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Fuyuko ist 34 Jahre alt, Korrekturleserin und einsam. Sie lebt für ihre Arbeit, die sie mit selbstausbeuterischer Gewissenhaftigkeit verrichtet. Einzig der Spaziergang, den sie regelmäßig durchs nächtlich erleuchtete Tokio unternimmt, bereitet ihr neben dem Beruf Freude. Sie hat sich in ihrem Einsiedlerinnenleben eingerichtet, bis sie eines Tages in den Spiegel sieht und feststellt, dass sich ihr ganzes Dasein in einem einzigen Wort zusammenfassen lässt: miserabel.In diesem Moment entscheidet sie, dass sich etwas ändern muss - und fasst einen folgenschweren Entschluss: Sie fängt an zu t...
Fuyuko ist 34 Jahre alt, Korrekturleserin und einsam. Sie lebt für ihre Arbeit, die sie mit selbstausbeuterischer Gewissenhaftigkeit verrichtet. Einzig der Spaziergang, den sie regelmäßig durchs nächtlich erleuchtete Tokio unternimmt, bereitet ihr neben dem Beruf Freude. Sie hat sich in ihrem Einsiedlerinnenleben eingerichtet, bis sie eines Tages in den Spiegel sieht und feststellt, dass sich ihr ganzes Dasein in einem einzigen Wort zusammenfassen lässt: miserabel.In diesem Moment entscheidet sie, dass sich etwas ändern muss - und fasst einen folgenschweren Entschluss: Sie fängt an zu trinken. Was mit einem Feierabendbier beginnt, gerät allmählich außer Kontrolle, und bald verlässt Fuyuko das Haus nicht mehr ohne eine Thermoskanne Sake. Bisher bloß am Beckenrand, wagt sie sich nun hinein ins Leben - und sinkt immer tiefer. Allein die zufällige Begegnung mit einem Mann namens Mitsutsuka bewahrt sie davor, unterzugehen.Intensiv und aufwühlend zeichnet Mieko Kawakami das Bild einer Frau, die erkennt, dass sie auf sich selbst hören muss, um von der Randfigur zur Protagonistin im eigenen Leben zu werden.
MIEKO KAWAKAMI, geboren in Osaka, ist die Autorin des internationalen Bestsellerromans ¿Brüste und Eier¿ (DuMont 2020). Kawakami debütierte als Lyrikerin und veröffentlichte 2007 ihren ersten Roman ¿My Ego, My Teeth, and the World¿. Ihre Bücher wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Für ihr Werk wurde Kawakami u. a. mit dem Akutagawa-Preis, dem Tanizaki-Preis und dem Murasaki-Shikibu-Preis ausgezeichnet. Ihr Roman ¿Heaven¿ (DuMont 2021) stand auf der Shortlist für den International Booker Pri KATJA BUSSON, geboren 1970, studierte Japanologie und Anglistik in Trier und Tokio. Sie übersetzte u.¿a. Junichiro Tanizaki, Keigo Higashino, Shugoro Yamamoto, Nanae Aoyama, Ko Machida und Natsu Miyashita.
Produktdetails
- Verlag: DuMont Buchverlag
- Originaltitel: Subete mayonaka no koibitotachi
- Seitenzahl: 240
- Erscheinungstermin: 19. Juni 2023
- Deutsch
- Abmessung: 138mm x 208mm x 29mm
- Gewicht: 408g
- ISBN-13: 9783832182298
- ISBN-10: 3832182292
- Artikelnr.: 66358264
Herstellerkennzeichnung
DuMont Buchverlag GmbH
Amsterdamer Strasse 192
50735 Köln
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Rezensentin Lisa Berins begegnet in Mieko Kawakamis Roman der Zustand des "Weder-Vor-noch-Zurück-Kommens". Die Protagonistin Fuyuko ist Korrekturleserin, lebt in Tokio, hat keine wirklichen Freunde und ihr erster Sex war eine Vergewaltigung, resümiert Berins das bisherige Leben dieser Figur. Durch eine Begegnung mit der "schillernden Korrekturleserin Hijiri" kommt Fuyuko auf den Gedanken, ihr eigenes Leben sei "erbärmlich". Sie fängt an zu trinken und erhöht jeden Tag die Menge Alkohol, die ihr den erwünschten Vollrausch nach der Arbeit beschert: Fuyuko droht in einen Abgrund reinzufallen, erzählt Berins, bis sie den Lehrer Mitsutsuka kennen lernt. Kawakamis Buch bietet weder ein ein Happy End noch das genau Gegenteil - es erzählt von einer Frau, die einen unangepassten Weg geht, resümiert Berins, die Sympathie für diese unauffällige Protagonistin entwickelt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Einsame Korrektorin
Mieko Kawakamis "All die Liebenden der Nacht"
"Warum ist es nachts so schön? Warum funkelt die Nacht?", fragt die scheue Fuyuko, worauf ihr Geliebter repliziert, dass die Welt nachts nur zur Hälfte existiere: "Im Dunkeln strengt der Rest der Welt sich doppelt an, deshalb ist das Nachtlicht so schön."
Die 1976 in Osaka geborene Schriftstellerin Mieko Kawakami widmet sich in ihrem auf philosophische Weise feministischen Werk mit Vorliebe den Verletzbaren, Träumern und Introvertierten. Nach dem Roman "Sommererzählung" (der hierzulande unter dem Titel "Brüste und Eier" erschien, F.A.Z. vom 19. August 2020), der von body shaming, Selbstoptimierung, Samenspende und alternativen
Mieko Kawakamis "All die Liebenden der Nacht"
"Warum ist es nachts so schön? Warum funkelt die Nacht?", fragt die scheue Fuyuko, worauf ihr Geliebter repliziert, dass die Welt nachts nur zur Hälfte existiere: "Im Dunkeln strengt der Rest der Welt sich doppelt an, deshalb ist das Nachtlicht so schön."
Die 1976 in Osaka geborene Schriftstellerin Mieko Kawakami widmet sich in ihrem auf philosophische Weise feministischen Werk mit Vorliebe den Verletzbaren, Träumern und Introvertierten. Nach dem Roman "Sommererzählung" (der hierzulande unter dem Titel "Brüste und Eier" erschien, F.A.Z. vom 19. August 2020), der von body shaming, Selbstoptimierung, Samenspende und alternativen
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Familienentwürfen handelte, und "Heaven" (über Mobbing in der Schule) ist der in Japan bereits 2011 erschienene Roman "All die Liebenden der Nacht" nun ihr drittes ins Deutsche übersetztes Werk. Es ist eine subtile Erzählung über Wörter, Licht und Existenz.
Im Zentrum steht die introvertierte vierunddreißigjährige Ich-Erzählerin Fuyuko, freiberufliche Korrektorin, Single und Workaholic. Bei einem einsamen Schaufensterbummel in Shinjuku erkennt sich Fuyuko als erbärmliche Frau, die "nicht wusste, wie man lebt". Um ihr ungeliebtes Ich aufzulösen, beginnt sie zu trinken und plant, in einem esoterisch angehauchten Kulturzentrum Kurse zur Lebenshilfe zu belegen. Dort lernt sie den mehr als zwanzig Jahre älteren Mitsutsuka kennen. Bei wöchentlichen Treffen in einem Café kommen sich die beiden in Trippelschritten näher - eine Ode auf die stille Mehrheit unspektakulärer Menschen. In scheinbar banalen Dialogen werden das Wunder des Lebens und "das Rätsel des Lichts", das Mitsutsuka der Heldin erklärt, sichtbar gemacht.
Kawakami sinniert in ihrem Roman aber auch über die Philosophie der Korrektur und das Ideal eines fehlerlosen, des "perfekten" Buchs. Fuyukos Korrekturlesemodus wird auch im Alltag angewandt. Ihr Grundgefühl ist ein Unbehagen ob des bloßen Retuschierens biographischer Romane anderer, des Lebens und Liebens aus zweiter Hand. Die Liebe ist ihr ein von Romanen oder Kinofilmen geborgtes Gefühl, das Leben "ein einziges Zitat". Doch zuletzt begibt sich die Korrektorin, die auch im Privaten ein ruhiges und fehlerfreies Leben führte, selbst auf das erratische Terrain der Liebe.
Die Frauenfiguren im Roman bezeugen die moderne japanische Beziehungsvielfalt. Da wären neben der bindungsarmen Fuyuko ihr Gegenpol. die attraktive Vorgesetzte Hijiri, die die Vorteile von Affären ohne Liebe beschwört. Oder Fuyukos Ex-Klassenkameradin, die Hausfrau Noriko, die das Prinzip "Ehe ohne Sex" vertritt, sich aus finanziellen Gründen nicht scheiden lässt und doch Kinder als "das Wichtigste" bezeichnet.
Zwischen den Zeilen schreibt Kawakami eine Kritik prekärer Arbeitswelten und der Geschlechterverhältnisse, der höheren Wertschätzung von Reproduktion als von weiblicher Teilhabe an der Produktion. Kleidung und Schminke fungieren im Roman als Merkmale von Klassenzugehörigkeit. Als Fuyukos Friseurin die Frau ohne Selbstwertgefühl ihrer Schönheit versichert und sie kostenlos schminkt, entdeckt diese im Handspiegel ein neues Gesicht. Anrufe der Vorgesetzten und Freundin Hijiri während ihrer zögerlich romantischen Treffen mit Mitsutsuka ignoriert sie. Doch als die weltgewandte Hijiri sich später über das unprofessionelle Make-up mokiert und ihr "selbstgefällige Keuschheit" vorwirft, beginnt Fuyukos Gegenwehr und Gegenrede, indem sie auf die Komplexität und Diversität von Gefühlen und Beziehungen verweist. Klassische japanische Jahreszeitenlyrik klingt an, wenn der Duft der Jacke des Geliebten den "Geruch des Winters" evoziert.
Auch wenn die Romanze nicht ewig währt, geht die Korrektorin gestärkt aus dem Fehlschlag der Liebe hervor. Ohne zu werten, zeigt Kawakami konservative oder alternative Lebensentwürfe - als Hijiri schwanger wird, macht sie Schluss mit ihrem Partner, um das Kind allein großzuziehen - im Labyrinth der Moderne auf. In der Schlussszene überkommen Fuyuko erstmals in einer eigenen Eingebung Wörter, die sie in ihr Notizbuch schreibt: "All die Liebenden der Nacht". Die Gemeinschaft der Einsamen in der Nacht und die Solidarität der Träumer stimmen sie zuversichtlich auf die Wiederkehr des Lichts am Morgen.
So ist der Roman neben seiner melancholisch-ätherischen Liebesgeschichte die Geschichte einer Selbstfindung und Emanzipation - von der Korrektorin zur Schöpferin. STEFFEN GNAM
Mieko Kawakami: "All die Liebenden der Nacht". Roman.
Aus dem Japanischen von Katja Busson. DuMont Buchverlag, Köln 2023. 260 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Im Zentrum steht die introvertierte vierunddreißigjährige Ich-Erzählerin Fuyuko, freiberufliche Korrektorin, Single und Workaholic. Bei einem einsamen Schaufensterbummel in Shinjuku erkennt sich Fuyuko als erbärmliche Frau, die "nicht wusste, wie man lebt". Um ihr ungeliebtes Ich aufzulösen, beginnt sie zu trinken und plant, in einem esoterisch angehauchten Kulturzentrum Kurse zur Lebenshilfe zu belegen. Dort lernt sie den mehr als zwanzig Jahre älteren Mitsutsuka kennen. Bei wöchentlichen Treffen in einem Café kommen sich die beiden in Trippelschritten näher - eine Ode auf die stille Mehrheit unspektakulärer Menschen. In scheinbar banalen Dialogen werden das Wunder des Lebens und "das Rätsel des Lichts", das Mitsutsuka der Heldin erklärt, sichtbar gemacht.
Kawakami sinniert in ihrem Roman aber auch über die Philosophie der Korrektur und das Ideal eines fehlerlosen, des "perfekten" Buchs. Fuyukos Korrekturlesemodus wird auch im Alltag angewandt. Ihr Grundgefühl ist ein Unbehagen ob des bloßen Retuschierens biographischer Romane anderer, des Lebens und Liebens aus zweiter Hand. Die Liebe ist ihr ein von Romanen oder Kinofilmen geborgtes Gefühl, das Leben "ein einziges Zitat". Doch zuletzt begibt sich die Korrektorin, die auch im Privaten ein ruhiges und fehlerfreies Leben führte, selbst auf das erratische Terrain der Liebe.
Die Frauenfiguren im Roman bezeugen die moderne japanische Beziehungsvielfalt. Da wären neben der bindungsarmen Fuyuko ihr Gegenpol. die attraktive Vorgesetzte Hijiri, die die Vorteile von Affären ohne Liebe beschwört. Oder Fuyukos Ex-Klassenkameradin, die Hausfrau Noriko, die das Prinzip "Ehe ohne Sex" vertritt, sich aus finanziellen Gründen nicht scheiden lässt und doch Kinder als "das Wichtigste" bezeichnet.
Zwischen den Zeilen schreibt Kawakami eine Kritik prekärer Arbeitswelten und der Geschlechterverhältnisse, der höheren Wertschätzung von Reproduktion als von weiblicher Teilhabe an der Produktion. Kleidung und Schminke fungieren im Roman als Merkmale von Klassenzugehörigkeit. Als Fuyukos Friseurin die Frau ohne Selbstwertgefühl ihrer Schönheit versichert und sie kostenlos schminkt, entdeckt diese im Handspiegel ein neues Gesicht. Anrufe der Vorgesetzten und Freundin Hijiri während ihrer zögerlich romantischen Treffen mit Mitsutsuka ignoriert sie. Doch als die weltgewandte Hijiri sich später über das unprofessionelle Make-up mokiert und ihr "selbstgefällige Keuschheit" vorwirft, beginnt Fuyukos Gegenwehr und Gegenrede, indem sie auf die Komplexität und Diversität von Gefühlen und Beziehungen verweist. Klassische japanische Jahreszeitenlyrik klingt an, wenn der Duft der Jacke des Geliebten den "Geruch des Winters" evoziert.
Auch wenn die Romanze nicht ewig währt, geht die Korrektorin gestärkt aus dem Fehlschlag der Liebe hervor. Ohne zu werten, zeigt Kawakami konservative oder alternative Lebensentwürfe - als Hijiri schwanger wird, macht sie Schluss mit ihrem Partner, um das Kind allein großzuziehen - im Labyrinth der Moderne auf. In der Schlussszene überkommen Fuyuko erstmals in einer eigenen Eingebung Wörter, die sie in ihr Notizbuch schreibt: "All die Liebenden der Nacht". Die Gemeinschaft der Einsamen in der Nacht und die Solidarität der Träumer stimmen sie zuversichtlich auf die Wiederkehr des Lichts am Morgen.
So ist der Roman neben seiner melancholisch-ätherischen Liebesgeschichte die Geschichte einer Selbstfindung und Emanzipation - von der Korrektorin zur Schöpferin. STEFFEN GNAM
Mieko Kawakami: "All die Liebenden der Nacht". Roman.
Aus dem Japanischen von Katja Busson. DuMont Buchverlag, Köln 2023. 260 S., geb., 24,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Der Roman [ist] neben seiner melancholisch-ätherischen Liebesgeschichte die Geschichte einer Selbstfindung und Emanzipation - von der Korrektorin zur Schöpferin.« Steffen Gnam, FAZ »Ein berührendes, zart erzähltes Buch über Einsamkeit.« Daniela Zinser, WELT AM SONNTAG »Bei Kawakami bekommt man nie das Ende, das man sich insgeheim wünscht. Dafür aber ein paar Gedanken mehr.« Lena Karger, WELT AM SONNTAG »Mieko Kawakami ist eine Meisterin des Ungesagten.« Carolin Courts, WDR 5 SCALA »Ein berührender Roman, der in seinem eigenen, langsamen Rhythmus die Hauptfigur zum Leuchten bringt« Kristine Harthauer, SWR 2 LESENWERT »In wunderschöner, knapper, klarer Prosa beschreibt [Mieko Kawakami] die vorsichtige Annäherung zweier Menschen.« Dagmar
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Kaindl, BUCHKULTUR »Ein berührendes Buch« Peter Helling, NDR KULTUR »Das hat mich [...] wahnsinnig berührt.« Meike Stein, PAPIERSTAU PODCAST »Meisterhaft.« Barbara Messner, MATHILDE »[Mieko Kawakamis] Dialoge sind so vorsichtig und fragil und in ihrer Einfachheit so philosophisch, dass man sich ertappt fühlt. [...] Ein gedankenvolles, leicht entrücktes, das kein Happy End und doch eins hat.« Lisa Berins, FRANKFURTER RUNDSCHAU »Ein ruhiges, poetisches Buch über die Einsamkeit einer Generation. Und: Kein Happy End. Tolle Autorin.« Walter Ercolino, STUTTGARTER ZEITUNG »Ein nachklingender Roman über die Anonymität der großstädtischen Home-Office-Welt, über Einsamkeit, Schmerz, Liebe, Sehnsucht. Berührt.« Katja Kraft, MÜNCHNER MERKUR »Mieko Kawakami schreibt so aufgeräumte Dialoge und Szenen-Miniaturen, dass es eine Freude ist. Ihr schon mehr als zehn Jahre alter, jetzt von Katja Busson feinfühlig ins Deutsche übertragene Roman ist eine Perle.« Isabel Lauer, NÜRNBERGER ZEITUNG »Gebannt und zutiefst berührt folgt man dem einsamen Millennial, der sich langsam und vorsichtig wie eine übervorsichtige Auster öffnet, um am Ende den Schatz der eigenen Persönlichkeit zu heben.« Gabriele Summen, DIE RHEINPFALZ »Es ist etwas Silbernes an Kawakamis Sätzen, ein lautlos ineinandergreifendes Räderwerk.« Ingrid Mylo, BADISCHE ZEITUNG »Ein sanfte[r] Roman über das stille Leiden der Einsamen« Johanna Kleinschuster, KLEINE ZEITUNG
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Fuyuko ist Mitte 30 und lebt allein. Sie arbeitet als Korrekturleserin und würde auf Nachfrage wohl sagen, sie sei vollkommen zufrieden. Doch eines Tages erblickt sie ihr Spiegelbild und erschrickt, denn sie sieht eine zutiefst unglückliche Frau. Ob Alkohol es ihr leichter machen …
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Fuyuko ist Mitte 30 und lebt allein. Sie arbeitet als Korrekturleserin und würde auf Nachfrage wohl sagen, sie sei vollkommen zufrieden. Doch eines Tages erblickt sie ihr Spiegelbild und erschrickt, denn sie sieht eine zutiefst unglückliche Frau. Ob Alkohol es ihr leichter machen würde, auf andere Menschen zuzugehen? Aus einem Feierabendbier werden vier oder fünf am Morgen, dann eine Thermoskanne Sake, die sie überall mit sich trägt.
Am persönlichen Tiefpunkt begegnet sie einem Mann, der nichts von ihr fordert. Sie unterhalten sich über Physik, Musik – und über Licht.
Kawakami erzählt von einer Frau an der Schwelle zur Selbsterkenntnis. Ohne sich dessen vollends bewusst zu sein, wird Fuyuko gehemmt von dem tief verwurzelten Wunsch, still und nützlich so wenig Raum wie möglich einzunehmen und nichts für sich selbst zu fordern. Dies spiegelt sich in kargen Dialogen wider, in denen sie sich selber nur wenige Worte zugesteht.
Blindlings tastet sie sich voran, getrieben von einem zunehmenden Gefühl der Unerfülltheit, doch jeder Schritt ihres Weges wird von einem verinnerlichten Schmerz begleitet – ein langsamer, fast wehenartiger Prozess. Beim Lesen bangte ich mit angehaltenem Atem: Würde ihre Reise in einer symbolischen Geburt enden, einer kraftvollen Neuerfindung, oder in Stagnation, vergleichbar mit einer Totgeburt?
Obwohl die Autorin oft in minimal reduzierten Worten spricht, wirkt ihr Schreibstil gerade in dieser fein dosierten Zurückhaltung überaus eindringlich. Sie hat ein Gespür dafür, die perfekten Momente einzufangen. Subtil benutzt sie Licht als Metapher für menschliche Beziehungen: mal Teilchen, mal Welle – mal kurzlebiges Aufblitzen, mal eine länger anhaltende Woge der Gefühle.
Eine Vielzahl von Themen wird nuanciert aufgefächert, die Geschichte ist komplex und vielschichtig. Sie erkundet Facetten des modernen Frauseins und der persönlichen Identität, in Konflikt mit dem Patriarchat und den gesellschaftlichen Normen im zeitgenössischen Japan. Dennoch geht der Roman über kulturelle Grenzen hinaus und erzeugt eine universelle Resonanz, sodass sich Leser:innen weltweit in ihm wiederfinden werden.
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Schön geschriebenes Buch über Einsamkeit;
Den Schreibstil empfand ich als ausgesprochen angenehm, was bemerkenswert ist, da asiatische Texte in der Übersetzung manchmal etwas spröde wirken. Hier ist also entweder der Ausgangstext schon sehr gut oder das Lob gebührt der …
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Schön geschriebenes Buch über Einsamkeit;
Den Schreibstil empfand ich als ausgesprochen angenehm, was bemerkenswert ist, da asiatische Texte in der Übersetzung manchmal etwas spröde wirken. Hier ist also entweder der Ausgangstext schon sehr gut oder das Lob gebührt der Übersetzerin. Die Hauptfigur Fuyuko führt ein ausgesprochen zurückgezogenes Leben und ist sehr einsam, ohne sich dessen bewusst zu sein. Ihre Einsamkeit durchdringt all ihre Lebensbereiche und die wenigen Erinnerungen, die erwähnt werden, sind ebenso davon geprägt. Die wenigen Kontakte zu anderen Menschen tun ihr gut und gefallen ihr, wobei auch diese Menschen einsam scheinen und Einsamkeit anscheinend anzieht. Die Geschichte ist nachvollziehbar beschrieben und wirklich glaubhaft. Das Buch macht trotz des Themas nicht traurig, da es einen hoffnungsvollen Unterton hat. Ich habe lange zwischen vier und fünf Sternen geschwankt, aber das Ende hat mir nicht gefallen, es war überraschend abrupt und hat mir zu viele Fragen offen gelassen. Daher leider ein Stern Abzug von mir.
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“All die Liebenden der Nacht” ist eine eindringliche Erzählung über Isolation, Licht und die Unsicherheiten weiblicher Identität.
Die Geschichte folgt Fuyuko Irie, einer 34-jährigen Korrektorin, die in Einsamkeit und innerer Distanz lebt. Ihre Routine ist von …
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“All die Liebenden der Nacht” ist eine eindringliche Erzählung über Isolation, Licht und die Unsicherheiten weiblicher Identität.
Die Geschichte folgt Fuyuko Irie, einer 34-jährigen Korrektorin, die in Einsamkeit und innerer Distanz lebt. Ihre Routine ist von Monotonie und Entfremdung geprägt, bis sie eines Tages ihr Spiegelbild erblickt und sich selbst als das Abbild von Elend erkennt. Durch diese schmerzliche Selbsterkenntnis beginnt sie, ihre Isolation zu hinterfragen und versucht, durch vorsichtige Begegnungen mit anderen Menschen – insbesondere mit dem rätselhaften Mitsutsuka – einen neuen Zugang zu sich selbst und ihrer Umwelt zu finden.
Kawakamis narrative Stärke liegt darin, die Distanz und Unsicherheit ihrer Protagonistin spürbar zu machen. Der Roman fließt langsam und zögerlich, so wie Fuyuko selbst, und führt den Leser in die zerbrechliche, introvertierte Welt einer Frau, die sich gleichzeitig nach Nähe sehnt und vor ihr zurückschreckt. Die Erzählweise ist fast hypnotisch, der Alltag Fuyukos wird in all seiner Banalität und emotionalen Leere geschildert, sodass man als Leser diese Einsamkeit förmlich spürt.
Gleichzeitig eröffnet Kawakami einen vielschichtigen Diskurs über die Rolle der Frau in der Gesellschaft: von beruflichem Erfolg über Mutterschaft bis hin zu den subtilen Formen von Konkurrenz und Unterdrückung zwischen Frauen. Figuren wie die selbstbewusste Hijiri oder die desillusionierte Noriko spiegeln unterschiedliche Lebensentwürfe, die jedoch alle von unerfüllten Erwartungen durchzogen sind.
Obwohl “All die Liebenden der Nacht” leise und oft melancholisch ist, bleibt es durch die Schönheit von Kawakamis Prosa und die Tiefe ihrer Themen im Gedächtnis. Kawakami lädt ihre Leser ein, sich mit den leisen, oft unbequemen Fragen des Lebens zu beschäftigen: Wie sehr sind wir authentisch? Wie definieren wir unsere Beziehungen und Identität? Und wie gehen wir mit der Einsamkeit um, die jeder von uns erlebt?
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Ein neuer Roman von Mieko Kawakami und wieder mehr als tiefgründig und so besonders!
Hauptprotagonistin Fuyuko lebt ihr Leben mehr als intensiv: sie lebt für ihren Beruf aber ist das wirklich Leben? Fuyuko merkt irgendwann selbst, dass sie so nicht glücklich ist und bekommt einen …
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Ein neuer Roman von Mieko Kawakami und wieder mehr als tiefgründig und so besonders!
Hauptprotagonistin Fuyuko lebt ihr Leben mehr als intensiv: sie lebt für ihren Beruf aber ist das wirklich Leben? Fuyuko merkt irgendwann selbst, dass sie so nicht glücklich ist und bekommt einen neuen besten Freund: den Alkohol. Fuyuko glaubt, ohne ihn, geht nichts mehr, sie vertraut auf den Alkohol aber dass das nicht die Lösung sein kann, wissen nicht nur wir Leser! Kawakami zeichnet hier ein sehr feines und zerbrechliches Bild einer einsamen Frau, die irgendwann endlich erkennt ihr Leben neues Futter und neue Energie zu geben. Fuyuko muss raus aus ihrem Trott der sie definitiv nicht glücklich macht und der Rhythmus an dem sie sich so lange bereits festhält, nicht bis an ihr Lebensende das Wahre sein kann! Dies aber erstmal zu erkennen ist ein langer und harter Weg, der mehr als steinig und schwer werden wird. Kawakami zeigt hier eine aufwühlende Geschichte auf, in der sich wohl viele Leser wiederfinden werden. Dieses „auf sich selbst hören“ ist oft leicht gesagt aber das „Machen“ ist dann eben genau der springende Punkt. Die Autorin hat wieder einmal eine feine Sprache benutzt, die die Thematik klar benennt. Sie schweift nie ab, bleibt immer punktgenau auf ihrer Protagonistin und geht mit feinen analytischen Zügen und psychologischem Blick auf die Wunde zu und will versuchen sie zu versorgen. Ganz klar wieder ein Buch der Autorin welches grandios verfasst wurde und ich absolut nur empfehlen kann!
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Fuyuko ist 34 und geht ganz in ihrer Arbeit als Korrekturleserin auf. Das ist nicht schwer, denn sie geht nicht aus, hat keine Freund*innen, keine Hobbys. Erst als sie über ihre neue Arbeit Hijiri kennenlernt, beginnt sie ein wenig aufzutauen. Dafür nutzt sie Bier und Sake und wird dadurch …
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Fuyuko ist 34 und geht ganz in ihrer Arbeit als Korrekturleserin auf. Das ist nicht schwer, denn sie geht nicht aus, hat keine Freund*innen, keine Hobbys. Erst als sie über ihre neue Arbeit Hijiri kennenlernt, beginnt sie ein wenig aufzutauen. Dafür nutzt sie Bier und Sake und wird dadurch zu einer anderen Person, naja nicht komplett anders, aber sie traut sich mehr, unternimmt Dinge, lernt sogar einen Mann kennen, in den sie sich verliebt. Doch ihre Gefühle scheinen so verkümmert, dass sie ihnen nicht traut.
„Alle Liebenden der Nacht“ von Mieko Kawakami ist mein erstes Buch dieser zurecht gefeierten japanischen Autorin und ich bin froh „Brüste und Eier“ bereits auf meinem Sub liegen zu haben. Mit Fuyuko hat sie eine Protagonistin geschaffen, die durch die Welt schwebt ohne anzuecken, aber auch ohne sich selbst richtig wahrzunehmen, da hilft auch der Alkohol nicht. Dabei verherrlicht der Roman mitnichten dessen Konsum. Sehr zart schildert Fuyuko als Ich-Erzählerin ihre Zweifel, ihre Suche, Ängste und Erfahrungen, die durch eben dieses Zartheit besonders ans Herz gehen.
Doch in dem Roman steckt noch viel mehr. Er ist bereits 2011 in Japan erschienen und enthält feministische Themen, die heute vielleicht in aller Munde sind, aber damals noch eher in abgegrenzten Bubbles zu finden waren. Diese sind ganz subtil in die Geschichte eingeflochten, man nimmt die Botschaft beiläufig auf: wie unnötig Zickenkrieg ist, wie eine Frau zu sein hat, was Partnerschaft, Ehe und Kinder zu bekommen bedeutet. Es wird die Lebensrealität von Frauen geschildert, die sich durchbeißen, aber auch die sich anpassen. Es ist ein Einblick in die weibliche japanische Kultur und wie Frauen untereinander agieren. Das alles schafft Mieko Kawakami mit der schüchternen Fuyuko, was umso eindrucksvoller ist.
Und obwohl es sich lange so anfühlt als wäre „All die Liebenden der Nacht“ eine Liebesgeschichte, so enthält sie doch einen viel wichtigeren Kern: das Erkennen des eigenen Selbst.
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