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1848 - was für ein Jahr: Die Rufe nach Grundrechten und demokratischer Teilhabe wurden lauter, hitzige Debatten wurden zu Barrikadenkämpfen, der politische Status quo geriet endgültig ins Wanken. Letztendlich erreichten die Revolutionärinnen und Freiheitskämpfer ihre Ziele nicht, doch ein entscheidender Anfang war gemacht.Die Historikerin Alexandra Bleyer erzählt von der einzigartigen Dynamik dieses Revolutionsjahrs in ganz Europa. Neben den politischen Geschehnissen nimmt sie auch den bewegten Alltag in den Blick und begleitet eine Vielzahl von Personen durch diese bewegten Zeiten - von der…mehr

Produktbeschreibung
1848 - was für ein Jahr: Die Rufe nach Grundrechten und demokratischer Teilhabe wurden lauter, hitzige Debatten wurden zu Barrikadenkämpfen, der politische Status quo geriet endgültig ins Wanken. Letztendlich erreichten die Revolutionärinnen und Freiheitskämpfer ihre Ziele nicht, doch ein entscheidender Anfang war gemacht.Die Historikerin Alexandra Bleyer erzählt von der einzigartigen Dynamik dieses Revolutionsjahrs in ganz Europa. Neben den politischen Geschehnissen nimmt sie auch den bewegten Alltag in den Blick und begleitet eine Vielzahl von Personen durch diese bewegten Zeiten - von der Frauenrechtlerin Louise Otto-Peters über Verteidiger des Status quo wie Fürst Metternich bis hin zu Dichtern wie Johann Nestroy und der Tänzerin Lola Montez, die es als Revolutionsflüchtling in die USA verschlug. Eine atemberaubende Chronik, die die ganz besondere Aufbruchsstimmung jener Tage offenbart.
Autorenporträt
Alexandra Bleyer, geb. 1974, ist promovierte Historikerin und freie Autorin. Schwerpunkte ihrer wissenschaftlichen Arbeit sind das Zeitalter Napoleons und der Vormärz. Bei Reclam erschienen zuletzt »Napoleon. 100 Seiten« und »Propaganda. 100 Seiten«.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Der hier rezensierende Historiker Andreas Fahrmeir hält den Mix aus chronologischer Darstellung und "stringentem Zugriff" in Alexandra Bleyers Revolutionsgeschichte für gelungen. Dass Revolutionen entstehen, wenn wirtschaftliche Krisen, Regierungskrisen und eine revolutionsbereite Masse zusammentreffen, vermag die Autorin dem Rezensenten mit Blick auf 1848 zu vermitteln. Infokästen im Buch erleichtern die Lektüre, und Bleyer berücksichtigt die jüngere Forschung ab 2000 ebenso wie die vielfältigen Verläufe der Revolution und deren Ursachen, erklärt Fahrmeir.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.10.2022

Pläne für eine deutsche Republik

Erfolgreich scheitern: Alexandra Bleyer und Jörg Bong widmen sich der deutschen

Revolution von 1848.

Das nächste Jubiläum der Revolution von 1848/49 wirft seine Schatten voraus. Vor fünfundzwanzig Jahren erschienen bedeutende Lokal- und Regionalstudien, welche die sehr unterschiedlichen Dynamiken der Revolutionen zu erklären suchten und neben den seit Langem untersuchten Parlamentariern verstärkt Frauen, Soldaten, Arbeiterinnen und Arbeiter oder die Landbevölkerung in den Blick nahmen. Dazu kamen wichtige Biographien, vor allem von linken Liberalen und Demokraten. Es wurde üblicher, die deutsche Revolution in europäische Kontexte einzubetten, wenn auch gelegentlich mit harmonisierendem Grundton: Bundespräsident Roman Herzog sprach 1998 in der Paulskirche vom "Wind eines Wandels, der die Völker Europas nicht nur veränderte, sondern auch auf neue Weise miteinander verband". Das alles spielte sich vor einem Hintergrund ab, in dem die Erfahrung von 1989 die Einbettung der Revolution von 1848 in eine deutsche Freiheitsgeschichte erleichterte. Gleichwohl fürchtete Herzog angesichts hoher Arbeitslosigkeit und der Erfolge extremer Parteien auch damals eine "Abwendung vom demokratischen System insgesamt".

In den letzten fünfundzwanzig Jahren haben sich zumindest die historiographischen Perspektiven deutlich verschoben. Europa, wenn nicht die ganze Welt sind nun der übliche Bezugspunkt von Gesamtdarstellungen, was die Anforderungen an neue Geschichten "der" Revolution von 1848 deutlich erhöht hat. Alexandra Bleyers "1848" unternimmt den schwierigen Versuch einer neuen europäischen Revolutionsgeschichte auf gedrängtem Raum. Er gelingt hervorragend, da Bleyer eine im Kern chronologische Erzählung mit einem stringenten Zugriff verbindet, der wiederum eine elegante Komposition strukturiert, ohne sie zu dominieren.

Die Autorin geht von der Annahme aus, eine erfolgreiche Revolution entstehe durch das Zusammentreffen einer Wirtschaftskrise mit einer Legitimitätskrise der Regierungen und entschlossenen, umsturzbereiten Akteuren. Dieser Fokus erlaubt es, zu zeigen, wann, wo und wie diese drei Elemente zusammentrafen und wann einzelne von ihnen nicht mehr gegeben waren - etwa, weil die Legitimität neuer Regierungen ebenfalls bröckelte, zentrale Akteure durch Tod, Haft oder Exil abtraten oder sich die wirtschaftliche Lage verbesserte, etwa durch die früh durchgesetzte Bauernbefreiung.

Dabei wird einiges in gut ausgewählte Illustrationen oder graue Kästchen zu Personen, Ereignissen und Texten ausgelagert. Aber die zentrale Erzählung macht im Einklang mit der jüngeren Forschung plausibel, dass es nicht nur die Naivität der Parlamentarier oder die überlegenen Kräfte der Reaktion waren, welche den Verlauf der Revolution bestimmten. Vielmehr waren es die Herausforderungen der um dieselben Territorien konkurrierenden Nationalismen, die Schwierigkeiten neuer Regierungen bei der Erfüllung der an sie gerichteten Erwartungen, der allmähliche Sinneswandel politischer Parteien wie einzelner Akteure sowie das Verhalten der politisch weitgehend Unbeteiligten, denen ein besonders originelles Kapitel gewidmet ist, welche den Verlauf der Revolutionen bestimmten.

Das entspricht der Ambivalenz des Titels: Die Revolution ließ Biographien scheitern oder lenkte sie in gänzlich neue, erfolgreiche Bahnen, sie förderte Emanzipation oder Repression, auf sie konnte im Rückblick als Vorbild oder zur Abschreckung Bezug genommen werden. Sie war zweifellos ein epochales Ereignis, ist aber nicht leicht auf ein zentrales Narrativ zu reduzieren, sondern bietet viele Anknüpfungspunkte, die von der hohen Politik über Neujustierungen von Geschlechterrollen bis hin zur Klimakrise reichen.

Demgegenüber ist Jörg Bongs "Flamme der Freiheit" komplexer konzipiert, aber letztlich einfacher gestrickt. Es handelt sich um den ersten Band einer Trilogie zur Revolution von 1848/49; die beiden folgenden Teile sind für den Herbst 2023 angekündigt. Dieser Band behandelt die Ereignisse von der hier stark auf Paris zentrierten Vorgeschichte der deutschen Revolution bis zum 30. April 1848: Friedrich Hecker beginnt im Schweizer Exil seine Schrift "Die Erhebung des Volkes in Baden für die deutsche Republik im Frühjahr 1848". In dieser wie in anderen Szenen bedient sich Bong der Elemente eines historischen Romans (Hecker trinkt zwischen Textstellen Wein, wird durch eine schlagende Tür aufgeschreckt), um seine Geschichte, die teils von Tag zu Tag, teils in Rückblicken geschildert wird, plastisch werden zu lassen. Das gelingt sehr gut, die Offenheit vieler Situationen, vor allem der zentralen parlamentarischen Debatten in Karlsruhe, Heidelberg und Frankfurt, aber auch die rückblickende Selbststilisierung Bismarcks als möglicher Retter der preußischen Monarchie, der allein durch feige Generäle aufgehalten worden sei, wird mal mit zeitgenössischen, mal autobiographischen Quellen komponiert und dabei dramatisch zugespitzt, sodass die grundsätzlichen Konflikte hervortreten. Die Sympathie gilt dabei den Demokraten (im Sinne der damaligen Parteibezeichnung), deren Pläne für eine deutsche Republik durch übertriebenes Beharren auf prozeduralen Regeln in Parlamenten und militärische Repression zum Scheitern gebracht wurden.

Der Preis für diesen erzählerischen Erfolg ist, dass die Erzählung bei aller Kunstfertigkeit in mancherlei Hinsicht konventionell wirkt. Geschildert werden die Konflikte, welche unter Journalisten und Parlamentariern ausgetragen wurden. Hauptdarsteller sind neben Hecker bekannte Figuren wie Georg und Emma Herwegh, Gustav Struve und andere. Das Volk erscheint so, wie sie es sahen: als ziemlich homogener Akteur, dessen Interessen sie zu Recht vertraten. Eine solche Perspektive macht es einfacher, festzustellen, "der erste große europäische Kampf für moderne Demokratien" habe 1848 stattgefunden, aber sie vereinfacht auch stark. Dem entspricht, dass der Fokus bei Bong auf Quellen liegt (die Hecker-Biographin Sabine Freitag etwa wird an keiner Stelle erwähnt), während Bleyer vor allem auf nach 2000 erschienene Titel rekurriert. Welches dieser Narrative 2023 stärker aufgegriffen werden wird - und welche anderen hinzutreten - dürfte eine interessante Frage des kommenden Jubiläums sein. ANDREAS FAHRMEIR

Alexandra Bleyer: "1848". Erfolgsgeschichte einer gescheiterten Revolution.

Reclam Verlag, Ditzingen 2022. 336 S., Abb., geb., 26,- Euro.

Jörg Bong: "Die Flamme der Freiheit". Die deutsche Revolution 1848/1849.

Unter Mitwirkung von Simon Elson. Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 2022. 560 S., geb., 29,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Es gelingt hervorragend: eine im Kern chronologische Erzählung mit einem stringenten Zugriff, der wiederum eine elegante Komposition strukturiert, ohne sie zu dominieren.« Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.10.2022 »Alexandra Bleyers spannend geschriebene Gesamtdarstellung der 1848er-Revolution gewinnt ihre besondere Aktualität, wenn der Blick auf die neuen Gefährdungen fällt, denen die westlichen Demokratien ausgesetzt sind.« Frankfurter Rundschau, 18.10.2022 »Wer dieses Buch liest, erhält einen vorzüglichen Einblick in das revolutionäre Geschehen in Europa. [...] Informationen, Reflexionen, Wertungen - und all das lesefreundlich geschrieben, auf der Höhe der Forschung, ohne Fachjargon. Man spürt, warum die promovierte Historikerin als Journalistin, Schreibberaterin, Sachbuch- und Krimiautorin erfolgreich ist.« sehepunkte, Ausgabe 23 (2023), Nr. 1 »Autorin Alexandra Bleyer erobert mit ihrer Chronik die deutschen Leser - und sogar Bundespräsident Steinmeier lud die Historikerin aus Dank zu sich ein. In '1848' erzählt die Seebodenerin historisch fundiert und gleichzeitig mitreißend über die politischen Ereignisse vor 175 Jahren. Und in Deutschland sorgt das Buch seit Monaten für Furore.« Kronen Zeitung, 31.05.2023