Dieses Buch hätte ein guter Artikel werden können
"Generation Doof" - der Titel springt ins Auge, das Covermotiv tut's ebenso. PISA-Blamage, Stefan-Raab-Erstwähler-Check und Prekariats-Debatte bilden den Nährboden, auf dem ein solches Werk wachsen und gedeihen kann, und neugierig, wie ich bin,
habe ich das Buch auf Verdacht gekauft. Die gute Botschaft: Der Schmöker lässt sich bequem an einem…mehrDieses Buch hätte ein guter Artikel werden können
"Generation Doof" - der Titel springt ins Auge, das Covermotiv tut's ebenso. PISA-Blamage, Stefan-Raab-Erstwähler-Check und Prekariats-Debatte bilden den Nährboden, auf dem ein solches Werk wachsen und gedeihen kann, und neugierig, wie ich bin, habe ich das Buch auf Verdacht gekauft. Die gute Botschaft: Der Schmöker lässt sich bequem an einem Wochenende durchlesen. Die schlechte Nachricht: "Generation Doof" ist weder die schaurig-schöne Anekdotensammlung, die man sich angesichts des Titels und des Klappentextes erhoffen könnte, noch ist es die wirklich fundierte Auseinandersetzung mit dem Thema, die ich mir als Alternative erhofft hätte.
Vielmehr ist "Generation Doof" eine oft unterhaltsame, noch viel öfter aber allzu oberflächliche Bestandsaufnahme, die zudem in weiten Teilen überflüssig ist. Über weite Strecken ist "Generation Doof" lediglich eine Zusammenschau dessen, was längst bekannt ist. Stoff für einen pointierten Artikel hätte das sicher noch allemal geboten - aber es musste ja gleich ein ganzes Buch werden. Was dabei herausgekommen ist, ist eine Mischung aus verspäteter Abrechnung mit der so genannten Spaßgesellschaft, Fin-de-siècle-hafter Dekadenz-Klage und voyeuristischer Nabelschau.
Spätestens ab der 150. Seite stößt zudem der manierierte Schreibstil auf. Ich vermute, dass die beiden Autoren eifrige Leser der Kolumnen von Oliver Kalkofe und große Bewunderer der "SPIEGEL"-eigenen Headline-Kultur sind: Kein noch so flaues Wortspiel wird ausgelassen, und im ganzen Buch gibt es kaum einen Abschnitt, der ganz frei von flapsigen Kalauern ist. Auf Dauer hemmt das den Lesefluss, und letztlich entsteht der Eindruck eines Buches, das gern schlauer und witziger wäre, als es ist.
Auch die Doofheit, die die Urheber (die selbst Teil der "Generation Doof" ist, die sie großzügig als Altersgruppe der 15-45-jährigen fassen) für sich selbst in Anspruch nehmen, wirkt da schnell wie Koketterie. Spätestens an dem Punkt, an dem die beiden dem Urheber eines Web-Postings mangelhafte Rechtschreib-Kenntnisse attestieren, geht der Schuss allerdings kräftig nach hinten los: Man muss vielleicht nicht doof sein, um nicht zu erkennen, dass es sich bei der zitierten Passage um durchaus orthographisch gut wiedergegebenes Schwyzerdüütsch handelt. Es zeugt aber von Ignoranz, wenn das ausgerechnet Zweien nicht aufzufallen scheint, die ihr Geld als Lektoren in einem Kölner Verlag verdienen.
Der Spassprediger meint:
Schlau betitelte, aber reichlich oberflächliche, triviale Bestandsaufnahme, die zusammenfasst, was wir alle längst geahnt haben. Der um Witzigkeit und Lässigkeit bemühte Stil des Buchs nervt auf Dauer, wirklich Neues habe ich "Generation Doof" nicht entnehmen können (aber vielleicht bin ich dafür ja auch einfach und quasi per definitionem zu doof ... ?) Fazit: Aus "Generation Doof" hätte ein prägnanter, pointierter Zeitschriften-Artikel werden können. Meine Bewertung für den wäre sicher besser ausgefallen.