Meinung:
2083, Zukunft, unzählige Verbote und Einschränkungen, sogar eine verbotene Liebe – der Klappentext klingt nach einer vielversprechenden Dystopie. Dazu das Flair von Gangstern, Mafia oder Prohibition. Perfekt!
So war es mir nicht möglich, an „Bitterzart“ vorbeizukommen.
Nach einem
verwirrenden Einstieg (die russisch (?) angehauchten Namen, die Dominanz von fremdländischen Begriffen…mehrMeinung:
2083, Zukunft, unzählige Verbote und Einschränkungen, sogar eine verbotene Liebe – der Klappentext klingt nach einer vielversprechenden Dystopie. Dazu das Flair von Gangstern, Mafia oder Prohibition. Perfekt!
So war es mir nicht möglich, an „Bitterzart“ vorbeizukommen.
Nach einem verwirrenden Einstieg (die russisch (?) angehauchten Namen, die Dominanz von fremdländischen Begriffen zur Erläuterung des Settings) trugen ihren Teil dazu bei - was aber sofort auffiel, war der besondere Stil der Autorin oder vielmehr die Perspektive:
Die Protagonistin Anya erzählt ihre Geschichte in Ich-Perspektive in Vergangenheitsform. WIE sie diese aber erzählt, ist so speziell, dass ich überlegen musste, an was dies denn liegt. Anfangs hatte ich das Gefühl, eine alte Anya sitzt in ihrem Sessel und erzählt aus ihrem Leben („damals, als ich 16 war“, „zu der Zeit, als…“). Dann wurde die Form greifbarer und ich fand mich praktisch in den Memoiren von ihr wieder: „Ich verzichte lieber darauf, eine lange Liste von Beleidigungen runterzutippen.“ (S.31)
Dieser Stil macht eindeutig das Besondere an dem Buch aus, trifft aber vermutlich nicht jedermanns Geschmack. Vieles wird dadurch vorweg genommen, was ich sehr schade fand.
Trotz der erwähnten Ich-Perspektive bekam ich keinen richtigen Draht zur Protagonistin Anya. [...]
Win war mir von der ersten Sekunde an sympathisch.[...]
Es gab keine wirklich emotionalen Momente, nicht das große Drama, das ich aufgrund des Klappentextes erwartet hatte. Die Beziehung war da. Punkt.
Genau wie diese Tatsache war auch vieles andere einfach da, wurde nicht erklärt, es gesellten sich zu meinen anfänglichen immer mehr Fragen, ein roter Faden war oftmals nicht ersichtlich.
Nichtsdestotrotz fand ich das Setting, das Frau Zevin erschaffen hat, fantastisch: Eine Welt ohne Schokolade, bzw. deren illegaler Beschaffung. Illegaler Kaffeekonsum in zwielichtigen „Mondscheincafés“, der oftmals zu folgenschweren Konsequenzen führt. Auch wenn ich nur einen Hauch „Mafia-Flair“ schnuppern durfte, gefiel mir die „Prohibitions-Atmosphäre“ sehr gut.
Gegen Ende hin hat sich das gesamte Niveau des Buches für mich verändert. Anya wirkt plötzlich stark und erwachsen, trifft „echte“ Entscheidungen und stellt sich Konsequenzen. Zu ihnen gehören Überlegungen über die Zukunft, die mich sehr neugierig machen.
Daher werde ich um „Zartherb“ nicht herum kommen.
Urteil:
„Bitterzart“ ist anders, „einzigartig“, genau wie es der Klappentext verspricht. Doch die hohen Erwartungen, die dieser heraufbeschwört, konnten meinem Empfinden nach nicht gehalten werden. „Bitterzart“ ist meiner Meinung nach KEINE Dystopie, lediglich die Jahreszahl deutet auf die Zukunft hin. Für mich hatte die Geschichte zu viele „Baustellen“, zu viele Dinge, die Frau Zevin uns mitteilen wollte, sodass der rote Faden beinahe verlorenging. Dennoch hat es mir Spaß gemacht, in Anyas Leben einzutauchen und ich hatte unterhaltsame Lesestunden, die mich auf jeden Fall neugierig auf mehr gemacht haben. Diese belohne ich mit sehr guten 3 Büchern.
Wer das Flair des Verbotenen liebt, sollte sich durchaus mit den Memoiren der Mafia-Tochter Anya auseinandersetzen. Lest in die Leseprobe – wenn sie euch überzeugt, gefällt euch auch der Rest.
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