel Bürokratie aufführend. Seine Rückbesinnung an eine Kindheit und die wenigen Kontakte über soziale Medien machen sein starkes Heimweh nach Kairo spürbar. Doch jetzt wäre er dort ein Fremder wie jetzt noch immer in London, oft behandelt wie als Muslim. Thematisiert werden weiterhin seine Ohnmacht über die schlechten Lebensverhältnisse von Flüchtlingen und Demütigungen ihm gegenüber in dieser Demokratie voller Entrechteter, mit Speakers’ Corner im Hyde Park und dem Nullmeridian, einer Linie am Observatorium in Greenwich, die die Welt in Osten und Westen teilt. Anlässlich der Beerdigung eines jungen Syrers reflektiert der Autor über respektvolle heimatliche Beerdigungsriten mit Kondolenzfeier etc., über das gesellschaftliche Interesse hier an möglichst schnellen, kostensparenden Bestattungen. Voller Ohnmachtsgefühle und Gewissensbisse den Lebenden gegenüber möchte er wenigstens den Toten zu Nutzen sein und einen würdigen letzten Abschied bieten. Weitere Figuren wie Patrick der Baumwollmann, seine Arbeitskollegen, Frau A., Leute vor der ägyptischen Botschaft bei Solidaritätsdemonstrationen und seine ägyptischen Kontakte beleben den ansonsten tristen  Arbeitsalltag des Erzählers. Sein Exkurs, wie man Freiheit und Meinungsfreiheit hier und in Ägypten praktiziert, strotzt vor Sarkasmus. Insgesamt die nachvollziehbare Beschreibung eines unbefriedigenden Lebens, vom National Health Service ausgegebene Fragebogen abzuarbeiten mit gelegentlichen Außenterminen, in der ungeliebten Fremde voller Rassismus und Missständen – ein trauriges, besinnliches Buch.                  				
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								London - Kairo
Der ägyptische Autor Shady Lewis gibt seiner Hauptfigur eigene Erfahrungen mit. Der Icherzähler ist als Christ in Ägypten aufgewachsen, immigrierte nach London und arbeitete im öffentlichen Dienst.
Auf Wunsch seines Freundes Aime soll der Protagonist den …							
							
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                  				London - Kairo
Der ägyptische Autor Shady Lewis gibt seiner Hauptfigur eigene Erfahrungen mit. Der Icherzähler ist als Christ in Ägypten aufgewachsen, immigrierte nach London und arbeitete im öffentlichen Dienst.
Auf Wunsch seines Freundes Aime soll der Protagonist den Leichnam eines Syrers in Empfang nehmen und der Beerdigung zuführen.
Immer wieder gehen seine Erinnerungen in die Kindheit zurück. Eine Sehnsucht nach Kairo ist ihm geblieben. Die zeitlichen Wechsel funktionieren gut und bereichern das Buch.
Die Themen Flüchtlinge, Identität und Fremdheit durchziehen dieses kluge Buch.
Viel wird auch über Wahrnehmung erzählt. Es gibt einige hervorragende Dialoge.
Es ist ein sehr interessantes Buch!                  				
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