Mit „Dichterliebe“ halte ich mein erstes Rezensionsexemplar von Buecher.de in den Händen. Das Cover lässt mich durch die Zweige mehrerer Bäume in einen strahlend blauen Himmel blicken. Es fühlt sich an wie Frühling und ich möchte dieses Buch mit dem vielversprechenden Titel sofort lesen. Zum Teil
spielt die Geschichte in Ostfriesland, was sie für mich als Ostfriesin natürlich noch interessanter…mehrMit „Dichterliebe“ halte ich mein erstes Rezensionsexemplar von Buecher.de in den Händen. Das Cover lässt mich durch die Zweige mehrerer Bäume in einen strahlend blauen Himmel blicken. Es fühlt sich an wie Frühling und ich möchte dieses Buch mit dem vielversprechenden Titel sofort lesen. Zum Teil spielt die Geschichte in Ostfriesland, was sie für mich als Ostfriesin natürlich noch interessanter macht. Doch bereits nach den ersten gelesenen Seiten folgt die Ernüchterung. Ich finde nur schwer in die Geschichte hinein. Der Lyriker Heinrich Steiger, genannt Henry, stammt aus der ehemaligen DDR. Als er nach der Wende im Jahr 1989 in den Westen kommt, muss er schnell begreifen, dass er an seinen Erfolg in der DDR nicht anknüpfen kann. Auf Stipendien angewiesen, lebt er nun in einer Künstlerenklave. Nach anfänglichen Vorurteilen seinerseits beginnt er sich für seine Kollegin, die „Westschnepfe“ Sidonie Fellgiebel, zu interessieren. Aber genau wie beim Schreiben, stellt sich nach seinen sehr unsicheren Versuchen, ihr seine Gefühle zu gestehen, kein rechter Erfolg ein.
Zu Henry kann ich während der ganzen Geschichte keine rechte Verbindung aufbauen. Sein Verhalten Frauen gegenüber ist mehr als fragwürdig und auch die Art und Weise, wie er sich von seinen Frauen trennt und ebenso das Verhältnis zu seinen Kindern, macht ihn mir als Charakter völlig unsympathisch. Vielleicht ist das auch der Grund, warum mich seine Geschichte einfach nicht berühren konnte. Mit Spannung hingegen habe ich die Geschichte seines Kollegen Sayed verfolgt, der arabischer Abstammung ist, und ein viel interessanteres und bewegteres Leben vorzuweisen hat. Im Grund genommen hat Henry mich zu Tode gelangweilt und mich mit seiner pessimistischen Art und seiner Selbstbemitleidung eher runtergezogen.
Als Sidonie und Henry dann zusammen ein Bankformular ausfüllen, haben sie mich in meinem Vorurteil bestätigt, dass die schreibende Zunft all das, was sie woanders lesen, erst zerpflücken und ins kleinste Detail diskutieren müssen. In diesem Fall sind sie nicht einmal in der Lage, ein formloses Schreiben aufzusetzen. Bereits bei der Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“ wirft Henry ein, dass diese pure Heuchelei sei: „Wir ehren die doch nicht, und schon gar nicht sehr!“ Und zweimal das Wort Konto in einem Satz geht schon mal gar nicht …
Ich finde es schade, nichts Positiveres über das Buch schreiben zu können. So hätte man mir als Kind die Literatur nicht nahe bringen dürfen, denn dann wäre Lesen sicherlich nicht mein Hobby geworden. Karaseks Worte, dass Petra Morsbach ein geradezu begnadetes Talent hat, menschliche Geschichten zu erzählen, ist eine große Ehre, die ich ihr auch von ganzem Herzen gönne. Es ist auch nicht so, dass ich nicht spüren kann, dass die Autorin all ihre Überzeugung in ihren Protagonisten gesteckt hat. Mich aber hat sie leider nicht überzeugen können, weil mir die Thematik einfach nicht lag. Ich sortiere das für mich in meine Abteilung „schwere Kost“ ein. Ich bin eigentlich kein Mensch, der mit Lyrik nichts anfangen kann. Aber Lyrik ist nicht gleich Lyrik und die Beispiele hier im Roman haben leider keinen Anklang bei mir gefunden. Man kann nicht jedes Buch gut finden, das ist mir klar. Aber in diesem Fall hätte ich mir gewünscht, dass es doch etwas mehr Anklang bei mir findet. Leider kann ich dieses Mal keine Empfehlung aussprechen.