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Von Wahrheit und Willkür in den Plattenbausiedlungen der alten BRD - Der neue Roman von Behzad Karim Khani, dem Shootingstar der deutschen LiteraturEin Junge, der sich eine Gewalt herbeisehnt, die eine Kuhle hinterlässt mit den Umrissen Deutschlands. Er lebt in einer Siedlung, wo die Küchen keine Abzüge haben, und in deren Fluren es nach Armut, Majoran und Etagenbetten riecht. Es sind die 1990er und er ist mit seiner Familie aus dem Iran ins Ruhrgebiet geflohen. Die Mutter ist Soziologin, der Vater ein Schriftsteller, in dessen Sprache es fünfzehn verschiedene Begriffe für Stolz gibt. De...
Von Wahrheit und Willkür in den Plattenbausiedlungen der alten BRD - Der neue Roman von Behzad Karim Khani, dem Shootingstar der deutschen LiteraturEin Junge, der sich eine Gewalt herbeisehnt, die eine Kuhle hinterlässt mit den Umrissen Deutschlands. Er lebt in einer Siedlung, wo die Küchen keine Abzüge haben, und in deren Fluren es nach Armut, Majoran und Etagenbetten riecht. Es sind die 1990er und er ist mit seiner Familie aus dem Iran ins Ruhrgebiet geflohen. Die Mutter ist Soziologin, der Vater ein Schriftsteller, in dessen Sprache es fünfzehn verschiedene Begriffe für Stolz gibt. Deutschland erlebt er als Kränkung und wird zum Beobachter. Erschöpft sich dabei, das Land zu begreifen, während die Mutter an das An- und Weiterkommen glaubt und die Wut des Sohnes immer ungehemmter wird. Denn auf den Straßen seines Viertels herrscht eine Gewalt, von der die Eltern wenig mitbekommen.Ein Roman über ein tristes Land. Über die Diaspora als Heimat. Über die Freiheit im Fremdsein. Über kaputte Aufzüge und die Wahrheit der Schwäne.
Behzad Karim Khani wurde in Teheran geboren und wuchs in einer Künstlerfamilie auf. Er war noch keine zehn Jahre alt, als er mit seinen Eltern nach Deutschland kam und sie sich im Ruhrgebiet niederließen. Seit 2003 lebt er in Berlin-Kreuzberg. Sein Debütroman Hund, Wolf, Schakal erschien 2022 bei Hanser Berlin.
Produktdetails
- Verlag: Hanser Berlin
- Artikelnr. des Verlages: 516/28142
- 5. Aufl.
- Seitenzahl: 187
- Erscheinungstermin: 19. August 2024
- Deutsch
- Abmessung: 209mm x 134mm x 22mm
- Gewicht: 304g
- ISBN-13: 9783446281424
- ISBN-10: 3446281428
- Artikelnr.: 70175607
Herstellerkennzeichnung
Hanser Berlin
Lehrter Straße 57 Haus 4
10557 Berlin
info@hanser.de
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Gerade weil dieses Buch nur vordergründig von den Außenseitern der Gesellschaft erzählt und in Wirklichkeit von denen, die sie zu Außenseitern machen, findet Rezensentin Cornelia Geißler Behzad Karim Khanis Roman "stark" und "schmerzhaft". Keineswegs aggressiv, brutal oder impulsiv, sondern bedacht, poetisch und bildreich erzählt Khani die Geschichte einer - seiner - Familie, die nach Deutschland kam, ohne je wirklich angekommen zu sein. So entfaltet sich hier eine Erzählung über Ausgrenzung und Selbstabgrenzung von anderen Einwanderern, über den oft demütigenden Versuch der Integration und die nie wirklich gewollte Aufnahme. Für Geißler erzählt der Roman von einer Welt, die nach außen hin demokratisch und offen ist, nach innen aber misstrauisch und vorurteilsbeladen bleibt, in der Einwanderer nicht willkommen sind. Diese Erkenntnis schmerzt die Rezensentin, die den Roman schließlich ausdrücklich für seine Kraft lobt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Wenn Sie dieses Jahr nur ein einziges Buch lesen, dann bitte unbedingt dieses! ... Es geht um Kränkungen und Verletzungen. Um ein ' Weiter' und um eine Angst, die als Wut gespeichert wird. Eine Wut, die auch auf das Schweigen und das Sich-Verstecken antwortet. ... Behzad Karim Khani hat eine spektakuläre Sprache gefunden, in der Melancholie und Härte, Empathie und Selbstschutz miteinander ringen." Carsten Schrader, kulturnews, 13.08.24 "Ein Roman über den Verlust von Heimat, die Suche danach, das Hadern mit ihr. ... Ein Buch wie ein Arthouse-Film. Behzad Karim Khani erzählt leise, poetisch und reflektiert, gleichzeitig ist der Roman wütender, gnadenloser und unverstellter in seinen Analysen der sogenannten deutschen Mehrheitsgesellschaft.
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Sein ist Ton präziser und weniger knallig als in seinem Debüt, dafür umso strahlender. Versöhnlich, persönlich und kraftvoll, ein Buch, das nachdenklich macht." Nadine Kreuzahler, rbb Radio 3, 23.08.24 "Das 'Heimatbuch eines Heimatlosen', eine Reflexion über Fremdsein und die Wohltat der Trennung, übersetzt: ein Buch über Deutschland." Sonja Zekri, Süddeutsche Zeitung, 17.08.24 "Behzad Karim Khanis Sprache ist sehr präzise und bis aufs Nötigste verknappt, ... schlagwortartig vorwärtsdrängend. Dabei immer von einer Freude an Klang und Poesie durchzogen. Ein Roman, der ein erhellendes Licht von außen auf die deutsche Gesellschaft wirft, weil er von Menschen erzählt, die eigentlich dazugehören sollten, aber von vorneherein keine Chance haben." Christoph Ohrem, WDR5, 22.08.24 "Karim Khani erzählt in nostalgischen, beinahe zärtlichen Tönen. Literarisch brillant!" Robert Schwerdtfeger, Berliner Morgenpost, 17.08.24 "'Als wir Schwäne waren' ist wie ein perfektes Hip-Hop-Album. Kurze, knappe Sätze erzeugen einen Lesefluss wie eine treibende Bassline. Die Sprache ist direkt, aber poetisch. ... Ob an der Oberfläche oder in der Tiefe, dieser Roman knallt. Aber so richtig." Ludwig Lohmann, Buchkultur, 23.08.24 "Behzad Karim Khani erzählt autobiographisch über sein Fremdsein in der Bundesrepublik der Achtzigerjahre, über die Perspektivenlosigkeit und die vielen Hürden für Ausländer, vor allem aber darüber, wie schwer es ist, diesen Ort als Heimat zu empfinden." Martin Grabner, Kurier, 18.08.24 "Poetisch, rau schreibt Khani vom Aufwachsen in einer Siedlung im Ruhrgebiet, von 'dysfunktionaler Hoffnung'." Sohra Nadjibi, Frankfurter Stadtmagain Frizz, September 2024 "Wortgewandt und poetisch hält er der weißen Mehrheitsgesellschaft den Spiegel vor und zeigt, wie Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus eine Identität formen, die von Schmerz ebenso erfüllt ist wie von Stolz." Thomas Hummitzsch, Der Freitag, 12.09.24 "Dieser Roman berührt durch Karim Khanis ganz besondere Sprache, eine Art Poesie der Gewalt..., die in der zeitgenössischen Literatur ihresgleichen sucht. ... Wer keine Angst vor der hässlichen Seite Deutschlands hat, sollte dieses Buch lesen." Schabnam Tafazoli, Lübecker Nachrichten, 17.09.24 "Mit Als wir Schwäne waren gelingt Khani das Kunststück, seine atemberaubend abgebrühte Prosa zu einer weich aufgerauten, mitunter auch etwas offensichtlich ausgestellten Harte-Jungs-Melancholie weiterzuentwickeln, für deren präzise, einfallssatte Windungen man sich sogar noch bedanken möchte, wenn sie einen direkt in die Fresse treffen." Erik Heier, Tip Berlin, 25.09.24 "Khani hat eine raue, wundervolle Sprache, mit der er diese Geschichte in Worte fasst." Kerstin Herrnkind, Stern, 25.09.24 "Migrationsromane und Einwanderergeschichten, die von Ausgrenzung, Perspektivlosigkeit und Ohnmacht erzählen, gibt es einige. Selten aber sind sie von einem solch wuchtigem und wütendem Aufbegehren geprägt wie Behzad Karim Khanis Roman. Als wir Schwäne waren ist ein Buch, das durch seine Außenseiterperspektive fesselt und aufrüttelt." Holger Heiman, SRF Kultur, 27.09.24 »Der zweite Roman ist etwas leiser in den Tönen und poetischer. Die Sätze sind wirklich immer an der richtigen Stelle. ... Mir hat der kleine aber feine Roman sehr gefallen. Unbedingt lesen!« Burcu Arslan, Cosmo, Radio Bremen, 26.10.24 »Der kann schreiben wie kaum jemand und in diesem Buch zeigt er wieder, was für ein kraftvoller Erzähler er ist, was für eine poetische Sprache er hat. ... Es ist für mich das wichtigste und herzzerreißende Buch des Herbstes.« Elke Heidenreich, Spiegel Online, 03.11.24 »Wütend und poetisch zugleich rechnet er ab mit der sogenannten deutschen Mehrheitsgesellschaft, die Einwanderer unentwegt daran erinnert, dass sie nur 'Gäste' sind.« SRF Bestenliste, 30.10.24 »Das ist ein Buch, das mich nachhaltig beeindruckt hat und ein Buch von dem ich wünsche, dass es in naher Zukunft Lektüre an Schulen wird.« Regina Schwan, Deutschlandfunk Kultur, Lesart, 27.11.24 »Vom poetischen Titel abgesehen ist es ein schroffes und hartes Buch, das sich in diesem Ton völlig unterscheidet von Karim Khanis Debüt.... Gerecht ist dieser Roman nicht. Er ist stolz und selbstgefällig, aber das ist auch eine ästhetische Qualität. Denn das Schroffe ist durchaus ein Ort für die Literatur, allerdings ein riskanter. Behzad Karim Khani such dieses Risiko.« Ijoma Mangold, Die ZEIT, 30.11.24
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Diese Geschichte handelt von Reza, er selbst fungiert als Ich-Erzähler und nimmt die Leserschaft mit zurück in seine Kindheit, zurück nach Bochum, als er in den 1990er Jahren mit seiner Familie aus dem Iran ins Ruhrgebiet geflohen ist. Er berichtet darüber, wie es ist, in einem …
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Diese Geschichte handelt von Reza, er selbst fungiert als Ich-Erzähler und nimmt die Leserschaft mit zurück in seine Kindheit, zurück nach Bochum, als er in den 1990er Jahren mit seiner Familie aus dem Iran ins Ruhrgebiet geflohen ist. Er berichtet darüber, wie es ist, in einem fremden Land aufzuwachsen, wo die Abschlüsse der Eltern nicht anerkannt werden, wo die Siedlung nach Armut riecht, aber auch nach Majoran und Etagenbetten. Wo das Recht des Stärkeren gilt und Wut ein Mittel zum Überleben ist.
„Rückblickend frage ich mich, wie es ist, wenn sich das Alte schließt und das Neue nicht öffnet. Wenn in der Fremde plötzlich auch Dinge nicht funktionieren, mit denen man bisher vertraut war und die immer funktioniert haben. Deren Gesetzmäßigkeiten man zu kennen glaubt. Dinge, die vielleicht nicht mal hierhergehören und selbst fremd sind.“ (Seite 28)
Selten hat mich ein Buch beim Lesen so begeistert, wie dieses hier. Ich wäre am liebsten permanent in Freudenschreie ausgebrochen, wollte auf jeder Seite eine Passage markieren oder las einen Absatz erneut, weil ich die Sätze so passend und brillant fand. Dennoch fällt es mir schwer, in Worte zu fassen, was dieses Werk in mir ausgelöst hat, ich habe Angst, der Geschichte nicht gerecht zu werden, indem ich darüber schreibe, meine Gedanken und Gefühle sortiere, während ich im Kopf eigentlich noch mittendrin bin. Das ist einfach nur phänomenal!
„Wir kommen aus dem Krieg, aus dem Elend. Wenn wir Armut sagen, meinen wir nicht Sozialhilfe, sondern Cholera. Aber dass das hier nicht oben ist, ist uns schon früh klar. Unser Ruhrgebiet ist dürr, verbittert. Kauft unentwegt Müll und kann ohne Fernseher nicht einschlafen. Ohne Schminke sein Antlitz nicht ertragen.“ (Seite 111)
In klaren Worten, mal poetisch, zärtlich, aber auch straßentauglich und im Gangster-Style, führte mich das Kind, der Junge, der Teenager, der einmal Schriftsteller werden wird, durch die Erzählung. Tragik wechselte sich mit Komik ab, die jedoch mehr einem Galgenhumor glich, denn dahinter verbargen sich Schicksale, die nicht immer glimpflich ausgegangen sind. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen, denn die Magie des Buches liegt darin, dass sie vom Lesenden neu entdeckt werden will. Grandios!
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Poetisch!
„Als wir Schwäne waren“ ist ein ergreifendes autobiografisches Werk von Behzad Karim Khani, das tief in die bewegende Kindheit und Jugend des Autors eintaucht. Auf eindrucksvolle Weise schildert Khani seine Erfahrungen als Migrant, der in den 90er Jahren aus dem Iran ins …
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Poetisch!
„Als wir Schwäne waren“ ist ein ergreifendes autobiografisches Werk von Behzad Karim Khani, das tief in die bewegende Kindheit und Jugend des Autors eintaucht. Auf eindrucksvolle Weise schildert Khani seine Erfahrungen als Migrant, der in den 90er Jahren aus dem Iran ins Ruhrgebiet flieht. Doch der erhoffte Neuanfang wird schnell durch die bittere Realität überschattet: Herausforderungen und Diskriminierung prägen den Alltag der Familie. Bald wird deutlich, wie schwierig es ist, sich als ewiger Gast in einer neuen Heimat einzuleben – insbesondere, wenn der Begriff ‚Gast‘ eine ernüchternde Bedeutung erhält und diese oft die feindselige Lebenswirklichkeit widerspiegelt, die Migranten erleben.
Khani schreibt in einer kunstvollen, poetischen Sprache und behandelt dabei komplexe Themen wie Stolz, Demütigung, Niederlagen, Hoffnung, Gewalt, Liebe und Freiheit.
Insgesamt hat mich vor allem die Sprache beeindruckt. An manchen Stellen hätte ich mir gewünscht, dass der rote Faden etwas klarer erkennbar wäre. Das hätte mir persönlich mehr Klarheit und Kohärenz verschafft, aber das ist vielleicht auch Geschmackssache.
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Ein Buch, das zum Nachdenken anregt. Für mich beginnt es wie eine kleine Zeitreise in die 1990er Jahre. Denn der Protagonist des Buches flüchtet mit seinen Eltern aus dem Iran ins Ruhrgebiet. Die Stimmung der Zeit wird wieder greifbar und der Autor schaffte es, sehr plastisch die …
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Ein Buch, das zum Nachdenken anregt. Für mich beginnt es wie eine kleine Zeitreise in die 1990er Jahre. Denn der Protagonist des Buches flüchtet mit seinen Eltern aus dem Iran ins Ruhrgebiet. Die Stimmung der Zeit wird wieder greifbar und der Autor schaffte es, sehr plastisch die Situation, die Gedanken, Sorgen und Konfrontation der Flüchtlinge darzustellen. Was ist Heimat, was ist Ankunft. Wer sind die „Anderen“. Gepaart mit einer aussagekräftigen Sprache, ohne dabei zu viele Worte zu verwenden und es unnötig aufzubauschen bringt Khani es auf den Punkt und stößt damit etwas an. Für mich wird das Buch sicherlich noch eine Weile nachwirken. Die Zerrissenheit, die Fragen, mit denen sich die Figuren beschäftigen und Gefühle zwischen Angst und Wut, die keinen anderen Weg als die Gewalt als Ventil finden kann. Die Luftwurzeln und ein Glas als Raum zwischen dem Aquarium und dem Rest der Welt. Stark geschrieben.
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Eine eindringliche Geschichte
Mit "Als wir Schwäne waren" veröffentlicht Behzad Karim Kani seinen zweiten Roman nach "Hund, Wolf, Schakal" und ähnlich wie sein Erstlingswerk ist auch dieser Roman ein gelungenes, eindringliches Werk, welches unbedingt gelesen …
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Eine eindringliche Geschichte
Mit "Als wir Schwäne waren" veröffentlicht Behzad Karim Kani seinen zweiten Roman nach "Hund, Wolf, Schakal" und ähnlich wie sein Erstlingswerk ist auch dieser Roman ein gelungenes, eindringliches Werk, welches unbedingt gelesen werden sollte.
Das Cover des Romans zeigt einen rötlichen Flügel auf gelbem Grund und ist sehr elegant und ansehnlich gestaltet.
Die Geschichte wird aus der Sicht des Ich-Erzählers Reza erzählt, der als Sohn iranischer Eltern im Bochum der 1990er Jahre aufwächst und aus dieser Zeit in kurzen episodischen Kapiteln berichtet.
Die Geschichte macht Eindruck, es gelingt dem Autor sehr gut das Gefühl der Lebensumstände des Erzählers zu vermitteln und schnell fühlt man eine gewisse Verbundenheit zur Hauptperson.
Durch die episodenhaften Kapitel und den sehr guten und angenehmen Schreibstil wird das Interesse an der Geschichte über das ganze Buch hinweg sehr lebendig gehalten.
Insgesamt ist auch dieses Werk von Behzad Karim Kani ein sehr gelungener Roman, der unbedingt gelesen werden sollte.
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Reflexionen über das Ankommen
Manchmal ist es die Handlung eines Romanes, die mich zum Lesen antreibt, manchmal ist es die Sprache, die ausschlaggebend für das Weiterlesen ist. Im neuen Roman „Als wir Schwäne waren" von Behzad Karim Khani stimmt einfach alles!
Die …
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Reflexionen über das Ankommen
Manchmal ist es die Handlung eines Romanes, die mich zum Lesen antreibt, manchmal ist es die Sprache, die ausschlaggebend für das Weiterlesen ist. Im neuen Roman „Als wir Schwäne waren" von Behzad Karim Khani stimmt einfach alles!
Die Geschichte wird aus der Perspektive des jugendlichen Ich-Erzählers Reza vorgetragen, der mit seinen Eltern aus dem Iran geflohen ist. Sie erzählt vom Versuch in der neuen Heimat, dem Ruhrgebiet der 90er Jahre, anzukommen und allen damit verbundenen Herausforderungen zu trotzen, zum Beispiel der Nichtanerkennung der Abschlüsse seiner Eltern oder der Konfrontation mit der sozialen Ungleichheit. Rezas Gefühl der Fremdheit und seine erfahrene Ablehnung im neuen Land finden schließlich seinen Ausdruck in Wut und Gewalt.
Episodisch erzählend nähert sich dabei der Roman den Themen Familie, Zugehörigkeit, Suche nach Anerkennung und kultureller Identität.
Der Autor richtet seinen Blick klug und treffsicher auf schmerzbehaftete, eindringliche Alltagsmomente, die er sprachlich wunderbar komponiert. Khanis Tonalität ist meiner Meinung nach fast poetisch und überzeugte mich durch eine reduzierte Sprache und durch mich immer wieder innehalten lassende Bilder. Dieser Roman steht in seiner Wortgewaltigkeit, seiner Intensität und seinen Reflexionen in nichts Khanis Debütroman nach.
Er verdient viele Leser*innen!
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Einfach ein Muss !!
Die Gedanken eines Heranwachsenden, imposant und spritzig geschrieben. Der Erzähler beginnt bei seinen Jugendtagen, den ersten Eindrücken in der Fremde, die zur Heimat werden muss. Das Herangehen der Eltern an Deutschland und seiner Geschichte. Das erste Verliebt-sein …
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Einfach ein Muss !!
Die Gedanken eines Heranwachsenden, imposant und spritzig geschrieben. Der Erzähler beginnt bei seinen Jugendtagen, den ersten Eindrücken in der Fremde, die zur Heimat werden muss. Das Herangehen der Eltern an Deutschland und seiner Geschichte. Das erste Verliebt-sein oder zumindest das Ausprobieren dessen.
Das Buch ist vor altem zwischen den Zeilen zu lesen. Vieles ist nicht ausgesprochen und wird doch ganz klar, ganz offensichtlich.
Ein Buch, das ich nicht schnell lesen konnte, weil es ein Buch ist, das so bereichernd ist, ein Buch, das den Zugang zu Welten öffnet und doch in tiefe Abgründe der Seele blicken lässt. Ein Buch, das man vermutlich zwei- / drei mal lesen wird, um die Fülle von Anspielungen und Texten zwischen den Zeilen zu erfassen, zu verstehen, zu begreifen.
Noch nie konnte ich ein Buch so wärmstens empfehlen wie dieses.
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Eine Familie auf der Suche nach Lebensräumen
Wow! Was für ein Text. Wunderbar einfühlsam, authentisch und teilweise poetisch erzählt.
Als der Junge 9 Jahre alt war, flohen seine Eltern mit ihm aus dem Iran nach Deutschland. Sie kamen im Ruhrgebiet an und lebten in einem …
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Eine Familie auf der Suche nach Lebensräumen
Wow! Was für ein Text. Wunderbar einfühlsam, authentisch und teilweise poetisch erzählt.
Als der Junge 9 Jahre alt war, flohen seine Eltern mit ihm aus dem Iran nach Deutschland. Sie kamen im Ruhrgebiet an und lebten in einem ghettoisierten Stadtrandteil von Bochum.
Dieser Junge könnte irgendeiner sein, denn so viele haben ähnliches erlebt.
Als Erwachsener schreibt er dieses Buch für seinen Sohn, in dem er den Anfang seiner Geschichte erzählt. Er berichtet ungeschönt über die Lebensverhältnisse, in denen er aufgewachsen ist. Über die inneren und äußeren Konflikte, über die Schwierigkeit von Zugehörigkeit, über die Probleme mit dem Ankommen in einem fremden Land, in einer fremden Kultur. Er erklärt, wie sich aus dem Gefühl der Heimatlosigkeit und permanenter Ablehnung und Ausgrenzung, Wut entwickelt, die bleibt. Wie daraus Hass, Brutalität und Kriminalität werden können. Er hofft, dass sein Sohn diese Zusammenhänge versteht und nicht die Fehler seines Vaters wiederholt.
Dieser Roman ist ein erschütternder Bericht aus einem Milieu der vorprogrammierten Perspektivlosigkeit, in dem man unterzugehen droht, wenn man sich nicht mit viel Mut, Kraft und festem Willen und noch viel mehr, immer wieder neu ein paar Chancen auf ein „normales“ Leben erkämpfen kann.
Der Titel „Als wir Schwäne waren“ deutet vielleicht darauf hin, dass die Familie wie Zugvögel, sich einen neuen Lebensraum suchen musste, der Junge sich später von seinen Eltern trennte, sich ein eigenes „Nest“ baute und sesshaft werden wollte.
Diesem Buch kann man nur viele Leser wünschen.
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"Du warst fünf. Die Buchstaben gehorchten Dir nicht. Du dachtest, das Restaurants Esstaurants heißen, weil wir dort essen. Und du sagtest traubig statt traurig, weil Tränen aussehen wie Trauben".
Mit großem Wortwitz und Feingefühl berichtet Behzad Karim Khani …
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"Du warst fünf. Die Buchstaben gehorchten Dir nicht. Du dachtest, das Restaurants Esstaurants heißen, weil wir dort essen. Und du sagtest traubig statt traurig, weil Tränen aussehen wie Trauben".
Mit großem Wortwitz und Feingefühl berichtet Behzad Karim Khani von Ungerechtigkeiten, von Fremdheit, dem Makel der Herkunft und der fehlenden Wurzeln und von der "Wut als Fortsetzung des Schweigens".
Der Ich-Erzähler berichtet von einem Aufwachsen als Jugendlicher in Deutschland, das nicht seine Heimat ist. Seine Eltern sind stolze, gebildete Perser, die Mutter Soziologin, der Vater Schriftsteller. Die Eltern wissen wenig von den aussichtslosen Situationen in die ihr Junge kommt und aus denen er sich nur mit Gewalt befreien kann.
Schon vom ersten Beispiel an, wo Jugendliche einfach in die Wohnung kommen und Essen erzwingen und der Ich-Erzähler letztendlich mit Gewalt antwortet, werden wir mitgenommen auf eine Reise in ein fremdes Land, das sich aber mitten in unseren Städten befindet.
Ich wünsche mir nach diesem erschütternden Buch eine Gesellschaft, die auf Fremdheit mit Offenheit reagiert und den jungen Leuten andere Möglichkeiten als Gewalt und Drogenhandel ermöglicht.
Ganz große Leseempfehlung - vielleicht sogar als Schullektüre für Oberstufen anzudenken.
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Mit einem ansprechenden Cover lockt das Buch zum Lesen.
Als 10jähriger kommt der Protagonist , mit seinen Eltern aus dem Iran als Geflüchteter in das Ruhrgebiet. Die Eltern sind gebildet und möchten das ihrem Sohn auch zukommen lassen. Leider zeigt sich, dass die Familie in einem …
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Mit einem ansprechenden Cover lockt das Buch zum Lesen.
Als 10jähriger kommt der Protagonist , mit seinen Eltern aus dem Iran als Geflüchteter in das Ruhrgebiet. Die Eltern sind gebildet und möchten das ihrem Sohn auch zukommen lassen. Leider zeigt sich, dass die Familie in einem sozialen Brennpunkt wohnt. Die Integration wird ein schwieriges Thema.
Dann erzählt der Autor in einer schnörkellosen Sprache über seinen Alltag.
Der atmosphärische Stil ist sehr gefüllt mit Kontrasten aus Poesie und Gewalt.
Khani beschreibt eine viele Emotionen spürbar, Wut und Hoffnungslosigkeit, aus der dann wieder Gewalt wird.
Es werden viele gesellschaftspolitische Themen angesprochen, die heute noch ebenso aktuell sind.
Die Probleme der Integration und die Schwächen unserer Gesellschaft werden hier aufgezeigt. Für mich ist es ein tolles Buch über das Thema Integration.
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Der Roman von Behzad Karim Khani ist inhaltlich wie sprachlich bemerkenswert. Reza stammt aus dem Iran und erzählt rückblickend sehr anschaulich, wie er in Deutschland erwachsen wird. Hier wird nichts beschönigt. Keine Ruhrpott-Romantik, keine Kultur des Willkommens. In seiner …
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Der Roman von Behzad Karim Khani ist inhaltlich wie sprachlich bemerkenswert. Reza stammt aus dem Iran und erzählt rückblickend sehr anschaulich, wie er in Deutschland erwachsen wird. Hier wird nichts beschönigt. Keine Ruhrpott-Romantik, keine Kultur des Willkommens. In seiner Siedlung lebt eine willkürlich zusammengewürfelte Gruppe unterschiedlichster Menschen sämtlicher Nationalitäten. Ihre Gemeinsamkeit ist, sich ganz unten in der Gesellschaft zu befinden. Ein Ghetto, in dem der Stärkere bestimmt, in dem Bildung keinen Wert hat, aber der Hund zuerst begrüßt wird.
Reza macht Bekanntschaft mit Kriminalität, erlebt, wie Freunde sterben. Sein Umfeld beschreibt er als ein Aquarium, durch eine Glasscheibe getrennt von der Welt. Sich selbst sieht er mitten in der Scheibe, zu keiner Seite zugehörig.
Nicht jede Metapher ist auf Anhieb nachvollziehbar. In weniger als 200 Seiten steckt sehr viel zum Nachdenken, noch einmal lesen. Stolz und Würde sind zwei Werte, die die persische Kultur in der Wahrnehmung des Autors grundlegend von der deutschen unterscheiden.
Rezas intellektueller, Taxi fahrender Vater liest deutsche Klassiker wie Goethe, Schiller oder Thomas Mann, die ebenfalls gebildete Mutter Habermas und Adorno. In groteskem Gegensatz dazu zitiert der Autor deutsche Werbe-Slogans der Neunziger.
Unter fast ausschließlich deutschen Mitschülern macht Reza Abitur, nebenbei ist er Drogenhändler. Ein scheinbarer Gegensatz in einer Person vereint.
Die oft diskutierte Problematik von Integration findet in diesem Buch Antworten, und zugleich bleiben Fragen offen. Warum wirkt das Ghetto stärker als das schulische Umfeld? Das Buch zeigt auf, wo die Schwächen der Gesellschaft liegen.
Mit Abstand eines der besten Bücher zum Thema Einwanderung!
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