Autor im Porträt
Sven Regener
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Zwischen Depression und Witzelsucht
Broschiertes Buch
Wenn sich einer der profiliertesten deutschsprachigen Autoren unserer Zeit mit dem Thema Humor in der Literatur auseinandersetzt, braucht er gute Gründe. Sven Regener hatte sie: Er war 2016 eingeladen, als Inhaber der Grimm-Professur der Universität Kassel eine Poetik-Vorlesung zu halten und er schlägt sich, seit er Romane veröffentlicht, damit herum, dass diese als witzig, komisch, humorvoll gelten, obwohl sie eigentlich traurige Geschichten erzählen von Leuten, die es im Leben nicht leicht haben und bei denen das Scheitern stets wahrscheinlicher ist als das Gelingen.
In Zwischen Depression und Witzelsucht geht deshalb Sven Regener der Sache auf den Grund und kommt zu verblüffenden, ihn selber erstaunenden Ergebnissen, macht sich auf zu einem Parforce-Ritt durch die Kunstgattungen, Stile und Methoden, untersucht das Wesen und das Verhältnis von Kunst, Gefühl und Humor zueinander und wirft dabei mit jeder Antwort zwei neue Fragen auf, ohne dass das von Schaden wäre.
Zwischen Depression und Witzelsucht ist ein großer Wurf, ein kühner Versuch über ein großes, fast unerforschtes Thema und wird, da kann man sicher sein, für Aufsehen sorgen.
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In Zwischen Depression und Witzelsucht geht deshalb Sven Regener der Sache auf den Grund und kommt zu verblüffenden, ihn selber erstaunenden Ergebnissen, macht sich auf zu einem Parforce-Ritt durch die Kunstgattungen, Stile und Methoden, untersucht das Wesen und das Verhältnis von Kunst, Gefühl und Humor zueinander und wirft dabei mit jeder Antwort zwei neue Fragen auf, ohne dass das von Schaden wäre.
Zwischen Depression und Witzelsucht ist ein großer Wurf, ein kühner Versuch über ein großes, fast unerforschtes Thema und wird, da kann man sicher sein, für Aufsehen sorgen.
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14,00 €
Glitterschnitter
Broschiertes Buch
Willkommen in der Welt von Glitterschnitter: ein großer, wilder Roman über Liebe, Freundschaft, Verrat, Kunst und Wahn in einer seltsamen Stadt in einer seltsamen Zeit.
Die Lage ist prekär: Charlie, Ferdi und Raimund wollen mit ihrer Band Glitterschnitter den Weg zum Ruhm beschreiten, aber es braucht mehr als eine Bohrmaschine, ein Schlagzeug und einen Synthie, um auf das Musikfestival Wall City Noise zu kommen. Wiemer will, dass H. R. ein Bild malt, aber der will lieber eine Ikea-Musterwohnung in seinem Zimmer aufbauen. Frank und Chrissie wollen die alte Trinkerstube Café Einfall zur kuchenbefeuerten Milchkaffeehölle umgestalten, aber Erwin will lieber einen temporären Schwangerentreff etablieren.
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Die Lage ist prekär: Charlie, Ferdi und Raimund wollen mit ihrer Band Glitterschnitter den Weg zum Ruhm beschreiten, aber es braucht mehr als eine Bohrmaschine, ein Schlagzeug und einen Synthie, um auf das Musikfestival Wall City Noise zu kommen. Wiemer will, dass H. R. ein Bild malt, aber der will lieber eine Ikea-Musterwohnung in seinem Zimmer aufbauen. Frank und Chrissie wollen die alte Trinkerstube Café Einfall zur kuchenbefeuerten Milchkaffeehölle umgestalten, aber Erwin will lieber einen temporären Schwangerentreff etablieren.
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15,00 €
© Charlotte Goltermann
Sven Regener
Autorenporträt - Sven RegenerNicht zuletzt durch erfolgreiche Verfilmungen bekannt geworden, haben Sven Regeners Bücher ihn gewissermaßen zum zweiten Mal zum Star gemacht. Seinem Dasein als Kultautor war bereits eine Karriere als Musiker vorausgegangen. Von 1985 an hatte er sich mit seiner Band Element of Crime ins Spitzenfeld deutschsprachiger Popbands vorgearbeitet, wurde als Sänger und Texter der Gruppe zu deren Herz und Seele.
Seinen ersten Bestseller landete Regener wesentlich später: 2001 erschien "Herr Lehmann", ein Kreuzberg-Roman, den er später zur Trilogie ausbaute. Für "Herr Lehmann" erhielt Regener den Internationalen Buchpreis "Corine", für sein Drehbuch zum gleichnamigen Film unter der Regie von Leander Haußmann den Deutschen Filmpreis in Gold. Selbst Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki überschüttete dieses Popliteraturwerk mit Lob.
Regeners Bücher spielen sämtlich im geteilten Deutschland, meist in der Mauerstadt Berlin. Sicher nicht zufällig, denn die deutsche Teilung, insbesondere in Form der Berliner Mauer, war prägend für ihn. Regener wurde 1961 in Bremen geboren, im selben Jahr, in dem die Mauer gebaut wurde. Er wuchs in Blockdiek und in der Neuen Vahr auf - in seinem Buch "Neue Vahr Süd" verarbeitet er dies - und landete nach einem in Hamburg begonnenen Musikwissenschaftsstudium 1982 in Berlin.
Hier in der Frontstadt geriet er in genau jenen schrägen und kreativen Kosmos hinein, dem er in seinen Büchern so gekonnt ein Denkmal setzt. Regener spielte in verschiedenen Bands, bis er schließlich mit Element of Crime durchstartete, während er sein Studium zugunsten eines Brotjobs als Musiker hinschmiss.
Heute gehört Regener zu den wenigen Menschen, die sich mit Fug und Recht Multitalent nennen dürfen. Es ist schwer zu sagen, ob er der bessere Musiker oder Autor ist. Die Tourneen mit Element of Crime sind genauso verlässlich ausverkauft, wie seine Bücher zu Bestsellern avancieren. Vor Kurzem ist die Verfilmung von"Magical Mysteryoder: Die Rückkehr des Karl Schmidt" in die Kinos gekommen und auch sein jüngster Wurf "Wiener Straße" ist filmreif. Auf jeden Fall scheint Regener keine kreative Pause zu benötigen.
Sven Regeners "Wiener Straße"
Ein Kreuzberg-Erinnerungsbuch voll grotesker Dialoge: Sven Regeners "Wiener Straße"
Seit 2001 "Herr Lehmann" erschien, der erste Teil einer Romantrilogie von Sven Regener, hat die Wiener Straße einen Ehrenplatz in der Kreuzberg-Literatur inne. Mit Regeners neuem Buch nun kommt sie ganz groß heraus und wird selbst zum Star: "Wiener Straße" huldigt erneut einem Westberliner Biotop, das einst seinen Nährboden in dem Kiez zwischen Görlitzer Bahnhof und Berliner Mauer fand.
Was für Berliner Pflanzen dort gedeihen konnten, wissen Regener-Fans. In dem Buch kehren viele Charaktere wieder, die man bereits aus dem Figurenkosmos seiner vorangegangenen Romane kennt, allen voran Herr Lehmann aus besagter Reihe. Der Roman setzt genau da ein, wo die Lehmann-Trilogie mit "Kleiner Bruder" aufgehört hatte. Gemeinsam mit dem schrägen Volk aus der Wiener Straße durchlebt der Leser einige weitere Tage im November des Jahres 1980.
Frank Lehmann hat dieses Mal eher eine Nebenrolle. Er zieht mit seinem besten Freund Karl Schmidt, dem Aktionskünstler H. R. Ledigt und der nervtötenden Chrissie direkt in die Wohnung über dem "Café Einfall", das von Chrissies…mehr
Seit 2001 "Herr Lehmann" erschien, der erste Teil einer Romantrilogie von Sven Regener, hat die Wiener Straße einen Ehrenplatz in der Kreuzberg-Literatur inne. Mit Regeners neuem Buch nun kommt sie ganz groß heraus und wird selbst zum Star: "Wiener Straße" huldigt erneut einem Westberliner Biotop, das einst seinen Nährboden in dem Kiez zwischen Görlitzer Bahnhof und Berliner Mauer fand.
Was für Berliner Pflanzen dort gedeihen konnten, wissen Regener-Fans. In dem Buch kehren viele Charaktere wieder, die man bereits aus dem Figurenkosmos seiner vorangegangenen Romane kennt, allen voran Herr Lehmann aus besagter Reihe. Der Roman setzt genau da ein, wo die Lehmann-Trilogie mit "Kleiner Bruder" aufgehört hatte. Gemeinsam mit dem schrägen Volk aus der Wiener Straße durchlebt der Leser einige weitere Tage im November des Jahres 1980.
Frank Lehmann hat dieses Mal eher eine Nebenrolle. Er zieht mit seinem besten Freund Karl Schmidt, dem Aktionskünstler H. R. Ledigt und der nervtötenden Chrissie direkt in die Wohnung über dem "Café Einfall", das von Chrissies…mehr
Ein Kreuzberg-Erinnerungsbuch voll grotesker Dialoge: Sven Regeners "Wiener Straße"
Seit 2001 "Herr Lehmann" erschien, der erste Teil einer Romantrilogie von Sven Regener, hat die Wiener Straße einen Ehrenplatz in der Kreuzberg-Literatur inne. Mit Regeners neuem Buch nun kommt sie ganz groß heraus und wird selbst zum Star: "Wiener Straße" huldigt erneut einem Westberliner Biotop, das einst seinen Nährboden in dem Kiez zwischen Görlitzer Bahnhof und Berliner Mauer fand.
Was für Berliner Pflanzen dort gedeihen konnten, wissen Regener-Fans. In dem Buch kehren viele Charaktere wieder, die man bereits aus dem Figurenkosmos seiner vorangegangenen Romane kennt, allen voran Herr Lehmann aus besagter Reihe. Der Roman setzt genau da ein, wo die Lehmann-Trilogie mit "Kleiner Bruder" aufgehört hatte. Gemeinsam mit dem schrägen Volk aus der Wiener Straße durchlebt der Leser einige weitere Tage im November des Jahres 1980.
Frank Lehmann hat dieses Mal eher eine Nebenrolle. Er zieht mit seinem besten Freund Karl Schmidt, dem Aktionskünstler H. R. Ledigt und der nervtötenden Chrissie direkt in die Wohnung über dem "Café Einfall", das von Chrissies Onkel, einem Exilschwaben, betrieben wird. Erwin Kächele ist so etwas wie Kneipenwirt und Herbergsvater in Personalunion; bei ihm trifft das Personal des Romans zusammen und wird nicht nur mit Bier, sondern auch mit Jobs, guten Ratschlägen oder einer Unterkunft versorgt.
Das Regener-Fans ebenfalls schon bekannte "Café Einfall" ist Dreh- und Angelpunkt des Buchs, Sammelbecken für all die Pfeifen, Freaks und spinnerten Lebenskünstler, die das Buch bevölkern. Sie haben wenig Arbeit und viel Zeit zum Quatschen; großen Raum nehmen in diesem Buch die Dialoge ein, mit denen Regener seine Figuren auf höchst unterhaltsame Weise plastisch werden lässt.
Zu denen gehören auch die Wiener Aktionskünstler P. Immel und Kacki, welche die Galerie ArschArt in einem Haus betreiben, das sie nur angeblich besetzt haben - weil das natürlich cooler und für avantgardistische Künstler wie sie standesgemäß ist. Herrlich die Szene, wie der selbst ernannte Kunstdiktator P. Immel ein paar missmutige Punks in einem Schutthaufen arrangiert, um dem ZDF schöne Bilder liefern zu können.
"Wiener Straße" ist nicht nach dem Prinzip einer stringenten Handlung aufgebaut. Vielmehr gibt es nach dem Vorbild einer Comedyserie diverse sich abwechselnde Erzählstränge, immer kurzweilig, doch an keine zwingende Dramaturgie gebunden. Am Ende läuft der Roman auf eine chaotische Ausstellungseröffnung hinaus, eine Kunstaktion, die von der Polizei gestürmt wird. Durch den Tränengasnebel wird Kettensägenkünstler H. R. Ledigt abgeführt, aber nicht, ohne noch fröhlich "Es lebe die Kunst" in die Kameras zu rufen.
Mit viel Zuneigung widmet sich Regener seinen Protagonisten. Auf der Suche nach einer verlorenen Zeit baut er einen Kosmos nach, der nur in diesem Winkel des ummauerten Westberlins existierte. Hier lebte eine Horde durchgeknallterLebenskünstler und dilettantischer Möchtegern-Künstler in ihrer eigenen Welt, in einem abgekapselten Raum voller Möglichkeiten, einem Labor für die schrägsten Lebensexperimente.
Mit seinen schrulligen Charaktertypen lässt Regener diese alternative Kreuzberger Szene wiederaufleben, die eine Keimzelle für den anhaltenden Berlin-Hype und seinen Subkulturmythos war. Mit sicherem Gespür für Timing, groteske Dialoge und grandiose Running Gags hat Regener ein großartiges Kreuzberg-Erinnerungsbuch und eine Milieustudie hochamüsanter Art geschrieben.
Seit 2001 "Herr Lehmann" erschien, der erste Teil einer Romantrilogie von Sven Regener, hat die Wiener Straße einen Ehrenplatz in der Kreuzberg-Literatur inne. Mit Regeners neuem Buch nun kommt sie ganz groß heraus und wird selbst zum Star: "Wiener Straße" huldigt erneut einem Westberliner Biotop, das einst seinen Nährboden in dem Kiez zwischen Görlitzer Bahnhof und Berliner Mauer fand.
Was für Berliner Pflanzen dort gedeihen konnten, wissen Regener-Fans. In dem Buch kehren viele Charaktere wieder, die man bereits aus dem Figurenkosmos seiner vorangegangenen Romane kennt, allen voran Herr Lehmann aus besagter Reihe. Der Roman setzt genau da ein, wo die Lehmann-Trilogie mit "Kleiner Bruder" aufgehört hatte. Gemeinsam mit dem schrägen Volk aus der Wiener Straße durchlebt der Leser einige weitere Tage im November des Jahres 1980.
Frank Lehmann hat dieses Mal eher eine Nebenrolle. Er zieht mit seinem besten Freund Karl Schmidt, dem Aktionskünstler H. R. Ledigt und der nervtötenden Chrissie direkt in die Wohnung über dem "Café Einfall", das von Chrissies Onkel, einem Exilschwaben, betrieben wird. Erwin Kächele ist so etwas wie Kneipenwirt und Herbergsvater in Personalunion; bei ihm trifft das Personal des Romans zusammen und wird nicht nur mit Bier, sondern auch mit Jobs, guten Ratschlägen oder einer Unterkunft versorgt.
Das Regener-Fans ebenfalls schon bekannte "Café Einfall" ist Dreh- und Angelpunkt des Buchs, Sammelbecken für all die Pfeifen, Freaks und spinnerten Lebenskünstler, die das Buch bevölkern. Sie haben wenig Arbeit und viel Zeit zum Quatschen; großen Raum nehmen in diesem Buch die Dialoge ein, mit denen Regener seine Figuren auf höchst unterhaltsame Weise plastisch werden lässt.
Zu denen gehören auch die Wiener Aktionskünstler P. Immel und Kacki, welche die Galerie ArschArt in einem Haus betreiben, das sie nur angeblich besetzt haben - weil das natürlich cooler und für avantgardistische Künstler wie sie standesgemäß ist. Herrlich die Szene, wie der selbst ernannte Kunstdiktator P. Immel ein paar missmutige Punks in einem Schutthaufen arrangiert, um dem ZDF schöne Bilder liefern zu können.
"Wiener Straße" ist nicht nach dem Prinzip einer stringenten Handlung aufgebaut. Vielmehr gibt es nach dem Vorbild einer Comedyserie diverse sich abwechselnde Erzählstränge, immer kurzweilig, doch an keine zwingende Dramaturgie gebunden. Am Ende läuft der Roman auf eine chaotische Ausstellungseröffnung hinaus, eine Kunstaktion, die von der Polizei gestürmt wird. Durch den Tränengasnebel wird Kettensägenkünstler H. R. Ledigt abgeführt, aber nicht, ohne noch fröhlich "Es lebe die Kunst" in die Kameras zu rufen.
Mit viel Zuneigung widmet sich Regener seinen Protagonisten. Auf der Suche nach einer verlorenen Zeit baut er einen Kosmos nach, der nur in diesem Winkel des ummauerten Westberlins existierte. Hier lebte eine Horde durchgeknallterLebenskünstler und dilettantischer Möchtegern-Künstler in ihrer eigenen Welt, in einem abgekapselten Raum voller Möglichkeiten, einem Labor für die schrägsten Lebensexperimente.
Mit seinen schrulligen Charaktertypen lässt Regener diese alternative Kreuzberger Szene wiederaufleben, die eine Keimzelle für den anhaltenden Berlin-Hype und seinen Subkulturmythos war. Mit sicherem Gespür für Timing, groteske Dialoge und grandiose Running Gags hat Regener ein großartiges Kreuzberg-Erinnerungsbuch und eine Milieustudie hochamüsanter Art geschrieben.
Kundenbewertungen
Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt
Dieses Buch ist m.E. sogar noch besser als Herr Lehmann; der Autor Sven Regener beschreibt in unfassbar launigen Dialogen und genaustens beobachteten Settings das soziale Miteinander der Drogenaussteiger-WG, des Kinderkurheims und des Tourlebens, und es fühlt sich so an, als sei man persönlich dabei. Die beschriebene Techno-Szene der 90er Jahre habe ich selbst nur aus der Ferne miterlebt, aber so, wie Regener alles auf den Punkt bringt, erkenne ich Vieles wieder - die teilweise bescheuerten Songnamen ("Hallo Hillu"), die Running Gags ("Der Hit mit der Flöte", eigentlich ein Saxophon, "Magical Mystery - ist das nicht eigentlich von den Beatles?"), das Verhalten und die Gespräche der Beteiligten und vor allem die Umschreibung der Musik. Alles in Allem geradezu eine wunderbare Sozial- und Zeitstudie.
Das Verblüffende an den Regener-Büchern ist, dass es immer um Charaktere geht, die man so oder so ähnlich auch schon mal erlebt hat oder kennt oder deren Verhaltensweisen und Denkweisen man sogar an sich selbst wieder erkennt. Ich habe Magical Mystery sehr genossen - das Buch war viel zu schnell "ausgelesen" - und freue mich jetzt schon auf den nächsten Regener-Roman.
Glitterschnitter
Ich könnte Sven Regener ewig lauschen
Frank Lehmann befindet sich nun seit drei Wochen in Berlin. Neben seinem Putzjob im Cafe Einfall, übernimmt er auch die ersten Schichten hinter dem Tresen. Charlie möchte mit seiner neuen Band Glitterschnitter auf der Wall City Noise spielen. H-R könnte auf der Wall City Noise ausstellen, wenn er bereit wäre, dafür ein Bild zu malen. Doch das will er zum Verdruss von Wiemer, seinem Manager, nicht. In der ArschArt-Galerie steuert alles auf eine Meuterei zu, denn Kacki fühlt sich von seinem besten Freund P. Immel hintergangen.
„Glitterschnitter“ führt den Erzählfaden aus der „Wiener Straße“ fort. Doch auch wer die Wiener Straße nicht gelesen oder gehört hat, kann der Erzählung gut folgen, wenn er sich auf die schrägen Charaktere und ihre wirren Gedankengänge einlässt.
Bereits zweimal hatte ich das Vergnügen, Sven Regener auf einer Lesung seines jeweils aktuellen Buches live zu erleben. Beide Male war ich hellauf begeistert, denn ich mag es, wie lebendig er liest. Und genau das kommt auch bei diesem Hörbuch rüber. Es ist einfach ein riesiges Vergnügen, dem Autor beim Lesen zu lauschen. Das könnte ich ewig. Dabei stört es mich überhaupt nicht, dass man deutlich merkt, dass da kein geschulter Hörbuchleser am Werk ist. Regner liest immer einen Tacken zu schnell und seine Herkunft hört man auch immer deutlich heraus.
Den Schreibstil von Sven Regener empfinde ich als schnoddrig und dadurch sehr lebendig. Tempo gewinnt die Geschichte noch mehr dadurch, dass das Buch zu weiten Teilen aus Dialogen bzw. Selbstgesprächen besteht. Die Figuren reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Das Buch ist humorvoll. Und auch dieser Erzählstil macht mir als Hörerin eine Menge Spaß. Dazu kommt, dass mir die Figuren so vertraut sind, dass ich den Eindruck habe, ich treffe alte Bekannte wieder und wir erinnern uns daran, wie es damals in den 80ern war in unseren Leben.
Gefehlt hat mir ein Spannungsbogen. Bei „Glitterschnitter“ hatte ich den Eindruck, dass ich an einem willkürlichen Punkt in das Geschehen eintauche und an einem ebenso willkürlichen Punkt die Geschichte wieder verlasse. Das ein oder andere Mal hatte ich beim Hören auch den Eindruck, allzu alltäglichen Geschehnissen zu lauschen, die im Grunde keine Erzählung wert sind. Wirklich gestört hat das nicht, dafür habe ich „Glitterschnitter“ einfach zu sehr genossen, aber es ist mir aufgefallen.
Besonders gut gefallen hat mir das Shakespeare-Battle zwischen Kacki und P. Immel. Die beiden versuchen ihre Diskussionen im Stile eines Werkes von Shakespeare auszutragen. Das ist einfach super und das Zuhören war die reine Freude für mich.
Fazit: Insgesamt hat mir das Hörbuch sehr gut gefallen. Sven Regener beim Lesen zuzuhören ist ein außerordentlicher Genuss, sodass kleine Schwächen in der Geschichte überdeckt werden. Lediglich auf einen deutlichen Spannungsbogen könnte er in Zukunft gerne achten.
Wiener Straße
Bewertung von Winfried Stanzick am 25.09.2017
Sven Regener, Wiener Straße, Galiani 2017, ISBN 978-3-86971-136-2
Nicht ganz chronologisch entführt Sven Regener in seinem neuen Roman den Leser seiner bisherigen Lehmann-Romane ins das Berlin im Jahr 1980. Frank Lehmann ist noch neu in Berlin, erinnert sich oft an seinen bisherigen Wohnort in der Neuen Vahr Süd. Irgendwie muss er sich durchschlagen und schließt sich einer verrückten Truppe an, die in der Zukunft sein Leben weiter beeinflussen wird.
Im Cafe Einfall in der Wiener Straße begegnen wir einer Gruppe von eigenwilligen Menschen und Charakteren, die Regener so überzeichnet, dass sich das Buch liest, wie man eine Sitcom anschaut. Man hört beim Lesen quasi die eingeblendeten Lacher. Die in der Nachbarschaft in einem besetzten Haus lebende Kunsttruppe ArschArt ist da keinen Deut besser. Ihr Boss P.Immel und der Aktionskünstler H.R. Ledigt halten, was ihre lustigen Namen versprechen.
Allesamt sind sie schräge Vögel, die sich in einer schrägen Welt zu behaupten wissen. Die permanent überzeichnete Sprache Regeners ist genauso derb, witzig und bizarr wie seine vielen beschriebenen seltsamen Protagonisten.
Das Buch stand auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2017 und hat es aber nicht auf die Shortlist geschafft. Vielleicht den Kritikern zu schräg ?
Der kleine Bruder / Frank Lehmann Trilogie Bd.3
Sven Regeners Held Frank Lehmann kommt 1980 mit seinem Freund Wolli nach Berlin. Doch lernt er er eine bemerkenswerte Welt kennen, die geprägt wird vor allem vom bierseligen Argumentieren, von Überzeugungen und Idealen, von politischen und künstlerischen Standpunkten, von Freunden und Verrätern, vom wilden Treiben in WG´s, in besetzten Häusern, in Künstlerkneipen. Frank irrt durchs geteilte dekadente Berlin-West, um schließlich seine großen Bruder Manni zu finden. Das alles wird mit soviel Witz und Ironie erzählt, dass es einem den Atem verschlägt.
Die Schnodder-Sprache und die skurrile Handlung begeistern alle, die jemals - ob in Berlin oder anderswo - studiert und sich gleichzeitig für die werktätige Bevölkerung interessiert haben. Intelligent und geistreich taucht der Leser ab in diese jugendliche Welt, deren Probleme und Problemchen so völlig anders sind als das, was heute Jugend so ausmacht. Achtung Warnung! Zu brave Kids kapieren das nicht!
Die Schnodder-Sprache und die skurrile Handlung begeistern alle, die jemals - ob in Berlin oder anderswo - studiert und sich gleichzeitig für die werktätige Bevölkerung interessiert haben. Intelligent und geistreich taucht der Leser ab in diese jugendliche Welt, deren Probleme und Problemchen so völlig anders sind als das, was heute Jugend so ausmacht. Achtung Warnung! Zu brave Kids kapieren das nicht!
Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt
Ich habe mich als Karl Schmidt trotz pseudographischer Ähnlichkeit in herzlicher Unvollkommenheit wiedergefunden und meine Frau hat selten so gelacht.
Leider habe ich den Film verpasst.
Zwischen Depression und Witzelsucht
Bewertung von Lianne am 03.08.2024
Sven Regener beleuchtet den Vunor in der Literautur, oft mit dem Blick auf seine eigenen Werke, die als humorvoll gelten, obwohl sie ernste Geschichten erzählen. Besonders interessant fand ich die Theorie der dreiteilung, die aber aus einer Laudatio stammen, die am Ende des Buches noch einmal in voller Länge zu finden ist. Leider wiederholt sich dadurch einiges in ganzen Passagen, dennoch eine sehr interessante Lektüre, die sicherlich auch for Schreibanfänger:innen oder Autor:innen vor der ersten Veröffentlichung sehr spannend ist, denn auch das Loslassen und die Machtlosigkeit der Interpretation durch andere ist hier ein Thema. Sehr lesenswert.
Der kleine Bruder / Frank Lehmann Trilogie Bd.3
Es geht um einen Mann, der seinen Bruder sucht, ihn aber nicht findet und seine "Freunde" wissen nichts. Also sucht Frank nicht, sondern beschließt bei den Freunden seines Bruders zu bleiben und taucht in das Nachtleben von Berlin ein...
Mir gefällt das Buch, weil es so geheimnisvoll ist. Ich empfehle es an ältere Menschen weiter.
Mir gefällt das Buch, weil es so geheimnisvoll ist. Ich empfehle es an ältere Menschen weiter.
Meine Jahre mit Hamburg-Heiner
Das liest man beim Dosenbier. Lakonisch, absurd,banal, ganz witzig, dabei viel Text fürs Geld und einige bewusst triste Fotos. Es ist ein erfrischend überflüssiges Buch...
- Gerade deshalb zu empfehlen!
Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt
Eine Reise durch ein Land im Umbruch
Als Karl Schmidt, Opfer eines depressiven Nervenzusammenbruchs am Tag der Maueröffnung, nach Jahren der Versenkung von alten Kumpels zufällig in Hamburg als Bewohner einer drogentherapeutischen Einrichtung wiedergefunden wird, ist das der Anfang einer seltsamen Zusammenarbeit: Die alten Freunde, mittlerweile zu Ruhm und Reichtum gelangt, wollen mit ihrem Plattenlabel auf einer Tour durch Deutschland den Rave der 90er Jahre mit dem Hippiegeist der 60er versöhnen und brauchen dazu einen, der immer nüchtern bleiben muss. Das kommt Karl Schmidt gerade recht, denn der hat keine Lust mehr, sich in einer Parallelwelt aus Drogen-WG, Hilfshausmeisterjob und gruppendynamischen Wochenendausflügen zu verschanzen.
Und so beginnt eine Reise durch ein Land und eine Zeit im Umbruch, unternommen von einer Handvoll Techno-Freaks, betreut von einem psychisch labilen Ex-Künstler, für den dies der Weg zurück in ein unabhängiges Leben sein soll.
Magical Mystery oder: Die Rückkehr des Karl Schmidt
Schräger Techno auf Droge
Anno 1994: Schräge Techno-Freaks reisen durch das wiedervereinigte Deutschland mit reichlich Drogen im Gepäck und coolen Sprüchen. Auch zwei Meerschweinchen namens Lolek und Bolek sind mit dabei. Werden sie die anstrengende DJ-Tournee überleben? Die gruppendynamischen Konflikte auf der Tour erzählt Kultautor Sven Regener ("Herr Lehmann") mit gewohnt trockenem Witz. Es wird nie langweilig! Und es ist schon komisch, wenn Leute sich unbedingt amüsieren wollen. Das kann ja irgendwie nix werden...
Nicht nur für Lehmann- bzw. Regener-Fans ist dieses hochkomische Werk ein Muss. Es könnte damals in der Spaßkultur tatsächlich so gewesen sein...
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