Zwei Menschen, Gruber, ein Banker, und Sarah, eine D-Jane. wie sie beide unterschiedlicher nicht sein könnten, begegnen einander unter ungewöhnlichen Umständen, kommen sich näher, entfernen sich wieder voneinander und bleiben sich schließlich näher, als sie ursprünglich gedacht hatten.
Der Roman
spielt in Wien und Berlin und auf für mich ungewohnt präsente Weise in der Gegenwart, wenn man das…mehrZwei Menschen, Gruber, ein Banker, und Sarah, eine D-Jane. wie sie beide unterschiedlicher nicht sein könnten, begegnen einander unter ungewöhnlichen Umständen, kommen sich näher, entfernen sich wieder voneinander und bleiben sich schließlich näher, als sie ursprünglich gedacht hatten.
Der Roman spielt in Wien und Berlin und auf für mich ungewohnt präsente Weise in der Gegenwart, wenn man das so sagen kann.
Er ist mit flotter Feder geschrieben, trifft Charaktere und Situationen knapp, gekonnt und schnörkellos und bedient sich mit großer Sicherheit der unterschiedlichen Sprachen und Denkweisen von Frauen und Männern, die fast wie Stimmen aus dem Off heraus erzählen.
Die Erzähler sind Gruber, selten seine Schwester Kathie, und dann Sarah. Und während Sarah ein eigenes „Ich“ hat, wird über Gruber berichtet, aber so nah an ihm dran, als spräche auch er selbst. Beide treffen sich gelegentlich in ihrem Erzählten.
Es gelingt der Autorin auf die vergnüglichste Weise, durch Rückblenden und Episoden den Erzähltext durch Aberwitziges oder Abscheuerregendes aufzubrechen, um Situationen zu erläutern oder exotische Verhaltensweisen darzustellen. – Diese Textstellen könnten „Kolumnen des Bizarren“ oder „Studien für Stillleben“ heißen.
Wie immer ist das Ruchlose natürlich interessanter als das Gute, und deshalb wirkt Gruber wesentlich mehrdimensionaler als Sarah. Sarah – vielleicht die Autorin selbst? – ist jemand, die sich und die Anderen behutsam sich vortastend begreifen will, die Gruber eher mit einer für mich nicht immer nachvollziehbaren, fast mütterlich freundlichen Nachsicht behandelt. Sie gleicht als Figur anfangs ein wenig einem Pastell, gewinnt jedoch in den letzten Kapiteln enorm an Farbe und Temperament, wenn wir sie bei dem Verlust des werdenden Kindes erleben.
Gruber hingegen platzt mitten hinein in die Geschichte als Perfektionist, Widerling und Alles-nur-nicht-sich-selbst-Verächter, „selbstbeobachtender Kontrollfreak“, den Willkür und Chaos, „aus dem Konzept werfen“, was er sehr „persönlich nimmt“. Der überzeugt ist, dass sein Leben durch „sein vorausschauendes Zupacken“ und seine immer wieder geübte „eklatante Selbstmitleidlosigkeit“ mit der gewohnten „Gruberschen Perfektion“ belohnt wird.
Er ist ständig auf der Flucht vor seinen Gefühlen, bläht sich auf, um sich mit lautem Krakeelen und Unflätigkeiten vor unguten Situationen zu schützen – und dann. Gruber, der plötzlich aus seiner Umlaufbahn um lieb gewordene Vorurteile, sexistische Sprüche und Männlichkeitswahn geworfen wird, als er heftig erkrankt. Dass er Sarah begegnet, ist sein Glück.