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4 Kundenbewertungen

Pam, Daniel und Joe sind die wahrscheinlich schlechteste Indie-Rock-Band auf der Lower East Side. Doch dann widerfahren ihnen zwei Wunder - eine Tochter für Pam und Daniel, eine überraschende Hit-Single für Joe. Zusammen kämpfen sich die drei durch die ausgehenden Neunziger, teilen sich ihre wachsenden Erfolge, arbeiten zusammen, um Joe zum Superstar zu machen und der kleinen Flora eine glückliche Kindheit zu bescheren. Doch am 11. September 2001 fällt der terroristische Angriff auf die Stadt mit einem vernichtenden persönlichen Verlust für das Trio zusammen. Danach wächst Flora in einer stark…mehr

Produktbeschreibung
Pam, Daniel und Joe sind die wahrscheinlich schlechteste Indie-Rock-Band auf der Lower East Side. Doch dann widerfahren ihnen zwei Wunder - eine Tochter für Pam und Daniel, eine überraschende Hit-Single für Joe. Zusammen kämpfen sich die drei durch die ausgehenden Neunziger, teilen sich ihre wachsenden Erfolge, arbeiten zusammen, um Joe zum Superstar zu machen und der kleinen Flora eine glückliche Kindheit zu bescheren. Doch am 11. September 2001 fällt der terroristische Angriff auf die Stadt mit einem vernichtenden persönlichen Verlust für das Trio zusammen.
Danach wächst Flora in einer stark veränderten, zunehmend gespannten politischen Großwetterlage heran. Sie beginnt sich für Umweltthemen zu engagieren und die sich weitende Kluft zwischen der politischen Klasse und dem einfachen Bürger zu überbrücken. Doch als das junge Jahrhundert mit der Kandidatur von Donald Trump eine weitere neue Bedrohung erfährt, sieht sich ihre Familie gezwungen, längst verloren geglaubte Kräfte zu mobilisieren.
"Das Hohe Lied" ist zugleich ein epischer, drei Generationen umspannender Familienroman, ein schonungsloses Gesellschaftsporträt der USA heute und, vor allem anderen, eine anrührende Beschwörung dessen, was im Menschen gut ist und ihn im Leben vorantreibt. Das Buch der Stunde, von einer der scharfsinnigsten US-Autorinnen der Gegenwart.
Autorenporträt
Nell Zink, 1964 in Kalifornien geboren, wuchs im ländlichen Virginia auf. Sie studierte am College of William and Mary Philosophie und wurde in Medienwissenschaft an der Universität Tübingen promoviert. Mit ihrem 2019 erschienenen Roman Virginia war sie für den National Book Award nominiert. Sie lebt in Bad Belzig, südlich von Berlin.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Nicht Spaß, sondern Erleuchtung verspricht Nell Zinks neuer Roman, versichert Rezensent Christoph Schröder, der das "Hohe Lied" auch als "Parodie" auf die Romane Sally Rooneys liest. Der Kritiker begleitet hier zunächst die drei Eighties-Hipster Pam, Joe und Daniel durch das New York der Achtziger und Neunziger inklusive Drogen, Partys und Musikkarrieren bis der elfte September dem hedonistischen Dasein der Freunde ein Ende setzt. Joe stirbt an einer Überdosis Heroin, Zink konzentriert sich von nun an auf Pam und Daniels Tochter Flora, die als Klimaschutzaktivistin und schließlich Wahlkämpferin in der Kampagne der grünen Präsidentschaftskandidatin Jill Stein den typischen Millennial repräsentiert, meint der Rezensent. Essayistische Passagen zum Zeitgeist der jeweiligen Epochen, Zinks Witz und ihre erkenntnisreichen Erklärungen für den Trump-Erfolg lassen den Kritiker eine klare Leseempfehlung aussprechen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.01.2021

Falscher Präsident
Clemens Berger holt Hilfe bei Reagans Doppelgänger

Welche Hoffnung vor der amerikanischen Präsidentenwahl im Sommer 2000 in der Luft lag, konnte man dieses Jahr in Nell Zinks großem Amerika-Roman "Das Hohe Lied" nachlesen, der eine Kulturgeschichte der vergangenen Jahrzehnte sehr anschaulich erzählt: nämlich die, dass mit dem grünen Kandidaten Ralph Nader in den Vereinigten Staaten endlich eine dritte Kraft an die Macht käme, die alles anders macht als die Republikaner und die Demokraten. Es kam bekanntlich nicht dazu. Und die Enttäuschung darüber, den Abstieg bis in die Gegenwart konnte man ebenfalls bei der gebürtigen Amerikanerin Zink nachlesen, die inzwischen in Deutschland lebt.

Wie es ganz anders hätte sein können, malt die aus Boston stammende Sandra Newman in ihrem Roman "Himmel" aus, der jüngst bei Matthes & Seitz auf Deutsch erschienen ist: In ebenjener Euphorie des neuen Jahrtausends scheint darin Amerikas erste grüne Präsidentin mit dem Nachnamen Chen an die Macht zu kommen, von einer spontanen Parade auf dem Broadway ist die Rede, an dem die Bürgermeisterin New Yorks in einem roten Ballkleid teilnimmt - leider aber stellt sich heraus, dass diese Ereignisse nur im vom Wahnsinn geschüttelten Kopf der Protagonistin Kate stattfinden, die glaubt, durch Zeitreisen in die elisabethanische Vergangenheit den Lauf der Welt verändern zu können. Aber das kann selbst die Liebe zu Shakespeare nicht, und deshalb kommt auch in diesem Roman, sehr zum Verdruss seines sonstigen Personals, Präsident Bush an die Macht.

Wenn die große kontrafaktische Geschichtserzählung also nicht mehr gelingt, was gelingt dann noch? Vielleicht die kleine, die einen wahren Kern hat und ihren Sinn eher in der Parodie sucht als in der Utopie. So ist es mit dem Roman "Der Präsident" des Österreichers Clemens Berger, der im Sommer im Residenz Verlag erschienen ist: Seine Fabel eines aus dem Burgenland stammenden Mannes, der als Doppelgänger von Ronald Reagan engagiert wurde, beruht auf einem historischen Vorbild namens Julius Koch. In Bergers Roman heißt der Mann allerdings Jay Immer, und im Unterschied zu Koch greift er im Buch etwas mehr in die Historie ein, als er es in Wirklichkeit getan hat.

Jay Immer gerät ungewollt an den Job als Präsidentendouble, weil seine Frau ihn bei einem Casting anmeldet - aber als er ihn hat, will er plötzlich mehr, als nur den Grüßaugust bei Hotdog-Wettessen oder Eröffnungen von Einkaufszentren zu spielen: "Auf einmal saß ihm der Schalk im Nacken." Also wird er zum Aktivisten, der in der Rolle des Präsidenten Begnadigungen ausspricht oder in einer Talkshow "Make Earth Green Again" ausruft, zusammen mit einem Gorbatschow-Doppelgänger ein "Wettrüsten um erneuerbare Energien" ausruft und selbst dann nicht abdanken will, als Ronald Reagan bereits abgedankt hat. Einen Gastauftritt hat in diesem Roman, der manchmal so klamaukig ist wie eine Filmkomödie von Dany Boon, auch Donald Trump, der den falschen Gorbatschow zunächst nicht erkennt.

Den Lauf der Geschichte im Großen und Ganzen zu ändern, traut sich diese Fabel nicht, aber zumindest die Blickrichtung zwischen Original und Doppelgänger, so wie einmal Jays Frau Lucy: "Sagen wir's anders, Schatz: Der Präsident der Vereinigten Staaten sieht wie ein burgenländischer Bauer aus."

JAN WIELE

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.11.2020

König
der Lügen
Nell Zinks erhellender
Roman „Das Hohe Lied“
Der neue Roman der amerikanischen Schriftstellerin Nell Zink ist ein Buch der Lügen und Enttäuschungen. Das beginnt gleich in der ersten Zeile: „Ohne dass es jemand wusste, litt Joe Harris Zeit seines Lebens an einem hochfunktionalen Williams-Syndrom.“ Einige typische Symptome dieser genetischen Erkrankung werden Joes Lebensweg entscheidend prägen: hohe Musikalität bei gleichzeitiger Lärmempfindlichkeit, Sprachgewandtheit und eine gewisse fehlende Distanz im sozialen Umgang.
Geradezu schnoddrig skizziert die 1964 in Kalifornien geborene, in Virginia aufgewachsene und seit 20 Jahren in Deutschland lebende Zink die Lebensläufe dreier Menschen, die sich im New York der 1980er-Jahre begegnen: Joe, geboren 1968 und Sohn eines renommierten Historikers, lernt durch Zufall die um ein Jahr jüngere Pam kennen, die im Alter von siebzehn Jahren den Rucksack packt und aus der Upper-Middle-Class-Hölle ihres Elternhauses in Washington D.C. flieht.
Aufgewachsen ist sie dort in einer Mischung aus distanzierter väterlicher Strenge und körperlicher Züchtigung durch die Mutter. Man muss sich das gut merken, denn rund 15 Jahre später nehmen Ginger und Edgar, Pams Eltern, nahezu bruchlos die Rolle der fürsorglichen Großeltern von Pams Tochter Flora ein.
Floras Vater Daniel wiederum führt ein Dasein als Eighties-Hipster. Nell Zink widmet der Spezies einen kurzen essayistischen Abriss, der, wie so vieles in diesem Roman, klug und zugleich amüsant ist. Joe, Pam und Daniel gründen eine Punkband und bemerken schnell, dass nur einer von ihnen über das Mittelmaß hinausragt: Joe.
Also verdingt Pam sich als Aushilfe in einer EDV-Beraterfirma, Daniel als Joes Agent; gemeinsam arbeiten sie an Joes musikalischer Karriere, und auf verschlungenen Wegen werden Joes exzentrische, weil schlagzeuglose Songs (Lärmempfindlichkeit!) mit ihren hart am Nonsens kratzenden Texten zu Hits. Joe ist ein Superstar mit dem Gemüt eines Kindes, aber mit ausgeprägter Libido.
1992 kommt Daniels und Pams Tochter Flora zur Welt und gerade als man sich fragt, ob Nell Zink ihre Feier des randständigen Hipstertums tatsächlich noch 300 Seiten weiterdrehen will, krachen die Flugzeuge am 11. September 2001 in die Türme des World Trade Center. Am selben Tag stirbt Joe, angeleitet von seiner drogen- und selbstsüchtigen Freundin, an einer Überdosis Heroin. Über Jahre hinweg werden Pam und Daniel, das ist die nächste Lüge, Flora verschweigen, unter welchen Umständen Joe ums Leben gekommen ist.
Und nun? Hat Zink die interessanteste Figur ihres Romans sterben lassen und das Zeitalter des Hedonismus mit einem Knall beendet. Was sich zunächst wie eine grobe erzählstrategische Fehlentscheidung ausnimmt, ist in Wahrheit die nächste Täuschung.
Zink verschiebt den Fokus von Daniel und Pam auf deren Tochter Flora, die nach 9/11 bei Pams Eltern in Washington D.C. untergebracht und auf eine Privatschule geschickt wird. Diese Flora ist von Zink auf geradezu perfide Weise vordergründig als Identifikationsfigur angelegt. Zum Leidwesen ihrer Eltern entscheidet sie sich für den Studiengang Umweltingenieurwesen, wird zur Klimaschutzaktivisten und engagiert sich als Hospitantin bei ökologischen Projekten in Afrika. „Ich will nicht mein Leben auf irgendwelche Sachen vergeuden, nur weil sie mir Spaß machen!“
Der Paradigmenwechsel, den Zink vornimmt, hat für den Spaß an der Lektüre kalkuliert retardierende Konsequenzen. Man hört fast das Kichern, mit dem Nell Zink „Das Hohe Lied“ via Floras Bewusstsein in die Diskurse des Millennial-Zeitgeists hineinführt. Im Mittelteil liest der Roman sich in seinen Denkfiguren wie eine Parodie auf die Romane Sally Rooneys. So wie die Erde für den Hedonismus der Spaßgenerationen büßt, büßen die Leser nun eben mit. Der Spaß ist aus. Das ist ästhetisch betrachtet nur konsequent und auch notwendig.
Die sorgfältig inszenierte Ödnis endet spätestens in dem Augenblick, in dem Flora nach ihrem Studienabschluss zum einen im Präsidentschaftswahlkampf in die Kampagne der grünen Kandidatin Jill Stein einsteigt und zum anderen kurze Zeit später den sinistren Politikberater und Spin Doctor Bull Gooch kennenlernt.
Irgendwann ist Trump, der Mann, der nur aus Lügen besteht, Präsident, und seine demagogischen Inszenierungen von Fake News auf den großen Bühnen geraten in Deckungsgleichheit mit den lange erprobten Verhaltensmustern in Floras Familie. Über vermeintlich diverse Prägungen, Klassenunterschiede, starre Überzeugungen und idealistische Weltrettungsfantasien hat Nell Zink ein erzählerisches Netz geworfen, das sie am Ende straff zuzieht. Trumps Erfolg erscheint nicht als Unfall, sondern als strukturell logische Konsequenz politischer Blasenbildung. Mit Trumps Abwahl ist diese Erkenntnis nicht obsolet geworden. Aus ihr heraus hat Nell Zink einen erhellenden Roman geschrieben.
CHRISTOPH SCHRÖDER
Nell Zink: Das Hohe Lied. Aus dem Englischen von Tobias Schnettler. Rowohlt Verlag, Hamburg 2020. 510 Seiten, 25 Euro.
Der Mittelteil des Romans
liest sich wie eine
Parodie auf Sally Rooney
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Nell Zink erweist sich einmal mehr als gewitzte Erzählerin, deren rasantes Tempo mit der Schlagfertigkeit ihrer Figuren korrespondiert. Tobias Lehmkuhl Die Zeit 20201112