Ein überaus lesenswertes Buch
Historiker Aram Mattioli hat die Geschichte der Ureinwohner Nordamerikas in einem lesenswerten Buch beschrieben. Er schildert das koloniale Unterdrückungssystem von der Ankunft der ersten europäischen Siedler bis zum endgültigen Niedergang der indianischen Stämme um
1900. Über 500 indigene Nationen lebten zwischen Pazifik und Atlantik - und von Vertreibung und…mehrEin überaus lesenswertes Buch
Historiker Aram Mattioli hat die Geschichte der Ureinwohner Nordamerikas in einem lesenswerten Buch beschrieben. Er schildert das koloniale Unterdrückungssystem von der Ankunft der ersten europäischen Siedler bis zum endgültigen Niedergang der indianischen Stämme um 1900. Über 500 indigene Nationen lebten zwischen Pazifik und Atlantik - und von Vertreibung und Ausrottung waren zunächst die Native Americans im Nordosten des Kontinents betroffen.
Verdrängung, Unterwerfung und Dezimierung waren die unvermeidliche Folge nach den ersten Kontakten mit den weißen Siedlern. Die Ureinwohner verloren ihre angestammten Lebensräume, und auch ihre politische Autonomie, begleitet vom Verlust der wirtschaftlichen Überlebensfähigkeit und kulturellen Selbstbestimmung.
Detailreich und gut recherchiert beschreibt der Autor beispielhaft das Schicksal einiger Indianerstämme in den unterschiedlichen Regionen. Er schildert, dass vor allem nach der Unabhängigkeit der USA vom britischen Mutterland die ständig wandernde Siedlungsgrenze zu endlosen Konflikten zwischen Weißen und Indianern geführt hat, die in aller Regel negativ für die Native Americans endeten.
Beschleunigt wurde der Untergang, als der 7. US-Präsident Andrew Jackson ins Weiße Haus einzog, für ihn waren Indianer eine minderwertige Rasse, deren Eliminierung er vorantreiben ließ.
Die immer weiter anschwellende Flut weißer Siedler führte dazu, dass die Regierung immer größere Gebiete “Indianer-frei” machen ließ. Ethnische Säuberungen wurde gesetzlich sanktioniert, was in der Zwangsumsiedlung der Indianer in Reservate mündete.
Viele Stämme wehrten sich mit militärischen Mitteln gegen die Landnahme der Weißen, bekannte Chiefs waren Sitting Bulls und Geronimo. Am Ende hatten sie der weißen Lawine nichts entgegenzusetzen, waren militärisch und technologisch hoffnungslos unterlegen. Krankheiten, die Ausrottung der Büffel und sonstiger Entzug der Nahrungsgrundlagen taten ein übriges. Einer der letzten Akte des Dramas war das Massaker der US-Kavallerie am Wounded Knee Creek.
Mattioli zeigt die Lebenslüge eines Staates, der Menschenrechte und individuelle Freiheit in seiner Verfassung verankert hat - und dessen Regierung dennoch einen gnadenlosen Genozid geduldet und teilweise sogar vorangetrieben hat. Ein ausgezeichnet recherchiertes und bei aller Wissenschaftlichkeit spannend geschriebenes Buch.